Das Leben eines Privateers (Kapitel 1-2)

Allgemeine Diskussionen rund um X-BTF, X-Tension, X²: Die Bedrohung, X³: Reunion, X³: Terran Conflict und X³: Albion Prelude.

Moderator: Moderatoren für Deutsches X-Forum

Ramiel
Posts: 467
Joined: Wed, 6. Nov 02, 20:31
x3tc

Das Leben eines Privateers (Kapitel 1-2)

Post by Ramiel »

So, endlich ist es soweit und die Geschichte ist nun komplett Fertig.
Viel Spaß....gruß, Erzi!

Das Leben eines Privateers im X-Universum

Teil 1 Jonathan und Biktris

1.1. Jonathans Ankunft

Die Triebwerke der alten „Polar“, ein argonisches M4-Klasse Schiff aus der „Buster- Serie“ wurden abgeschaltet, während die Andockklammern der Handelsstation der Split, die auch hier, im Teladi-Sektor Blauer Profit, Handel trieben, das Schiff am Flugdeck sicherten. Die Außenhaut des Schiffes war übersät mit Einschusslöchern, die von schweren Lasergeschützen stammten. Der Pilot an Bord des reichlich ramponierten Schiffes hieß Jonathan. Er war ein junger Argone, der einst einer der besten Kampfpiloten der argonischen Flotte war.

Die Argonen waren Abkömmlinge der Terraner, die sich unter der Führung ihres Flottenchefs, Admiral Nathan R. Gunne, mit dem Rest der menschlichen Kriegsflotte auf ihrer Flucht vor den Xenon, die ihrerseits Abkömmlinge bzw. eine technische Weiterentwicklung der berüchtigten Terraformer waren, in das System um Argon Prime, dem heutigen Heimatplaneten der Argonen, begeben und dort versteckt hatten. In Jahrhunderten war so nach und nach aus ihnen die heutige Rasse der Argonen entstanden. Der Name „Argon“ hatte sich im Laufe der Zeit aus dem Namen ihres ersten Führers, Nathan R. Gunne, entwickelt.


1.2. Die Legende von Terra und Nathan R. Gunne.

Jonathan dachte an die Legende vom Planeten Terra, dem Heimatplaneten der Terraner, also der Menschen des Planeten Erde (lat. terra), die in weit zurückliegender Vergangenheit schon vor, doch spätestens seit Beginn ihrer Raumfahrt, davon geträumt hatten, einst aus ihrem Sonnensystem ausbrechen und das Abenteuer der intergalaktischen Reisen erleben zu können. Die Erwartung auf große Entdeckungen und die Hoffnung auf den Kontakt zu anderen raumfahrenden Rassen hatten die Wissenschaft vorangetrieben. Der erste Schritt zur Erfüllung dieser Träume war die Entwicklung der galaktischen Sprungtore. Mittels dieser Sprungtore konnten die Terraner mit ihren Raumschiffen viele Millionen Lichtjahre in einem einzigen „Raumsprung“ zurücklegen, indem das jeweilig aktive Sprungtor kurzfristig einen Zugang zum Hyperraum erlaubte, wo Zeit praktisch keine Rolle mehr spielte, egal wie groß die zurückzulegende Entfernung zum angesteuerten Zielsprungtor war. Die terranische Rasse konnte somit mit der Erforschung neuer Systeme und Galaxien und deren Kolonisierung beginnen.

Leider stellten die neuen Welten mit ihren fremdartigen Lebensbedingungen und oftmals unwirtlichen Landschaften und der aufwendige Materialtransport vom Heimatplaneten die Kolonisten technisch und finanziell häufig vor unlösbare Aufgaben. Bis die Lebensbedingungen eines solchen Planeten für die Terraner so umgeformt und angepasst werden konnten, dass eine Besiedlung überhaupt erst möglich wurde, dauerte es oft Jahrzehnte und kostete Unmengen an Material und Manpower.

Hier fand der terranische Genius in Form erfolgreicher wissenschaftlicher Forschung zunächst einen Ausweg: die „Terraformer“. Es handelte sich dabei um hochtechnisierte, riesige computergesteuerte Maschinen, also intelligente Roboter, die in der Lage waren, in kürzester Zeit einen ganzen Planeten so zu bearbeiten, dass man von einer „Umformung“ sprechen konnte, die den Kolonisten eine Ansiedlung auf dem Planeten ermöglichte. Mittels dieser technischen Hilfen konnte sich die terranische Rasse im Lauf der Jahre ungehindert auf viele verschiedene Sternensysteme ausbreiten. Allerdings entwickelten die stets technisch weiter modernisierten Terraformer mit der Zeit eine eigene „echte“ Intelligenz und mit dieser entstandenen Fähigkeit fortgeschrittenen logischen Denkens auch eine individuelle Ego-Erkenntnis. Sie wurden damit zu eigenständig denkenden Maschinen, die in gewisser Weise zu „leben“ begannen. Sie erkannten, dass sie von den Terranern benutzt wurden, interpretierten diese Tatsache aber nicht als zu leistende partnerschaftliche Hilfe, indem sie ihren Erbauern dienlich waren, sondern sahen sich als unterprivilegierte Sklaven, die für ihre Schöpfer lediglich niedere Frondienste zu leisten hatten, und sie entschlossen sich zu einem Aufstand gegen die terranische Rasse. Heimlich bauten sie eine Flotte von schweren Kampfraumschiffen, die sie mit modernsten Waffensystemen ausstatteten, und in einem Überraschungsangriff stürzten sie die Terraner in den tödlichsten und zerstörerischsten Krieg der Geschichte. Da die zumeist weit verstreuten Kolonien auf diesen Angriff nicht vorbereitet waren, wurden die meisten von ihnen komplett vernichtet und alle Siedler dabei getötet. Bald schon stand der letzte große Schlag gegen die Terraner bevor, nämlich der Angriff auf den Planeten Erde und dessen totale Vernichtung.

