1x04 - Erste Mission
Ein ohrenbetäubender Laut fuhr durch seine Ohren und er ließ resigniert den Steuerknüppel los.
„Hab dich!“, hörte er Ninas Stimme rufen.
„Gute Arbeit,
Fairy. Sehr gut in die Enge getrieben und die Fehler eiskalt ausgenutzt.“, spendete Miharu Lob wofür sich Nina auch sofort bedankte.
„Ensign, das sah eigentlich ganz gut aus, dann diese vollkommen unverständliche Kurskorrektur womit sie ihre Linie verloren haben.“, hörte Ivan Miharus Stimme im Kopfhörer.
„Ja, ich weiß. Ich war nervös!“, versuchte sich Ivan zu entschuldigen.
„Entschuldigen sie sich nicht bei mir. Sie wissen wo ihr Fehler liegt, also machen sie es diesmal besser. Neuer Versuch!“, redete Miharu ernst.
„Jetzt!“, sprach sie nach ein paar Sekunden der Stille und Ivan betätigte sofort den Knopf für den Nachbrenner und nahm Alpha 3 ins Ziel, nach mehreren hundert Metern wendete er seinen Myrmidon Jäger der Gegnerin zu, plötzlich ertönte wieder dieser Piepton, statt wie erwartet war
Fairy jedoch noch nicht dabei ihn in die Raketenfixierung zu nehmen, da sie beide auch noch weit außerhalb der Reichweite der Harpoon waren.
„Ensign, sie haben von einem zweiten Feind die Aufmerksamkeit erregt, passen sie auf!“, ertönte erneut die Stimme der Anführerin, die das ganze Schauspiel aus der Entfernung beobachtete.
Ivan brummelte verärgert, er bekam es ja nicht einmal hin gegen
Fairy allein zu bestehen und mit einem zweiten Gegner wurde es ja auch nicht gerade leichter. Aber natürlich musste er diese Herausforderung annehmen, eigentlich sollte so eine Zwei-gegen-eins Situation ohnehin keine unüberbrückbare Hürde darstellen, gab es solche Situationen in der Akademie doch andauernd, nur gab es hier den Unterschied, dass beide Gegner auf höchsten Niveau flogen, auf der Akademie war schließlich der Ausbilder der einzige der einen Wissensvorsprung hatte.
Ivan versuchte sich innerlich zu beruhigen, er starrte auf das Radar wo man allerdings natürlich nur grüne Punkte sehen konnte, mit einer feindlichen IFF Kennung wurde hier nicht gearbeitet, schließlich konnten ja selbst im Ernstfall die Gegner ja auch Jäger besitzen die auf dem Radar nicht zu sehen waren.
Er konzentrierte sich stattdessen auf den Piepton und versuchte somit ungefähr einzuschätzen wie lange es dauern würde, bevor der Feind in der Lage war seine Rakete abzufeuern. Das Piepen beschleunigte sich langsam aber stetig was natürlich bedeutete, dass der Zeitpunkt des möglichen Abschusses nicht mehr sehr lange entfernt war. Kurz bevor wieder dieser durchdringende Dauerton auftauchte zog Ivan mit aller Kraft an dem Steuerknüppel von seinem Myrmidon Jäger und drückte den Knopf für den Nachbrenner wodurch die Triebwerke hinter ihm neu aufheulten und er in seinen Pilotensitz gedrückt wurde. Die Anzeige für die Nachbrennerenergie, die sich gerade erst wieder auf knapp 50% aufgeladen hatte fiel sofort wieder ins Bodenlose, 20%... 10%... und die Triebwerke wurden wieder deutlich ruhiger, den Zweck hatte der Nachbrenner allerdings erfüllt, das Piepen verschwand und Ivan hatte nun seinerseits seinen Angreifer im Ziel der entsprechend Mati Chen hieß.
So wirklich viel hatte er von dieser Situation allerdings nicht, da es jetzt wieder anfing zu piepen, diesmal war es
Fairy die jetzt offenbar in Raketenreichweite war, Ivan beschloss jedoch dieses Piepen erst einmal zu ignorieren und verteilte entsprechend die Schiffsenergie vollständig auf die Triebwerke wodurch er mehrere Sekunden herausholen konnte, da er sich somit erst einmal wieder leicht von seiner Verfolgerin entfernte, außerdem lud sich auch der Nachbrenner bedeutend schneller wieder auf.
Matis Myrmidon kam sehr schnell näher da er ebenfalls direkt auf Ivan zu hielt. Natürlich begann entsprechend Ivans Raketenerfassung zur selben Zeit als das erneute Piepen ertönte, er ließ sich damit jedoch jetzt noch nicht aus der Ruhe bringen, erst als es schien, dass Matis Erfassung doch schneller ging als seine eigene wurde er leicht unruhig und drückte entsprechend den Knopf für den Nachbrenner wodurch er mit erhöhter Geschwindigkeit auf Mati zuraste der davon so geschockt war, dass er den ankommenden Jäger auswich. Ivan nutzte die Chance, bremste sofort ab und klemmte sich hinter seinen Kollegen.
„
Fairy, es wird langsam Zeit!“, rief er laut um Hilfe.
„Bin schon unterwegs!“, kam es sofort zurück und natürlich begann in Ivans Cockpit schon zum dritten mal das lästige Piepen an.
Mati versuchte verzweifelt seinen Freund abzuschütteln, hatte allerdings wenig Erfolg, das einzige was er mit seinen Manövern erreichte war das erfolgreiche Hinauszögern der Raketenerfassung.
„
Fairy!“, rief er wieder.
„Ich hab ihn im Ziel, aber er weicht mir aus!“, entgegnete Nina fast entschuldigend.
„Weil er mir folgt. Jetzt schieß ihn endlich ab!“, forderte Mati sie erneut auf.
„Kann ich erst wenn du und somit er auch still hält.“, erklärte die junge Pilotin.
„Und wenn ich gerade aus fliege hat er mich.“, rief Mati zurück.
„Blöde Situation, jetzt wäre Laserfreigabe hilfreich.“, stellte Nina fest, jetzt ging Miharu dazwischen.
„Alpha, Stop! Ich habe mir das jetzt lange genug angesehen. Es ist die klassische Pattsituation in solchen Übungen, niemand macht für einen Raketenabschuss den entscheidenden Fehler und man würde die Primärwaffen benötigen.
