[story] - Drachenland -

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

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Bobbele1984 [ABK]
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Re: Aplaus

Post by Bobbele1984 [ABK] »

omti wrote:Toll, weiter so
War ja klar! :D Aber das schönste ist: ER HAT RECHT!!! :thumb_up:
LordZsar1
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Post by LordZsar1 »

Da hast du Recht. ^^
Die Raketen des Split hatten jedoch nur die Backbord-Aufbauten getroffen.
Des Paraniden?
Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

Stimmt, da hat sich ein hinterhältiger Split eingeschlichen.

;)
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Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

KAPITEL 22

# Sternensystem: Life of the Sea
# Status: unerforschtes Gebiet
# Datum: 02 / 745

Das Frühstück am nächsten Morgen war bestimmt von Spannung, die sich in schlechten Witzen, nervösem Gelächter und sinnlosen Gesprächen endlud. Marquise gab die alte Gesichte ihres Vaters, einen Söldners, zum besten. Er hatte ihre Familie im Stich gelassen um für einen reichen Ex-Militär in Argon Prime zu arbeiten. Später war er von den Paraniden ermordet worden. Während Medall mit den Augen rollte und Cullen anfing Söldner zu verfluchen gab Icaza ungefragt Tipps zum Verkauf von Stoff-Rheimen zum besten.
Es dauerte nicht lange und Marquise verliess den Frühstückstisch. Zum Abschied warf sie ihr halb gefülltes Glas um. Die braune Flüssigkeit ergoss sich über die blaugoldene Jacke von Icaza. Der Kapitän starrte ihr nur hasserfüllt hinterher. Dann wischte er sich die Flüssigkeit so gut es ging von seiner Jacke.
„Nun gut, Leute, dann wollen wir mal."
„Was wollen wir, Icaza?" , fragte Frank.
Icaza schob den leeren Teller zur Tischmitte und stand auf.
„Da draussen schweben dreissig Tonnen Stoffballen herum." , sagte er.
Medall zuckte mit den Schultern.
„Die Stoffballen sind zwar ruiniert, aber es sind trotzdem dreissig Tonnen synthetischer Stoff. In Ianamus Zura werden uns die Händler einen guten Preis dafür bezahlen. Aber ich erwarte nicht, das ihr Söldner das versteht. Ihr hasst uns Krämer doch sowieso, nicht wahr?"
Gabriel klopfte auf den Tisch.
„Wenn Stoffballen alles ist, was wir hier finden, dann bin ich zufrieden. Hoffen wir, das uns keine weiteren Überraschungen ins Haus stehen. Wir haben oft genug gegen die Split, Paraniden und Piraten gekämpft."

# # #

Keine dreissig Mizuras später wurde es auf der Brücke still. Gabriel, Cullen und Medall arbeiteten immer noch an den Stoffballen. In ihren unförmigen Raumanzügen sahen sie wie Roboter aus, die lange Mäntel hinter sich herzogen. Der wieder funktionierende Bildschirm zeigte jedoch ein sich langsam drehendes Wrack. Es war klar das dieses Schiff erst kürzlich zerstört wurde. Dann fragte Icaza:
„Wie lautet der Name?"
„Es ist der boronische TS-Klasse Transporter Stardust." , antwortete Marquise leise.
„Sie sind geflohen und sehr weit gekommen." , meinte Icaza. „Aber nicht weit genug. Wie ist der Status des Frachters?"
„Sie ist ein Wrack, Kapitän. Das Heck scheint grösstensteils weggeschossen worden zu sein und im Rumpf gibt es Löcher so gross wie eine M5. Der Frachter ist definitiv tot."
Icaza sah auf die Instrumente. Wie üblich zeigten die zusammengeschusterten Anzeigen nichts an. Aber er konnte sich nicht beschweren. Für Leute wie ihn gab es keine bessere Zukunft mehr. Solche minderwertige Ausrüstung würde er für den Rest seines Lebens sehen müssen.
„Irgendwelche Signale, Frank?"
„Nein... Moment, ein schwaches Notsignal. Aber das muss ein automatisches Notsignal sein. Der ganze Kahn wurde zerstört. Niemand kann überlebt haben."
Marquise justierte die Scanner neu und überprüfte das Wrack der Stardust erneut.
„Korrektur, das Kommandodeck besitzt noch eine Atmosphäre."
„In Ordnung, ich gehe hinaus."
„Das geht nicht, Kapitän." , erinnerte ihn Marquise. „Schick diesen Medall und den Söldner Gabriel. Die beiden haben Erfahrung in sowas. ... Hoffe ich jedenfalls."
Icaza seufzte. Er war der Kapitän und durfte sein Leben nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Alle Standardverträge sahen dies vor. Und wie seine Lage jetzt war, bekam er nichts anderes als Standardverträge mehr. Abwesend nickte Icaza. Es ging nicht anders.
„Sollten wir nicht dem Boronen Daro-Hi Bescheid sagen?" , fragte Frank.
„In Ordnung. Aber nicht zu schnell. Wer weiss? Vielleicht gibt’s an Bord ja was zu holen."

# # #

Zwei M4-Buster zogen enge Kurven um das Wrack der Stardust während Gabriel und Medall mit einer M5-Discoverer an dem fast völlig zerstörten Schiff andockten. Im Inneren des zerstörten Frachters schimmerte düster grünliches Licht. Irgendjemand hatte die Notbeleuchtung eingeschaltet und ironischerweise war gerade die für die Notbeleuchtung zuständige Energiezelle intakt geblieben. Gabriel konnte sich lebhaft vorstellen wie die Überlebenden das Schiff verflucht hatten, als sie bemerkten, das die Energiezellen der Lebenserhaltungssysteme leer waren.
Gabriel und Medall verliessen die beschädigte Schleuse und betraten das verwüstete Deck. Hier gab es nichts mehr zu finden. Schwere Raketen hatten die Wände und die Decke aufgerissen. Gabriel hatte solche Schäden bereits gesehen. Wahrscheinlich waren es Piraten gewesen, vielleicht auch die Paraniden, die kürzlich die Nori-Brin angegriffen hatten.
„Die armen Leute." , murmelte Medall. „Es war ein Massaker. Sie waren Opferlämmer."
„Nein." , berichtigte Gabriel den Zwerg. „Sie haben gekämpft. Zumindest haben sie versucht zu kämpfen."
Medall arbeitete am Schott zur Brücke. Es dauerte eine ganze Weile bis sich der halbzerstörte Bordcomputer überzeugen liess, das der Angriff vorüber und die Quarantäne aufgehoben sei. Das Innere der Brücke war noch intakt, aber die Atemgaskonzentration war so gering, das kein Mensch darin überleben konnte.
Gabriel und Medall hatten ohnehin nicht vor ihre Anzüge zu verlassen. Die Brücke des Frachters war kaum beschädigt. Der Feind hatte seinen Beschuss auf den Antrieb und die Bordwaffen konzentriert. Aber Gabriel wusste das die Mörder der Besatzung keine Piraten waren. Piraten hätten das Schiff ausgeschlachtet oder zumindest die Leichen mitgenommen. Für organisches Material bekam man bei den Teladi Credits. Nicht viel, aber Piraten nahmen für gewöhnlich jedes mögliche Geschäft mit.
„Das waren keine Piraten."
„Hmm, und wer sollte hier draussen sonst noch rumschippern?"
Gabriel schüttelte den Kopf.
„Die Paraniden, die uns andauernd angreifen. Sie müssen es gewesen sein. Diese elenden Mörder!"
Medall arbeitete sich zur Steuerkonsole vor und schob den Leichnam den Frachterkapitäns beiseite. Er stöpselte das Com-Kabel in die Verbindungsbuchse des Bordcomputers und überspielte das Logbuch des Frachters auf einen Datenchip.
Währenddessen sah sich Gabriel weiter um. Die Brücke hatte schon bessere Tage gesehen, aber das lag an der schlampigen Wartung, nicht an dem Angriff. Müllreste, Kabelrollen und Hardwareteile lagen in den Ecken verstreut. Zahllose Risse zogen sich über die Bildschirme und die Sitzbezüge. Es war kaum zu glauben das dieses Schiff zum Boronischen Wissenschaftskorps gehört hatte. Vielleicht, so kam es Gabriel in den Sinn, wird ja die boronische Zivilisation massiv überschätzt.

Zwei tote Boronen sassen mit aufgerissenen Augen auf ihren Plätzen und starrten noch im Tode hinaus in den Weltraum. Die schlechte Beleuchtung verhinderte das Gabriel die Farbe der Wände genau erkennen konnte. Wahrscheinlich hatte sich niemand die Mühe gemacht und die Brücke jemals gewartet.
„Ich hab alles." , meldete Medall.
„Brauchen wir noch etwas?"
Medall sah den toten Frachterkapitän an. Angewidert verzog er das Gesicht.
„Wir müssen die Leichen begraben."
„Wozu?" , erwiderte Gabriel. „Sie haben doch schon den perfekten Sarg."
Gabriel und Medall verliessen das Wrack durch die zerstörte Hauptschleuse und hangelten sich an der Rettungsleine zurück zur M5-Discoverer.



Fortsetzung folgt ...

*
LordZsar1
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Post by LordZsar1 »

Atemgaskonzentration
Schleichfahrt?
Andererseits kann man eine Ammoniakatmosphäre wohl kaum als Luft bezeichnen...
omti
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Post by omti »

Klasse, weiter so!
Ohne Neugier wäre die Menschheit immer noch in der Steinzeit oder nicht einmal dort!


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Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

LordZsar1 wrote:
Atemgaskonzentration
Schleichfahrt?
Andererseits kann man eine Ammoniakatmosphäre wohl kaum als Luft bezeichnen...

Bei Schleichfahrt / Aquanox gibts auch Atemgas. Aber das hat nix mit dieser Geschichte zu tun.


Mit Atemgas ist hier eine Art Gasgemisch gemeint, das auch Boronen einigermassen gut atmen können, aber nicht sofort jedes andere Lebewesen tötet.
Also quasi ein Gas, in dem alle bekannten intelligenten Lebensformen wenigstens ein paar Minuten überleben können (etwa um sich eine Gasmaske auf zu setzen oder um sich in Sicherheit zu bringen o. ä. ).

Die Boronen sind eben sehr nett und denken an solche Dinge.


