Kyle Springer lauschte dem Gesang der Raumfliegen. Gleich wäre der große Moment. Er war nervös, und versuchte sich einzureden, dass praktisch nichts passieren kann. Er checkte noch mal seine Koordinaten durch. Perfekt. „Weg zur Freiheit“ x:0, y:100km, z: 0.
Noch 6 Mizuras bis zum Treffen. „Diese Leute sind auf die Mizura genau, Perfektion ist oberste Priorität“, dachte Kyle, während er an den vielen Schaltern und Hebeln seiner Nova spielte. In dem Moment erkannte er auf dem Radar ein schnelles M5. Typisch Teladi, mit einem Harrier auf die Mizura genau einzutreffen um ein Geschäft abzuwickeln. In dem Moment stellte der Teladi auch schon die Funkverbindung mit Kyle her. „Profitable Grüße, mein Freund- habt ihr die Ware bei euch?“ Kyle antwortete: „Sicher, gehen wir noch mal alles durch, also: Ich liefere den Datenstick und Sie geben mir 3 Hackerchips, eine IMB-42 (Handfeuerwaffe) und 10.000 Credits“
Der Teladi bejahte sofort, zu Kyles Verwunderung, da er ja zwielichtige Genossen dieser Rasse kannte. Probieren immer wieder noch im letzten Moment etwas Profit zu erwirtschaften. Einem kommt vor, als ob in jedem Satz, den sie von sich geben, das Wort „Profit“ steckt, doch daran konnte man sich gewöhnen. Auch Kyle selbst bemerkte, und war nicht gerade überrascht dabei, dass auch er ein Möchtegernkapitalist wurde, seit er nun aktiv in Piratengeschäften verwickelt war. Im Grunde gefielen ihm diese kleinen Aufträge nicht so schlecht, doch damit konnte er sich nicht abfinden. Es widersprach seiner Natur- und der Natur seiner Familie die Gesetze der Argonen zu brechen. Doch er musste es tun! Dieses Hin-und-Her-Spielchen könnte er noch stundenlang weiterführen, doch die Geschäfte warteten und viele Credits waren zu verdienen. Eine Wozura hat er schließlich schon auf dieses Treffen gewartet, und er würde es bestimmt nicht verderben, sonst möge er den Khaak als Cahonna-Fleischblock dienen.
„Worauf warten Sie… Übertragen Sie endlich die Daten!“, drängte der Teladi, „Ich habe bereits eine verschlüsselte Verbindung aufgebaut, Sie können sofort mit der Übertragung beginnen!“ Kyle schob den Stick in den Schlitz und gab das Passwort für die Verbindung ein. Die: „Empfange Zusatzinformationen für Datenbank“ – Ansage genoss der Teladi in vollen Zügen, das konnte man ihm ansehen. Sofort übertrug er 10.000 Credits auf Kyles Konto und warf die Datensticks und die Handfeuerwaffe in einem Container aus. „Es war schön, mit ihnen Profit zu erwirtschaften“ Mir diesen Worten flog der Teladi davon. Kyle hätte nur zu gern gewusst, wie viel der Teladi ihm wohl für den Datenstick bezahlt hätte, wäre er beinhart gewesen und hätte sogar den Abbruch dieses Handels riskiert. Vielleicht waren die Daten ja viel wertvoller, als er angenommen hatte. Doch dann wäre der Transport wohl besser bewacht gewesen. Kyle warf sogleich den Autopiloten an und hielt Kurs auf die Handelsstation im Sektor.
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Große Erleichterung durchströmte Kyle als er an der Station andockte. Die konventionellen Verankerungen rechts und links, die sich in Andockbuchten der argonischen Stationen befinden, haben nun auch bei den Teladi Einzug gefunden, wie er zu seinem Gunsten feststellte. Wenn das Schiff durch ein erzeugtes Magnetfeld verankert wird, ergriff ihn immer leichte Übelkeit. Auf die altmodische Art, also mit Verankerungspfosten, gab es zwar eine kleine Erschütterung, dafür wurde der Körper nicht beeinflusst. Was für eine Art von Verankerungsbuchten die Teladi hatten war ihm eigentlich auch ziemlich egal. Er stieg aus seinem Schiff, wartete vorher aber natürlich bis zur Vollendung des Dekompressionsvorganges. Ein Zischen ertönte, das einem immer als Signal dienen kann, das man sein Schiff nun verlassen kann. Gelassen schlenderte er von der Andockbucht in die Station. Kyle dachte: „Bei der Gelegenheit lass ich doch gleich mal meinen O²-Tank wiederauffüllen. Er ging zum frei zugänglichen Automaten der Marke „Romanus Gigantus“ und tippte seine Schiffs- ID ein. Eine freundliche weibliche Stimme teilte ihm mit das sein Tank zu 63% gefüllt sei, und sein Reservetank noch voll ist. Höchste Zeit zum Nachfüllen! Er drückte auf den Knopf „Voll Auffüllen“ und wurde nach seiner „Credit-Card“-Nummer gefragt. Nach dem er dem Automaten alle notwendigen Daten übermittelt hat, sagte die Stimme: „Ihre Tanks sind nun voll. Dieser Vorgang hat Sie 111 Credits gekostet. Romanus Gigantus wünscht ihnen noch einen Guten Flug. Bis zum nächsten Mal.“
Romanus Gigantus. In den letzten Jahrzehnten wurde der Markt regelrecht von dieser mysteriösen Firma überschwemmt. Sie soll in Besitz eines teladischen Tycoons sein. Beinahe alle Produkte- zumindest die im argonischen Raum werden von Romanus Gigantus produziert. Keine andere Firma kann so billig verkaufen, sie alle wurden aufgekauft- ja sogar Kyles Credit-Card und sein Gewand werden von dieser Firma produziert.