Crazy muss ich diesmal loben, im Falle von Laserfreigabe hätte er
Ming erwischt.“, resümierte die Geschwaderanführerin.
„Dann hätte ich ihn auch erwischt.“, kommentierte dies Nina zudem.
„Das kann man nie wissen. War auf jedenfall diesmal trotzdem eine tolle Leistung, im Falle der Raketenübung allein waren diesmal alle perfekt. Abschuss war nicht möglich.“, erklärte sie.
„Mit Ihnen bin ich erst einmal fertig, wir haben heute genug Trainingsstunden hinter uns“, sprach sie weiter und beendete diese Trainingsstunde die in Wirklichkeit ungefähr zweieinhalb Stunden dauerte.
„Alpha Flügel der
97th Red Dragons bittet um Landeerlaubnis.“, erkundigte sich Miharu nun beim Trägerschiff.
Statt die Kommunikationszentrale auf der Brücke tauchte jetzt das Gesicht von Rear Admiral Fessler auf dem Kommunikationsmonitor in Miharus Cockpit auf.
„Alpha, hier spricht Command. Wir haben eben einen Notruf von einem Zivilschiff empfangen. Ihr Flügel ist zur Zeit der einzige der keine aktuelle Mission abbrechen würde, wenn sie den Notruf überprüfen würden. Dies ist natürlich eine freiwillige Mission.“, sprach der Rear Admiral ernst.
„Übermitteln sie uns die Zielkoordinaten, wir werden auf diesen Notruf reagieren.“, entgegnete Miharu ohne großes Überlegen, es war doch eine Selbstverständlichkeit Zivilisten in Not zu helfen.
„Daten werden übertragen.“
„Müssen wir wirklich an diesem Einsatz teilnehmen?“, wollte Ivan wissen.
„
Crazy...“, begann Mati, der Rest des Satzes lief jedoch ins nichts. Miharu selbst antwortete nicht sofort, erst als auf ihrem Touchscreen ein eingehender Datenverkehr angezeigt wurde gab sie eine Antwort auf seine Frage. „Ensign, es ist eine freiwillige Mission. Falls sie daran nicht teilnehmen möchten, können sie gerne auf die
Izura zurück, wir werden das wohl auch alleine schaffen.“, sprach sie leicht enttäuscht über seine Einstellung. „Dann möchte ich gerne zurückkehren, ich fühle mich nicht in der Verfassung für irgendwelche Kämpfe.“, redete Ivan weiter und versuchte damit irgendeine Entschuldigung herbei zu zaubern.
„Es ist schon gut, Ensign. Alpha 4, sie können zur
Izura zurückkehren.“, redete Miharu weiter.
„Ich würde es auch vorziehen auf die
Izura zurückzukehren.“, ertönte vollkommen überraschend jetzt Matis Stimme.
Erst dachte Miharu sie hätte sich irgendwie verhört, aber so schlecht waren ihre Ohren auch noch nicht, ihr Bruder wäre der letzte gewesen von dem sie erwartet hätte auf einen Notruf nicht reagieren zu wollen.
„Ok, Alpha 2, sie können ebenfalls zurückkehren.“, antwortete Miharu ziemlich trocken, darauf würde sie ihren Bruder definitiv noch einmal ansprechen, am besten sofort nach ihrer Rückkehr.
„Alpha 3,
Fairy, deine neue Bezeichnung ist Alpha 2, es sei denn du ziehst es auch vor wieder in der Basis zu verschwinden.“, wollte Miharu jetzt lieber sofort wissen.
„Auf den Tag, wo ich mir freiwillig so eine Gelegenheit entgehen lasse, werden sie lange warten müssen, Commander. Ich bin dabei!“, entgegnete Nina voller Vorfreude, immerhin sie hielt das was man sich von ihr versprach.
„In Ordnung, ich übermittel dir die Sprungkoordinaten.“, erzählte Miharu weiter und drückte mit ihren Fingern auf dem Monitor herum was dafür sorgte, dass Nina nicht nur die Daten erhielt, sondern auch ihr eigener Sprungantrieb mit den Zielkoordinaten gefüttert wurde.
„Ich habe die Koordinaten erhalten, erwarte den Befehl zum Sprung.“, gab Nina bekannt und wirkte in der Tat etwas ungeduldig. Commander Chen ließ sich auch nicht lange bitten und gab den Befehl für den Sprung.
Während Miharu und Nina mit ihren Myrmidon Jägern im Subraum verschwanden waren zwei andere Myrmidons auf dem Rückweg zur
Izura, die Landung selbst verlief natürlich problemlos, gehörte die Landung mit einem unbeschädigten Schiff zu den leichtesten Übungen.
Ivan ging gerade zum Ausgang als Mati von der Seite rufend angelaufen kam, „Ivan, warte!“. Der Ensign blieb stehen und wartete auf seinen Kollegen und Freund.
„Sag mal, Ivan. Was sollte das?“, fragte Mati in einem harten Ton, er schien sehr verärgert zu sein, Ivan schaute ihn deswegen leicht verwundert an, er hatte keine Ahnung worum es hier ging und erkundigte sich daher mit einem überzeugend unwissenden „Was denn?“. „Na, du weißt schon, dass du nicht auf den Notruf reagieren willst, was sollte das?“, wollte Mati wissen.
„Was das...“, Ivan stockte. „Es war eine freiwillige Mission und außerdem, wenn du meinst, dass man auf einen Notruf unbedingt reagieren muss, dann schaue in den Spiegel, du stehst hier schließlich genauso wie ich.“, sprach er anschließend.
„Ich bin hier geblieben, weil ich an dich eine Frage habe, wieso? Und erzähle nicht etwas von freiwilliger Mission, wir reden hier immerhin von Zivilisten.“, redete Mati.
Ivan schwieg und schaute ihn an, „Ich dachte, das wüsstest du?“, kam jetzt aus seinem Mund, Mati zuckte unwissend mit den Schultern und fragte sofort nach. „Hör zu, ich bin keiner dieser Leute die irgendwie aus besonderem Pflichtgefühl der menschlichen Rasse gegenüber um Ehre der GTVA oder so kämpfen, ich bin bei der GTVA Pilot geworden, weil die Bezahlung sehr gut ist, ich fliege diese Missionen weil es eben Teil meines Berufes ist. Ich werde für Extra Missionen nicht bezahlt, in zehn oder fünfzehn Jahren kann ich mich mit meinen Verdiensten und den Ersparnissen durch diesen Job beruhigt aus der GTVA austreten und das Leben genießen.“, erzählte Ivan ernst.
