-=MaEsTrO=- wrote:Jedenfalls will ich nicht sagen, dass die Menschheit insgesamt böse und schlecht ist, aber es kommt mir so vor, als wäre der durchschnittliche Mensch (also die Mehrheit der Menschheit) ein absolut intoleranter, egoistischer Lügner, der insgesammt nicht so viel nachdenkt und der nur sich selbst, bzw. der Gruppe, der er angehört und den Leuten mit denen er sich identifizieren kann etwas gönnt und dem Rest gar nix und der eben deswegen besser durchs Leben kommt. Und das unverändert seit mehr als 10.000 Jahren.
Moin MaEsTro,
sicher ist der Mensch von Natur aus egoistisch, dem will ich nicht widersprechen, aber die Stärke des Egoismus nimmt immer weiter zu. Ohne Egoismus gäbe es die Menschheit wahrscheinlich gar nicht mehr. Viele Entwicklungen und Entdeckungen basieren auf Egoismus und Kampf/Krieg. Dort geht es darum, sich technologische Vorteile gegenüber dem Gegner zu verschaffen, um ihn dadurch zu besiegen.
Unser Wirtschaftssystem funktioniert so ähnlich. Um gegen Wettbewerber bestehen zu können, muss man ihnen gegenüber Vorteile bieten können, also auf einem Gebiet besser sein als die Konkurrenz. Sei es nun, dass man bessere Qualität anbietet, zu einem niedrigeren Preis verkauft, besseres Marketing hat und so weiter. Darauf basiert momentan der Fortschritt.
Leider hängt wirtschaftlicher Erfolg zwangsweise mit Macht zusammen. Je mehr Erfolg man hat, desto mächtiger wird man. Diese Macht tritt an zwei Stellen gebündelt auf: wirtschaftliche Macht (Unternehmensleitung) und politische Macht (Regierung).
Die Regierung ist auf Unterstützung seitens der Wirtschaft angewiesen, um Projekte durchsetzen zu können. Die Wirtschaft dagegen versucht, die Politik dahingehend zu beeinflussen, dass sie 'unternehmensfreundliche' Gesetze entwirft, also die Arbeitgeberseite bevorzugt.
Das Volk, das eigentlich den Machtfaktor eines Staates darstellen sollte, verkommt zum sogenannten Stimmvieh und fühlt sich immer mehr übergangen (so geht es mir zumindest), wenn wichtige Entscheidungen getroffen werden.
Durch das Gefühl der eigenen Machtlosigkeit (ich kann das System ja so oder so nicht ändern) versucht man sich dem System anzupassen und so viel für sich selbst rauszuschlagen, wie nur irgend geht. Das hat zum einen den Grund, dass sich die 'leuchtenden Vorbilder' aus Politik und Wirtschaft genau so verhalten, wie sie es derzeit tun: Hauptsache, die Macht und das Einkommen sind gesichert. Was juckt es mich, wenn ich 5.000 Leute auf die Straße setze, solange es mir selbst immer besser geht?
Die Reichen haben schon von den Gesetzen her viel mehr Möglichkeiten, ihre Einkünfte an der Steuer vorbei zu vergrößern, weil es für diese Gruppe zu viele legale Schlupflöcher gibt, und sie nutzen das aus, wo es nur geht. Wenn es mal nicht geht, wird eben getrickst. Macht korrumpiert eben, und sich selber verschafft man gerne mal den einen oder anderen Vorteil, auch wenn das für andere Nachteile mit sich bringt.
Was also bleibt dem Einzelnen?
Er kann sich anpassen und das Spiel mitspielen. Die Wirtschaft und die Politik geben ja gute Beispiele ab, an denen man sich orientieren kann.
Zudem gibt es bereits zu viele, die sich angepasst haben und selber mit den Ellbogen arbeiten. Frei nach dem Motto 'die anderen tun's ja auch' folge ich dem Beispiel, obwohl ich darüber stehen sollte.
Es fällt leichter, seine Coladose in den Wald zu werfen, wenn schon 10 dort rumliegen. Die 10 Dosen lagen aber nicht immer dort. Irgend einer, der vielleicht ein bisschen egoistischer als andere war, hat die erste hingeworfen. Andere sind seinem schlechten Beispiel gefolgt.
Das Finanzamt wird betrogen, weil es die anderen ja angeblich alle auch tun. Das Problem ist nur, dass wir uns damit alle selber betrügen.
Was uns wirklich fehlt, ist Charakterstärke. Wer hindert uns z.B. daran, die Coladose wieder einzupacken und in einer Mülltonne zu entsorgen, oder gar die Dosen aus dem Wald aufzusammeln und auch mitzunehmen?
Was uns fehlt, sind nicht schlechte Beispiele, sondern charakterstarke Menschen, die im positiven Sinn den Anfang machen.
Konflikte entstehen, weil jeder immer nur fordert, aber nicht bereit ist, erst mal etwas zu geben, bevor eine Gegenleistung gefordert wird.
Schon im Kindergarten bekommt man beigebracht, dass man erstens Konflikte nicht mit den Fäusten lösen soll und es zweitens keine Rechtfertigung ist, dass der andere angefangen hat.
Aber diese Lektion geht während oder nach der Schule verloren, spätestens wenn man ins Berufsleben eintritt. Da bekommt man ganz andere Wahrheiten eingetrichtert. Und leider verirren sich diejenigen, die diese neuen 'Wahrheiten' am schnellsten und am besten lernen, gerne an die Spitze der Macht, mit dem Resultat, dass sie zukünftig Vorbilder für die nächste Generation sind, wenn auch sehr schlechte. Auf diese Art und Weise setzt sich diese Spirale immer weiter fort und wird auch nicht einfach aufzuhalten sein.
An dieser Stelle stehen wir im Augenblick. Wir sehen, dass sich die Situation stetig verschlimmert und in den Abgrund führen wird, aber wir sehen uns auch außerstande, etwas daran zu ändern.
Tun wir etwas und machen den Anfang, stehen wir als Weichei da und müssen viele Nachteile in Kauf nehmen, eventuell erreichen wir nichts damit. Tun wir nichts, werden wir uns bald im freien Fall befinden, weil wir am Abgrund einen Schritt zu weit gegangen sind, zusammen mit allen anderen...
Ich denke, der Mensch mag zwar von Natur aus egoistisch sein, aber er ist nicht als intoleranter, bösartiger und dummer Lügner geboren. Das bekommt er erst im Laufe seines Lebens beigebracht. Manche lernen diese Lektion sehr effektiv, andere fallen auf diese Lektion nicht herein. Eines ist jedoch sicher: je mehr mit Ellbogen gearbeitet wird, desto schneller nähern wir uns dem großen Knall.
mfg.
PIC