Er war müde, und ihn plagten die Gedanken an seine Fabrik. Zulange hatte er sich in seiner Erzmine S verkrochen. Zulange hatte er auf irgendetwas gewartet, das seine Schulden decken wurde. Aber es geschah nichts… Natürlich geschah nichts! Nur weil ihm diese dämlichen Piraten an den Hals oder an seine Credits wollen! Aus welchem Grund auch immer, es machte ihn wütend. Verdammt wütend sogar…
Ehe er sich’s versah, war er in einem Restaurant in der Handelsstation und schlürfte in großen Zügen seinen Kaffee. Am Etikett des Einwegbechers konnte er die Buchstaben „RG“ erkennen. Das Symbol der Firma, der auch das Restaurant gehört. Kyle hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Diese Firma kontrolliert allein bei den Argonen bestimmt 80% aller Produkte und fährt saftige Gewinne ein. Und dieser Teladi dem Romanus Gigantus muss wohl die Credits in Container stopfen und irgendwo im All auswerfen, um gerade zu verhindern, dass er in Gewinnen ertrinkt.
So ist das Leben, dachte sich Kyle und musste sich gleich etwas auf seinem Organizer notieren, weil es ihm wieder in den Sinn kam. In 24 Sazuras müsste einer seiner boronischen Kollegen auf seiner Fabrik eintreffen, und die nächste Lieferung an Erz entgegennehmen. Seine boronischen Kollegen waren derzeit seine einzigen Kunden, alle anderen sind auf „Romanus-Gigantus-Qualitätserz“ umgestiegen. „Zum Glück sind die Boronen nicht auf den Romanus-Gigantus-Zug aufgesprungen“, dachte sich Kyle. Sie waren der selben Meinung wie er. Es kann nicht gut sein wenn der ganze Markt von nur einem Anbieter kontrolliert wird. Dieser wird die Preise früher oder später in die Höhe treiben, und dann müssen alle schön brav zahlen. „Genau so wird es sein!“, redete er sich zu. Seinen boronischen Kollegen hatte er wirklich viel zu verdanken. Ohne sie hätte er schon längst zumachen können und mehr als das! Kyle hatte ja fast überhaupt kein Geld. So gut alles was er hat steckt in seiner Mine- die er von seinem Vater geerbt hat- und in seiner M3-Nova, wobei er sich das Geld für das Teil nur geliehen hat und nicht zurückzahlen konnte, weil seine Mine miserabel läuft und er nebenbei auch noch saftig Zinsen zurückzahlen muss. „Was hab ich mir nur dabei gedacht!“, jammerte er vor sich hin. Doch er brauchte die Nova, um den Piraten, die ihm an den Hals wollen vorerst trotzen zu können.
Kyle bezahlte und beschloss, für ein paar Sazuras in einer Herberge auf der Station abzusteigen und erst dann die Reise zu seiner Fabrik- die sich in Montalaar befindet, anzutreten. Für diese müsse er fit sein, da mehr als die Hälfte der Strecke durch Piratengebiet führe und diese in letzter Zeit besonders aktiv seinen. Er zog seine Credit-Card durch einen Schlitz neben einer Tür zu einem freien Zimmer. Die 50 Credits für die Übernachtung wurden dabei automatisch abgebucht. Das rote Licht am elektronischen Türschloss leuchtete nun grün auf und Kyle betrat das dürftig eingerichtete Zimmer. Darin befanden sich ein Bett, ein kleiner Tisch mit Sitzgelegenheit und ein Schrank. Das war die Standartvariante der Zimmern. 12 Quadratmeter mit Billigausstattung. Die Bettwäsche war natürlich aus billigen Stoff-Reihmen. Sie fühlte sich ziemlich kalt an.
Kyle war total übermüdet und lies sich ins Bett fallen. Kurze Zeit später schlief er ein, allerdings sehr unruhig.
Es war ein schriller Alarmton der ihn aus dem Schlaf riss. In den Gängen herrschte hektisches Treiben. Alle waren nervös und rannten wild durcheinander durch die Gänge. Leute schrieen und kleine Kinder weinten.
Kyle war völlig perplex und rannte ohne jegliches System durch die tausend Gänge der Station. Doch er erstarrte und wurde zu einer steinernen Statue als er durch ein Fenster der Station das riesige Ungetüm im All sah.
