[RC16] X: Der Lauf des Lebens + Geheimnisse des Universums

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

Moderators: HelgeK, TheElf, Moderatoren für Deutsches X-Forum

Boro Pi
Posts: 3767
Joined: Wed, 6. Nov 02, 22:50
x3tc

Kommentar

Post by Boro Pi »

Friede knuffeliger Schuppenknauserer,

Zu den Kapiteln sieben und acht.
Sieben:
- Das Grundschema wiederholt sich deutlich. Eine Figur eher einfacher Herkunft trifft auf sehr großzügigen Mäzen. Vielleicht steckt dahinter ein Konzept, das erst mit der gesamten Handlung aufgeht. So fällt die enge Parallele in der Handlung zunächst nachteilig auf.
- Am Anfang wieder so viele Zahlen, hmm, also meinen Geschmack entspricht das nicht. Und ich frage mich auch, worauf Du genau hinaus willst. Du gibts zunächst eine Reihe exakter Zahlen an, lässt dem Leser an einer Rechnung des Charakters teilnehmen, doch am Ende bist Du doch auf grobe Werte angewiesen ("vielleicht noch 1.500"). Wenn das Ergebnis nur in Etwa angegeben werden kann, was bringt (dem Leser) dann die exakte Herumrechnerei im Vorfeld?
- Ich nehme an, dass "Aoi Sora Umi" Japanisch ist und eine Bedeutung besitzt. Du solltest daher kurz eine Übersetzung des Namens einbringen.
- "Nazura": Kann nicht völlig ausschließen, dass es nicht auch von Helge schon einmal benutzt worden ist, aber ich würde den Begriff vermeiden. Das Zurasystem ist eine Zeitrechnung, sie ist mathematisch und besteht aus Recheneinheiten. Der Tazura bezeichnet daher einen Tag im mathematischen Sinne, neben dem es eine gesonderte Nacht nicht gibt. Nazura kann somit keine Recheneinheit darstellen und wird entsprechend nicht in dem Maße in den argonischen Sprachgebrauch eingegangen sein, wie Tazura, Jazura, etc.
- "Er schrie auf, langte sich an seinen Kopf und wurde brachial von einem Erinnerungsfragment überwältigt."
Nichts gegen pathetischen Sprachgebrauch, aber kann man von einer Erinnerung "brachial überwältigt" werden? Eine Erinnerung kann plötzlich einsetzen und schrecklich sein und dann sicherlich einen Schock bereiten. Sie kann auch schmerzhaft sein, im psychischen Sinne, hier wirkt es seltsam physisch. Ich meine nicht die anschließende Übelkeit, die macht Sinn, aber es wirkt seltsam...
- Die kurze Beschreibung des Aktes ist gelungen. Wenn Männer sich literarisch diesem Feld nähern klingt es fast immer albern oder ordinär. Das ist hier nicht der Fall.

Acht:
- "Joon hätte seiner Mutter jetzt ab liebsten eins in die Fresse gehauen."
Hier war ich zunächst geneigt ein heftiges "Bitte was?" einzuwerfen. Der Gedanke ist schon eine ziemliche Überreaktion für einen normalen Menschen. Aber zum Ende des Kapitel wird auch so etwas wie traumatische Kindheit angedeutet und dann mag es so gehen.
- Der violette Himmel. Die Science-Fiction arbeitet immer gerne mit solchen "Falschfarbenmotiven", allerdings glaube ich, dass das mit dem HImmel nicht so einfach ist. Die Farbe des Himmels entsteht durch die Brechung des Sonnenlichts in der Atmosphäre. Wenn das eine andere Farbe als bei uns ergibt, müsste die Atmosphäre das Licht anders brechen und folglich anders beschaffen sein. Dann stellt sich aber wieder die Frage, ob ein Mensch in einer solchen Atmosphäre so einfach herumlaufen kann.
- "vom Morgentau durchtränkt": Wenn man sich in eine taufrische Wiese legt, kann die Kleidung durchaus nass werden, aber "durchtränkt" ist doch noch etwas anderes.
- "Clan und Clanführer": Es erschließt sich mir nicht, ob Clan hier nur als Synonym für Familie gebraucht wird (dann wäre unglücklich gewählt) oder etwas anderes andeuten soll (was dann etwas konkreter gefasst werden sollte).
- Die "Zweifaltigkeit": Die Dreidimensionalität der Paraniden ist ein Urprinzip, eine tiefere, metaphysische Ordnung die alle Dinge in der Welt umfasst und durchwirkt, weil alle Dinge in der Welt letztlich dreidimensional sind. Als Prinzip kann die Dreidimensionalität in nichtpersonifizierter Art gedacht werden, wie z.B. das unpersönliche Schicksal. Eine Zweifaltigkeit ist eine Zweigestaltigkeit, sie ist daher ein Zustand kein Prinzip, zumindest kein allgemeines. Es muss ein Etwas geben, dass "zweifaltig" ist, weil sich dieser Zustand eben nicht auf Alles anwenden lässt. Meines Erachtens fehlt hier noch ein Konnex zu etwas anderem.
Zudem muss für ein Gebet etwas Personelles her, ein Prinzip und auch einen "Zustand" kann man in gewisser Weise kultisch verehren und heiligen, aber man kann nicht zu ihm beten. Wir beten nicht zum Schicksal, weil wir es uns nicht als Wesenheit vorstellen mit dem man in Zwiesprache treten kann. Das Personelle muss kein Gott sein, Geister (die Ahnen bieten sich in einem postjapanischen Kontext an) oder ähnliches ginge auch, irgendwas.
Allgemein hoffe ich über die "neue Zweifaltigkeitsreligion" noch einiges zu erfahren, weil Religionen für mich so ein Steckenpferd sind wie für Dich Sprachen und bei den Argonen ist noch viel Weiß zu füllen. :wink: Offenbar gibt es ein Paradies, das auch ein Himmel ist, denn man kann von dort "herablächeln". Mal sehen was noch kommt. Aber miss die Religion bitte nicht aus. :roll:
- Der Dialog der beiden Frauen am Ende klingt ein bißchen nach Drehbuch einer schlechten Gerichtsshow (gibt es gute?). Da ist etwas unnatürlich Gewolltes drin, auch wenn ich es nicht genau benennen kann.

Sir Boro Pi

PS: Erst jetzt sehe, dass ich ein Kapitel übersehen habe. Werde mich mit Kapitel sechs ein andermal beschäftigen.

EDIT: Raumdrachen gibt es soweit ich weiß auch im XTM. Kenne die dortigen Vorgaben nicht, aber vielleicht wäre es ratsam sich dahingehend zu orientieren.
Teladi Profit
Posts: 1234
Joined: Sat, 19. Apr 08, 10:07

Post by Teladi Profit »

  • Ästhetik und fließendes Wasser!
    Ich freue mich von dir zu lesen. :)


    7
  • In der Tat steckt dahinter ein Konzept. Jeder Starng baut auf dem/den vorherigen auf. Die ersten Stränge dienen dazu den Charakter etwas näher zu beleuchten, während es im späteren Verlauf der Geschichte zu Überschneidungen kommt.
    Ich hatte auch schon mit dem Gedanken gespielt einen anderen Charaktertyp herzunehmen, aber ich habe mich dann doch entschloßen dein sogenanntes 'Grundschema' herzunehmen. Denn der Zweitcharakter den ich hierfür auch noch parat gehabt habe, kommt später vor.
  • Das der Schluss der Zahlenrechnung ungenau wird hat damit zu tun, dass ich nicht im Detail ausführen wollte, wieviel für was draufgeht.
  • Aoi (Blau) Sora (Himmel) Umi (Meer) => Blaues Himmelsmeer. Eigentlich recht passend für ein boronisches Schiff. ^^
  • Danke für den Hinweis. Werde dann ab sofort mit 'Nacht' weiterverfahren.
  • Nun, es gibt Erinnerungen, die uns zum Lachen bringen und es gibt welche, die uns zu tränen rühren. Ich sehe keinen Grund, warum eine Erinnerung nicht auch körperliche Schmerzen zufügen kann ().
  • Bei der Beschreibung des Aktes habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht. Einerseits wollte ich die Forenregeln nicht brechen (greifen die eigentlich bei FFs, da hier ja keine realen Ereignisse wiedergegeben und Personen handeln?), andererseits wollte ich auch nicht ein lapidares 'sie hatten innigen hemmungslosen Sex' hinklatschen oder alles groß und breit detailreich erzählen (wobei ich mir sicher bin, dass das einigen Lesern bestimmt gefallen würde ^^).

    8
  • Ich versuche immer innerhalb eines Kapitels oder im Strang ein geschloßenes Charakterbild zu erzeugen. Deine Vermutung mit der traumatischen Kindheit ist sehr zutreffend.
  • Es ist immer so eine Sache mit der realen Physik + Biologie und den Annehmlichkeiten der SciFi-Erzählungen. Geschichten leben nunmal von einer Vielfältigkeit, die den Leser in seinen Bann schlagen. Gibt es nur monotone Wiederholungen, dann neigt der Leser dazu es als etwas eintönig abzutun. Logischerweise darf man natürlich auch nicht übertreiben.
  • Sei nicht so pingelig. ^^ Du weisst ja nicht, welche Luftfeuchtigkeit herrscht oder ob es in der Nacht (nicht Nazura *g*) einen Niederschlag gegeben hat.
  • Ich hatte mir gedacht, dass der Clan als Überbegriff für mehrere Familien gilt, die aber miteinander verwandt sind.
  • Die Zweifaltigkeit ist ein Zustand der Zwiespältigkeit. Als Beispiel kann Feuer reinigend, wäremend und lebensspenden sein; aber gleichzeitig auch verbrennen, verschlingen und zerstören. Die Zweifaltigkeits-Religion ist somit quasi eine elementare Glaubenslehre. Nicht so dogmatisch wie das Christentum oder der Islam, eher so wie die asiatischen Glaubenssätze, z.B.: des Buddha.
    Einen Himmel und Hölle wie im Christentum oder anderen Glaubenslehren habe ich von vorneherrein ausgeklammert. Ich habe da eher an etwas gedacht, dass man 'Existenz nach der Überwindung' (hier ist die Überwindung von Mateire (dem Körper) gemeint) nennen könnte.
    Wir können hier gerne ausführlicher über die Zweifaltigkeit (und andere Rassenreligionen) diskutieren. :)
  • Ich gebe offen zu, das ich keine Gerichtsshoes sehe und deswegen auch nicht beurteilen kann, ob ich da abgekupfert habe. :P Diese Situation ist mir aus den Fingern getippt, als ich eine ähnliche Konfrontation mal in der Nachbarschaft selber miterleben durfte.
  • Zu XTM kann ich nichts sagen, da ich MODfrei spiele.
Kreativität ohne Grenzen!
http://forum.bosl.info
User avatar
Arget
Posts: 4825
Joined: Tue, 22. Aug 06, 05:53

Post by Arget »

Ich hab' zwar mit der Geschichte nichts zu tun, bin aber trotzdem grade hier drüber gestolpert und muss da etwas korrigieren, das mich sonst nicht in Ruhe lassen würde. :wink:

Die korrekte Übersetzung für "Blaues Himmelsmeer" wäre "青い天国の海 (あおいテンコクのうみ)" bzw. "Aoi Tenkoku no Umi" für diejenigen, die mit den Zeichen nichts anfangen können. Wahrscheinlich würde "Aoi Sora no Umi" als vereinfachte Form auch gehen, da lassen mich meine Kenntnisse allerdings im Stich. :wink:
Teladi Profit
Posts: 1234
Joined: Sat, 19. Apr 08, 10:07

Post by Teladi Profit »

Da ich kein japanisch beherrsche, habe ich mir einfach ein Wörterbuch zur Hand genommen und dort drinnen rumgeblättert. Dabei ist dann ASU rausgekommen. ;)
Wollen wir mal nicht so genau sein, schließlich soll die Story ja unterhalten und Spaß machen. :)
Kreativität ohne Grenzen!
http://forum.bosl.info
Boro Pi
Posts: 3767
Joined: Wed, 6. Nov 02, 22:50
x3tc

Respondere

Post by Boro Pi »

Friede,
Teladi Profit wrote:[*] Das der Schluss der Zahlenrechnung ungenau wird hat damit zu tun, dass ich nicht im Detail ausführen wollte, wieviel für was draufgeht.
Soweit ich es sehe, ist es nicht so, dass Du es nicht willst, sondern - weil es logischerweise schwankende Werten sein müssen - nicht kannst. Und genau das ist mein Punkt.
[*] Sei nicht so pingelig. ^^ Du weisst ja nicht, welche Luftfeuchtigkeit herrscht oder ob es in der Nacht (nicht Nazura *g*) einen Niederschlag gegeben hat.
Warum den nicht? Pingelig sein macht Spaß. Gut, wenn die Feuchtigkeit vom Regen kommt, ist das Wort "durchtränkt" richtig, "Morgentau" aber nicht. :P Auch in den irdischen Tropen wird man zwar mitunter von der Luftfeuchtig erschlagen, aber nicht vom Tau durchnässt.
[*] Ich hatte mir gedacht, dass der Clan als Überbegriff für mehrere Familien gilt, die aber miteinander verwandt sind.
Das ist im Deutschen glaube ich eine "Sippe". :wink: Wie gesagt, pingelig sein macht Spaß. :D
[*] Die Zweifaltigkeit ist ein Zustand der Zwiespältigkeit. Als Beispiel kann Feuer reinigend, wäremend und lebensspenden sein; aber gleichzeitig auch verbrennen, verschlingen und zerstören. Die Zweifaltigkeits-Religion ist somit quasi eine elementare Glaubenslehre.
Dialektik? Gut, damit kann man immer schön mit arbeiten. Benutze ich für die Boronen eingeschränkt auch. So gesehen funktioniert es als allgemeines Prinzip, stellt sich nur weiterhin die Frage, zu wem oder was der betet.
Einen Himmel und Hölle wie im Christentum oder anderen Glaubenslehren habe ich von vorneherrein ausgeklammert. Ich habe da eher an etwas gedacht, dass man 'Existenz nach der Überwindung' (hier ist die Überwindung von Mateire (dem Körper) gemeint) nennen könnte.
Nun, auch der Himmel der Monotheismen ist durch den Seelenglaube eine Existenzform jenseits der irdischen Materie. Wenn Du aber keinen "Himmel" hast und ihn nirgends räumlich verordnest, kann Joons Vater von dort auf seinen Sohn auch nicht "Herablächeln"!
[*] Zu XTM kann ich nichts sagen, da ich MODfrei spiele.
Ich spiele X3-frei. :wink: Da der XTM aber zunehmend kanonisch wird, sollte man ihm als Schreiberling im Auge behalten.

Sir Boro Pi
Teladi Profit
Posts: 1234
Joined: Sat, 19. Apr 08, 10:07

Re: Respondere

Post by Teladi Profit »

Boro Pi wrote:
Teladi Profit wrote:[*] Die Zweifaltigkeit ist ein Zustand der Zwiespältigkeit. Als Beispiel kann Feuer reinigend, wäremend und lebensspenden sein; aber gleichzeitig auch verbrennen, verschlingen und zerstören. Die Zweifaltigkeits-Religion ist somit quasi eine elementare Glaubenslehre.
Dialektik? Gut, damit kann man immer schön mit arbeiten. Benutze ich für die Boronen eingeschränkt auch. So gesehen funktioniert es als allgemeines Prinzip, stellt sich nur weiterhin die Frage, zu wem oder was der betet.
Muss ein Gebet denn zwangsweise an eine bestimmte höhere Macht gerichtet sein?
Meine Vorstellung geht dahin, dass die Zweifaltigkeit wenn dann eine natürliche Wesenheit sein sollte. Eine Art elementarer Naturgeist.
Boro Pi wrote:
Teladi Profit wrote:Einen Himmel und Hölle wie im Christentum oder anderen Glaubenslehren habe ich von vorneherrein ausgeklammert. Ich habe da eher an etwas gedacht, dass man 'Existenz nach der Überwindung' (hier ist die Überwindung von Mateire (dem Körper) gemeint) nennen könnte.
Nun, auch der Himmel der Monotheismen ist durch den Seelenglaube eine Existenzform jenseits der irdischen Materie. Wenn Du aber keinen "Himmel" hast und ihn nirgends räumlich verordnest, kann Joons Vater von dort auf seinen Sohn auch nicht "Herablächeln"!
Das Leben nach der Überwindung der Materie besteht darin, dass man als Präsenz (Energiewesen / Geist) weiterexistiert. Man findet sich als Präsenz (in der Form einem Blitz ähnlich) schwebend im Weltraum wieder (über dem Planeten, wo man gestorben ist). Es gibt viele weitere 'Blitze', die das Äquivalent anderer 'Seelen' darstellen. Jeder dieser 'Blitze' hat eine individuelle Form und Farbe, die man wohl aus 'Aura' bezeichnen kann.
Frei nach dem Motto 'tu was dir beliebt' kann man mit Gedankengeschwindigkeit das Universum erforschen und / oder in realer Zeit seine Lieben oder andere beobachten.
Boro Pi wrote:
Teladi Profit wrote:[*] Zu XTM kann ich nichts sagen, da ich MODfrei spiele.
Ich spiele X3-frei. :wink: Da der XTM aber zunehmend kanonisch wird, sollte man ihm als Schreiberling im Auge behalten.
Der XTM ist ein Mod. Ein Mod, der nicht von Egosoft ist und auch nicht von ihnen abgesegnet wurde. Damit ist XTM nicht Kanon. :)
Ich weiss nicht, was ich davon halten soll, dass Egosoft von XTM klaut. Soll das für den Mod sprechen oder eher dafür, dass Egosoft nichts einfällt (Ich habe so einiges am Mod gesehen, dass mir überflüssig vorkommt und ich befürchte, dass X³-TC wieder einiges bekommt, was wirklich nicht nötig ist.)? Ich bin zwiegespalten (Zweifaltigkeit *g*).



Ich werde noch bis Kapitel 25 schreiben und dann mir mal das Fazit ansehen. Derzeit scheint es ja so zu sein, dass nicht viele Leute meine Geschichte lesen. Wenn doch, dann vermisse ich deren Kommentare und Bewertung.
Hier mal eine kleine Vorschau auf das, was kommen mag (Angaben ohne Gewähr ^^).

Strang Rubin (Split; Action / Thrill)
Kapitel 11 - Raubzug
Kapitel 12 - Eskorte
Kapitel 13 - Der Schiffsfriedhof
Kapitel 14 - Die Geisterstation
Kapitel 15 - Das Opfer

Strang Smaragd (Paranide; Krimi / Satire)
Kapitel 16 - Ein Paranide für alle Fälle
Kapitel 17 - Ein neuer Mitarbeiter
Kapitel 18 - Glaubenskonflikt
Kapitel 19 - Zucht und Ordnung
Kapitel 20 - Die kleine Susi

Strang Türkis (Borone; Wissenschaft bzw. Forschung / Archäologie bzw. Geschichte)
Kapitel 21 - Das Forschungszentrum
Kapitel 22 - Der Raumdrache
Kapitel 23 - Eine Wespe
Kapitel 24 - Fala Fi
Kapitel 25 - Das Raumschiff

Spoiler
Show
Kapitel 18: Ich habe vor hier einen Paraniden (Dreidimensionalität) und einen Argonen (Zweifaltigkeit) eine Diskussion über ihren Glauben abzuhalten. Das wird sicherlich sehr interessant und ich hoffe, dass ich da alles so ausformulieren kann, wie ich mir das vorstelle. Zudem will ich den Argonen bei dieser Diskussion gewinnen lassen und in der Tat habe ich auch ein entsprechendes Argument parat um dem Paraniden eins auszuwischen. :D

Kapitel 20: Die kleine Susi ... ist schon ganz groß.
Ehrlich gesagt nervt mich dieses 'kultige Teil'. Zeit zum aufräumen. :twisted:

Kapitel 24: Vielleicht benenne ich dieses Kapitel auch in 'Die Helfer' um. Mal sehen, wie ich hinkomme und was bei den Boronen noch so interessant wäre es anzuschneiden bzw. genauer unter die Lupe zu nehmen.
Kreativität ohne Grenzen!
http://forum.bosl.info
Boro Pi
Posts: 3767
Joined: Wed, 6. Nov 02, 22:50
x3tc

Re: Respondere

Post by Boro Pi »

Friede,
Kapitel 20 - Die kleine Susi
Aaaaah, nein, bitte nicht!! *traumahab* :D :lol: :rofl:

Sir Boro Pi
Teladi Profit
Posts: 1234
Joined: Sat, 19. Apr 08, 10:07

Re: Respondere

Post by Teladi Profit »

Wenn du so reagierst, dann wird dir Kapitel 20 zu 101% gefallen. ;) :twisted:
Kreativität ohne Grenzen!
http://forum.bosl.info
Boro Pi
Posts: 3767
Joined: Wed, 6. Nov 02, 22:50
x3tc

Kinderparadies

Post by Boro Pi »

Friede,

Bevor ich mich wieder ans Lesen mache, nebenbei eine Anekdote. Damals als Egosoft beim Programmieren von X2 hier im Forum nach Vorschägen für die Stationsdurchsagen fragte, wurde neben Susi auch dieses Meisterwerk eingereicht:
Der kleine Kao t'Nnt* hat soeben das Kinderparadies zerstört. Seine Eltern werden gebeten, ihn unverzüglich von dort abzuholen!
Ein bisschen bin ich den Egos bis heute sauer, dass sie dies nicht reingenommen haben... :roll:

Sir Boro Pi

*übernehme keine Garantie, wie der Name wirklich lautete.
Teladi Profit
Posts: 1234
Joined: Sat, 19. Apr 08, 10:07

Post by Teladi Profit »

Danke für diese Anekdote.
Freue mich, wenn weitere auftauchen sollten. :)

Ich glaube den Inhalt von Kapitel 17 kann ich mit dieser erweitern. *g*
Kreativität ohne Grenzen!
http://forum.bosl.info
Boro Pi
Posts: 3767
Joined: Wed, 6. Nov 02, 22:50
x3tc

Worte, nur Worte, nur Worte...