„Es ist nur ein Job für dich? Des Geldes wegen?“, wollte Mati sehr verwundert wissen, von dieser Einstellung bei Ivan wusste er überhaupt noch nichts, natürlich gab es die Leute die genauso dachten wie Ivan, aber trotzdem fand es Mati doch verblüffend, dass ausgerechnet Ivan zu dieser Sorte Mensch gehörte. Nein, auch Mati selbst hatte nicht das Gefühl in einer Pflicht gegenüber der menschlichen Rasse zu stehen, aber für ihn war das trotzdem etwas mehr als einfach nur ein Beruf, der durchaus respektable Verdienst war nur zweitrangig, natürlich konnte man bei Mati auch den Grund in der Familie suchen, auf der anderen Seite war es ja auch seine eigene Entscheidung zur GTVA zur gehen, irgendwie fand er es halt vernünftig bei der GTVA mitzuwirken um etwas aufzubauen was auch noch lange nach seiner Zeit Bestand haben würde, man kämpfte einfach für eine bessere Zukunft, auch wenn er wohl niemals das Militär über die eigene Familie stellen könnte, würde jemals eine ihm sehr nahe stehende Person verlangen das Militär zu verlassen um sich um die Person zu kümmern, würde er wohl auch nicht groß zögern, so war zumindest Matis aktuelle Auffassung dieser Situation.
Ganz beiläufig bemerkte Mati Ivans nicken.
„Wenn man mich zum Schutze der Zivilisten einteilt, bin ich da. Wenn deine Schwester uns befohlen hätte mit zufliegen, hätte ich den Befehl ebenso ohne Klagen akzeptiert und hätte den Zivilisten geholfen. Aber so hatte ich die Wahl.“, erklärte er. „Ja, es ist nur ein Job für mich, meine Mutter ist Pilotin auf einem Forschungsschiff im Dienste der GTVA, mein ältester Bruder ist Söldner und mein anderer älterer Bruder ist Frachterpilot bei einem Privatunternehmen. Ich hätte genug Beziehungen um irgendwo als Pilot unter zu kommen, aber ich habe mich für das Militär entschieden um auf eigenen Beinen voran zu kommen, nirgends verdient man sonst soviel und erhält zugleich so eine gute Ausbildung und dafür kann man halt nur ein paar mal im Jahr irgendwie Urlaub machen, da meine Familie aber eh nur unterwegs ist und niemand auf mich wartet, spielt das für mich keine Rolle.“, erzählte der Ensign. Und nun war es Mati der darauf nur wortlos nicken konnte.
„Niemand darf mir etwas vorwerfen, ich tue nichts unrechtmäßiges, ich erfülle meine Aufgaben so wie es von mir verlangt wird, mehr darf man nicht erwarten.“, führte Ivan fort.
„Wenn du den Zivilisten freiwillig helfen willst, kannst du das gerne tun, ich mache freiwillige Arbeiten nur gegen Geld.“, redete er weiter und setzte sich wieder in Bewegung und ließ Mati stehen der allerdings auch nicht beabsichtigte ihm zu folgen.
Das typische Brummen vom Subraumantrieb wurde leiser und Miharu konnte durch den blau-weißen Tunnel in den freien Weltraum sehen der immer näher kam, bald darauf war ihr Raumschiff auch komplett dort zu finden und der Blick auf das Radar sorgte doch sofort für eine Überraschung, anstatt nur ein grünen Punkt zu haben, handelte es sich offenbar um einen ganzen Zivilkonvoi der hier angegriffen wurde, auch war er gegen die zahlreichen roten Punkte nicht so wehrlos wie zunächst gedacht, der Konvoi hatte Begleitjäger dabei die gegen die Angreifer wehrten die offenbar Piraten waren.
„Hier spricht Commander Miharu Chen von der
GTD Izura, wir haben einen Notruf von ihnen empfangen und sind sofort zur Hilfe geeilt.“, redete sie, kurz bevor sie auf den internen Kommunikationskanal Nina dazu aufforderte in der Formation zu bleiben, Miharu wollte sich erst einen Überblick verschaffen.
„Gut, dass sie hier sind. Hier spricht die
Darentis, wir sind ein Konvoi aus Zivilisten und Nachschubgüter auf dem Weg nach Barnard's Star, wir haben einen privaten Sicherheitsdienst für die Eskorte angefordert, einer von ihnen hat uns aber an die Piraten verraten und die haben uns angegriffen um unsere Nachschubgüter zu bekommen und die Zivilisten zu kidnappen um eine Lösegeldsumme zu erhalten. Wir benötigen sofort Hilfe!“, sprach der Kommandeur des Poseidon Frachters laut auf.
„Was ist ihre Ladung?“, erkundigte sich Miharu während sie, gemeinsam mit Nina, auf den Konvoi zu hielt und man gerade ansehen musste, wie ein grüner Punkt in einer Explosion verschwand.
„Das übliche, Nahrungsmittel und Ersatzteile.“, kam sofort die Antwort. „Werden sie uns helfen?“, fragte der Pilot des Frachters nach.
„Das werden wir.“, entgegnete Miharu unverzüglich.
Sofort wechselte sie auf die offene Frequenz wo man sicher gehen konnte, dass auch die Piraten sie hören konnten.
„An die angreifenden Schiffe, hier spricht Commander Chen von der
GTD Izura, ihr Angriff auf Zivilisten stellt ein Bruch der Beta Aquilae Konvention dar, falls sie ihren Angriff nicht sofort abbrechen sind wir gezwungen Gewalt anzuwenden.“, redete sie ernst. Erst geschah nichts, vollkommen überraschend aktivierten die Angreifer jedoch ihre Sprungantriebe und verschwanden.
„Die Angreifer haben sich zurückgezogen“, freute sich der Pilot.
„Das war zu leicht, wie lange brauchen ihre Sprungantriebe zum Aufladen?“, wollte Miharu sofort erfahren, weil ihr das alles zu verdächtig vor kam, eigentlich zogen sich Piraten nie zurück wenn nur eine Staffel der GTVA als Verstärkung auftauchte und in diesem Fall war es gar nur eine halbe Staffel die als Antwort kam.