Eine kleine Gruppe mutiger terranischer Kampfpiloten unter Führung von Nathan R. Gunne stellte sich mit dem Rest der terranischen Flotte dem übermächtigen Feind erfolgreich entgegen, indem sie die Flotte der Terraformer in eine eigens dafür aufgestellte Falle lockte. Da die Terraformer bestrebt waren, die gesamte humanoide Spezies auszulöschen, verfolgten sie die terranische Flotte zu einem versteckten Sprungtor, welches Nathan R. Gunne allerdings zuvor mit einer sich selbst aktivierenden mächtigen Bombe hatte bestücken lassen. Nach der Vernichtung der terranischen Restflotte wollten die Terraformer sich dann wieder dem Finalschlag gegen deren Heimatplaneten Terra zuwenden. Nathan R. Gunne ließ seine Flottenreste durch das Sprungtor zu einem Punkt weit außerhalb aller bekannten galaktischenn Sektoren springen, und die gesamte übermächtige Flotte der Terraformer verfolgte sie. Nachdem beide Flotten das Sprungtor passiert hatten, explodierte die Bombe und vernichtete das Tor völlig. Damit waren beide Flotten für immer aus dem terranischen Sonnensystem und aus den bekannten Sektoren dieser Galaxis verschwunden. Nathan R. Gunnes Plan war aufgegangen. Für die Terraformer war der Weg zum Planeten Erde unwiederbringlich verloren, leider aber auch für die kleine Restflotte der Terraner, die ebenfalls niemals wieder den Weg nach Hause finden würden. Sie alle waren im X-Universum gestrandet. Leider sagt die Überlieferung nichts darüber aus, wie Nathan R. Gunnes Flotte den sie verfolgenden Terraformern entkommen und wie er sich in das System um Argon Prime flüchten konnte. Nur soviel war bekannt: Nach langen Kämpfen mit den Terraformern, die Nathan R. Gunne und später seine Nachfahren in sogenannter Guerillataktik ausfochten, hatten sich die Terraformer in von ihnen zuvor eroberte Sektoren zurückgezogen. Dort entwickelten sie sich technisch weiter zu der heute überall gefürchteten Maschinenrasse der Xenon. Nathan R. Gunnes Flotte seinerseits hatte das heute als Argon-Prime bezeichnete System gefunden. Die überlebenden Terraner konnten sich dort eine Heimat schaffen und sich zu einer neuen Rasse entwickeln, eben zu den Argonen, zu deren Angehörigen nun auch Jonathan gehörte.


1.3. Das X-Universums - der Terraner Brennan und das X-Shuttle

Das X-Universum befindet sich irgenwo in einem unbekannten Teil unserer Galaxie. Wann es entstanden ist, liegt völlig im Dunkel der Vergangenheit. Allerdings spielt Jonathans Geschichte in ferner Zukunft, von unserer heutigen Zeitrechnung aus gesehen (Anm. d. Verfassers).

Jonathan dachte weiter an die Geschichte seiner Heimat, dem X-Universum, die eng mit der Überlieferung der weiteren Geschichte des Planeten Erde zusammenhing. Soweit man diesen Überlieferungen über den Planeten Erde, von dem niemand so genau wusste, ob er überhaupt existiert oder ob er vielleicht doch nur ein Mythos war, trauen konnte, waren dort nach Nathan R. Gunnes Flucht mehr als fünfhundert Jahre vergangen, bis dessen Bewohner, die Terraner, sich von dem Angriffskrieg der Terraformer erholt hatten. Weitere fünfhundert Jahre blieben sie an die Erde gefesselt, und hatten doch nie den Traum von intergalaktischen Reisen aufgegeben. Schließlich hatte wieder einmal die Wissenschaft gesiegt, und es konnte ein neuer Raumschiffstyp entwickelt und gebaut werden, der als das „Xperimentelle Shuttle“ oder einfach als das „X-Shuttle“ oder der „X-Prototyp“ in die neuere Geschichte eingehen sollte. Dieses X-Shuttle war nun als erstes Schiff in der Lage, große interstellare Distanzen ohne Benutzung eines Sprungtores zurückzulegen. Das Schiff war einzigartig in seiner Bauweise und seinen weiteren technischen Möglichkeiten, zu denen, neben dem Sprungantrieb, beispielsweise auch sein starker MA-Antrieb gehörte.

Der Pilot für den ersten Testflug mit dem X-Shuttle war der Terraner Captain Kyle W. Brennan. Brennan war 25 Jahre alt und kerngesund. Nach monatelangen Tests waren die Probeläufe des X-Prototyps endlich abgeschlossen. Das X-Shuttle war gestartet und hatte das Sol-System verlassen. Zunächst war alles ohne Probleme verlaufen. Die Zielkoordinaten waren eingegeben und der Sprungantrieb war aktiviert worden. Aufgrund plötzlich aufgetretender struktureller Veränderungen in der Shuttlestatik musste der Test abgebrochen werden, doch das gelang nicht mehr, und das X-Shuttle geriet außer Kontrolle. Die Funkverbindung brach ab, und in den nächsten Sekunden war das Schiff von den Monitoren der Mission Control verschwunden.


1.4. Das X-Universum - Brennan und das fremde System.

Das X-Shuttle mit Captain Kyle W. Brennan an Bord war in einem für ihn völlig fremden Raumsektor aufgetaucht, welcher später unter dem Namen Teladi Profit bekannt wurde. Außerdem war das X-Shuttle beim Wiedereintritt in den Normalraum zu allem Übel noch mit einem extraterristrischen Raumschiff, der „Albatros“, einem TL-Klasse Frachtschiff der Händlerrasse der Teladi kollidiert. Dabei war der Schiffsrumpf des X-Shuttles beschädigt worden, mit der Folge, dass die Schilde ausgefallen und die Waffesysteme zerstört worden waren und der Sprungantrieb schwere Schäden aufwies, so dass auch dieser zunächst nicht mehr funktionierte. Nachdem sich Brennan von seinem Schock einigermaßen erholt hatte und wieder klar denken konnte, kam es über die Funkverbindung des X-Shuttles zu dem für ihn fremden Teladi-Transportschiff und damit zum ersten Kontakt des Terraners Brennan mit einer fremden Rasse.



1.5. Der erste Kontakt und Brennans Aufstieg.

Am Anfang der Kommunikation verstand der Schiffscomputer des X-Shuttles die Antwort der außerirdischen Lebensform erst einmal nicht. Da erhielt der Schiffscomputer des X-Shuttles vom Schiffscomputer der „Albatros“ Hilfsdaten für die Übersetzung und lernte so in kurzer Zeit die im X-Universum geläufige Händlersprache, eine allgemeine Weltraumsprache, ähnlich der terranischen Weltsprache „Esperanto“. So erfuhr Brennan erste Informationen über seinen momentanen Aufenthalt, und ihm wurde klar, dass er überhaupt eine Chance, die Erde wiederzusehen, nur dann erhalten würde, wenn der beschädigte Sprungantrieb seines X-Shuttles repariert werden konnte. Dazu aber benötigte Brennan die Hilfe der Außerirdischen.

