[16+][Story] Source Wars [Eingestellt]

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

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DeiNaGoN
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Post by DeiNaGoN »

Und weiter geht's, obwohl ich befürchte, dass ich gegen den Hauptkritikpunkt zum letzten Teil nicht viel tun konnte.
Och, da bin ich gegenteiliger Meinung. Gerade der Teil, der nicht in der Vergangenheit spielte, ließ doch sehr tief in Barrett blicken. Der Mahagony-Zwischenfall scheint ihn ganz schön mitgenommen zu haben. Abgesehen von ein paar Fehlerchen wie vergessenen Wörtern usw eine sehr gute Fortsetzung, die wie üblich mit den hervorragenden Schlachtenbeschreibungen glänzt. (Auch wenn du's nicht übertreiben solltest - in Schlachten kann man sich schnell verzetteln, ohne dass die Haupthandlung vorangeht. Ich spreche leider aus Erfahrung :| )

Greetz, Dei
Ban
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Joined: Fri, 6. Jul 07, 18:57

Post by Ban »

Och, da bin ich gegenteiliger Meinung. Gerade der Teil, der nicht in der Vergangenheit spielte, ließ doch sehr tief in Barrett blicken. Der Mahagony-Zwischenfall scheint ihn ganz schön mitgenommen zu haben.
:) Und jep.

Abgesehen von ein paar Fehlerchen wie vergessenen Wörtern[/quote]
Korrigiert - Danke fürs Aufzeigen der Fehler.
eine sehr gute Fortsetzung, die wie üblich mit den hervorragenden Schlachtenbeschreibungen glänzt.
:) Danke.
(Auch wenn du's nicht übertreiben solltest - in Schlachten kann man sich schnell verzetteln, ohne dass die Haupthandlung vorangeht. Ich spreche leider aus Erfahrung
Ich denke, dass ich weiß, was du meinst, bin mir der Gefahr aber bewusst, nur sind die aktuellen Ausführungen im Sinne gewisser Folgewirkungen nötig.

Greetz Ban
Lordadmiral Atlan
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Joined: Thu, 18. Oct 07, 14:14

Post by Lordadmiral Atlan »

Es war, wie Dei bereits gesagt hat, eine sehr gute Fortsetzung.
Mal sehen wie das ganze mit der Fregatte und der Chronos weiter geht.
(Wie viele Chronos' gibt es jetzt eigentlich schon? :mrgreen:)

greetz Atlan
Sereneti
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Post by Sereneti »

suuper story *daumen nach oben*

super auch, das du bei deinen beschreibungen der Antimaterie-mengen keine genauen angaben machst, auser "wenig und viel".

So sind z.b. in meinen augen schon "ein parr mikrogramm" antimaterie viel....

wenn man sich anschaut, wieviel "bumms" bereits ein gramm Antimaterie erzeugt, wenn sie mit normaller materie in berührung kommt....
Ban
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Post by Ban »

@Atlan
Es war, wie Dei bereits gesagt hat, eine sehr gute Fortsetzung
Danke. :)
Mal sehen wie das ganze mit der Fregatte und der Chronos weiter geht.
(Wie viele Chronos' gibt es jetzt eigentlich schon?)
I have a plan.

@Sereneti
suuper story *daumen nach oben*
Danke. :) zum zweiten.
super auch, das du bei deinen beschreibungen der Antimaterie-mengen keine genauen angaben machst, auser "wenig und viel".
Ich fand es sehr schwierig, bei einem Material, das noch so unerforscht ist, wirklich konkrete Angaben zu machen und habe es daher bei relativ ungenauen Angaben belassen. Wobei ich dennoch sagen muss, dass es hier um Mengen gibt, die weit über Gramm und Mikrogramm liegen, weil die Schild- und Waffentechnik schon massive Fortschritte gemacht hat, so dass die Menge an Antimaterie, die für Waffen und Versorgung gebraucht ist, mitgewachsen ist. ;)

Greetz Ban
Sereneti
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x3ap

Post by Sereneti »

Ban wrote:
suuper story *daumen nach oben*
Danke. :) zum zweiten.
super auch, das du bei deinen beschreibungen der Antimaterie-mengen keine genauen angaben machst, auser "wenig und viel".
Ich fand es sehr schwierig, bei einem Material, das noch so unerforscht ist, wirklich konkrete Angaben zu machen und habe es daher bei relativ ungenauen Angaben belassen. Wobei ich dennoch sagen muss, dass es hier um Mengen gibt, die weit über Gramm und Mikrogramm liegen, weil die Schild- und Waffentechnik schon massive Fortschritte gemacht hat, so dass die Menge an Antimaterie, die für Waffen und Versorgung gebraucht ist, mitgewachsen ist. ;)

Greetz Ban
Sag ich doch :D

ne, aber im ernst:
Bleib bei "ungenauen" angaben, du würdest dich mit genauen angaben viel zu sehr festlegen...


(aber ein kllitzekleiner "schönheitsfehler" war drinne:

Den Schutzschild vom regierungsbunker hät ich persöhnlich ein parr sec länger durchhalten lassen, da das ja "immobile" agregatte sin, die auch dehmentsprechend "dicker" gebaut werden können....

Da das ergebniss an sich ja nicht verändert worden währe [obwohl du da ja auch schön wage geblieben bist] is das wie schin gesagt nurn Schöhnheitsmakel, )
Ban
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Joined: Fri, 6. Jul 07, 18:57

Post by Ban »

Bleib bei "ungenauen" angaben, du würdest dich mit genauen angaben viel zu sehr festlegen...
Das habe ich bei bestimmten Sachen auch vor, bei anderen brauche ich die Vergleichswerte, aber wirklich genaue Angaben sind wegen dem geringen Wissen über Antimaterie nicht möglich und das finde ich nicht gerade schade. ^^
Den Schutzschild vom regierungsbunker hät ich persöhnlich ein parr sec länger durchhalten lassen, da das ja "immobile" agregatte sin, die auch dehmentsprechend "dicker" gebaut werden können....
Stimmt, die Generatoren auf Stationen und Planeten kann man größer beziehungsweise leistungsstärker konstruieren, aber das Schild des Regierungsgebäudes ist ja faktisch schon die dritte Verteidigungslinie nach dem Planetenschild und dem Schild der Hauptstadt, darum ist das nicht so weit ausgebaut worden, zumal der Beschuss durch ein feindliches Schlachtschiff schon ziemlich heftig ist, vor allem bei technologischer Unterlegenheit.

Greetz Ban
Ban
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Joined: Fri, 6. Jul 07, 18:57

Post by Ban »

Und weiter geht es. Viel Spaß beim Lesen. :)


