Victoria - Legends of Phoenix

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

Moderators: HelgeK, TheElf, Moderatoren für Deutsches X-Forum

gsl
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x2

Post by gsl »

Ja! Endlich gehts immer weiter!
Die Therapie für die Lachmuskeln zeigt erste Erfolge, aber wie wir alle wissen werden noch viele Sitzungen nötig sein, bis sie wieder die ursprüngliche Kraft erreicht haben!

Weiter so!
#include <funnysig>
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Arget
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Joined: Tue, 22. Aug 06, 05:53

Post by Arget »

Und es steht schon wieder still! Na los Major, tu' uns den Gefallen und schreib weiter. BIDDÄÄÄÄÄÄÄÄÄ!!!
Guest

Post by Guest »

Bin ja schon dabei. :D

Achja, habe beim Schreiben eine neue Fehldermeldung entdeckt. :shock:
(leider kein Fake)
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Arget
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Joined: Tue, 22. Aug 06, 05:53

Post by Arget »

:o :o :o
Also außer den dem Computer unbekannten Namen und ein, zwei weiteren Rechtschreibfehlern is' bei mir nix zu erkennen. Also dass ist wirklich komisch...
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Kiffer89
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Post by Kiffer89 »

the legend of steve freeman solltest du mal als PDF verpacken und ins internet stellen, ich hab keine lust, immer ins forum zu gehen, um diene (erstklassigen) geschichten zu lesen. kannst sie meinet wegen auch auf meinen webspace stellen, falls deiner trafficbegrenzung hat.

die ist echt klasse!

aber eine fräge hab ich trotzdem!

warum passen eigentlich so viele leute in die victoria? früher waren es mal 3, jetzt sind mindestens 10!

und wenn die bill, salem und den besoffenen nicht über bord werfen, noch mehr)

darauf solltest du vieleicht achten, sonst verliert man leicht den überblick!
Guest

Post by Guest »

Soweit ich weiß gibt´s den ersten >Band< schon irgendwo zum Runterladen, nämlich auf meiner Website. :D
(Hätte ich vielleicht mal erwähnen sollen...)
www.stevefreeman.de.vu
Die Seite wird aber nicht mehr aktualisiert und bald durch eine komplett neue ersetzt. KA, in welchem Format das da runterladbar ist, aber möglich ist es zumindest...

Und das mit der großen Besatzung... naja, wirklich ein paar viele. Der Octer, die ursprüngliche Victoria, ist ja mittlerweile nur noch ein Haufen Metallteile. Die neue Victoria (gebaut auf Gadeein) kann man schon recht gut besetzen, genug Platz ist ja(nur der Schlafraum ist zugestellt... und alles andere eigentlich auch). Den Überblick verliere ich aber auch langsam, also habe ich zu einer Radikallösung gegriffen. :roll: Aber mehr dazu im nächsten Kapitel, das, äh, jetzt erscheint.


Statistisches:
Fortsetzung 23
-bis Seite 661
-bis Zeichen 1642066
-bis Rechtschreibfehler -ERROR-