Anfangs von den Teladi mit 150 Credits, der üblichen Raumwährung, um Handel treiben zu können und einem 1Megawatt-Schild als Schutz vor Angriffen ausgestattet, verdiente sich Brennan nach und nach durch Handel und ihm aufgetragene erfolgreiche Missionen Geld zum Überleben, und auch, was von großer Wichtigkeit war, den Respekt, nicht nur der Teladi, sondern auch den der anderen Völker des X-Universums. So lernte Brennan nach den Teladi auch die Argonen, die Boronen, die Goner, die Paraniden und die Split kennen, und er lernte natürlich auch die Piraten und die Xenon erfolgreich zu bekämpfen. Durch seinen Mut, seine Hilfsbereitschaft und seine Loyalität wurde ihm nach und nach ein sehr hoher Rang von den Völkern des X-Universums verliehen und er wurde schließlich als großer Held verehrt.


1.6. Nathan R. Gunnes Logbuch.

Bei einer seiner Missionen hatte Brennan auf einem Asteroiden das aus einem ihm unbekannten Material bestehende verschollene Logbuch des ehemaligen Flagschiffes des berühmten Admirals Nathan R. Gunne gefunden. Dort war detailliert beschrieben, was sich bei der Flucht vor den Terraformern ereignet hatte: Die Flucht war in vollem Gange, und man hatte befürchtet, dass die Flotte es nicht schaffen würde, den Terraformern zu entkommen. Mit dem Mut der Verzweiflung und einer gehörigen Portion Glück konnten die Terraner jedoch den Terraformern entkommen, und sie fanden ein fremdes System mit einem erdähnlichen Planeten, auf dem sie sich vor den Terraformern verstecken konnten. Nach und nach begannen die Terraner, diesen Planeten zu kolonisieren, den man viel später Argon Prime nannte. Das übrigens war die Bestätigung für die Goner, dass die Argonen doch von der Erde abstammten. Mit dem Logbuch Nathan R. Gunnes lieferte Brennan auf der Argon 1, einem argonischen Trägerschiff der M1-Klasse, dem argonischen Wissenschaftler Dannan den endgültigen Beweis für die Existenz der Erde.


1.7. Das verschollene Sprungtor zur Erde und die Vernichtung der Xenon-X0.

Bei einer weiteren Mission im Auftrage Dannans hatte Brennan im heutigen von den Piraten kontrollierten Brennans Triumph-Sektor ein verschollenes Sprungtor gefunden, mit dem man direkt zum Sol-System und damit zur Erde springen konnte. Auf Dannans dringende Bitte sollte Brennan dieses Tor unbedingt vernichten, egal ob es noch aktiv war oder nicht, denn man hatte durch Gegenspionage erfahren, dass die Xenon inzwischen über Pläne und Techniken verfügten, das Tor, sollte es beschädigt und damit funktionsunfähig sein, reparieren zu können. Dann wäre für sie der Weg zu Erde frei geworden, und sie hätten dort ihrer Rache an den Terranern freien Lauf lassen können.

Nachdem Brennan den heutigen Brennans Triumph-Sektor erreicht und das Erdtor gefunden und festgestellt hatte, dass es außer Funktion war, war er überraschend auf eine Xenon-Flotte gestoßen, die von der Xenon-M0, einem Xenon-Trägerschiff, angeführt wurde. Die Xenon-M0 war, neben modernsten Waffensystemen, zusätzlich mit einem Planetenkiller ausgestattet, und die Xenon waren gerade dabei, die befürchtete Reparatur des Erdsprungtores vorzubereiten. Brennan war es schließlich mit der Hilfe mutiger Kampfpiloten anderer Völker gelungen, die Flotte der Xenon erfolgreich anzugreifen und die in den Nopileus Memorial-Sektor flüchtende Xenon-M0 zu verfolgen, dort zu stellen und schließlich zu vernichten. Zurück im von den Argonen kontrollierten Linie der Energie Sektor, den man auch Energielinie nennt, hatte Brennan von Dannan erfahren, dass die Xenon nun zwar aufgehalten worden und ihre Pläne durchkreuzt, die Reparaturpläne für das Erdtor aber mit der Vernichtung der Xenon-M0 auch verloren gegangen waren. Brennan ließ sicherheitshalber das beschädigte Tor vernichten, was für ihn bedeutete, dass er nun endgültig in diesem Teil des Universums gestrandet war, falls man den Sprungantrieb des X-Shuttles nicht doch noch reparieren konnte. Die Auszeichnungen, die er wegen seines Mutes bekommen hatte, und die Tatsache, dass er als Held gefeiert wurde, waren für ihn kein ausreichender Trost.

Brennan hatte jedoch wieder Hoffnung geschöpft, als das X-Shuttle nach diesem Sieg über die Xenon in eine Werft zur Reparatur gebracht worden war, wo man sich intensiv um den Sprungantrieb kümmerte. Nach Beendigung der Reparatur hatte Brennan ihn endlich wieder aktivieren können. Allen hatte der Atem gestockt, als sich das Sprungfenster vor dem Shuttle öffnete und es hineinzog, allerdings um kurze Zeit später auf der anderen Seite wieder aufzutauchen. Der Sprungantrieb hatte erneut versagt, und man hatte die Enttäuschung in Brennans Augen deutlich sehen können, als er erkannte, dass er nun wohl nie mehr zur Erde zurückkehren konnte.


1.8. Endgültig gestrandet - die Geschichte eines Helden

Aber die Wissenschaftler der Planetengemeinschaft hatten nicht aufgeben wollen. Für das X-Shuttle wurde eigens eine Werft gebaut, um es Stück für Stück auseinander zu nehmen, um gemeinsam die technischen Zusammenhänge verstehen zu lernen und schließlich eine Lösung für die Reparatur des Sprungantriebs zu finden. Es würde allerdings Jahre dauern, bis erste Fortschritte gemacht werden konnten, und Brennan hatte keine Lust, so lange zu warten. So hatte er beschlossen, mit einem anderen Schiff, der Argon Buster, einem argonischen Schiff der M4-Klasse, das die Argonen ihm geschenkt hatten, ausgestattet mit zwei Gamma-Partikelbeschleunigerkanonen, mehreren Raketen vom Typ „Hummel“ und, zum Schutz gegen Angreifer, mit zwei 5Megawatt-Schilden, sich wieder neuen Abenteuern zu stellen, um neue Freunde zu finden und alte wieder zu treffen.