;)
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Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

KAPITEL 23

# Sternensystem: Neuer Verdienst
# Status: Teladi Kolonie im Aufbau
# Datum: 03 / 745

Ein klagender Laut zog einsam über die endlose Eiswüste Betas. Verängstigt kauerten sich die wenigen überlebenden Teladi eng aneinander. Sie versuchten sich gegenseitig zu wärmen. Ein recht aussichtsloses Unterfangen.
Das alles war nur geschehen weil ein Terrorist die Koloniebasis zerstört hatte. Daraufhin war die Verbindung mit der Teladiflotte abgerissen und jegliche Versorgungsflüge ausgeblieben. Die wenigen Vorräte waren schnell aufgebraucht worden. Dann hatte das Warten begonnen. Zuerst hatten die Teladi geglaubt das ihnen Generalin Sshaka Nachschub oder Evakuierungsschiffe schicken würde. Nach einigen Wozuras war der arktische Winter Betas mit voller Wucht über das Basislager hereingebrochen. Die Temperaturen waren auf minus fünfzig Grad Celsius gefallen. Das hatten viele Teladi nicht überlebt.
Da das Basiscamp langsam aber sicher zugeschneit wurde, war den Teladi nur der Marsch auf den höher gelegenen Gletscher übrig geblieben. Dort gab es auch einige Eishöhlen und natürliche Eisformationen die einen gewissen Schutz vor der beissenden Kälte boten. Der Marsch auf den Gletscher war extrem anstrengend gewesen. Viele der überlebenden Teladi waren vor Angst, Schock und tiefer Verzweiflung einfach in Schnee und Eis liegengeblieben. Auch sie waren inzwischen tot. In den letzten zwanzig Tazuras waren mehr Teladi durch die Kälte gestorben als während der letzten Schlacht gegen die schrecklichen Xenon.
Auf die, die einen halbwegs sicheren Unterschupf gefunden hatten, wartete jedoch ein neuer Horror. Beta war nicht unbewohnt. Die Eiswüsten wurden von robbenähnlichen Tieren, zwei oder drei Eisbärenarten, Pinguinen der verschiedenen Gattungen, Schneehasen, Schneefüchsen und einer Echsenart unsicher gemacht.
Mindestens dreissig Teladi waren inzwischen den Eisbären zum Opfer gefallen. Die grossen Säugetiere hatten in den echsenhaften Teladi wahrscheinlich eine bequeme Zwischenmahlzeit gesehen. Aber immerhin konnte man sich die Eisbären mit Hilfe der Lasergewehre einigermassen vom Hals halten.

Das ging bei der monströsen Echsenart nicht. Diese Wesen sahen aus wie eine Mischung aus T-Rex und Godzilla. Sie waren grösser als jedes andere Tier, das die Teladi bis dahin gesehen hatten und relativ intelligent. Trotz ihrer Grösse jagten diese Echsen in Rudeln.
Zwei Gruppen von jeweils fünfzehn Tieren hatten die letzten Teladi eingekesselt. Sie warteten nur noch auf das Zeichen ihres Rudelführers. Alle Tiere des Rudels beobachteten diesen Anführer genau. Erst wenn er sich bewegte, würden sie angreifen.
Der Rudelführer befand sich knapp ausserhalb der Reichweite der Lasergewehre. Bereits zwei der grossen Echsen waren von den Teladi getötet worden. Er musste nun entscheiden ob die Beute die zu erwartenden Verluste wert war.
Viel zu überlegen gab es da allerdings nicht. Die komischen Fremden hatten mit ihren Krachdingern, ihren seltsamen Flugdingern und ihrem andauernden Gezeter die meisten Beutetiere des Gletschers vertrieben. Es gab folglich kaum noch Nahrung für das Rudel. Wenn die Jungtiere überleben sollten, mussten sie jetzt angreifen. Koste es, was es wolle.

Der Rudelführer pirschte sich vorsichtig noch ein paar Schritte an die Teladi heran. Inzwischen wusste er ganz gut wozu diese Licht-Schmerzens-Bringer imstande waren. Ein paar Treffer konnte jedes erwachsene Mitglied des Rudels aushalten. Es kam also darauf an schnell und gnadenlos zuzuschlagen.
Der Rudelführer war schon ziemlich alt und sehr erfahren. Er hatte sein Rudel perfekt aufgestellt. Diesmal würde es keine Schwierigkeiten geben. Sie würden diese seltsamen Fremden töten und auffressen. Vielleicht kehrten nach deren Verschwinden auch die normalen Beutetiere auf den Gletscher zurück. Der alte Rudelführer hoffte es jedenfalls.

Dann sprang er auf und stiess ein markerschütterndes Heulen aus. Der Angriff hatte begonnen.

# # #

„Dasss ishst allesss nicht wahr!" , zwischelte Generalin Sshaka leise.
Ohne erkennbare Gefühlsregung sah sie zu den immer noch brennenden Gebäuden des Basislagers auf Alpha hinüber. Dicke, fette Rauchwolken wälzten sich in den strahlend blauben Frühlingshimmel Alphas. Asche regnete im weiten Umkreis um die Brandherde nieder. Immer noch erklangen von Zeit zu Zeit schwere Detonationen aus dem Zentrum des Basislagers.
Vor sechszehn Stazuras war ein mit Nostropöl beladener TS-Geier über das kleine Landefeld hinaus geschossen und mit voller Wucht in die Lagerhallen für die Energiezellen gekracht. Die folgende Explosion hatte das halbe Basislager zerstört und alle Brandbekämpfungseinheiten ausgelöscht. Seither konnten die überlebenden Teladi nur zusehen wie auch der Rest ihres Lagers abbrannte. Einige Teladi waren bereits ohne entsprechenden Befehl in ihre Raumschiffe gestiegen und hatten den Planeten verlassen.
Das war noch schlimmer als alles andere. Diese Teladi hatten aufgegeben. Sie glaubten nicht mehr an Profit. Im gewissen Sinn verstand Generalin Sshaka diese Teladi. Seit der Zerstörung der Koloniebasis durch zwei M/AM-Minen ging es mit dieser Expedition stetig bergab. Vor drei Tazuras hatten sie den Kontakt mit dem Basislager auf Beta verloren, vor zwei Tazuras waren drei TS-Geier im Orbit miteinander kollidiert und gestern hatten die Ianamus-Zura-Teladi feierlich erklärt zu ihrer Heimatwelt zurückzukehren. Ihre überstürzte Abreise hatte weitere Unfälle nach sich gezogen. Dutzende oder hunderte Teladi waren dabei umgekommen.

Und jetzt noch diese Katastrophe. So langsam wurde es zuviel um es noch zu ertragen.
„Generalin! Wir sssind abmarshsch bereit." , meldete ihr Adjutant.
Der junge Teladi war über und über mit Rus und Schlamm beschmiert. Offensichtlich hatte er bis zum Umfallen geschuftet um wenigstens ein paar Vorräte zu retten. Hinter ihm warteten hunderte Teladi auf ihre Anweisungen. Generalin Sshaka musste eine Entscheidung treffen.
„Dasss Unternehmen ishst gessscheitert." , brachte sie schliesslich mühsam hervor. „Esss ishst ... ."
Was sollte sie sagen? Die Teladi und vor allem die höchsten Manager der Teladi-Company und der PTNI würden nach einer Erklärung verlangen. Was sollte sie also sagen? Das diese ganze Expedition an einem Terroranschlag und einer Reihe von Unfällen, Naturkatastrophen und Dummheiten gescheitert war?
Das ging auf keinen Fall. Nach dem Verlust von achtzehn Milliarden Credits vor zwei Jazuras konnte die Teladi-Company unmöglich einen weiteren Tiefschlag dieser Grössenordnung verkraften. Es musste eine bessere Begründung für das Scheitern dieser Mission geben. Eine Begründung die nicht das gesamte Gesellschaftssystem der Teladi in Frage stellte.
„Esss ... tsh ... esss war ... war die Ssschuld von Prinz Philipp Phildoph ... ja ... er lockte unsss in eine hinterhältige Falle. Vershseht ihr dasss?"
Die übrig gebliebenen Teladi nickte eifrig mit ihren Köpfen. Sie alle hatten von grossem Profit geträumt und waren nun unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Das die Piraten für diese Katastrophe verantwortlich waren, leuchtete Jedem von ihnen ein. Ansonsten hätten sie alle zugeben müssen, das die Aussicht auf Profit doch nicht immer ein Segen war. Keiner der anwesenden Teladi hatte vor das allgemein gültige Gesellschaftssystem in Frage zu stellen. Noch nicht, denn einige Teladi begannen an der Weisheit ihrer Manager zu zweifeln.



Fortsetzung folgt ...

*
omti
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Post by omti »

Hehe Teladi revolution! Schafft den Profit ab, der Komunismuss lebe hoch :lol:
Ohne Neugier wäre die Menschheit immer noch in der Steinzeit oder nicht einmal dort!


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LordZsar1
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Post by LordZsar1 »

So schön die Vorstellung hier auch wäre, würde sie das X-Universum doch um eine faszinierende Facette ärmer machen.
Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

KAPITEL 24

# Sternensystem: Life of the Sea
# Status: unerforschtes Gebiet
# Datum: 03 / 745

„Raumsprung-Initiierungssequenz läuft. Tordurchgang in ... 10 ... 9... 8 ... ."
Gabriel hörte Icazas Stimme nur halb zu. Seit der Entdeckung der Stardust verfolgte sie ein fremdes Schiff. Es war extrem schnell und hielt immer den gleichen Abstand zur Nori-Brin. Sehr wahrscheinlich war dieses Schiff für die Zerstörung der Stardust verantwortlich. Daro-Hi, der boronische Wissenschaftsethiker, hatte schliesslich zugegeben das die Stardust vom boronischen Wissenschaftskorps in die Neuen Sektoren geschickt worden war. Er hatte auch zugegeben das die Boronen seit einiger Zeit keinen Kontakt mehr mit diesem Schiff herstellen konnten. Das half der in der Falle sitzenden Crew der Nori-Brin freilich kein bisschen weiter. Sie mussten nun kämpfen und siegen oder dieses unerforschte System würde zu ihrem Grab werden.
Das wiederrum erschreckte Gabriel nicht. Nach der langen Zeit seiner Sklaverei fühlte sich die Freiheit keineswegs berauschend an. Die Mannschaft der Nori-Brin war auch nicht besser als die Mannschaft der Golden-Star und dieser argonische Händler namens Ignaz Gavin war wahrscheinlich ein ebenso grosser Schurke wie Prinz Philipp Phildoph.
Viel gab es nicht, wofür es sich zu leben lohnte, dachte Gabriel und betrachtete den Jadeanhänger. Dieses Schuckstück war alles, was ihm von Nena geblieben war. Es stellte einen der legendären Seedrachen dar, nach denen Daro-Hi suchte. Freilich war dieser Anhänger in Wahrheit nur billiger Ramsch aus einer paranidischen Schmuckfabrik.