Kapitel XXXV.
Getrennte Wege

Steve hatte mittlerweile ausgeschlafen und war soweit regeneriert, dass er sich selbst die Zähne putzen konnte. Erschreckt stellte er fest, dass er von denen noch alle hatte. Einigermaßen erfrischt schleppte er sich auf die Brücke. Die gesamte Crew war anwesend und döste in ihren Sitzgelegenheiten. Der Weg nach Pandora würde wohl noch etwas dauern und es war nicht zu erwarten, dass ihnen irgendwer auflauert. Die hiesige Marineflotte und die paranidische Flotte hatten sich gegenseitig vernichtet, auf Pandora bestand die Armada aus Holzschiffen zu Wasser und die feindlichen Xenon... man hoffte, dass sie was anderes zu tun haben.
Momentan gab es also nicht viel zu tun, das Schiff zu reparieren war aufgrund Ersatzteilmangels nicht möglich, die Computer optimieren – nun, das war zu kompliziert. Und aufgeräumt hatten sie schon, mit der Zeit hatte sie nämlich eine ziemlich dicke Schicht am Boden gebildet, die das Öffnen der Türen deutlich erschwert hatte; bis man diese Schicht in Müllbeutel verpackte und im Lagerraum neben einer großen Holzkiste mit mysteriösem und unbekanntem Inhalt abstellte.
Bill und Salem saßen in einer Ecke der Brücke, spielten Mühle und Schach, und zwar gleichzeitig und auf einem Brett kombiniert. Sie hatten versucht, Mikado auch dazu zu mischen, doch gab das zu viel Streit, ob sich die Schachfiguren denn nun bewegt hätten oder nicht. Jarob saß im Schneidersitz in der anderen Ecke. Er schien zu meditieren oder etwas ähnliches zu machen. Es sah recht beeindruckend aus, wie regungslos er dort saß. Hendrik hingegen streckte sich komplett über Tisch und Sitzlehne aus, ein Wunder, dass er nicht zu Boden fiel.
Der Betrunkene war mittlerweile nüchtern, da von Andrews geheimen Vorrat nichts übrig geblieben war. Andrew war anfangs ziemlich erbost darüber, dass sein Zeug verschwunden war, denn auf dem Schwarzmarkt hätte es ihm viel Geld eingebracht. In der momentanen Situation war nur leider so ziemlich alles legal und nichts wurde kontrolliert, insofern hätte er eh keinen Schwarzmarkt finden können und die zwanzig Credits, die er ursprünglich bezahlt hatte, konnte ihm der Fremde wieder auszahlen.
Obwohl er nun nüchtern war, änderte das nichts an seiner zweifelhaften äußeren Erscheinung. Der Mann schien um die dreißig Jahre alt zu sein, seine unrasierten Barthaare waren zentimeterlang, seine Haare waren allgemein fettig und zerzaust, könnten mal wieder einen Schnitt gebrauchen. Er hatte eine löchrige braune Jacke an, darunter ein einfaches T-Shirt, das wohl mal weiß gewesen sein sollte. Seine gleichsam zerfetzte und braune Stoffhose war mit einem ebenfalls braunen und zerfledderten Gürtel befestigt, der jedoch etwas zu breit für die Hüften des Mannes war. Er trug schwarze Schuhe, deren Sohlen sich langsam ablösten. Die Schnürsenkel fehlten am linken Schuh, der sporadisch mit etwas Zahnseide zusammengebunden war. Das alles mag vielleicht einmal ein klasse Outfit gewesen sein, doch im Laufe der Zeit war es zu einem einzigen Lumpen verkommen.
Steve grüßte den Fremden freundlich und setzte sich ohne weitere Worte an seinen Computer. Es schien Niemanden sonderlich zu interessieren, wer dieser Mann war und was er hier wollte. Viel zu oft war einfach irgendjemand an Bord aufgetaucht, als dass es noch verwunderlich wäre. Solange er sie nicht angriff, wurde er als Crewmitglied akzeptiert.
Steve schaltete seinen Bildschirm an, nahm die Tastatur und die Maus zur Hand. Wie gesagt, das Schiff war nicht ganz auf dem neuesten Stand. Steve öffnete einige Programme und begann zu tippen und zu klicken.
Zahida öffnete ein Auge und schielte zu ihm hinüber. „Was zum Teufel machst du? Oder besser: Was spielst du?“, fragte sie. „Ich spiele nichts“, sagte Steve ernst und blickte weiter voll konzentriert auf seinen Bildschirm. Leroy schüttelte grinsend sachte den Kopf. „Und was machst du dann?“, fragte er ansatzweise skeptisch. Für komplette Skeptik war er nicht in der richtigen Stimmung, es war viel zu ruhig.
„Ich habe mich per Funk ins Internet von Wystystyer eingeloggt“, sagte Steve. „Ich bereite mich auf die Friedensverhandlungen vor.“
Hendrik stürzte endgültig seitlich von seiner Sitzposition. Er blieb einfach dort unten liegen. „Was machst du denn genau?“, forschte er von dort unten nach. Der Boden war schön warm... ein Hoch auf die Bodenheizung.
„Ich suche Jemanden, der unbeliebter ist als ich“, meldete Steve. „Na dann viel Spaß“, lachte Jarob. „Wird´ ich haben“, antwortete der Captain nur halb anwesend.
Es kehrte wieder Ruhe ein, nur Steves andauerndes Getippe unterbrach die Stille.
Victoria nutzte die kampffreie Zeit für einen Virenscan. Da dieser jedoch immer wieder versuchte, sie zu löschen, beendete sie das Programm und beschäftigte sich komplett damit, Daten auszuwerten und die Auswertungen dann mit einem komplizierten Auswahlverfahren in alphanumerischer Reihenfolge wieder zu löschen. Es sei denn sie fände irgendetwas Interessantes.
„Wer zum Teufel bist du eigentlich?“, fragte Andrew gelangweilt den Landstreicher. Der Fremde zeigte fragend auf sich selbst. „Genau du“, bestätigte Andrew. Nicht, dass es ihn sonderlich interessierte, aber er hatte halt nichts Besseres vor.
„Mein Name ist Major Rubens Klaschnikas, ich bin aus Kapitel XIV., Anführer der Marinesondereinheit für geheime Militäroperationen auf Wystystyer Ventus“, sagte er niedergeschlagen.
„Die Pocken sind beliebter als ich...“, sagte Steve ebenfalls niedergeschlagen.
„Wystystyer Ventus...“, wiederholte John nachdenklich. „Waren wir nicht mal da?“
„Steve hat sogar in meiner Einheit gearbeitet“, sagte Rubens nickend. Dann sackte er wieder in sich zusammen.
„Und wie kommst du an Bord? Hat man dich eingeladen oder wolltest du nur so vorbeischauen?“, hakte John nach.
„Nun, ich... ich sollte mit meiner Truppe auf Jagd nach Don Coleone gehen. Unser Weg führte uns nach Pegasus Prime. Er lauerte uns auf, wusste, dass wir ihm folgen...“
„Und?“, fragte Roger.
„Ich bin der einzige Überlebende...“, antwortete Rubens trauernd. Er blickte sich nach irgendeinem Narkotikum um, aber nichts war zu finden.
„Don Coleone ist auch beliebter als ich“, stellte Steve nach ein paar Klicks fest.
„Es war Zufall, dass ich überlebte. Ich hatte an dem Morgen im Camp verschlafen und war nicht rechtzeitig am Treffpunkt bei unserem Raumschiff. Dann ging die Bombe hoch... einsam streifte ich über Pegasus Prime auf der Suche nach Jemandem, der mir ein Raumschiff leiht. Doch ich musste dermaßen viele Unterschriften machen, dass ich mir beide Handgelenke brach. Mittlerweile ist das wieder verheilt, aber mit dem Aussehen hat mir Niemand etwas gegeben... und irgendwann seid ihr dann gelandet. Ich hätte es nicht bemerkt, ich schlief zu der Zeit in einem Erntegleiter. Wurde hinausgeschleudert. Üble Geschichte, muss eine Bombe gewesen sein. Als ich zu dem Feld zurückkehrte, da sah ich die Victoria. Und da dachte ich, ihr habt doch sicher was zu essen an Bord...“
„Soll ich dir schnell was machen?“, fragte Arsaneus.
Rubens dankte ab und holte einen Plastikbeutel unter seiner Jacke hervor. Er schien sämtliche Toastbrote der Victoria auf Vorrat zubereitet zu haben. Er nahm sich eines und biss herzhaft zu. Man konnte es ihm nicht verübeln...
„Ich bin unbeliebter als ein Handgelenkbruch...“
„Wo ist Coleone denn voraussichtlich?“, fragte John.
„Er hatte illegale Waren auf Pegasus Prime besorgt und brachte sie zum nächsten Piratenstützpunkt. Das ist aber schon Monate her... beinahe ein halbes Jahr, glaube ich. Er müsste längst wieder woanders sein.“
„Ich bin mir sicher, dass wir ihn bald wiedersehen“, sagte John.
„Warum?“, wunderte sich Rubens.
„Nun, er hatte einen Mordanschlag verübt und ging davon aus, dass wir alle tot sind. Es war eine Briefbombe... wie dem auch sei, spätestens nach den Ereignissen auf Pegasus Prime wird er wieder irgendwo hören, dass wir nicht so tot sind, wie er bisher angenommen hat. Und er wird wütend sein...“, erklärte John.
Da mochte wohl etwas dran sein. Doch vermutlich würde einige Zeit verstreichen, bis die Nachricht auch an die Ohren des Don gekommen war. Zwar verbreiteten sich Nachrichten über Steve wie ein Lauffeuer, er stand aus unerfindlichen Gründen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses – doch leider hatten seine Taten dazu beigetragen, dass das Kommunikationssystem immer schlechter wurde bzw. durch Explosionen plötzlich irgendwo fehlte. So könnte er sich vielleicht noch ein paar Tage zurücklehnen und würde erst dann von wütenden Paraniden überfallen werden.
Victoria: „623 paranidische Schiffe geortet. Sie folgen uns.“
Steve rollte mit den Augen, ließ sich etwas tiefer in seinen Sitz sinken und recherchierte einfach weiter. Er hatte keine Lust auf ein Gefecht und vielleicht würden sie ja einfach übersehen werden.
„Eingehende Nachricht“, sagte Leroy und stellte sie durch.
„Sprechen wir mit der Crew der Victoria?“, erkundigte sich der Paranide, dessen Abbild an der Frontscheibe erschienen war.
„Nein“, gähnte Arsaneus.
„Oh. Dann entschuldigen sie bitte, aber wo geht´s hier nach Gadeein?“, fragte der Paranide weiter. Zahida sah erschrocken auf. „Wollt ihr etwa angreifen?“
„Wir erhielten eine Nachricht von Steve Freeman, nach der auf Gadeein Hilfe gebraucht wird. Die Besatzung dieser Flotte gehört zu denen, die nicht an Freeman zweifeln, sondern seine guten Taten achten – leider werden viele von den Medien getäuscht. Also, wo geht´s nach Gadeein? Oder besser, haben sie die Victoria irgendwo gesehen?“
Staunen war die Antwort. Ganze 623 Paraniden standen auf Steves Seite! Nun, 623 von ein paar Milliarden, irgendwie kläglich wenige. Aber wenigstens hatten sie Raumschiffe und waren nicht zu Fuß gekommen.
„Mein Name ist Steve Freeman, Captain der Victoria“, sagte Steve, ohne sich von seinem Computer abzuwenden. „Entschuldigt die Tarnung, aber wir dachten, ihr seid Angreifer. Victoria, überspiel ihnen die Umlaufbahn Gadeeins und die aktuelle Position.“
Victoria piepte. „Danke – aber wollt ihr uns nicht dorthin geleiten?“, wunderte sich der Paranide. „Wir haben leider noch einiges zu tun“, antwortete John. „Sagt einfach irgendwem, dass Steve euch schickt. Sie werden euch willkommen heißen.“
Der Paranide nickte, entschuldigte sich für die Störung und die Flotte zog an ihnen vorbei. Offenbar hatte Steve doch wenigstens bei ein paar Personen ein gutes Ansehen, nur im Wystystyerweb fehlte von denen noch jede Spur.
„Das sieht heute wirklich mal nach einem ruhigen Flugtag aus“, bemerkte Roger. Hendrik nickte verschlafen in den Teppich hinein. Er hatte mittlerweile eine Phase erreicht, in der er kurz vorm Einschlafen war. Jetzt schlafen können wäre natürlich optimal, aber sich an den Boden kuscheln war auch ganz angenehm.
„Mühlematt“, schrie Bill lauthals und der Unschlafende zuckte zusammen. Salem schmollte dem entgegen und warf alle Spielfiguren um.
Einige Minuten lehnten sich dann alle zurück, entspannten sich von ihren Abenteuern und Bill dachte über irgendein absolut triviales Gesprächsthema nach.
„Irgendwie ungewohnt...“, sagte Steve. Er sah auf die Uhr an seinem Handgelenk. Sie war weg. Er hatte keinen Schimmer, wann er sie verloren hatte. Oder hatte er nie eine besessen? Die elfische Uhr im Wohnzimmer klingelte, aber Niemand konnte sie lesen. Jedenfalls war jetzt wohl irgendeine Zeiteinheit angebrochen.
„Und so...“, setzte Roger fort, „langweilig...“ Er sah auf das Radar. Die paranidische Flotte war schon fast wieder verschwunden, sonst war nichts zu sehen. John überprüfte, ob sie auch gerade mit Turbo flogen. Taten sie nicht.
„Hört ihr auch dieses Ticken?“, fragte Werch.
„Eine Bombe?“, wunderte sich Chrew und horchte. „Ich hör´ nichts...“
„Stimmt“, sagte Werch. „Irgendwie beunruhigend...“ Chrew nickte nervös.
Andrew sprang auf, rannte in den Maschinenraum und riss auf dem Weg dorthin laut alle Türen auf. Auf dem Weg zur Brücke schloss er sie wieder.
„Und?“, fragte Luna.
„Kein Mortaner und auch kein Kryptone“, sagte Andrew. Luna fröstelte es. Das gefiel ihr überhaupt nicht. Irgendetwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu.
„Vielleicht ist es Sonntag?“, fragte Steve.
„Gestern war Sonntag“, sagte Salem. „Zumindest auf Pegasus Prime.“
Steve nickte bedächtig. Er ging hinüber zu Leroys Kommunikationspult und öffnete einen Kanal auf allen Frequenzen.
„Ist da Jemand?“
Nur ein Rauschen als Antwort. „John, schalte mal den Turbo ein. Irgendwie passiert hier nichts...“, meinte Steve.
John lud den Turbo die Minute lang, startete ihn. Ein Knall. Alle warfen sich flach auf den Boden, hielten sich irgendwo fest. Salem und Jarob sahen das erstaunt an, Bill grinste. Er hatte eine Papiertüte platzen lassen.
„Turbo normal gestartet“, meinte John, nachdem er wieder aufgestanden war und alle Kontrollanzeigen überprüft hatte. „Kurs normal auf Pandora, Orbit“, sagte Roger.
Tim zitterte am ganzen Körper. Dieses Gefühl von Sicherheit war so grausam ungewohnt. Er hätte laut schreien und Amok laufen können...
„Wir sind wohl mit der Zeit alle ein wenig paranoid geworden...“, fiel Steve auf, als er wieder unter dem Tisch hervorkroch.
„Wir haben gute Gründe dafür“, stimmte John zu.
Alle nahmen wieder ihre Positionen ein, nachdem sie sicher gegangen waren, dass wirklich nur eine Papiertüte explodiert war. Luna ging davon aus, dass Bills Hirn auch irgendwann einmal...
„Und jetzt?“, fragte Chrew mitten in die gedachte Beleidigung hinein.
„Ich weiß nicht“, sagte Arsaneus. „Was macht man denn so, wenn man nicht kämpft, isst oder schläft?“ Allgemeines ratloses Schulterzucken.
„Vielleicht sollten wir was lesen?“, schlug Roger vor.
„Eher nicht“, meinte Andrew. „Dann nicht“, sagte Roger.
Rubens kratzte sich am Kopf und sah etwas verwundert in die Runde. Hatten sie denn wirklich keine Ahnung, was man in seiner Freizeit so anstellt? Sie könnten schwimmen gehen, Fußball spielen, ... er vergaß, dass er sich im Weltraum befand.
„Das All ist langweilig“, sagte Andrew.
Jarob erhob sich vom Boden, stand aufrecht da. Seine bebende Stimme durchzog das ganze Raumschiff. „Wir werden etwas tun müssen, was wir seit Pegasus Prime nicht mehr getan haben“, sagte er ernsthaft.
Hendrik, der zusammengerollt am Boden lag, zuckte abermals zusammen. Wollte Jarob etwa kämpfen? Das war es, was sie zuletzt auf Pegasus Prime gemacht hatten – dieser Mortaner hatte nie vorgehabt, Steve am Leben zu lassen!, dachte Hendrik. Er hatte nur auf den richtigen Moment für den Angriff gewartet! Hendrik ergriff sein Schwert und sprang vom Boden auf, hüpfte auf den Tisch und hechtete über die 3D-Kugel auf die andere Seite des Raumes.
„Wir werden feiern“, sagte Jarob todernst. Hendrik rollte sich über den Tisch ab, landete geschickt dahinter, rannte auf Jarob zu und wollte zustoßen, blieb mitten in der Bewegung stehen.
„Feiern?“, fragte Hendrik.
„Feiern“, bestätigte Jarob und sah etwas verwundert die Klinge an. Hendrik steckte sie schnell wieder ein und grinste, zog sich dann errötend zurück. Er war wohl auch mit der Zeit etwas nervöser geworden.
„Wir könnten meinen Geburtstag feiern“, schlug Zahida vor.
„Du hast Geburtstag?“, wunderte sich ihr unfreiwilliger Ehegatte. Zahida sah ihn skeptisch an und zog eine Augenbraue hoch. „Woher soll ich das wissen?“
„Na gut, dann feiern wir“, stimmte Roger zu. Da sie nun bis zur Ankunft auf Pandora mehr als genug Zeit hatten, konnten sie auch etwas tun, bei dem sie dem Tod nicht ins Auge blicken mussten. Eigentlich gefiel ihnen die Idee sogar: Tanzen, Kuchen essen, literweise illegal erhaltene Teesorten mit Erdbeergeschmack verschütten und/oder trinken, chillen, fernsehen, Kreuzworträtsel lösen, ...
Jetzt, wo sie begriffen, dass sie wirklich in aller Ruhe tun konnten was sie wollten, sprudelten sie nur so vor Ideen. Leroy stand auf und wollte schon mal etwas Musik auflegen.
Victoria: „Ich erhalte einen Notruf.“
„Das war mal wieder SOWAS von klar!“, schrie Leroy wütend und trat gegen sein Pult. Als Dank fielen die Seitenplatten ab und die Elektronik darunter wurde sichtbar. Leroy stellte den Hilferuf durch, während Chrew schnell etwas Pappmaschee über die Drähte klebte.
Ein altes und schon verschrumpeltes Gesicht erschien auf der Frontscheibe. Eine tiefe Narbe war in die linke Wange gebrannt, weiße Haare sprossen unter der Marinekappe hervor – dieses Gesicht kam ihnen durchaus bekannt vor.
„Jetzt kommen also die Folgen, in denen man sich an alles Vorangegangene erinnern muss“, kommentierte Luna.
„Mein Name ist Hermann Jaqués, Captain einer Marinetransportflotte. Wir haben auf Pegasus Prime neue Jäger gekauft und sind jetzt gerade auf dem Weg zur PLEASE ENTER NAME, um sie zurückzuerobern. Wir kämpfen gegen Freeman, wiederhole, gegen Freeman, wurden auf dem Weg zu seiner Station jedoch von seinen Verbündeten, den Xenon, angegriffen. Alle Marineschiffe und Sympathisanten bitte sofort zu unseren übermittelten Koordinaten! Wir können das Gefecht nicht alleine überstehen!“, sagte der Alte, den Victoria gerade an die Frontscheibe projizierte. Mit einem kurzen Aufblitzen verschwand das Gesicht wieder.
„Entfernung?“, fragte Steve.
„Zwei Minuten auf Turbo,“, gab Victoria durch, „aber wir müssen erst anhalten, um die Richtung zu ändern, das kostet weitere Zeit.“
„Richtung ohne Anhalten ändern“, befahl Steve.
„Das ist selbstmörderisch!“, rief Zahida.
„Wieso?“, fragte Steve.
Zahida zuckte mit den Schultern und änderte den Kurs. Ein paar Schrauben drehten sich heraus, aber Niemand bemerkte etwas davon. Außerdem wurden sie alle mit erheblichem Druck gegen eine Wand gepresst, was alle bemerkten.
„Willst du ihnen etwa halfen?“, wunderte sich Leroy.
„Mal sehen, was für Xenon das sind“, meinte Steve. „Eingreifen werden wir in jedem Fall. Je nachdem, wer da überhaupt kämpft.“
Und so fetzte die Victoria auf das Schlachtfeld zu, wobei sehr viele unbewaffnete Staubteilchen an den Schilden zerbarsten, was dem Karma der Crew erheblich schadete.
John stoppte den Turbo, als Roger ihm das Handzeichen dazu gab. Sie hatten etwas zu spät angehalten und mussten wenden, um wieder ins Kampfgebiet zu kommen. Das ließ den Sensoren etwas Zeit, die Lage genauer zu erkunden.
„Knapp vierzehn Xenonschiffe aller Klassen, neun Marineschiffe, hauptsächlich kleinere Jäger, das Flagschiff ist ein bewaffneter TS. Das Gefecht ist schon längere Zeit im Gange, den Trümmern nach jedenfalls...“, berichtete Roger mit Adlerblick auf die Liste, die ihm Victoria zugespielt hatte.
„Hier spricht Captain Steve Free...“, begann Steve.
„Erstens ist noch kein Kanal offen und zweitens sollten wir uns vielleicht nicht mit richtigem Namen melden, sonst sind wir vielleicht gleich unter Beschuss beider Seiten“, tadelte Leroy. Er öffnete einen Kanal.
„Hier spricht Kapitän Steffen Freimann von der Happy Cow. Xenon, identifiziert euch“, forderte Steve, während sich seine Finger hinter seinem Rücken zufällig kreuzten.
Victoria: „Sie antworten nicht. Identifizierung läuft...“
Steve wartete ungeduldig. „Wie lange noch?“
„Wenn ihr mal wieder meinen Arbeitsspeicher erweitern würdet... ah, jetzt. Es handelt sich um Kollektivisten, alle weisen die gleichen, ich nenn´s mal ‚Gehirnströme’, auf.“
„Leroy, öffne einen Kanal zu...“
„Jaja, Kanal zu Hermann schon offen“, bestätigte Leroy.
„Was heißt hier ‚Jaja’“, fragte Steve. „Dir muss man doch sonst auch immer alles sagen, wenn du nicht einmal gleich die Xenon anfunkst!“
„Papipapo, jetzt heul nicht!“, fauchte Leroy. Steve stöhnte augenrollend. Hermann sah sich das ganze mit wiederum sehr weit offenen Augen an.
„Freeman!“, rief er. „Bist du hier, um deine Xenon zu unterstützen?!“, keifte der Marinesoldat voller Zorn. Er hatte mit den Xenon wahrhaft alle Hände voll zu tun.
„Wir sind auf deiner Seite, ob du´s glaubst oder nicht“, entgegnete Steve.
„An alle Einheiten!“, rief Hermann. „Die Victoria ist aufgekreuzt, sie ist Primärziel. Haltet mir diese Xenon vom Hals!“
Der Funkkanal schloss sich wieder. „Rückzug?“, schlug Zahida vor. Sie hielt noch immer auf das Kampffeld zu, in wenigen Sekunden wären sie in Feuerreichweite. Andrew lud die Waffen und ließ zwei ihrer Raketen in Bereitschaft gehen. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass seit den letzten Kämpfen noch irgendwelche Geschosse übrig waren, aber die Anzeigen sprachen von zehn und er wollte das lieber nicht infrage stellen.
„Nur auf Xenonschiffe feuern“, befahl Steve. „Er wird schon begreifen, dass wir auf seiner Seite sind, wenn wir ihn nicht angreifen... nehme ich einfach mal an...“
„Und warum dieser erneute Selbstmordversuch?“, erkundigte sich Bill.
„Weil wir es gerade nötig haben, unseren Ruf bei der Marine zu verbessern. Schließlich sind sie die Nächsten auf unserer diplomatischen Route“, rechtfertigte Steve. Da mochte wohl etwas dran gewesen sein. Über Sinn und Unsinn des Eingriffs zu reden wurde aber überflüssig, da die Sekunden bis zum Eintritt in den Feuerradius längst verstrichen waren.
Zwei Xenongaleeren hielten auf sie zu, die übrigen zwölf Schiffe spielten mit der Marine wie Seehunde mit Bällen. Andrew feuerte nicht auf die Galeeren, sondern in das etwas weiter entfernte Schlachtgetümmel, Zahida bremste etwas ab. Da ihnen lediglich ein paar WennDann-Funktionen gegenüberstanden, war es kein Problem, diesen Angriff abzuwehren und sogar umzuleiten. Zahida flog das Schiff schlicht zwischen den Galeeren hindurch, die genau berechnet hatten, wann sie feuern mussten. Die Seitenklappen sprangen auf und Kanonenrohre kamen zum Vorschein, Geschütze wurden abgefeuert. In diesem Moment beschleunigte Zahida wieder und entkam den Granaten knapp, die dafür aber ins jeweils gegenüberliegende Schiff einschlugen. Somit hatten die Xenon freundlicherweise eigenhändig ihre Schilde heruntergefahren und soweit zerstört, dass man sie so schnell nicht mehr hoch bekam. Victoria übernahm kurzerhand das Heckgeschütz und feuerte ein paar gezielte Schüsse in die offenen Seitenklappen, das Munitionsdepot wurde getroffen. Der Ausgang dieses ersten Gefechts war gleichermaßen schnell und explosiv. Das Kollektiv musste wohl gerade sehr viel zu berechnen haben, wenn es dermaßen viele Strategiefehler in nur einem Zug machte. Die Wrackteile bewegten sich aufgrund der Explosionen in alle Richtungen, stießen auf andere. Hier war schon eine ziemlich hohe Anzahl an Trümmerteilen unterwegs, es mussten sich wohl anfangs zwei recht große Flotten gegenübergestanden haben. Trümmer von rund zweihundert Schiffen, schätzte Victoria grob ein.
„Wir sind diesmal wirklich auf eurer Seite“, wiederholte Steve. Diesmal war er vorher sicher gegangen, dass ein Kanal offen war, doch die Marine ignorierte ihn. Offenbar hatten die Xenon jetzt erkannt, dass die Victoria eine ernste Gefahr war, die letzte Galeere löste sich aus dem Gefecht und hielt auf sie zu, um sie abzufangen, bevor sie die Jäger erreichen konnten. Jetzt stand es noch neun Xenonschiffe gegen sieben Marineschiffe. Weitere Trümmerteile hatten sich zu ihren Gleichgesinnten gesellt.
Andrew feuerte alles, was er hatte, auf die Galeere ab, doch die Schilde hielten dem stand. Nervös startete er beide Torpedorohre und feuerte die Raketen darin ab. Noch acht verblieben. Er schoss zwei weitere nach, noch bevor er die Raketen selbst sehen konnte. Laserstrahlen schlugen weiterhin auf den blitzenden Schilden auf, verursachten jedoch kaum Schäden. Dann trafen die Raketen – es waren keine.
Andrew hatte die Müllbeutel aus dem Lagerraum abgeschossen. Bananenschalen und Joghurtbecher streuten in alle Richtungen, unbeliebte Drecksflüssigkeiten spritzten in die Kameras der Galeere. Da die Xenon in all den Jahrhunderten noch keine Scheibenwischertechnologie erfunden hatten, wendete sich das Blatt. Die Seitenklappen gingen auf und stellten auf wildes Dauerfeuer, um irgendein feindliches Schiff zu beschädigen, trafen jedoch aufgrund der Sehbehinderung nichts. Zum Feuern der ballistischen Waffen mussten die Schilde heruntergefahren werden...
Andrew zielte und drückte ab. Die Waffenenergie war fürs Erste aufgebraucht, doch dieser vorerst letzte Schuss traf in die offene Seitenklappe und ließ auch dieses Raumschiff detonieren. Mit einem weißen Energieball aus Raumschiffteilen, Munition und Plastikverpackungen verabschiedete sich die letzte der drei Korvetten.
„Soll ich wiederholen, auf wessen Seite wir stehen?“, fragte Steve spöttisch. „Auf jeden Fall steht ihr nicht auf Seiten der Müllabfuhr“, spottete Hermann zurück. Er hatte nicht viel Zeit, sich an seiner Stichelei zu erfreuen, denn einige Jäger feuerten auf ihn.
Sieben Xenonschiffe gegen fünf Marineschiffe verblieben im Gefecht vor ihnen. Keines der Raumfahrzeuge würde noch lange standhalten.
Steve dachte angestrengt nach. Hermann schien nicht nachgeben zu wollen, hatte wohl keine Lust auf die Hilfe, nach der er so laut gerufen hatte. „Draufhalten, weiterhin nur auf Xenon feuern“, befahl Steve ruhig. Anstatt seiner Stimme zitterten seine Hände. Es war eine Mischung aus Wut und Unsicherheit.
„Wir stehen unter Beschuss“, sagte Chrew. Den Satz hätte er sich eigentlich sparen können, da wohl jeder mitbekam, dass Lasereinschläge das Schiff zum Beben brachten. Drei Marinejäger hielten auf sie zu, feuerten durchgehend. Es waren Buster, sie stellten also keine Gefahr dar, doch Andrew verzweifelte daran, das Feuer nicht erwidern zu dürfen. Er richtete die Geschütze mit aller Selbstbeherrschung auf ein Xenon M5 aus, das die längste Zeit seines Lebens Schilde gehabt hatte. Kurze Zeit später folgte den Schilden auch die Schildhülle ins Nichts. Der MarineTS hatte sich währenddessen ein weiteres schönes Ziel gesucht, zerschoss den nächsten Jäger. Fünf Xenon gegen fünf Marineschiffe sowie eine Victoria mit schwindender Schildkraft verblieben.
„Siehst du es nicht?!“, rief Steve. „Ich kämpfe MIT dir, nicht GEGEN dich!“
„Einen mordlustigen Narren, das ist es, was ich sehe!“, rief Hermann.
Nicht nur drei Marineraumer, sondern auch drei Xenonschiffe feuerten jetzt auf die Victoria. Die restlichen vier Raumer vergnügten sich abseits. Andrew feuerte auf eines der drei M4, die Schilde zersprangen, der Jäger flog eine Wende und entkam vorerst dem Feuer.
“Schilde auf 20%“, sagte Chrew überrascht, als er mal wieder auf die Statusanzeigen blickte. Nicht nur die Schildenergie verschwand, auch die Laserwaffen mussten sich neu regenerieren. Andrew feuerte die einzige Waffe ab. Sie war dreckig, stank und steckte in blauen Plastiksäcken. Das zweite Xenonschiff wurde von sechs Säcken getroffen, verlor die Kontrolle und dümpelte ein wenig ziellos umher, schlug dann in einen Buster ein und beide verließen das Kampffeld in Einzelteilen. Andrew schoss mit der kaum aufgeladenen Laserenergie auf das beschädigte M4, ein Flügel riss ab und der Jäger steuerte vom Kampffeld weg, war vermutlich auf dem Weg zur nächsten Werft. Zahida flog Schleifen und Kurven, um dem Geschützfeuer zu entkommen. Die Schildenergie bummelte irgendwo bei zwei Prozent umher, jeder Treffer wäre ihr Ende.
Insgesamt drei Schiffe feuerten auf sie. Andrew sah verzweifelt sein Pult an, er hatte keine Waffen mehr zur Verfügung. Die Laserschüsse, die hin und wieder schwach aus seinen Geschützen kamen, hatten kaum Effekt. Auch Zahida war ratlos. Die Victoria schlingerte umher, was mittlerweile nicht nur an den Ausweichmanövern lag.
„Hermann! Wir haben die vermutlich das Leben gerettet, jetzt bist du am Zug!“, schrie Steve. Er schnipste mit dem Finger und zeigte zu John. Der verstand und lud den Turbo auf. Das schränkte Waffen und Schilde zusätzlich ein, was aber auch keinen Unterschied mehr machte. Der MarineTS und der Jäger hatten mittlerweile die zwei Xenon erledigt, die etwas abseits gekämpft hatten, kamen nun auch in Richtung Victoria. Das Xenon M4 war mit einem einzigen Schuss des MarineTS erledigt. Nur vier Marineschiffe verblieben. Sie feuerten weiter.
„So ein Käse...“, fluchte Andrew. Er war zu sehr durchgeschüttelt worden, um einen passenden Fluch zu finden. Jarob stand der Angstschweiß auf der Stirn, Bill und Salem beteten in ihrer Ecke, Rubens hatte sich kilometertief in seiner Jacke verkrochen. Der Rest der Crew war auch nicht besser drauf. Zahidas Hände waren verkrampft und zitterten, sie konnte das Raumschiff sowieso kaum unter Kontrole halten, die Schäden machten alles umso schwerer.
„Turbo geladen“, rief John. Ohne auf Steves Befehl zu warten drückte er den zugehörigen Knopf. „Turbo starten“, befahl Steve. Zahida richtete das Schiff schnell so aus, dass sie nicht gegen irgendwelche Trümmerteile schießen würden. Die drei Drittelkreise aus dem Heckantrieb klappten heraus, vereinigten sich im Zentrum zu einem ganzen. Blaue Blitze schossen umher.
Dann donnerte es. Jeder auf der Brücke wurde in eine andere Richtung geschleudert, die Schilde knallten laut und fielen aus, im Maschinenraum explodierten die zugehörigen Komponenten mit loderndem Feuer und allem drum und dran. Steve schlug mit dem Kopf auf Jarobs Schädel auf. Beide hatten Glück, dass sie solche Dickköpfe waren.
Victoria: „Turbo abgebrochen. Error 404: Antriebe nicht gefunden. Leitungsystem beschädigt. Schilde zerstört. Waffen beschädigt ...“
„Ach halt´s Maul“, rief Luna.
Victoria:“..., alle Mikrophone zerstört, ...“
Während Victoria taub die Schadensmeldungen fortsetzte, standen alle vom Boden auf und rannten an ihre Positionen. Zahida hielt das Steuerrad noch in ihren Händen. Es war abgerissen. Sie rannte ans Steuerungspult.
„Wir kommen zum Stillstand, ich habe keinen Einfluss mehr auf die Steuerungssysteme... irgendeine Leitung ist vermutlich gerissen, jedenfalls funktioniert das Steuerungspult nicht mehr.“
„Funk?“, fragte Steve schwindelig.
„Intakt“, sagte Leroy. „Offener Kanal angewählt.“
„Hier ist immer noch Steve Freeman, jaha, immer noch. Hermann, ohne uns hättest du die Xenon niemals besiegt. Wir haben gute Absichten, wir wollen Frieden mit der Marine schließen.“
„Ein guter Witz,“, lachte Hermann, „aber taktisch klug, eigene Xenon abzuschießen, um ‚gute Absichten’ vorzutäuschen. Bereite dich auf das Kriegsgericht vor.“
„Glaub´ uns doch!“, rief Leroy.
„Ihr habt uns so oft attackiert und jetzt, wo ihr unterlegen seid, wimmert ihr um euer Leben – ihr habt nicht einmal genug Ehrgefühl, um richtig zu sterben. Nun ja, noch ist es nicht soweit. Die Exekution ist auf Wystystyer. Welch Ironie; eine ganze Division konnte euch nicht schnappen und ich schaffe es mit vier Schiffen!“
Ein kurzes Klick verdeutlichte, dass Hermann den Funk abgebrochen hatte. Jeden Moment würde ein Enterkommando an Bord marschieren.
„Toller Plan, Captain“, sagte Luna bitter. „Nur an der Ausführung mangelt es etwas.“
„War vielleicht doch keine so gute Idee, der Marine zu helfen...“, gab Steve grübelnd zu. „Mal sehen, wie wir uns diesmal retten... hmmm...“
„Was ‚hmmm’?“, fragte Leroy.
Steve lehnte sich in seinem Sitz zurück und starrte an die Decke. Zahida versuchte währenddessen, irgendwie die Überreste des Lenkrades zu bedienen. Mit der Stange, an der das Lenkrad befestigt war, konnte man noch ein wenig menövrieren... nur ohne Motorleistung brachte das nicht viel. Werch und Chrew schlugen auf ihre Tastaturen ein und versuchten, so irgendwie die Systeme zu reparieren.
Ein dumpfer Schlag unterbrach ihre Arbeiten. Eines der Marineschiffe war angedockt, vermutlich der MarineTS. Steve starrte noch immer gedankenversunken an die Decke. Dann schien er einen Plan gefasst zu haben.
„Tim, Andrew, Werch, Roger, Leroy, Hendrik, ihr kommt mit mir und helft bei der Verteidigung. Der Rest kümmert sich darum, den Turbo zu reparieren. Los geht´s“, befahl Steve und erhob sich, öffnete die Tür in die hinteren Sektionen. Seine Auserwählten rannten nach hinten zu der Frachtschleuse, Steve folgte und verriegelte auf dem Weg dorthin alle Türen. Auf der Brücke begannen alle hektisch damit, die Systeme irgendwie wieder in Gang zu setzen. Bill und Salem hüpften auf einem Bein im Kreis und stützten sich mit einer Hand an der Schulter des anderen, mit der anderen Hand griffen sie ihre Zungen. Ein paranidischer Segenstanz, ihnen waren die Gebete ausgegangen. Bis auf die Brücke hin konnte man einen lauten Knall vernehmen, Jemand hatte die Frachtluke gewaltsam geöffnet. Schüsse waren zu vernehmen, Niemand auf der Brücke wusste von wem. Es musste wohl Dauerfeuer sein, irgendeine energetische Waffe. Darauf folgte eine tödliche Stille...
„Haben wir gewonnen oder verloren?“, fragte Luna eingeschüchtert.
„Gewonnen“, versicherte Chrew. „Wir gewinnen immer... oder?“
Wieder war ein dumpfes Pochen zu vernehmen, ein etwas leiserer Knall.
„Die Zündschlüssel“, sagte Victoria. Zahida sah auf den Boden. Diese Drecksdinger waren schon wieder herausgefallen!
„Wie sieht´s im Lagerraum aus?“, fragte sie hektisch und hob das Schlüsselbund auf. Victoria antwortete nicht, ihre akustische Wahrnehmung war zerstört. Ohnehin waren die meisten Kameras beschädigt worden, sie hatte keine Ahnung. Zahida sah draußen zwei Jäger in Stellung gehen. Sie waren bereit zum Feuern. Steve musste die Eindringlinge mit seiner Truppe besiegt haben, Hermann hatte wohl den Befehl gegeben, sie doch gleich hier im Weltraum abzuschießen.
Zahida steckte den Zündschlüssel ein, drehte ihn um. Die Systeme starteten.
„Antriebe gefunden“, sagte Victoria. „Systemfehler“, fügte sie danach mit blecherner Stimme hinzu. „Kritischer Fehler“, sagte sie dann noch, verstummte dann mit einem schrillen Ton.
Alle auf der Brücke blickten angsterfüllt auf. Alle Lichter fielen aus, alle Systeme stürzten ab. Nichts erhellte mehr den Raum, alles war einen Moment lang trügerisch still. Blaue Blitze schossen scheinbar aus dem Inneren des Schiffes, wie ein Schild bauten sie sich um die Victoria auf. Die Haare der Crewmitglieder schienen von ihren Körpern wegzulaufen, sie waren geladen.
„Was zum Henker...?!“, hauchte Arsaneus. Mehr konnte er nicht sagen. Ein langer Feuerscheif schoss aus dem Heck der Victoria, sie verließ das Kampfgebiet innerhalb weniger Sekunden und zischte fort, nur der Schweif blieb zurück. Das Raumschiff durchschlug mehrere Trümmerteile, wurde noch schwerer beschädigt, nur ein wenig klebriger Müll an der Außenhaut hielt es noch zusammen. Mit offenen Mündern starrten die Marinesoldaten an die Stelle, auf die sie eben noch gezielt hatten.
„Verfolgt sie!“, schrie Hermann, doch dazu waren ihre Schiffe einfach nicht in der Lage.
Der Turbo war gestartet...