Post by Boro Pi »

Friede,

Zu den Kapiteln sechs, neun und zehn:

Sechs
- "Die Bar Funkenregen nahe dem Raumhafen Starburst von New Linema-City, auf dem Planeten Kho’s Heaven im Sektor Heimat des Lichts"
Diese Kette finde ich unschön. Ich würde die Ortsangabe entweder weniger präzise gestalten oder auf mehrere Sätze verteilen, z.B. so:
"Die Bar Funkenregen war ein Treffpunkt all jener Leute in New Linema-City, die vergessen wollten. Joon war bis ... tatsächlich auch vergessen. Er nippte an seinem Drink und sah gelangweilt hinaus. Der nahe Raumhafen Starburst, einer der wichtigeren auf Kho's Haven, versperrte ihm die Sicht auf ..."
- New Shipfall und Kho's Haven: Du bist, soweit ich weiß erst mit X3 zu der Reihe gestoßen, deshalb lass Dir gesagt sein, dass es damit etwas konfus ist. In X-Tension war da ein zerstörter Planet und hieß "New Shipfall", in X2 war er immernoch da und hieß "Kho's Haven", in X3 war dann der Planet 'optisch' nicht mehr zerstört (wie meines Wissens alle anderen zerstörten X2-Planeten). Ich nehme daher an, dass es derselbe Planet ist, der nur in den letzten Jazuras nach Elena Kho benannt wurde. Warum auch immer.
- Argonisch und Handelssprache ist glaube ich dasselbe.
- "Nach mehrmaligen nah an sich ranhalten und weit von sich weghalten, hatte er eine Position gefunden, wo er die Lettern entziffern konnte."
Auch das ist eine sehr unschöne Formulierung. Vorschlag: "Er musste das Pad mehrfach an sein Gesicht heranführen und wieder wegschieben, bis er eine Position..."

Neun
- "Er saß auf der Toilette mit heruntergelassenen Hosen und drückte was das Zeug hielt."
Eh, so genau möchte ich das vielleicht garnicht wissen. :wink:
- "Wenn die Kha’ak hier einen Stützpunkt errichtet hätten, dann hätten sie eine gute Ausgangsposition gehabt, um gegen die Argon Föderation vorzugehen. Warum sie dies nicht taten, war ein Rätsel."
Meines Erachtens ist das strategisch völlig logisch. Die Kha'ak kämpfen nicht, um zu erobern. Daher müssen sie auch nichts besetzen und mit den Sprungantrieben kommen sie praktisch überall hin. Ein grenznaher Außenposten würde ihnen ihren wesentlichen strategischen Vorteil nehmen, nämlich, dass sie von quasi unangreifbarer Stelle aus operieren können. Zudem würde die Verteidigung eines solchergestalt exponierten Vorposten ungemein viele Truppen binden, die dann nicht mehr effektiv genutzt werden könnten.
- "sch****teil"
Am Anfang des Kapitels wird das erste Teilwort ausgeschrieben, weshalb ich nicht sehe, weswegen Du es hier unkenntlich gemacht hast. Oder warst Du das garnicht, sondern der Forenfilter?
- "Pilot! Du übergeben Schiff oder Split schießen."
Der Erzähler ist allwissend, klar, aber das muss der Leser ja nicht sein. Die Geschichte folgt der Perspektive Joons. Wenn er den Satz nicht versteht, würde ich ihn für den Leser auch nicht übersetzen. Aber das ist - wie so oft - ein subjektiver Eindruck.
- "gute 10 m/s² schneller"
Wiederum, Du musst bedenken, dass das Spiel eine "Weltraumrealität" nur begrenzt wiedergeben kann. Wenn Du eine Geschichte schreibst, hast Du diese Begrenzung nicht und Du darfst Dich in gewisser Weise auch nicht an ihre Kleinräumigkeit halten. Das schnellste Schiff bei X3 fliegt glaube ich knapp 600m/s, das wären 2.160km/h. Mit dieser Geschwindigkeit würde ein Flug zum Mars über vier Jahre dauern. Das sind keine Reisegeschwindigkeit, die in einer mehrere Planeten umfassenden Zivilisation zu erwarten ist.
- "Die Wracks hatten kein Gravitationsfeld mehr und zogen so auch keine Trümmer an."
Du meist wohl künstliche Schwerkraft. Allerdings haben alle Körper eine Gravitationswirkung und ziehen sich gegenseitig an (Massenanziehungskraft).
- "Joon wusste, dass die Hintergrundstrahlung ihn in ein paar Stazuras töten würde."
Besitzt sein Schiff denn keine strahlungssichere Panzerung? Ich meine auch die Astro..., ehm Kosmonauten in der Mir haben die Hintergrundstrahlung zum Teil über Monate ausgehalten. Gut sie waren noch etwas vom Erdmagnetfeld geschützt, aber dennoch.
- "Es war mehrere hundert Meter lang, bestand aus blaugrüner Energie und fletschte mit seinen Zähnen."
Wie kann denn ein Wesen, das aus Energie besteht, die Zähne fletschen? Oder einen Schnurrbart haben? :P

zehn
- "reinzuwürgen"
Das ist ein gutes Beispiel um daran den generellen Eindruck festzumachen, dass Dein Sprachstil noch sehr umgangssprachlich durchsetzt ist. Zunächst dachte ich, das hinge mit der Perspektive des Er-Erzählers zusammen, allerdings bin ich mir da nicht mehr so sicher. Diesen Fehler machen alle Schreiberlinge anfangs, weil man sich zumeist schlicht nicht bewusst macht, was wir alles unbedacht gebrauchen, das nicht zur Hochsprache gehört. Einfach im Hintergkopf behalten, nicht umgangssprachlich zu werden, dann macht man das beim Schreiben auch schnell nicht mehr.
- "Die nichtmal Staubkorn großen Kerne hingegen so scharf, dass sie einem die Schleimhaut im Magen und sonstige Organe wegätzen konnte. ... um dann in der Küche eines jeden Gourmettempels zu landen."
Ist das nicht ein Widerspruch. :gruebel:
- "Das ist ein Ureinwohner."
Manche Dinge in der Storyline aus der praehelgischen Epoche würde ich ignorieren. :roll:
- "Naja, ich hab noch nie mit einem Mädchen, du weißt schon was, gemacht. Und in letzter Zeit drängt sie mich dazu. Aber ich weiß nicht, ob ich dazu bereit bin. Zudem redet sie schon die ganze Zeit von heiraten und Familie gründen."
Das ist nicht gerade etwas, was ich einem Cousin, den ich seit wir beide Kinder waren nicht mehr gesehen habe, fragen würde. Der Dialog ist zudem etwas langatmig. Du solltest ihn vielleicht mit kleineren Sätzen wie "Er wirkte verlegen." auflockern.

Und nicht vergessen, (fast) alles, was ich nicht ankreide, hat mir gefallen. :wink:

Sir Boro Pi
Teladi Profit
Posts: 1234
Joined: Sat, 19. Apr 08, 10:07

Re: Worte, nur Worte, nur Worte...

Post by Teladi Profit »

Boro Pi wrote:- "sch****teil"
Am Anfang des Kapitels wird das erste Teilwort ausgeschrieben, weshalb ich nicht sehe, weswegen Du es hier unkenntlich gemacht hast. Oder warst Du das garnicht, sondern der Forenfilter?
Der sch**** (mit ß), sch**** (mit ss) Forenfilter (geht mir richtig auf den Sack). :D
Boro Pi wrote:- "Pilot! Du übergeben Schiff oder Split schießen."
Der Erzähler ist allwissend, klar, aber das muss der Leser ja nicht sein. Die Geschichte folgt der Perspektive Joons. Wenn er den Satz nicht versteht, würde ich ihn für den Leser auch nicht übersetzen. Aber das ist - wie so oft - ein subjektiver Eindruck.
In der Tat.
Ich hatte bereits überlegt, ob ich die Übersetzung nicht eben deswegen weglassen sollte. Hab' mich aber dann dagegen entschieden.
Boro Pi wrote:- "Es war mehrere hundert Meter lang, bestand aus blaugrüner Energie und fletschte mit seinen Zähnen."
Wie kann denn ein Wesen, das aus Energie besteht, die Zähne fletschen? Oder einen Schnurrbart haben? :P
Weil die Äquivalente nunmal so aussehen bzw. unser Gehirn gaugelt uns etwas annähernd Bekanntes vor, wenn es was nicht interpretieren kann. :P
Boro Pi wrote:- "Die nichtmal Staubkorn großen Kerne hingegen so scharf, dass sie einem die Schleimhaut im Magen und sonstige Organe wegätzen konnte. ... um dann in der Küche eines jeden Gourmettempels zu landen."
Ist das nicht ein Widerspruch. :gruebel:
Nicht wirklich.
Wir nehmen ja auch Tabasko, Pferfferschoten und Senfkörner, sowie sonstige scharfe Mittelchen zum kochen her. Die meisten allerdings in verdünnten Zustand bzw. werden mit anderen Gewürzen relativiert.
So auch in diesem Fall. Nur die wenigsten würden wohl Säure und Co. pur zu sich nehmen. ;)
Boro Pi wrote:- "Das ist ein Ureinwohner."
Manche Dinge in der Storyline aus praehelgischen Epoche würde ich ignorieren. :roll:
Ich hab' da versucht einen Bogen zuschlagen. Und zwar von den X-BtF Avataren zu den aktuellen.
Gut, es ist einfach so, dass im Spiel etwas neu gedesignt wird, aber es hat relativ gut gepasst, um es mal zu erwähnen.
Im übrigen hatte ich in der ersten Version diesen Abschnitt nämlich noch nicht drinnen. ^^
Boro Pi wrote:Und nicht vergessen, (fast) alles, was ich nicht ankreide, hat mir gefallen. :wink:
Ich hoffe, dass ich mich mache. ^^
Eine kleine hilfe für Schreiberlinge habe ich [hier] mal versucht zu erstellen. Ich hoffe, dass die noch erweitert wird (nicht nur von mir). :)

PS
Ich hinke mit Strang Rubin hinterher (jaja, das liebe RL beansprucht auch Zeit) ...
Könnte also sein, dass der erst nächstes WE kommt.
Kreativität ohne Grenzen!
http://forum.bosl.info
Teladi Profit
Posts: 1234
Joined: Sat, 19. Apr 08, 10:07

Post by Teladi Profit »

Ei der Daus!

Jetzt sind schon ein paar Wochen in's Land gezogen und es gibt immer noch keinen neuen Strang von mir! *sich schämt*

Es gibt drei Dinge die daran Schuld sind:
1.) Das RL. Ist immer eine gute Ausrede. :D
2.) SPORE. Geiles Spiel. Aber jetzt da ich weiss was sich im galaktischen Kern befindet, lässt der Hype ein wenig nach. ^^
3.) (Der Hauptgrund!) Ich muss den ganzen Strang nochmal schreiben, weil es mir nicht gelingt bei den Split einen logischen Grundbaustein zu legen.