Der zweite traf das Heck des Schiffs und verbrannte dort einen Teil der Panzerung mit einem Raketengeschütz, das dort positioniert, wenn auch längst leer geschossen, war. Auf der Brücke leuchteten mehrere Alarmsignale auf, als weitere Schüsse in den Hauptrumpf einschlugen und die Aufbaut durchschlugen und vom Rumpf absprengten. Die Chronos wandte sich dem Feind gar nicht erst zu und eröffnete direkt mit allen verfügbaren Waffen das Feuer. Dem schloss sich die namenlose Fregatte an, während sie gleichzeitig versuchte, dem Beschuss weiter auszuweichen. Dies gelang auch, da sich das Feindschiff noch nicht nah genug an die terranischen Schiffe manövriert hatte. Daher flog auch die Chronos inzwischen wieder Ausweichmanöver, und beide versuchten mit aller Feuerkraft, den Feind auf Distanz zu halten. Der jedoch begriff seine taktische Situation und hielt daher mit hoher Kampfgeschwindigkeit auf die beschädigten Schiffe zu.
Was der Feind nicht oder nur nebenbei mitbekam war, dass die Schlacht aus Sicht der Republik schon verloren war. Von den eintausend Schiffen der Republik, die in die Schlacht gegangen waren, existierten inzwischen nur noch dreiundsiebzig. Die Hawk und die Allianz hingegen, die mit knapp elfhundert Schiffen den Kampf aufgenommen hatten, konnten noch auf geschätzte achthundertvierzig zurückgreifen. Aus der dreifachen Überlegenheit nach dem Überraschungsangriff hatte Hersbach durch konsequentes Handeln eine zehnfache geschaffen, die es ihr jetzt ermöglichte, die Schlacht zu beenden. Die verbliebenen Schiffe der Republik waren in dem Trümmerfeld um Mahagony verteilt und wurden bereits von Verbänden der Hawk und den wenigen verbliebenen Schiffen der Allianz verfolgt. Mit jeder Minute erloschen weitere Signale cingeanischer Schiffe, ohne dass der aktuelle Kommandeur den Rückzugsbefehl gab. Er konnte ihn auch gar nicht geben, denn die Störsignale der ersten Flotte der Hawk, die noch von den Trümmern unterstützt wurden, blockierten die Kommunikation der im Orbit verstreuten Schiffe. Das bedeutete, dass der Kommandeur vermutlich gar nicht wusste, dass er der Kommandeur war, und das wiederum verhieß das Fehlen jeglicher Koordination auf Seiten der Republik. Der Sieg der Hawk war sicher.
Auch die HCS Jack Horner selbst war auf Feindsuche und an Bord der schweren Fregatte glaubte man, das neue Führungsschiff des Feindes ausgemacht zu haben; eine ebenfalls schwere Fregatte, die sich gegenwärtig mit einer anderen Horner-II und einer Triest bekriegte. Um nicht vorzeitig entdeckt zu werden, hatte Annika, nachdem sie sich versichert hatte, dass keine anderen Feindschiffe in der Nähe waren, die Schiffssysteme runterfahren und das Schiff auf Notenergie schalten lassen. Die Horner glitt also durch das All und das auf einer knapp bemessenen und im Voraus berechneten Route durch die Trümmer. Bisher ging der Plan auf; weder hatten die Feinde sie entdeckt, noch hatten Trümmerstücke das Flaggschiff der ersten Flotte getroffen. Endlich kam der Kampf in Reichweite für die hoch auflösenden Kameras der Horner und versetzte die Brückenbesatzung in helle Aufregung. Angriffsvektoren wurden mitgeteilt, die Waffen vorjustiert und die Energieversorgung zum Neustart vorbereitet.
Annika sah über den Hauptmonitor zu, wie sich die drei Schiffe bekämpften, von denen eins zu ihrer Flotte gehörte, während die andere Horner-II zu den Verteidigern der Kolonie gehört haben musste. Die passiven Sensoren ihres Schiffs hatten die Kennungen der drei Schiffe schon vor Minuten empfangen und erkannt, trotz Notenergie. Der Kreuzer war die Chronos, eine vor zwei Jahren ihrer Flotte zugeteilte Einheit der Triest-Klasse, die bisher exzellente Statistiken aufzuweisen hatte. Dieses Mal hatte sich der Commander jedoch übernommen und sein Schiff einem zu großen Risiko ausgesetzt. Eigentlich hätte die Anwesenheit einer Horner ausgereicht, um das zu kompensieren, aber die namenlose Fregatte, mit der die Chronos zusammenarbeitete, war nicht annähernd einsatzbereit. Selbst mit den Aufnahmen aus der Distanz und den kaum arbeitenden Sensoren konnte man das erkennen; diese Fregatte hätte sich längst zurückziehen müssen, wenn ihre Befehle nicht gegenteilig gewesen wären. Annika schüttelte den Kopf. Mit so schwer beschädigten Schiffen hatte sie nicht gerechnet, aber als sie den Plan ausgearbeitet hatte, hatte man auch nicht damit gerechnet, dass es Schiffe der Verteidiger geschafft hatten, nicht vernichtet zu werden.
Doch die Fregatte schlug sich tapfer und da war sie nicht allein. Von den Schiffen, die ihre Flotte zu Beginn der finalen Phase der Rückeroberung verstärkt hatten, waren noch siebenundzwanzig übrig. Von vierzehn weiteren hatten die Besatzungen überlebt. Wenn man bedachte, wie angeschlagen diese Schiffe bei Kampfeintritt schon gewesen sein mussten, war das eine beeindruckende Leistung, geradezu ein Wunder. Dennoch trugen die Vorschäden Rechnung und von den überlebenden Schiffen waren nur noch neun im Kampfeinsatz; die meisten in den hinteren Reihen. Nur diese Fregatte vor ihren tat das nicht und kämpfte stattdessen an vorderster Front und das auch noch mit der Chronos, deren Commander ein sehr positives Verhältnis zum Risiko hatte, diplomatisch ausgedrückt. Ihr Blick schärfte sich, als ihre Jack Horner jene kritische Distanz erreichte, ab der selbst Trümmerstücke von den Kombattanten bemerkt werden würden. „Bereithalten.“
Die Mitglieder der Brückenbesatzungen bestätigten auf ihre Art; einige nickten, andere bestätigten mit ein oder zwei schnell gesprochenen Worten der Zustimmung, andere zeigten mit dem Daumen nach oben in ihre Richtung. Sie nickte und sah kurz zu, wie ihre Leute erneut Angriffsvektoren und Waffenausrichtungen kalibrierten, während andere Stationen die Reaktivierung der Schiffssysteme erwarteten. Ein letztes Durchatmen dann gab sie den erlösenden Befehl: „Reaktivierung der Schiffssysteme, alle Geschütze Feuerfreigabe, Raketen bereithalten.“
Der Boden der Brücke vibrierte, als sich die Reaktoren im Innern wieder aktivierten und gleichzeitig die Geschütztürme aktiviert und abgefeuert wurden. Die Kondensatoren hatten zwar entladen werden müssen, um die eigene Energiesignatur dämpfen zu können, aber eine kurzzeitige Überlastung der Reaktoren lieferte die nötige Energie, um die Waffen schnell zu einem akzeptablen Grad zu laden. Die rötlichen und grünlichen Strahlen, je nach Stärke der abgefeuerten PSE, vermischten sich mit den Schüssen aus den Projektilwaffen und jagten auf die feindliche Fregatte zu, deren Aufmerksamkeit auf die Chronos gerichtet war, die inzwischen durch einen glatten Durchschuss auch ihre Backbordtriebwerke verloren hatte und steuerlos abtrieb. Die andere Fregatte hatte inzwischen ebenfalls einen Durchschuss zu verzeichnen, der einen Teil ihres Bugs abgerissen hatte, dennoch schützte sie weiterhin die Chronos, indem sie das republikanische Kampfschiff umkreiste. Auf diese Weise vermieden sie weitere Treffer relativ effektiv, obwohl das nicht mehr lange reichen konnte.
Dafür war jedoch die Horner im Anflug. Die Geschützsalven schlugen gefächert in die Schilde der Fregatte Cingeas ein und blendeten die Sensoren für einen Augenblick. Annika entschied sich für die menschenfreundlichere Alternative. „Feuerfreigabe für die Raketen.“
Die Fregatte ging auf Distanz, während die Raketen anflogen und brachte sich hinter diesen in Position, um aus dieser Position ihre Partikelwaffen einzusetzen. Diese vermischten sich mit den Spuren und Signaturen der Raketen und ihrem Triebwerksleuchten und überdeckte diese. Auf dem temporären Flaggschiff des Feindes leitete man als Antwort lediglich ein Ausweichmanöver ein, um den Strahlenwaffen zu entgehen. Die abgefeuerten Raketen waren ob der geblendeten Sensoren und der ihre Signatur überdeckenden Laserwaffen nicht aufgefallen. Erst mit dem Einschlag oder Verfehlen der abgefeuerten Partikelwaffen wurden die Raketen sichtbar, jetzt waren sie aber bereits zu nah für eine Defensivmaßnahme und schlugen in die Schilde der Fregatte ein. Jetzt kombinierten die drei terranischen Schiffe ihre Feuerkraft und feuerten von drei Seiten jeweils auf einen Bereich des feindlichen Schilds.
Dieses kollabierte ob des Beschusses und die Verzerrung konnte nicht so schnell wieder etabliert werden, wie die Geschosse aus den Projektilwaffen der drei Kampfschiffe einschlugen. Die Panzerung der Fregatte riss an mehreren Stellen auf, an denen der Sauerstoff entwich. Aufgeplatzte, aber noch aktive, Energieleitungen verursachten zusammen mit den Explosivgeschossen einen Brand, der auch den entweichenden Sauerstoff entfachte und Flammen aus den aufgerissenen Sektionen trieb. Weitere Salven schlugen in die Panzerung und die bereits aufgebrochenen Bereiche ein und verstärkten die Brände im Innern, bis diese die Panzerung von innen aufplatzen ließen. Das Schiff der Republik erwiderte das Feuer und trennte das Heck der Chronos vom restlichen Schiff ab, als es ein letztes Mal seine Geschütze abfeuerte. Der Hals der namenlosen Fregatte wurde gestreift, aber nur die erste Panzerungsschicht vernichtet. Weitere Schüsse trafen das Schild der Jack Horner, konnten es jedoch nicht mehr durchdringen. Das folgende Kreuzfeuer der drei Schiffe zerfetzte im Gegenzug auch dieses Feindschiff.
Die bereits schwer angeschlagene Fregatte postierte sich derweil schräg nach hinten versetzt über der Chronos und gab dieser Deckung. Für Hersbach war das vielmehr eine Geste als wirkliche Hilfe, denn diese Fregatte konnte ebenfalls kaum noch etwas ausrichten. Doch gerade das machte diese Tat so außergewöhnlich und auffällig. Zwei schwer beschädigte Schiffe schützten sich gegenseitig, ohne dabei das eigene Überleben als Primärziel aufzufassen. Sie entschied sich, mit den jeweiligen Kommandeuren zu sprechen, als aus Richtung der Sensorenauswertung eine Warnung kam. Zwei feindliche Kreuzer versuchten, sich im Asteroidenfeld zu verstecken, und näherten sich dabei ihrer Position. Weder konnte sie die beiden Schiffe im Stich lassen, noch konnte sie den Feind entkommen lassen, also blieb ihr nur die Hoffnung, dass er von sich aus zu ihnen kam.
Die Kommandeure der beiden Kreuzer wussten, dass ihre Überlebenschancen gering waren, also konnte es nicht schaden, wenigstens noch ein paar Terraner mit in den Tod zu nehmen. Und diese Formation dreier Schiffe, von denen zwei auf einer Position verharrten und schwer beschädigt wirken, erschien da, ein lohnendes Ziel zu sein. Die Kreuzer luden ihre Waffen und hielten auf die Kampfschiffe Terras zu, während diese ihre Position hielten – leichte Beute.
Annika lächelte schwach, als sie endlich Kommunikation zu den beiden anderen Schiffen erhielt. Beide Brücken hatten durch Energieüberladungen wegen der schweren Schäden oder direkten Folgeschäden naher Einschläge etwas abbekommen und waren nicht mehr optimal besetzt. Die Brücke von Kampfschiffen wurde normalerweise in deren Innern gebaut oder zumindest nicht direkt an der Außenhülle und wurde aus diesem Grund nur selten und in besonders schweren Gefechten getroffen. Es war umso seltener, dass das Flaggschiff einer Flotte gleich mit zwei so schwer beschädigten Schiffen Kontakt hatte. Für Annika bedeutete der Anblick daher, dass ihr Plan, der so viel Wert darauf gelegt hatte, so wenig Eigenverluste wie möglich zu erleiden, doch nicht aufgegangen war – zumindest nicht im erforderlichen Maß. Dennoch hatte er funktioniert, irgendwie, denn ihre Verluste waren weitaus geringerer als die Statistiker der Hawk vermutet hatten. Aber das nicht gut genug – nicht gut genug für das, was ihnen wohl bevorstehen würde: die Allianz würde Rache wollen und als Instrument würden sie dafür die Hawk nutzen wollen. Wie es immer war.
„Alles andere später“, begann sie und brache die Situation auf den Punkt. „Die Jack Horner wird einen direkten Angriff fliegen und sich von den beiden Kreuzern in die Zange nehmen lassen. Sie werden sich aus diesem Gefecht heraushalten und erst eingreifen, wenn der Feind bereits mindestens die Hälfte seines Schilds verloren hat. Ansonsten kann für Ihre Sicherheit nicht garantiert werden.“
Der Captain der Chronos bestätigte grimmig und beendete die Kommunikation zum Flaggschiff. So war sein Admiral eben. Das würde er sicherlich nicht ändern können, außerdem war sein Schiff wahrlich nicht mehr einsatzbereit. Ein Schiff ohne Antrieb konnte nicht kämpfen und er hatte Glück, dass sie langsam unterwegs gewesen waren, so dass die Manövriertriebwerke die Triest schnell anhalten konnten. Dennoch hätte er sein Schiff lieber direkt an der Schlacht beteiligt; einer Anweisung Hersbachs widersetzte er sich aber doch nicht, zumindest nicht mit Ankündigung. Er ließ die Waffen seines Schiffs vorladen und die Energie für den Antrieb in die Schilde transferieren, welche aufflackerten, als sie durch die höhere Energiezufuhr auf niedrigem Niveau reaktiviert wurden.
Auf der Brücke der Horner herrschte eine geradezu gespenstische Ruhe, nachdem Admiral Hersbach ihre Befehle gegeben und die Kommunikation kurz danach beendet hatte. Die Blicke lasteten auf dem Commander, der das Schiff seit zwei Tagen kommandierte. Er fuhr sich durch sein militärisch kurzes, blondes Haar und setzte sich dann auf seinen Kommandostuhl. Sie waren also die Reserve, eigentlich gar nicht schlecht, wenn man die Schäden bedachte und vergaß, dass man gegen die Personen kämpfte, die die eigene Heimat vernichtet und viele Kameraden und Freunde und Verwandte getötet hatten. Es war inakzeptabel; daran konnte die Logik der Entscheidung nichts ändern. „Bereithalten, Waffen laden und Triebwerke zum Kaltstart vorbereiten.“
Barrett war zufrieden mit der Entscheidung und schloss die nötigen Vorbereitungen als erster ab. Wenn er mehr von diesen Mördern töten konnte, würde er nicht zögern – niemals!