Steve öffnete langsam seine Augen. Alles um ihn herum war dunkel. Er atmete schwer, sein Kreislauf war schwach, Schwindel und Müdigkeit verwirrten seinen Geist. Er wusste, dass er aufstehen musste. Er wusste, dass er herausfinden musste, wo er war. Er wusste nicht, was passiert war.
„Betäubungswaffen auf maximaler Stärke“, hörte er Hendriks Stimme. Steve nickte, begriff dann, dass Hendrik ihn in dieser Dunkelheit nicht sehen konnte. Langsam kehrten ein paar Gedankenfetzen zurück. Er war im Lagerraum gewesen. Die Frachtluke war aufgesprengt worden, Tränengasgraneten kamen hereingerollt. Er hatte nichts mehr sehen können, nur verschwommen hatte er ein paar Gestalten wahrgenommen, die herumrannten. Er wusste nicht, wer es gewesen ist. Rote Blitze hatte er gesehen, das mussten die Betäubungswaffen gewesen sein.
„Ein gut koordiniertes Enterkommando“, gab Roger schluchzend zu. Steve fragte sich, warum er dermaßen traurig war. Zugegeben, die Lage war nicht gerade rosig...
„Offenbar haben sie uns alle gefangen genommen“, schätzte Steve.
„Nein, nur uns Verteidiger, uns sieben“, widersprach Tim. „Der Rest ist...“ Er brach in Tränen aus. Steve lief es eiskalt den Rücken herunter. Er sprang aus seiner liegenden Position auf, zitterte am ganzen Leib, brach dann wieder zusammen und blieb regungslos am Boden liegen. „Was?“, hauchte er.
„Sie sind tot“, sagte Hendrik bitter. „Hermann hat befohlen die Victoria abzuschießen, nachdem er uns gefangen nahm. Er meinte wohl, Steve sei genug und er könne kein Risiko eingehen.“
„Er lügt“, hustete Steve. „Er kann nur lügen. Sie müssen noch leben!“ Hendrik ließ den Kopf sinken. Er hatte sich auch eine halbe Stunde mit der Idee abgelenkt, Hermann lüge, aber er musste sich dann eingestehen, dass es wahr war. Die Victoria hatte keine Antriebskraft gehabt, keine Waffen. Es hatte keine Möglichkeit gegeben zu entkommen. Er hatte auf die Wände des TS eingeschlagen, geschrien und geheult.
Steve setzte sich langsam auf. Er zeigte keinerlei Gefühlsregung. Tim schluchzte in einer Ecke, Andrew saß eingerollt daneben. Werch und Leroy hatten sich in die Kissen auf ihren Pritschen vergraben, Roger saß wie zu Eis erstarrt auf seiner Schlafgelegenheit.
Steve grinste nur. „Das ist lächerlich, regt euch ab“, sagte er. Hendrik sah erstaunt zu ihm auf oder zumindest in die Richtung, in der er ihn vermutete. „Es sind noch alle am Leben. Ich spüre das. Vertraut mir einfach, ja?“, fragte Steve lächelnd. Da Niemand das Lächeln sah, konnte es auch keinen beruhigen. Steve schnüffelte nachdenklich. „Es riecht recht streng nach Erdbeeren...“, stellte er verwundert fest. Außer ihm bemerkte das Niemand.

Das Starten des Turbos war eher eine Fehlfunktion als Absicht gewesen und die Systeme waren alle ausgefallen. Der Turbo war zwar noch aktiviert, aber das Schiff war langsam geworden. Die Teile des Antriebes waren komplett überlastet und auch ein wenig zerschmolzen. Zum Reparieren gab es nichts, sie konnten nur mit ihrem erlahmten Turbo geradeaus dümpeln und darauf hoffen, dass sie irgendwer findet. Vorzugsweise Jemand, der unbewaffnet ist oder nicht vor hat, sie abzuschießen. Chrew hatte nur eine einzige Reparatur durchgeführt – der Zündschlüssel war festgeschweißt. Mehr konnte er in der aktuellen Lage nicht unternehmen.
„Wo die anderen wohl sind...“, fragte Luna gedankenverloren. Sie starrte wie alle anderen aus dem Fenster.
„Auf dem Weg zur Exekution“, sagte John deprimiert. „Auf dem Schiff sind sie jedenfalls nicht mehr... wir haben oft genug alles abgesucht.“
„Hoffentlich leben sie überhaupt noch“, schluchzte Luna.
„Es gab keine Blutspuren, sie müssen am Leben sein. Sie müssen“, sagte Zahida mit gezwungen fester Stimmung. Sie hatten die beißende Luft und die leeren Tränengasbehälter bemerkt, der Rest war recht leicht nachzukonstruieren.
Arsaneus murmelte irgendetwas vor sich hin. Er hatte sich Bill und Salem in ihren Gebeten angeschlossen, da er momentan keine andere Hoffnung sah. Selbst die lächerlichen Tänze hatte er mitgemacht und sich ein drittes Auge auf die Stirn gemalt. Er glaubte nicht, dass all dies wirklich etwas bewirkte, aber weil er sonst schon keine Chance sah, irgendwie zu Steves Rettung beizutragen, tat er es halt. Wenn es geholfen hätte, hätte er sich auch von ein paar nicht lebenswichtigen Organen verabschiedet, von denen die Boronen zu genüge mit sich herumschleppten. Während Arsaneus flüsternd auf dem Boden saß, tanzten Bill und Salem um ihn herum. Duftkerzen und Räucherstäbchen waren auf der ganzen Brücke verteilt aufgestellt worden.
Rubens und Jarob saßen in einer Ecke und fühlten sich irgendwie desplatziert. Abgesehen davon, dass sie nicht zur Crew gehörten, wollten sie auch gar nicht hier sein. Warum sie trotzdem um die Gefangenen trauerten, konnten sie selbst nicht verstehen.
„Ich habe einen Notruf abgesetzt“, sagte Chrew, der aus dem Maschinenraum auch auf die Brücke kam. „Hoffe ich jedenfalls. Ob das Signal tasächlich gesendet wird, kann ich nicht überprüfen... wenn Jemand fragt, dieses Schiff heißt Happy Cow und wir sind Händler, die von Piraten überfallen worden sind.“
Er setzte sich und starrte zusammen mit den anderen hinaus. „Hat das Glück uns tatsächlich verlassen...?“, fragte er vorwurfsvoll all die Sterne und Planeten da draußen. Sie antworteten nicht. Vermutlich wären sie alle auch ziemlich überrascht darüber gewesen.

Steve plagte langsam eine immer stärker werdende Unsicherheit. Seit er denken konnte hatte er Glück gehabt, vermutlich auch davor und zu den Zeiten, als er nicht denken konnte(, weil er zum Beispiel bewusstlos am Boden lag). Sollte sich das Blatt nun wenden? War die Hälfte seiner Crew tatsächlich... nein, das konnte einfach nicht sein!
Er rang noch einige Zeit mit sich selbst um eine Antwort auf seine Frage, dann wurde der Raum langsam hell. Ein gleichmäßiges gelbes Licht erfüllte ihn dumpf, ohne dass man eine Lichtquelle ausmachen konnte. Nur ihn erstaunte das, Niemand der Anwesenden regte sich oder schien es zumindest zu bemerken. Der Raum blitzte hell auf. Steve erblindete wieder, die Helligkeit war verschwunden. Dafür hätte er wetten können, die Silhouette eines sitzenden Boronen zu sehen. Geisterhafte Schatten bewegten sich um das vermeintliche Trugbild.
„Seht ihr das auch...?“, hauchte Steve noch immer geschwächt. ‚Hm?’-Laute verrieten, dass sie es nicht sahen. Steve näherte sich den Schatten. Genau genommen waren es keine Schatten, es waren eher dumpfe, wirklich dumpfe Lichter in der Dunkelheit. Ein merkwürdiger Singsang erfüllte den Raum, der Erdbeergeruch, nein, der Erdbeergestank wurde immer kräftiger.
„Hendrik, was ist das?!“, rief Steve panisch. Er hatte schon viele Gefahren ins Auge geblickt, aber was war das bitte?
„Was?“, wunderte sich Hendrik. „Hier ist nichts, nur Dunkelheit, Kälte und Abwassergestank. Wovon redest du?“
Die anderen Crewmitglieder rechneten fast damit, dass zu Steves Irrsinn nun auch noch Geisteskrankheit dazu kam.
„Wer bist du?“, fragte Steve. „Oder... was bist du?“
Hendrik konzentrierte sich. Da er leichte magische Tendenzen hatte, wäre es nicht unwahrscheinlich, dass er etwas von einer übernatürlichen Präsenz mitbekommt. Nichts. Er horchte nach einer natürlichen Präsenz, aber außer Schluchzen war da nichts – und das kam von den Gefangenen. Auch Hendrik begann, an Steves Verstand zu zweifeln. Sollte das irgendein Witz sein?
Steve hörte eine Antwort auf seine Frage, doch war es nur ein unverständliches Geräusch, wie der Wind, der beizeiten recht verwirrende Geräusche verursacht. Steve war sich sicher, dass er in dieser Flughöhe nicht mit Wind zu rechnen hatte.
„Bist du ein Kryptone?“, fragte Steve eingeschüchtert. Kryptonen und Boronen sahen sich nicht unähnlich, vielleicht hatte er etwas verwechselt?
Wieder der dunkle Wind, das Rauschen, er hörte Glockenspiel. Es wurde irgendwie wärmer, seine nasale Wahrnehmung war dermaßen auf Erdbeeren konzentriert, dass er schwören könnte, eine zu sein. Wieder die Windsprache.
Dann nahm Steve überrascht eine bekannte, weibliche Stimme wahr. „Mach´ die gottverdammten Räucherstäbchen aus, ich erstick hier gleich!“, keifte Luna. „Euer beknacktes Gelaber bringt Kopfschmerzen, sonst nichts.“
„Ach halt´s Maul, du bist doch selber ein Zauberwesen“, erzürnte sich Salem. Das war sonst nicht seine Art, aber Paraniden reagieren wütend darauf, wenn man sie beim Beten stört.
„Nervenzicken, alle beide! Konzentriert euch wieder auf die paranidischen Riten!“, forderte Arsaneus, der Borone. Er war klar erkennbar. Steve sah alles etwas überrascht an. Die Brücke der Victoria war transparent vor ihm erschienen. Hätte es im Marineflieger Licht gegeben, hätte er davon wohl auch fünfzig Prozent sehen können.
„Äh... was geht?“, wunderte sich Steve.
„Ich sag´s dir ganz konkret“, meinte Ingrid.
„Aha“, schätzte Steve. Wo kam Ingrid nun wieder her?
„Ich habt durch euer Tanzen das System verdreht“, erklärte sie.
„Äh... halt mal, Steve?“, wunderte sich Arsaneus.
„Ich verstehe nicht...?“, meinte der nur.
„Ich auch nicht“, mischte Hendrik sich ein, der nur Steve hörte.
„Ich würde auch gerne wissen, was ihr auf meinem meditativen Channel wollt“, meinte Ingrid. Sie war etwas überrascht, Steve in einem Chat anzutreffen, insbesondere in diesem. Um diese höhere Stufe des Chattens zu erreichen, musste man die Augen offen haben, gleichzeitig jedoch nichts aus seiner Umgebung wahrnehmen. Sie mussten eine höhere Stufe erreicht haben, dachte Ingrid. In Wirklichkeit war es bei Steve nur stockdunkel und Arsaneus Augen tränten von den brennenden Erdbeerstäbchen, die einen wahrlich schrecklichen Gestank verbreiteten.
„Hallo? Ist da die Auskunft?“, fragte eine weitere Stimme.
„Verwählt“, sagte Ingrid nur kurz und der Anrufer legte auf.
„Also, was, äh... gibt´s?“, fragte Steve trotz all der etwas nicht unbedingt normalen Unmöglichkeiten.
„Ja, hallo, hier Arsaneus. Eigentlich haben wir den paranidischen Gott der glücklichen Fügung angerufen, aber das hier ist immerhin ein Anfang, genau genommen gar nicht mal so weit daneben. Also, wie geht´s?“
„Äh, Arsaneus, mit wem redest du da?“, wunderte sich Zahida.
„Lebt ihr alle noch?“, fragte Steve hoffnungsvoll.
„Ja, schon, höchstens die Räucherstäbchen bringen mich um“, lachte Arsaneus. Dann begriff er, dass er gerade mental telefonierte und erschreckte sich unheimlich.
„Es geht mich ja nichts an, aber wollt ihr euch nicht registrieren? Sonst kann sich jeder Idiot auf eurem Namen einloggen“, warnte Ingrid.
Steve tippte mental „/authserv auth Steve_Freeman Passwort“ ein und legte so seinen Account an. Plötzlich schaltete Jemand das Licht auf dem MarineTS an, Steve sah wieder seine Umgebung. „Connection closed from ingrid.xyz“, hörte er und die Verbindung riss ab. Arsaneus rieb sich ungläubig die Augen und sah wieder etwas, auch er verlor die Verbindung. Ingrid blieb allein zurück und loggte sich ein paar Minuten später auch aus.

„Was geht mit dir ab, Arsa?“, wunderte sich Luna.
„Es... es hat funktioniert. Ich habe mit Steve geredet!“, rief Arsaneus aufgeregt. Salem klopfte sich für seinen Glauben selbst auf die Schulter, Bill auch. Sie entschieden sich, sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen.
„Zu viele Räucherstäbchen“, sagte Chrew kopfschüttelnd und löschte die Giftquellen. Zumindest ein wenig Geruchssinn wollte er dann doch schon behalten.
„Wer weiß...“, sagte John nur grübelnd. „Unter uns, es wäre nicht das Außergewöhnlichste, das wir je erlebt haben.“
Arsaneus dachte gleich und versuchte in den nächsten Stunden wieder eine Verbindung zu finden. Es misslang, da er ohne Dämpfe in der Luft zu klar sehen konnte.

„Was ist mit dir los? Mit wem spricht du?“, fragte Hendrik. Er war aufgestanden und stand am Lichtschalter. Tatsächlich hatten sie das Licht selbst ausgeschaltet, um nicht das Elend der anderen sehen zu müssen.
„Sie leben“, sagte Steve. „Ich habe mit ihnen, äh... telepathiert.“
„Telepathie? Ach Quatsch, so was gibt´s doch gar nicht“, widersprach Hendrik.
„Wirklich nicht?“, dachte Steve angestrengt.
„Achja, wir können ja selber...“, dachte Hendrik einen Moment lang überrascht.
„Sie leben tatsächlich noch“, sagte er dann aufmunternd zur Crew. Es kostete ihn und Steve noch einige Zeit und einige ausgedachte Erklärungen, um alle davon überzeugen zu können. Aber da Fantasy schon mehrfach eine gewichtige Rolle gespielt hatte, kauften sie es ihnen schließlich ab.
Beide Hälften der Crew wussten, dass die jeweils andere noch lebte. Das gab ihnen zwar Mut und neue Hoffnung, aber... konnten sie das drohende Schicksal* noch abwenden?
(*Redewendung zur Verharmlosung einer meist selbstvermasselten Situation)
„Hermann! Hunger!!“, kreischte Steve.
„Ich kau gleich das Türschloss durch“, pflichtete Andrew bei.
gsl
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Post by gsl »

Wieder ein genialer und sehr unterhalsamer Teil!

Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, ein paar unwichtige Crewmitglieder wieder rauszuschmeißen ("Dieser Steve wird mir zu verrückt, ich desertiere!") oder für ein Großkampfschiff zu sorgen...

Und mir fällt gerade ein klassiches Problem von SciFi-Besatzungen auf, das noch nicht vorkam: ZEITSCHLEIFEN! Ok, Zeitverzerrungen und -verschiebunden gab es, aber die waren verwirrend...
so eine Zeitschleife ist was schön einfaches.
Und wenn's nur auf dem Fernseher der Victoria läuft...
#include <funnysig>
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Zeitschleifen sind noch für einen etwas späteren Zeitpunkt geplant. Und zwar schon seitdem ich den Vorschlag gelesen habe. :roll:
Was gibt´s sonst noch zu sagen, hmmm... also erstens ist meine Seite jetzt neu hochgeladen und irgendwie ähnlich wie vorher, nur irgendwie blauer. Weiterhin habe ich herausgefunden, dass ich bis Ende der Woche "Don Quijote" für die Schule lesen muss. Aber das macht nichts, sind ja nur noch... 900 Seiten... ne Zeitschleife wär´ jetzt ganz nett. :D
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Arget
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Post by Arget »

Na los Mayor, schreib' weiter! Wenn du gard' mal hier bist, dann schau doch auch bitte, bitte, bitte mal hier vorbei: K'chait, die Legende des Spiegels der Seelen von Hydras Schreck.
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Fortsetzung Nummer 24
Mayor Dennis wrote:„Hermann! Hunger!!“, kreischte Steve.
„Ich kau gleich das Türschloss durch“, pflichtete Andrew bei.
Nachdem Andrew besagtes Türschloss durchgekaut hatte, machten sich die Sieben daran, einen Plan zum Stürmen der Brücke auszuarbeiten. Übrigens hatte Andrew das Schloss genau genommen nicht durchgekaut, sondern mit seinen Metallfingern schlicht ein wenig darin herumgespielt, bis es laut und deutlich *klick* machte.
„Also, wie machen wir´s?“, fragte Tim siegessicher.
„So wie immer“, schlug Steve vor; er war schließlich der Boss.
Während Tim also die Tür aufriss, stürmten alle anderen blind und ziellos auf die Brücke.
„Was gibt´s?“, fragte Hermann und die Gewehre seiner vier Crewman wandten sich zufälligerweise richtig herum auf die Gefangenen. Solch eine Koordinationsgabe hätte man der gesamten Marine nicht zugetraut.
„Wir, äh...“, stammelte Werch.
„Ja?“, fragte Hermann grinsend. Steve fragte sich, ob man diese Situation wohl noch für sie retten könnte. Es lief auf ein Nein hinaus.
„Wann gibt´s Essen?“, fragte er gleichgültig.
„Wir kommen gleich an einer Werft an“, sagte Hermann ebenso emotionslos.
„Das Schiff hat´s auch nötig“, stimmte Steve zu. „Und dann gibt´s Essen?“
„Nein“, sagte Hermann. „Und schließ die Tür hinter dir ab.“
„Und wenn nicht?“, fragte Steve.
Die vier Gewehre richteten sich auf ihn aus.
„Ich schließ die Tür hinter mir ab“, sagte Steve grimmig und die Gefangenen kehrten wieder in ihr Verließ zurück. Andrew verriegelte die Tür hinter ihnen. Und da saßen sie nun, getrennt von der anderen Crewhälfte, der Marine ausgeliefert und – was am schlimmsten war – hungrig.
„Also der Plan war schon mal besser als der Marine zu helfen“, musste sich Steve eingestehen. Die anderen stimmten bedingungslos zu. Es war wirklich schlauer sich vor ein paar Gewehre zu stellen, als sich vor ein paar große Lasergeschütztürme zu stellen. Aber es lief aufs Gleiche hinaus...

„Wisst ihr, was ich vergessen habe?“, fragte Chrew. Die zurückgebliebene Victoriacrew und die, die irgendwie auch an Bord waren, hatten sich alle im Maschinenraum versammelt.
„Nein“, sagte Jarob zitternd.
„Der Weltraum ist ohne Heizung saukalt“, antwortete Chrew, ebenfalls zitternd. Sie hatten alle Decken und wollähnliche Gegenstände in den Maschinenraum an den Turbo geschliffen, der zwar die Außenhülle recht stark beheizte, im Inneren des Schiffes jedoch aufgrund diverser Sicherungsmaßnahmen, die gerade alle zum Teufel wünschten, die Temperatur nur geringfügig hob. Doch immerhin fröstelte es hier nicht so sehr wie auf der Brücke.
„Hunger“, stimmte Bill zu. Da die Durchschnittstemperatur aus Bills Heimat deutlich über der in diesem Raum lag, zitterte er am ganzen Leib und brachte kaum dieses eine Wort hervor. Arsaneus bemühte sich in den Lagerraum, um etwas aus den Kisten zu holen, die dort massenhaft herumstanden. Den Kühlschrank hatten sie im Laufe der Zeit geplündert und nicht wieder gefüllt, da es viel bequemer war, einfach etwas aus dem Lagerraum zu holen.
Als Arsaneus zurückkehrte, hatte er Puschel und Hubert mitgebracht. Die Abwesenheit der beiden Tierchen war einige Zeit lang nicht aufgefallen, da sie wohl zu viel mit dem Überlebenskampf beschäftigt waren.
„Essen?“, stammelte Bill verwirrt. Er persönlich hatte ja eine hohe Meinung von Steve, sodass es ihn sehr schockierte, was Arsaneus da auftischte...
„Alles, was nicht verschimmelt ist, haben unsere beiden Haustiere gefressen“, sagte der Borone nur und schloss schnell die Tür hinter sich, bevor noch mehr Wärme verloren ging. Hubert bewegte sich recht langsam über den Boden, ihm war wohl auch kalt, Puschel hingegen, der zum Großteil aus Fell bestand, hopste lebensfroh zwischen denen umher, die gerade am Erfrieren waren.
„Können wir nicht irgendetwas zum Wärmen unternehmen?“, zitterte Zahida. Sie hatte eine gute halbe Stunde versucht, sich warme Gedanken zu machen, aber das funktioniert nun mal nicht, wenn einen die eigenen klirrenden Zähne immer wieder wecken.
„Sagt mal, erlebt ihr das des Öfteren?“, fragte Salem bitter. Er wollte eigentlich gar nicht hier sein. Aber das teilte er mit allen anderen Anwesenden. Selbst Jarob fror, also waren Mortaner wohl doch auch nur Menschen... oder zumindest Lebewesen... vielleicht nicht einmal das, aber auf jeden Fall waren sie nicht kälteresistent.
„Das ist jetzt das Dritte oder Vierte mal...“, meinte John nachdenklich. Doch die Kälte war gar nicht das, was ihn am meisten sorgte. Viel mehr hatte er Angst davor, dass nur fünf Crewmitglieder an Bord waren, Zahida, Luna, Arsaneus, Werch und er, also nicht unbedingt die körperlich Stärksten. Dagegen standen vier Personen, von denen mindestens zwei sofort von einer Waffe Gebrauch werden würden, sobald irgendeine Rettung naht. Nur Salems Furcht und Jarobs Wissen, dass ein jeder lebendiger Körper Wärme abgibt, hatten sie wohl bisher von einem Direktangriff abgehalten. Bill war nicht nur körperlich schwach, sondern auch geistig, also wäre es egal, auf welche Seite er sich stellt. Und Klaschnikas konnte in seiner Vefassung ohnehin nichts ausrichten.
Bis auf Bill mussten wohl alle derartige Ängste haben, da jeder jedem misstrauisch in die Augen blickte, und wenn er sich entdeckt sah, blickte er schnell wen anders an. Bill betrachtete dieses Spielchen ein paar Minuten, dann kuschelte er sich mit unter Rubens Jacke und schlief, was diesen ein wenig verwirrte, aber gegen das er sonst nichts unternahm. Zahida hätten die Tränen in den Augen gestanden, wenn sie nicht auf dem Weg dorthin gefroren wären. Sie fragte sich, wo Leroy wohl gerade ist und was er macht...