Die Nori´brin verschwand in der typischen Raumsprungwolke. Gabriel legte seine Hände um die Schub- und Waffensteuerung und machte sich bereit den Kampf zu eröffnen.
„Hey, was glaubt ihr, wann sie ankommen?"
Marquises Stimme klang sogar über das Intercom vergnügt. Ihre M4-Buster versteckte sich in dem aufgerissenen Heck der Stardust. Es war ihre Aufgabe das HQ-Schiff der Feinde unschädlich zu machen. Mit ihren schweren Hummel-Raketen hatte sie auch genug Feuerkraft für diese Aufgabe.
„Vielleicht noch fünf Mizuras. Sie bleiben ausserhalb der Sensorreichweite der Nori-Brin. Offensichtlich glauben sie, wir hätten keine besseren Sensoren an Bord unserer Kampfschiffe. Oder sie sind einfach unfähig. Oder arrogant ... So, und jetzt Ruhe."
Medall klang etwas verärgert. Gabriel musste ihm recht geben. In Kampfsituationen sprach man nicht miteinander. Das taten nur die Toten bzw die, die bald starben. Marquise war jedoch ein Vollprofi. Sie versuchte bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein Gespräch mit Gabriel zu beginnen.
„Dachte ja nur." , murmelte Marquise.
„Lass gut sein, Marquise. Wir sollten die Zeit nutzen und die Diagnoseprogramme laufen lassen."
Medalls M5-Discoverer kam in Sicht. Das moderne Kampfschiff trieb im Schutz des Mittelrumpfes der Stardust. Keine zehn Mizuras später erschienen ein alter Frachter der TS-Ganymed-Klasse, vier M5-Pegasus und zwei M4-Bayamon. Die Verfolger waren angekommen. Gabriel aktivierte die beiden Gamma-ISEs seiner M5-Discoverer und holte den ersten Paranidenscout in sein Visier. Dann presste er die Feuerknöpfe durch.
Seine Salven trafen den unvorbereiteten Gegner frontal und rissen den M5-Pegasus Scout in einer blendend hellen Explosion auseinander.

# # #

Auf der Brücke des Paranidentransporters lief Patsy aufgeregt hin und her. Piratenboss Red-Duke hatte ihr diese Mission übertragen. Ein alter Teladipriester hatte nach langer Folter gestanden einem Paraniden eine uralte Schatzkarte verkauft zu haben. Ausgerechnet eine Kopie derjenigen Karte, die Patsy an diesen Händler Ignaz Gavin verkauft hatte. Zudem war Biffly, der beste Mann von Red-Duke, von diesem Paraniden Kalman getötet worden. Als sich Red-Duke vor ihr aufgebaut hatte, war Patsy klar geworden, das ihr Leben verwirkt war. Aber der grausame Piratenboss hatte sie nur bewusstlos geschlagen.
Als sie wieder zu sich kam, hatte er ihr erklärt das sie die Karte zurückholen musste. Red-Duke war Realist, jedenfalls wenn er mal nicht unter Drogen stand. Biffly war tot und so gab er ihr eine letzte Chance. Immerhin war sie jetzt seine beste Kommandeurin. Dummerweise weigerte sich Ignaz Gavin ihr die Karte zurückzuverkaufen. Er hatte sich sogar geweigert sie persöhnlich zu treffen. Der Händler war mächtiger als sie gedacht hatte und es gab keine Möglichkeit die Karte mit Gewalt zu holen. Für Piraten war es sogar unmöglich das stark gesicherte Ianamus Zura System zu betreten. Ein Angriff auf die Garnison wäre glatter Selbstmord gewesen.

Andererseits hatten sich etliche paranidische Fanatiker diesem Kalman angeschlossen. Das waren vor allem ehemalige Mitglieder der zerschlagenen Heiligen Paranidischen Gemeinschaft. Diese religiösen Fanatiker sahen in Kalman so etwas wie einen Hohepriester und taten alles was er von ihnen verlangte. Doch einige dieser Fanatiker waren auch sehr fähige Piloten und Besatzungsmitglieder. Red-Duke, Kyo t´Nnt und der Silberne Prinz hatten sie in die Piratenflotte integriert. Ihr erstes Ziel war das boronische Forschungsschiff Stardust gewesen, ohne das irgendein Pirat herausgefunden hatte was die Piratenbosse wirklich planten. Jedenfalls hatte sie die Stardust und alle ihre Eskortschiffe vernichtet. Es hatte ihr sogar etwas Spass gemacht die Boronen zu töten.

Nun war sie hier um die Nori-Brin mitsamt ihrer gesamten Besatzung zu vernichten. Nur so konnte sie ihren Fehler wieder gutmachen und nur bei einem überzeugendem Erfolg würde Red-Duke sie weiterleben lassen.

Als das Wrack der Stardust vor ihr auftauchte machte sich ein flaues Gefühl in ihrer Magengegend breit. Irgendetwas stimmte hier nicht. Wo zum Hades war die Nori-Brin? Kalman würde auch sie töten, wenn sie versagte. Ausser natürlich Red-Duke kam ihm zuvor.
„Was ist mit dem Wrack?"
Ein Paranide, einer der Fanatiker, sah von seinen Instrumenten auf und drehte sich zu ihr um.
„Bei der Heiligen Dreidimensionalität, hier gibt es nichts Ungewöhnliches, Madam."
Patsy schnaufte angewidert.
„Da muss doch was sein ... ?"
Aus den Augenwinkeln heraus sah Patsy wie sich eine der grünen Pfeilspitzen rapide ausdehnte, zerplatzte und von der taktischen Konsole verschwand.
„Was zum Hades ... ?"
Ein gewaltiger Schlag traf den Transporter und schleuderte sie auf den Steuermann zu. Eine Konsole riss sich los, schnellte dem Steuermann, einem Split, ins Gesicht und zertrümmerte dessen Schädel. Patsy fiel zu Boden als sich die kleine Brücke in ein Tollhaus des Chaos verwandelte. Split, Paraniden und Argonen schrien durcheinander, weitere Schläge erschütterten das Schiff und ein hässliches, metallisches Kreischen zog sich durch die Schottwand.
„Alle Geschütze Feuer Frei!" , befahl sie.
Die Besatzung des Piratentransporters schrien wild durcheinander. Irgendjemand hatte den Bugturm aktiviert und ballerte wie wild drauflos. Der Heckturm blieb stumm. Entweder war der Kanonier bereits tot oder in Panik geflohen. Patsy griff nach der Waffenkontrollkonsole und feuerte eine lange Salve auf eines der Feindschiffe ab. Doch das Heckgeschütz war auf mitleiderregende Weise unfähig dem M4-Buster zu folgen.
„Bei der Heiligkeit des ... ." , murmelte der Fanatiker bevor er von einem grossen Glassplitter getötet wurde. Weitere Splitter bohrten sich in Patsys rechte Schulter und liessen sie unwillkürlich aufschreien. Kurz darauf verging die Waffenkontrollkonsole in einem elektrischen Blitz. Patsy wurde aus ihrem Sitz und zu Boden geschleudert. Merkwürdigerweise verspürte sie keinen Schmerz.
„Das wars also." , bemerkte sie trocken.
Die Besatzung der Nori-Brin war also nicht so unkriegerisch wie die der Stardust. Die Boronen hatten sie mühelos niedergemetzelt. So wie es Red-Duke von ihnen verlangt hatte. Jetzt sah es so aus als würde sie selbst niedergemetzelt werden. Patsy zog sich an den Überresten der Steuerkonsole hoch, stiess den toten Steuermann beiseite und sah auf den Sichtschirm der Brücke. Mehrere Feindschiffe konzentrierten das Feuer auf ihren TS-Ganymed. Bald würden die Schilde kollabieren und sie alle sterben. Patsy grinste schief. Ihr stand ein echtes Piratenende bevor. Mehr konnte sie nicht verlangen.



Fortsetzung folgt ...

*
Alexander-JJ
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KAPITEL 25

# Sternensystem: Life of the Sea
# Status: unerforschtes Gebiet
# Datum: 03 / 745

Der M5-Pegasus verwandelte sich in eine Wolke aus Trümmern als Medall eine volle Salve auf ihn abfeuerte. Seine Gamma-ISE Salven stiessen durch die Trümmer hindurch und gruben sich in die Backbordseite des Piratenfrachters.
Für einen Augenblick schienen die Piraten wie gelähmt. Dann reagierten sie. Es war zu spät. Gabriels M5-Discoverer schoss über den Bug der Stardust und nahm die Formation der Piraten von der Flanke her unter Beschuss. Ein weiterer M5-Pegasus wurde von den Salven der Gamma-ISEs auseinandergerissen. Im selben Moment feuerte Marquise zwölf Hummel-Raketen auf den Transporter ab. Die schweren Geschosse schlugen in der Steuerbordseite ein und rissen die dortigen Korrekturdüsen weg.
Der Frachter schlingerte gefährlich als die Besatzung in Panik geriet. Kurz darauf streifte er einen der vielen Asteroiden und verlor noch mehr Schildenergie.
Die überlebenden zwei M5-Pegasus und zwei neu eingetroffene M5-Mandalay kamen in einem weiten Bogen herum und eröffneten auf extreme Entfernung das Feuer. Ihre leichten Waffen konnten keinen ernsthaften Schaden an den Kampfschiffen der Söldner anrichten.
„Yeah! Ich habe ihn!" , brüllte Gabriel, als ein dritter Paranidenscout zerstört wurde.
Die Waffen des TS-Ganymed stellten überraschend ihr Abwehrfeuer ein. Das grosse Transportschiff taumelte zwischen den Asteroiden umher, seine Antriebsdüsen setzten immer wieder aus. Weitere Salven trafen das angeschlagene Piratenschiff und liessen die Schutzschilde aufflackern. Jetzt konnte es nicht mehr lange bis zum Zusammenbruch dauern. Gabriel setzte mit einer weiteren Salve aus Energiegeschossen und Raketen nach.

# # #

Medall sah Lichtblitze am Ende eines kleinen Asteroiden. Als er in Richtung des Felsbrockens wendete rauschte eine Moskito-Rakete über ihn hinweg und schlug in Marquises Schiff hinter ihm ein. Die Druckwelle der Explosion liess seine M5-Discoverer erzittern. Medall verfolgte den Kurs der Rakete zurück. Eine kleine Basis schälte sich aus der Dunkelheit vor ihm. Zwei Alpha-ISE-Türme und eine Moskito-Lafette feuerten ohne Unterlass auf ihn. Allerdings schienen weder die Kanoniere noch die Turmsoftware ihre Credits wert zu sein. Alle Schüsse gingen weit vorbei.
„Ich hab hier eine Basis!", brüllte Medall ins Intercom.
„Was?! ... Basis? Am Besten ... ... Vernichten!"
Gabriels Stimme war von statischem Rauschen verzerrt aber Medall hatte ihn verstanden. Er feuerte zehn Moskito-Raketen ab und zog sein Schiff steil nach oben. Die Raketen trafen die Hauptschleuse der kleinen Basis. Für einen Moment sah es so aus als würde gar nichts passieren, dann beulte sich der gesamte Eingangsbereich der Basis ein. Die Basis sah jetzt aus wie ein hell erleuchteter Weihnachtsbaum. Einen endlos langen Moment musste Medall die Schreie der Besatzung mit anhören, dann fand er endlich eine freie Frequenz und konnte sich wieder auf den Kampf konzentrieren.
Der grösste Teil der Basis flog in einer gewaltigen Explosion auseinander. Trümmerstücke der Aussenwände wurden weit in den Weltraum hinaus geschleudert. Beide ISE-Türme wurden von der Druckwelle losgerissen und von den Trümmern der Basis zermalmt. Die Moskito-Lafette dagegen hatte noch Zeit für eine volle Salve. Zwei der drei Raketen gingen weit an Medalls M5-Discoverer vorbei, doch die Dritte traf ihn voll. Der schnelle Scout sackte zum Asteroiden hin ab.