Währenddessen näherte sich die Jack Horner den beiden Feindschiffen und schoss sich aus der Distanz auf diese ein. Die feindlichen Schiffe erwiderten das Feuer mir kurzer Verzögerung und nahmen die schwere Fregatte wie erwartet von beiden Seiten unter Beschuss. An den Flanken der Antriebssektion öffneten sich zeitgleich zwei große Schotten, die in vier im Grunde dreieckige Segmente aufgeteilt war, die in die Lager an den Flanken und der Ober- und Unterseite einfuhren. Sie überlappten einander an den Schnittstellen, um so die Stabilität zu erhöhen. Hinter den Schotten verbargen sich die Lagerräume der Waffenplattformen und der Minen. Erstere wurden jetzt ins All entlassen, auch wenn dem Kampfschiff der Hawk nur noch zwanzig Plattformen geblieben waren.
Die automatisierten Geschütze wurden von der Brücke aus gesteuert und visierten sofort die beiden Kreuzer an, wobei sie innerhalb der verglichen mit den Schilden der Plattformen wesentlich stärkeren Schilde der Fregatte blieben. Damit dieser Faktor erhalten bliebt, verlangsamte die Horner dann auch noch und machte sich scheinbar zum Zielobjekt der Republikaner. Die Kreuzer rochen die Beute förmlich und schossen sich auf die Fregatte ein, die nur mit ihren eigenen Waffensystemen das Feuer erwiderte. Ihre Schilde sanken auf vierzig Prozent, doch Annika wartete noch ab. Dann zogen die Kreuzer am Bug der Horner vorbei und feuerten aus der Nähe auf die Schilde ihres Schiffs. Ein kurzer Befehl genügte und die Waffenplattformen, deren Feuerleitsysteme mit den Schildkonfigurationsprogrammen verbunden waren, um die Schilde exakt im richtigen Moment zu öffnen, spieen ihre Ladung auf die vorbeiziehenden Kreuzer.
Die Schilde der Kreuzer nahmen empfindlichen Schaden, was der Chronos und der namenlosen Fregatte genügte, das Feuer zu eröffnen. Zusammen mit den Waffen der Horner und den Plattformen überlasteten sie das Schild schlussendlich auch und die Horner wurde von den Explosionen der Kreuzer eingehüllt. Ihr Schild kollabierte wegen der bei der Reaktion der Antimaterie der Tanks mit der Materie, aus der die Tanks waren, freigesetzten Energie. Die erste Panzerungsschicht wurde an beiden Flanken versengt und aus dem leicht metallischen Glanz wurde ein Schwarz, das sich kaum noch vom All abhob. Untrügliches Zeichen für ein Schiff, das schwere Schlachten überstanden hatte. Die Waffenplattformen wurden bei der Explosion allesamt vernichtet. Nein, so hatte sie das nicht wirklich geplant, aber es war nicht wirklich schlimm, denn abgesehen von der Verfärbung hatte ihr Schiff nichts abbekommen und die beiden anderen Schiffe waren komplett unbeschadet davon gekommen. Also war das ein Sieg und zwar der endgültige, wie sie noch im selben Moment erfuhr. Ihre Flotte hatten die letzten Feindverbände aufgerieben; Mahagony war befreit.
„Captain, Commander, das nächste Mal warten Sie auf den Feuerbefehl“, ermahnte Annika die Befehlshaber an Bord der beschützten Schiffe, nachdem ihr Kommunikationsoffizier die entsprechende Verbindung hergestellt hatte.
„Die Schilde des einen Kreuzers waren zu dem Zeitpunkt auf siebenundvierzig Prozent. Ich sah das als Freigabe an“, rechtfertigte sich der Captain der Chronos. Der Befehlshaber der namenlosen Horner-II nickte.
„Das glauben Sie sich doch selbst nicht. Wie auch immer. Wir haben gewonnen, Mahagony ist von den Feindverbänden befreit. Und eine Ruine ohne Leben. Die Hawk wird den Vorschlag machen, aus Mahagony ein Mahnmal für die möglichen Folgen des Krieges zu machen. Alle Überlebenden dieses Wahnsinns werden befördert und versetzt. Die Schiffe, die die beiden Schlachten in diesem System überlebt haben, werden sich für einen längeren Zeitraum in der Werft aufhalten müssen. Einige der Schiffe werden nicht mehr repariert werden können, da sie zu große Schäden davon getragen haben und ein Ausschlachten daher sinnvoller ist.
Die Chronos wird ebenfalls zur Werft beordert und dort eventuell repariert werden. Wenn ich mir die Schäden ansehe, würde ich das aber nicht voraussetzen. Die Crew wird versetzt und das Schiff einer neuen Einheit zugeteilt, wenn es denn instand gesetzt wird.“
Der Captain der Chronos nickte. Er hatte bereits gewusst, dass das passieren würde, und sich damit abgefunden, dennoch verließ er den schweren Kreuzer nicht gerne. Immerhin hatte er fast seine gesamte Zeit als Offizier auf dem Kreuzer verbracht; es war seine erste Stationierung gewesen und man hatte ihn trotz aller Beförderungen nicht mehr von dem Schiff versetzt. Gerne hätte er bis zu seinem Tod auf dem Schiff gedient, aber es hatte halt nicht sein sollen. Er bestätigte und ließ sein Schiff zur Rückkehr in die heimischen Werften über Hawk Prime vorbereiten. Dort würde er es ein für alle Mal verlassen und die Ingenieure der Werft würden entscheiden, was mit der Chronos geschehen würde. Sie würden noch einmal vor ihr Aufstellung nehmen und sich in Aufstellung und salutierend von ihrem Schiff verabschieden, entschied er, als ein Großraumtransporter in der Nähe auftauchte und den Hauptrumpf des Kreuzers in sich aufnahm, um dann zu springen.
„Nun zu Ihnen, Commander. Es kann nicht sein, dass ein nahezu fertiges Schiff noch keinen Namen hatte, und selbst wenn, kann das nicht so bleiben.“
„Dennoch ist es so; dieses Schiff sollte binnen der nächsten zwei Wochen in Dienst gestellt werden, aber die Namensgebung sollte dem Kommandeur der entsprechenden Einheit zufallen.“
„Die Schlacht ist beendet, also habe ich die Zeit, mir Ihr Schiff persönlich anzusehen und dann zu entscheiden, was geschehen wird.“
„Ich … Aye, Sir.“
Kurz darauf dockten die nahezu unbeschädigte Jack Horner und die schwer beschädigte und noch immer namenlose Fregatte des Horner-II-Typs aneinander. Annika ging über die Schleuse von der Antriebssektion ihres Schiffs an Bord der namenlosen Fregatte. Sie blieb im Schleusengang kurz stehen und besah durch die durchsichtigen Außenwände der Schleuse die Panzerung der beiden Schiffe. Während an ihrem Schiff außer einer Verfärbung ins Schwarze und ein paar kleineren Furchen nichts zu erkennen war, war die Außenhülle der anderen Fregatte von einer Unzahl an Furchen, Rissen und Kratern zernarbt. An vielen Stellen fehlten beide Panzerungsschichten und es war die eigentliche Außenhülle, die auffällig viele Risse zeigte, welche vielleicht sogar bis ins Innere reichten und somit die Sektionen dahinter entlüftet hatten.
Das Schiff war ein Wrack, daran hatte sie kaum Zweifel, dennoch würde sie eine Verschrottung nicht genehmigen. Bei einem schweren Kreuzer war das eine Sache; die waren Massenware und konnten schnell ersetzt werden. Schwere Freagatten brauchten in der Konstruktion länger, obwohl die Reparatur dieses Schiffs wohl nicht viel schneller vonstatten gehen würde als der Neubau. Dennoch – dieses Schiff hatte sich wirklich sehr gut geschlagen und es war die einzige überlebende Fregatte. Das mochte daran liegen, dass die schweren Schiffe die Primärziele eines jeden Angriffs waren, oder daran, dass es nur wenige Fregatten waren, die überhaupt geflohen waren. In jedem Fall blieb es eine erstaunliche Leistung und qualifizierte das Schiff für ihre Idee. Zumal eine Fregatte der Horner-II-Klasse dafür ihres Erachtens ohnehin am besten geeignet war, immerhin war das die neustes Schiffsklasse der Hawk und der Allianz. Sie hatte die höchsten Überlebenschancen und einen legendären Ruf zu erfüllen. Dieses Schiff konnte damit anfangen.
Sie verließ den Schleusengang und ging zur Brücke der schweren Fregatte. Auf dem Weg salutierte jeder, der ihr begegnete – sie erwiderte müde jedes Mal und verfluchte ihre Bekanntheit. Warum musste sie auch der berühmteste Admiral der Flotte ein? Dabei waren die Siege immer jedem Offizier jedes Schiffs zuzuschreiben und nicht nur dem Kommandeur. Andererseits arbeitete jeder Soldat hart, aber es waren stets die Kommandeure, die entschieden und diese Entscheidungen am Ende rechtfertigen mussten. Jeder machte seine Arbeit und die Öffentlichkeit und die Verantwortung gehörten den Führungsoffizieren – das war Teil ihrer Verantwortung und Pflicht. Sie schweifte ab. Es gab einen einfachen Grund für ihre Bekanntheit: sie kommandierte die erste Flotte der Hawk und ihre Statistik gab nur Siege her, bis auf ein Unentschieden über dem Epsilon-4 Außenposten der Hawk. Den Ruhm brauchte sie deswegen noch lange nicht. Sie hasste ihn, er brachte nur Ärger und Verzögerungen mit sich.
Dann erreichte sie die Brücke der Fregatte. Wie auch die Gänge spiegelte sie den Zustand des Schiffes wieder. Überall lagen Splitter und Teile der Wand- und Deckenverkleidung auf dem Boden. Kabel hingen aus Decken und Wänden und waren nur provisorisch repariert wurden. Konsolen waren geborsten und getrocknetes Blut bedeckte Teile des Bodens. Auf den Gängen hatte sie all dies weniger gewundert als im Kontrollrau, Dieses Schiff musste schon vor der Schlacht mit ihrer Flotte schlecht ausgesehen haben, ansonsten hätte man wenigstens die Brücke in einen so annehmbaren Zustand versetzt, dass sie halbwegs sicher war. So war die Brückencrew von Überladungen und labilen Teilen der Decke gefährdet. Diese Fregatte war ein Mahnmal wie der Planet, über dem sie gebaut worden war, und das bliebe sie auch, wenn man sie reparieren und mit einer neuen Besatzung versehen würde. Die Aufnahmen der internen Sensoren würden auf ewig daran erinnern und in all den Universitäten, Schulen und Bibliotheken verfügbar sein. Und dieses Schiff sollte zusätzlich daran erinnern.
„Admiral an Deck“, kam es von einer Konsole und die gesamte Crew stand auf und salutierte. Sie erwiderte müde und befahl, der Crew sich wieder zu setzen, immerhin sei sie auch nur ein Offizier und jeder von ihnen sicherlich geschwächt ob der zurückliegenden Ereignisse. Es war nicht nötig, aufzustehen und in militärischem Drill mit dem Gesicht zu ihr verkrampft stehen zu bleiben. All diese Disziplin sollte doch nur Respekt vor den Befehlshabern und ihren Befehlen vermitteln und keine sinnlose Tortur und Formsache sein.
„Sie und dieses Schiff haben heute eine exzellente Leistung abgeliefert. Ich würde Ihnen allen – und auch allen anderen Überlebenden dieses Massakers – sofort einen Orden geben, aber dazu bin ich nicht befugt. Allerdings werde ich dem Oberkommando der Hawk und dem Ihren diese Bitte vortragen, wobei ich davon ausgehe, dass man Ihnen das gewähren wird. Wie bereits erwähnt werden Sie darüber hinaus befördert werden. Viel mehr kann ich im militärischen Sinne nicht tun. Nur eine Sache halte ich für dringend notwendig: Dieses Schiff braucht einen Namen! Und jeder von Ihnen soll sich auf ewig daran erinnern und auch Ihre Akte soll auf ewig daran erinnern, dass Sie auf diesem Schiff in dieser Zeit gedient haben. Dieses Schiff soll an das Massaker hier erinnern und uns mit allen Aufnahmen aus der Schlacht als Mahnmal dienen.
In diesem Sinne taufe ich dieses Schiff auf den Namen ‚Mahagony’!“
Auf der Brücke herrschte eisiges Schweigen und die Blicke lasteten schwer und ungläubig auf dem Admiral. Ihre Beförderung, ein Orden – das interessierte die Überlebenden, die so viel verloren hatten, nicht. Ein Mahnmal für die Gefallenen und die hier geschehenen Verbrechen war ihnen wesentlich wichtiger und es bedeutete ihnen viel, dass die Hawk das erreichen wollte. Aber dass sie Teil dieses Mahnmals werden sollten, eines Mahnmals, das aktiv in der Flotte bleiben würde, das vielen Crews als Stationierung und Waffe dienen sollte, dessen Aufnahmen Milliarden an diesen Wahnsinn, den sie, die Crew der Mahagony, miterlebt hatten, erinnern sollten, das bedeutete ihnen mehr, viel mehr! Der Name „Mahagony“ stand für sie bisher für eine Kolonie, doch die war vernichtet und der Name würde auf ewig für diese Vernichtung stehen. Gleichzeitig aber gäbe es ein Kriegsschiff, das auf den Missionen, die ihm bevorstanden, immer an die Gründe erinnern würde, wegen der sie kämpften. Ein Schiff, dessen bloße Existenz all das zeigte, wofür sie in das Militär gegangen waren, nämlich die Tatsache, dass die Zivilisten ohne ausreichenden militärischen Schutz zur Beute der Feinde würden.
Applaus brandete auf und sie konnte in einigen Gesichtern Tränen erkennen, die die jeweiligen Personen schnell hinweg wischten. Sie lächelte und genoss diesen Moment, in dem die Brückenbesatzung sich auf eine gewisse Art und Weise darüber freute, Teil eines Mahnmals zu werden. Denn das könnte man ihnen nie wieder nehmen. Es würde sie unsterblich machen und mit ihnen den Grund ihres Kampfes. Ohne zu fragen, wusste sie bereits jetzt, dass keiner der Anwesenden aus dem Militär austreten würde – und sie würde Recht behalten.
Auch Andrew war von ihrer Rede angetan und applaudierte dem höchsten Offizier der Hawk und irgendwo auch der Crew der Mahagony, also sich selbst, zu der er in diesem traurigen und doch wundervollen Moment gehörte. Sein Lebensweg stand fest; er würde beim Militär bleiben und sich bemühen, sobald wie möglich in den aktiven Dienst in der Raumflotte der Allianz versetzt zu werden. Viel lieber würde er auf der Mahagony, wie dieses Schiff, auf dem er die Gefallenen gerächt hatte, nun hieß, bleiben, doch war ihm klar, dass die Reparatur lange dauern würde, wenn sie denn überhaupt gemacht wurde. Schließlich war das Schiff dafür eigentlich zu schwer beschädigt, als sich die Frage drohte, in seinem Verstand einzunisten, fragte er nach. Annika Hersbach drehte sich zu dem Lieutenant, der nicht einmal annähernd halb so alt war wie sie, und gab ihm eine unmissverständliche Antwort: „Ja, sie wird repariert werden.“
Was ihn daran verwunderte, war nicht die Aussage, sondern die Art, auf die sie antwortete. Er konnte weder in der Gestik noch der Mimik noch der Aussprache irgendeine Veränderung zu der Art erkennen, in der sie mit den Kommandeuren der Chronos und der Mahagony zuvor gesprochen hatte. Dabei war er ein gerade einmal zwanzig Jahre alter Nachwuchsoffizier niederen Ranges. Eigentlich sprach man mit solchen Leuten immer in einem respektloseren Ton, selbst wenn das nur unterbewusst geschah. Bei ihr war davon keine Spur und das verwunderte ihn – und beeindruckte ihn noch viel mehr.