Da Leroy sich gerade fragte, was Zahida macht und wie es ihr geht, kann diese spitzenmäßige Überleitung auch weiterhin benutzt werden. Zunächst ist allerdins zu sagen, dass der MarineTS die Werft mittlerweile erreicht hatte. Steve wunderte sich, dass er in diesem Gebiet irgendeine Station nicht eingenommen hatte – er musste sie übersehen haben. Tatsächlich hatte die Victoria schon einmal ein kleines Feuergefecht mit einem der Geschütztürme dieser Werft ausgetragen, aber das war schon lange Zeit her. Damals hatten sie durch einen Trick entkommen können, der dem Schreiber ebenso wie die genaue Textstelle entfallen ist. Aber mit ziemlicher Sicherheit hatte ein Kampf stattgefunden... nehmen wir einfach mal an, es wäre so gewesen. Dementsprechend viele der hier stationierten Soldaten waren froh, dass der berühmte und hier gleichermaßen verhasste Freeman endlich hinter schwedischen Gardinen saß. Genau genommen stammten die Gardinen aus einem kleinen Dorf nahe der Hauptstadt Wystystyers, aber das spielt keine weitere Rolle.
Da Hermann es sich nicht nehmen lassen wollte, in jeder Bar einzeln gefeiert zu werden, nutzte Andrew die Zeit, das Schloss abermals aufzubrechen. Er schaffte es und das gesamte Schiff war unbemannt. Da Flucht ins Stationsinnere sinnlos war, die Schleuse nach draußen relativ stabil aussah und ihre Feuerkraft allenfalls gegen ein M5 standhalten könnte, begnügten sie sich damit, sämtliche Vorräte zu verfressen, die auf dem Schiff gelagert waren. Außerdem klebten sie Kaugummi unter sämtliche Tische, Sitze und Türgriffe, verschmierten die Frontscheibe mit ihren Händen, sodass auf ewig ein dünner Film daran haftete, der die Sicht verzerrte, und riefen diverse 0190er Nummern an, versteckten die Telefone im Papierkorb. Dann schlossen sie sich wieder in ihre Gefangenenzelle ein und freuten sich darauf, dass Hermann den Wutausbruch bekam, den er bekam. Und das Beste war: Hermann konnte ihnen nichts nachweisen. Nun, im Angesicht einer drohenden Exekution war das ein recht untertriebener Streich, aber er verfehlte seine Wirkung nicht. Für eine Rettung würde ihnen noch genug Zeit bleiben; dachten sie. Und Leroy dachte an Zahida...

„Kalt, kalt, bitterkalt, kalt, kalt, bitterkalt...“, sangen Bill und Rubens. Da ab und zu Piraten das Schiff enterten, um etwas zu stehlen, war der Gesang sinnvoll, denn anstatt etwas zu stehlen, warf jeder vorbeikommende Pirat ein bisschen Kleingeld vor ihre Füße. So hatten sie bereits hundert Credits gesammelt. Das warf jedoch zwei Fragen auf: Erstens, warum wurden vom Hilferuf nur Piraten angelockt, und zweitens, sahen sie und das Schiff wirklich dermaßen erbärmlich aus?
„Kalt, kalt, bitterkalt...“ Und wieder zwei Credits mehr. „Die Freemancrew dankt“, sagte John am Ausgang des Maschinenraums und der Split zog heulend von dannen. Er gehörte zu denen, die im Kampf um Subrosia unter Freeman gedient hatten, und als er die zerbrochene Ehre sah, die für Split nicht Lebensmittelpunkt, sondern Lebensgrund war, konnte er nicht anders als einen kleinen Tränensee zu hinterlassen. Sie wären dankbarer gewesen, hätte er eine Heizung hinterlassen.
„Viele Monate lang überlebte ich auf Pegasus Prime, ohne betteln zu müssen, und jetzt das...“, beklagte sich Rubens. Die Frachtschleuse öffnete sich abermals, offenbar standen sie draußen schon Schlange. Vielleicht hatte man gar einen Jahrmarkt um sie errichtet. Chrew sah aus dem Fenster. Man hatte einen Jahrmarkt um sie herum errichtet. Anders konnte er sich nicht erklären, dass Minenstationen, Handelsstationen, allerlei Produktions- und Wohnungsstätten sowie sonstige gut besuchte Flugobjekte um sie kreisten. Jemand kam in den Maschinenraum, diese Person hatte mehrere Anoraks an und war eine Frau vom Volk der Feuermänner.
„Kalt, kalt, bittekalt...“, jammerten Bill und Rubens.
„Was ist geschehen?“, fragte Sha´rah. Und zwar die Sha´rah mit dem Shun´shin. „Ich zog gerade mit ganzem Staat nach Gadeein, als ich eine Traube von Piratenschiffen entdeckt habe, die sich um ein Wrack versammelt hatte. Nun, sie flohen, und das Wrack, ist das die Victoria?“
„Dem ist so“, sagte John. „Eure Majestät, oder wie auch immer ich euch anreden soll, entschuldigt meine Hast und mangelnde Höflichkeit, aber dieses Schiff bedarf der dringenden Instandsetzung, da das Leben unseres so ehrenvollen Steve daran hinge.“
„Du kannst mich Sha´rah nennen,“, sagte sie freundlich, „aber den Rest habe ich nicht verstanden. Kann vielleicht jemand übersetzen oder...“
„Äh, sorry“, lachte John. „Also, über die Hälfte der Crew wurde von der Marine gefangen genommen, nur wir und unsere zufällig Mitreisenden konnten fliehen. Die Gefangenen werden gerade zur Exekution nach Wystystyer gebracht, während wir nun hier auf dem Wrack frieren, mit dem wir entkamen. Etwas Hilfe wäre sehr angebracht. Eine Reparatur beispielsweise...“
„Eine Reparatur?!“, fragte die Herrscherin schockiert und abgeneigt. „Wie kommt ihr auf die irre Idee, ich repariere eure Schiffe, während ihr in aller Ruhe auf meinen Stationen umherbummelt?“
John lächelte gezwungen, ihm was etas mulmig. Er hatte die Herrscherin wohl schwer beleidigt und wollte sich entschuldigen und sie um Gnade ersuchen, aber sie sprach weiter, bevor er dazu kam.
„Du bist doch Johannes, oder?“
„John“, korrigierte Johannes. Er ahnte Schreckliches.
„Dann meinetwegen John. Also, John, du bist Crewmitglied des berühmten Steve Freeman und damit musst du um sein Leben kämpfen und das deinige für ihn riskieren! Er ist Anführer der gadanischen Allianz und somit stehe auch ich tief in seiner Schuld, da er all das erst möglich gemacht hat, was in wenigen Tagen auf Gadeein errichtet wird. Da ich nicht von meiner Position kann, wirst du Anführer der Mission sein, deren Ziel es ist, Freeman und die mit ihm Gefangenen zu retten.“
„Aber wie sollen wir das in diesem Wrack anstellen? Eine Reparatur wollt ihr ja leider nicht gewähren...“, sagte John, der schon wieder in den allzu höflichen Stil verfiel.
Sha´rah sah ihn skeptisch an, er hatte wohl etwas falsch verstanden. „Die Reparatur dieses, ich nenne es einmal Schiff, wird sich über mindestens eine Woche erstrecken. Wir werden es aufnehmen und auf dem Weg nach Gadeein ‚instand setzen’. Du erhältst dafür als Fluggefährt, sagen wir...“
Alle horchten gespannt. Ein M5, ein M4, mochte es gar ein Jäger der M3-Klasse sein? Sha´rah hatte ihr Entscheidung gefällt. „Du erhältst dafür die Alpha-Staffel der Ehrengarde. Das sollte reichen, oder?“
John verstand nicht, was sie ihm da anbot, aber es war garantiert mehr als ein M5.
Langsam hatte er auch genug vom Reden und noch bevor sie die Truppe darum bitten konnt, stürmten alle auf das Schiff, das angedockt war. Zuerst schlugen die Piloten Alarm, da sie dachten, sie würden angegriffen werden, aber als die Angreifer sich um den Herd versammelten und ihre Hände davor hielten, was klar, dass dies vielleicht doch keine Piraten waren. Während Zahida am Herd saß und ihre meterdicken Mäntel abstreifte, die aus Kissen bestanden, fragte sie sich, ob Leroy es wohl auch gerade warm hatte...

Dieser hatte es zwar warm, aber er empfand seine aktuelle Lage als sterbenslangweilig. Hermann war ziemlich wütend, ja gar stocksauer, todesmäßig zornig gewesen, als er gesehen hatte, mit welchen kindischen Streichen sein Raumschiff demoliert worden war. Er hatte gar eine ganze Reparaturcrew herbeigerufen, um den Dreck zu beseitigen, die Mechaniker wandten sich aber nur lachend ab, als sie sahen, was Steve da angerichtet hatte. Aus Wut schoss Hermann den Captain mit einer Betäubungswaffe zu Boden, auf dass dieser sich nicht mehr so viel wagen möge. Er hätte gern scharfe Munition benutzt, wenn Schmidt ihm gegenüber darauf hin nicht auch scharfe Munition angeordnet hätte.
Und so flog der Transporter weiter Richtung Wystystyer. Im Gefangenenraum war die Stimmung nicht gerade gut – es wäre auch das erste fröhliche Gefängnis gewesen. Sie hatten sich schon einige Pläne ausgedacht, mit deren Hilfe sie entfliehen könnten, doch immer mangelte es ihnen an Waffen, die Hermann ihnen abgenommen und in einen Safe eingeschlossen hatte. Selbst Hendrik war nicht davon überzeugt, dass es klug wäre, mit bloßen Händen Bewaffnete anzugreifen, obwohl er unsterblich war – denn wie unsterblich er genau war, wollte er nur ungern austesten. Und so tat sich vorerst nichts in diesem Lagerraum, was irgendwie erwähnenswert wäre.
Der TS war ziemlich langsam und der Weg nach Wystystyer noch sehr weit. Es wurde alles in allem ein sehr langer Flug...

Das Raumschiff, mit dem Sha´rah die Unterkühlten abgeholt hatte, bewegte sich langsam auf die Kolossstation ihres Reiches hin, die eine Art Hauptstadt repräsentierte. Die Victoria wurde währenddessen von zwei M5-Jägern abgeschleppt, welche Sha´rahs Privatgleiter dicht folgten.
Sha´rah holte eine Pizza aus ihrem Herd. Sie schaltete ihn aus. Jarob sah sie zischend an und schaltete den Herd wieder ein. Etwas verwirrt betrachtete Sha´rah, wie diese Bekannten und Unbekannten vor sich hin froren, obwohl es in diesem Raum recht angenehm war – sogar mehr als das, denn Feuermänner stammen aus Wüstenregionen, sodass es an Bord geradezu heiß war. Sie stellte die Pizza auf den Tisch und ließ sie vorerst links liegen, benannte Temperatur würde schon dafür sorgen, dass sie nicht kalt wird. Sha´rah kniete sich zu den anderen auf den Boden und wartete ab, bis die Gruppe sich einigermaßen beruhigt hatte.
„Besser?“, fragte sie. John nickte. Erst jetzt bekam er Gelegenheit, sich das Innere des Raumschiffes anzusehen. Die Wände sahen aus wie dunkelgelber Stein mit leichten Rissen, ebenso wie der Boden und die Decke. Genau genommen schien alles aus Stein zu sein, auch wenn es das nicht war. Er hätte schwören können, in einer Pyramide oder etwas ähnlichem zu stecken. Die Frontscheibe war recht großzügig angelegt worden, sodass man draußen bequem alles sehen konnte – und selbst die Kolossstation schien aus Gestein gehauen zu sein. Die Form entsprach wohl etwa der eines sehr dicken Kreisels und tatsächlich drehte sich die Station auch. Das war nicht nur beeindruckend, es war auch ein Fehler der Antriebsdüsen. Eine große steinere Tür öffnete sich vor ihnen, der Hangar der Imperatorin, die sich aber stattdessen Lady nannte. Der Raum war stark bewacht, abgesehen von den kreisenden Abfangjägern und Geschütztürmen gab es scheinbar eine kleine Gruppe von Weltrauminfanteristen im Hangar, die im Raumanzug mit Gewehr umherstolzierten. Das war natürlich alles verblüffend und Sha´rah sah sich belustigt an, wie überrascht sich ihre Gäste all das ansahen.
Das Raumschiff landete mit Hilfe von ausfahrbaren Rollen in der Mitte des Hangars. Offenbar gab es hier keine Dockklammern. Das Tor blieb solange auf, bis auch die Victoria abgeliefert worden war, dann krachte es blitzschnell zu und der Raum wurde belüftet.
„Also, ich glaube ihr erzählt mir das alles noch einmal ganz genau – aber nicht hier. Kommt mit in den Palast“, forderte Sha´rah die Crew auf. Ihre Piloten, die gerade ihre Positionen verlassen hatten, salutierten und verließen im Eilschritt das Schiff, etwas später folgte dann auch Sha´rah mit John und dessen Crew. Vorher gewährte sie ihnen aber noch eine halbe Stunde am Herd, je ein Stück Pizza und heißes Braunwasser. Schmeckte annähernd wie Kakao mit Zitrone, war aber immerhin wärmend.

„Mir ist langweilig, ja so langweilig...“, summte Hendrik vor sich hin. Er hatte längere Nächte damit verbracht, ruhig zu den Sternen zu sehen, da ihm Schlafen unmöglich war. Dennoch war es etwas anderes gefangen zu sein – denn in diesem Raum gab es kein Fenster.
Sie fürchteten sich und konnten nichts tun, waren der Machtlosigkeit gnadenlos ausgeliefert. Angreifen war keine Alternative, ein Gespräch mit Hermann würde nichts bringen. Genau konnte man das zwar im Grunde nie wissen, aber sie hatten beides schon ein dutzend Mal ausprobiert. Sie wussten es mittlerweile.
Steve kam wieder zu Bewusstsein. Er hatte ziemlich lange geschlafen, wenn auch nicht freiwillig. Sein Schädel brummte, seine Beine und Arme fühlte er nicht. Überhaupt sah er nur eine verschwommene Decke und hörte, wie sich Andrew und Roger über die weitere Vorgehensweise stritten. Es dauerte noch eine gute Viertelstunde, bis er wieder aufstehen konnte und sich dann in sein Bett legte. Noch eine Betäubung wollte er nicht riskieren.
„Abstimmung, was tun wir?“, schlug Andrew schließlich vor, auch wenn Roger darauf bestand, gar nichts zu tun. Das Licht ging aus. „Schlafen“, sagte Hermann mit Hilfe eines kleinen Telefons zu ihnen. Nun, es blieb ihnen wohl nicht viel anderes übrig, denn Hermann hatte beschlossen, sie bis zur Ankunft auf Wystystyer dauerhaft in Tiefschlaf zu halten. Er hatte etwas von dem Plangeflüster gehört und es gefiel ihm überhaupt nicht, also ließ er den Schlafraum stürmen. Sie hatten Nachtsichtkameras, also war das Unterfangen ganz klar gewonnen. Doch selbst bei Licht und ohne Kameras wäre ihnen der Sieg sicher gewesen. Steve tat so, als wäre er noch betäubt, bekam aber trotzdem eine volle Ladung ab. Hermann schien die Gesundheit der Gefangenen herzlich egal zu sein, denn zu häufiges Verwenden von Betäubungskanonen schädigt das Gehirn und verkürzt die Lebenszeit... nun... Thema Lebenszeit verkürzen, das Erchießungskommando trainierte schon.

Jarob und Salem hatten sich wie zwei Wachen an der Tür zum Wohnraum der Lady aufgestellt, der Rest saß auf Stühlen verteilt. Sie hatten ihr die ganze Geschichte erzählt, von Anfang bis Ende und mit allen Details, worauf hin sie erklärte, sie würde losgehen und sofort die Alpha Ehrengardestaffel bemannen lassen, sie sollten sofort starten.
„Fliegen alle mit?“, fragte John unsicher.
„Jawohl“, sagte Jarob, der sich angesprochen fühlte. Natürlich wollten sie ihn loswerden, ebenso Salem. Rubens und Bill waren keine Gefahr.
Salem kam mit und hatte vor, sich dicht bei Jarob zu halten. Der widerum wollte einfach abwarten, was geschieht.
Sha´rah kehrte zurück in den Wohnraum. Ihr schien unwohl zu sein.
„Nun, wie soll ich´s erklären...“, begann sie stotternd und beschämt. „Steve hat sehr großes Ansehen bei uns, er ist ein gefeierter Held. Wir wissen aber, was für einen Führungsstil er hat. Deswegen, äh, kein einziger Pilot will unter seinem Kommando oder unter dem eines seiner Crewmitglieder fliegen. Und ihr allein könnt kaum eine ganze Staffel steuern, da wir keine KI´s haben... ihr müsst wohl warten, bis die Victoria repariert ist.“
„Habt ihr Korvetten?“, fragte John.
„Ja, schon... wenn ihr eine haben wollt, kein Problem.“
„Dann laden wir die Victoria auf die Korvette und fliegen sofort los – keine Zeit verschwenden“, befahl John. Nur eine halbe Stunde später startete die Groovy Goose, Sha´rahs Privatkorvette, aus ihrem Hangar. Auch dieses Raumschiff schien steinern, von innen wie von außen. Und genauso befriedigend war der Sitzkomfort. Ohne sich mit technischen Daten, einer Flugschule oder etwas gar der Bedienung der Computer zu befassen flogen sie los. Sha´rah wollte ihnen ein paar Infanteristen mitgeben, aber die weigerten sich und drohten damit, dass sie sich aus Versehen die Beine brechen könnten und dann doch nicht mitfliegen. Das war ein schlagendes Argument und da sie es sich nicht mit den Gewerkschaften anlegen wollte, die drohten, aus Versehen ihre Bürogebäude anzuzünden, gab sie John nur ein paar Gewehre und Munition mit – jedoch nur denen aus Freemans Crew. John hielt sie davon ab, auch die anderen zu bewaffnen. Das gefiel denen zwar nicht, aber sie hatten keine andere Wahl.
Selbst Jarob traute sich nicht zu, ein anderes Schiff für seine Flucht zu stehlen, denn er hatte gehört, dass Feuermänner nicht gerade zimperlich mit ihren Gefangenen umgehen. Wäre er nicht bei John geblieben, hätte man ihn vermutlich auch eingesperrt...
Und so machte sich die Groovy Goose mitsamt Victoria und einem großen Pappkarton voller Ersatzteile auf den Weg nach Wystystyer. Kein ungefährliches Unterfangen, sich mitten in die Höhle des Löwen zu begeben.
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Arget
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Post by Arget »

Du *zensiert*, du kleines! :wink: :P :lol:
Last edited by Arget on Fri, 22. Oct 04, 22:07, edited 1 time in total.
Guest

Post by Guest »

Hydras Schreck [ESS] wrote:Doppelpost, und das bei einer Geschichte!
Der Text war nicht lang genug, also... *hust* Was, ich seh keinen Doppelpost. :roll:
Guest

Post by Guest »

Hydras Schreck [ESS] wrote:Du *zensiert*, du kleines! :wink: :P :lol:
Ich bin weder zensiert, noch bin ich klein. :P



Tjah... meine Geschichte Victoria scheint ja leider nicht mehr fortgesetzt zu werden, deshalb wollte ich nur noch ein letztes Mal sagen, dass...
















ich es doch mache. :roll:

Statistics:
Bisherige Drohmails: Keine (Warum eigentlich nicht? :( )
Bisherige nicht veröffentlichte Seiten: 122 (Und das hat seine Gründe... :roll: )
Bisherige Statistiken: 2
Bisherige Fortsetzungen von Black Sun: 24