„Der Sicherheitsdienst hat die Leistungsfähigkeit unserer Sprungantriebe etwas überschätzt, sie haben uns zur äußersten Reichweite navigiert, die Sprungantriebe wurden stark beansprucht es wird noch ungefähr acht Minuten dauern bis wir wieder Sprung bereit sind. Unser nächster Sprung führt dann direkt zum Sprungknoten.“, lautete der Report vom Konvoi Anführer.
„In Ordnung, wir werden solange hier bleiben bis sie springen können.“, bekam er als Antwort. „Vielen Dank.“, sagte er anschließend.
„Command, hier spricht Commander Chen, wir haben die Quelle des Notrufes erreicht und fanden einen ganzen Konvoi vor, die Angreifer haben sich zurückgezogen, aber sie werden vielleicht in größerer Anzahl zurückkehren, der Konvoi benötigt noch acht Minuten zum nächsten Sprung, ich erbitte um Unterstützung.“, war nun Miharus erste Maßnahme, um sicher zu gehen das hier nicht noch eine Katastrophe stattfand war es besser mehr als nur die insgesamt sechs verbliebenen Jägern zu haben.
Trotz einiger Sekunden Wartezeit erhielt Miharu keine Antwort.
„
Izura? Können sie mich hören?“, fragte sie einfach zur Sicherheit, erhielt aber auch diesmal keine Antwort.
„
Fairy, ich erhalte aus irgendwelchen Gründen keinen Kontakt zur
Izura, was ist mit dir?“, wollte sie jetzt von ihrer Flügelkollegin wissen.
„Einen Moment.“, antwortete Nina sofort. „Command, hier spricht Lieutenant Junior Grade Poltrin von den
97th Red Dragons, falls sie mich hören, antworten sie bitte.“, ertönte es jetzt im Komm-Kanal, jedoch blieb auch dieser Ruf unbeantwortet.
„Nein, kein Kontakt.“, lautete Ninas ernüchterndes Fazit.
Sofort wandte Miharu ihren Blick auf das Radar, konnte aber nicht wirklich was ungewöhnliches entdecken. „Empfängst du irgendwas? Es muss eine Störquelle in der Nähe geben.“, riet Miharu eher auf Verdacht, wissen konnte sie es natürlich nicht, aber es war soweit die einzige logische Erklärung.
„Nein, hier ist weit und breit nichts.“, sprach Nina erst, revidierte aber sofort ihre Aussage. „Einen Moment“, kam jetzt von ihr und sie entfernte sich mit Nachbrenner aus der Formation.
„Lieutenant...“, wollte Miharu beginnen, wurde jetzt aber unterbrochen. „Ich hab etwas. Einen schwachen unidentifizierten blinkenden Blip auf dem Radar, er ist recht weit entfernt, zu weit um ihn überhaupt mit dem Auge zu sehen.“. Sofort nahm Miharu eine Kurskorrektur vor und schloss zu Nina auf und erblickte auf ihrem Radar jetzt auch einen dunkelgrauen blinkenden Punkt. „Hab es.“, sagte sie und schaute in die Richtung wo sich das Objekt befinden müsste, sah allerdings nur Sterne und die weit entfernten Nebel, laut den Augen war da draußen weit und breit nichts. „Ja, der ist ganz weit weg, wir haben nicht die Zeit das zu erforschen, unsere Präsenz wird hier benötigt.“, stellte Miharu klar. „In Formation zur
Hammerson gehen.“, sagte sie kurz darauf. Die
Hammerson war ein Transporter der Argo Klasse der viele Zivilisten transportierte und sich in der Mitte des Konvois befand, falls ein erneuter Angriff auf den Konvoi stattfinden sollte, konnte man von hier aus jedes Schiff schnell erreichen.
Die ersten fünf Minuten verrannten ereignislos, dann ertönte plötzlich die Stimme vom Anführer des Konvois. „
Arctic Glory, sie fallen zurück, was ist los?“. Die
Arctic Glory war ein Frachter der Triton Klasse der plötzlich stehen blieb. „Unser Triebwerk ist ausgefallen, wir sind dabei es zu reparieren, es wird geschätzte fünf Minuten in Anspruch nehmen.“, bekam die
Darentis als Antwort zurück. „In Ordnung, wir werden warten. An alle Schiffe, Nullschub!.“. Nach diesem Befehl wurden alle Transporter und Frachter sofort langsamer, da sie auf das beschädigte Schiff warten wollten, damit der Konvoi nicht all zu sehr aus einander gezogen wurde.
„Hey, GTVA Weiber, seit wann seit ihr nur zu zweit unterwegs?“, sprach plötzlich einer der Piloten die einen Hercules Mk. II flogen. „Wie war das?“, fragte Nina etwas verärgert, GTVA Weiber klang wie eine Beleidigung. „Na, seit wann schickt die GTVA nur 2er Teams?“, fragte er nochmals. „Ich wüsste nicht, was dich das anginge.“, entgegnete Nina sofort. „Hey, hey, hey. Nur ruhig Blut, wir stehen hier auf der selben Seite.“, sprach der Pilot. „Wir waren als einzige verfügbar, zwei Flügelpiloten mussten zum Trägerschiff zurückkehren.“, erzählte nun Miharu die somit eine nachvollziehbare Erklärung abgab, ohne auf die wirklichen Details einzugehen, wie würde das auch klingen wenn man sagen würde, dass die Flügelpiloten einfach keine Lust hatten zu helfen, das würde den Ruf der GTVA hier im System nicht gerade stärken.
„Ich verstehe, Piratenangriffe überall im System, stimmt’s?“, analysierte der Söldner. Miharu antwortete nicht darauf, sondern versuchte das Gespräch wieder auf den Einsatz zu lenken.
„Sagen sie, wieso hat einer ihres Teams Informationen an die Piraten weitergeleitet?“
„Warum macht man sowas wohl? Vermutlich gegen Geld oder er hat von Anfang an für die Piraten gearbeitet.“, sprach der Söldner natürlich sehr verärgert, Verrat war auch bei den Söldnern etwas was nicht sein durfte. „Wenn er von Anfang an für die Piraten war, dann haben sie seinen Lebenslauf schön gesäubert.“, setzte er fort bevor Miharu die entsprechende Frage stellen konnte.
Nach ein paar weiteren Minuten tauchte plötzlich ein Schiff der Fenris Klasse mit Jäger- und sogar Bombereskorte auf.