Andrew salutierte inzwischen vor dem Bild der HCS Jack Horner, welches aus den Kameras der Mahagony stammte. Es wurde in dem Moment aufgenommen, in dem die Horner in die Schlacht zwischen der Mahagony, der Chronos und der feindlichen Fregatte eingegriffen hatte. Es zeigte das Schiff kurz nach dem Abfeuern seiner Waffen, umgeben von den Trümmern und in voller Angriffsfahrt, dabei noch völlig unbeschädigt. Der beeindruckende Auftritt damals war ihre Rettung gewesen und die Erinnerung an ihn, dieses ehrenhafte Schiff und den noch ehrenhafteren Kommandeur dieses Schiffs waren der Grund dafür, dass dieses Bild, diese Momentaufnahme der Schlacht nach einem Massaker, in seinem Quartier hing. Das Typschiff der Horner-II-Klasse war nicht wirklich alt geworden und es war wohl das kurzlebigste Flaggschiff aller Zeiten der Flotte der Hawk Corporation gewesen. 2303 war die Horner-II offiziell als Schiffsklasse vorgestellt worden. Die Jack Horner, das erste Schiff der Klasse, hatte zu dem Zeitpunkt eine einjährige Testreihe hinter sich gebracht – erfolgreich. Damit hatte man beschlossen, die Klasse in Dienst zu stellen und als neue Führungsschiffsklasse zu etablieren.
Acht Jahre nach seiner Fertigstellung war das Schiff vernichtet worden! Nicht über Mahagony, aber noch im selben Jahr über Cingea. Nach dem Massaker von Mahagony hatten die militärische und die zivile Führung der Allianz Rache gefordert. Im gleichen Atemzug hatten sie sich jedoch geweigert, ihre geschwächten und an allen Orten bedrängten Streitkräfte dafür einzusetzen. Immerhin war Mahagony nur der Beginn einer blutigen Offensive seitens der Republik gewesen. Wegen ungünstiger politischer Faktoren hatte die Hawk keine Wahl gehabt, als dem Rachedurst ihres Alliierten nachzugeben, doch wegen der Offensive hatte auch die Hawk nur eine stark begrenzte Anzahl an Schiffen für solch eine Operation zur Verfügung gehabt. Und diese wenigen Verbände von bis zu eintausend Schiffen hätten niemals gereicht.
Annika Hersbach und ihre erste Flotte waren es dann gewesen, die sich freiwillig meldeten, diesen Rachefeldzug zu führen. Obwohl die Führung der Hawk starke Bedenken gehabt hatte, die erste Flotte in den sicheren Tod zu schicken, hatten sie letztlich zustimmen müssen; der Druck der Allianz und der Offensive hatten ihnen keine Wahl gelassen. Annikas Flotte hatte zuerst kleinere Werftkomplexe und Versorgungsbasen sowie Minen- und Industriekolonien unter reiner militärischer Kontrolle angegriffen, bis man mit dieser Ablenkungstaktik sein Ziel erreicht hatte. Die Republik hatte Schiffe von der Offensive zurückbeordert und sie der Defensive zugeteilt, da das nicht ausgereicht hatte, waren die Verteidigungen der Hauptsektoren geschwächt worden. Das hatte Hersbach zu einem radikalen Angriff ausgenutzt, der sie und ihre Flotte mit Minimalbesatzung – den Rest hatte man zuvor im Raum der Hawk von Bord verbannt – nach Cingea führte.
Dort hatten sie den zweitwichtigsten Werftkomplex der Republik fast vollständig vernichtet, um die Kapazitäten der feindlichen Flotte zu verringern. Dies war aber nur zum Preis aller verbliebenen Schiffe der ersten Flotte gelungen, mit einer Ausnahme. Diese Ausnahme war ein Zerstörer gewesen, der nur zum Aufzeichnen der Schlacht für die Nachwelt an dieser teilgenommen hatte und sich dabei weitab des eigentlichen Kampfgebiets aufgehalten hatte. Wegen dieser Distanz waren die Aufnahmen an manchen Stellen trotz zusätzlicher Sensoren nicht so genau, wie sie es hätten sein sollen, was man natürlich nicht mehr ändern konnte. So blieb allen voran das genaue Schicksal der Jack Horner unbekannt; man wusste zwar, dass das Schiff zuletzt gefallen war, weil es die Werftgerüste geschickt als Deckung genutzt hatte, um nicht getroffen zu werden und an im Einsatz und im Bau befindlichen Feindschiffen gleichermaßen hohe Schäden zu verursachen. Aber wie Hersbach und ihr Schiff letztlich vernichtet wurden, konnte man auf den Aufnahmen nicht genau erkennen, sondern nur eingrenzen.
Es gab drei Möglichkeiten, wobei die wahrscheinlichste die war, dass ein Schlachtschiff der Republik die schwer beschädigte Horner gestellt hatte. Daraufhin hatte die Jack Horner ihre Reaktoren und Waffen überladen und sich gegen das Schlachtschiff geworfen. Die Explosion hatte beide Schiffe vernichtet. Die zweite Theorie besagte, dass das Schlachtschiff die Horner zerstört und dabei ihre Reaktoren getroffen hatte, wobei das Schlachtschiff das aber überlebt hatte. Dagegen sprach, dass der Zerstörer mit dem Signal von Hersbachs Flaggschiff auch das Signal des Schlachtschiffs verloren hatte. Die letzte Theorie war, dass die Horner das Schlachtschiff sogar noch besiegt hatte, woraufhin der Kommandeur desselben seine Reaktoren überlastet hatte, um nicht besiegt zu werden. Bei der folgenden Explosion waren beide Schiffe vernichtet worden.
Andrew war Anhänger der dritten Theorie, obwohl er wusste, dass selbst Hersbach mit der Jack Horner in dem Zustand, den die Fregatte zu dem Zeitpunkt hatte, kein unbeschädigtes Schlachtschiff – und ein solches war es gewiesen – mehr hätte schlagen können. Zumindest war das wirklich sehr unwahrscheinlich, selbst für Annika. Doch war es allein schon aus Respekt ganz einfach richtig, diese Möglichkeit zu befürworten. Würde man Andrew fragen, so würde er sich dennoch für die erste aussprechen und die dritte als Alternative nennen. Die zweite hingegen lehnte er ab, nicht nur wegen der Beweise, die gegen sie sprachen, sondern und vielmehr wegen seiner Überzeugung, dass Hersbach sich und ihr Schiff schneller zur Waffe umgewandelt hätte, als der Feind beides hätte vernichten können.
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DeiNaGoN
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Post by DeiNaGoN »

Ich glaube, ich kann mit Fug und Recht sagen, dass das bisher die beste Fortsetzung war. Sie fügt geschickt ein paar lose Fäden zusammen und klärt nach gewohnt guten Raumschlachtbeschreibungen die Ursprünge des Namens der Mahagony.
Ich habe nebenbei so das Gefühl, dass das Ende des Anfangs war, und dass der eigentliche Krieg um Tryterion gerade erst wirklich beginnt. :)

Greetz, DeiNaGoN

P.S.: Ich befürworte Theorie Nummer Eins. :mrgreen:
Ban
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Post by Ban »

@DeiNaGoN
Ich glaube, ich kann mit Fug und Recht sagen, dass das bisher die beste Fortsetzung war.
Danke. :)
...klärt nach gewohnt guten Raumschlachtbeschreibungen die Ursprünge des Namens der Mahagony.
Einer der beiden Gründe für den Rückblick. ^^
Ich habe nebenbei so das Gefühl, dass das Ende des Anfangs war, und dass der eigentliche Krieg um Tryterion gerade erst wirklich beginnt. :)
Gut möglich...
P.S.: Ich befürworte Theorie Nummer Eins. :mrgreen:
Kann ich verstehen... :mrgreen:

Greetz Ban
Lordadmiral Atlan
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Post by Lordadmiral Atlan »