Fortsetzung 25

Kapitel XXXVI.
Wie man einen Weltraumkreuzer kommandiert und wie nicht

John saß nachdenklich auf des Captains Stuhl – zu recht, denn er war der Captain der Korvette Groovy Goose. Seine Blitzkarriere vom Turboingenieur mit einem Bedienungsknopf zum Kapitän war recht überraschend gekommen. Genau genommen basierte sie darauf, dass er zuerst mit Sha´rah gesprochen hatte. Ansonsten hätte er auf diesem Raumer auch nicht viel mehr als einen Schalter zu kontrollieren gehabt.
Im Gegensatz zu Steve war John recht tüchtig, geradezu übertüchtig, seine bisherige Gelassenheit war dem Verantwortungsgefühl gewichen. Er hatte bereits jedem Crewmitglied einen Beruf zugeteilt und überprüfte durchgehend alles, was man nun einmal auf einem Raumschiff überprüfen kann.
Chrew und Arsaneus übernahmen die Stellung eines Reparaturteams und vergruben sich im Maschinenraum in den Tiefen der Technik. Gleichzeitig war Schiffsarzt Bill auf der Krankenstation damit beschäftigt, friedlich zu schlafen. Jarob und Salem repräsentierten das Enterkommando, das aus ihnen beiden bestand. Sie waren sozusagen Johns kleine Privatarmee wider Willen geworden; erst recht deshalb, weil er sich weigerte, sie zu bewaffnen. Sie würden ohnehin früher oder später meutern oder fliehen, sodass es aus Johns Perspektive sinnvoll war, ihnen nichts zu geben. Doch damit hatte er noch nicht genug, denn aufgrund der drohenden Meuterei hatte er angeordnet, dass jedes Crewmitglied der Victoria durchgehend eines der Gewehre bei sich tragen muss, die Sha´rah ihnen geschenkt hatte. Allein Luna, die auf der Brücke an Funk und Radar arbeitete, durfte unbewaffnet bleiben, denn sie war allenfalls fähig, eine Patronenhülse zu heben. Aufgrund ihrer Körpergröße könnte sie zudem den Abzug nur dann betätigen, wenn sie sich ganz ausstreckte – dann würde ihr das Zielen aber schwer fallen...
Zahida war nicht unbedingt angetan davon, ein Gewehr um den Hals baumeln zu haben, aber sie ließ die Sicherheitsvorkehrungen über sich ergehen. Vielleicht war Johns Planung in diesem Fall wirklich sinnvoll. Steve hätte allenfalls angeordnet, sich möglichst nicht erschießen zu lassen, und hätte dann nach der nächsten Mikrowelle gesucht; vorzugsweise mit Inhalt.
Und um es nicht zu vergessen, Zahida war Pilotin, natürlich. Sie war die einzige mit perfektionierten Flugkünsten an Bord. Sicher hatten die anderen auch einiges gelernt, John beispielsweise war durch sein langjähriges Handelsleben an die Steuerung von Raumschiffen gewöhnt, aber im Gegensatz zu Zahida war er nicht fähig, mit einer Korvette den Raketen eines Zerstörers auszuweichen, ohne den Überblick zu verlieren.
„Wie sieht´s mit der Verteidigungsstärke Wystystyers aus?“, fragte John.
„Ich konnte bisher noch nichts heraus bekommen...“, sagte Rubens abgelenkt. Er war damit beauftragt worden, sich irgendwie in die Marinecomputer einzuhacken, denn er war schließlich der einzige an Bord, der jemals für die Marine gearbeitet hatte. „Diese Agenten sind einfach zu gut...“, nuschelte Rubens. „Wir verwischen einfach alle Spuren.“
„Wir?“, fragte John skeptisch.
„Wir? Äh, ich meine –“, stotterte Rubens kurz. „Na, was soll´s, ich bin einer der hohen Agenten der Marine. Oder besser, ich war. Diese Kerle haben mich ein gutes halbes Jahr auf Pegasus Prime frieren lassen. Sie haben mich wohl bereits vergessen... ziemliche Versager. Erst stecken die tonnenweise Geld in meine Ausbildung und dann darf ich in zerrissenen Kleidern durch die Pampa marschieren...“
“In Ordnung; weitermachen“, befahl John kurz. Einerseits war es eine Erleichterung, dass Rubens ein Agent war, denn so hatte er wesentlich bessere Chancen, an die Militärpläne Wystystyers zu kommen. Andererseits witterte er hier schon wieder Gefahr... würde Rubens wirklich loyal bleiben, wenn er gegen die Marine, seine eigenen Leute, kämpfen müsste?
„Brücke an Maschinenraum. Chrew, einen Statusbericht“, forderte der Captain.
„Statusbericht?“, antwortete Arsaneus überrascht. Chrew war dazu nicht fähig, denn der war irgendwo in den Tiefen des Antriebssystems verloren gegangen und schien vorerst nicht wieder hinaus zu finden. „Nun, wir haben alle Teile, die wir brauchen. Allerdings ist nichts von sonderlich hoher Qualität. Wenn wir irgendwo zufällig gute Ersatzteile auftreiben können, sollten wir nicht zögern.“ John bedankte sich.
„Luna, was sagt die Systemkarte? Wann erreichen wir Wystystyer und wie viele Stationen liegen auf der kürzesten Route?“, erkundigte sich der Captain weiter.
„Nun...“, sagte Luna. „Ich nehme an, das hier sind wir. Und das ‚N’ steht für Wystystyer... oder Norden. Dann haben wir hier noch ein... noch mal Wystystyer. Oder gibt es im Weltraum zweimal Norden?“
„Luna...“, mahnte Jon betrübt. Er dachte, sie mache Scherze.
„Jaja, jetzt nicht hetzen. Ruhe ist die Mutter der Porzellankiste“, sagte Luna.
„So ähnlich“, zweifelte John. „Sag´ mir jetzt einfach, ob und wann wir eine Station antreffen.“
„Also, also... in der Mitte sind wir, oben ist oben und da sind verschiedene Norden. Oder Nebel, ist ja auch egal. Dann ist da ein Quadrat mit einem ‚H’ darin. Das könnte Herberge bedeuten.“
„Kurs auf die Handelsstation setzen“, forderte John. „Außerdem Geschwindigkeit erhöhen. Wir haben´s eilig.“
Zahida sah ihre Instrumente an. Schalter, Hebel und ein Lenkrad. Wie man das Lenkrad benutzt, hatte sie mittlerweile herausgefunden.
„Luna, welche Richtung?“, fragte sie achselzuckend.
„Ähm... links... links...“, sagte die vorsichtig, während Zahida ihr Lenkrad antippte. „Links, links, stop! Rechts, stop! Okay, das geht in etwa...“
„Bis Wystystyer muss das besser werden...“, sagte John und ließ den Kopf hängen. „Können wir jetzt noch beschleunigen?“
„Äh,“, sagte Zahida, „nein.“
„Und bremsen? Ohne das können wir nirgendwo andocken...“, zweifelte John.
Zahida sah ihr Pult grübelnd an. Sie schloss die Augen und zog wahllos ein paar der Schalter hin und her. Das Raumschiff beschleunigte.
„Bremsen können wir nicht“, sagte sie. „Und nächstes mal verlang bitte eine Betriebsanleitung, ja?“
John nickte. „Ihr müsst bis Wystystyer mehr über die Schiffssteuerung lernen.“ Dann schaltete er seinen Computerbildschirm aus – stattdessen hob sich sein Sitz etwa einen Meter empor. „Wir müssen bis Wystystyer mehr über die Schiffssteuerung lernen“, korrigierte er sich. Da er den Computer nicht ausschalten konnte, ließ er ihn laufen und machte sich daran, ein wenig die hinteren Sektionen des Schiffes zu erkunden. Vielleicht würde er auch irgendwo die Waffensteuerung finden, die ja zweifellos auch vorhanden sein sollte.
„Wie es Leroy wohl geht...“, hauchte Zahida vor sich hin. Da dieser gerade schwer betäubt auf dem Boden einer Gefängniszelle lag, funktioniert die Überleitung diesmal nicht.
„Es geht ihm sicher gut“, beruhigte Luna sie. „Da vertraue ich ganz auf Arsaneus und seine Visionen oder wasweißich was er da gesehen hat. Steve war´s jedenfalls, und der lässt seine Crew nicht im Stich.“
„Visionen“, wiederholte Zahida. „Meinst du, dass es solch übernatürlichen Kram gibt?“
„Meinst du, dass wir sonst noch leben würden?“, konterte Luna lächelnd. Auch Zahida konnte ein kleines Kichern nicht unterdrücken. Rubens sah sie nur verständnislos an und recherchierte dann weiter.

„Statusbericht“, forderte John lauthals, als er die Krankenstation betrat. Bill schreckte aus seinen Träumen auf und erhob sich vom Operationstisch, auf dem er geschlafen hatte.
„Statusbericht?“, fragte Bill verträumt.
„Ja, ich will einen Statusbericht“, wiederholte John.
Bill sah sich um. „Nichts“, sagte er.
„Wie ‚nichts’?“, wunderte sich John.
„Es ist halt nichts passiert. Wir haben eine Mannschaft von, äh, sagen wir mal... vierzig Leuten? Wenn da jemand krank würde, würde ich es sofort berichten.“
„Wir sind neun“, berichtigte John.
„Tant pis!“, rief Bill.
„Weißt du überhaupt, welche Sprache das ist?“, zweifelte John.
„Das steht nicht zur Debatte“, sagte Bill über sich selbst lachend. „Also, was noch? Den Statusbericht hast du ja jetzt.“
„Hmmm... irgendwelche Viren an Bord?“
„Nein.“
„Ist jemand krank?“
„Nein.“
„Und...“
„Nein.“ Bill lachte.
John zog eine Augenbraue hoch. „Wie steht es mit dem technischen Gerät? Funktioniert alles oder gibt es Defekte?“
Bill ging demonstrativ an ein Beatmungsgerät und schaltete es ein. Nichts passierte.
„Alles bestens“, sagte er.
„Aber die Luftpumpe bewegt sich nicht...“, zweifelte John.
„Eine Luftpumpe also...“, murmelte Bill. „Natürlich funktioniert sie. Aber Luft ist durchsichtig, also sieht man es nicht pumpen. Alles klar?“ Er schaltete das Gerät ab, ohne irgendeinen Effekt zu erzielen.
„Also... das überzeugt mich nicht...“, zweifelte John.
Und während er damit begann, sich mit Bill über lebenserhaltende Systeme zu streiten, fanden Salem und Jarob heraus, dass es einen geheimen Waffenschrank gab...
„Wann werden wir das Schiff übernehmen?“, fragte Salem. Jarob sah ihn skeptisch an. „Musst du Klette eigentlich ewig an mir kleben?“
„Wieso Klette? Wir sind Verbündete im Kampf gegen Freeman!“
Jarob sah ihn sachte kopfschüttelnd an. „Ein lustiges Kerlchen bist du... Freeman ist schon tot. Ich werde nicht eingreifen, sondern auf die Exekution warten und dann verschwinden. Was du machst ist mir herzlich egal.“
Mit diesen Worten wandte er sich ab und ließ Salem alleine in der Waffenkammer stehen. So alleine traute er sich natürlich keinen Überfall zu und begann damit, die Küche zu plündern, was im Grunde doch schon einem Überfall glich.

„Was gibt´s Neues?“, fragte John, nachdem er die Brücke wieder betreten hatte.
„Die Xenon haben sich in unser System gehackt“, sagte Rubens nur kurz. John riss die Augen auf, rannte zu seinem Sitz und schrie „Alarmstufe rot!“.
„Die guten Xenon“, erklärte Luna. „Xenato und seine Leute, unsere Verbündeten.“
„Was? Warum hacken die uns?“, wunderte sich John.
„Um unsere Steuerung umzuprogrammieren und sie uns zu erklären, damit wir zumindest ein wenig davon beherrschen“, sagte Zahida.
„Achja, sie haben uns mitgeteilt, wie wir die Anzeigen lesen“, fügte Luna hinzu. „Natürlich haben wir nichts verstanden, weil Xenon alle nuscheln, aber den Wortfetzen nach sind wir auf dem Weg zu einer Piratenstation und befinden uns auf direktem Kurs nach Pandora. Wir sollten bei ihnen vorbeischauen, keine Ahnung, warum. Wenn wir näher dran sind, werden sie uns wohl mehr sagen, dann gibt´s auch eine stabile Verbindung, ihre Sonden hier draußen sind ziemlich mies.“
„Das war dein erster Monolog“, gratulierte Zahida.
„Wartet nur ab bis ich einmal richtig in Fahrt komme...“, drohte Luna spaßeshalber. Dann schreckte sie auf, denn ein Knopf auf ihrem Pult begann zu blinken. „Was...?“
„Ausprobieren“, schlug Zahida vor. John sah ängstlich an, wie Luna den Knopf durchdrückte. Dann erklang die Stimme eines Teladi.
„Hier Stationsaufsicht Alpha, Granzuvandio Vando Hido Tanzussios neuer Raumkrauttempel. Identifizieren sie sich, sie sind nicht in den Listen der Zugelassenen. Ich gebe ihnen zwanzig Sekunden.”
„Hier John O´Hear, Freemancrewman und momentaner Leiter seiner Mannschaft. Wir wollen Ersatzteile kaufen und Steve aus seiner Gefangenschaft befreien.”
Der Pirat schien etwas verwirrt zu sein, man hörte Getuschel und offenbar hielt Jemand das Mikrophon auf der anderen Seite mit der Hand zu. Dann sprach der Teladi wieder zu ihnen.
„Ihnen wird eine Anflugserlaubnis erteilt. Wir werden noch sehen, ob sie auch landen dürfen. Keine weiteren Fragen.“
Damit riss die Verbindung ab.
„Wir verursachen wohl ziemlich viele Unannehmlichkeiten...“, meinte John beunruhigt. Ihm gefiel die Situation überhaupt nicht.
„Sind die Ersatzteile unbedingt notwendig?“, fragte er noch einmal Arsaneus.
„Is mir eigentlich schnuppe, wieso?“, wunderte der sich nur.
„Wir haben also keine andere Wahl...“, sagte John ernst.
Nicht weit entfernt wurde der Raumkrauttempel sichtbar. Es war eine der schlichten, runden Stationen, die man am liebsten als weiße Kugel im Raumbillard verwendet. Bis auf eine Andockschleuse, die ein paar Meter vorstand, und einige wenige Ausbauten an der Unterseite gab es nichts zu sehen, ausgenommen der tausend Lichter aus Fenstern.
Die Piraten nahmen die Verbindung wieder auf.
„Landeerlaubnis erteilt. Nehmen sie eine ihrer Fähren und docken sie an.“
„Wir haben keine Fähren“, warf Luna ein.
Der Pirat sah sie misstrauisch an. „Meinetwegen, dann schicken wir eine Fähre... warten sie im Hangar ihrer Korvette.“ John bedankte sich höflich und ließ die Antriebe stoppen, beorderte die gesamte Mannschaft in den Hangarraum, wo Chrew immer noch nicht aufgetaucht war. Schon nach kurzer Zeit hatte sich die Crew versammelt und wartete nahe der Schleuse. Dieser Raum kam ihnen ziemlich gespenstisch vor, er war unwahrscheinlich hoch, unwahrscheinlich gut beleuchtet und auch noch scheinbar steinern. Es hatte schon etwas von einem Verlies an sich...
„Bill, du wirst hier auf uns warten. Wenn´s geht, hilf Chrew irgendwie, wo auch immer der vergraben liegt. Der Rest kommt mit mir; wir gehen schnell rein, kaufen die Teile, schleppen sie her und verschwinden wieder. Kein unnötiger Aufenthalt, Zeit ist Leben. Und lasst die Waffen hier – wir wollen nichts provozieren“, befahl John. Die Mannschaft nickte nur beiläufig, legte die ohnehin viel zu schweren Gewehre ab. Ein Argon Transporter kam durch die Schleuse herein. Arsaneus hatte schnell eine Fernbedienung zur Schleusenkontrolle gebaut, denn diese war leider dermaßen simpel, dass man sie auch von außen ohne Weiteres betätigen konnte. Rein theoretisch würde ein ferngesteuertes Spielzeug im Umkreis von vierzig Kilometern schwere Systemfehler verursachen.
Der Transporter landete quer auf dem Hallenboden und jemand öffnete die Seitentür. Bill legte sich wieder schlafen, nachdem die anderen die Schleuse passiert hatten und auf dem Weg zur Piratenstation waren.

„Sagt mal, was wollt ihr eigentlich in diesem Kaff?“, fragte der argonische Pilot, der sie chauffierte. Er flog wirklich langsamer als nötig, obwohl sein bis ans Limit getunte Raumschiff leicht einen Discoverer hätte überholen können – sein Gleiter war in allen Spezifikationen getunt, das Steuerpult aus mindestens zehn anderen zusammengeschraubt und sehr große Bassboxen standen überall verteilt, kurzum, sie hatten es mit einem Freak der Tuningbranche zu tun.
„Geheimoperation...“, sagte Rubens und hoffte, damit alles gesagt zu haben.
„Sagt mal, ihr seid ja berühmt, da habe ich ein gutes Angebot für euch, ich meine, unter uns, ihr habt doch auch Spaß an ...“
„Wenn du nicht Gas gibst, werde ich dafür sorgen, dass dir jemand in den Fuß schießt“, drohte Luna und damit hatte sie alles gesagt. Der Pirat beschleunigte widerwillig und ließ sie in der Raumstation absteigen, wartete dort auf ihre Rückkehr. Er war kein Fährmann, sondern einfacher Pirat; umso weniger konnte er nachvollziehen, warum die Stationsleitung ihn plötzlich dafür bezahlen wollte und das sogar sehr großzügig. Man sagte ihm nicht, warum, also wartete er auf die Rückkehr der Passagiere.
„Entschuldigung, wo geht´s hier zum Ersatzteillager?“, fragte John einen scheinbar zufällig vorbeikommenden Split.
„Oh, oh, John O´Hear. Welch Ehre. Folgen sie mir, ich bringe sie hin.“
Ohne weitere Worte drehte er ab und ging zügig los. Etwas überrascht folgte Johns Truppe – sie waren Freundlichkeit wohl einfach nicht mehr gewohnt.
Der Split öffnete eine Tür und stellte sich daneben. „Hier, treten sie ein, ich werde gleich die Zuständigen holen. Wir werden ihnen wohl einen guten Preis machen.“
Etwas verdattert betraten sie den Lagerraum, eine große, düstere Halle. Überall waren Metallregale, mit Ersatzteilen überfüllt, aufgestellt. Es kam, wie es kommen musste, die Tür fiel ins Schloss. Jarob rüttelte kurz am Schloss, aber da war nichts zu machen. Etwas interessiert wartete er ab, was wohl noch passieren würde.
„Ist hier jemand?“, fragte Arsaneus in die Dunkelheit. Nur schemenhafte Umrisse waren zu erkennen, eine rundliche Person sowie zwei deutlich dürrere.
„Ahja, klar – eine Falle“, sagte Luna unbeeindruckt. „Also, wer legt es auf Schläge an?“
Die Fremden lachten nur hämisch, ihr Einschüchterungsversuch war weit daneben gegangen. Vielleicht wegen Lunas Körpergröße, vielleicht aber auch, weil sie unbewaffnet waren und ihre Gegenüber Raketenwerfer bei sich trugen. Plötzlich sprang das Licht an. Die Halle war kleiner als erwartet, nur die Dunkelheit hatte sie so groß erscheinen lassen.
Rubens starrte mit offenem Mund ihre drei Feinde an, auch die anderen waren nicht minder überrascht.
„Don Coleone...“, hauchte Rubens. Der Dicke lachte. Seine beiden Splitsöldner schienen ebenfalls belustigt. „Du verdammter...“
Mehr sagte Rubens nicht, auch wenn er so einiges zu sagen gehabt hätte – nur die Bewaffnung der Feinde ließ ihn verstummen.
„Rubens...“, sagte Coleone. „Du lebst noch? Offenbar habe ich nicht sauber gearbeitet... wobei, so, wie du aussiehst, bin ich mir nicht sicher. Wie dem auch sei, du wirst heute dein Ende finden.“
„Und was willst du von uns? Wir haben dir nie etwas getan“, sagte John möglichst ruhig.
„Ach nein? Ihr habt mich ins Gefängnis gebracht – natürlich, ich konnte dank der von euch angerichteten Katastrophe fliehen, aber der Gedanke zählt, und der war es, mich einzusperren. Und wer den Don einsperren will, wird sterben müssen.“
Jarob grinste und zeigte mit dem Daumen nach oben, während Salem zitternd in einer Ecke zusammengerollt lag. Arsaneus sah sich verzweifelt nach einem Fluchtweg oder einer Waffe um, aber hier gab es nur Ersatzteile. Nun, er hatte alle MacGyver-Folgen gesehen und hatte Pläne für mehrere Schusswaffen, aber Niemand schien ein Kaugummi bei sich zu haben.
„Was hast du jetzt vor?“, fragte Zahida. „Uns erschießen? Was würde dir das bringen? Ich sage dir, wir haben eine ganze Armee hinter uns. Sie sind nicht hier, aber sie werden von diesem Vorfall erfahren und dann... du verstehst?“
„Armee?“, wunderte sich der Don. „Du meinst doch nicht etwa Steves Gadeein Forces? Sein kleiner lustiger Verband dieser Kitschvölker... den?“
„Ja, den meine ich“, bestätigte Zahida. „Hundert Raumstationen mit jeweils mindestens fünfzig Kampfschiffen, Enterkommandos, Infanterie, Artillerie, die ganze Packung. Da kannst du so viele Mafiosis um dich scharen, wie du willst, du kannst nicht gegen eine ganze Welt ankommen!“
„Ihr lest wohl keine Zeitung? Den Gadeein Forces ist, sagen wir mal so, etwas zugestoßen. Aber warum rede ich eigentlich mit euch? – wenn ich euch beseitigt habe, dann ist Freemans gesamtes Werk zerstört; er wird ja bald erschossen. Feuer frei!“, befahl Don und ließ den Söldnern den Vortritt, er selbst lehnte sich entspannt an ein Regal. Er hatte sein Körpergewicht wohl vergessen; das Regal fiel um, löste eine Kettenreaktion aus und bald war alles in dieser Lagerhalle umgestürzt, der Boden war mit Metallteilen bedeckt und hatte sich in ein ausgezeichnetes Paintball-Spielfeld verwandelt. Jeder der Kontrahenten war getroffen worden, ausgenommen Luna, die von ihren Flügeln Gebrauch gemacht hatte.
Rubens kochte vor Wut – dieser Split hatte seine Mannschaft ermordet! Zornig rannte er zum immer noch auf dem Boden liegenden Don und begann damit, blind auf ihn einzuschlagen. Die beiden Söldner taumelten noch benommen und versuchten, ihre Waffen in dem Gewühl wiederzufinden. Salem hatte sich währenddessen unter Jarobs Mantel verkrochen. Es sah ein wenig skurril aus, wie der breitschultrige und große Paranide versuchte, sich unter dem Fetzen Stoff eines Knochengerüsts zu verstecken...
„Captain?“, fragte Zahida an John gewandt. Der sah sich nervös um und wollte sich irgendeinen Plan einfallen lassen, wie es in solchen Situationen üblich war. „Captain?!“, wiederholte Zahida lauter, aber er reagierte nicht. Zu sehr war er mit dem Abwägen von Erfolgschancen beschäftigt. Arsaneus kam gerade unter einem Trümmerteil hervor; er war angeschlagen, aber kampfbereit. Während John immer noch nachdachte und wertvolle Zeit verloren ging, entschied sich Zahida dazu, die Initiative zu ergreifen und rannte auf einen der Söldner zu, um ihn umzurempeln. Der Split bemerkte sie im letzten Moment und konnte sie mit einem präzisen Schlag umwerfen.
„Das...“, stotterte Arsaneus. Er traute sich keinen Angriff zu, er war Borone. Selbst, wenn er kämpfen wollte, seine Körperkraft ließe das nicht zu.
Luna war einem Piraten ins Ohr geflogen und kreischte so laut sie konnte, was sich recht effektiv zeigte, doch Rubens Angriff wurde schwächer und der andere Söldner trat ihn vom Don herunter. Luna wurde durch einen Schlag aufs Ohr außer Gefecht gesetzt und fiel zwischen den Ersatzteilen hinab.
„So, damit wäre das geklärt“, sagte der Don und zog seinen Raketenwerfer. Seine beiden Söldner stellten sich ihm zur Seite, sie hatten ihre Handphaser gefunden.
„Und jetzt?“, fragte Arsaneus nervös.
Jarob unternahm gar nichts, man zielte nicht auf ihn. Er war ein Außenstehender und hatte mit der Sache nichts zu tun, auch wenn er mitten im Kampfgebiet stand.
John stand aufrecht da und starrte den Raketenwerfer an. Seine Bemühungen waren dahin; all die Arbeiten auf der Korvette, all die Sicherheitsmaßnahmen, die Planung, das endlose Nachdenken über eine passende Strategie – es hatte ihm nichts genützt. Er begann zu zittern... er war daran schuld, dass Steve nicht gerettet werden würde. Und noch viel schlimmer, die Korvette würde eingenommen werden und die freie Hälfte von Steves Crew ebenfalls ermordet werden.
Er fiel auf die Knie, begann zu weinen und starrte den Boden an.
Zahida lag benommen nahe der Söldner.
Luna hatte ihr Bewusstsein wieder, war aber noch nicht kräftig genug zum Aufstehen.
Arsaneus stand mit geballten Fäusten da, doch das würde ihm nichts nutzen.
Rubens lag am Boden vor dessen Füßen und konnte sich kaum rühren.
Salem hatte sich immer noch zitternd hinter Jarob verkrochen, der tatenlos zusah.
Der Don betrachtete diese ärmliche Truppe. „John, du bist der schlechteste Captain, dem ich je begegnet bin. Ich habe von der Freemancrew immer Großes erwartet und war mir nicht sicher, ob diese Falle funktionieren würde – draußen warten sogar fünf startbereite Jäger für den Fall einer Flucht. Aber das... das ist ärmlich. O´Hear, du machst dem Namen Freemans keine Ehre. Und ich weiß nicht, ob es mit überhaupt Ehre bringt, solche Waschlappen zu töten – doch es muss sein. O´Hear, gib deiner Crew den letzten Befehl.“
Don wartete einen Augenblick ab – es ziemte sich nicht für Split, am Boden liegende zu töten, also wartete er auf Widerstand.
John zitterte am ganzen Leib. Plötzlich wurde er ganz still. Der Don betrachtete ihn abwartend und gespannt. Der Captain erhob sich vom Boden, alle Augen richteten sich auf ihn. Aufrecht stand er da und erteilte seinen vielleicht letzten Befehl... er grinste. War er bescheuert? Wie konnte er in so einem Moment nur grinsen? Seine Tränen waren fort, nur ein Lachen machte sich in seinem Gesicht breit. Don schreckte zurück, ging ein paar Schritte zurück – dieser Kerl machte ihm Angst.
„Leute,“, sagte John, „versucht, euch möglichst nicht erschießen zu lassen.“
Die Mäuler der Split sperrten sich weit auf. Stille, einen Moment lang geschah nichts. Man hörte zwei leise Klapse – Zahida hatte einem der Söldner auf die Schulter getippt. Der drehte sich zu ihr um und sah sie fragend an; dann bekam er dermaßen eins aufs Maul, dass er sich noch am Sterbebett die Wange reiben würde. Zahida schnappte sich den Handphaser, der durch die Luft wirbelte, zielte und traf den Raketenwerfer. Der zweite Söldner zielte auf Zahida, doch gerade, als er abdrücken wollte, rammte Arsaneus ihn um und nahm ihm die Waffe ab, zielte damit wiederum auf ihn – der Split wagte keine Bewegung.
Don Coleone sah sich das schockiert an, sein Raketenwerfer war halb demoliert und Zahida zielte auf ihn, bei der kleinsten Bewegung würde sie abdrücken. Dann bemerkte er auch noch John, der grinsend an der Waffe stand. Der Zielbereich des Raketenwerfers hatte sich mittlerweile geleert, alle hatten sich irgendwo versteckt.
„Was...?“, fragte Coleone eingeschüchtert. John drückte alle Schussknöpfe an dessen Waffe gleichzeitig, neun Raketen schossen in Richtung der Tür, Coleone selbst wurde nach hinten geschleudert und traf auf Rubens Faust, die schon in Stellung gegangen war. Durch die Gewalt der Raketen war die gesamte Wand der Tür verschwunden, auch die dahinter liegenden Räume waren in Schutt und Asche gelegt, der Weg zum Hangar war freigesprengt.
John verabschiedete sich höflich vom am Boden liegenden Don und rannte dann Zahida und Arsaneus hinterher, Salem hatte den Hangar fast erreicht. Rubens trat nur noch ein paar mal zu, dann machte auch er sich auf den Weg in die Freiheit. Selbst Luna hatte sich spontan entschieden, Kraft zur Flucht zu haben, und folgte dicht, sodass nur Jarob bei den Split zurück blieb.
Er schritt langsam in Richtung Coleones und blickte zu ihm hinab.
„Beim nächsten Mal wird´s besser...“, sagte er. Dann ließ er seine rechte Hand aus dem Ärmel hervorschnellen, spreizte Daumen und Zeigefinger, hielt sich die Hand an die Stirn und rief „Loooooser“. Coleone betrachtete das L dort oben einen Moment, dann wandte sich der Mortaner ab und lief in Richtung des Hangars.
Don Coleone blieb wie erstarrt am Boden liegen. Wie hatten sie ihn nur so überraschen können? Er hatte doch schon gewonnen, sie waren vor seiner Linse, er hatte so gut wie abgedrückt... und dann, dieser eine Satz...
Don sprang auf. „Verfolgen!“, schrie er seine Söldner an. Die flohen erst vor ihm, doch nach einigen Schlägen waren sie wieder ruhig, nahmen ihre Waffen und rannten in Richtung des Hangars, sodass der dicke Don kaum noch folgen konnte.