Ich hoffe, dass mir das vergeben wird.
Aber da sich hier sowieso nichts tut, bin ich mal nicht so enthusiastisch.
Kreativität ohne Grenzen!
http://forum.bosl.info
User avatar
TheEarth
Posts: 92
Joined: Sun, 11. May 08, 10:11

Post by TheEarth »

Gute Story ist gut so mit wiederholung der alten, vorher genannten ereignisse. Die Dialoge sind ein bisschen nervig so mit dem:

Huha shang buja (oder so)
und dann die übersetztung mach einfach nur das Deutsche dann hat das einen besseren eindurck aber, dass man sieht wer spricht durch farbkennzeichnung finde ich praktisch.

Mach weiter so die Story hat potenzial.


TheEarth
Teladi Profit
Posts: 1234
Joined: Sat, 19. Apr 08, 10:07

Post by Teladi Profit »

Strang Rubin
Kapitel XI – Flucht


Der Annäherungsalarm piepte schon die ganze Zeit und wurde immer penetranter. Bald würde die verfolgende Rakete in den Jäger einschlagen und ihn schwer beschädigen. Aber dies war eines der geringsten Probleme von Chi t’Nst. Hier in Erzgürtel durch die vielen Asteroiden zu navigieren war schon schwer genug. Bei einem Kampf in diesem Asteroidenfeld mit seinen unberechenbaren Meteoritenschauern wurde von jedem Piloten das Non-Plus-Ultra an Können und Konzentration gefordert. Ein einziger Fehler oder eine Unaufmerksamkeit und schon zerschellte man am nächsten Asteroiden. Und genau das beabsichtigte Chi t’Nst. Sie hielt direkt auf einen Asteroiden zu, während das Warnsignal des Annäherungsalarmes in immer kürzeren Abständen aufheulte und schließlich zu einem andauerndem Ton wurde. Im letzten Augenblick zog Chi t’Nst die Schnauze ihres Schiffes nach oben, um nur wenige Meter über die zerklüftete Oberfläche eines Asteroiden zu gleiten. Hinter ihr schlugen die verfolgenden Raketen ein und brachen einen Teil des Asteroiden heraus. Mehrere Schockwellen von Explosionen verrieten ihr, dass auch einige ihre Verfolger nicht mehr den Fragmenten ausweichen konnten. Chi t’Nst hoffte, dass man sie nun für tot halten würde, ging aber nicht davon aus, und nahm trotzdem Kurs auf das Osttor, anstatt sich in einem der vielen Asteroiden zu verstecken. In weniger als einer halben Stazura würde sie das Tor erreichen. Zeit genug, um darüber nachzudenken, wie es soweit hatte kommen können.

Chi t’Nst war gerade erst 16 Jazuras alt gewesen, als sie vom Militär zu einem Test eingezogen worden war. Durch eine Laune der Natur war sie mit einer sehr hohen und schnellen Auffassungsgabe ausgestattet worden. Für das Militär war sie allerdings wegen ihrer mangelnden körperlichen Konstitution nicht zu gebrauchen. Der Geheimdienst hingegen hatte dafür umso mehr Interesse an ihr gezeigt, da sie die Handelssprache perfekt beherrschte. Vier Jazuras lang wurde sie auf ihren Auftrag vorbereitet: Die Infiltrierung der argonischen Föderation. Durch eine plastische Operation wurde ihr Aussehen das einer Argonin angepasst. Ihr Auftrag war eigentlich recht einfach gehalten: Sie sollte sich bei einer High-Tech Firma einschleichen und dort für die Split Dynastie spionieren.
Der Anfang war ein leichtes, doch als die Jazuras verstrichen und sie immer tieferen sozialeren Kontakt zu ihren Kollegen und Kolleginnen bekam, kam sie ins Schwanken. Die argonische Kultur war so viel anders als die der Split. Chi t’Nst war darauf trainiert worden dem nicht zu erliegen. Sie wurde regelrecht indoktriniert die Argonen als ihren Feind zu betrachten. Doch je länger sie unter ihnen gelebt hatte, desto weniger konnte sie sie hassen.
Je schwächer die Barriere wurde, die sich Chi t’Nst um sich herum aufgebaut hatte und je mehr sie Gefühle zuließ, desto größer wurden die Probleme. Sie hatte sich ihr ganzes Leben lang von körperlichen Kontakt zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht fern gehalten. Umso schlimmer traf sie das Verlangen nach körperlichen Kontakt, als sie sich verliebte. Diese Liebe war unter Argonen kein Tabu. Aber da Chi t’Nst keine Argonin war, war diese Liebe mehr als ein Wagnis. So sehr sie auch gegen die Liebe zu einer anderen Frau ankämpfte, Chi t’Nst konnte nicht gewinnen.
Die Liebe zwischen ihnen begann harmlos bei einem geschäftlichen Abendessen zu zweit. Diesem Treffen folgten weitere und ehe sich Chi t’Nst versah, hatte sie einen Flirt am Laufen. So sehr sie sich auch dagegen gesträubt hatte, ihr Unterbewusstsein hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Liebe zu einer Frau war in der Split Kultur per Todesstrafe verboten. Doch hier bei den Argonen interessierte es niemanden weiter wer welches Geschlecht bevorzugte. Unter anderem war dies einer der Gründe, warum die Split die Argonen als ein verweichlichtes Volk ansahen. Doch Chi t’Nst konnte durch das jazuralange Leben unter den Argonen verstehen, dass das vermeintlich verweichlichte Gedankengut und ihre Einstellung sie nicht schwach machten, sondern ihnen eine Stärke ohnegleichen gab. So sehr die Split auch den Argonen an physischer Kraft überlegen waren, die Argonen konnten durch ihre Liebe Kräfte mobilisieren, die für einen Split unvorstellbar waren.
Verzweifelt über ihre Gefühle zu einer argonischen Frau hatte sich Chi t’Nst zurückgezogen. Sie war aufs Land geflohen, wo ihr der Split Geheimdienst eine Zweitwohnung für Notfälle eingerichtet hatte. Doch schon bald war sie aufgespürt worden und konnte dem Drang nicht mehr widerstehen. Sie gab sich ihm hin. Ohne auf die Konsequenzen zu achten. Bereits nach der ersten gemeinsam verbrachten Nacht wusste ihr gegenüber, dass sie eine Split war. So gut auch die plastischen Chirurgen gearbeitet hatten, einige Merkmale ließen sich nicht tarnen. Doch das störte nicht. Keine von beiden Frauen hatte mehr ein Problem mit dieser Interspeziesliebe. Chi t’Nst wusste schon längst nicht mehr, zu welchem Volk sie gehörte. War sie nun Split, von Geburt wegen? Oder war sie Argonen, von Gedanken wegen? Diesen Konflikt sprach sie aus, doch ihre Liebe hatte darauf keine passende Antwort parat. Aber das brauchte sie auch nicht. Es war egal. Chi t’Nst war in ihrem Leben das erste Mal so etwas wie glücklich und geborgen.
Doch dann passierte ein Unfall in einer der High-Tech Anlagen, die sie zu beaufsichtigen hatte. Ein Biochemisches Gas war ausgetreten und hatte jeden getötet. Nur nicht Chi t’Nst. Auf dem Weg zur Krankenstation der Anlage setzte eine Reaktion der Biochemikalie mit ihrem Organismus ein. Ihr Äußeres, sorgfältig präpariert, veränderte sich. Von Gefühlen zerfressen zu welcher Spezies sie gehörte, war nun ein weiteres hinzugekommen. Ihre einst dunkle lederartige Haut einer Split hatte sich verändert und schimmerte nun in fahlem gelb und grün durch ihre Tarnhaut. Auch ihre Haare verfärbten sich von einem kastanienrot zu einem weißblond mit dünnen unscheinbaren blauen Strähnen. Schließlich veränderten sich auch ihre Augen. Von einem dunklen braun, fast schwarz, veränderte sich ihre Iris in ein strahlendes hellblau. Im Geiste zerrissen, war sie nun auch körperlich weder Argone, noch Split.

Jetzt saß Chi t’Nst im Pilotensessel einer uralten Mamba MK I, die sie als Fluchtmittel bereitgestellt bekommen hatte. Natürlich war man nie davon ausgegangen, dass das Schiff je gebraucht werden würde, so war es in keinem besonders gutem Zustand in dem Weltraum geflogen. Es war ein Wunder, dass sie den Atmosphärenflug überhaupt überlebt hatten.
Hinter Chi t’Nst saß ihre Fluchthelferin und Geliebte. Nichts schien darauf hinzudeuten, dass sie es bereute ihr geholfen zu haben. Doch Chi t’Nst wusste, dass sie beide jetzt auf der Flucht waren. Gejagt von den Argonen und den Split.
Chi t’Nst atmete tief ein und roch das Aroma von Zimt und Curry. Am Anfang ihrer Beziehung hatte sie diesen Geruch gehasst. Doch jetzt, nach so langer Zeit, hätte sie nichts lieber gerochen.

„Mein Äußeres verändert sich.“
„Ist das so wichtig, Chi?“
„Ist es das denn nicht?“
„Nein. Für mich nicht.“

Diese warme von Zuneigung geschwängerte Stimme ließ Chi t’Nst frösteln. Die Argonen waren wirklich soviel anders als die Split. Bei den Split ging alles um das Äußere. Oder besser gesagt um den Körper. Je stärker desto besser. Je durchtrainierter desto mächtiger. Macht war alles. Stärke war alles. So hieß es zumindestens und Chi erkannte wie viele Fehler doch die Split hatten. Wie viele Fehler die Argonen hatten. Wie viel sie voneinander lernen konnten.
Bei der stählernen Bestie des Misstrauens, das würde niemals passieren!

„Ich habe keine Nase mehr.“
Ein ungezwungenes Lachen ertönte hinter Chi.
„Das sollte jetzt wirklich unser kleinstes Problem sein.“

In der Tat. Sie hatten das Sprungtor nach Wolkenbasis SüdOst erreicht, doch es wurde von einer Korvette der Zentaur-Klasse blockiert.

„Hier Sektorwache 89A. Feindliches Split-Schiff, stoppen sie ihren Flug, deaktivieren sie ihre Waffen und Schilde. Lassen sie ihre Geisel frei und ergeben sie sich. Ihnen wird kein Leid zugefügt.“

„Was jetzt?“
„Ich weiß nicht.“

„Feindliches Split-Schiff, hören sie mich?“

Chi t’Nst wusste weder ein noch aus. Sollte alles nun hier enden? Wäre sie ein Mann und im Split Militär, so würde sie bis auf den Tod kämpfen. Die Verluste wären ihr egal. Aber weder war sie ein Mann, noch war sie im Split Militär. Auch wollte sie nicht das verlieren, was sie in ihrer Geliebten gefunden hatte.
Chi hatte ihre Hand, an der langsam wieder der sechste Finger zum Vorschein kam, bereits am Funkgerät, als sich ein starker Zimt-Curry Geruch neben ihr ausbreitete und ein Hauch in ihr flüsterte.