Ich kann Dei hier wirklich nur Recht geben, das war bisher wirklich die beste Fortsetzung.
Nunja, außerdem scheint es ja wieder eine Chronos weniger zu sein. :mrgreen:

Die Mahagony hat irgendwie was.
Ein unfertiges Schiff, das in so einer Schlacht in der vorderster Front überlebt.
Der CO hat wirkliche eine Beförderung verdient.

greetz Atlan
Ban
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Post by Ban »

Ich kann Dei hier wirklich nur Recht geben, das war bisher wirklich die beste Fortsetzung.
:) Danke.
Nunja, außerdem scheint es ja wieder eine Chronos weniger zu sein. :mrgreen:
Es gibt einfach zu viele Schiffe mit dem Namen... - gab.
Die Mahagony hat irgendwie was.
Ein unfertiges Schiff, das in so einer Schlacht in der vorderster Front überlebt.
Der CO hat wirkliche eine Beförderung verdient.
Kriegt er auch. Allerdings ist der Mann inzwischen als Admiral im wohlverdienten Ruhestand. :)

Greetz Ban
Ban
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Post by Ban »

Es geht weiter. Viel Spaß beim Lesen. :)


„Ich hoffe, dass Sie damit zufrieden waren, Admiral, dass Sie diese Entscheidung nicht bereuen. Wo auch immer Sie jetzt sind, wenn auf der anderen Seite etwas ist.“ Sein Blick war ernst, seine Haltung angespannt, seine Worte ehrlich. „Es ist eine Schande, dass wir – meine Flotte und ich – diesen Sektor noch einmal betreten müssen. Es ist eine Schande, dass die Hawk Plattformen am Rand des Trümmerfelds platzieren musste, um zu verhindern, dass dieses vollständig vernichtet wird, falls Angreifer dort Fallen vermuten. Ich würde diesen Sektor lieber alleine lassen und ihn auf ewig als stilles Mahnmal belassen. Doch die Republik lässt dem Sektor, den sie verwüstet hat, seine Ruhe nicht! Unsere Informationen oder vielmehr die der Hawk halten einen Angriff auf Mahagony zur Errichtung einer Versorgungsbasis für sehr wahrscheinlich. Ist es eine bittere Ironie oder Schicksal, gut oder schlecht, dass gerade ich derjenige bin, der den Sektor verteidigen soll? Ich wünschte, Admiral, dass Sie noch am Leben wären, um mir einen Ratschlag – oder die Antwort zu geben.
Aber Träume und Wünsche lösen das Problem nicht. Ich weiß. Ich danke Ihnen für Ihr Opfer damals und ich verspreche Ihnen, dass ich nach bestem Wissen und Gewissen handeln werde, um die Erinnerung zu bewahren und meine Pflicht zu erfüllen. Im Namen all derer, die über und auf Mahagony ihr Leben ließen – für die Verteidigung des Planeten oder als Zivilist auf der Flucht vor dem Massaker.“ Er salutierte erneut vor dem Bild der HCS Jack Horner und für einen Augenblick glaubte er, zwischen ihm und dem Bild stünde der alte Admiral von damals und erwiderte den militärischen Gruß. Natürlich konnte das nicht sein und natürlich war es nur Einbildung, dennoch beruhigte es ihn ungemein und gab ihm etwas mehr Sicherheit bezüglich der vermutlich bald folgenden Schlacht.
Dann verließ er sein Quartier und begab sich zur Brücke der Akagi, dem Flaggschiff der achten Flotte, die jene achte Flotte beerbte, welche über Mahagony siebenunddreißig Jahre zuvor vernichtet worden war. Es war für ihn durchaus seltsam, dass gerade er das Kommando über diese Flotte erhielt, aber er nahm es als Chance. Immerhin war er der hochrangigste noch lebende Überlebende des Massakers von Mahagony und damit war er an der Reihe, das Erbe des Massakers am Leben zu erhalten, und dafür eignete sich die achte Flotte doch immer noch am Besten. Die Flotte war im Gegensatz zu der letzten Flotte mit dieser Bezeichnung keine leichte mehr, sondern eine reguläre Flotte, die sich in den letzten Jahren tendenziell zu einer schweren entwickelt hatte. Das erklärte auch, warum sie inzwischen einige Schiffe der Achilles-Klasse zur Verfügung hatten, die mit ihrem Alter von acht Jahren in der Flotte der Allianz noch kaum verbreitet war.
Das lag jedoch an der Hawk Corporation, die die Pläne der neuen Schiffsklasse noch nicht freigegeben und daher das Produktionsmonopol hatte. Während für die eigene Flotte bereits seit acht Jahren Schiffe dieser Klasse produziert wurden, wobei man auch leichte und normale Fregatten mit Schiffen der Achilles-Klasse ersetzte. Denn die neue Fregattenklasse sollte die alternde Horner-Klasse als Führungsschiff ablösen, wobei die Horner leichte und mittlere Fregatten ersetzen sollte, um schwerere und damit schlagkräftigere Flottenverbände zu erstellen. Das bedeutete natürlich nicht, dass Schiffe außer Dienst gestellt wurden, sondern nur, dass Verluste mit stärkeren Schiffen ausgeglichen wurden. Die Allianz wollte diesen Prozess ebenfalls durchführen, aber die Hawk exportierte die neue Achilles-Klasse erst seit vier Jahren und nur in geringer Anzahl, so dass bisher drei terranische Flotten gerade einmal ein Schiff des neuen Typs besaßen. Seine gehörte nicht dazu; insgesamt achtzehn Schiffe des Typs gehörten zur achten Flotte, eines davon die Akagi.
Die Brücke gehörte noch der Nachtschicht, die erst in zwei Stunden an die erste Schicht abgeben würde. Trotz mehrstündiger Langweile sprang die Besatzung des Kontrollraums sofort auf, als der Admiral den ausladenden Raum betrat. Er erwiderte den obligatorischen militärischen Gruß und ließ sich über die Geschehnisse in der Nacht informieren. Natürlich gab es nichts zu berichten, außer ein oder zwei Kollisionen von Trümmerteilen und den Aufzeichnungen der Schlacht, die das Mahnmal, das die Hawk in den Ruinen der Hauptstadt errichtet hatte, permanent über Subraumkommunikation in die Weiten des Alls sandte. Barrett ließ sich auf den Kommandostuhl fallen und blickte auf den Hauptschirm, der die Flotte aus der Distanz zeigte. Die Kameras und Sensoren der Akagi erstellten das Bild aus ihren Daten und Perspektiven und das Ergebnis wurde auf dem Bildschirm gezeigt. Es war ruhig und an der Seite der Flotte lag die verwüstete Welt mit ihrem Trümmergürtel. Er ließ seinen Blick darauf verweilen und gedachte still der Toten.
Er hasste es, hier zu sein, und doch war es nötig. Seine Hände ballten sich auf den Lehnen des Kommandostuhls zur Faust. All seine Wut über die Situation konzentrierte er auf die Fäuste und wollte damit auf die Lehnen einschlagen, um sie abzubauen. Aber im letzten Moment beherrschte er sich und drückte die Fäuste weiter zusammen, den Schmerz ignorierend, bis die Wut gegangen war. Dann entspannte er die Hände wieder und legte sie flach auf den Kommandostuhl. Sein Geist bekam davon nicht viel mit; es war nicht mehr als eine einstudierte Reaktion auf Wut, Zorn und Hass. Die Gesichter von Kameraden, Freunden und Verwandten liefen an seinem geistigen Auge vorbei und mischten sich mit den Bildern von damals. Gemetzel, Vernichtung, Verwüstung, nutzlose Opfer und Tod und noch mehr Tod.
„Sir, ich empfange neue Signale…“