„Ah, da seit ihr ja wieder...“, sagte der Pirat, der sie hergeflogen hatte, erfreut. Er hatte eine große Bezahlung versprochen bekommen, was der eigentliche Grund seiner Freude war.
Die Crew ging an Bord des Transporters, nur Jarob war noch nicht in Sicht. Achselzuckend wollte der Pirat einsteigen, als er ein merkwürdiges Gefühl verspürte, das ihn um die zehn Meter weiter schleuderte. Jarob kam ebenfalls an Bord, nachdem er den Piraten weggestoßen hatte.
„Weiß irgendwer, wie man das steuert?“, fragte John. Zahida setzte sich ans Schaltpult, legte einige Schalter um, drückte ein paar andere Knöpfe und schob einen Regler nach vorn.
„Nein“, sagte sie abschließend und stand wieder auf, da nichts passiert war. Jarob spähte nach draußen. Er hatte den Piloten wohl etwas zu hart erwischt, der Mann sah relativ tot aus, auch wenn er noch zitterte. Drei Split Wölfe erhoben sich vom Hangarboden und schwebten in der Luft, visierten den Transporter an. Die anderen beiden Raumflieger starteten, kurz nachdem die Söldner an Bord gegangen waren. Don Coleone kam durchgeschwitzt hereingerannt, schrie irgendetwas und fiel dann erschöpft um.
Der Befehl war den Söldnern relativ egal, da sie ohnehin feuern würden – und so war es auch. Die Schüsse prallten vom Schild des Schiffes ab und schossen wild in alle Richtungen, trafen Systeme im Inneren der Station und brachten alles durcheinander. Schreiende Piraten suchten nach ihren Waffen, andere schrien nach Vergeltung oder mehr Whisky.
„Offenbar habe ich den Schild aktiviert...“, sagte Zahida nachdenklich und sah sich die Kontrollen nochmals an. „Aber... was weiter?“ Dieses Schiff war wie bereits erwähnt auf Teufel komm raus aufgetunt worden – so was kann einfach keiner fliegen.
John war gefragt, da er der Captain war, und der hat normalerweise all die schweren Entscheidungen zu tragen, weil man ihn bei falscher Wahl verantwortlich machen konnte. Er dachte einen Moment lang nach. Sollte er wieder eine taktische Analyse beginnen oder die Steve-Methode wählen?
„Salem – es tut mir Leid“, sagte John, ging ein paar Schritte rückwärts und sprang dem Paraniden mit Anlauf in die Seite. Der begann zu wanken, stolperte und fiel breit auf das Schaltpult, aktivierte und deaktivierte dabei allerlei Funktionen.
Ein zweiter Schild aktivierte sich, ein Prallschild, der die Schüsse in Energie verwandelte, gleichzeitig fuhr ein recht großes Geschütz auf dem Dach des Transporters aus, es ging auf Automatik. Geladen war es nun ja...
Weiterhin aktivierte sich der Antrieb und der Transporter erhob sich rückwärts, sodass er sich in Richtung Schleuse bewegte. Das Geschütz feuerte Plasmakugeln ab, die dem Raumer zusätzlichen Schwung nach hinten gaben. Die Piloten sprangen aus ihren Schiffen, die kurz darauf zu einem kleinen Häufchen Strahlung zerfielen, das Innere der Station hingegen wurde nicht weiter beschädigt, es verschwand schlicht Stück für Stück. Salem erhob sich vom Pult, schaltete versehentlich die Automatik ab – doch gerade lud die Waffe auf dem Dach nach und das Energiebündel zeigte ein relativ großes Wachstum auf. Arsaneus entschloss sich dazu, die Tür zu schließen, denn die verschwundene Schleuse hinter ihnen sorgte für einen raschen Durchzug.
Der Geschützturm war überladen, die Munition feuerte sich mit einem mal komplett ab und schoss den Argon Transporter nach draußen. Kurz darauf schlossen sich alle Notschleusen und die beinahe luftleere Piratenstation war wieder abgeschlossen, die lebenserhaltenden Systeme füllten alles wieder auf ein erträgliches Maß.
Die fünf Söldner halfen dem nach Luft japsenden Coleone wieder auf. „Verfolgen! Verfolgen!“, keuchte er. Der Chauffeur, der angesichts der winkenden Belohnung wieder zum Leben erwacht war, näherte sich ihm. „Ähm... mein Geld... und den Transporter hätte ich auch gerne ersetzt...“
Coleone sah ihn mit mörderischen Blicken an und stürzte sich auf ihn, die beiden begannen eine ausgewogene Prügelei. Die Söldner sahen sich derweilen nach einem neuen Gefährt um, doch fanden sie nichts. Drum gingen sie einen trinken und beließen es dabei. Der Pilot und Coleone prügelten sich noch bis zum späten Abend, dann hatten sie beide genug und machten sich auf den Weg nach Hause. Zu Hause angekommen stellten sie fest, dass sie zusammen wohnten, entschuldigten sich beim WG-Partner und veranstalteten einen Fernsehabend. Die Verfolgung der Korvette sollte morgen aufgenommen werden – und das war ein ziemlich großes Glück für John und seine Mannschaft, da sie noch volle sieben Stunden brauchten, um mit den schwer modifizierten Systemen dieses Transporters auf der Korvette landen zu können.
Bill hatte in all der Zeit gar nichts getan, während Chrew unter dem Antrieb der Victoria eingeschlafen war.
Am Morgen, nur eine halbe Stunde vor dem Start der Verfolger, ging auch ihre Reise weiter.
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Arget
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Post by Arget »

Juhu, es geht weiter! *gleichwiederlesengeh* ... ne, vorher noch kurz das nächste Gebäude bei WoG in Auftrag geben!
@Mayor: Hey, haste genau richtig rausgebracht, jetzt bist du an erster Stelle, 4of25 an zweiter, Colossus-Fan an dritter und ich an vierter! Mal 'ne "gute" Liste. :roll:
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Arget
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Post by Arget »

*AusZwischenraumausgrab*
Jetzt schreib mal weiter, mir wird langweilig!!!
Guest

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Jojo, bin schon dabei.
(Allerdings mache ich erstmal meine Hausaufgaben, und da ich von Natur aus keinen Schimmer habe, kann sich das etwas verzögern...)

EDIT: Mathearbeit im Anzug... ~~
EDIT: Mathearbeit vorbei, trotzdem nichts zu Stande gebracht. :headbang:
Guest

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-Fortsetzung Nummer 26
-enthält circa 5000 Wörter
-es gibt etwa fünf Versionen dieses Kapitel, die alle anders ablaufen
-wurde vom Autor nicht testgelesen, sonder nur mal überflogen...~~
-enthält zwei getarnte böse Wörter :roll:

Kapitel XXXVII.
Eine Legion für Freeman

Ruhig summten die Motoren der Groovy Goose vor sich hin, die Korvette bewegte sich dennoch mit erstaunlicher Geschwindigkeit in Richtung Pandora. Ihr Kurs ging nicht direkt nach Pandora, sondern knapp daran vorbei – die Crew hatte aus früheren Zeiten gelernt, dass ein allzu frontaler Anflug zum Absturz führt.
Zahida, Luna, John und Rubens waren auf der Brücke stationiert und kontrollierten nur müde ein paar Zahlen. Das grüne Blinken der Anzeigen beruhigte sie ungemein, auch wenn dies bei Feuermännern so viel wie „Gefahr!“ bedeutete; das wusste nur niemand.
Rubens starrte hinaus in den Weltraum, ohne sich zu bewegen. Seine Recherchen über die Marine ließ er links liegen – ihn quälte der Gedanke, seine Crew nicht gerächt zu haben. Er hatte Coleone gegenübergestanden, er hatte die Chance gehabt... doch war er wie alle anderen fortgerannt, als sich die Chance dafür geboten hatte.
Dafür verfluchte er sich selbst – er hätte ihn töten sollen. Nicht nur aus Rachegründen, wie er sich einredete, damit hätte er auch seine Mission erfüllt. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als zornig all die Sterne anzustarren.
„Seid gegrüßt. Ich bin Xenato. Ihr befindet euch nun in Sensorenreichweite.“
Die Nachricht des Xenon kam recht überraschend, denn niemand hatte den Funkkanal geöffnet... oder besser, seit gestern hatte ihn niemand mehr geschlossen.
„Ah, äh... hallo“, stammelte Luna vor sich hin. Sie war kurz zuvor eingenickt. „Was gibt´s?“
„Da ihr in Reichweite und unsere Vorgesetzten seid, erwarten wir Befehle.“
John nickte für sich und dachte einen Moment lang nach. „Eigentlich sind wir nur auf der Durchreise nach Wystystyer. Ihr wisst, was mit Freeman passiert ist?“
„Captain Steve Freeman wurde gefangen genommen und wird derzeit mit einem Marinetransporter in die Marinezentrale auf Wystystyer geflogen, um exekutiert zu werden. Das ist uns bekannt“, bestätigte Xenato.
„Tjah...“, meinte John. „Wollt ihr uns vielleicht einen Statusbericht geben? Was ist in letzter Zeit passiert, was geht in Rolante vor sich?“
„Wir haben drei Stationen im Orbit errichtet und Minen auf dem Mond errichtet. Er ist überraschend rohstoffreich, auch wenn wir tief graben müssen. Es gab zwanzig Überfälle von Piraten und anderen Xenon auf unser Gebiet, doch konnten wir sie jedes Mal zurückschlagen. Rolante ist wieder besiedelt, es haben sich zwei Trabantstädte auf den Bergen gebildet. Die Burg ist wieder im Aufbau, es sieht nach einer guten Ernte aus. Kaiserin Sakuja konnte einen Friedensvertrag mit Aristonia und Navarre aushandeln, das Reich ist stabilisiert worden.“
„Kaiserin?“, fragte John überrascht. „Na, das ging ja schnell... habt ihr nachgeholfen oder was?“
„Wir stehen über eine Drohne mit ihnen in Kontakt, aber wir haben ihnen nicht beim Aufbau geholfen. Ein dermaßen starker Eingriff würde zwangsläufig zur Übervorteilung Rolantes führen, so wurde beschlossen, nur in Kriegsfällen über Feindgebiet zu fliegen, um die Soldaten zu verschrecken. Mehr wollen wir nicht tun.“
John war ziemlich erstaunt über Sakujas Leistung, das hatte er ihr nicht zugetraut.
„Da wir mit ihnen in Kontakt stehen, hielten wir es für angemessen, sie über Steves Zustand zu informieren“, sagte Xenato schnell und ohne Pausen zwischen den Wörtern. Die Sachlichkeit seiner Worte ging drüber verloren.
„Sie... sie wissen von der Exekution? Das hättet ihr nicht machen sollen – Steve ist denen so was wir ein Heiliger...“, sagte John unsicher – er erwartete eine schlechte Nachricht, denn Xenato schien recht angespannt. Arsaneus, der mithörte, gefiel das alles nicht, denn er war der heilige Arsaneus... nun, auf einen Heiligen mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht an.
„Wie hat Sakuja auf die Entführung reagiert?“, fragte John. Er ahnte Schreckliches, vielleicht hatte Sakuja ihren Mut verloren und das Reich zerfiel nun doch, vielleicht hatte sie sich etwas angetan oder war zu einer schlechten Herrscherin geworden...
„Sie haben...“, sagte Xenato zögernd. „Sie... haben eine Legion aufgestellt.“
John starrte ungläubig in die Richtung, in der normalerweise das Bild des anderen Gesprächsteilnehmers angezeigt wurde. „Wieso?“
„Sie bestehen darauf, dass wir sie in den Orbit holen und auf euer Schiff laden, damit sie selbst Steve befreien können. Er ist Nationalheld...“
„Eine ganze Legion...!“, flüsterte John überrascht. „Eine Legion besteht aus sechstausend Mann, oder?“
„Die volle Truppenstärke haben sie nicht erreicht...“
John dachte angespannt nach. Eine Legion an Bord zu haben würde die Befreiungsaktion deutlich vereinfachen, aber er würde dabei sehr viele Leben riskieren... außerdem könnte die Marine auf Rolante aufmerksam werden, so lächerlich es auch klingen mag, sie könnten zu einem Vergeltungsschlag ansetzen.
Pandora rückte näher ins Sichtfeld, war jetzt rechts von ihnen und schon bald in unmittelbarer Nähe, Zahida schwenkte in den Orbit ein und drosselte die Geschwindigkeit.
John wägte einen Moment lang Pro und Kontra der Legion ab, seine Entscheidung stand schnell fest.
„Wir können sie nicht mitnehmen“, sagte er.
Sakujas Gesicht erschien an der Frontscheibe, offenbar machte sie von der Drohne Gebrauch. Sie stand auf Freemans Landebahn, links über ihrer Schulter war Rolante zu sehen. Überall standen Holzgerüste und Leitern an dem Gebäude, winzig kleine Arbeiter tummelten sich auf allen Stockwerken des weit entfernten Schlosses.
„John...“, mahnte Sakuja.
Xenato hustete peinlich berührt, er hatte so was erwartet. Sie hatte gelernt, wie die Drohne funktioniert...
John selbst schaute nur dumm aus der Wäsche. Abgesehen davon, dass er zu den ersten gehörte, die je einen Xenon husten hörten, wusste er nicht, was er Sakuja sagen sollte.
„John O´Hör, du landest jetzt mit deinem Ding da und holst die F-Legion ab. Wenn du nicht selbst runterkommst, schießen wir dich mit Katapulten ab!“
Sie war hörbar erzürnt. Ihre Drohung mit den Katapulten war natürlich Unsinn, verfehlte aber nicht ihre Wirkung.
„Aber... aber das geht doch nicht... ihr habt doch gar keine richtigen Waffen, das wäre ein Himmelfahrtskommando!“, widersprach John.
Ein Pfeil schoss knapp an der Frontscheibe vorbei und flog dann weiter in die unendlichen Tiefen des Weltalls. Alle auf der Brücke starrten das Holzgeschütz an, Luna flog näher ans Glas und starrte hinunter auf den Planeten. Man konnte von hier oben nur grob die Kontinente und Wolken erkennen, sonst aber auch nichts.
„Ähm... Xenato, ihr habt wirklich keine Technologie weitergegeben?“, zweifelte John.
„Nun jaaa... *hust*, also die Sache ist die... da waren noch abgeschossene Xenonschiffe der ehemaligen Zerstörer Rolantes in der Burg, wir wollten sie bergen, aber... *hust*, habenesvergessen“, hastete Xenato vor sich hin. Da er kein Bild seiner selbst einblenden konnte, erschien ein >.<´-Smiley an der Frontscheibe.
„Aber versteht doch, wir können euch nicht gefährden!“, widersprach John abermals.
„Du hast die Wahl – entweder lässt du uns tun, was wir wollen, oder du gefährdest dich!“, schnaubte Sakuja zornig. Sie war ja die meiste Zeit lang ein nettes, hilfsbereites und liebreizendes Mädchen... aber momentan glich sie eher einer Split-Furie, die einen Boronen in ihrem Badewasser entdeckt hat. Ihr rechter Arm schnellte hervor und sie ließ ihn sinken, eines ihrer neumodischen Katapulte feuerte seine Munition ab.
„Landet!“, schrie Sakuja.
Die Munition, ein Haufen Kieselsteine, donnerte auf der Außenhülle ein und schabte einige Zentimeter der steinernen Dekoration ab, blankes Metall kam darunter zum Vorschein.
„Wie zum Teufel zielen die eigentlich?!“, zischte Luna, ihr Radar verriet nichts über die Position der Katapulte... „Katapulte“, wenn man es denn noch so nennen wollte.
„Hey, hey, immer mit der Ruhe!“, rief John hektisch. Er konnte einfach nicht glauben, dass ein kleiner Haufen von Bauern gerade sein Schiff ins Visier nahm.
„Kann man mich dafür verantwortlich machen?“, fragte Xenato unsicher.
„Also, Sakuja, hör mir zu“, sagte John. Zwei weitere Ladungen mit Kieselsteinen trafen die Seite des Schiffes und ließen es erbeben. „Sakuja, du kannst nicht mitkommen! Diese Mission ist gefährlich. Wenn du dabei umkommen solltest, zerfällt Rolante, weiter noch, es wird Krieg auf Pandora geben. Außerdem brauchst du die Soldaten da unten zur Verteidigung, sie würden hier im Weltraum nur ihren sinnlosen Tod finden!“
„Holt die Blitzdingskanonen!“, schrie sie an ein paar Legionäre gewandt. „John! Ich, Kaiserin Sakuja von und zu und auf Rolante, begabte Magierin, Bogenschützin, Lanzenkämpferin und Herrscherin, werde Steve Freeman, den Retter unserer Nation, befreien! Viel schlimmer wäre es, wenn wir nicht kämpfen dürften, denn dadurch würden die Truppen ihre Moral verlieren und an sich zweifeln, da sie diese Schlacht nicht mitkämpfen dürfen – hier unten ist alles in Ordnung! Es herrscht Friede! Es herrscht Wohlstand! Es herrscht Zufriedenheit! Ich herrsche! Und jetzt lande oder ich hol dich da runter!“
Johns Mund klappte auf. „Ja, Ma´am...“, flüsterte er. „Xenato, schick ihnen ein Landeschiff runter. Bring sie auf die Korvette...“
„Aye Aye“, bestätigte Xenato, der ebenso baff war wie John. Er hatte Johns erste Entscheidung erwartet, er hatte Widerstand Seiten Sakujas erwartet, aber alles andere ging über sein Vorstellungsvermögen, und er hatte siebzig Terahertz!
Sakujas zorniges Gesicht war verschwunden, sie lächelte wieder wie ein kleines Mädchen. Ihr Arme breiteten sich aus, als würde sie John umarmen wollen, aber dann fiel ihr ein, dass John gar nicht vor ihr stand, also ließ sie die Arme wieder sinken. Auf dieses Zeichen hin schossen die Blitzdingskanonen...