„Lass uns fliehen.“

Drei Worte. So voller Verheißung und doch unmöglich. Oder nicht? Entgegen aller Vernunft, vielleicht war es auch ihre Splitader, drehte sie ab und flog wieder in das Asteroidenfeld hinein.

„Wir können nicht entkommen.“

Es war eine Feststellung. Doch wer nahm die Realität schon so wahr, wie sie war? Jeder versuchte sie so zu ändern, wie sie ihm am Besten passte, auch Chi t’Nst.
So unwahrscheinlich es auch sein mochte, die Realität schien sich tatsächlich zu ihren Gunsten zu verändern. Vor ihnen tauchte ein argonischer Frachter auf, der gerade dabei war seine Frachtluken zu öffnen, um Erzbrocken einzusammeln, die er vorher abgebaut hatte.

„Wir steigen aus.“
„Wir tun was?“

Der Schreck stand Chis Geliebten ins Gesicht geschrieben.

Während zwei Astronauten im Weltall auf einen Frachter zutrieben und ihn als blinde Passagiere betraten, flog eine Mamba unkontrolliert weiter und zerschellte an einem Asteroiden.
Last edited by Teladi Profit on Sun, 1. Feb 09, 11:16, edited 1 time in total.
Kreativität ohne Grenzen!
http://forum.bosl.info
Teladi Profit
Posts: 1234
Joined: Sat, 19. Apr 08, 10:07

Post by Teladi Profit »

Kapitel XII – Eskorte

Chi t’Nst saß in einer Argon Nova MK II und haderte ein wenig mit ihrem Schicksal. Als man sie an Bord des argonischen Frachters fand, hatte Chi bereits den Gedanken an ein freies Leben aufgegeben. Sie hatte sich bereits ausgemalt, wie es wohl in einem argonischen Gefängnis aussehen mochte. War es so kalt, dunkel und modrig wie das der Split? Oder waren die Argonen selbst zu ihren Gefangenen gegenüber noch human? Doch anstatt den Behörden überstellt zu werden und ins Gefängnis zu wandern, hatte sie die Zuzaimei Incorporated verpflichtet. Und zwar als Pilotin, die Frachter eskortieren sollte. Es war keine große Überlegung, dieses Angebot anzunehmen. Ihr altes Leben als Chrestin Sperror, Agentin der Split Dynastie, hatte sie hinter sich gelassen und lebte nun wieder unter ihrem richtigen Namen, Chi t’Nst, weiter.

Chi flog schräg über der Backbordseite eines argonischen Mammuts und beobachtete die glitzernden Sterne. Sie hatte das Licht im Cockpit gedämpft. Obwohl sie jetzt nicht mehr ganz wie eine Split aussah, so war helles Licht noch immer recht unangenehm für sie. Wie für alle Split. Wieder etwas, wo alle Split indoktriniert werden: Die Argonen brauchen mehr Licht um etwas zu erkennen. Die Split sind in dieser und wie in vielen anderen Sparten den Argonen weit überlegen. Chi t’Nst konnte nicht wirklich beurteilen, ob das bessere Sehen bei gedämpften Licht ein Vorteil war. Wahrscheinlich sahen die Argonen und Split gleich, aber aus verschiedenen Winkeln.
Chi t’Nst hatte in letzter Zeit sehr viel Zeit gehabt um über die Beziehungen zwischen den Split und Argonen nachzudenken, aber auch um sich über ihre Beziehung mit einer argonischen Frau klar zu werden. Einerseits war es eine schöne Zeit und eine interessante Erfahrung mit einem Lebewesen aus einer anderen Rasse intimen Kontakt zu haben. Doch andererseits waren die körperlichen Unterschiede nicht zu übersehen, die einer erfüllende Liebe zwar nicht gerade entgegenstanden, aber doch verwirrend wirken mochten.

Lichtreflexionen rissen Chi t’Nst aus ihren Gedanken. Sie waren am Ziel angekommen. Hier, im Sektor Trantor, schwebte vor ihnen eine über 700 Meter lange blauweiße Leiche. Das Ziel dieser Operation war es den kristallisierten Raumdrachen zu bergen, den ein gewisser Joon Yemai erlegt hatte. Chi hatte diesen Argonen kurz kennen gelernt. Er kam ihr zurückhaltend und schwach vor, doch hinter seinen Augen brannte ein Feuer, dass selbst einen Split verzehren konnte. Chi empfand es als akzeptabel von einem solchen Exemplar der Argonen Befehle entgegen nehmen zu müssen.
Sie verringerte die Geschwindigkeit ihrer Nova und beobachtete, wie mehrere argonische Scoutschiffe vom Typ Discoverer MK III vom riesigen Mammut-Transporter abdockten und den kristallisierten Leichnam des Raumdrachen umkreisten, ihn sondierten. Nach mehreren Mizuras des Scannens wurden Astronauten mit Kabeln ausgeschleust, die diese am Kristallkörper anbringen sollten. Dieses Vorhaben würde einige Stazuras in Anspruch nehmen, denn den Körper unversehrt an Bord zu nehmen hatte die oberste Priorität bei dieser Bergung.

Die Bergung des Raumdrachen hatte nicht nur Reporter angezogen, sondern auch Interessierte und Möchtegernhelden, die etwas vom Kuchen abhaben wollten. Doch diese stellten keine große Bedrohung dar. Nach einer Stazura hatte es nur einmal einen kleineren Zwischenfall gegeben, als ein Raumtourist mit seinem privaten Raumgleiter auf dem kristallisierten Körper des Raumdrachen landen wollte, um sich ein Stückchen vom ihm als Souvenir mitzunehmen. Doch ein Warnschuss von Chi t’Nst hatte bereits ausgereicht um dem Souvenirjäger zu vertreiben. Weitere Vorfälle dieser Art hatten sich dann nicht weiter ereignet.
Allerdings kam es nach einer weiteren Stazura, während eines Schichtwechseln der Astronauten, die noch immer dabei waren die vielen Kabel am Körper des Raumdrachen zu befestigen, zu einem unliebsamen Besuch. Piraten. Anscheinend waren sie hierher unterwegs gewesen, um nach ihren vermissten Genossen zu suchen oder auch nur, um ihre Arbeit zu übernehmen. Aber egal warum sie auch hier waren. Sie schienen in der Bergung des Raumdrachens eine Chance auf Profit zu sehen. Und dies bedeutete für Chi t’Nst und den anderen Piloten der Eskorte Arbeit.

Plasma brannte sich durch die Schutzhülle und es roch nach verschmortem Plastik, sowie in Brand geratenen Kunststoff. Doch dies störte Chi t’Nst nicht weiter. Sie war vollkommen von der Situation eingenommen und musste sich darauf konzentrieren nicht einen weitere Treffer abzubekommen.
Der Kampf dauerte bereits schon mehrere Mizuras und die Mehrzahl der Piraten hatten bereits ihr Leben verloren oder das Weite gesucht, nachdem ihre Schiffe stark beschädigt wurden. Doch dieser eine Pirat hier hatte weder vor aufzugeben, noch zu fliehen. Von daher blieb Chi und ihren Kollegen nur die Option ihn zu eliminieren.

„Bahehih dahehrah gahohlahdahehnahehnah Bahehssthaiheh dahehrah Hahahrahthanahahehschehkahihgahkahehihtha, gahlahehihschehhah hahahbaheh ihchehhah dahihschehhah!“
*Bei der rubingoldenen Bestie der Hartnäckigkeit, gleich habe ich dich!*


Der Kampf hatte Chis Split-Instinkte aus ihrem tiefen Schlaf gerissen. Blut rauschte in ihrem Gehörgang und pulste durch ihre Adern, um ihre Wahrnehmung zu verbessern. Ihre Pupillen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen und fixierten den purpur leuchtenden Punkt außerhalb des Cockpits, der einen feinen aber deutlichen lilanen Schweif hinter sich herzog. Den zweiten Zeigefinger fest am Kontrollpult eindrückend lösten sich giftgrüne Energiegeschoße aus den Flanken der Nova und rasten auf den fixierten Punkt zu, der das letzte übrig gebliebene Raumschiff der Piraten darstellte. Um nur wenige Sezuras später in dieses einzuschlagen und zur Explosion zu bringen.

Chi t’Nst landete ihre schwer angeschlagene Nova im Hangar des Bergungskreuzers und betrachtete von einem Aussichtsfenster aus weiter die Bergungsarbeiten, die wieder aufgenommen wurden, nachdem der Piratenangriff erfolgreich zurückgeschlagen worden war.
Hier, in einem kaum benutzten Verbindungsgang, war es still und Chi konnte über einige Dinge nachdenken.
Die brennenste Frage war: Was wollte man mit einem Kadaver eines Raumdrachen? Sicher, diese neue Spezies musste erforscht werden. Wer wusste schon, was für Gefahren für sie für den interstellaren Raumfahrtverkehr darstellten. Aber Chi hatte so das Gefühl, dass mehr dahinter steckte. Viel mehr.
Kreativität ohne Grenzen!
http://forum.bosl.info
Teladi Profit
Posts: 1234
Joined: Sat, 19. Apr 08, 10:07

Post by Teladi Profit »

Kapitel XIII – Das Schiffswrack

Chi t’Nst saß nun in einem geliehenen Elite MK II da ihr früheres Schiff, eine Nova MK II, zu sehr beschädigt war, als dass man noch mit diesem hätte rumfliegen können. Sie war ausgesandt worden, weil man einen Notruf eines Frachterpiloten aufgefangen hatte.

Linie der Energie wurde von einem trüben Planeten und dessen Begleiter beherrscht, deren Namen Chi nicht geläufig waren. Der Notruf kam aus der Nähe des Mondes und so setzte sie Kurs zum Mond. Zwei Staffeljäger der Buster Mark 3 Klasse wurden ihr als Wingmen zugeteilt. Nicht, dass sie Hilfe bei einer Erkundungsmission gebraucht hätte, aber so war es nun mal Vorschrift.

Die Mizuras zogen sich hin und wurden zu einer Inzura, als Chi und ihre beiden Flügelmänner den Frachter auf den Schirm bekamen, der den Notruf ausgesandt hatte. Was sie sahen, ließ sie die Stirn runzeln. Auf der Steuerbordseite war der ganze Frachter von Bug bis Heck aufgerissen. Aber das war nicht das, was Chi und die anderen veranlasste aufzupassen. Aus dem Riss ragte eine seltsame Substanz hinaus ins All. Sie schien gefroren zu sein. Vorsichtig und behutsam flogen die drei Schiffe mehrmals um das Wrack, wobei ihre Schleifen immer enger wurden. Auf den Sensoren war der Frachter energetisch tot. Aber nur weil der Scanner anzeigte, dass es keine Energie und keine Lebewesen an Bord gab, musste das auch stimmen.

„Was zur Hölle ist hier passiert?“ Fragte der eine Pilot.
„Du glaubst an die Hölle?“ Fragte darauf der andere.
„Schnauze!“ Konterte der erste heftiger als gewollt.
„Yare. Yare. Calm Down!“ Versuchte der Zweite den Ersten zu beruhigen.
„Beide, Schluss jetzt!“

Chi t’Nst drehte noch eine runde um das Wrack und entschied dann einen Blick hinein zu werfen, was ihren beiden Begleitern nicht sehr gefiel.