7. Juli 2347, HCS Cyrano, Garidan-Sektor

Unzählige Wracks umkreisten inzwischen auf verschiedensten Umlaufbahnen jenen Planeten, den die Terraner verteidigten. Von der einhundert Schiffe starken Verteidigungseinheit unter der TFS Mahagony waren noch dreiundvierzig Schiffe übrig; vier wurden im Hauptsektor der Hawk repariert. Die dritte Flotte der Hawk, die unter Simosin die Verteidiger unterstützen und den Feind besiegen sollte, war auf eine Stärke von neunhundertsiebzehn Schiffen gesunken. Die Orbitalverteidigung lag bei geschätzten dreißig und die Planetarverteidigung bei vierundfünfzig Prozent. Der Gegner hatte noch einige Zeit gehabt, sich von den Geschützen unter Feuer nehmen zu lassen, während er sich formiert hatte, um das Miranda-Störschiff weit hinter dem Hauptkampfverband der neuen Flotte unter Kommando der Cyrano anzugreifen. Bei diesem Manöver waren die Verluste der Republik katastrophal in die Höhe geschnellt und betrugen inzwischen ungefähr zwölfhundert Schiffe und es ging weiter.
Keene hatte nicht falsch gehandelt, als er seine Flotte zum Angriff auf das Störschiff kommandiert hatte, doch hieß das nicht, dass Verluste dadurch ausbleiben würden. Es bedeutete nur, dass er eine Chance hatte, überhaupt ein Schiff retten zu können, denn die Möglichkeit hätte er nicht gehabt, wenn er versucht hätte, die Flotte der Hawk und die Verteidiger zu schlagen. Die Überreste der republikanischen Flotte waren umzingelt und wurden zunehmend eingekesselt, wovon sich Simosin jedoch nicht blenden ließ. Es war klar, dass der Kommandeur der Vigilant, wahrscheinlich der beste Stratege der Republik, durchaus in der Lage war, seine Falle zu durchbrechen und die Miranda zu attackieren. Simosins Hoffnung war gewesen, dass die feindliche Flotte die Miranda nicht so schnell bemerken würde; er war einfach nicht davon ausgegangen, gegen den Kommandeur der Vigilant antreten zu müssen.
Wenn er das gewusst hätte, hätte er vermutlich noch etwas länger gewartet, um die feindliche Flotte vollends in die Falle zu locken und zu zerstreuen. Das hätte aber höhere Verluste der terranischen Einheit zufolge gehabt, die er nicht einfach so hinnehmen konnte. Da ließ er lieber einen kleinen Teil der Angriffsflotte entkommen, zumal man die Wirkung auf die feindliche Kampfmoral nicht unterschätzen durfte. Immerhin war die dritte Flotte der Republik bisher mit die erfolgreichste Flotte gewesen, was es umso unangenehmer für die Propaganda Cingeas machte, wenn sie nahezu vollständig vernichtet werden würde. Eigentlich war diese nahezu vollständige Vernichtung sogar von Vorteil, denn dann konnten die Besatzungen der Flotte selbst erzählen, wie sie von einer technisch und zahlenmäßig unterlegenen Flotte besiegt wurden.
„Sir, die Schwadronen vier, sieben und der Rest der sechsten unterstützen die Stellungen der Allianz. Die Schwadronen acht und zwei sind an der linken Flanke stationiert und dämmen da auch die Ober- und Unterseite ein. Fünf und neun erledigen das an der rechten Flanke. Die dritte, die zehnte und die erste um uns sind jetzt direkt zwischen der feindlichen Flotte und der Miranda.“
Die feindliche Formation wurde inzwischen von der Sourier angeführt, nachdem das verbliebene Schlachtschiff der Republik von der Cyrano und zwei Begleitschiffen vernichtet worden war. Sie näherte sich unaufhörlich der Miranda und ließ sich von den Verbänden der Hawk nicht von diesem Vorhaben abbringen, obwohl die Verluste nahezu sekündlich stiegen. Gleichzeitig konnten die Cingeaner gegen die Schiffe, die sie umzingelt hatten, nicht viel ausrichten. Jeder Vorteil lag auf Seiten der Terraner, die das so gut wie irgendwie möglich ausnutzten. Zwischen den Schwadronen und den anrückenden republikanischen Verbänden lagen mehrere Minenfelder, die zumeist nicht besonders ausgeprägt waren, dafür aber nach einem absolut zufälligen Muster angeordnet waren und genau zwischen der Miranda und ihren Verteidigern und den Schiffen der Republik lagen. Dazu kamen hunderte von Waffenplattformen, die die Schiffe der Hawk während des Angriffs ausgeworfen hatten, zum Einsatz und feuerten ohne Unterlass zusammen mit ihren Mutterschiffen in die Feindflotte.
Zuletzt unterstützten die Raketenbatterien der Kampfschiffe den Angriff und feuerten in einem festgelegten Intervall auf die feindlichen Verbände. Im Gegensatz zu den in unterschiedlichen Abständen Strahlen- und Projektilwaffen feuerten die Raketenbatterien aller Schiffe und Stationen vollkommen synchron, was eine sinnvolle Abwehr unmöglich machte. Außer man koordinierte diese ebenfalls, was den Schiffen der Republik jedoch nicht gelang. Eine solche Struktur konnte überhaupt nicht etabliert werden, weil immer wieder Minenfelder zur tödlichen Falle wurde, weil Partikelstrahlen Kampfschiffe durchschnitten, weil Raketen republikanische Schiffe einfach vernichteten. Jetzt war der Intervall ein weiteres Mal durchgelaufen und die Silos und Batterien der Kampfschiffe der Hawk feuerten Hundertschaften von Raketen auf die Feindschiffe zwischen ihnen. Dutzende Explosionen erhellten das All und weitere Schiffe verschwanden von den Sensoren.
Die Schlacht nahm ihren Lauf, wie sie es sollte, und vernichtete die feindliche Flotte trotz eigener Unterlegenheit ohne bedeutende Verluste. Sekündlich nahm die Anzahl an Feindschiffen ab und es waren nur noch sechshundert republikanische Schiffe, die die erste Verteidigung, ein Minenfeld der größeren Art, erreichten. Explosionen durchzogen erneut das All und blendeten die auf die Front ausgerichteten Kameras der verbliebenen Schiffe der dritten, zehnten und ersten Schwadron der dritten Flotte der Hawk Corporation für einige Sekunden. Währenddessen verschwanden weitere Signale aus Keenes Verband von den Sensoren. Während sich die Republikaner neu formierten, feuerten die Schiffe der Hawk und die Verteidiger der Allianz ihre vollständigen Reserven an Raketen auf die Feinde und zerfetzten Dutzende weitere Schiffe in dem Kreuzfeuer aus Strahlen- und Projektilwaffen sowie Raketen.
Dann trafen die verbliebenen Schiffe der Republik auf die drei Schwadronen unter Simosins Kommando. Der Rest der dritten Flotte der Hawk zog direkt nach, um den Feind erneut zu umzingeln, was aber nicht gelang, da die republikanische Einheit nach dem ersten Aufeinandertreffen in eine Keilform überging, deren Spitze direkt auf die Miranda zeigte, und beschleunigte. Dieses Mal hatte Simosin jedoch mit einer schnellen Reaktion seiner Kontrahenten gerechnet und gab direkt die nötigen Befehle. Seine Flotte sollte die feindliche Formation umzingeln und aus allen Richtungen unter Feuer nehmen, damit die Verluste dort so groß wie möglich ausfielen. Gleichzeitig sollte die Besatzung der Miranda den Sprung des Störschiffs vorbereiten und exakt in dem Moment springen, in dem das erste Schiff der Republik die Verteidigung durchdringen konnte.

7. Juli 2347, CRMS Sourier, Garidan-Sektor

Keene beobachtete den Verlauf seiner Niederlage über die Monitore der Sourier, von der aus er inzwischen die kläglichen Überreste seiner Flotte kommandieren musste. Es war nur eine weitere Niederlage in einer ganzen Reihe von Schlachten, die er gegen diesen verfluchten Kommandeur der dritten Flotte der Hawk Corporation führen musste. Dieser Mann – Julian Simosin mit Namen – war ihm bisher viermal begegnet. Dreimal hatten sie gegeneinander gekämpft und dreimal hatte Simosin gewonnen; diese Schlacht hatte er in die Statistik bereits mit einbezogen – als Niederlage. Denn es war inzwischen völlig illusorisch, noch an einen Sieg zu glauben. Simosin hatte mit seiner Einheit und den terranischen Verteidigern inzwischen zwei taktische Flotten nahezu völlig vernichtet. Von zweitausend Schiffen waren nur noch etwas mehr als dreihundert übrig und deren Überleben war noch lange nicht gesichert. Dabei hatte er eigentlich nur eine Orbital- und Planetarverteidigung und eine einzelne Schwadron als Gegner gehabt, welche sich, wie er sich eingestehen musste, bereits viel zu gut geschlagen hatte.
Dennoch hätte er gewonnen, wenn nicht diese verdammt dritte Flotte Simosins gekommen wäre! Jede andere Flotte der Allianz oder Hawk hätte er vermutlich noch schlagen können, aber diese nicht. Mit seiner üblichen strategischen Brillanz brachte sich Simosin mit seiner Flotte im genau richtigen Moment hinter seinen Schiffen in Stellung und brachte sie zwischen zwei Feuer. Dieser Mann hatte es geschafft, eine zahlenmäßig überlegene Einheit einzukesseln, und das nur durch Abwarten. Simosin hatte nur warten müssen, bis er seine Flotte zwischen die Defensive der Allianz befohlen hatte, bis alle Aufmerksamkeit der Republik auf der Allianz und dem Planeten lag. Dann hatte er angegriffen und diese Situation ausgenutzt; diese Formation, die Josef gewählt hatte, um den Feind zwischen zwei Feuer zu legen und seine Positionen zu zerteilen. Er hatte nicht mit Verstärkung für die auf verlorenem Posten kämpfenden Terraner gerechnet, schon gar nicht mit der mächtigsten Flotte der Hawk Corporation. Was machte die Hawk auch im Gebiet der Allianz, wenn ihr eigenes angegriffen wurde?! Hatte die Hawk wirklich ein solches Selbstvertrauen, dass sie ihre Flotten in solchen Situationen zu Verbündeten schickte und dann nicht einmal irgendeine Flotte, sondern genau diese?!
Darüber konnte er sich ein anderes Mal Gedanken machen. Nein – darüber musste er sich ein anderes Mal Gedanken machen, sofern es ein anderes Mal geben würde. Dafür musste er schließlich erst einmal überleben und das war noch eine riskante Aufgabe, hatte er doch nur noch dreihundert Schiffe zur Verfügung. Egal, es musste reichen. Die Sourier führte die Formation und hielt direkt auf die Miranda zu, die auf dem Frontbildschirm, der eine realistische Sicht vom Bug des Schiffes aus nachahmte, immer größer wurde. Immer wieder passierten Partikelstrahlen die Sourier in geringer Distanz und schlugen hinter ihr in republikanische Schiffe ein. In scheinbar regelmäßigen Abstanden leuchtete dann für ein paar Sekunden das Bild schwach auf und zeigte so die Vernichtung eines weiteren Schiffs, welches vermutlich zu seinen Verbänden gehört hatte.
Diese Erscheinungen waren auf gegnerischer Seite sehr viel seltener. Das verwunderte ihn nicht, nicht mehr. Aber es regte ihn auf. Wie hatte er so dumm sein können? Wie hatte er seine beiden Flotten so einsetzen können, dass es genau dem entsprach, was sein Gegenspieler erwartet hatte? Wieso waren diese verfluchten Terraner nur strategisch so weit voraus? Musste er wirklich ein Terraner werden oder zumindest wie einer denken, um sie schlagen zu können? Er hielt das für immer wahrscheinlicher und bereits der Gedanke daran brachte ihn beinahe dazu, sich zu übergeben. Terraner und Cingeaner waren sich so ähnlich, wenn man nach dem Äußeren ging oder nach den Zivilisationen oder nach den Verhaltensweisen. Auf der anderen Seite waren sie so unterschiedlich in diesem einen Punkt, der momentan all die anderen bei Weitem überwog – die Überlegenheit der Terraner im strategischen Denken! Es war, als hätten die Terraner es nie anders gekannt, als wäre der Krieg für sie eine Art kulturelles Erbe, als hätten sie über Jahrtausende nebenbei immer und immer wieder Krieg geführt – ohne Pause.
Er befahl der Feuerleitung, den Beschuss der Miranda zu beginnen, obwohl man gerade so eben in maximaler Reichweite war und die Schiffe der Hawk noch immer zwischen ihm und seinem Ziel standen. Als die anderen Schiffe seiner Einheit das sahen, schlossen sie sich sofort an und ein verdichtetes Feuer von mehr als fünfzig Schiffen – die anderen waren noch nicht in Reichweite – schlug der Miranda entgegen. Auf dieser interpretierte man den Befehl von Simosin kurzerhand um und aktivierte den längst geladenen Sprungantrieb. Simosin hatte zuerst geplant gehabt, die Miranda an anderer Stelle im System wieder auftauchen zu lassen, hatte den Gedanken jedoch schnell vergessen. Er konnte sie nur in der Nähe wieder auftauchen lassen, damit sie die Reichweite hatte, die feindlichen Überlichtantriebe auch wirklich auszuschalten. Und das bedeutete letztlich, dass das Schiff so nah wieder erscheinen würde, dass es erneut angegriffen wieder konnte; das Risiko war ihm zu groß, denn die Miranda war nur eine Leihgabe des Oberkommandos für diese eine Mission. Julian wollte nicht wissen, was es bedeuteten würde, diese Leihgabe zu verlieren.
„Endlich“, sagte Keene zu sich selbst, als das Signal des Störschiffs verschwand und nicht erneut erschien. Es war ihm egal, ob er es zerstört hatte oder nicht, solange es nur weg war. „Sprungantrieb laden und weg hier!“
„Mehrere Schiffe melden Schäden am Sprungantrieb!“
„Die sollen in den Subraum gehen. Sofort!“
„Ist bestätigt, kein Schiff vorhanden, das den Ausfall beider Systeme meldet. Ziel?“
„Das nannte ich schon lange vorher: Anida. Bringen Sie uns als letztes Schiff in den Subraum. Wir folgen den anderen Schiffen, die diesen Weg nehmen müssen.“
Keene sah auf den Lagetisch, vor dem er stand, der in Echtzeit die Sensordaten auf holographische Projektionen oder eine einfache dreidimensionale Karte mit Symbolen für alle relevanten Objekte. Keene bevorzugte bei größeren Gefechten die einfacherer Karte, sie war abstrakter, aber übersichtlicher. Die meisten Führungsoffiziere entschieden sich für eine Mischung beider Systeme, damit sie sich die Symbole nicht merken mussten, andere wählten die komplett holographische Darstellung mit Zusammenfassung und einige wenige wählten die Karte. Dass zu diesen Leuten auch Simosin gehörte, hätte Keene wohl kaum gewundert, wenn er es erfahren würde – und Simosin andersrum genau so wenig.
Der vierzig Jahre alte Admiral sah erst dann wieder vom Lagetisch auf, als die letzten republikanischen Symbole verschwanden, denn mit diesen verschwanden auch alle anderen Symbole und das System rekalibrierte sich dementsprechend. Über die Sensoren erfasste man die Daten der anderen Schiffe im Subraum und glich die Kurse an, was vom Lagetisch nun wieder dargestellt wurde. Für Keene war das nicht mehr relevant; er ließ sich auf einen Stuhl neben dem Lagetisch fallen und blickte auf den Hauptbildschirm, der verschwommen die Sterne zeigte, wie sie scheinbar am Schiff vorbei fielen. In Wirklichkeit war es natürlich die Sourier, die sich bewegte, und nicht die Sterne - beziehungsweise schon die Sterne, aber das konnten sie nicht bemerken.
Es war so erbärmlich, die Vigilant und die Schlacht verloren zu haben; erneut fühlte er sich an seine erste Begegnung mit Terranern dieser Art erinnert. Damals, vor fünf Jahren, hatte man ihn mit einer Mission gegen einen Piratenclan betraut, der sich kurz zuvor mit einem Raubzug gegen eine republikanische Welt zu viel erlaubt hatte. Dabei waren die Terraner aufgetaucht und eine ihrer Einheiten hatte ihm empfindliche Verluste beigebracht. Es hatte sich dabei um insgesamt einhundert Schiffe der Hawk gehandelt, während er dreihundert Schiffe zur Verfügung gehabt hatte. Am Ende hatte er die Schiffe der Hawk und die der Piraten vernichten können – und dabei enorme Verluste gegen eine gegnerische Unterzahl erlitten. Das war nach seiner persönlichen Erfahrung auch der Unterschied zwischen Hawk und Allianz: die Hawk hatte eine Anzahl von Offizieren, die nicht nur taktisch brillant, sondern auch in gewisser Weise wahnsinnig waren.
Josef versuchte, sich an den Namen des gegnerischen Kommandeurs zu erinnern, doch es wollte ihm nicht gelingen. Alles, was er noch wusste, war ihr Auftreten beim ersten Gespräch und ihr Aussehen, wobei er nicht leugnen konnte, dass sie attraktiv gewesen war. Aber sie war nicht sein Typ, schon deshalb nicht, weil sie sein Feind war. Wenn sie ein Offizier der Republik gewesen wäre, hätte das vielleicht anders ausgesehen. Jedenfalls hätten sie sich vermutlich halbwegs verstanden. Aber so war das undenkbar, schließlich war sie der Gegenspieler, der Gegner, der Mörder Tausender Offiziere. Sie hatte ihm entsetzliche Verluste beigebracht und ihn nicht nur einmal in eine Falle gelockt, in die er meist blindlings getappt war. Sie hatte ihn vorgeführt und die Vigilant in mehreren Situationen beinahe ernsthaft schädigen können. Wenn sie wüsste, dass die Vigilant jetzt doch zerstört worden war, würde sie sich dann freuen? Vermutlich. Aber das konnte sie nicht, denn sie war tot – sollte es zumindest sein, andererseits musste dieses Störschiff irgendwoher kommen. Aber es konnte eigentlich nicht sein, dass es dieses Störschiff war. Nein, das war ausgeschlossen, so hoffte er.
Am Ende hatte er doch triumphiert, trotz aller Verluste und aller Fallen, die sie seiner Einheit und ihm gestellt hat. Trotzdem hatte er sich nie wirklich als Sieger gefühlt, denn sie hatte ihm doch viel mehr geschadet als er ihr. Als er noch im selben Jahr das erste Mal auf die Cyrano und Simosin traf, kam diese Erinnerung sofort wieder hoch. Denn Simosin knüpfte direkt daran an und brachte ihm massive Verluste bei, bis Keene sich dazu durchringen konnte, den Rückzug anzutreten. Niemals würde er diese Toten vergessen oder die Morde verzeihen! Vergeben und Vergessen – das würde er niemals akzeptieren. Er wollte bittere Rache für jeden Gefallenen und, wenn man dafür die gesamte Allianz und die gesamte Hawk auslöschen musste, dann sollte eben genau das auch geschehen.
„Wie viele Schiffe haben überlebt?“, fragte Keene dann.
„Dreihundertneun.“
Der Admiral der ehemaligen dritten Flotte wünschte sich zurück an Bord der Vigilant, in dem Moment, in dem sie die Schlacht begonnen hatten. Er wollte eine zweite Chance, bei der er alles besser machen würde; das wusste er. Aber einen Weg zurück gab es nicht und das bedeutete, dass er seine Rache so nehmen musste. Gerne würde er sich selbst versprechen, dass Simosin und seine Cyrano in der nächsten Schlacht gegen ihn fallen würden, jedoch war es eine Tatsache, dass das Gegenteil viel wahrscheinlicher war. Nur die Tatsache, dass er ein Schlachtschiff und damit Überlegenheit hatte, hatten bisher den Unterschied ausgeglichen. Diese Mahagony und ihre Begleiter sowie die Cyrano hatten das in der Schlacht jedoch verhindert hat und Simosin zum ersten wirklichen Sieg über die Vigilant verholfen. Das Schlachtschiff, auf dem Keene bereits seit einem Jahrzehnt diente, war gefallen, gegen die Terraner, gegen Simosin und diese Mahagony.
Bei beiden würde er irgendwann Rache nehmen. Irgendwie würde das schon gehen. Offiziere wie die Kommandeure dieser beiden Schiffe waren es, die so gefährlich für den Sieg der Republik waren, und darum würden sie alle irgendwann sterben. An diesem Tag stünde er wieder auf der Brücke eines Schlachtschiffs und würde den Befehl geben, der diese Schiffe vernichten würde – dieses Schiffe und ihre Besatzungen und Kommandeure. Er konnte diesen Tag kaum erwarten und wusste, dass er es war, der ihn herbeiführen musste. Und das würde er tun, sofern ihm das Oberkommando ein neues Kommando geben würde, immerhin war das seine dritte Niederlage mit massiven Verlusten und das immer gegen denselben Gegner. Dieses Mal würde er um den Militärprozess wohl kaum herumkommen.
Eigentlich musste man sich nicht für Niederlagen vor diesem speziellen Gremium verantworten, aber das Oberkommando hatte ihm schon nach der letzten verlorenen Schlacht damit gedroht und würde dieser Drohung mit Sicherheit jetzt Taten folgen lassen. Er hatte schließlich nicht weniger als sechzehnhunderteinundneunzig Kampfschiffe verloren und das war wirklich eine ziemlich große Menge. Sie entsprach fast den kompletten eigenen Produktionskapazitäten auf ein halbes Jahr gerechnet. Also blieb ihm nur zu hoffen, dass die Admiralität ihn freisprechen würde, was jedoch bedeutete, dass sie zu dem Schluss kommen mussten, dass die Niederlage unabwendbar gewesen war. Es würde sicherlich kein leichter Weg werden, der ihm nun bevorstand, doch daran war er selbst Schuld – er hatte die Schlacht ja verloren. Und seine Gegner würde er kaum dafür verantwortlich machen können, dass sie ihn besiegt hatten, das wäre eine wirklich lächerliche Verteidigung.