Zwei der überlebenden Piratenscouts versuchten die Situation auszunutzen und rasten frontal auf Medalls Kampfschiff zu. Ihre Geschütze begannen zu feuern. Medall sah Gabriels M5-Discoverer herankommen. Seine Gamma-ISEs blitzten auf und trafen das Cockpit des M5-Mandalay. Das führerlose Schiff trudelte in die Dunkelheit davon. Der zweite Pirat kam immer noch auf Medall zu. Beide feuerten fast im gleichen Augenblick. Die Salve des Paraniden ging knapp über dem Cockpit der M5-Discoverer vorbei, Medall traf dagegen voll. Die kombinierte Salve aus Geschossen und Raketen riss den M5-Pegasus auseinander. Seine Trümmer platzten nach allen Seiten weg.
„Das wars." , meldete sich Marquise.

Marquise irrte sich. Zwei M4-Poseidon stiegen aus den Trümmern der Basis auf und nahmen ihre M4-Buster unter Beschuss. Medall hatte inzwischen seine M5-Discoverer wieder unter Kontrolle gebracht und feuerte gezielt auf eine der Kampfmaschinen. Seine Salven trafen perfekt. Der paranidische Jäger kam auf ihn zu und feuerte ohne Pause. Seine Schüsse rüttelten die M5-Discoverer gehörig durch. Dann trafen zwei Moskito-Raketen das Feindschiff. Die Druckwelle der Explosion erschütterte die M5-Discoverer schwerer als die Treffer vor wenigen Sezuras.
„Hey, das sind ja noch mehr Paraniden!" , brüllte Gabriel ins Intercom.
Bevor Marquise den zweiten M4-Poseidon erreichen konnte, aktivierte der seine Booster und verschwand vom Kampfgebiet. Der mittelschwere Jäger war schneller als die Maschinen der Söldner, also liessen sie ihn ziehen. Kein Söldner war über fliehende Gegner verärgert.
„Jetzt ist es aber vorbei." , verkündete Marquise.
„Was ist mit dem Piratentransporter?"
„Ich habe ihm noch ein paar Hummeln verpasst. Dann sind die Idioten auf einen Asteroiden geprallt und wie eine Koservendose zerplatzt."
Gabriel sah sich das Trümmerfeld an. Der TS-Ganymed hatte offensichtlich ein schnelles Ende gefunden. Die Trümmer waren über ein weites Gebiet verstreut und einige kleinere Asteroiden waren von der Druckwelle der Explosion zertrümmert worden. Die Explosion schien niemand überlebt zu haben.
„Was solls?" , sagte Gabriel. „Wir haben die Piratenscouts erledigt und den Transporter zerstört. Ausserdem haben wir einen kleinen Paranidenaussenposten zerstört. Kapitän Icaza braucht sich keine Sorgen mehr um sein Schiff zu machen."
„Wo ist der M4-Poseidon?"
„Einfach geflohen. Aber sein Antrieb hat schwer was abbekommen."
Medall nickte. Ohne Unterstützung konnte ein einzelner Scout hier draussen nicht lange überleben. Bis zur nächsten sicheren Station war es zu weit. Wenn der Paranide Glück hatte, fanden ihn die Piraten dieser Sektoren und nahmen ihn in ihren Reihen auf. Weit wahrscheinlicher war jedoch das dieser Paranide nie wieder gesehen wurde.

# # #

Gabriel liess seine M5-Discoverer über den Überresten der kleinen Basis kreisen. Gasblasen stiegen aus den Trümmern auf. Auf einer halbzerstörten Wand war immer noch ein paranidisches Symbol zu sehen. Das Symbol des Xayon.
Gabriel wurde an seine Kindheit, an die Zeit in der Heiligen Paranidischen Gemeinschaft und an die schrecklichen Zeiten auf dem Piratenschiff Velugha erinnert. Selbst hier draussen in den Neuen Sektoren gab es also Paraniden die an den verfluchten Gott Xayon glaubten. Er verfluchte sie. Nur wegen diesen irrsinnigen Missionaren hatte seine Familie damals den Weg in die Heilige Paranidische Gemeinschaft gefunden.
Sein Onkel Toki, der schlimme alte Toki, war bei einer seiner Saufgelage fast umgekommen. Ein Priester der Heiligen Paranidischen Gemeinschaft hatte ihm das Leben gerettet, indem er ihn rechtzeitig wiederbelebte und dann in ein Krankenhaus brachte. Das war der Wendepunkt in Tokis Leben gewesen. Aus dem schlimmen, alte Toki war der streng gläubige Toki geworden. Diese bedingungslose Hingabe an einen Gott hatte Lena und Nils, Gabriels Eltern, dazu bewogen ihre eigene Einstellung zum Glauben und zu Göttern zu überdenken. Sie, die superreichen Händler von Argon Prime, waren Onkel Toki zusammen mit ihren Kindern nach Ringos Mond und damit in das Verderben gefolgt. Dort hatte all das Unheil seinen Anfang genommen. Der schlimme, alte Toki war an einer Atemgasvergiftung gestorben, sein Vater hatte deswegen einen Gottesdienst verpasst und deshalb war Gabriel als Sklave verkauft worden. Deshalb und weil er und seine Schwester nicht in das Schema der Sekte passten.

Hass stieg in ihm auf, Hass auf die paranidischen Priester dieser verfluchten Gemeinschaft, Hass auf seine Eltern, die all dies zugelassen hatten, Hass auf Red-Duke und all seine verdammten Sklavenwärter.
Gabriel senkte den Bug seines M5-Discoverer und feuerte Salve um Salve in die Trümmer der Basis. Solange bis alle Energie des leichten Jägers verbraucht und alle Raketen verschossen waren. Erst dann nahm er den Finger vom Abzug.



Fortsetzung folgt ...

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Alexander-JJ
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KAPITEL 26

# Sternensystem: Life of the Sea
# Satus: unerforschtes Gebiet
# Datum: 04 / 745

Achtzehn Tazuras nach dem Sieg über die Piraten und ihre fanatischen Verbündeten erreichte der boronische Frachter der TL-Klasse Glückstaler das Life-of-the-Sea-System. An Bord befanden sich zahlreiche boronische Wissenschaftler, Berge an Ausrüstung und Nachschub und nicht zuletzt König Rolk selbst. Die Eskorte der Glückstaler bestand aus vierzig Kampfschiffen der M5 und M4 Klassen. Gemeinsam mit der Mannschaft der Nori-Brin etablierten die Boronen eine kleine Wissenschaftsbasis auf dem Planeten Life-of-the-Sea.
Leider war von den legendären Seedrachen noch immer nichts zu sehen. Das konnte König Rolk allerdings nicht davon abhalten durch den fremden Ozean zu schwimmen. Hinter ihm mühte sich Daro-Hi redlich mit ihm mitzuhalten. Schliesslich hatte der König ein Einsehen mit dem alten Wissenschaftler und liess sich im Schatten der Yog-Sothoth-Berge einfach so dahintreiben.
„Majestät ... huff ... Majestät!
Daro-Hi ruderte verzweifelt mit seinen Tentakeln. Er schaffte es nicht einmal jetzt seinen König einzuholen. Rolk prustete vergnügt. Dieser Ausflug schien doch etwas Humor bereitzuhalten.
„Ihr rudert wie ein Seeschwein, oh wissender Daro-Hi." , gluckste Rolk.
„Dashss ... isshsst ... ."
„Beherrscht euch!" , sagte Rolk so ernst wie es ihm möglich war. „Ihr seid doch kein Teladi!"
„Oh nein, gütige Majestät. Das bin ich nicht. Ich bin ein Wissenschaftsethiker!"
König Rolks nickte müde und stiess beruhigende und vergnügliche Hormonwolken aus. Die Schmecker des Wissenschaftsethikers würde diese Hormone aufsaugen und ihn etwas beruhigen. Daro-Hi war einer der besten Wissenschaftler die es gab und Rolk wollte ihn nicht zu sehr verärgern. Immerhin ging es hier um eines der wichtigsten Geheimnisse der boronischen Urzeit.
„Erschmeckt ihr dies uralte Wasser?"
Das war keine richtige Frage. Natürlich konnte jeder Borone dank seiner Nervensensoren jede Art von Flüssigkeit analysieren. Diese Fähigkeit sorgte auch dafür das Boronen die Anwesenheit von anderen Lebensformen sozusagen erfühlen konnten. Der Ozean von Russ war freilich voll von unbekannten und exotischen Duftstoffen, Hormonen und winzigen organischen Teilchen. Irgendwo tief in diesem Ozean gab es riesige Lebensformen, das teilte ihm das uralte Wasser dieses uralten Planeten mit. König Rolk war sich sicher, das es sich dabei um die legendären Seedrachen handeln musste. Eine Beweis für diese Annahme gab es nicht.
„Es schmeckt ... fremd ... mein lustiger König." , antwortete Daro-Hi.
König Rolk rollte mit den Augen und enthielt sich eines Kommentars. Wie er schon lange vermutete besassen die meisten boronischen Wissenschaftler keinerlei Humor. Immerhin konnte er sich jetzt denken wer sich den völlig humorlosen Namen Z-44 für den neuesten boronischen Supercomputer ausgedacht hatte.
„Es wird ein Wettrennen sein, oh Daro-Hi!"
„Ein Wettrennen? Hier? Wie? Was?"
„Natürlich nicht hier, oh verwirrter Daro-Hi. Ich werde an einem sektorweiten Wettrennen der schnellsten Schiffe teilnehmen. Es findet im argonischen System Wolkenbasis-Südwest in drei Mazuras statt. Ich plane nach meinem Sieg der staunenden Öffentlichkeit die Entdeckung bzw die Wiederentdeckung der Saa-Russ, der legendären Seedrachen, präsentieren zu können. Ihr habt als noch genau 145 Tazuras Zeit diese Saa-Russ zu finden. Nicht länger!"
König Rolk stiess sich von einem Felsvorsprung ab und tauchte tief in das fremde Meer ab. Eine Nachrichtendrohne brauche von Life-of-the-Sea bis Wolkenbasis-Südwest mindestens einen ganzen Tazura. Mit Hilfe dieser lichtschnellen, winzigen Datendrohnen konnte man Nachrichten sehr schnell von einem Sektor zu einem anderen Sektor transportieren. König Rolk hatte dem Wissenschaftsethiker also eine Art Ultimatum gestellt. Er lächelte dabei. Daro-Hi war nicht der einzige Borone, der humorlos sein konnte.