John saß eingerollt auf seinem Kapitänsstuhl und starrte mit offenem Mund auf einen Stern, er hatte noch nicht ganz begriffen, was passiert war. Die Korvette war außer Gefecht gesetzt worden, von Bauern. Sakuja hatte sie abgeschossen und nur schnelle Xenonschiffe hatten den Absturz verhindert, sie trugen die Korvette nun auf ihren Rümpfen im Orbit, Reparaturteams setzten das Schiff wieder in Stand.
„Legionäre...“, sagte John nachdenklich. „Ich habe gegen einen Haufen von Schwertkämpfern verloren... das ist... unfair?“
Dann schaute er auf und grinste wieder. Die Legion hatte die Korvette beinahe in Stücke geschossen. Vielleicht waren sie doch nicht so hilflos unterlegen und unterentwickelt... vielleicht könnten sie den Kampf um Freeman sogar entscheiden! John war sich sicher, dass es vielleicht doch gut war, die Truppen an Bord zu haben. Immerhin konnten sie mit einem Katapult eine Korvette abschießen, dann waren sie sicher auch in der Lage, Geschütztürme zu bedienen.
„Hier Xenato. Landeschiff hat am Flughafen aufgesetzt, die Einheiten werden nun an Bord geholt.“
„Flughafen?“, wunderte sich John. Xenato blendete noch einmal die Kameraansicht der Drohne ein. Sie zeigte den Ort, an dem Zahida gestanden hatte, weit entfernt war das Schloss zu sehen. Dann drehte sich die Kamera ein wenig nach rechts.
Sakuja stand neben dem Rollfeld, telefonierte über ein Handy mit einem Baumeister, zwanzig Mann schoben die Titangeschütze auf schweren Rädern über die Landebahn aus Beton, einige Windmühlen drehten sich im Hintergrund, sie waren an einen Generator angeschlossen, ein Holzflugzeug landete gerade auf der Strecke.
John fiel in alle Richtungen gleichzeitig von seinem Stuhl, starrte fragend den Bildschirm an. Wie... ?
„Also...“, begann Xenato. „Auf Pandora sind die Menschen und Teladi nicht an Fortschritt interessiert, weil es ihnen gut geht – sie brauchen keine neuen Technologien. Doch als Sakuja jetzt vor ihrem zertrümmerten Reich stand, musste sie einen Weg finden, um Rolante wieder zu vereinen. Und Falk fand währenddessen heraus, wie man Strom erzeugt, als er in den Ruinen Magneten und Spulen fand, die wohl aus einem abgestürzten Xenonschiff stammten. Sie nahmen sich alle Wracks, bauten sie auseinander und jetzt benutzen sie Mikrowellen zum Aufwärmen. Das ist die kurze Fassung...“
„Wie lange waren wir weg?“, fragte John nachdenklich. „Das dürfte kein Monat sein...?“
„Das sind ganz schön aufgeweckte Kerlchen...“, sagte Xenato mit einer Mischung aus Stolz und Furcht.
„Aber – warum habt ihr ihnen die Wracks nicht weggenommen? Ihr habt doch gesehen, was passiert; das ist einfach nicht richtig...“, zweifelte John.
„Nun ja, wir haben versucht, ihnen den Kram abzunehmen, damit sie wieder ein normales und für ihren Planeten und Technologiestand angemessenes Volk bilden...“, sagte Xenato zaghaft.
„Und?“, fragte John.
„Sie sind stärker als wir.“
„Oh...“
„Mund zu“, sagte Luna zu John, der ein wenig benommen dastand.
Faszinierende Sachen...
„Reparaturen abgeschlossen“, schallte es aus den Lautsprechern, die Geschütze hatten keine allzu großen Schäden verursacht, lediglich der Antrieb war ausgefallen.
Die tragenden Xenonschiffe klinkten sich aus und kehrten zum Flottenstützpunkt zurück, Rubens startete die Systeme. Das Antriebsbrummen kehrte zurück, allein die Schürfer an der Außenhülle erinnerten an den Angriff.
„Ich wusste es immer – Sakuja hat was drauf“, sagte Zahida beeindruckt. „Bald ist ihre Flotte größer als die der Marine.“
„Marine...“, wiederholte John. „Wir werden nicht mehr viel Zeit haben... ist eigentlich irgendetwas über Steves Verbleib bekannt?“
Xenato, der noch immer in der Leitung war, mischte sich wieder ein. „Der TS, der ihn zur Exekution bringt, ist auf direktem Wege in die neue Marinehauptstadt. Der genaue Ort ist noch unbekannt, er wird auch nicht öffentlich genannt werden. Weitere Informationen haben wir nicht, die Position des Transporters ist ebenfalls unbekannt.“
John nickte mitgenommen. Es blieb ihm nur übrig zu hoffen, dass er rechtzeitig den Planeten erreichen würde. Was er dann tun würde, wusste er noch nicht, er wusste ja nicht einmal, ob seine Korvette überhaupt bewaffnet ist. Geschützkontrollen hatte er jedenfalls noch nicht gefunden.
Ein dünner, roter Strahl schoss vom blauen Planeten unter ihnen hinauf, offenbar der Truppentransporter. Bis zum Andocken würde nicht mehr viel Zeit vergehen, dann würde die Reise unverzüglich fortgesetzt werden.
Alles um sie herum schien still zu sein, die Xenonstationen schwebten irgendwo weit entfernt umher, der Mond war außer Sicht und der TM , ein Zwischending von TS und TL, flog ruhig auf sie zu. Es kam, wie es kommen musste... ein grünes Alarmlicht blitzte zweimal kurz auf.
„Huh?“, wunderte sich Luna und betrachtete den Radarschirm. „Sieht so aus, als wäre eine Flotte auf dem Weg hierher. Ein kleiner Kreuzer und zwei Korvetten, keine Jäger.“
„Coleone...“, zischte Rubens vor sich hin.
John sackte in sich zusammen – der Weg nach Wystystyer würde wohl ein Crash Course im Kapitändasein für ihn werden.
„Alle Mann auf Gefechtsposition!“, rief er in sein Mikro, leider fühlte sich niemand angesprochen. Es gab auch gar keine Gefechtsposition, und da Salem und Jarob offiziell keine Waffen tragen durften, konnten selbst sie sich nicht vorbereiten.
Jedoch kamen wenigstens alle auf die Brücke, ausgenommen Chrew und Arsaneus, deren Lärmpegel den der Durchsage bei weitem übertraf. Sie bastelten schlicht weiter.
„Xenato, sende uns bitte Unterstützung, Luna, Kommunikationskanal zum Kreuzer öffnen“, befahl der Captain weiter, auch wenn sein vorheriger Auftrag nur mangelhaft bis unzureichend ausgeführt wurde.
Es klickte ein paar Male kurz in der Leitung, dann war der Kanal offen. Währenddessen hatte Zahida die Geschwindigkeit leicht erhöht und hielt auf die Xenonstationen zu, dort wären sie deutlich sicherer.
„Hier spricht Kapitän John O´Hear, wer sind sie und was wollen sie?“
„Oh bitte...“, lachte der Don. „Dieses Gespräch können wir uns schenken, denn ich bin ganz bestimmt nicht zum Reden gekommen. Offizier, blocke jeden Funkspruch von der Schaluppe da. Achja, Rubens – deine Mannschaft wartet schon im Jenseits auf dich.“
Damit brach der Kontakt ab, auf dem Radar war jedoch keine Kursänderung der Piratenflotte sichtbar, sie blieb weiter auf Abfangkurs.
„Wie steht´s mit ihrer Feuerreichweite...?“, fragte John.
„Sie können gleich auf uns schießen...“, berichtete Luna.
„Der TM?“
„Hält weiterhin auf uns zu – zu langsam zur Flucht, sie wollen andocken und sich auf unser Schiff retten“, erzählte sie weiter.
John nickte nervös. „Jarob, Salem, nehmt Zahidas und mein Gewehr, geht im Hangar in Verteidigungsstellung, nur für den Fall, dass sie entern sollten.“
„Oh, oh...“, sagte Jarob. „Behaltet eure Waffen. Dieser Raumer hat ein paar geheime Kammern, mehr sag´ ich nicht.“ Mit diesen Worten schnappte er sich Salem und sie rannten den Korridor nach unten zur Kammer, die sie entdeckt hatten.
John wollte gar nicht wissen, was sie alles zur Verfügung hatten...
„Alle anderen bleiben auf der Brücke, Chrew und Arsaneus bleiben verschollen, Bill, falls jemand verletzt wird, behandle ihn NICHT, egal wer. Und wenn ich sterben sollte, mach gar nichts!“
„Okaylidokayli“, bestätigte Bill und setzte sich etwas mürrisch in die Ecke.
„Rubens, versuch´, ihre Systeme zu hacken. Zahida, Kurs so ändern, dass der TM andocken kann – der ist noch ungeschützter als wir, wenn die Korvetten den abschießen...“
Die Befehle wurden ohne Zögern ausgeführt – es hatte aufgrund solcher Dinge in solchen Situationen noch nie lange Diskussionen gegeben. Und die wenigen, die wirklich diskutierten, sind heute nicht mehr fähig, davon zu berichten.
„Luna, schießen sie?“, fragte John nervös. Er hatte keine optische Anzeige, nur einen Radar, der anzeigte, dass die Korvetten bereit zum Feuern ihrer Raketen waren.
„Ich kann nichts derartiges erkennen...“, sagte Luna nervös. Es ärgerte sie ungemein, nicht einfach irgendwelche Lasersalven auf die Feinde losjagen zu können. Allerdings hatte sich bisher noch niemand bemüht, die Kontrollen zu finden. „Captain, sie haben konstante Geschwindigkeit, konstantes Energieniveau und sie ändern ihren Abfangkurs nicht, obwohl wir den Kurs geändert haben, um den TM schneller zu erreichen.“
John starrte skeptisch und mit verzogener Miene ins Leere, das konnte doch nicht wahr sein! War es auf den Schiffen zu einer Meuterei gekommen, hatten die lebenserhaltenden Systeme versagt? Oder...
„Luna, schalte die Außenkameras ein, ein Bild der Flotte auf die Frontscheibe projizieren!“, rief John mit zitternden Händen aus. Irgendetwas musste ihm aufgefallen sein, nicht nur, dass irgendetwas nicht stimmt.
Luna ließ eine Kamera ausfahren und die Piratenflotte wurde sichtbar – drei Drohnen. Einen Moment herrschte verwirrte Stille, ihre Sensoren waren getäuscht worden.
„Na, hätte mich auch gewundert, wenn Coleone in der Zeit drei Kriegsschiffe hätte auftreiben können. Wir sammeln die Drohnen später ein, jetzt müssen wir erst mal herausfinden, wo der Kerl ist...“
Luna scannte ein paar Male die Umgebung, nichts war zu finden, auch die Xenonstationen orteten kein Raumschiff der Piraten.
„Sie sind an Bord... Hangar, Statusbericht!“, rief John.

„Statusbericht! Statusbericht!“, hallte es überall im Hangar wieder. Chrew kletterte mühevoll aus dem Antrieb der Victoria und rannte zum Kommunikationspult.
„Hier Hangar... was schreist du so rum?“
„Ist im Hangar irgendetwas vorgefallen?“, fragte John hastig.
Chrew sah sich nachdenklich um. „Nun, Arsaneus ist weg... die Uhr braucht neue Batterien... der Schatten da drüben fällt in die falsche Richtung und, äh, seit wann haben wir hier einen aufgemotzten TS stehen?“
Johns schlimmste Befürchtung wurde war, der Don hatte die Zeit der Verwirrung zum Entern genutzt. Offenbar war Arsaneus sogar als Geisel genommen worden.
„Chrew, nimm dein Gewehr zur Hand – Don Coleone ist an Bord“, sagte John, dann brach die Verbindung ab, aller Lichter gingen aus, rosa Notbeleuchtung sprang an.
„Ich hasse Feuermänner“, stellte Luna fest. „Erst keine Waffen und dann sowas...“
„Kontrollen blockiert, wir sind aber in einer relativ sicheren Orbitschleife“, sagte Zahida. Sie stand auf und nahm ihre Waffe zur Hand. John und Rubens taten selbiges, nur Bill blieb ermüdet in der Ecke liegen.
„Los, nimm dein Gewehr“, forderte John ihn auf.
Bill stand auf und sah sich das Ding an, das da um seinen Hals hing.
„Wie benutzt man das?“, fragte er.
Johns Gesichtszüge sackten ab.
„Bill, Luna, ihr bleibt auf der Brücke“, befahl er. „Der Rest mit mir.“
Mit diesen Worten öffnete er die Tür in den Gang, rannte den Korridor rechts hinunter. Rubens und Zahida folgten dicht, sie waren auf direktem Weg in die Schaltzentrale.
„Ist das im All immer so stressig?“, fragte Bill. Er hatte sich die Welt da oben als ruhigen und verlassenen Ort vorgestellt.
„Stressig? Es ist doch noch gar nichts passiert“, sagte Luna nur.
Die Tür sprang auf, Coleone und seine beiden Möchtegernsoldaten versuchten die Brücke zu betreten. Gleichzeitig. Dann gingen sie noch mal raus und kamen einzeln herein.
„John, ...“, sagte Coleone. „Wo ist der Fatzke?“
„Weg“, sagte Bill nur kurz. „Hey, warte, ich kenn dich – du bist doch der, der sich neulich so schwerst blamiert hat, als du uns eine Falle stellen wolltest?“
Coleone sah ihn skeptisch an. „Ich an deiner Stelle würde nicht...“
„Und dann meintest du, du würdest uns alle töten, es war wirklich sehr knapp“, unterbrach ihn Bill. „Aber John hatte den rettenden Einfall, er hat dich einfach ausgetrickst, so richtig schön vorgeführt, weißt du noch? Kommt mir vor, als wenn es gestern gew[KLONK!] AU! Schläger... na, ich wollte sagen, es[KLONK! KNALL!] ARGH! Du bist ´n Fiesling! Also, was ich sagen wollte, es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, aber ich glaube, es war auch gestern und... hey, warum gehst du wieder?“
Bill blieb verbeult am Boden liegen, das Gewehr in der Hand, ohne zu wissen, was man damit macht. Luna sah überrascht zu ihm hinunter. „Man könnte sagen, dass du uns da rausgeredet hast... komm, die Schaltpulte sind eh kaputt, wir helfen den anderen.“

Chrew war in der Victoria in Stellung gegangen, zielte für den Fall auf die Tür, dass Coleone wiederkommen würde. Er konnte kaum etwas sehen, denn er zielte durch ein kleines Loch in der Außenhülle der Toilette.
Die Tür ging langsam auf. Chrew entsicherte, stellte auf Dauerfeuer und drückte ab.
„Ey!“, schrie jemand, der nur durch Zufall nicht getroffen worden war. Er rannte zum Wrack der Victoria, stieg ein und riss die Tür zur Toilette auf. Chrew saß in der Dusche und zielte hinaus.
„Arsaneus?“, fragte Chrew überrascht. „Konntest du fliehen?“
„Fliehen? Ja, verdammt, du hast mich fast abgeknallt!“, wütete er.
„Aber... habe sie dich nicht als Geisel genommen?“
„Ich hab´ mir ´ne Cola geholt, verdammt, kein Grund zum Schießen!“
„Hast du mir eine mitgebracht?“
„Ja, aber da ist jetzt ein Loch drin...“
Chrew klärte ihn kurz über die Situation auf.

Eine Tränengasgranate rollte in den Schaltraum, explodierte und stieß Gas aus. Jarob hatte sie hineingerollt, dort drinnen war jemand zu hören gewesen, vermutlich Coleone selbst.
Stattdessen kamen John, Zahida und Rubens heulend herausgerannt.
„Stehen geblieben!“, schrie Coleone, der just in diesem Moment auftauchte. Jarob nahm den Behälter mit den Tränengasgranaten und warf ihn auf die drei Split zu, schoss darauf – die ausströmende Gasmenge sorgte für eine Trauerfeier, Jarob, Salem und die drei Verheulten aus der eigenen Crew rannten fort.

„Also so rum halten?“, fragte Bill.
„Ja, genau. Aber nicht mit dem Daumen am Abzug!“, schrie Luna.
Eine Salve durchlöcherte die umliegenden Wände, während die beiden einigermaßen ruhig weiter durch die Korridore gingen.
„Hmm... ich mag Schusswaffen nicht. So ein Schwert, das wär´ doch eher mein Fall“, erklärte Bill. „Das hat noch Stil.“
„Ich bezweifle, dass du stark genug bist, um allein den Griff zu halten“, zweifelte Luna.
Bill grinste ein wenig blöd, sie gingen weiter.

„Wohin?“, fragte Salem unsicher.
„Hangar – wir zerstören ihre Fähre“, sagte Jarob.

„Uff... Tränengas... diese Split werden immer grausamer“, beschwerte sich Zahida. Sie, Rubens und John waren in eine andere Richtung als Jarob gerannt.
„Wohin als nächstes?“, fragte Rubens rachsüchtig. Er wollte den verdammten Don endlich stellen.
„Hangar“, befahl John. „Wir gehen in ihre Fähre und warten dort – eine Falle.“

Chrew und Arsaneus lagen im Hangar auf der Lauer, hatten die Tür im Visier.
„Er hat keine Chance“, sagte Chrew mit leicht zitternder Stimme.
„Seh´ ich anders“, sagte der Don und drückte ihm seine Waffe in den Rücken. Arsaneus erging es nicht viel besser. Die beiden wurden entwaffnet und an die Wand gestellt.
„Ach, übrigens“, sagte der Don noch, bevor er schießen wollte. „Ihr habt auf die Schleuse gezielt. Jetzt ist es Zeit zu st...“
„Hey! Aufhören!“, kreischte Bill und kam hereingerannt. Luna überblickte die Situation kurz und flog dann höher, sie war zu klein, um getroffen zu werden, konnte aber auch nichts ernsthaft ausrichten, also wurde sie Beobachter.
Bill schritt selbstsicher auf den Don zu.
„Hey, Mafiamann, das geht doch nicht! Kreff und Aldaseus sind gute Freunde von mir, du kannst sie doch nicht einfach erschießen! Du musst wissen, uns verbindet eine lange [KLONK!] Geschichte, und wir [KLONK!] sind sehr gut befreundet, was würdest du denn sagen, wenn ich [FETZ! SCHLAG!] auf eifmal feine Freunfe erfiefen [ZACK!]“
Es hatte sehr lange gedauert, ihn bewusstlos zu schlagen, und keine Sekunde zu wenig. Einer der Söldner legte ihn mit an die Wand, dann ging das Erschießungskommando wieder in Bereitschaft.
„Jetzt es ist Zeit zu sterben. Wisst ihr, es war ganz schön teuer, die Drohnen zu kauf...“, sagte der Don, wurde jedoch abermals unterbrochen. Jarob und Salem kamen herein.
„Wand“, sagte Coleone. Salem warf seine Waffe weg und rannte wie noch nie zuvor, Jarob blieb einen Moment unschlüssig in der Tür stehen, zuckte mit den Schultern und ging dann wieder. Er hatte kein Interesse daran, die Exekution zu stören. Sowas soll es ja öfter mal geben.
Coleone räusperte sich.
„Jetzt ist es Zeit zu sterben. Wisst ihr, es war ganz schön teuer, die Drohnen zu kaufen, aber der Preis hat sich gelohnt. Mit einem der ältesten Tricks der...“
Die Tür ging auf.
„Verdammte Eßiehc´S*, welcher H´Csra* stört da schon wieder?“, keifte der Don.
(*Splitwörter, können mit etwas Phantasie übersetzt oder rückwärts gelesen werden)
John, Zahida und Rubens kamen herein. Sie waren alle drei bewaffnet und stürmten auf den Don zu. Chrew ergriff die Chance und überwältigte einen Söldner, der zweite ließ darauf hin seine Waffe fallen, der Don stand nur wütend da.
„SEK!“, schrie er.
Zwanzig Söldner sprangen aus dem Piratenschiff. Sie waren bewaffnet.
Chrew half dem Söldner auf und gab ihm seine Waffe zurück, entschuldigte sich mehrmals, stellte sich wieder an die Wand. Zahida und John blieb nichts übrig als Selbiges zu machen, Rubens stellte sich zu ihnen, behielt aber aus Trotz seine Waffe.
Die Leute des Don versammelten sich hinter ihm, er war jetzt bereit für seine Ansprache.
„Jetzt ist es Zeit zu st...“
Er sprang auf, zog seine Waffe und schoss dreimal in die Tür. Niemand war zu sehen.
„Nur zur Sicherheit“, erklärte er. „Also...“ Er versuchte die Rede noch einmal.
„Jetzt ist es Zeit zu sterben. Wisst ihr, es war ganz schön teuer, die Drohnen zu kaufen, aber der Preis hat sich gelohnt. Mit einem der ältesten Tricks der Menschheit habe ich euch besiegt, und es wird ein leichtes sein, euch jetzt zu töten. Eure Zeit ist gekommen!“
Grausam laut lachend, dass sein Plan diesmal aufgegangen war, zog er seinen Laser, zielte und... eine Schleuse öffnete sich. Nach und nach strömten etwa vierhundert Legionäre ein, bis der Saal rammelvoll war und sich niemand mehr bewegen konnte.
„Passe“, sagte der Don.
„Du machst irgendwie jedes Mal den gleichen Fehler“, stellte John belustigt fest.
„Ich bin ein Bösewicht, verdammt, ich kann nicht anders...“, gab Coleone kleinlaut zu.
„Na, macht ja nichts. Ihr könnt dann mit eurer Fähre verschwinden“, sagte John.
„Jetzt ist es Zeit zu sterben“, sagte... Rubens. Er nahm sein Gewehr zur Hand und schoss.
John sah ihn überrascht an, dann schlug er ihn nieder, das Gewehr rollte über den Boden zu Coleone, der halbtot am Boden lag. John hielt Rubens mit einem Fuß am Boden.
„Das war´s, du kriegst ein Xenonschiff und bist raus aus der Sache!“, schrie John wütend. „Bill, behandle Don Coleone... nein, behandle ihn NICHT! Sakuja!“
Die Kaiserin kam von irgendwo hergerannt. Einer der Söldner hielt es nicht mehr aus, er nahm seine Waffe und schoss auf den am Boden liegenden Rubens. Kurz darauf schlugen ihn zwei Legionäre mit ihren Schildern nieder, die anderen Split wurden alle in einer sehr kurzen Prügelei entwaffnet.
Sakuja hatte das Schlachtfeld erreicht, den einzigen Ort, der nicht von Leuten zugestellt worden war. Sie rollte den Dicken auf den Rücken und sah sich die Schusswunden an. Er war von vier Kugeln in die Brust getroffen worden...
„Nichts ernstes“, stellte Sakuja beruhigt fest. Die Umstehenden sahen das ein wenig anders, aber sie blieb ganz ruhig. Sie hielt ihre Hand über die Wunden, die leicht weißlich zu glühen begannen, auch wenn sie das sichtlich nur unter enormem Kraftaufwand zu Stande brachte, es mochte wohl eine Art Magie sein. Dann nahm sie ein paar Tropfen Himmelskraut und flößte sie ihm ein, ordnete an, ihn zu einem Bett zu bringen. Seine besorgten Söldner schleppten ihn in den TS.
Dann wandte sie sich Rubens zu, begann mit der gleichen Prozedur. Er war von einer Energiewaffe an der Schulter getroffen worden, der Hals hatte auch etwas abbekommen. Ihre Hände begannen rötlich zu glühen...
„Es... es geht nicht?!“, fragte sie erstaunt. Sie versuchte es noch einmal, doch wieder geschah das Gleiche. Sakuja konzentrierte sich, ihre Hände schienen schon zu brennen, doch kein weißes Licht wie bei Coleone kam zu Stande, erst, als ihre Hände wirklich Flammen fingen, hörte sie auf und löschte sich. Sakuja war begabte Magierin, hatte sie auch oft genug erwähnt, warum funktionierte das nicht? Sie ging direkt zum Himmelskraut über, flößte es ihm ein. Er röchelte und bewegte sich dann nicht mehr. Sie prüfte den Puls...
„Das kann nicht sein...“, stammelte sie nur kurz. Bill, Johns Befehl ignorierend, näherte sich dem leblosen Körper, nahm ihn Huckepack und rannte auf die Krankenstation, Sakuja folgte dicht.
Betroffen blieben alle im Raum stehen. Hätte Rubens sich beherrscht, wäre niemandem etwas passiert...
„Ähm...“, sagte einer der Söldner. „Also...“
John sah betroffen zu ihm hinüber.
„Dein Chef ist bald wieder gesund, die Medizin ist stark genug. Steigt jetzt alle in euer Piratenschiff, verschwindet durch die Schleuse. Lasst euch nie wieder blicken.“
Sie taten, was er ihnen gesagt hatte, ohne auch nur einen Widerstand zu versuchen, denn es waren zu viele Legionäre hier – doch wäre auch keiner hier gewesen, sie hätten nicht angegriffen, denn dass sie freigelassen wurden, überraschte sie zutiefst.