Im Laufe der folgenden Jahre hatte Brennan seine eigene Flotte aufgebaut, deren Kampfpiloten er überwiegend aus seinen neuen und alten Freunden, den Argonen, eben aus jenen direkten Nachfahren der Terraner, aber auch aus Angehörigen der anderen Rassen rekrutierte, denn auch dort hatte er Freunde gewonnen. Ihm allein war schließlich gelungen, was keinem Anführer der Rassen des X-Universums bisher gelungen war: Er, Brennan, vereinigte die Völker zu einer sich gegenseitig schützenden Gemeinschaft, die die heutige Allianz bildet. Mit der Hilfe seiner Flotte und mutiger Kampfpiloten aus der Völkergemeinschaft der Allianz war es Brennan gelungen, die Xenon in einer weiteren großen Schlacht soweit zu schwächen, dass sie sich zwangsläufig in ihre Sektoren zurückziehen mussten. Dort schmiedeten sie furchtbare Rachepläne gegen die Allianz, wobei sie ihre humanoiden Spione aus den Teladi und den Piraten rekrutierten. Die Piraten, die auf Seiten der Xenon standen, waren über die Spionagedienste hinaus sogar bereit, offen gegen Schiffe der Allianz zu kämpfen.


1.9. Jonathans Geschichte

Jonathan dachte an seine eigene Vergangenheit. Er dachte daran, wie aus ihm, dem einst besten Kampfpiloten der argonischen Flotte, ein Privateer, wie man kleine Piraten und Schmuggler gerne bezeichnet, geworden war. Jonathan konnte und wollte sich nicht so recht militärischen Drill unterordnen, denn er liebte die Freiheit, und ihm war seine Selbstbestimmung heilig. Er hatte Befehle nach seinem Gutdünken interpretiert, was natürlich in keiner Armee auf Dauer geduldet werden konnte. Schließlich war er die zahllosen Degradierungen und sonstigen Disziplinarmaßnahmen seiner Vorgesetzten gegen ihn satt, und er hatte die argonische Flotte verlassen. Das brachte ihm zwar seine Freiheit, aber er musste ja auch von irgendwas leben. Da er seinen Tagesablauf gerne selbst bestimmte, hatte er sich aufs Schmuggeln eingelassen und verdiente seitdem illegal sein Geld als Privateer.


1.10. Jonathan und Biktris - der Auftrag.

Als Jonathan aus seinem Schiff stieg und es sich genauer ansah, kratzte er sich am Kopf, und er dachte an seine letzte Begegnung mit den Piraten, die sein Schiff so zugerichtet hatten und denen er nur mit Mühe und einer gehörigen Portion Glück entkommen war. Ein paar Schüsse mehr, und es wäre sein Ende gewesen. Da auch die Energieversorgung des Schiffes bereits stark gelitten hatte, fragte sich Jonathan, ob es wohl ratsam sei, mit diesem damit überhaupt wieder zu starten. So abgebrannt wie er im Augenblick war, konnte er sich nicht einmal die Reparatur leisten. Er musste erst irgendwie zu Geld kommen. Naja, bis hierhin hatte er es schon mal geschafft. Vielleicht würde er ja einen guten Bekannten treffen, der einen schnellen Job für ihn weiß ...

Die Handelstation roch muffig, es stank nach vergammeltem Cheltfleisch, und in fast jeder Ecke sah man etwas Undefinierbares herumliegen. Jonathan aber kümmerte es wenig, wie die Handelsstation aussah; er war nur froh, heil und in sicherer Entfernung von den Piraten zu sein, die ihm ans Leder wollten. Während er sich umdrehte um zur Stationsbar zu gehen und dort einen Teil seiner letzten Ersparnisse für einen Drink zu verpulvern, bemerkte er, wie an einer anderen Andockplattform die „Octopus“, ein leichter boronischer Jäger der M5-Klasse, landete. Als er weiterging, stieß er beinahe frontal mit einem Echsenwesen der Spezies Teladi zusammen. Jonathan blieb abrupt stehen, denn dieser Teladi war für ihn kein Unbekannter. „Jonathan. altes Haus. Wie geht’s dir?“, zischelte der Teladi und blickte kurz auf die „Polar“. „Danke, mir geht es gut, Biktris. Meinem Schiff geht es leider nicht so gut.“, sagte Jonathan mit Blick auf die lädierte „Polar“.

Biktris war offiziell als mobiler Arbeitsvermittler für die Teladi unterwegs und kannte Jonathan von früher. Biktris gehörte in Wirklichkeit ebenfalls zu den Privateers, allerdings konnte er neben seiner Tätigkeit als Schmuggler auch auf eine nicht unbedeutende Karriere als Pirat zurückblicken, was ihn nicht gerade besonders vertrauenswürdig machte. Wegen seiner häufigen Geldnöte hatte Jonathan sich schon einige Male auf illegale Jobs eingelassen, die ihm Biktris besorgt hatte, und der war mit Jonathans Leistungen stets zufrieden. „Das trifft sich gut, denn ich hätte da einen kleinen Job für dich“, meinte Biktris und machte mit seiner Hand eine abweisende Bewegung in Richtung auf das Schiff. „Komm, ich erzähl dir mehr darüber, während wir uns einen Drink genehmigen. Ich darf dich doch einladen?“ „Ok, ich war sowieso gerade auf dem Weg in die Bar“, sagte Jonathan.

Die Bar trug den kurzen Namen „U2“, und ihre Gäste sowie deren Stimmung war sehr gemischt. Argonen, Boronen, Split, Teladi und auch Piraten nahmen hier ihre Drinks zu sich, spielten Spiele, von denen Jonathan nicht eines kannte und auch nicht kennen wollte, und sie erzählten von ihren letzten Begegnungen mit den Khaak oder mit den Xenon. Jonathan kannte dutzende solcher Bars, die allesamt den Geruch eines Müllschippers verbreiteten. Jonathan dachte daran, dass viele der Gäste das Wort „Dusche“ nicht einmal kannten, aber Hygiene war hier und jetzt nicht sein Thema. Er wollte wissen, was die Echse wirklich von ihm wollte.