„Hier spricht die
GTC Calico. Alpha, wir hatten den Kontakt zu ihnen verloren und wurden zu Ihrer Unterstützung geschickt, bitte geben sie uns einen Statusbericht.“, erklärte die Frau in der Kommunikation.
Sofort überprüfte Miharu die Neuankömmlinge, jedoch waren sowohl die ID-Codes der Jäger als auch des Kreuzers vollkommen korrekt, es waren wirklich GTVA Schiffe, wobei diese Unterstützung auf den ersten Blick doch etwas stark wirkte, aber man konnte natürlich nie wissen.
„Als wir dem Notruf nachgegangen sind trafen wir auf diesen Zivilkonvoi mit Privateskorte. Sie wurden von Piraten angegriffen, die sich jedoch bei der ersten Warnung sofort zurückgezogen haben. Wir haben entschieden den Konvoi solange zu begleiten bis dieser zum Sprungknoten weiterspringt. Wir haben versucht mit Command Kontakt aufzunehmen, aber es scheint eine Störquelle hier zu geben.“, fasste sie alles schnell zusammen.
„In Ordnung, wir übernehmen ab hier, sie können zur
Izura zurückkehren.“, gab die Frau, die sich nicht einmal vorgestellt hatte, als Befehl.
„Verstanden, wir kehren zurück. Alpha 2, Sprungantrieb aktivieren.“, gab Miharu zurück die bei dieser starken GTVA Präsenz hier auch keinen Grund sah noch länger zu bleiben.
Als die beiden Myrmidons in den blauen Tunnel verschwanden übernahm die
Calico das Kommando.
„An alle Schiffe, Eskortpositionen einnehmen.“, lautete zum Beispiel der erste Befehl.
„Wir sind so froh, sie zu sehen, ein ganzer Kreuzer zu unserem Schutz, wie können wir uns bedanken?“, erkundigte sich die
Darentis.
„Dafür ist später Zeit. Zu erst einmal müssen wir sie darauf hinweisen, dass wir Informationen darüber haben, dass angeblich an fast allen Konvoischiffen Sprengladungen am Triebwerkssystem gelegt wurden. Wir müssen sie daher bitten die Triebwerke zu deaktivieren um nach diesen Sprengladungen zu suchen.“, gab die
Calico an.
„Was? Wir werden das sofort überprüfen, wir müssen sowieso auf die Reparatur der
Arctic Glory warten.“, bekam die Fenris als Antwort, jedoch setzte das Führungsschiff des Konvois gleich fort. „An alle Schiffe, Triebwerke deaktivieren und das Triebwerkssystem nach Sprengsätzen überprüfen.“ und die Schiffe die sowieso schon still standen deaktivierten jetzt auch noch ihre Triebwerke was bedeutete, dass sie jetzt sowieso für zwei bis drei Minuten tot im Raum schwebten, da sich bei den meisten Schiffen die Triebwerke nicht sofort wieder aktivieren ließen.
Nach und nach trudelten die Bestätigungen für die erfolgreiche Abschaltung der Triebwerke ein.
„Vielen Dank. Geschwader, sie haben maximal drei Minuten, lasst keinem am Leben, wir wollen nur die Fracht!“, kam jetzt die Anweisung und die
Calico hielt jetzt direkt auf die
Hammerson zu.
Die Eskorte des Kreuzers hatte sich mit der Anweisung in Eskortposition gehen zu müssen bereits so positioniert, dass sie direkt hinter den Söldnern auf diesen Befehl lauerten, sofort zischten Raketen und Laser los und bevor der Konvoi realisierte was hier überhaupt geschah, war die Eskorte bereits zerstört.
„Was hat das zu bedeuten? An alle Schiffe, Triebwerke sofort wieder aktivieren und zum Sprungknoten springen. Das ist eine Falle! Hier spricht die
CFr Derentis an alle Schiffe die diese Mitteilung empfangen, wir benötigen Hilfe!“, auch wenn der Poseidon Frachter den Hilferuf ein paar mal wiederholte konnte man das anstehende Gemetzel nicht mehr verhindern. Den Anfang machte die
Calico selbst, indem sie den Argo Transporter mit unzähligen Zivilisten mit ihrem Strahlgeschütz Durchschnitt und zerstörte, die restlichen Konvoischiffe wurden jetzt von den Medusa Bombern und ihren Bomben zerstört, wenn natürlich auch mit Hilfe der Jäger die keine Gegner mehr hatten. Kurz bevor das letzte Konvoischiff in einer Explosion verschwand kamen neue Frachter aus dem Subraum die nur eine Aufgabe hatten: Die Fracht zu bergen und wieder zu verschwinden.
Der Subraumtunnel öffnete sich und Nina konnte auf der anderen Seite sofort ein Schiff der Hecate Klasse sehen welches schnell näher kam, bis sie sich schließlich wieder im Normalraum befand.
„Command, hier spricht Alpha, wir kehren von unserer Rettungsmission zurück.“, hörte sie Miharu im Kommunikationskanal sagen.
„Sehr gut Alpha. Sie haben Landeerlaubnis, ich erwarte ihren Bericht direkt nach der Landung!“, kam sofort vom Rear Admiral zurück.
Während sie gemeinsam mit Miharu auf dem Weg zum Trägerschiff war,fiel ihr eine ganz interessante Tatsache ins Auge und plötzlich erwischte es sie wie einen Blitzschlag.
„Commander!“, rief sie, aber so wirklich eine Antwort bekam sie nicht.
„Commander!“, rief sie diesmal lauter. „Was ist denn?“, entgegnete Miharu leicht überrascht.
„Die
Calico, sie ist hier!“, sprach Nina sehr beunruhigt. Das Schiff was sie eben nach Hause geschickt hatte, war hier. Es war unmöglich das so ein großes Schiff die Entfernung so viel schneller überbrücken konnte als sie.
„Moment.“, entgegnete Miharu sofort überrascht, verweilte eine Weile und dann meldete sich die Flügelanführerin wieder. „Command, ist die
Calico bereits wieder zurück?“, erkundigte sie sich nach der kleinen Wartezeit wo sie die Ziele wohl selbst durch schaltete.
„Zurück von was? Die
Calico hat die Flotte seit vier Wochen nicht verlassen.“, kam sofort die erschütternde Antwort.
