Die Ants waren seit mehreren Generationen eine Familie von Landwirten. So ist es nicht verwunderlich, dass auf ihrem Bauernhof ein Mehrgenerationenhaushalt herrscht. Sie hatten sich ihre Existenz von Grund auf hart erarbeitet und jeden einzelnen Pfennig zweimal umgedreht.
Ihre Gegenspieler dabei waren immer die Hamsters. Eine reiche und einflussvolle Familie, die mehr durch Glück, denn Können ihren Wert immer weiter vergrößert hatten.
Das derzeitige Familienoberhaupt der Hamsters heißt John, ist fettleibig und sein Ruf nach Geiz und Gier ist weithin bekannt. Er hatte die umliegenden Farmen aufgekauft, die dort wohnenden Familien mit einer milden Gabe abgespeist und wollte es in ein Ferienparadies für Neureiche umwandeln. Jedoch hatte ihm die Ant-Familie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie weigerten sich vehement ihren Grund und Boden zu verkaufen. Für Mr. Hamster war das natürlich auch ein rotes Tuch vor Augen, denn dadurch konnte er seine Pläne nicht verwirklichen.
Der Familienpatriarch der Ants ist derzeit Noah, 74 Jahre alt und lebensfreudiger, als so mancher Jungspund. Für ihn kam immer die harte Arbeit zuerst, danach war Spaß angesagt. Auch seinen Kindern, Enkeln und Urenkeln hat er diese Denkweise eingebläut. Obwohl sein Leben reich an Entbehrungen und Rückschlägen war, so würde er es nicht gegen den verschwenderischen Stil der Hamsters eintauschen.
Der Tag war schön und die Sonne strahlte wohlig warm vom wolkenlosen blauen Himmel. Noah war mit seinen Enkeln in die Stadt gefahren, um Vorräte für den strengen Winter einzukaufen. Die Ernte war dieses Jahr zwar gut gewesen, doch die Ant-Ranch konnte nicht alles hergeben, was man zum Leben brauchte. Gerade als sie alles auf ihrem Pickup verstaut hatten, sah Noah seinen alten Erzfeind - John Hamster - auf einer Bank mitten an der Straße sitzen. Er war sturzbetrunken, seine Kleidung unordentlich und er roch wie ein Stinktier.
Was mag nur mit ihm passiert sein?
Noah wies seine Enkel an, die Einkäufe zu sichern und dann im Wagen zu warten. Langsam und bedächtig ging er auf seinen lebenslangen Gegner zu. Das Haar des alten Hamster war dünner geworden und grau, aber immer noch fettig wie eh und je. Sein Gesicht aufgedunsen, den Alkohol kannte man fast nicht. Der Bauch größer als jeder Rettungsring. Noah schüttelte nur seinen Kopf.
Das war also das Ergebnis, wenn man ein Leben in Ausschweifungen führt. Doch warum ließ sich John Hamster nun so gehen? Vor allem in aller Öffentlichkeit?
Noah setzte sich neben John und sah ihm in die verklärten braunen Augen. Es dauerte einige Sekunden, bis der dickleibige Mann bemerkte, dass sich jemand neben ihm befand. Er stellte seine Flasche Whisky weg, als er den letzten Rest ausgetrunken hatte und blinzelte mehrfach. Mehr als eine Minute verging, bis sich Erkenntnis bei Mr. Hamster breit machte.
„Ah … Noah. Mei guta alta Freind.“ Johns Atem stank fürchterlich und sein Lallen verstümmelte die Aussprache etwas.
„John, was ist mit dir passiert?“
Der in Sekundenbruchteilen gealterte Mann versuchte sich vergeblich in eine anständige Position zu rücken. Als das nach mehrmaligen Probieren nichts wurde, beließ er es bei der schiefen Position auf der Bank.
„I bin arm.“
„Das verstehe ich nicht.“
„I hab nix mehr. All‘s wech!“
Noah sah den einst noblen Geschäftsmann an und schüttelte seinen Kopf.
„Wie, alles weg?“
Langsam rappelte sich John auf, dabei schnaufte er wie ein verendendes Walross. Langsam klarer werdend, wurde auch seine Aussprache besser.
„Jahrzehntelang hab ich das Hamster-Imperium auf- und ausgebaut. Öl, Gold, Edelsteine, Mineralien und noch viel mehr. Mein Konzern hat so viele Sparten, dass ich es kaum mehr überblicken kann. Doch von heute auf morgen wurde mir alles weggenommen.“ Das ehemalige Konzernoberhaupt atmete tief durch. Man konnte ihm die Trauer und Enttäuschung ansehen. „Meine eigene Familie hat mich hintergangen und den Konzern zerschlagen! Ein Großteil ging an den Staat und der klägliche Rest wurde an meine Konkurrenten verkauft. Wofür hab ich all die Zeit gearbeitet?“
„Das kommt, wenn man über seine Verhältnisse lebt. Sieh mich und meine Familie an. Wir haben nicht viel, sind aber glücklich.“
ENDE
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