Sie setzten sich an einem kleinen runden Tisch aus solidem Metall, der samt Stühlen auf dem Boden festgeschraubt war, damit keiner der hier üblicherweise verkehrenden Schlägertypen auf die dumme Idee kommen sollte, mit einem Stuhl um sich zu schlagen und ihn durch den Raum zu schleudern. „Na, was möchtest du trinken?“, zischelte Biktris und hielt seine Hände über die Eingabekonsole auf dem Tisch, die dazu diente, seine Bestellungen ohne Personal aufzunehmen. „Spacelimo! Ich hätte gern ’ne Spacelimo!“, meinte Jonathan, woraufhin der Teladi kurz in die Konsole tippte. „Was für’n Job hast du denn für mich?“, wollte Jonathan wissen, und blickte unruhig umher. „Nur die Ruhe, Freund! Alles zu seiner Zeit“, entgegnete Biktris und faltete seine Hände ineinander. „Die Gesellschaft ist auch nicht mehr das, was sie mal war, seit dieser Brennan hier aufgekreuzt ist. Mag sein, dass er uns allen den Hintern gerettet, während er die Xenon-M0 vernichtet hat. Das ändert aber nichts daran, dass er uns dafür den Lebensstil vermiest.“ Als Biktris gerade weitersprechen wollte, sah er die Bedienung mit den Getränken kommen. Da in diesen Bars üblicherweise sofort kassiert wurde, zögerte Biktis nicht lange und drückte der Bedienung seine Chipkarte in die Hand, um schnell den Geldtransfer durchzuführen. Bargeld gab es schon lange nicht mehr; alles wurde über Chipkarten abgerechnet. Als ihm die Bedienung die Chipkarte zurückgegeben hatte, sprach der Teladi weiter: „Die Piraten zum Beispiel verfluchen Brennan, und das mit Recht. Ihre gesamten Handelsrouten werden ständig kontrolliert, und du weißt ja, was es heißt, wenn man seine Ladung in den Weltraum katapultieren muss, um nicht erwischt zu werden.“ Jonathan nickte nur und nippte an seiner Limo. „Während sich Brennan nun irgendwo jenseits vom Getsu Fune-Sektor hinter der Grenze der bekannten Sektoren seinen Spaß gönnt, haben wir Teladi und das Volk der Paraniden einen neuen Schiffstyp entwickelt. Die Paraniden benötigen aber noch einige Pläne und ein paar Bauteile, ehe sie das Ding einsetzen können.“ „Aha, und ich soll den Paraniden die Pläne und die Teile bringen?“, fragte Jonathan, der Argone. „Genau, du sollst alles direkt nach Paranid Prime fliegen. Dazu brauchst du aber ein gutes Schiff, und mit deinem schaffst du kein Sprungtor mehr. Ich mach‘ dir ein weiteres Angebot“, sagte der Teladi und nahm einen Schluck aus seinem Glas mit Raumsprit. Als er das Glas auf den Tisch zurückstellte, wurde es plötzlich sehr laut in der Bar, und einige Gäste standen auf. „Du boronisches Schwein hast geschummelt“, schimpfte ein sichtlich angetrunkener Argone und deutete auf die Spielkarten, die ein Borone in der Hand hielt. Noch bevor dieser etwas sagen konnte, traf ihn eine tödliche Salve aus der Laserpistole, die der Argone plötzlich gezogen hatte. „Niemand bescheißt hier Al Papone!“, meckerte der Argone und setzte sich wieder. Um ihn und den toten Boronen herum waren alle erstarrt. „Ja, was denn? Macht weiter, oder soll ich euch Beine machen?“, begann der Argone erneut zu schimpfen. Es dauerte einige Augenblicke, bis sich wieder alle bewegten und die Musik weiter zu spielen begann, allerdings übertönt von den Stimmen einiger „Gäste“. Inzwischen hatten sich alle wieder hingesetzt, und aus einem Nebenraum kamen zwei finstere Gestalten und trugen die Leiche des Boronen aus der Bar. „Jaja, diese Möchtegern-Piratenbosse, haben es in sich“, meinte Biktris und schüttelte dabei seinen Echsenkopf. „Um wieder zum Geschäftlichen zurückzukommen ...“, begann Biktris erneut und trank nochmals aus seinem Glas, „... also, mein Angebot: ich gebe dir ein Schiff. Es ist zwar klein, aber es reicht für den Transport. Ich nehme deins dafür in Zahlung, und du gibst mir 50 Prozent von deinem Gewinn aus der Lieferung, den du von den Paraniden kriegst. Was meinst du?“, fragte die Echse und blickte dem Argonen dabei voll in die Augen. „Du willst die Polar als Anzahlung? Was sind denn das für Geschäfte ... für einen Teladi? Sorry, Kumpel, ihr Jungs seid einfach zu gierig!“, warf Jonathan dem Teladi an den Kopf. „Also gut, dann sagen wir so“, meinte Biktris, „ich bin dir noch einen Gefallen schuldig und möchte mich dafür revanchieren. Du kannst das neue Schiff und den gesamten Gewinn behalten!“ „Welchen Gefallen?“, fragte Jonathan verwirrt und rieb sein Kinn. „Du hast mir doch diesen Idioten Jarn vom Getzu vom Hals geschafft und in einen schönen Weltraumsarg verfrachtet“, entgegnete der Teladi mit einem breiten Lächeln. Jetzt fiel es Jonathan wieder ein. Der Split Jarn vom Getzu, ein skrupelloser Halsabschneider aus dem Getzu Fune-Sektor, wollte damals dem Teladi die Arme und noch so einiges andere brechen und ihn dann in eine Cheltzerkleinerungsanlage stecken, doch er hatte Pech, weil Jonathan ihm die alte 45er an seinem Splitkopf gehalten und, da er den Teladi immer noch nicht freigeben wollte, abgedrückt hatte, wodurch der Körper des Split in die Cheltzerkleinerungsanlage gefallen war, was zu dessen abruptem Ableben geführt hatte. Kurioserweise gab es da noch das Gerücht, dass gehacktes Cheltfleisch, gemischt mit Splitfleisch gegrillt besonders gut schmecken soll! Jonathan grinste und sagte zu, den Job zu erledigen. „Na prima! Das Schiff steht bereits an der Andockplattform 12-A. Hier ist der Bordchip. Pass aber diesmal auf, dass es am Ende nicht so aussieht, wie deine alte Polar, ja?“, bat ihn der Teladi noch zum Schluss. Jonathan trank den Rest seiner Limo aus, bedankte sich bei seinem alten „Freund“ für den Auftrag und verließ den Tisch in Richtung Ausgang aus dem Barbereich.