# # #

An Bord der Glückstaler analysierten die Wissenschaftler die gefundenen Artefakte und die Überreste der Stardust. Anscheinend war die boronische Kolonie auf Russ vor mehr als neunhundert Jazuras aus bislang unbekannten Gründen aufgegeben worden. Bis jetzt stand nur fest, das einige Kolonisten zurückgeblieben und auf dem Planeten schliesslich gestorben waren.
Für die boronischen Wissenschaftler war das zweitrangig. Sie waren hierher gekommen um die legendären Seedrachen, die Saa-Russ, zu finden. Für die Besatzung der Nori-Brin spielten Ereignisse, die so lange zurück lagen, erst recht keine Rolle mehr.
Kapitän Icaza und der Rest der Crew der Nori-Brin bereiteten sich auf den Aufbruch nach Nyanas Unterschlupf vor. Sie waren für ihre Dienste von den Boronen reichlich belohnt worden. Nyanas Unterschlupf war die einzige grössere argonische Kolonie in den Neuen Sektoren und die Besatzung der Nori-Brin sehnte sich nach etwas Heimat. Da sie wenigstens diesmal keine finanziellen Sorgen hatten, stand einem langen Landurlaub nichts im Wege. Sogar Cullen freute sich darauf.

# # #

Gabriel rieb sich die schmerzende Schulter. Ein Lasertreffer, dessen Licht nur ungenügend von der Cokpitscheibe reflektiert wurde, hatte für ein paar ungefährliche, aber deshalb nicht weniger heftig schmerzende Brandwunden gesorgt. Inzwischen waren die Überreste des Piratenschiffes und der Paranidenbasis gründlich von den Boronen untersucht worden. Die Ergebnisse dieser Unterschung blieben allerdings geheim. König Rolk war auf seine Art sehr arrogant und auch sehr unvorsichtig. Denn offenbar war er der Meinung, das das Piratenproblem beendet sei. Gabriel und die Crew der Nori-Brin waren nicht dieser Ansicht.
„Ihr seid also in Ordnung?"
Die besorgte Stimme seiner Schwester Mariana drang durch das Intercom. Sie war zusammen mit Daro-Hi und den beiden Wissenschaftlerteams auf Russ geblieben um die Saa-Russ, die Seedrachen, zu erforschen bzw sie überhaupt erst zu finden. Dort unten konnte ihr nicht viel passieren. Keine Piratenstreitmacht der Neuen Sektoren war stark genug die boronischen Elitewächter zu besiegen. Seine Schwester war in Sicherheit. Gabriel konzentrierte sich wieder auf das Gespräch und versuchte seine Brandwunden zu vergessen.
„Marquise hat nur ein paar Prellungen abbekommen. Bei Medall sieht es schlimmer aus, zwei geprellte Rippen, aber die Ärzte an Bord der Glückstaler sind sehr gut. Sie sagen, das er in zwei, drei Tazuras wieder in seine Discoverer steigen kann."
„Das sind gute Nachrichten." , Mariana zögerte. „Aber ich habe leider nur schlechte Nachrichten für euch."
„Was solls? Wir haben die Piraten, die Split und die Paraniden überstanden."
„Schön das dein Humor nicht gelitten hat."
Mariana betätigte einige Tasten und ihr Bild wurde durch die dreidimensionale Abbildung einer uralten Karte ersetzt.
„Das ist die Schatzkarte von Ignaz Gavin. Er hat sie von einer Piratin gekauft, offensichtlich genau derselben Piratin, die uns verfolgt hat."
„Wie bitte?"
„Es wird noch schlimmer. Diese Karte ist nur ein Teil einer mindestens doppelt so grossen Karte. Der andere Teil zeigt ein Gebiet jenseits des Grüne Schuppe Systems. Wir vermuten das es sich um das System Schatzkammer handelt. ... Es ... ähh ... könnte etwas mit der Heiligen Paranidischen Gemeinschaft zu tun haben ... mit Xayon!"
Jetzt erinnerte sich auch Gabriel an die Geschichten der Priester. Im 22ten Heiligen Zyklus der Paraniden war irgendetwas geschehen, etwas gebaut worden ... .
„Xharax! ... Der uralte Tempel des Xayon!"
Marianas Gesicht erschien wieder und drückte Besorgnis aus.
„Daran habe ich auch gedacht. Sie haben uns diese Märchen immer wieder erzählt. Aber selbst viele der Gläubigen hielten die alten Geschichten für eine Erfindung der Priester. Vielleicht ist es nicht so. Jedenfalls suchen die Piraten nach diesem Tempel ... oder einem Artefakt aus diesem Tempel."
„Aber was können wir tun?" , fragte Gabriel.
„Ich habe Ignaz unter Druck gesetzt. Er hat seine Kontakte zu den Piraten spielen lassen und herausgefunden das ein gewisser Kyo t´Nnt einen berüchtigten Forscher namens Kalman angeheuert hat. Dieser Kalman ist ein Experte für alte paranidische Geschichte und natürlich alle paranidischen Mythen. Er war es, der die teladianische Koloniebasis mit zwei experimentellen M/AM-Minen zerstört hat. Offensichtlich wird er von Prinz Philiph Phildoph und Kyo t´Nnt unterstützt. Über die Ziele der Piraten kann Ignaz aber auch nur spekulieren."
Das Ganze ergab noch keinen Sinn. Wieso suchten Piraten nach einem alten Artefakt das wahrscheinlich keinen materiellen Wert besass? Der Heilige Tempel des Xayon war ein reiner Mythos aus den Anfängen der paranidischen Raumfahrt. Angeblich sollte es dort sagenhafte Schätze und mächtige Waffen gegen, neben endlosen Bibliotheken, unendlichem Wissen und natürlich der Erlösung aller Lebewesen. Solche Geschichten nahm ausser den Paraniden und ein paar Sektenspinner niemand ernst. Was also suchten die Piraten wirklich?
„Danke und Adieu, Schwester."
„Adieu, Bruder. Pass auf dich auf."
„Ich verspreche es."
Der Bildschirm des Vidcoms wurde schwarz und zeigte kurz darauf das Logo des Argonischen Wissenschaftskorps an. Gabriel war wieder allein. Aber diesmal war es anders als nach Nenas Tod. Diesmal wusste er sofort, was er zu tun hatte. Er würde zusammen mit Icaza und der Nori-Brin nach Nyanas Unterschlupf reisen. Dort gab es ein lokales HQ der Argonen, dort würde man seinen Ausführungen über die Heilige Paranidische Gemeinschaft Glauben schenken. Jedenfalls hoffe er das.



Fortsetzung folgt ... irgendwann nach Neujahr, also so um den 10. Januar 06.


Ein Frohes Weihnachtsfest und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr wünsche ich der ganzen X-Community, EGOSOFT, HelgeK und besonders den Lesern meiner Geschichte. :)


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James T.
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Hast ja noch was vorgelegt, damit es für die Feiertage reicht... Habs aber schon durch :roll:
Dir auch schöne Weihnachten und einen guten Rutsch !

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   /  O  O \   Julian, ich bin dein Vater !
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Alexander-JJ
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TEIL 3

„Raumfahrer wollt ich werden,
segeln im Sternenmeer,
frei sein, wollt ich, glücklich leben,
und auf hundert Welten,
töten soviel ich kann."


- Das Böse, Paranid Prime, Autor unbekannt


KAPITEL 27

# Sternensystem: Nyanas Unterschlupf
# Satus: Argonische Föderation
# Datum: 09 / 745

„Guten Morgen, hier ist wieder Wim Tasker mit den News, ArgoNet. ... Wie sie vielleicht schon wissen gab es bei einem Space-Rennen im argonischen Sektor Wolkenbasis-Südwest einen schweren Zwischenfall, bei dem König Rolk ums Leben gekommen ist. Die Bergungsarbeiten dauern derzeit noch an. Bisher kann nur gesagt werden, das ein Split-M5 das Schiff des Königs gerammt hat. Nähere Einzelheiten wurden nicht bekannt gegeben. Der argonische Senator des Sektors wies jegliche Spekulationen über eine Verbindung zwischen diesem Fall und dem Mord an Senatorin Marlene Hersh vor etlichen Mazuras zurück. Auch ein Zwischenfall im Sektor Ceos-Buckzoid, bei dem zwei Split ums Leben gekommen waren, hat laut Aussage des Senators nichts mit diesem Unfall zu tun.
...
Berichte über die fast komplette Vernichtung der Expedition der Teladi-Company im Sektor Neuer-Verdienst sind nach Aussagen der offiziellen Pressestellen der Teladi-Company falsch. Die Expedition erlitt einige, eher unbedeutende, Rückschläge, wirft aber ansonsten reichlich Profit ab. Die Kolonisation der beiden bewohnbaren Planeten im Sektor Neuer-Verdienst geht wie geplant weiter.
...
Mit einer regelrechten Sensation warteten einige boronische Wissenschaftsethiker auf. Sie gaben bekannt die legendären Saa-Russ, die boronischen See-Drachen, auf einem Planeten in einem der neuen Sektoren gefunden zu haben. Bisher liegen jedoch noch keine Bilder oder sonstigen Aufzeichnungen bzw Berichte über diese Kreaturen vor. Eine gemeinsame boronisch-argonische Forschungsgruppe erforscht derzeit diese Kreaturen."


# # #

Kapitän Icaza starrte erfurchtsvoll auf den riesigen Rumpf des argonischen M1-Trägers der Argon-Eins-Klasse. In seinen besseren Tagen war er öfters auf solchen Schiffen gewesen. Aber das lag nun ein ganzes Leben lang hinter ihm. Für ihn gab es nur noch miese Aufträge von superreichen Händlern aus der Argonischen Föderation und eine Crew, die ihre besten Tage weit hinter sich gelassen hatte. Aber es gab immer noch Ausnahmen. Medall war eine solche Ausnahme.
„Du hast mich schon verstanden, Icaza. Ich verlasse die Crew und die Nori-Brin."
Icaza antwortete nicht. Das gewaltige Schlachtschiff direkt vor dem grossen Panoramafenster der Handesstation nahm ihn auf seltsame Art gefangen. Es stellte ein Fenster zu seiner eigenen Vergangenheit dar. Er streckte den Arm aus um nach ihr zu greifen.
„Die Vergangenheit ist tot." , sagte Medall.
„Ja." , erwiderte Icaza. „Aber manchmal vergesse ich es."
„Du bist gut weggekommen. Viele deiner Art wurden getötet, eingesperrt oder zu Krüppeln geschlagen. Beim Hades, sogar heute noch würden dich einige Leute auf Argon Prime zu gerne umbringen."
„Ja, ich weiss."
„Kriech zu Ignaz Gavin, Kapitän, oder lebe frei. Mir ist das inzwischen egal."
Medall warf eine Disk auf die kleine Bank zwischen ihnen. Die grelle rote Farbe der Disk wollte nicht zu der mausgrauen Farbe der Umgebung passen. Icaza ertappte sich bei dem Gedanken das dieses Rot sehr leicht sein Blut sein könnte. Ausserdem hatte Medall recht. Man durfte nicht zulange an einem Ort bleiben. Sowohl für den Zwerg als auch für ihn selbst wurde es Zeit weiterzuziehen.
„Was hast du jetzt vor, Medall? Wohin wirst du gehen?"
Medall grinste übers ganze Gesicht und zerstörte damit einen Teil seiner Gefährlichkeit. Auf einmal wirkte der Zwerg wie ein zu klein geratener Argone. Aber tief in seinem Inneren wusste Icaza das Wesen wie Medall, Mutanten und Abartige, keine richtigen Argonen waren.