Schon zwei Stunden später flog die Korvette weiter in Richtung Wystystyer. Die Täuschungsdrohnen waren eingesammelt worden, vier Xenon M3 waren ihnen geschenkt worden. Falk und Offizier Goldblech hatten das Schiff durchsucht und den Legionären Quartiere gezeigt, an denen sie ihre Zelte aufschlagen konnten, das war hauptsächlich im Hangar und im Lagerraum.
Die Söldner waren mit dem Don verschwunden, sie würden nicht wiederkommen, da war man sich ganz sicher.
Sakuja und Bill hatten Rubens wiederbeleben können. Ihre Magie zeigte keine Wirkung, sie konnte dafür keine Erklärung finden, aber ein paar Elektroschocks holten ihn wieder ins Leben zurück. John ließ ihn zwanzig Minuten ausruhen, dann gab er ihm Medikamente, etwas Nahrung und ein M3. Nie wieder sollte er sich blicken lassen, sagte John ihm, und wenn doch, dann wäre er ebenso ein Feind wie Coleone.
„Warum? Ich habe nur versucht, meine Mission zu erfüllen!“, widersprach Rubens im Hangar, kurz vor seinem Abflug.
„Du hast auf Wehrlose geschossen. Sie hatten sich bereits ergeben“, sagte John kalt.
„Aber er hat doch leider überlebt...“
„Hätte er nicht überlebt, dann würde ich nicht so zimperlich mit dir umgehen... solch ein Verhalten ist von Piraten zu erwarten, aber nicht von einem Mitglied meiner oder Steves Crew! Selbst Jarob ist zivilisierter...“
Ohne weitere Worte verließ Major Rubens Klaschnikas die Korvette mit einem der Xenon M3. Er mochte ein Agent der Marine und somit von Wert für die Mission sein, aber das war John egal. Der Rest seiner Crew war von der Härte der Strafe überrascht und protestierte schwach, aber er blieb hart in seinem Urteil.

Nie wieder sollte er ihm unter die Augen kommen...
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Arget
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:lol: Wie immer, einfach nur geil! Und sogar das zweite Mal vermasselts der Don! Ist aber auch ein Pechvogel! :lol:
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Arget
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Post by Arget »

Bin ich eigentlich der einzigste Viktoria-Fan hier? Oder liegt das nur daran, weil der Fußballclub von Aschaffenburg Viktoria heißt? :roll:
Guest

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Statistics:
-habe am Wochenende meinen PC getunt. Es sind keine Teile kaputt gegangen, aber alles ist schief, insbesondere auf dem Mainboard...
-mir fällt nichts mehr für die Statistik ein.
-also spamme ich sie zu.

Kapitel XXXVIII.
Tod eines Helden

„Du bist ein Narr“, sagte Jarob leise und gelassen.
Es war dunkel, auf der Groovy Goose schliefen die meisten, nur Offizier Goldblech saß auf der Brücke und beobachtete interessiert die Sterne.
„Was machst du in meinem Quartier?“, fragte John – er war hier ganz allein mit Jarob, ein Gedanke, der ihm nicht gefiel.
„Nun, ich weiß es nicht. Vielleicht will ich dich töten?“
„Ich glaube nicht“, spottete John.
Jarob grinste. „Nein, im Ernst – ich bin hier, um meine Bewunderung auszudrücken. Mit zwei Hackmessern...“
„Dreh dich um und verschwinde, ich will schlafen“, entgegnete John. „Es liegt uns eine große Schlacht bevor, ich muss hellwach sein.“
Jarob grinste noch immer. „Respekt“, sagte er nur und wandte sich ab, verließ den Schlafraum. Es war zwar sein Job, Freeman und dessen Crew zu töten, aber sie alle faszinierten ihn, alle, die je mit Freeman zu tun hatten, faszinierten ihn auf eine unglaubliche Weise. Vielleicht war Freeman doch nicht der glücksspielende Idiot, für den ihn viele, auch seine Auftraggeber, hielten. Vielleicht steckte noch etwas mehr hinter diesem Mysterium, das es zu ergründen galt.
Vorerst würde Jarob niemanden von ihnen töten, es war einfach zu beeindruckend, wie sie ihre Prinzipien mit ihrem Leben verteidigten.

Auf Wystystyer war einiges vor sich gegangen. Die Kontinente waren aufgeteilt worden, es hatten sich Länder gebildet, die unter dem Regime der OVL, der ISA, der KIG oder der Marine standen. Dies war zumindest das offizielle Bild, in Wahrheit regierte die Marine allein, denn wenn Soldaten rekrutiert wurden, dann kamen diese nach alter Gewohnheit automatisch in die Marinereserve – und von da aus unter Admiral Schmidts Befehl. So hatte sich eine relativ stabile militärische Herrschaftsform gebildet. Aufstände und Plündereien waren beinahe zum Erliegen gekommen, die Wirtschaft war teilweise saniert und es herrschte zumindest Scheinfriede.
Thomas Grant war jedoch nicht untätig geblieben – die Rebellenarmee wuchs, insbesondere auf dem Territorium, das nur inoffiziell der Marine gehörte.
Die königlich interplanetare Garde hatte den Großteil ihrer Macht verloren, war nur noch auf einem subtropischen und äußerst kleinen Kontinent südöstlich der Hauptstadt vertreten, die Interplanetary Security Agency hatte ihren Sitz auf einen nordöstlichen Kontinent verlegen müssen, der der Form nach etwa den Philippinen entsprach, aber deutlich schneebedeckter war.
Der Westkontinent, der sich über alle Klimazonen erstreckte, lag unter der Herrschaft der obersten Volkesleitung, doch trotz seiner Größe war er nicht von allzu hoher Bedeutung, denn Wüsten und unfruchtbares Berggebiet machten den größten Teil dieser Landmasse aus.
Der kleinste Kontinent, der praktisch von den anderen umkreist war, besaß sowohl fruchtbare Wiesen als auch rohstoffreiches Gebirge und riesige Industriekomplexe. Welch Zufall, dass ausgerechnet hier die Marine siedelte.

Die Hauptstadt „You are not allowed to use the space tab in a cities name, please choose another.“, im Volksmund auch schlicht „Karlsburgen“ genannt, lag noch im Dunkel der Nacht versunken. Reklameschilder und Licht aus Wohnungen sorgten zwar dafür, dass es nicht ganz so dunkel war, wie es für eine Nacht angemessen ist, doch war es ruhig und niemand schien sich in den Straßen zu bewegen.
Im Zentrum der Stadt war ein sehr großer Park angelegt worden, in dessen Zentrum Archäologen die älteste je nachgewiesene Stadt entdeckt hatten, kurz bevor die Marine ihr Hauptquartier genau darüber pflanzte. Es war das größte Gebäude auf dem Planeten, etwa zwei Kilometer hoch – alle Gebäude, die dem Konkurrenz machten, wurden von der Marine höchstpersönlich kürzer geschnitten.
Ein TS landete gerade auf dem Dach der Einrichtung, das sich sehr weit in die Breite zog, um einen Landeplatz beherbergen zu können. Von dort oben konnte man große Teile der Stadt überblicken, ein Lichtermeer bot sich dem Betrachter, doch dort oben war es stockfinster.
Eine dunkle Gestalt stieg aus dem TS, ging langsam in Richtung des Fahrstuhls.
„Jaqués?“, fragte jemand.
„Oh! Admiral, was macht ihr hier oben? Es ist kalt...“
„Ich bin Soldat, Kälte macht mir nichts.“
Es herrschten angenehme zwanzig Grad Celsius, Windstille.
„Nun... ist er hier?“, fragte Schmidt.
„Er und ein Teil seiner Crew. Sie liegen betäubt im Lagerraum, sind bereit für ihr Ende“, meldete Hermann.
„Endlich!“, rief Schmidt. „Endlich werden sie für das büßen, was sie getan haben. Tausende sind durch Freemans Hand umgekommen, als er uns terrorisierte, Stationen wurden zerstört, ganze Flotten vernichtet... die Exekution ist für zwölf Uhr angesetzt.“
„Sehr gut...“
Natürlich hatte Steve all diese Verbrechen nicht begangen, nun, zumindest an einem Teil davon war er unschuldig, an den Toten waren seine androidischen Xenon-Doppelgänger schuld. Natürlich glaubte Schmidt ihm nicht, und selbst, wenn er es glauben würde, es blieben noch genug Gründe, Steve einen Kopf kürzer zu machen.

„Ist alles vorbereitet?“, fragte Admiral Thomas Grant, der sich zur Zeit in einem Bunker auf dem Westkontinent befand.
„Jawoll, moi Kommandante“, bestätigte der General, der ihn in seinem Büro besucht hatte. „Morjen im Laufe det Tajes wird ´n feijnes Schauspil ablaufn. Sie jlauben gar nich, wie aufwendich det war, aber alles is koorjiniert bis aufs feijnste Detai. Wa wer´n scho bald alle Trubben auf Gajeein hab´n. Also, jegen Zwölfe sollt´ de Überjriff in de Hauptstatd stattfindn...“
„Ähm...“, stotterte Thomas. „Übersetzer!“

John stand nervös auf der Brücke, er hatte schon so einiges berechnet. Der Plan war klar. Wystystyer verfügte über einen schwachen planetaren Schild, den galt es auszuschalten. Und dafür hatte er sich mehr als nur einen Plan zurechtgelegt. Während auf der Brücke alles ge- und verplant wurde, hielt Sakuja eine kleine Rede im Lagerraum, sie stand auf einem großen Stapel Computerkomponenten.
„Heute Mittag wird eine Schlacht epischen Ausmaßes stattfinden! Wir vierhundert werden mit diesem Sternenschiff in der Hauptstadt des Feindes landen und ihren Kaiserpalast einnehmen, den glorreichen Helden Steve aus seiner Gefangenschaft befreien! Das sind wir ihm schuldig!“
Zustimmendes Gejohle klang aus der Halle wieder, in der sich alle Besatzungsmitglieder ausgenommen John und Zahida befanden. Die Soldaten in ihren stückhaften Blechrüstungen nahmen ihre Langschilde hervor und schlugen das Metall ihrer Lanzen dagegen, um eine Art Applaus zu erzeugen.
„Wir werden diese Mission erfüllen!“, schrie Sakuja.
Das Gejohle wurde noch lauter.
„Wir werden siegen!“
Selbst die Unbeteiligten jubelten ihr nun zu.
„Wir werden kämpfen bis zum letzten Mann!“
Stille.
Eine etwas verwirrte Menge blickte zu ihr hinauf.
„Ähh...“, stotterte einer der Soldaten. „Von kämpfen war nie die Rede...“
„Aber – ihr seid Soldaten, ich auch, natürlich kämpfen wir“, meinte Sakuja nachdenklich.
Ein leises Flüstern zog sich durch den Raum, die Legionäre waren sich der Sache etwas unsicher. Ihre Rüstungen waren mit Glück als unzureichend einzustufen, die Schilde waren in Ordnung und die Waffen ein Meisterwerk; jedenfalls nahm man das an, noch hatte niemand von ihnen Gebrauch gemacht. Nur, dass die Katapulte gut funktionierten, wusste man. Diese Geräte waren auch alle schön aufgestellt worden, allerdings wusste man noch nicht, wozu man sie im Inneren eines Raumschiffes gebrauchen könnte.
„Ähm... du solltest irgendetwas unternehmen“, flüsterte Falk Sakuja zu, die auf dem Schutthaufen vor der unzufriedenen Menge stand und nur zusah. Sie musste die Stimmung irgendwie verbessern, sonst wäre die Moral der Truppen dahin... sie holte tief Luft.
„Zicke Zacke Zicke Zacke!“, schrie sie.
„Heu! Heu! Heu!“, kreischten die Legionäre im Chor zurück, verursachten Applaus durch ihre Apparaturen und johlten wieder. Es folgte eine Karaoke-Veranstaltung.

Der Saal war vorbereitet.
Es handelte sich um einen längeren Raum im obersten Stockwerk des Hauptquartiers der Marine, der direkt unter dem Flughafen lag. Hohe Fenster in kurzen Abständen an der Außenseite warfen Licht herein, gegenüber war nur eine besche und kahle Wand.
Am linken Ende war ein Richtertisch aufgestellt worden, links und rechts davon standen Sitzbänke für Zuschauer.
Am rechten Ende befand sich eine massive Holztür.
Sie ging langsam auf.
Schmidt ging der Gruppe voran, ihm folgten die Gefangenen der Freemancrew in Fesseln, sie alle wurden von jeweils fünf Sicherheitsoffizieren bewacht, eine falsche Bewegung und sie würden schießen.
In sicherer Entfernung folgten Kameramänner, die alles auf Band festhalten sollten. Nur drei von ihnen wurden in den Saal gelassen.
Hendrik, Andrew, Werch, Tim, Roger und Leroy wurden auf die rechte Bank gesetzt, jeweils zwei der Offiziere stellten sich hinter sie, um im Notfall zu schießen. Steve wurde an einen kleinen Tisch vor dem Richtertisch gesetzt, auch ihn bewachten zwei von Schmidts Streitkräfte, die übrigen einundzwanzig Soldaten machten es sich auf den linken Bänken bequem, Schmidt setzte sich seine Richterkappe auf und ging in Position, ein Staatsanwalt und ein Verteidiger sprangen hinter seinem Pult hervor und stellten sich vor dem hohen Tisch auf. Es war neun Uhr.
„Steve Freeman von der Erde,“, begann Schmidt, „sie sind wegen vielfachen Mordes an der halben Bevölkerung, Zerstörung einiger Marinestationen und ähnlichem angeklagt. Bevor ihr Verfahren beginnt, das leider notwendig ist, weil ich dieses verdammte Grundgesetz nicht ändern darf, frage ich sie: Bekennen sie sich schuldig?“
Steve sah erschöpft zu ihm auf. Die Elektroschocks und Betäubungswaffen des letzten Fluges hatten in sehr stark geschwächt, er konnte sich kaum aufrecht halten. Auch zu sitzen erschien ihm schwer.
„Meine Schuld hält sich in Grenzen“, antwortete er matt.
Schmidt sah augenrollend zum Staatsanwalt, das Verfahren musste stattfinden.
Der Staatsanwalt blies in eine Trillerpfeife, zehn Mann trugen eine große Kiste in den Raum und gingen wieder.
„Beweise“, erklärte der Staatsanwalt. „Es handelt sich ausschließlich um Gutachten. Sie alle besagen, dass sie schuldig sind.“
Die Angeklagten auf der rechten Bank waren ziemlich wütend – einzig und allein die Gewehre in ihren Rücken hielten sie von Worten und Taten fern.
„Verteidiger?“, fragte Steve wenig beeindruckt.
Sein Verteidiger blieb stehen und starrte die Wand an.
„Er ist taubstumm“, erklärte Schmidt. „Sie können sich aber auch selbst verteidigen.“
„Werd´ ich machen“, sagte Steve.
Schmidt klatschte zweimal in die Hände, zehn Männer trugen große und schwarze Holzkästen herein.
„Einschalten“, befahl Schmidt und die Bassboxen wurden aktiviert.
JBO´s Lied ‚Heut´ ist ein guter Tag zum Sterben’ wurde auf maximaler Bassstärke eingespielt. Schmidt hielt ein Schild hoch, auf dem „Sie dürfen jetzt sprechen“ stand.
Steve sah ihn nur skeptisch an.
Die Boxen wurden wieder ausgeschaltet.
„Ihre Argumentation weist Lücken auf. Geben sie ihre Schuld nun zu?“, fragte Schmidt.
„Eher werde ich sterben“, sagte Steve. „Und darauf läuft es ja so oder so hinaus.“
Schmidt klatschte dreimal in die Hände. Zehn Männer kamen durch die Tür herein, trugen das Basssystem wieder hinaus, nahmen Steves Stuhl mitsamt ihm hoch und trugen ihn aus dem Bereich der Kameras, holten einen fetten Paraniden herein und setzten ihn an die Stelle des Angeklagten.
„Bekennen sie ihre Schuld?“, fragte Schmidt.
„Ich, Steve Freeman, bekenne mich schuldig des Völkermordes, der Invasion von Marinestationen, der Zerstörung von Flotten im Gesamtwert der Sonne und ich bin stolz darauf, der dreckigste Abschaum unter allen verabscheuungswürdigen Piraten zu sein“, sagte der Paranide grunzend.
Die zehn Männer trugen ihn wieder hinaus, setzten Steve an die Stelle des Angeklagten.
„Sie haben also unwiderruflich ihr Geständnis abgegeben...“, sagte Schmidt grinsend.
„Und die Eisenbahn macht töff töff töff“, entgegnete Steve. „Sag´ mal, das kann doch wirklich nicht dein Ernst sein?!“
Schmidt sah auf die Uhr. Es war Viertel nach neun.
„So, Herr Staatsanwalt, Herr Verteidiger, sie waren anwesend, das reicht. Verschwindet, überbezahltes Lumpenpack. Steve, schuldig, Hendrik, schuldig, Andrew, schuldig, Werch, schuldig, Roger, schuldig, Leroy, schuldig, Tim, am aller schuldigsten, weil dieses Monster vorhin in der Zelle eingeschlafen ist. Ihr seid alle zum Tode verurteilt, die Exekution findet heute um zwölf Uhr statt. Ab morgen früh könnt ihr Berufung oder Revision einlegen, wenn euch das Urteil nicht passt.“
Steve flüsterte einige unsittliche Wörter vor sich hin.
Der Verteidiger starrte weiter die Wand an, der Staatsanwalt war bereits verschwunden. Schmidt lehnte sich zurück und genoss einen kühlen Drink, die Soldaten bewachten im selben Raum die zum Tode Verurteilten.
Sie durften sich in eine Ecke setzen und reden, jedweder Fluchtversuch wäre ohnehin sinnlos. Es befanden sich mehr Sicherheitskräfte in diesem Gebäude als in allen Polizeibehören der ganzen Stadt zusammen...

Rolante – Stille. Ein Großteil der Bevölkerung hatte sich in den Kirchen und Klöstern, die Abt Bernhard errichtet hatte, zusammengefunden. Sie taten etwas, das sie noch nie zu vor getan hatten; sie beteten.
Orbit Pandoras – Stille. Die Xenon spürten Angst. Steve persönlich war ihnen nicht wichtig, doch seine politische Bedeutung umso mehr. Sein Bündnis würde mit ihm sterben, die Individualisten wären hilflos. Kein Xenon wagte auch nur eine Bewegung.
Gadeein und Stationen – Stille. Sie hatten über die Xenon von den Geschehnissen erfahren. Betrübt und nachdenklich warteten alle an Funkgeräten, sie erwarteten Nachrichten der Xenon. Die Halblinge spielten Poker. Sie hatten alle ein absolut regungsloses und betrübtes Pokerface, also war ein Kartenspiel die einzige Alternative zum Schlafen. Auf keiner ihrer Stationen spielte jemand Musik...
Pegasus Prime – Stille, weil Sonntag. Freeman interessierte sie nicht. Nordmarkt bereitete eine Billigpreisaktion vor.
Katinga Ka – Stille. Die Station war leer. Kein einziges Besatzungsmitglied war mehr auf Steves Station zu finden. Einsam und allein verdunstete etwas Wasser, mit dem zuvor noch die Raumschiffe geputzt worden waren.
Teufelsberg und zugehöriges Terrain – Stille. Mit Partyhüten und alkoholischen Getränken waren alle an Radios in Stellung gegangen, um die Nachricht von Freemans Tod abzuwarten. Dies wäre das größte Fest der Geschichte dieses Planeten.
Das Universum hüllte sich in Schweigen...

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-------------------------Post Nr. XXVII.





Hydras Schreck [ESS] wrote:Bin ich eigentlich der einzigste Viktoria-Fan hier? Oder liegt das nur daran, weil der Fußballclub von Aschaffenburg Viktoria heißt? :roll:
Stimmt eigentlich - liest sonst wirklich keiner Victoria?
Hmmm... gibt irgendwie weder Kommentare noch Kritik und ´ne PM habe ich auch schon seit langem nicht mehr erhalten, abgesehen von dir, Hydra...

Alle Leser melden zum Statusbericht! :D
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EDIT:
Ich kontrolliere die Klickzahlen auf den Topic - irgendwer liest ohne Meldung. :sceptic:
Oder ist wirklich keiner interessiert?


EDIT:
Das da oben ist natürlich nur Teil Eins des Kapitels, das heißt "Tod eines Helden" und noch ist keiner tot, folglich geht es noch weiter. :wink:

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