Jonathan hatte den Barbereich gerade verlassen, als er sah, wie sich ein Paranide zu Biktris hinabbeugte, und er konnte mit gespitzten Ohren noch eben hören, was der Teladi, der Jonathan offenbar schon außerhalb der Bar vermutete und ihn somit nicht bemerkte, dem Paraniden sagte: „Pulverisiere diesen Abschaum, der hier gesessen hat, zusammen mit seinem Schiff, und das Kopfgeld ist dein. Ich will nur, dass dieser Kerl tot ist. Als Beweis bringe mir die Aufzeichnung deiner Außenbordkamera! Mach es in einem Außensektor, und, denk dran, ich will keine Zeugen!“ Der Paranide nickte. Jonathan ging ganz nach draußen; er hatte genug gehört. Die Mission hatte noch nicht einmal begonnen und schon hatte er einen skrupellosen Kopfgeldjäger im Nacken, mit dem tödlichen Auftrag, ihn, Jonathan, durch ein feiges Attentat zu beseitigen. Er sollte sich besser verdrücken, solange das noch ging. Verdammt, aber Jonathan brauchte das Geld. Es musste also irgendwie klappen. Kurz darauf verließ auch der Paranide die Bar, ohne Jonathan zu bemerken, der sich in eine dunkle Ecke zurückgezogen hatte. Was Jonathan nicht sehen konnte, war, dass der Teladi in der Bar seine rechte Hand an der verkrüppelten Stelle rieb, wo einst ein Daumen war. Er konnte auch nicht hören, wie Biktris leise böse lächelnd murmelte: „Dir werden wir es noch heimzahlen, Argone! Dir und dem Rest deiner argonischen Brüder ...“. Dann tippte er kurz in die Konsole auf dem Tisch.

Teil 2 Das Attentat - Jonathans Rettung

Jonathans neues Schiff, das ihm der hinterhältige Verbrecher, der Teladi Biktris, für seinen Auftrag überlassen hatte, die „Habicht“, ein Teladi-Schiff der M4-Klasse, welches normalerweise standardmäßig mit zwei 5Megawatt-Schilden, zwei Gamma-partikel-Beschleunigerkanonen und Raketen vom Typ „Hummel“ ausgestattet ist, hier aber wohl aus Spargründen nur mit einem schwachen 1Megawatt-Schild, keinem Lasergeschütz, und Raketen waren auch keine an Bord, was ziemlich schlecht bei einem Angriff war, denn so hatte Jonathan schlichtweg keine Möglichkeit zur Verteidigung. Ansonsten besaß das kleine Schiff keine besondere Ausstattung, was nach Jonathans Meinung wieder mal typisch für einen Teladi-Piraten war, der sich den Teufel um die Sicherheit derer schert, die für ihn ihr Leben riskierten. Zumindest schien der Antrieb neu zu sein, und Jonathan wusste von der hohen Geschwindigkeit und Wendigkeit der Schiffe der M4-Klasse; hierin und in seiner Kampferfahrung lagen seine einzigen Chancen, dem Killer zu entkommen, der ja nicht ahnen konnte, dass Jonathan dessen Plan kannte! Nachdem Jonathan kurz in den Schiffsunterlagen nachgesehen und die Frachtkonsolen gecheckt hatte, stellte er fest, dass die besondere Ladung, die zur Fertigstellung des von den Paraniden und den Teladi gebauten Spezialschiffes benötigt wurde, offenbar vollständig an Bord war; er konnte also starten. Was ihn aber weiterhin bewegte, war die Frage, weshalb Biktris ihn mit seinem Schiff zerstören lassen wollte. Er fühlte, dass er hier für einen ganz fiesen Plan missbraucht werden sollte; das machte ihn aber wiederum neugierig!

Unmittelbar nachdem er von den Split die Starterlaubnis erhalten hatte, wurden die Andockklammern der Handelsstation von den Split-Technikern gelöst, und Jonathan flog vorschriftsmäßig langsam zur sich öffnenden Raumschleuse. Den schnellsten Kurs zum Heimatsystem der Paraniden, der ihn aber ein durch einige ganz oder teilweise von Piraten kontrollierte Sektoren führen würde, hatte er bereits im Kopf. Zuerst zum Ceos Geist-Sektor und weiter zum Firmenstolz-Sektor, dann zum von den Split kontrollierten Sektor Thuruks Bart, danach zum Argonensektor Hatikvahs Glaube, dann durch die überwiegend von den Piraten kontrollierten Sektoren Nopileus Memorial, Dannas Chance, Brennans Triumph und Split Feuer, weiter durch die Paraniden-Sektoren Priesters Gnade und Priesterringe und schließlich zu seinem Zielsektor Paranid Prime, in dem sich das gleichnamige System und der gleichnamige Heimatplanet der Paraniden befand. Er wollte sich so gut es ging beeilen, um schnell auf Paranid Prime anzukommen. Als die Raumschleusentore vollständig geöffnet waren, schaltete Jonathan die Haupttriebwerke ein und flog hinaus in die Weite des Alls.