7. Juli 2347, Zentraler Werftkomplex, Hawk Prime

„Die feindlichen Kräfte sind entkommen.“
„Die Miranda ist ihrer letzten Mitteilung nach zu ihrem Heimathafen zurückgekehrt.“
„Wir haben die Bestätigung, dass exakt dreihundertneun feindliche Schiffe entkommen sind.“
„Dreihundert zu viel“, beschwerte sich Julian mehr über sich selbst als über die Besatzungen.
„Seit wann wirst du ungenau?“, erkundigte sich Matthias, der neben seinem Admiral am Lagetisch stand.
„Das war schon so gemeint, ein oder zwei Überlebende, die von dem fatalen Niedergang ihrer beiden Flotten, darunter die dritte, berichten, wären tödlichstes Gift für die feindliche Moral gewesen. Aber über dreihundert Schiffe sind für diesen Zweck zu viel.“
„Willst du dich jetzt darüber aufregen, dass wir nur knapp siebzehnhundert Schiffe mit insgesamt elfhundert Einheiten und einer tendenziell mittelstarken stationären Defensive geschlagen und dabei nur zweihundert Schiffe und einen nicht unbeträchtlichen Teil der unbemannten Stationen verloren haben?“
„Es war ein Sieg, daran zweifle ich nicht. Aber es ist nicht so gelaufen, wie es hätte laufen sollen.“
Matthias schüttelte den Kopf und schaltete die Anzeigen auf dem Lagetisch auf eine Auflistung zurück. „Wir sollten nach Hawk Prime zurückkehren“, Er zeigte auf einen bestimmten Teil der angezeigten Liste, auf dem vier Schwadronen der dreizehnten Flotte angezeigt wurden, die die Verteidigung des Sektors übernehmen sollten. „Es wäre ja nicht so, dass man keine anderen Aufgaben für uns hätte“, ergänzte er und schnitt eine Grimasse.
Julian machte eine zustimmende Geste und befahl, den Sprung in den Heimatsektor vorzubereiten. Schiffe der Hawk und verbliebene Schiffe der Allianz, die dazu nicht mehr in der Lage waren, sollten von entsprechenden Großraumtransportern abgeholt werden. Einen Augenblick später verschwanden die Schiffe von den Sensoren der zurückbleibenden Schwadronen und planetaren sowie orbitalen Verteidigungssysteme, um im Orbit von Hawk Prime wieder zu erscheinen. Achthundertdreiundsiebzig Kampfschiffe der dritten Flotte steuerten die Werften des Systems an, um sich reparieren zu lassen, oder postierten sich im Orbit der Planeten oder in der Nähe der Verteidigungsanlagen und –Verbände.
Die Cyrano war zwar kaum beschädigt, steuerte aber dennoch das Zentrum des Werftkomplexes an, der diesen Sektor beherrschte. Den Besatzungsmitgliedern fiel kaum noch auf, wie kolossal diese Anlagen für Bewohner der Allianz waren und sein mussten, die solch massive Anlagen noch nie gesehen hatte. Dennoch bemerkte jeder von ihnen immer wieder aufs Neue, wie gigantisch der Zentralkomplex mit seinen zwölf Docks wirklich war. Diesmal dockte man jedoch nicht an eines der Docks an, sondern an den oberen Verwaltungstrakt. Kaum war der Andockvorgang abgeschlossen, übergab Simosin das Kommando seinem XO und verließ zusammen mit Matthias die Brücke. Sein Ziel war die Mahagony und vor allem der Captain der schweren Fregatte, den er noch von früher kannte. Er kam nicht umher darüber nachzudenken, ob die Umstände ihres Wiedersehens wirklich die besten waren. Dennoch freute er sich darauf, immerhin waren seit dem letzten und bisher einzigen Treffen fünfzehn Jahre vergangen.
Matthias hingegen wusste davon nichts und rechnete mit einem reinen Höflichkeitsbesuch, bei dem Julian klarstellen würde, warum er den Schiffen unter diesem Captain Pearson Zutritt zum Heiligtum der Hawk verschafft hatte. Andererseits wunderte es ihn, dass er das nicht einfach per Kommunikation abhakte, sondern stattdessen an der Zentraleinrichtung der Werft dockte und persönlich das schwer beschädigte Schlachtschiff besuchte, das vermutlich nicht einmal mehr bemannt sein würde. Als sie das Schiff erreichten, stellte sich dieser Gedanke als fast richtig heraus. Von der eigentlichen Besatzung war niemand mehr an Bord, dafür aber Reparaturpersonal und der Kommandeur des Schiffs, der von einem Aussichtsdeck nahe der Mahagony zusah, wie die Arbeiten an dem Schiff vorangingen. Julian machte sich sofort auf den Weg zu dem Raum, der das Aussichtsdeck darstellte. Matthias folgte zwar, wurde jedoch langsam neugierig, was für einen Hintergrund Julians Verhalten wohl haben würde.
„Wie viele Schiffe der Schwadron haben eigentlich überlebt?“, fragte Simosin ohne Ankündigung und verwunderte seinen taktischen Offizier und Freund damit noch mehr. Dennoch antwortete Matthias sofort.
„Neununddreißig. Warum willst du…?“
„Wirst du gleich erfahren“, erklärte er und ging weiter, bis er die Tür des Aussichtsraums erreichte und öffnen konnte.
„Captain Kathy Pearson!“ Er salutierte.
Sie erkannte die Stimme wieder – Simosin war nahezu eine Legende in der Hawk und als Soldat war es unvermeidlich, die Stimme regelmäßig zu hören, wenn der Oberkommandeur der dritten Flotte Technik-, Schiffs- und Situationsanalysen übermittelte. Aber daran lag es nicht; nein, sie kannte den Admiral aus der Zeit, in der er noch Captain war. „Admiral Julian Simosin!“ Sie versuchte, denselben Tonfall zu treffen wie Simosin, schaffte es aber nicht komplett. Dann erwiderte sie den militärischen Gruß, allerdings mit der rechten Hand, da die linke noch nicht verheilt war.
Er erinnerte sich jedoch noch daran, dass sie Linkshänderin war, wie er auch und erkundigte sich, warum sie gerade mit der rechten Hand salutiert habe.
„Ich hatte eine unerfreuliche Begegnung mit ein paar Soldaten der Republik, bei der ich einen Streifschuss abbekommen habe, der noch nicht ganz verheilt ist.“
„Also nichts Ernstes“, erwiderte er und reichte Kathy die Hand. Diese zögerte erst, wenn auch nur für einen Augenblick, und nahm dann die dargebotene Hand. Als sie daraufhin versuchte, ihn freundschaftlich zu umarmen, wehrte er sich nicht und erwiderte die Umarmung, die sich kurz darauf wieder löste.
„Schön, Sie wieder zu sehen, Sir.“
„Das kann ich nur zurückgeben Captain. Es ist lange her.“
„Dreizehn Jahre, aber es kommt mir nicht so lange vor und … so lange es auch her ist, so entdecke ich doch gewisse Parallelen zwischen meiner damaliger und meiner heutigen Situation. Obwohl ich wirklich hoffe, dass diese Verbindungen nur ein Zufall und Einbildung sind, dass sie nicht wirklich existierten.“
„Wovon reden Sie, Captain?“, fragte stattdessen Matthias nach, der nicht verstand und mangels Wissen nicht verstehen konnte, was sich zwischen den beiden Offizieren abspielte.
„Captain, es gibt keinen Grund, mir solche Vorwürfe zu machen.“
„Wirklich nicht, Sir?“, begann sie, brach dann aber ab und sah zu Matthias, um herauszufinden, ob er es erfahren durfte oder nicht; Julian nickte und sie fuhr fort. „Damals hatte man uns in einen Sektor nahe der Grenze geschickt, damit wir den Feind auf uns aufmerksam machen und ihn ablenken, indem wir uns abschlachten lassen. Wenn ich an die Schlacht gerade zurückdenke, entdecke ich da gewisse Parallelen oder wollen Sie das abstreiten?“
„Ich weiß durchaus, was Sie meinen, Pearson, aber Sie übersehen die Situation. Sie wurden in diesen Sektor geschickt, um als Köder zu dienen.“
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DeiNaGoN
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Post by DeiNaGoN »