„Die Argonische Flotte hat mir einen Kontrakt als Söldner angeboten. Ich werde annehmen. Es ist schon viel zu lange her das ich als Söldner gekämpft habe. ... Soweit ich weiss ist die M1-Argon-Eins wegen diesen Paraniden-Piraten und diesen komischen Seedrachen hier."
Icaza seufzte. Die M1-Argon-Eins, jenes Schlachtschiff das er so bewunderte, lag am Andockplatz der Handesstation und nahm Ausrüstung, Waffen, Munition und Nahrungsmittel auf. Das Schiff wirkte viel zu gross für die Station. Kleinere Versorgungsschiffe huschten um den Giganten herum und führten verschiedene Wartungsarbeiten aus.
„Nun gut, Medall. Ich gebe dir siebentausend Credits und zwanzig Prozent der Bergerechte an der Stardust. Ich denke das sollte genügen."
„Die Stardust! Als wenn irgend jemand den ollen Kahn bergen würde. Nein, gib mir achttausend Credits und vergiss das mit den Bergerechten."
„Frank, Cullen und Marquise möchten sich ... ."
„Pah!" , winkte Medall ab. „Ich lege keine Wert auf einen langen Abschied. Genausowenig wie auf die Bergerechte."
Icaza presste seinen Daumen auf den Bestätigungsbutton und übertrug die gewünschte Summe auf Medalls Konto. Er hatte ohnehin nicht gedacht das Medall auf den Trick mit den Bergungsrechten hereinfiel und achttausend Credits waren nicht zuviel.
„Adieu, Kapitän. Ich hoffe wir sehen uns niemals wieder."
Medall steckte den Compblock ein und ging langsam davon. Sein massiger, viel zu klein geratener Körper verschwand zwischen den wenigen Argonen auf dem Promenadendeck der Handesstation. Frank, Cullen und Marquise näherten sich von der anderen Seite. Sie sahen dem Zwerg hinterher. Vielleicht wünschten sie sich, genauso einfach verschwinden zu können. Doch für Leute mit ihrer Vergangenheit gab es nur den Dienst an Bord von Frachtern wie der Nori-Brin. Kapitän Icaza hob die rote Disk auf, drehte sich wieder zum Panoramafenster um und trauerte seiner verlorenen Vergangenheit nach.

# # #

An Bord des wahrhaft beeindruckenden Trägers der M1-Argon-Eins-Klasse ging Major Vincey Lance im Briefingraum auf und ab. Hinter dem Projektionstisch sassen Gabriel, die ehemalige Generalin Sshaka und der zwielichtige Händler Ignaz Gavin. Die beiden Argonen und der Teladi waren der Schlüssel zu den Plänen der Piraten, der Heiligen Paranidischen Gemeinschaft und des Sakra-Syndikats. Alle drei hatten sich der argonischen Militärexpedition angeschlossen, wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen.
„Wie sie sicherlich wissen ist die teladische Expedition gescheitert." , begann Major Lance neutral.
Die drei Wesen nickten. Inzwischen wusste fast jeder Bewohner, Besucher und Plünderer des Ianamus Zura Systems von der Katastrophe im Neuer Verdienst System. Gut zwei Drittel der Teladi, die in dieses System aufgebrochen waren, waren ums Leben gekommen. Die Company hatte fast zehn Milliarden Credits verloren und war erst einmal handlungsunfähig. Offiziell wurden Piraten für das Scheitern der Expedition verantwortlich gemacht, doch jeder wusste das die Teladi selbst schwere Fehler begangen haben mussten. Es wurde gemunkelt das Generalin Sshaka zur Zwangsarbeit in den Siliziumminen des Systems Firmenstolz verurteilt worden war. Das war natürlich eindeutig falsch, da die ehemalige Generalin mit am Projektionstisch sass.

„Gut!" , fuhr Major Vincey Lance fort. „Die Koloniebasis wurde von zwei Prototypen-M/AM Waffen zerstört. Wir wissen inzwischen ganz gut wer für die Lieferung bzw den Schmuggel dieser Prototypen verantwortlich ist. Zu gegebener Zeit werden wir uns mit dieser Person befassen. Jetzt ist es jedoch wichtiger die Piratenaktivitäten in diesen Sektoren zu beenden. Wir haben inzwischen herausgefunden das die Piraten Stützpunkte in den Systemen Schatzkammer und Nerok haben. Nerok liegt direkt nördlich von Schwarze Sonne, falls ihnen das noch nicht bekannt war."
Der Projektionstisch zeigte jetzt einen Darstellung der Neuen Sektoren. Drei Systeme pulsierten rot. Es waren Nerok, Schatzkammer und Life-of-the-Sea. Major Lance deutete auf das System Schatzkammer.
„Dank Gabriels Nachforschungen, die von unseren eigenen Erkenntnissen und Generalin Sshakas Berichten bestätigt wurden, wissen wir jetzt das es einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen der letzten Mazuras gibt. Das Sakra-Syndikat ist für die Zerstörung des boronischen Forschungsschiffes Stardust ebenso verantwortlich wie für die Zerstörung der teladianischen Koloniebasis. Leider kennen wir nicht das letztendliche Ziel des Sakra-Syndikats. Auch über die Pläne der Heiligen Paranidischen Gemeinschaft wissen wir so gut wie nichts."
„Aber der Sssilberne Prinzsz weishs esss!" , rief Sshaka laut.
„So ist es. Und genau hier kommen sie ins Spiel, Gabriel Sigert."
Gabriel konnte nicht anders. Er musste den blonden Argonen und den gelbhäutigen Taladi einfach dumm anstarren.
Die Hologrammkarte veränderte sich langsam. Sie zeigte jetzt die antike Schatzkarte, die Ignaz Gavin von Patsy erworden hatten.
„Aber ... was soll ich tun?" , fragte Gabriel verdutzt.
„Sie waren Sklave beim Silbernen Prinzen, dem Boss des Sakra-Syndikats. Sie waren sogar einer seiner besten Männer und kennen ihn besser als jeder meiner Agenten. Wenn jemand Infos aus ihm herausholen kann, dann sie. Ausserdem waren sie einst Mitglied der Heiligen Paranidischen Gemeinschaft. Sie kennen beide Gruppen besser als jeder andere Argone, der für uns arbeitet. Deshalb müssen sie uns helfen!"
Gabriel schüttelte den Kopf. Prinz Philipp Phildoph würde ihm gar nichts sagen. Ausserdem war der Piratenboss sicherlich Lichtjahre entfernt. Und Kalman war bereits sonst wo. Wovon sprach dieser Argone überhaupt?
„Sie hören schon ganz richtig." , sagte Vincey Lance grinsend. „Der Silberne Prinz befindet sich im Gewahrsam der Teladi. Er wurde von den Teladi verhaftet und der Gerichtsbarkeit der Gemeinschaft der Planeten übergeben. Bis zu seinem Prozess wird er in Untersuchungshaft verbleiben. Wie sie sich sicherlich vorstellen können muss er sich für sehr viele Straftaten verantworten."
Auch Genralin Sshaka grinste jetzt.
„Wir haben dieshsess kriminelle Individuum gefangen genommen. Ein groshser Ashsteroid im Sssyshstem PTNI-HQ ishst extra für Leute wie ihn gebaut worden. Nach unshserem Sssieg über die Piraten werden wir alle überlebenden Piratenboshse dort einssperren. Sssie können ihn dort befragen, junger Argone."

# # #

Gabriel betrachtete den uralten Jadeanhänger, den Nena ihm hinterlassen hatte. Er zeigte einen Saa-Russ, einen der legendären Seedrachen der Boronen. Freilich stammte der Jadeanhänger in Wirklichkeit aus einer paranidischen Schmuckfabrik und hatte rein gar nichts mit der jüngsten boronischen Forschungsmission zu tun. Dennoch war es ein seltsamer Zufall das ihm diese Saa-Russ andauernd über den Weg liefen. Zuerst als Fabelwesen während seiner Zeit in der Sekte, dann als ferne Erinnerung an Nena und schliesslich in Form einer Forschungsexpedition. Gabriel verstaute den Jadeanhänger in seiner rechten Tasche und machte sich auf dem Weg um Hangar der M1-Argon-Eins.



Fortsetzung folgt ...


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Alexander-JJ
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KAPITEL 28

# Sternensystem: Ianamus Zura
# Satus: Teladi-Company
# Datum: 10 / 745

„So einfach lasse ich mich nicht abservieren. Ich habe diese Karte besorgt, ich habe meine Kontakte zu den Piraten benutzt um mehr über die Pläne des Sakra-Syndikats herauszufinden. Ich habe den Boronen geholfen die Saa-Russ zu finden."
Major Lance packte die Hand des Argonen und drehte sie mühelos zur Seite weg. Knochen knackten. Eine schier riesige Gyrojetpistole richtete sich auf Gavins Kopf. Der Händler hatte nicht einmal mitbekommen wie der Major sie gezogen hatte. Die Waffe hatte zudem genug Schlagkraft um ihn direkt an das Schott zu nageln.
„Wa .. wa ... was?" , stotterte Gavin.
Das war eine schreckliche Situation für den Händler. Er war allein mit diesem Argonen, der ihn direkt bedrohte. Ignaz Gavin hatte keinen Zweifel daran, das er ihn erschiessen würde, wenn er eine falsche Bewegung machte. Die Augenbraunen des Majors zogen sich zusammen ... er krümmte den Finger um den Abzug ... und Ignaz Gavin schloss die Augen und sank auf die Knie. Eine Hand packte ihn an der Schulter.
Unschlüssig öffnete Gavin ein Auge. Major Lance hatte ihn nicht erschossen. Das konnte Ignaz Gavin nun gar nicht verstehen. An des Offiziers Stelle hätte Gavin ohne zu zögern abgedrückt.
„Jetzt hören sie mir zu." , sagte Lance. „Ich weiss wer sie sind! Ich weiss das sie für viele schräge und gefährliche Typen arbeiten, sich nebenbei ein Vermögen zusammenverdienen um dann den grosszügigen Wissenschaftsförderer zu spielen. ... Ich weiss das sie Duval sind! ... Also hauen sie ab solange sie noch können. Ich habe derzeit keine Zeit für Idioten wie sie. ... Adieu!"
Major Lance liess Ignaz Gavins Schulter los und betrat die Schleuse zum Hangar. Gavin sah dem Argonen traurig nach. Offensichtlich wurde nun doch nichts aus der Zusammenarbeit mit den Argonen. Vielleicht war es doch nicht so schlau gewesen diesem Kalman zwei M/AM-Minen zu besorgen. Eine Übersetzung einer uralten Karte war eine Sache, der Mord an tausenden Teladi eine ganz andere. Ignaz Gavin wollte nicht wie der Silberne Prinz enden. Nein, eher würde er sich dem Sakra-Syndikat anschliessen und bei den Piraten untertauchen.