„Command. Wir müssen sofort zurück! Wir wurden eben von der
GTC Calico und ihrer Eskorte abgelöst als wir den Zivilschiffen geholfen haben. Wir hatten keinen Kontakt hierher und dachten sie hätten sie uns mit Jägern und Bombern zur Unterstützung geschickt. Sie hatte eine zulässige GTVA Signatur.“, reagierte Miharu sofort.
„Was? Das ist unmöglich! Alpha, wir haben nicht die Zeit, dass ihr Sprungantrieb für einen erneuten Sprung bereit ist, setzen sie ihren Landeanflug fort, wir schicken sofort Schiffe los.“, kam vom Zerstörer.
Nina konnte das seufzen von ihrer Kollegin hören, die allerdings den Befehl bestätigte. „Wir haben verstanden. Wir bleiben auf Kurs.“. Aber auch Nina selbst war jetzt nicht gerade glücklich darüber wie sich dieser Einsatz entwickelt hatte, in ihren Kopf entstanden die unterschiedlichsten Horrorszenarien, wodurch die Meldungen über die sofortigen Jägerstarts bei ihr untergingen.
Ganz sanft setzte Nina ihren Myrmidon Raumüberlegenheitsjäger auf den Hangarboden auf, während sie darauf wartete aussteigen zu können, konnte sie sehen wie sich ein Mitglied der Hangarcrew beeilte möglichst schnell eine Leiter zu Commander Chens Raumjäger zu schieben damit sie möglichst schnell den Rear Admiral aufsuchen konnte um richtig zu erklären was geschehen ist. Nina kannte diese Prozedur, schließlich hatte sie auf der Hawaii ganz selten auch mal das Kommando über einen Flügel erhalten und der Flügelanführer stand in der Pflicht einen Bericht zu Verfassen und beim Geschwaderanführer abzugeben. Der Geschwaderanführer musste dies entsprechend beim kommandierenden Offizier tun, nur um später auch noch die Berichte der anderen Flügel vorzulegen.
Auch was man nur als Flügelpilot zu tun hatte, war Nina natürlich nur zu gut bekannt, bis auf weiteres durfte dieser Einsatz in keinem Gespräch erwähnt werden, erst wenn er offiziell freigegeben wurde, und somit unter keiner Geheimhaltungsklausel fiel, durfte man offen darüber sprechen. Im Normalfall erhielt man nach spätestens sechs Stunden eine entsprechende Nachricht vom Geschwaderführer mit einem Abschlussbericht des entsprechenden Einsatzes wo auch mitgeteilt wurde, ob der Einsatz als Geheim eingestuft wurde oder eben nicht.
Gerade als Nina Miharu dem Hangar entfliehen sah, war sie selbst in der Lage ihren Raumjäger zu verlassen, da sie jetzt auch eine Leiter am Cockpit vorfand die es ihr erlaubte aus zu steigen. Sie nahm den Pilotenhelm von ihrem Kopf und verließ nun den Myrmidon Jäger indem sie die Kanzel öffnete. Als dies geschah, dröhnten sofort die Geräusche der zahlreichen Maschinen aus dem Hangar in ihre Ohren, als sie aus dem Schiff kletterte und dann auf der Spitze der Leiter stand, kam es ihr außerdem so vor, als würde der frische Wind durch ihre Haare wehen. Dabei rührten sich ihre Haare überhaupt nicht, es war einfach ein sehr kurzes Gefühl, was darin begründet lag, dass zum einen die Standardtemperatur auf einem Trägerschiff anders was als in einem Raumjäger und zum anderen, weil das Luft-Recycling System auf der
Izura natürlich deutlich größer war und der Luftaustausch entsprechend durchaus das Gefühl eines leichten Windes vermitteln konnte. Dieses Gefühl dauerte, wie erwähnt, nur einen Bruchteil einer Sekunde, da sich der Körper sofort an die Luftzirkulation gewöhnte.
Nina blickte sich um und beobachte für einen Moment das bunte treiben im Hangar, im Gegensatz zum Start des Einsatzes war hier doch die deutlich größere Aktivität zu bemerken, nicht nur die zahlreichen Geräusche ließen dies vermuten, sondern zwischen all den Raumjägern konnte Nina zahlreiche Leute sehen, manche fuhren mit einem Wagen durch die riesige Halle, wobei die Wagen noch einen Anhänger besaßen die entweder mit Ersatzteilen oder mit deutlich gefährlicherem Material wie Waffen oder Raketensprengsätze beladen waren.
Andere hingegen waren mit Reparaturen oder ähnlichem beschäftigt, Nina schaute jetzt zum Fuße der Leiter und erblickte einen Techniker der sie leicht ungeduldig anschaute, während er die Leiter festhielt. Als sie diesen Blick erkannte, versuchte sie jetzt doch schnellst möglichst die Leiter hinunter zu steigen. Als sie das tat, zückte der Techniker eine kleine Mappe mit einem Stift, den er Nina überreichte. Sie setzte damit kurzerhand ihren Namen unter dem Dokument um somit die Landung ihres Jägers auf der Izura zu bestätigen, auch dieses war eines dieser vielen Standardprozedere innerhalb der GTVA, man wollte mit diesen Nachweisen eben verhindern, das ein Schiff unbemerkt verschwand.
Ohne ein Wort gewechselt zu haben, steckte der Techniker die Mappe zurück und schob die Leiter wieder vom Raumjäger weg. Nina machte sich währenddessen auf dem Weg zurück zu ihrem Quartier um sich wieder frisch zu machen.
Etwas was Miharu ebenfalls vor hatte, aber erst nachdem sie beim Rear Admiral gewesen war, sie wollte so schnell wie möglich in Erfahrung bringen, was mit dem Konvoi passiert war, sie vermutete leider das schlimmste, hoffte jedoch natürlich etwas anderes. Eigentlich hatte sie Rear Admiral Fessler wohl eher auf der Brücke erwartet, gerade weil er eben an der Kommunikation war. Da sich das Büro allerdings quasi direkt neben der Brücke befand, war der Weg für den Oberkommandierenden natürlich nicht zu weit. Wie bei ihren vorherigen Besuchen betätigte sie die Klingel und das offenbar dumpfe „Herein“, kam aus dem inneren.
Unverzüglich trat Miharu ein und sah den Admiral an seinem Schreibtisch sitzen.
„Commander?“, erkundigte er sich als er hoch schaute und sie erblickte.