Es war, als hätten die Terraner es nie anders gekannt, als wäre der Krieg für sie eine Art kulturelles Erbe, als hätten sie über Jahrtausende nebenbei immer und immer wieder Krieg geführt – ohne Pause.
Tja, wir hatten knappe 10000 Jahre Zeit, um das zu Perfektion zu bringen. Allerdings muss dann Cingea eine äußerst friedliche Welt gewesen sein, wenn man dort nicht einmal das Prinzip der Kesselschlacht - eine der vernichtendsten Taktiken überhaupt - kennt.
Ich frage mich auch, ob das nicht Rückschlüsse auf die anderen Rassen in diesem Universum zulässt, schließlich befinden sich alle im Dauerkriegszustand um Tryterion. Hätte dort nicht ein Volk, dass sich - salopp gesagt - so dumm stellt, nicht längst untergehen müssen?

Andererseits hege ich gerade den Gedanken, dass wir gerade genau das erleben. Mit einem als taktisch brilliant - obwohl ich da noch mehr sehen will, als relativ simple Kesselschlachten, da spricht der Strategiefan in mir - beschriebenen Gegner wird die Republik wohl noch etwas zu kämpfen haben.
Dazu passt auch die Aussage Keenes, dass einige Offiziere der Hawk nicht nur taktisch brilliant seien, sondern noch dazu manchmal wahnsinnig. Keene schwört Rache - aber wird er die Gelegenheit haben, zurückzuschlagen? Ich bezweifle es fast; selbst die Republik sollte besseres - oder jemanden, der zumindest nicht ganz so schlecht wie Keene ist - aufbieten können. Aber Keene wird auch etwas zum tragischen Antihelden, in gewisser Weise mit der Situation mehr als überfordert, was er in beständigen Racheschwüren kompensiert.
Mit Kathy Pearson und Julian Simosin treffen zwei interessante Charaktere aufeinander und Spannungen scheinen sich sofort abzuzeichnen - verständlich, wer dient schon gern als Köder? -, nur ist die Frage, wie sie sich entwickeln werden.
Es bleibt spannend und verlangt nach einer Fortsetzung.

Greetz, Dei
Ban
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Post by Ban »

Ich frage mich auch, ob das nicht Rückschlüsse auf die anderen Rassen in diesem Universum zulässt, schließlich befinden sich alle im Dauerkriegszustand um Tryterion. Hätte dort nicht ein Volk, dass sich - salopp gesagt - so dumm stellt, nicht längst untergehen müssen?
Die haben die Mentalität, ihre militärischen Erfolge durch technische und nicht durch taktische Überlegenheit zu sichern, weil das einfach schon immer so war. Die neuen Völker haben sich in der Hinsicht immer den alten angepasst, die in gigantischen Materialschlachten über Sieg und Niederlage entschieden haben. Taktik war da nie nötig und ist außerdem auch nicht so eindrucksvoll wie Schiffe und Verbände, die einfach durch ihre Kampfkraft gewinnen. Mit den Terranern ist jedoch ein Volk in dieses Schema eingetreten, das sich das gar nicht leisten kann, gleichzeitig jedoch keine Lust hat, ausgelöscht zu werden. Die Terraner und hier besonders die Hawk wussten schließlich, dass ihnen ein Krieg bevorstand, den sie nicht gewinnen oder auch nur überleben konnten, wenn sie sich auf Technik und traditionellen Krieg verließen.
Genau das ist aber die "Taktik" oder vielmehr Vorgehensweise der anderen Völker, die größtenteils auch recht alt sind, weil neue Völker im Regelfall kurz nach Ablauf des einhundertjährigen Friedens vernichtet werden, außer die Großmächte sind verhindert. Dadurch hat sich nie ein Drang entwickelt, taktisch vorzugehen, weil es nicht nötig war. Man hat zwar die Grundprinzipien mal gelernt und wendet sie an, geht aber im Grunde mit einer Art "Hau drauf"-Taktik ins Feld, weil man das so gelernt hat und gewohnt ist; man kennt einfach nur das und hat auch nie was anderes gebraucht. Es überleben nur die technisch überlegenen Gegner und denen reicht ihre technische Überlegenheit, weil sie den Gegner damit einfach erdrücken; Taktik wird nicht gebraucht. Die Menschen haben dieses Schema durchbrochen... ;)
Andererseits hege ich gerade den Gedanken, dass wir gerade genau das erleben. Mit einem als taktisch brilliant - obwohl ich da noch mehr sehen will, als relativ simple Kesselschlachten, da spricht der Strategiefan in mir - beschriebenen Gegner wird die Republik wohl noch etwas zu kämpfen haben.
Die Kesselschlacht war doch der einfachste Teil von Simosins Taktik; zumal eine gut durchgeführte Kesselschlacht vernichtender ist als die meisten anderen Taktiken. Der wesentliche Teil von Simosins Plan war ein ganz anderer - unter anderem die Vorausahnung des gegnerischen Vorgehens, das Platzieren dieses Köders, der effektive Einsatz aller vorhandenen Möglichkeiten und ein paar eher indirekte Voraussetzungen für die Durchführung.
Dazu passt auch die Aussage Keenes, dass einige Offiziere der Hawk nicht nur taktisch brilliant seien, sondern noch dazu manchmal wahnsinnig. Keene schwört Rache - aber wird er die Gelegenheit haben, zurückzuschlagen? Ich bezweifle es fast; selbst die Republik sollte besseres - oder jemanden, der zumindest nicht ganz so schlecht wie Keene ist - aufbieten können. Aber Keene wird auch etwas zum tragischen Antihelden, in gewisser Weise mit der Situation mehr als überfordert, was er in beständigen Racheschwüren kompensiert.
Das Schlimme ist, wie oben ausgeführt, dass man taktisches Vorgehen einfach nicht gewöhnt war, weil es einfach nie nötig war. Ansonsten ist Keene ein Mensch, zwar einer von Cingea, aber immer noch ein Mensch: er ist also lernfähig.
Dennoch hast du nicht ganz unrecht, dass seine Rachegelüste durchaus problematisch sind.
Mit Kathy Pearson und Julian Simosin treffen zwei interessante Charaktere aufeinander und Spannungen scheinen sich sofort abzuzeichnen - verständlich, wer dient schon gern als Köder? -, nur ist die Frage, wie sie sich entwickeln werden.
Ich glaube, dass sie sich anders entwickeln werden, als du denkst. :)

Greetz Ban
Caldazar
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Post by Caldazar »

Die Geschichte gefällt mir gut.:) Der, am Anfang ein bischen verwirrende, Rückblick hat sich schön aufgelöst. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

mfg MPK
Lordadmiral Atlan
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Post by Lordadmiral Atlan »

Eine - wie bisher immer - sehr gute Fortsetzung.

Das ganze mit den Terranern passt meiner Meinung nach gut und da die Cingeaner schlechtere Strategen sind kann man ihnen ja nun wirklich nicht vorwerfen, wenn es nie nötig war.
Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass die Cingeaner die Taktiken der Terraner analysieren und dann versuchen diese ebenfalls zu verwenden.
Das könnte ihnen helfen (oder auch nicht)

greetz Atlan
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DeiNaGoN
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Post by DeiNaGoN »

@Ban

Na, dann hofft man doch, dass Lehrbücher zur Strategie bei den Terranern strengstes Ausfuhrverbot haben :D

Greetz, Dei
Ban
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Post by Ban »

@MPK

Danke. :)


@Atlan

Danke. :) Und: das steht wohl zu befürchten...


@DeiNaGoN

Selbstverständlich. :roll: :mrgreen:

Greetz Ban
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Admiral BSG
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Post by Admiral BSG »

Anfängliche Verwirrung, aber dennoch sehr gute Story. Bin auf die Fortsetzung gespannt.

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