Draußen im Raum schien die Sonne des Systems direkt ins Cockpit, so dass Jonathan zunächst die Augen zukneifen musste, um nicht geblendet zu werden. Erst als er den Cockpit-Blendschutz zugeschaltet hatte, wurde die Sicht nach draußen erträglich. Jonathan steuerte das Schiff zum südlichen Sprungtor in Richtung des Ceos Geist-Sektors. Kurz nach dem Start hatte er ein Paranidenschiff bemerkt, welches zwar einen gewissen Abstand zu ihm hielt, ihm aber offensichtlich auf seinem Kurs folgte. Jonathan wusste nicht, wie nah er der Wahrheit mit seiner Vermutung gekommen war, dass dies der von Biktris als Mörder gedungene Paranide sein könnte, der ihm da folgte. Der Sektor, in dem sich Jonathan befand, war klein, und es dauerte nicht lange, bis er das Südsprungtor erreicht hatte, in das er hineinsteuerte. Der Bordcomputer aktivierte das Sprungtor automatisch und öffnete das entsprechende Raumfenster. Jonathan staunte immer wieder über die phantastische Konstruktion der Sprungtore; wie großartig diese uralten technischen Systeme doch waren, und er war stets voller Ehrfurcht über die ungeheure Macht, die sie repräsentierten. Es gab unzählige Sprungtore im X-Universum, die verschiedensten Sektoren zugeteilt waren, deren Technologie aber völlig unbekannt war. Nach und nach verstanden die Argonen und auch die Xenon, dass zwar die Technologie der Tore der der terranischen weit überlegen war und dass ihre Leistungsfähigkeit um ein Vielfaches höher sein musste, als die aller von den Terranern erbauten Sprungtore, dass aber die Tore des X-Universums in ihrer Leistungsfähigkeit und damit in ihrer Nutzung künstlich beschränkt worden waren. Die Tore waren bestimmten Sektoren fest zugeordnet, und nur mit wenigen konnte man größere Raumsprünge über mehrere Sektoren hinweg machen. Die Argonen hatten schließlich Artefakte und Überlieferungen gefunden, nach denen eine als „das alte Volk“ bezeichnete Rasse die Erbauer gewesen waren. Wie und aus welchem Grund diese aber die Leistung der Tore künstlich reduziert hatten, blieb weiter im Dunkel verborgen. Woher „das alte Volk“ einst gekommen und wohin es gegangen war und ob es vielleicht noch irgendwo existierte, konnte auch niemand sagen. Obwohl „das alte Volk“ die Tore bereits vor Äonen erschaffen hatte, funktionierten sie noch immer fehlerfrei. Es musste einmal möglich gewesen sein, die Sprungtore nach Wunsch auf ein beliebiges anderes Sprungtor irgendwo in einem weit entfernten Sektor einstellen zu können, denn die nötige Energie für weiter entfernte Ziele konnte problemlos durch die vorhandene Technik erzeugt werden, aber niemand hatte das Wissen und verstand es, sich diese Technik entsprechend zunutze zu machen, nicht einmal die Xenon.

Was für ein Glück, dachte Jonathan, dass der Terraner Brennan aufgetaucht war und einen Großteil der Xenon-Flotte mit einem schnellen Handstreich vertreiben konnte. Vielleicht war es das Schicksal, das Brennan hier auftauchen ließ, dachte sich Jonathan, und vielleicht schafft er es ja wirklich, eines Tages auch wieder nach Hause zu kommen und davon zu berichten, was er so alles erlebt hat. Daheim würden sie ihn dann als Helden feiern und über viele Technologien ausfragen, die er zwar erlebt, deren Funktion er aber nie verstanden hat. Jonathan lachte kurz erheitert auf und stellte sich vor, wie Brennan, der nach Jonathans Meinung seinerseits vor einem Techniker steht, der ihm die Frage stellt, wie die Gamma-Energie Plasmawerfer funktionieren und Brennan ihn ungläubig anstarrt und nur mit den Schultern zuckt. Hier irrte Jonathan gewaltig, denn Brennan war alles andere, als ein technischer Laie. Neben seiner Fähigkeit, seine eigene Flotte erfolgreich zu führen, seine Gefolgsleute zu rekrutieren und für den Kampf gegen die Xenon, die Piraten und später die Khaak zu motivieren, war Brennan ein begnadeter Techniker mit enormem Wissen und großem Fach- und Sachverstand und ein ausgezeichneter Konstrukteur. Jonathan sollte sich nicht nur in diesem Punkt gewaltig irren. Er würde noch sehr viel lernen müssen und noch so manches Wunder erleben, bevor sich seine Bestimmung erfüllen würde. Das aber konnte er in diesem Moment noch nicht wissen, ja noch nicht einmal erahnen.

Das Sprungfenster blitzte in unzähligen Farben auf, das Schiff schoss wie ein Blitz hindurch, und innerhalb eines Sekundenbruchteils befand sich sich der Argone mit seinem Schiff im Ceos Geist-System, wo er gleich den Kurs auf dessen Südsprungtor fortsetzte. Bevor er jedoch den neuen Kurs anwählen konnte, bekam Jonathan auf einem abhörsicheren Raumfunkkanal eine Grußmeldung von einem offenbar in der Nähe fliegenden Argonenfrachter. Es handelte sich um die „Mammut“, einen Frachter der TL-Klasse, der zwar keine Laserkanonen an Bord hatte, dafür aber jede Menge der besten Raketen vom Typ „Hornisse“ und der mit fünf 125Megawatt-Schilden geschützt war, die ein Angreifer erst einmal knacken musste, um ihm schaden zu können. Der Argone öffnete seinerseits den angeforderten, abhörsicheren Kanal seines Schiffes und sah ein bekanntes Gesicht auf dem Bildschirm. „Arton? Was machst du denn hier in diesem Teil des Universums?“, fragte Jonathan etwas überrascht und gleichzeitig ein bisschen enttäuscht, denn er dachte zuerst, dass Arton auch ja nur ein Arbeitsvermittler war, der sich faul einen Auftrag vom Hals schaffen will, ohne sich dabei die Hände selbst schmutzig zu machen. Arton hatte ihn allerdings noch nie für illegale Jobs missbraucht. Diesmal schien jedoch alles anders zu sein: „Jonathan, wir haben keine Zeit zum plaudern! Vertrau mir einfach, und du kannst weiterleben“, beeilte sich der Frachterpilot zu sagen. „Was?“, fragte Jonathan verwundert, konnte aber nicht weiterreden, denn er wurde von Arton unterbrochen: „Der Teladi Biktris, für den du deine Ladung zu den Paraniden bringen sollst, spielt ein falsches Spiel mit dir. Er ist in Wirklichkeit einer der berüchtigten Piratenbosse von der übelsten Sorte. Dazu aber später mehr, da die Zeit drängt. Das Paranidenschiff, das dir folgt, ist die „Prometheus“, und der Paranide, der es steuert, hat den Auftrag, dich umzulegen“, warnte ihn Arton. „Was? Biktris, ein berüchtigter Piratenboss? Aber...“, stammelte Jonathan und kratzte sich am Kopf. Arton unterbrach ihn erneut: „Hör mir genau zu, Jonathan. Ich beame deine Fracht zu mir rüber, und du wirst jetzt aussteigen! Dann werde ich eine Hornisse auf dein Schiff abschießen, damit es für deinen Killer so aussieht, als ob jemand ihm zuvorgekommen sei, und dich vor ihm erledigt hat. Ich werde gleich meine Frachtschleuse öffnen, damit du vorerst geschützt bist. Den Rest besprechen wir dann im Elenas Glück-Sektor. Steig jetzt aus! Ich muss die Rakete gleich starten“, beeilte sich Arton und bekam von Jonathan das OK.