„Sie haben doch sicher einen neuen Auftrag für mich, oder Mister Duval?" , fragte Kapitän Icaza leise.
„Wie? ... Was?"
„Einen neuen Auftrag. Das boronische Forschungsschiff Glückstaler ist im Life-of-the-Sea-System angekommen. Es wird Daro-Hi, Mariana Sigert und die anderen Forscher bei ihrer Arbeit unterstützen. Da auch die Piraten besiegt wurden gibt es für meine Crew und mich nichts mehr zu tun. ... Ach ja, Medall und Gabriel haben sich der Argonischen Flotte angeschlossen."
Ignaz Gavin winkte ab und stand umständlich auf. Auch Kapitän Icaza wusste also über seine verschiedenen Identitäten Bescheid. Vielleicht war das ganz gut so. Allein konnte man auch bei den Piraten nicht lange überleben. Zudem war Icaza ein Ausgestossener wie er selbst. Ein Teil von Ignaz Gavin war ehrlich über die grosse Ähnlichkeit zwischen Icaza und ihm erstaunt. Doch Icaza würde immer ein Verlierer bleiben, während Ignaz Gavin niemals aufhören würde sich nach oben zu kämpfen.
„Das weiss ich längst." , antwortete Ignaz Gavin schliesslich. „ ... Kommen sie mit. Ich denke ich habe ein paar Aufträge für sie. Wir sollten uns sowieso wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren und all diesen wissenschaftlichen Mist vergessen."
Ignaz Gavin und Kapitän Icaza verliessen den Hangarbereich der Handelsstation. Beide trauerten den verlorenen Möglichkeiten nach, aber beide waren auch entschlossen es in Zukunft besser zu machen. Irgendwo dort draussen wartete die grosse Chance. Jedenfalls waren die beiden älteren Männer fest davon überzeugt.

# # #

Auf dem einzigen im Sinne der Gemeinschaft modernen Raumhafen des Planeten Ianamus Zura drängelten sich die Überlebenden der Neue-Verdienst-Expedition Richtung Ausgang. Es waren fast ausschliesslich männliche Teladi, geboren und aufgewachsen auf Ianamus Zura. Sie hatten ihren Artgenossen bei der Errichtung einer neuen Kolonie helfen wollen. Jetzt waren sie alle von der Profitgier und der Skrupellosigkeit ihrer Artgenossen überzeugt. Sie wollten nur noch so schnell wie möglich nach Hause. Niemand dachte daran die verstörten Überlebenden einer Personenkontrolle zu unterziehen.
So gelangte auch der Pirat Kyo t´Nnt unbemerkt in den Raumhafen. In der teladianischen Armee gab es eine Menge Söldner, meist Argonen und Split. Auch auf Neuer Verdienst waren viele Söldner eingesetzt gewesen. Es war für Kyo nicht weiter schwer gewesen sich unter sie zu mischen. In den letzten Stazuras war es ihm sogar gelungen ein paar der ernüchterten Söldner als Piraten zu rekrutieren.
Bald würden sie ein Raumschiff kapern und nach Schatzkammer fliegen. Dort warteten bereits Kalman und Red-Duke auf sie. Gemeinsam würden sie das Artefakt bergen und dann der Gemeinschaft der Planeten ihre Forderungen präsentieren.
Vor allem der Silberne Prinz musste freigepresst werden. Kyo t´Nnt war für dessen Sicherheit verantwortlich. Aber als die Teladi mit hunderten schwer bewaffneter Polizisten kamen um sie zu verhaften, war Kyo nur die Flucht als einzigem Ausweg geblieben. Obwohl der Split seine Ehre schon vor langer Zeit verloren hatte, schämte er sich für sein Versagen. Für den Silbernen Prinzen konnte er nun nichts mehr tun.

# # #

Auf dem Nordkontinent von Ianamus Zura ging gerade die Sonne unter. Die Schatten wurden länger und Düsternis machte sich breit. Das Schauspiel der Natur passte perfekt zur bedrückten Stimmung der ehemaligen Generalin Sshaka. Auch die Nachrichten, die unentwegt über den grossen Vidschirm liefen, passten dazu. Eine argonische Nachrichtensprechrin kündigte bahnbrechende neue Erfindungen an, die irgendwo von irgendwem erfunden worden waren. Die Namen Folkna und Vondran waren gefallen. Früher hatte Sshaka diese Argonen gekannt und sich für ihre Forschungen interessiert. Das war vor der Katastrophe in Neuer Verdienst gewesen. Jetzt war sie eine Ausgestossene, eine Teladi die gewaltigen Verlust verursacht hatte. Offiziell waren die Piraten daran schuld und der Silberne Prinz büsste für diesen Verlust mit einer todbringenden Haftstrafe auf einem Asteroiden am Ende des Universums.
Doch der CEO und die Manager der Teladi-Company kannten die Wahrheit. Für sie war Profit Leben. Demzufolge hatte Sshaka Leben vernichtet. Es half auch nicht, das bei den Teladi der Profit jedes soziale Miteinander ersetzte. Sie konnte von Glück reden, das niemand ihre Hinrichtung gefordert hatte. Natürlich hatten mit Sicherheit einige Manager ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt. Inoffiziell natürlich.
Die ehemalige Generalin Sshaka zischte frustiert und setzte sich auf einen kleineren Hügel. Zu ihren Füssen lag ein gewaltiges Sumpfland. Hier war vor Äonen die Rasse der Teladi entstanden, in einem ewig langen Prozess der Evolution. Eigentlich brauchte ihr Volk keine anderen Welten, keinen Profit und keinen Ersatz für soziales Miteinander.
Sshaka griff einen Batzen Matsch und warf ihn weit uns Sumpfland. Mit einem dumpfen Platschen schlug der Dreck auf. Sshaka sass noch lange da wartete auf ihren Tod. Doch so einfach war es nicht. Der Tod kam nicht zu ihr, obwohl sie nach den Masstäben der Teladi schon uralt war. Sshaka erhob sich schliesslich um sich ihrem neuen Leben zu stellen. Es würde nicht einfach werden, nicht mit all der Schuld und all der Geister, die sie heimsuchten, aber sie wollte es schaffen. Sie hoffte das sie es schaffen wollte.



Fortsetzung folgt ...

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Alexander-JJ
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KAPITEL 29

# Sternensystem: PTNI-HQ
# Satus: Teladi-Company
# Datum: 10 / 745

Der neueste Gefängniskomplex der Teladi-Company lag abseits der bereits errichteten und im Bau befindlichen Raumbasen. Er lag sogar ausserhalb der Gerichtsbarkeit der Gemeinschaft der Planeten und war somit ein ideales Gefängnis für unliebsame Zeitgenossen wie den Silbernen Prinzen. Leute wie der Prinz sollten nie wieder die Möglichkeit erhalten in ihre Heimat zurückzukehren und nie wieder die Möglichkeit erhalten Macht zu erlangen. Zudem kannte die Teladi-Gerichtsbarkeit nur eine Strafe für die Untaten des Silbernen Prinzen, lebenslanges Exil.

Gabriel hatte von Major Lance eine Landeerlaubnis erhalten. Er sollte den Prinzen ausfragen und herausfinden was die Piraten vorhatten. Ein Teil von ihm wollte den Prinzen wiedersehen, ein anderer Teil fragte sich wie er wohl auf seinen ehemaligen Herrn und Meister reagieren würde. Im Grunde war es ihm bei dem Silbernen Prinzen nicht schlecht ergangen. Er hatte ihn zum Buchhalter und zum Kampfpiloten ausbilden lassen. Seine Fähigkeiten hatten ihm ein erträgliches Leben ermöglicht.

Aber da waren Nena und Josh. Das Mädchen hatte eine Weile sein Schicksal geteilt. Er hatte sich in sie verliebt obwohl sie keine Möglichkeit hatten ihre Liebe auszuleben. Erst später, als er für den Prinzen sehr wertvoll geworden war, hätte er sie ohne Schwierigkeiten zu sich nehmen können. Wahrscheinlich hätte ihnen der Prinz sogar eine dauerhafte Beziehung erlaubt. Aber da war Nena schon tot gewesen. Gabriel wusste nicht genau wie sie gestorben war. Aber das war auch egal. Sie hatte das Sklavendasein nicht länger ertragen können.

Der Silberne Prinz hatte grosse Schuld auf sich geladen, wie alle anderen Sklavenhändler auch. Aber Gabriel konnte ihn nicht wirklich hassen. Auch die Jünger Xayons, ja sogar sein Vater und sein Onkel hatten Schuld auf sich geladen. Letztlich waren es die Priester des Xayon gewesen, die ihn in die Sklaverei verkauft hatten.