„Rear Admiral, ich bin von dem Rettungseinsatz zurück.“, sprach Miharu leicht unsicher, diese Frage getreu dem Motto 'Was suchen sie hier eigentlich?' verunsicherte sie doch etwas.
„Ich weiß Commander, ich habe ihnen schließlich Landeerlaubnis erteilt. Was gibt es?“, fragte er weiter nur mit einer Vermutung im Bauch was sie eigentlich in sein Quartier führte.
„Ich wollte einen ersten Bericht abgeben und wissen was mit dem Konvoi geschehen ist.“, sprach sie.
„Commander, geben sie mir ihren Bericht später gemeinsam mit den der anderen Missionen, sie müssen nicht zwei mal hier aufkreuzen, keiner will das so wirklich, einmal mit einem Komplettpaket an ausführlichen Einsatzberichten reicht mir, es sei denn ich fordere sofort einen Bericht an, darüber werden sie dann aber von mir unterrichtet. Bis dahin reicht für mich die obligatorische kurze Zusammenfassung beim Landeanflug. Merken sie sich das. Zu ihrer Frage, ich habe eben Meldung erhalten, alle Konvoischiffe wurden zerstört, keine Überlebenden.“, erzählte der Rear Admiral etwas unbeeindruckt, so als wäre das keine Katastrophe.
Miharu konnte darauf nichts sagen, die Befürchtungen entsprachen also leider der Wahrheit.
„Ein großer Schlag gegen die GTVA war dies in der Tat. Dieser Überfall wirft viele Fragen auf um deren Antwort ich mich bemühen muss. Unter anderem die, wie sie an eine gültige GTVA Kennung gelangt sind.“, fragte sich der Rear Admiral.
„Ich habe nicht auf die Hülle geachtet, dort wäre vielleicht ein anderer Name sichtbar geworden.“, versuchte sich Miharu zu entschuldigen, die erste richtige Mission als Geschwaderführerin endete ja nicht gerade positiv.
„Es war nicht ihr Fehler, sie konnten den Angriff auf diesem Wege nicht voraus ahnen, wir müssen aus diesem Vorfall unsere Lehren ziehen, im Falle von Großkampfschiffen müssen wir also ab sofort einen zweiten genauen Blick auf Neuankömmlinge werfen. Sie haben sich korrekt verhalten als die
Calico sie zurück zur
Izura geschickt hat. Es gab nichts was sie hätten tun können um diesen Angriff zu verhindern, sie hatten keinen Kontakt hierher und wären wohl auch zerstört worden, wenn sie sich nicht an die Anweisung zur Rückkehr gehalten hätten, andernfalls wäre die Flotte wieder um zwei Piloten ärmer.“, gab der Rear Admiral bekannt.
Miharu musste dem Flottenbefehlshaber recht geben, die Piraten waren eindeutig in der Überzahl und es hätte die Vernichtung des Konvois nur um ein paar Sekunden verzögert, sie waren zu zahlreich und durch den Kreuzer auch zu mächtig.
„Verfassen sie einen ausführlichen Bericht des Einsatzes und übergeben sie ihn mir bitte, ich werde unterdessen eine Untersuchung zu diesem Fall in Gang setzen um zu analysieren wie das passieren konnte.“, redete er. „Sie können wegtreten, Commander.“, und schob seine Hand über seinem Auge und erwiderte damit den Salut des Commanders, die den Raum sofort verließ.
Als die Pilotin das Quartier verlassen hatte, drehte sich der Rear Admiral mit dem Stuhl zur Seite an dem Bildschirm und sagte „Eine Verbindung zur
GTC Caligo.“, das mit einem „Verbindung wird hergestellt, bitte warten.“, auf dem Bildschirm beantwortet wurde.
Die Bar in der sich Mati und Ivan aufhielten war für diese Uhrzeit eigentlich sehr gut gefüllt, neben der Musik konnte man in der Tat viele Stimmen, die in Gesprächen vertieft waren hören, manche nutzten die Bar um ihrem Arbeitstag einen guten Abschluss zu geben, manch anderer besuchte sie hingegen um einen Übergang zum Arbeitstag zu haben, falls man eben nicht die Messe besuchen wollte, die entsprechend den unterschiedlichsten Zeiten für den Dienst immer alle Tagesmahlzeiten servierte. Mittlerweile war schon eine ganze Weile seit der Landung vergangen und beide amüsierten sich sehr gut bei einer erneuten Billard Runde.
„Wird nachher eigentlich noch jemand kommen?“, wollte Ivan wissen, gerade nachdem er erneut eine Kugel nicht versenken konnte.
„Ja, wir bleiben nicht allein, ein paar andere Crewmitglieder werden wohl auch da sein.“, bekam er als Antwort.
Ivan nickte nur, „irgendjemand näher bekanntes?“, wollte er anschließend wissen, nachdem Mati kurz davor war der weißen Kugel einen Stoß zu verpassen. „Ich kenne sie alle, teilweise auch etwas näher, du wirst es schon sehen.“, entgegnete Mati und er versenkte eine rot-weiße Kugel. „Sieht heute mal nach einem Gewinn aus.“, kommentierte er, es war neben der Schwarzen nur noch eine Kugel für ihn übrig.
„Ja, heute ist ganz einfach nicht mein Tag.“, musste Ivan eingestehen, er hatte gerade einmal erst zwei Kugeln versenken können, demnach war noch eine kleine Menge übrig.
„Ist für nachher hoffentlich kein schlechtes Omen.“, antwortete Mati mit einem angedeutetem Lachen.
„Nein, das ist was anderes, da ist heute sehr wohl mein Tag.“, gab Ivan mit vollem Selbstbewusstsein bekannt.
Mati machte den nächsten Stoß und versenkte die vorletzte Kugel, so war nur noch die Schwarze für ihn übrig.
„Dort!“, sprach er und zeigte mit der Hand auf das Loch in dem er die Kugel versenken wollte.
Ivan beachtete ihn gar nicht mehr groß, sondern blickte zur Theke herüber. „Was ist denn da los?“, fragte er sich eher selbst als Mati. In seinen Augenwinkeln bemerkte Ivan das er auch den Blick in seine Richtung gewandt hatte und somit auch erblickte wie die Gespräche verstummt waren und sich alle vor den Fernsehbildschirm drängten.