Jonathan zögerte nicht lange, denn angesichts der unmittelbaren Gefahr musste er Arton vertrauen. Er schloss seinen Raumhelm und drückte auf den Ausstiegsknopf. Die Decke des Cockpits wurde blitzartig nach außen katapultiert und Jonathan konnte sich in den Raum begeben. Dort zündete er die Raketendüsen seines Raumanzuges und steuerte die offene Luke des Argonenfrachters an. Unmittelbar darauf zündete die Rakete vom Typ Hornisse. Arton war zwar ein listiger Fuchs, was er oft für seine Zwecke ausnutzte, aber er war auch eine der wenigen Personen, denen Jonathan noch vertrauen konnte. Jonathan sah die Hornisse, die in wenigen Sekunden seinen Habicht erreichen würde, auf sich zu und dann vorbeifliegen. Kurz bevor er die offene Luke des Argonenfrachters erreicht hatte, kollidierte die Rakete mit dem Teladischiff und zerriss es in einem glühenden Feuerball. In letzter Sekunde bemerkte Jonathan, wie ein weiteres Schiff das Nordsprungtor passierte und er erkannte, dass es die ihm folgende Prometheus war. Die Prometheus, ein Paraniden-Jäger der M3-Klasse, zu deren standardmäßiger Ausstattung zwei mächtige Alpha Energie-Plasmawerfer gehörten, gegen die Jonathans unbewaffnetes Schiff im Ernstfall bei einem Angriff keine Chance gehabt hätte, zumal die Prometheus zusätzlich über zwei 25Megawatt-Schilde und, wie der von Arton gesteuerte Argonenfrachter, über Raketen vom Typ „Hornisse“ verfügt. Als sich endlich die Frachtschleuse hinter ihm geschlossen hatte und Jonathan seine vollständig herübergebeamte Fracht sah, war er sich sicher, dass der Paranidenkiller ein ziemlich dummes Gesicht machen würde, wenn er nur noch die Trümmer des „Habicht“ fand, den doch er zerstören sollte.

Jonathan atmete auf, denn das Lebenserhaltungssystem des Frachtraums war intakt, und er konnte seinen Raumhelm ausziehen. Etwas erleichtert spürte er den Antrieb des Frachters anspringen und bemerkte an der Stärke der Vibrationen, dass sie sich mit großer Geschwindigkeit entfernten. Kurz darauf spürte Jonathan, dass das Sprungtor erreicht war und sie nun in ein Wurmloch eintauchten. Nun ja! Es werden noch einige Sprünge folgen, bis wir unser Ziel erreicht haben, dachte Jonathan. Hoffentlich war es wirklich so, wie Arton behauptet hatte, denn sonst könnte er sich bald in einer Piratenbasis als Sklave wiederfinden oder als Schauobjekt in einer Arena voller Cheltlarven, die ihn zum Amüsement der Piraten bei lebendigem Leibe auffressen würden. Egal ob das jetzt wieder eine Falle und damit sein Ende war oder nicht, Jonathan versuchte, sich zu beruhigen und etwas Schlaf zu finden. Das war aber gar nicht so leicht, denn er konnte das Gefühl großer Unruhe nicht loswerden, weil er immerhin auch damit rechnen musste, dass es eventuell doch um die letzten Stunden seines Lebens ging.

Inzwischen hatte der Paranide, der als Killer auf Jonathan angesetzt war, den Flug des Argonenfrachters in das Sprungtor registriert und die Trümmer von Jonathans Schiff entdeckt. Ein kurzes Scannen genügte, um zu zeigen, dass die vorgefundenen Trümmer von dem Schiff stammten, das er hier vernichten sollte. Der Paranide konnte nun keine Aufzeichnung vom Vorgang der auftragsgemäßen Zerstörung mehr liefern, und er musste damit rechnen, dass sein Vorhaben irgendwie entdeckt oder verraten worden war und er damit als Attentäter entlarvt werden könnte. Das argonische Frachtschiff, das aus der Sicht des Paraniden irgendeine getarnte Kampffunktion verbergen konnte, war ihm zusätzlich nicht geheuer. Er wusste, wenn man ihn fangen würde, würde man ihn für lange Zeit einlochen und später als Paria, als Ausgestoßenen, für vogelfrei erklären, und ihm bliebe nur noch ein Leben als ausgenutzter Handlanger der Piraten in dauernder Abhängigkeit von irgendeinem Piratenboss, der ihn auf immer in der Hand haben würde. So schnell er konnte, suchte er sein Heil in der Flucht - egal wohin, Hauptsache erst einmal weg von hier ...
"Densen"
Status: Hauptstory festgelegt;
Nebenstory teilweise festgelegt;
Manuskript: Überarbeitung
User avatar
GEN-Nation
Posts: 5055
Joined: Wed, 6. Nov 02, 20:31
x2

Re: Das Leben eines Privateers (Kapitel 1-2)

Post by GEN-Nation »

:o
Jede Menge ... :thumb_up:
Nathan R. Gunne war ein Pirat ;-)
Teladi sprechen ein bisschen anders, als in deiner Geschichte ... wohl etwas künstlerische Freiheti :D
Ein paar Namen passen nicht in das Spezies Bild ... wohl wieder etwas Freiheit :roll:

... aber ansonsten :mrgreen:
Ramiel
Posts: 467
Joined: Wed, 6. Nov 02, 20:31
x3tc

Re: Das Leben eines Privateers (Kapitel 1-2)

Post by Ramiel »

GEN-Nation wrote::o
Jede Menge ... :thumb_up:
Nathan R. Gunne war ein Pirat ;-)
Teladi sprechen ein bisschen anders, als in deiner Geschichte ... wohl etwas künstlerische Freiheti :D
Ein paar Namen passen nicht in das Spezies Bild ... wohl wieder etwas Freiheit :roll:

... aber ansonsten :mrgreen:
Nuja...die Geschichte ist vom Spiel her nur Angelehnt.
Sonst habe ich mich an (fast) allem gehalten!
"Densen"
Status: Hauptstory festgelegt;
Nebenstory teilweise festgelegt;
Manuskript: Überarbeitung

Return to “X Trilogie Universum”