Stahlblaue Energie wirbelte Moleküle und Atome durcheinander, bis aus dem Energiewirbel ein Muster entstand. Das Muster einer humanoiden Frau. Chi t’Nst überprüfte den Sitz ihres Weltraumanzugs und die eingeblendeten Anzeigen. Der Anzug funktionierte einwandfrei. Wie Chi es erwartet hatte, war keine Atmosphäre mehr im Frachter vorhanden. Sie befand sich in der Nähe des Cockpits und ging nun vorsichtig auf dessen Schleuse zu. Unheimlich lautlos glitt das Schott zur Seite und gewährte Chi einen Blick hinein ins Cockpit. Anzeigen waren explodiert. Schalter waren geschmolzen. Das Cockpitfenster hatte Risse. Doch vom Piloten und der Crew war nichts zu sehen. Keine Leichen. Chi versuchte die Energie wieder online zu bringen, um über den Bordrechner herauszufinden was geschehen war. Aber bei der Zerstörung war das ein Ding der Unmöglichkeit.
Vorsichtig arbeitete sich Chi vom Cockpit aus in Richtung Frachtraum vor, um über diesen zum Maschinenraum zu gelangen. Vielleicht erhielt sie dort ein paar Antworten darauf, was hier geschehen war.
Obwohl es keine Luft in diesem Wrack gab, hatte Chi immer wieder das seltsame Gefühl das Knacken und Knarren von nachgebenden Verstrebungen zu hören. Ihre Sinne schienen ihr Streiche zu spielen. Doch warum? Sie empfand diese Außenmission weder als gruselig, noch als unheimlich. Dennoch blieb ein unbehagliches Gefühl in ihrer Magengegend zurück.
Als Chi das Schott zum Frachtraum erreichte und damit auch zum aufgerissenen Teil des Frachters kam, konnte sie an der Türe ein Symbol erkennen. Es waren drei Sicheln, die einen Totenkopf umrahmten. Paranidische Piraten. Chi wollte sofort ihre beiden Begleiter anfunken, aber diese meldeten sich nicht. Auf dem Kanal war nur zerhaktes Rauschen zu hören. Waren sie in einen Hinterhalt geraten? Kämpften beide da draußen gerade um ihr Überleben, oder waren sie bereits mitsamt ihren Schiffen vernichtet worden? Chi mochte sich nicht ausmalen, was man mit ihr anstellen würde. Doch, warum wurde so ein Aufwand betrieben um jemanden hierher zu locken? Grundsätzlich kamen nur Patrouillen soweit aus einem Sektor heraus und überprüften solche Notrufe. Irgendetwas stimmte hier nicht. Doch nur was?

Als Chi die Schleuse öffnete tat sich vor ihr seltsames auf. Der ganze Frachtraum war von einer kristallinen Masse bedeckt worden. Und es war auch das, was in den Weltraum hinausragte. Was sie beim Anflug auf das Wrack fälschlicher Weise für eine gefrorene Flüssigkeit hielt. Ihr Anzug reagierte, indem er erhöhte Strahlenwerte anzeigte. Was hatten diese Piraten nur transportiert? Chi blickte sich um und erschrak, als sie jemanden von der Crew entdeckte. Es war ein Argone, männlichen Geschlechts. Er war von dieser kristallinen Substanz vollkommen überwuchert, aber trotzdem konnte man sein schmerzverzerrtes Gesicht deutlich erkennen. Chi wagte es nicht die Substanz anzufassen, wer wusste schon, was dann passieren würde. Sie blieb wachsam auf ihrem Weg durch den Frachtraum, doch es war ihr nicht vergönnt unbeschadet auf die andere Seite zu gelangen. Eine kleine Unachtsamkeit genügte und Chi trat auf die kristalline Substanz, die sofort damit begann ihren linken Fuß empor zu kriechen. Vergeblich versuchte sie sich zu befreien. Also nahm sie ihre Impulsstrahlpistole und schoss, mit niedriger Energie, auf die Substanz, die ihren Oberschenkel bereits erreicht hatte. Doch anstatt dass die Substanz zerfiel, breitete sie sich nur schneller aus und hatte schon Chis Knie und dann den Oberschenkel eingenommen. Leicht von Panik ergriffen schlug Chi mit dem Kolben der Impulsstrahlpistole auf die Substanz ein und tatsächlich, sie fing an zu bröckeln. Hart und erbarmungslos schlug Chi immer und immer wieder zu, ohne Rücksicht auf selbst zufügende Verletzungen, bis sie endlich frei war. Hastig zog sich Chi zum Maschinenraum zurück, wo sie weitere kristallisierte Leichen der Crew fand. Sie schienen einen aussichtslosen Kampf geführt zu haben. Ihre Körper waren dem Anschein nach unversehrt eingeschlossen worden. Doch Chi konnte diesen Anblick von schmerz- und angstverzerrten Gesichtern nicht lange standhalten, obwohl sie schon schlimmeres gesehen hatte. Eilig suchte sie nach dem Computerkern, entfernte ihn und sprengte dann die Notausstiegsluke in den Weltraum. Kaum dass sie das Schiffswrack verlassen hatte, kamen auch wieder Funksignale ihrer Begleiter herein. Sie hatten sich Sorgen gemacht, als der Kontakt abgerissen war, als sie den Frachtraum betreten hatte. Anscheinend hatte die kristalline Substanz signalschluckende Eigenschaften.

Als Chi mehrere dutzend Meter vom Frachterwrack entfernt im Raum trieb, holte die automatische Rückholfunktion sie wieder an Bord ihres Schiffes. Als die stahlblaue Energie ihre Existenz zerriss und sie auf ihrem Schiff wiedergeboren wurde, hatte sie das seltsame Gefühl von jemanden oder etwas berührt worden zu sein. Sie konnte sich dieses Phänomen nicht erklären. Vielleicht war es auch nur eine Halluzination gewesen, die jetzt nachträglich zu diesem Erlebnis einsetzte. Doch wie dem auch war, Chi setzte einen Funkspruch zum Z.Inc. Großraumtransporter der Mammutklasse ab und freute sich schon auf eine heiße Dusche.
Kreativität ohne Grenzen!
http://forum.bosl.info
Teladi Profit
Posts: 1234
Joined: Sat, 19. Apr 08, 10:07

Post by Teladi Profit »

Kapitel XIV – Die Geisterstation

Es war bereits eine Wozura vergangen, seit Chi von ihrer Schiffswrack-Mission zurückgekehrt war. Seitdem war sie von der Zuzaimei Incorporated, kurz Z.Inc. (bei den Argonen scherzhafter Weise auch ‚Zink’ genannt), bis auf weiteres freigestellt worden. Ihre freie Zeit hatte Chi damit verbracht den erweiterten Komplex in Antigone Memorial abzugehen. Er war groß. Neben Silizium- und Erzminen waren nun auch Kristallfabriken und Sonnenkraftwerke dem Komplex hinzugefügt worden. Die Z.Inc. wuchs schnell. Bereits ein Jazura nach dessen Gründung umfasste die Firma mehrere Fabriken in einem Komplex zusammengefasst, der einen beträchtlichen Umsatz abwarf. Doch darüber machte sich Chi nicht wirklich viele Gedanken. Ihre Gedanken galten etwas anderem, jemand anderem.
Ihr Name war Arin Phoso und diese Frau, eine Argonin, hatte ihr vor kurzem einen Heiratsantrag gemacht.
Es war nichts außergewöhnliches, wenn zwei verschiedene Spezies Interesse aneinander zeigten. Doch eine Verbindung war bis zur heutigen Zeit eine Seltenheit, die man nicht so einfach eingehen konnte. Chi dachte nicht so sehr an die bürokratischen Formalitäten, diese konnten sicherlich bewältigt werden. Nein, sie dachte eher an die Leute, die sie kannten und mit denen sie zusammenarbeiteten. Wie würden sich diese Leute ihnen gegenüber verhalten, wenn sie von dieser Verbindung erfuhren?

Chi kam nicht mehr dazu ihre Gedanken mit ihrer Lebensgefährtin zu besprechen, denn sie wurde zu einem Einsatz gerufen. Priorität: Grau. Level: 8. Dies hieß: Geheim und gefährlich.

Die Z.Inc. hatte von der argonischen Regierung einen besonderen Auftrag erteilt bekommen. In einer ihrer medizinischen Forschungseinrichtungen kam es zu einem Unfall. Genauere Informationen waren streng vertraulich und wurden nur den Mitglieder der Einsatztruppe mitgeteilt, die zu dieser Mission aufbrechen sollten. Unter ihnen Chi t’Nst.

Die Forschungsstation war als Komplex getarnt, der weiter außerhalb einer jeden Ekliptik lag. Ihr Ziel war ein unerforschter Sektor, der zwischen den argonischen Sektoren M148 und Nathans Reise lag. Für die Reise in das weit entfernte östliche Gebiet der Argonen, wurde von diesen eine Korvette vom Typ Zentaur mit Sprungantrieb bereitgestellt.
Auf die Frage hin, wieso die argonische Regierung nicht selber nach dem Rechten schaut, wurde darauf verwiesen, dass ihre Kräfte derzeit an anderen Orten gebunden waren. Was nach einer äußerst fadenscheinigen Ausrede klang und wahrscheinlich auch war. Zudem stellte sich die Frage, warum eine medizinische Forschungseinrichtung in einem unerforschten Sektor errichtet wurde, noch dazu weit außerhalb jeder Ekliptik. Aber dazu schwiegen sich die Auftraggeber aus.

Die Wirbel aus weißblauer Energie des Sprungtunnels eines Sprungantriebs unterschieden sich für Chi t’Nst in keinster Weise von jenen, die sich zwischen zwei Sprungtoren aufbauten. Der schmale, etwas ovalförmige Zentaur, der Chi irgendwie an eine gequetschte argonische Zigarre erinnerte, brauchte nur wenige Mizuras um die Strecke zwischen den Sektoren Antigone Memorial und dem unerforschten Sektor, westlich von Nathans Reise, zu überbrücken. Eine Reise ohne Sprungantrieb hätte mit einem konventionellen Antrieb über die normalen Routen wohl mehrere Mazuras beansprucht.

Der Zentaur brauchte vom Osttor aus, das nach Nathans Reise führte, über vier Stazuras um überhaupt in die Scannerreichweite der Forschungsstation zu gelangen. Ihr Abbild war auf allen Monitoren der Korvette abrufbar und ließ erkennen, dass sich diese Station autark versorgen konnte. Vom diskusförmigen Kontrollzentrum aus, das auf einem Asteroiden verankert war, breitete sich auf der einen Seite ein Flügel aus, der von Agrarzentren bekannt war. Wie eine Art Heiligenschein thronte über dem Kontrollzentrum ein Solarpanel, dass genau auf eine weit entfernte Sonne ausgerichtet war. Dieser abstrakten Konstruktion war ein zweiter ‚Flügel’, dem anderen entgegengesetzt, angebracht worden. Dies schien auch der Hauptforschungsbereich zu sein, während alle anderen Anbauten nur zur Versorgung zu dienen schienen.