Auch Ivans Füße wollten den jungen Offizier zur Menge tragen und entfernte sich entsprechend vom Billardtisch und damit kam er in Hörreichweite zum Fernsehschirm, dort lief offenbar gerade eine Nachrichtensendung.
„...man darf daher sehr auf die endgültige Entscheidung gespannt sein.“, hörte er gerade noch von der Nachrichtensprecherin. „Luyten. Wie wir aus einer zuverlässigen Quelle erfahren haben, hat die GTVA im Luyten 726-8 System begonnen zivile Schiffe anzugreifen.“, redete sie und sorgte für ein überraschtes Raunen in der Menge, das ganze wurde mit einem Bildwechsel verdeutlicht wo man jetzt die Videoaufzeichnung einer Außenkamera zeigte.
„Hier sehen wir die letzten Aufzeichnungen einer Kamera auf einem Ziviltransporter kurz vor seiner Zerstörung.“, ein Schiff der Fenris oder Leviathan Klasse war sichtbar und es wurde näher an das Schiff herangezoomt, neben dem Kreuzer waren mehrere Jäger und Bomber zu sehen die den anderen Zivilschiffen, die ebenfalls zum Teil sichtbar waren, schnell näher kamen. Der Kreuzer eröffnete das Feuer was jetzt in der Tat eine Welle der Empörung bei den Offizieren auslöste. Nach ein paar Sekunden feuerte der Kreuzer auf das Schiff von dem die Kameraaufzeichnung gesendet wurde und das Bild verschwand und man sah nur noch zahlreiche schwarz-weiße bewegliche Punkte, nach einem kurzen Augenblick tauchte wieder die Nachrichtensprecherin auf. „Die Bilder von denen sie eben Zeuge wurden, belegen, dass die
GTC Calico sich für das Massaker verantwortlich zeichnet. Die
Calico ist Teil der in Luyten stationierten 11.Flotte unter dem Kommando von Rear Admiral Fessler auf der
GTD Izura. Auf unsere Anfragen erhielten wir von der GTVA noch keine Antwort, wir werden ihnen Neuigkeiten sofort mitteilen falls wir etwas erfahren.“, redete die Nachrichtensprecherin. Mit „Beta Aqui...“ wollte sie fortsetzen, das Wort wurde allerdings abgebrochen, weil jetzt der Rear Admiral auf dem Bildschirm auftauchte der somit das Signal der anderen Sender überdeckte, der Rear Admiral hatte einen ernsten Gesichtsausdruck und saß offenbar in seinem Quartier.
„An alle Offiziere der
GTD Izura und der 11.Flotte, die Bilder von denen sie eben gerade Zeuge wurden, muss ich an dieser Stelle leider bestätigen.“, der Rear Admiral machte eine Pause in der schon wieder darüber diskutiert wurde, was sich die GTVA eigentlich erlaubt.
„Allerdings hat die GTVA mit diesen Angriffen nichts zu tun, nicht nur das die
GTC Calico zu der Zeit des Angriffes bei der Flotte war, lassen mich die Informationen die ich in der kurzen Zeit sammeln konnte darauf schließen, dass sich innerhalb der Flotte ein Verräter befindet der Zugriff zu den gültigen ID-Codes der Flotte hat und sie an die Piraten weiterleitet. Daher bitte ich alle Offiziere denen etwas verdächtiges auffällt sich sofort bei dem kommandierenden Offizier zu melden. Noch der kleinste Hinweis kann für das Auffinden des feindlichen Agenten sorgen. Melden sie alles was ihnen verdächtig vorkommt, da diese Nachricht an alle Schiffe gesendet wird, wird der Verräter zweifellos mithören, daher wird er jetzt sehr vorsichtig arbeiten.
Wir müssen dafür sorgen, dass die Piraten nicht weiter die Zivilbevölkerung gegen uns aufbringt, bevor wir die Piraten jedoch effektiv da draußen bekämpfen können, müssen wir sie im inneren bekämpfen. Jeder Hinweis kann helfen. Ich wünsche ihnen allen noch einen guten Tag.“, sprach er und sein Bild verschwand und es setzte wieder das normale TV Programm ein, was momentan über eine Dokumentation über irgendwelche Mikroben bereit hielt.
Diese Dokumentation interessierte allerdings niemanden, in der Bar war sofort Aufruhr über das was der Admiral berichtet hatte.
„Ein Verräter, das ist ja klasse. Das endet doch eh wieder in einer Jagd, jeder wird jeden melden, nur weil jemand zufällig einen Blick ausgewichen ist.“, kommentierte dies Ivan.
„So schlimm wird es schon nicht werden.“, antwortete Mati sicherer als er es in Wirklichkeit selbst glaubte, er hoffte aber in dem Fall doch, das man die Kommunikationsleitungen deswegen nicht über strapazieren würde. Ohnehin war er nicht sicher ob durch diese Bekanntgabe irgendwas erreicht werden würde, eventuell würde der Verräter jetzt einfach eine Weile untertauchen bis sich die Gemüter beruhigt hätten und alles würde dann wieder von vorne beginnen. Er schloss es auch nicht aus, dass der Rear Admiral gar damit rechnete den Verräter nur ab zu schrecken, er rechnete vielleicht gar nicht mit zählbaren Ergebnissen, sondern diese wären wenn schon ein positives Nebenprodukt, möglicherweise wollte er einfach ein paar Schachzüge ausspielen um das Hauptquartier der Piraten in diesem Sektor auszuschalten bevor der Verräter weiter Schaden anrichten konnte. Natürlich wusste Mati nicht, was der Rear Admiral genau erreichen wollte, vielleicht war der Plan auch ganz anders.
„Du hast noch eine Kugel zu versenken.“, sprach Ivan plötzlich der den vorherigen Kommentar von Mati ignorierte.
Mati nickte und folgte Ivan zum Billardtisch und versenkte mit dem ersten Stoß die Schwarze Kugel in dem Loch welches er zuvor angekündigt hatte.
Ende
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So wirklich was mit dem Update der vorherigen Teile wurde es nicht. Die Zeit hat mir mal wieder ein Schnippchen geschlagen. Da dies hier aber wohl ohnehin der letzte Teil für eine etwas längere Zeit war, werde ich mich drum kümmern, wenn die Story wieder die höchste Priorität genießt, also nach der aktuellen Story woran ich grad hauptsächlich schreibe

Wer nicht vergessen kann, der wird vergessen.
06.11.2002 - 27.05.2011