Es war Furchterregender als alles, was er bis jetzt gesehen hatte.
Es war ein Schlachtschiff der Xenon.
Schweißgebadet fuhr Kyle aus seinem Bett hoch. Sein Puls ging schnell und sein Herzschlag war drum und dran, ihn von innen in Stücke zu reißen. Schweiß rann ihm vom Gesicht. Er hatte geträumt. Doch ihm kam alles so echt vor. Zu echt. Obwohl er es genau wusste konnte er es sich nicht verkneifen, einen kurzen Blick aus dem Fenster zu werfen. Nichts. Natürlich war nichts da. Außer dem Tor das als Start und Ziel für die dort stattfindenden Rennen zu gebrauchen war. Als kleines Kind hatte er es sich so gern angesehen. Er hielt es immer für eine Art Sprungtor. Insgesamt sah er zweimal bei einem Rennen zu. Wenn er sich recht erinnern konnte waren 4 Teilnehmer am Start. Drei Blitz und ein Starburst. Damals war das Leben so unbeschwert. Doch sein derzeit verstorbener Vater war durchaus etwas seltsam. Kyle konnte es nicht genau definieren doch irgendwas hatte nicht mit ihm gestimmt. Als ob er sich immer vor irgendwas fürchten würde. Ein gleiches Mysterium wie sein Traum. „Ach was!“, dachte Kyle. Er wollte seine Gedanken erneut verwerfen. Ihm erschienen sie so absurd wie ein großzügiger Teladi. „So, jetzt muss ich aber wirklich los“, dachte er. Er zog sich an, machte das Bett und checkte aus. „Bei zwei weiterein Übernachtungen bekommen sie die nächste gratis!“, erläuterte ihm wieder eine weibliche Computerstimme. 50 Credits! Das war wirklich ein guter Preis. Das Zimmer war zwar dürftig doch für den Preis ausreichend. Früher, als er unterwegs war, und noch nicht in einem Hotel von Romanus Gigantus abstieg, hätte so ein Zimmer bestimmt 80 Credits gekostet. „Man muss schon sagen, diese Firma hat super Preise…“, dachte er sich. Und es stimmte auch. Aber irgendwas stimmte nicht! Diese Firma trat ca. im Jahr 3000 an die Oberfläche. Und in den nächsten Jahrzehnten überschwemmten sie den Markt mit Billigprodukten- die gar keine schlechte Qualität haben!
Vor dem Abflug ging Kyle noch in eine Bar und spendierte sich ein Glas argonischen Whisky. Das Stück hatte ihn ganze 20 Credits gekostet. Kyle merkte, wie er wie ein Teladi zu denken begann. Bei den Geldsorgen die er hatte war das auch kein Wunder. Er lies sich den Raumsprit schmecken und lies sich in eine Welt ohne Probleme und Sorgen tragen… Ein Vorteil der Teladi. Alles war legal. Alkohol und Drogen. Doch Kyle hatte nicht vor zu Raumkraut zu greifen. Er würde das Zeug höchstens schmuggeln. Argonen spülen täglich verdammt viel Geld in ihre Kasse, indem sie das Zeug von Herrons Nebel nach Ceos Buckzoid schmuggeln. Dabei braucht man Nerven aus Stahl. Wenn man einmal aus dem argonischen Gebiet draußen ist, ist die größte Gefahr vorüber, denn die Boronen haben nicht so strengende Patrouillen. Die Route kannte sogar Kyle: Von Herrons Nebel östlich nach Rotes HQ, dann noch mal nach Osten nach Wolken der Atreus. Somit hat man schon das Gebiet der Argonen verlassen. Dann zweimal durchs Nordtor und einmal durchs Osttor. Voila! Schon ist man in Ceos Buckzoid und kann die heiße Ware gegen jede Menge Geld eintauschen. „Vielleicht sollte ich meinen verrosteten Merkur, der meiner Mine die Energiezellen liefert, als Schmuggeltransporter missbrauchen…“ Die Idee wäre riskant und gewinnbringend. „Doch nur so was könnte mich aus meiner Schuldenfalle retten!“ Im Endeffekt war das Vorhaben einfach zu verlockend um es nicht durchzuführen, vor allem wenn man eh schon hin und wieder illegale Geschäfte macht.
Nun hieß es auf zum Abflug. Kyle hätte bereits vor einer halben Stunde Losfliegen sollen, doch der Whisky hat ihn einfach nicht loslassen wollen. Doch er hatte sich letztendlich duch überwunden und stieg in sein Schiff. Er warf die Kiste an, kümmerte sich darum, dass sich die Verankerungen lösten, machte eine 180-Grad Drehung und gab Gas. „Mit vollem Sauerstofftank fliegt sich’s gleich besser“, dachte er und steuerte selbstbewusst das Nordtor zu Dannas Chance, einem Piratensektor, an.
so, das erste Kapitel hätt ich dann.... werd mich mal ans 2. ranmachen