Die Sicherheit bei dieser Mission hatte oberste Priorität. So hatte der Zentaur wieder abgedockt, als die Einsatzgruppe zur Forschungsstation übergesetzt hatte und kreuzte nun vor der Station rum. Auch die Einsatzgruppe hatte ein Bedürfnis an Sicherheit gehabt. So trug jedes Mitglied einen Isolationsanzug, der (durch einen integrierten Schild) weder Strahlung noch (durch spezielle Verbundstoffe) Mikroorganismen zum Träger durchließ. Bewaffnet mit Impulsstrahlpistolen, Partikelschnellfeuergewehren und Plasmagranaten schien dieses Einsatzteam eher auf eine militärische Operation ausgelegt und nicht auf eine Erkundungs- und Rettungsmission geschickt worden zu sein.

Es war düster im Zugangsstollen. Es brannten nur wenige Lichter und die, die brannten, taten dies nicht kontinuierlich. Sie flackerten und pulsierten in den unterschiedlichsten Rhythmen. Was war hier nur geschehen?

„Was ist mit der Energieversorgung los?“ Eine berechtigte Frage.
„Die Energieversorgung macht mir kein großes Kopfzerbrechen. Ich frage mich eher was mit den Wissenschaftlern hier passiert ist.“
„Wieso?“
„Ich erhalte nur ein Lebenszeichen.“
„Nur eines?“
„Hai. Allerdings nicht sehr stark.“
„Aber hier arbeiteten mindestens zwei Dutzend Wissenschaftler ...“

Die Gruppe bewegte sich langsam durch die Stollen, deren flackernde Beleuchtung die Schatten an den Wänden zu unheimlichen Leben erweckten.

„Ich wusste es! Sie haben hier bestimmt mit etwas Gefährlichem rumexperimentiert und sind alle draufgegangen!“
„Jetzt werd nicht hysterisch! Vielleicht ist ihnen auch die Flucht von der Station gelungen. Ich hab bis jetzt noch keine Leiche gesehen.“
„Und was ist mit der Anzeige des verbliebenen Lebewesens?“

Ratloses Schweigen.

Die Außenlautsprecher übertrugen das Knirschen von Asteroidengestein unter ihren Fußsolen in ihre Helme und ließ so manch hartgesottenen Veteran frösteln. Mit den Partikelschnellfeuergewehren, kurz PSGs, im Anschlag arbeitete sich die Gruppe langsam und vorsichtig weiter. Doch auf ihrem Weg zum Kontrollzentrum passierte nichts. Rein gar nichts. Und das machte sie nervös. Eigentlich hätte der Computer der Station schon längst ihre Identität überprüfen oder sie umbringen müssen. Etwas stimmte hier nicht. Und das Gemurmel des nervösen Mannes von vorhin, der die ganze Zeit über nicht mit seinen Kommentaren zurückhalten konnte, tat das seine dazu um alle anderen der Gruppe ebenfalls nervös zu machen.

An der Gabelung zu den einzelnen Bereichen des Forschungszentrums tauchte das erste Problem auf. Eigentlich sollte die Truppe nun in das Kontrollzentrum eindringen, doch die Sicherheitsschotte waren aktiviert worden und konnten von dieser Seite aus nicht deaktiviert werden. Der Techniker der Gruppe hatte eine einfache Idee, wie man die Sicherheitsschotte deaktivieren konnte. Man müsste einfach nur zur Energieversorgung spazieren und dort eine energetische Rückkopplungsschleife im Sicherheitssystem auslösen. Also teilte sich die Gruppe auf. Während Chi und die meisten der Gruppe am Schott blieben, ging der Techniker mit einer Eskorte zum Solarpanel.

„Mir gefällt das immer weniger.“
„Jetzt halt endlich die Klappe.“
„Halt doch selber die Klappe.“
„Du verhältst die wie ein Weib.“
„Lieber weibisch und am Leben, als ruhig und tot.“
„Was soll schon passieren?“

Was sollte schon passieren? Über Funk meldete sich ein paar Mizuras später der Techniker wieder und meldete, dass man die ersten Leichen gefunden hatte. Sie waren grotesk entstellt. So, als hätte sie etwas aufgefressen. Diese Nachricht löste bei einem Mitglied der bereits nervösen Mannschaft einen hysterischen Anfall aus.

„Ich wusste es! Wir werden alle sterben!“

Wie konnte nur so jemand durch die psychologischen Tests kommen? Chi nahm ihre Impulsstrahlpistole, kurz ISP, zielte auf den Mann und drückte ab. Bewusstlos fiel er in sich zusammen. Zwei Männer nahmen ihn in ihre Mitte und trugen ihn durch das nun geöffnete Sicherheitsschott. Der Techniker hatte auch die Energieversorgung der Beleuchtung neu kalibriert, so dass nicht mehr das Licht flackerte. Chi befahl ihm und seiner Eskorte im Solarpanel zu bleiben, falls weitere Hindernisse auftauchen würden. Zudem sollten sie, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, die Leichen untersuchen.

Während die Untersuchung lief und Chi auf den Report wartete, rückte die Gruppe um sie weiter vor. Der Bewusstlose wurde wohl oder übel mitgeschleppt und bremste sie etwas aus. Nur wenige Mizuras nachdem sie das Kontrollhabitat betreten hatte, knackte es vernehmlich aus den Lautsprechern. Ein Monitor an der Wand flackerte und zeigte dann das Gesicht eines alten Argonen mit weißem, zerzausten Bart und wirr davon stehenden Haaren.

„Gehen sie!“
„Wer sind Sie?“
„GEHEN SIE!“
„Was ist hier passiert?“
„Sie gehen nicht?“
„Was wurde hier erforscht?“
„Also nein.“

Der Monitor erlosch und das weiße Licht der Umgebung verfärbte sich ins Rote. Ein kaum wahrnehmbarer grellgelber Strahl schoss aus einer Ecke auf sie zu und traf den Bewusstlosen Argonen in der Brust. Obwohl er einen Schutzanzug getragen hatte, klaffte nun ein riesiges Loch in seiner Brust. Blitzschnell reagierte ein Mann aus der Gruppe und nahm die Ecke unter Feuer, aus der der Schuss kam. Rauch versperrte für kurze Zeit ihre Sicht und niemand war sich sicher, ob das versteckte Geschütz vernichtet worden war. Aber da es keinen weiteren Schuss gab, war dem wohl doch der Fall.

„Sie sollten lieber gehen. Solange sie noch können.“
„Wir bleiben. Die Regierung ...“
„... hat keine Ahnung. Genauso wenig wie sie.“
„Dann helfen sie uns auf die Sprünge.“

Der alte Argone schüttelte den Kopf und gab sich geschlagen. Während seiner Erklärung kam es immer wieder zu Interferenzen.

„Hier wurden bis vor Kurzem einige Exemplare der Khaak gefangen gehalten und studiert. Wir haben mit ihnen Experimente gemacht. Wir sollten herausfinden wie ihr biologischer Aufbau ist und wie man sie effektiv bekämpfen kann. Unter anderem wurden hier psychische Verfahren angewendet um die Khaak von ihrem Schwarmdenken zu trennen. Auch haben wir biologische Waffen entwickelt, die für den Organismus der Khaak schädlich sind. Eigentlich hätte es nicht passieren dürfen ...“
Der alte Mann schien sich zu sammeln und deswegen unterbrach niemand ihn. Doch ein jeder hing in dieser Zeit seinen eigenen Gedanken nach.
„Die Testreihe mit den psionischen Waffen schlug fehl, doch die biologische Kriegsführung brachte rasch Erfolge. Einer unserer Mitarbeiter hatte bei der letzten Testreihe der psionischen Waffen die Idee diese mit den biologischen zu kombinieren. Daraus resultierte eine verheerende Mutation.“
Der Wissenschaftler im zerzausten Zustand schüttelte seinen Kopf und man konnte ihm ansehen wie sehr ihn die ganze Geschichte mitnahm.
„Durch die psionische Strahlung mutierte die Biowaffe, ein Virus der das Nervenzentrum angreift. Durch die Mutation starb der Test-Khaak nicht, so wie die anderen, sondern wurde wahnsinnig und zerstörte das Isolationslabor mit einer uns unbekannten Methode. Da die psionische Bestrahlung noch lief und nun auch die Beobachtungs- und Kontrollräume überflutete mutierte der Virus enorm schnell. Während der Khaak im Sauerstoff-Stickstoff-Gemisch unserer Atmosphäre verendete, passte sich der Virus an und sprang auf die Wissenschaftler über. Die Folge war Wahnsinn. Eine enorm hohe Paranoia und eine damit einhergehende nicht vorhandene Hemmschwelle zur Gewaltbereitschaft.“
Der Argone mit den fast toten Augen sah müde und erschöpft aus. Lange würde er diesem Druck nicht mehr standhalten.
„Der Virus verbreitete sich schlagartig. Das Luftfilterungssystem war mit der enormen Vermehrungsrate überfordert und gab schon wenige Mizuras nach der Kontamination den Geist auf. Das Kontrollzentrum hatte zum Glück eine eigenständige Umweltversorgung, doch zum Zeitpunkt der Katastrophe war ich der einzige, der sich hier aufhielt. Ich konnte gerade noch so die Verriegelungsprozeduren einleiten und darauf hoffen, dass sich alles legt. Doch dem war nicht so. Ich konnte auf den Kontrollbildschirmen verfolgen, wie sich alle gegenseitig umbrachten. Es war grausig.“
Der alte Mann schien fertig zu sein. Irgendwie umspielte ein leichtes Lächeln seinen Mund. Vielleicht, weil er sich alles von der Seele reden konnte und dies ihn von einer großen Last befreit hatte. Er tippte etwas außerhalb des Bildschirms rum und wandte sich dann wieder Chi und ihrer Gruppe zu.
„Sie sollten nun gehen. Ich habe die Selbstzerstörung der Station initiiert. Es werden nicht viele Trümmer übrig bleiben. Sollten sie bis nach draußen schaffen und zur argonischen Regierung kommen, dann richten sie ihnen aus, was hier passiert ist und sie sollen meine Familie kontaktieren.“

Als Chi ihren beiden Kameraden im Solarpanel bescheid geben wollte, kamen nur abgehakte Laute durch, Stöhnen und dann Schreie des Grauens.

„Was war das?“
„Die letzten Infizierten. Es tut mir leid. Ihre beiden Kollegen haben es nicht geschafft.“

Chi wandte sich halb ab, als sie die entscheidende Frage stellte:
„Wer sind sie?“
„Bren Tanna. Hausmeister.“

Mit Müh und Not konnte sich der klägliche Rest des Rettungsteams aus der Forschungsstation retten, bevor diese in einer gleißenden Explosion verging.

Nach diesem Abenteuer hatte Chi t’Nst einen Entschluss gefasst, den sie unter allen Umständen durchzuziehen gedachte. Sie würde Arin Phoso heiraten. Und wenn sie dafür jedes einzelne Lebewesen im ganzen Universum mit ihren eigenen Händen erwürgen müsste.
Last edited by Teladi Profit on Sun, 23. Nov 08, 18:42, edited 2 times in total.
Kreativität ohne Grenzen!
http://forum.bosl.info
Boro Pi
Posts: 3767
Joined: Wed, 6. Nov 02, 22:50
x3tc

Kommentar

Post by Boro Pi »

Friede dem Blauen,

Heute nur zu Kapitel XI.

Viel habe ich dazu auch garnicht anzumerken.
Doch je länger sie unter ihnen gelebt hatte, desto weniger konnte sie sie hassen.
Beneidenswert... :roll:
Diesem Treffen folgten weitere und ehe sich Chi t’Nst versah, hatte sie einen Flirt am Laufen.
"Flirt" scheint mir nicht das passende Wort zu sein. Ein "Flirt" ist doch eher ein gegenseitiges Beäugeln, ein mehr oder weniger noch unbefangenes Gespräch, irgendetwas, das einem ersten Treffen vorweggeht.
Die Liebe zu einer Frau war in der Split Kultur per Todesstrafe verboten. Doch hier bei den Argonen interessierte es niemanden weiter wer welches Geschlecht bevorzugte. Unter anderem war dies einer der Gründe, warum die Split die Argonen als ein verweichlichtes Volk ansahen. Doch Chi t’Nst konnte durch das jazuralange Leben unter den Argonen verstehen, dass das vermeintlich verweichlichte Gedankengut und ihre Einstellung sie nicht schwach machten, sondern ihnen eine Stärke ohnegleichen gab. So sehr die Split auch den Argonen an physischer Kraft überlegen waren, die Argonen konnten durch ihre Liebe Kräfte mobilisieren, die für einen Split unvorstellbar waren.
...tja..., ein weites Themenfeld. Ich weiß nicht, ob man sich wirklich mit dem Thema "Homosexualität" im X-Universum auseinandersetzen sollte, denn solche Themen sind immer heikel und man weiß nie, wie die mitlesende Allgemeinheit so reagiert. Aber da Du es hier nun einmal einführst, einige Anmerkungen, Überlegungen:
Die Split sind augenscheinlich humanoid, aber sie sind keine Menschen. Wir wissen - außer dass sie existiert - nichts über ihre Sexualität, nicht einmal näheres zu ihrer "Intimanatomie". In "Nopileos" lesen wir, dass ihre Genitalien mit menschlichen ...wie soll ich sagen, nicht kompatibel sind. Sie sind also anders beschaffen, aus diesem Grunde können wir ergo nicht einmal sagen, ob gleichgeschlechtlicher Verkehr bei ihnen überhaupt möglich ist, so zusagend "mechanisch" betrachtet. Schreibe ich das wirklich? Dies mag bei Frauen vielleicht ein geringeres Problem sein, sofern die weibliche Sexualität der Split ebenfalls "berührungsbedingt" ist. Aber auch das wissen wir nicht, wir wissen nicht, wie die Anatomie der Split Lust entstehen lässt, ob und wo sie Erogene Zonen besitzen, letztlich ob Homosexualität sie überhaupt körperlich befriedigen würde. Es wäre also durchaus möglich, dass es dieses Phänomen bei den Split schon aus biologischen Gründe garnicht gibt. In der konkret geschilderten Situation wäre zudem zu fragen, ob Chi nach den platischen Eingriffen, die offenbar an ihrem gesamten Körper vorgenommen wurden, überhaupt noch funktionierende Erogene Zone hätte.
Neben der biologischen Ebene, gibt es eine Kulturelle. Diese reiße ich nur kurz an, denn sie ist noch etwas heikler. Du projezierst letztlich, die in unserer Kultur verbreiteten Klischees in die Splitgesellschaft, wenn Du Homosexualität als etwas "Verweichlichendes", letztlich unkriegerisches bewertet. Aber das ist keine Zwangslogigkeit, im antiken Sparta z.B. war im Gegenteil in der Vorstellung der Menschen eng mit Kriegertum und Militär verflochten. Also auch auf kultureller Basis ist die Sache nicht so einfach.
Ganz ehrlich: Ich hätte mich an dieses Thema nicht herangewagt, aber ich bin auch furchtbar prüde. Ich hoffe, ich konnte Dir immerhin helfen, die Tiefen der Problematik auszuloten.

Ansonsten: Auch Hass kann unglaubliche Kräfte mobilisieren, und ich gehe schon davon aus, dass Split lieben können und es auch tun. Ich halte nämlich nicht für einen Zufall, dass die Split in Helges Romanen - im Gegensatz zu den Argonen - in dauerhaften monogamen Beziehungen leben. Auch wenn die Tragweite dieses Umstandes dem Krefelder selber wahrscheinlich garnicht bewusst ist. :wink:
Sie war aufs Land geflohen, wo ihr der Split Geheimdienst eine Zweitwohnung für Notfälle eingerichtet hatte. Doch schon bald war sie aufgespürt worden und konnte dem Drang nicht mehr widerstehen.
Hier komme ich nicht mit. Wer hat sie dort aufgespürt? Ihre Geliebte?
Keine von beiden Frauen hatte mehr ein Problem mit dieser Interspeziesliebe.
:oops: Und damit kommen wir zur heikelsten Ebene, die moralische. Das korrekte Wort für eine "Interspeziesliebe" hat sieben Buchstaben und ich werde es hier sicher nicht nennen! Aber auch das sollte bedacht sein.
„Hier Sektorwache 89A. Feindliches Split-Schiff, stoppen sie ihren Flug, deaktivieren sie ihre Waffen und Schilde. Lassen sie ihre Geisel frei und ergeben sie sich. Ihnen wird kein Leid zugefügt.“
Du solltest überlegen, die Sätze der Sektorwache in einer anderen Farbe zu unterlegen, man kann sie nämlich kaum lesen.
Chi hatte ihre Hand, an der langsam wieder der sechste Finger zum Vorschein kam.
Ich kann mir kaum vorstellen, wie das gehen soll, denn ihren sechsten Finger werden die plastischen Chirugen wohl entfernt haben, oder nicht?

Jetzt brauch ich erst einmal einen Tee,

Sir Boro Pi
Teladi Profit
Posts: 1234
Joined: Sat, 19. Apr 08, 10:07

Re: Kommentar

Post by Teladi Profit »

Boro Pi wrote:Beneidenswert... :roll:
Im späteren Geschichtsverlauf komme ich nochmal genauer darauf zurück. ^^
Boro Pi wrote:"Flirt" scheint mir nicht das passende Wort zu sein. Ein "Flirt" ist doch eher ein gegenseitiges Beäugeln, ein mehr oder weniger noch unbefangenes Gespräch, irgendetwas, das einem ersten Treffen vorweggeht.
Ich habe ja auch geschrieben, dass es ein geschäftliches Essen war. Entsprechend widerspricht sich das nicht mit deinem beäugeln. :)
Boro Pi wrote:...tja..., ein weites Themenfeld. Ich weiß nicht, ob man sich wirklich mit dem Thema "Homosexualität" im X-Universum auseinandersetzen sollte, denn solche Themen sind immer heikel und man weiß nie, wie die mitlesende Allgemeinheit so reagiert. Aber da Du es hier nun einmal einführst, einige Anmerkungen, Überlegungen:
[...]
Oh hochethisches boronisches Wesen ... bitte glaube mir, dass ich viele Schwierigkeiten hatte einen passenden Charakter für diesen Strang zu finden.
Zuerst hatte ich einen männlichen Split die handlung führen lassen, doch schon bald sind mir erste Probleme untergekommen. Zum Beispiel ihr Hasswesen. ^^
Unter diesen Umständen war es sehr Schwierig, ja eigentlich unmöglich einen guten Grund dafür zu finden, warum der Split pro-Argon sein sollte, anstatt alles zu hassen. Die Fähigkeiten der Split-Frau hingegen, als Züglerin, hat mir eine etwas bessere Ausgangsposition verschafft.

Da Homosexualität kein Tabuthema sein sollte und wohl auch nicht mehr so stark ist wie früher, versuche ich hier mal einen Blickwinkel darzustellen, der vielleicht ungewöhnlich ist, aber nicht gegen eine bestimmte Kultur sein muss.
In diesem Sinne: In den nächsten Kapiteln (vor allem Kapitel 15) wirst du Sachen lesen, die weder von Helge Kautz, noch von Egosoft irgendeiner Weise einmal dargestellt wurden. Daher musste ich mich meiner Phantasie bedienen, wobei ich denke, dass es mir gut gelungen ist nicht zu übertreiben oder zu abwegig zu werden.
Boro Pi wrote:Ich halte nämlich nicht für einen Zufall, dass die Split in Helges Romanen - im Gegensatz zu den Argonen - in dauerhaften monogamen Beziehungen leben. Auch wenn die Tragweite dieses Umstandes dem Krefelder selber wahrscheinlich garnicht bewusst ist. :wink:
Ich finde diesen Zustand auch äußerst interessant. Wobei ich ehrlich gesagt sagen muß:
Spoiler
Show
Im boronischen Handlungsstrang werde ich diese Art von Beziehung aufgreifen.
Die Boronen werden bei mir teilweise wohl unter einem etwas anderen Licht stehen, als sie im Spiel und auch in den Romanen beschrieben werden.
Da wird sicherlich Kritik von dir kommen. :D Die Paraniden könnten aber ihre Freude daran haben. :lol:
Boro Pi wrote:Hier komme ich nicht mit. Wer hat sie dort aufgespürt? Ihre Geliebte?
Ja, ihre Geliebte.
Boro Pi wrote: :oops: Und damit kommen wir zur heikelsten Ebene, die moralische. Das korrekte Wort für eine "Interspeziesliebe" hat sieben Buchstaben und ich werde es hier sicher nicht nennen! Aber auch das sollte bedacht sein.
Das Wort wäre (PM)?
Boro Pi wrote:Du solltest überlegen, die Sätze der Sektorwache in einer anderen Farbe zu unterlegen, man kann sie nämlich kaum lesen.
Die Farbwahl war Zufall.
Ich hatte nicht gedacht, dass man das hier so schlecht lesen kann.
Boro Pi wrote:Ich kann mir kaum vorstellen, wie das gehen soll, denn ihren sechsten Finger werden die plastischen Chirugen wohl entfernt haben, oder nicht?
Ehrlich gesagt, schreibe ich den Split -oder zumindestens Chi, aufgrund ihres Unfalls- erweiterte regenerative Fähigkeiten zu. Wobei ich nicht vorhabe das Thema stark zu belasten.
Andererseits kann man auch behaupten, dass diese Veränderungen nur oberflächlicher Natur waren (bei einem Spionageeinsatz in einer Firma wohl ausreichend).
Boro Pi wrote:Jetzt brauch ich erst einmal einen Tee,
Zu dieser Jahreszeit empfehle ich Zitronen- oder Hagebuttentee.
Auch Kamillentee soll sehr gut sein, wenngleich die meisten wohl den schon satt haben.
Ich persönlich mag Kräuter pur. ^^
Kreativität ohne Grenzen!
http://forum.bosl.info

Return to “Kreative Zone”