# # #

Der Gang schien endlos zu sein. Die Wächter am Eingang zum Zellenblock hatten ihm alle Waffen abgenommen. Aber sie schienen nicht ernsthaft besorgt. Wahrscheinlich wäre es ihnen sogar recht, wenn jemand den Prinzen ermorden würde. Es waren Split-Söldner und sie sehnten sich sicher nach Krieg und Kampf. Ihr öder Wachdienst musste ihnen wie eine Bestrafung vorkommen.
„Immer dem Husten nach. Gehe Er immer dem Husten nach, Argonen-Kreatur!" , rief ihm einer der Split hinterher.
Nach meheren Mizuras erreichte Gabriel endlich die letzte Zelle. Alle anderen Zellen waren leer. Prinz Philipp Phildoph war der einzige Gefangene. Gabriels rechte Hand umfasste die Gitterstäbe.
„Prinz? ... ... Sir?"
Ein leises Husten antwortete ihm. Dann scharrte etwas über den Boden. Prinz Philipp Phildoph kroch auf die Gitterstäbe zu. Sein Aussehen hatte sich enorm verändert. Die einst würdevollen Gewänder waren nur noch schmutzige Lappen, seine nackten Arme waren mit Narben übersät und das dreckige Gesicht war merkwürdig eingefallen. Der zerzauste Bart verdeckte nur unvollständig die grossen Narben an Brust und Hals. Die ganze Gestalt bestand nur noch aus Haut und Knochen.
„Prinz Philipp Phildoph?" , fragte Gabriel ungläubig.
Der alte, ausgemergelte Mann versuchte zu sprechen. Aber es ging nicht. Rasselnd holte er Luft. Offensichtlich hatte er sich für den kurzen Weg von seiner verdreckten Liege bis zu Gitterstäben völlig verausgabt. Eine Weile versuchte er seinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Dann gab er es auf, fiel auf das Gesicht, stemmte sich wieder hoch und holte keuchend Luft. Erst nach einigen Mizuras beruhigte sich seine Atmung. Seine rechte Hand streckte sich Gabriel entgegen.
„Sklave?"
Gabriel ergiff die Hand. Der Prinz hatte ihn immer Sklave genannt. An Bord der Golden-Star hatte er keinen anderen Namen besessen. Aber erstaunlicherweise erschreckte ihn diese Anrede nicht mehr.
„Hier bin ich."
„Sklave ... mein Sklave ... ."
Tränen liefen dem Prinzen übers Gesicht. Er versuchte die an den Gitterstäben hochzuziehen aber seine Kraft reichte nicht aus. Erschöpft fiel er auf den Rücken. Seine Lunge rasselte schlimmer als zuvor. Wieder dauerte es einige Mizuras bis sich sein Atem halbwegs normalisiert hatte.
„Ich... wusste... das du... kommst. ... ... Ich habe es immer... gewusst."
„Ja."
„Natürlich... denn du bist mein... bester Mann. Ich hätte... hätte dich nicht verkaufen dürfen. Nein, nie... es war mein Fehler... mein Fehler ... ja."
Gabriel hockte sich hin und nahm wieder die Hand des Prinzen. Sie fühlte sich kalt und trocken an. Prinz Philipp Phildoph suchte nach Worten. Nach einer Weile fand er seine Stimme wieder.
„Kalman hat mich... verraten... er... er ist ein Jünger Xayons! Er will... will... will... ach ... er will uns alle holen."
Speichel lief dem Prinzen aus dem Mund. Umständlich versuchte er ihn wegzuwischen. Aber sein Hand zitterte zu stark.
„Kalman soll die Karte nicht bekommen! Nie! ... Er würde... er würde... ... Der Tod lebt in dem alten Tempel. Ich habe diese Karte sogar meinen Freunden Kyo t´Nnt und Red-Duke verweigert. ... Sie alle... würden den Tod freilassen. Xharax würde uns alle umbringen... Aber ... aber die Jünger Xayons würden ihn anbeten! Nein! Sie dürfen den Tempel niemals finden. ... Ich war schlau! ... Ja ... ich habe die beiden Karten versteckt! Niemand wird sie jemals finden... niemand ... . Xharax muss für alle Zeiten begraben bleiben! Für alle Zeit!"
Prinz Philipp Phildoph schob einen alten Datenchip durch die Gitter.
„Hier, nimm ... die Pläne ... der Heiligen Paranidischen Gemeinschaft ... . Ich bin ... bin ... ."
Das Würgen und Krächtzen nahm zu.
„Ich war ein Narr! Ich wollte eine Heimat für die Piraten ... ächäch ... ein eigenes Reich! Aber ... meine Gier ... ächöchäch ... meine Gier ... ... Nein! ... Xharax darf nicht erweckt werden! Xharax darf niemals erweckt werden! Bitte ... bitte ... ."
Diese letzten Worte waren zuviel für den ausgemergelten Körper des Prinzen. Ein neuer Hustenanfall schüttelte ihn durch. Er rollte durch seine Zelle und blieb schliesslich vor seinem Bett liegen. Rasselnd sog er das schlechte Atemgas ein. Seine Hände griffen nach der Bettdecke aber er war zu schwach um sie vom Bett zu ziehen. Schliesslich verkrampften seine Muskeln und schüttelten ihn zusätzlich durch. Ein neuer Hustenanfall drohte ihn zu ersticken.
Gabriel wartete bis sich die Atmung des Prinzen einigermassen normalisiert hatte. Sein ehemaliger Herr lag jetzt ganz still da. Nur der rasselnde Atem zeugte davon das er überhaupt noch am Leben war. Gabriel wartete noch einige Mizuras. Schliesslich summte sein Intercom. Er ging zur Schleuse zurück.

# # #

Die beiden Wächter sahen müde auf.
„Und? Wie wars?" , fragte eine der Wachen. Sein Kollege drehte den alten, verdreckten Datenspeicher hin und her. Dann zuckte er mit den Schultern und schob den Chip über den Tisch zurück zu Gabriel.
„Er hat wohl nicht viel Besuch?"
„Nein, niemand interessiert sich für ihn. Es ist schon erstaunlich wie schnell man vergessen wird. Aber in diesem Fall ist das ganz gut so."
Sie gaben ihm seine Waffen zurück. In ihren Gesichtern stand Enttäuschung darüber, das der Silberne Prinz noch lebte. Wahrscheinlich hatten sie damit gerechtet das der ehemalige Sklave seinen Peiniger umbringen würde. Gabriel wandte sich zur Schleuse.
Aber er konnte nicht so einfach gehen. Ein letztes Mal sah den dunklen Gang hinab. Sogar von hier aus konnte man den rasselnden Atem des Prinzen hören.
„Habt ihr Hustensaft, Hustenspray oder Medipacks?"
„Na klar!" , antwortete eine der Wachen.

Sein Kollege deutete zur gegenüber liegenden Wand. Vielleicht zwanzig Medipacks hingen dort fein säuberlich aufgereiht. Jeder Pack war von Nadeln durchlöchert worden, einige zeigten sogar Brandspuren von Lasertreffern. Die Wachen benutzen die Medipacks des Prinzen offensichtlich als Zielscheiben.

Gabriel wandte sich endgültig ab, nahm den alten Datenspeicher und verliess das Grab seines einstigen Herrn und Meisters. Jetzt war er endgültig kein Diener mehr. Er war frei.



Fortsetzung folgt ...

*
James T.
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Joined: Wed, 10. Mar 04, 01:25
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Post by James T. »

Schon drei Kapitel ohne Kommentar dazwischen ? Ist Omti etwa krank oder so ?

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   /  O  O \   Julian, ich bin dein Vater !
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Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

Wer weiss? omti hat vielleicht noch Weihnachtsurlaub ... oder so.

;)



Weiter gehts:



KAPITEL 30

# Sternensystem: unbekanntes System, jenseits des Sektors Schwarze-Sonne
# Status: unerforschtes System
# Datum: 11 / 745

Endlich!

Endlich war es soweit. Auf diesen Tazura hatte Kalman sein ganzes Leben lang hingearbeitet. Für diesen Tag hatte er all seine Sklavinnen zu Tode geschunden, seine Verbündeten verraten und unzählige Wesen ermordet. Endlich, endlich war es soweit!
Hier, tausend Meter unter der Oberfläche des grössten Ozeans von Necropolis, hatte er endlich gefunden wonach er so lange gesucht hatte.

Das uralte Schott, unverkennbar paranidischer Bauart, rumpelte zu Seite und gab den Blick auf den seit vielen Äonen versiegelten Hauptraum des Heiligen Tempels frei. Hier auf dem uralten Planeten Necropolis hatte er endlich gefunden wonach sich sein ganzes Volk sehnte. Er hatte den Gottesbeweis gefunden. Ab dem heutigen Tazura würde niemand mehr an den Rechtschaffenheit des paranidischen Glaubens zweifeln.
Für einen Moment überkam Kalman ein Gefühl für die eigene Grösse, ein Traum von der Unsterblichkeit. Der heutige Tazura würde in alle Ewigkeit in den Geschichsdateien weiterexistieren. Nach mehr als neunhundert Jazuras betraten wieder Paraniden den einzig wahren Tempel des Xayon.
Seine neue Sklavin Mona, eine schlanke, sehr junge Argonin, wartete verängstigt neben dem Eingang. Sie reichte ihm eine Halogenlampe und einen Compblock. Kalman nahm die Sachen, überprüfte seinen Druckanzug ein weiteres Mal, wartete bis sich der Staub im Inneren des Tempels etwas gelegt hatte und trat hinein.

# # #

Allein die schiere Grösse des Innenraums war überwältigend. Die zerborstene Kuppel überspannte mehr als fünfhundert Meter. Teile von ihr waren in den Innenraum gefallen und hatten den riesigen Granitaltar teilweise unter sich begraben. Überall lagen zerbrochene Statuen und heruntergestürzte Wandgemälde herum. Der Fussboden und die wunderschönen Säulen bestanden aus weissem Mamor. Staub von Jahrhunderten hatte alles wie unter einem Schleier verborgen.
Kalman war begeistert.
Trotz der Beschädigungen an der Kuppel hatte die riesengrosse Druckkammer dem Druck des Ozeans standgehalten und den Raum all die Jahrhunderte hindurch trocken gehalten. Allein die Entdeckung dieses Tempels würde ihm beim Argonisch-Boronischen Wissenschaftskorps den höchsten Ruhm einbringen, die Vertreter der anderen Regierungen würden ihn lobpreisen und Händler ihm für die Artefakte ein Vermögen bezahlen.

„Langsam, langsam, Leute. Schön vorsichtig." , rief er seiner Sklavin und den anderen Helfern zu.
„Das ist es!" , flüsterte einer der Piraten, ein Argone, ergriffen.
„Tausend Jazuras ... ." , sagte ein anderer, ein Split, ebenso ergriffen.
„Xayon ist Uns gnädig." , murmelte Mona.
Kalman umrundete langsam den Granitaltar und ging auf den goldenen Thron zu. Seine Füsse hinterliessen Spuren im Staub. Auf dem Thron sass ein riesiges Skelett. Das war allerdings kein Paranide, ebensowenig ein Teladi, Argone oder Split. Dieses Skelett schien auch nur ein Teil einer weit grösseren Kreatur gewesen zu sein. Erst jetzt betrachtete er seine Umgebung und die Nischen genauer. Fast wäre er zusammengezuckt. In jeder der Nischen sass oder lag ein Skelett, Paraniden, Teladi, Split. Sie sassen da und starrten noch im Tode auf den Goldenen Thron. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Hektisch fummelte er an seiner Konsole und stellte die Beleuchtung auf einhundert Prozent. Gleissendes Licht erfasste den uralten Innenraum. Auch vor dem Altar lagen viele Skelette herum. Nicht alle diese Knochenhaufen waren einst Paraniden gewesen. Einige gehörten zu Teladi, andere konnte er nicht indentifizieren. Wie es aussah lagen dort auch Knochen von Tieren. Eine Schale sah ganz nach einem Rieseninsekt namens Ghok aus. Wieder andere Schalen schienen die Überreste von Maja-Schnecken zu sein und ein paar der Knochen erinnerten ihn an Cheltfische. Was war hier geschehen?
„Alles stehenbleiben!" , rief Kalman laut.
Mona, die Piraten und die anderen Helfer blieben am Eingang des Tempels stehen. Es war unverkennbar, das sie von dem Bauwerk tief beeindruckt waren. Ausserdem hatten ihnen der Piratenanführer Red-Duke gehörigen Respekt vor der angeblichen Heiligkeit des Tempels eingeflösst.

„Ich gehe allein weiter." , murmelte Kalman ohne sich daraum zu kümmern, ob ihn jemand hörte. Der grosse Schild auf dem aus schwarzem Mamor gefertigten Altar zog ihn magisch an. Langsam, fast übertrieben vorsichtig, schlich er sich an dieses Ding heran. Irgendetwas ihn ihm schrie ihn an zu fliehen, sich von diesem Schild so schnell wie möglich zu entfernen. Aber der religiöse Fanatiker in ihm war stärker.
Die heruntergestürzten Kuppelteile hatten den Schild an einigen Stellen durchlöchert. Aus der Nähe erinnerte er Phillip an Siliziumverbindungen. Dann erkannte er es.
Der Schild war einst der Kopf eines riesigen Seedrachens gewesen. Es war ein sogenannter Saa-Russ, einer der legendären Seedrachen der Boronen. Soweit Kalman wusste lebten diese Wesen angeblich auf einer Ozeanwelt in einem nahe gelegenen Sektor. Kalman setzte sich neben den Schädel des seit Äonen toten Tieres. Neben den gewaltigen Knochen wirkte sein Körper klein.
„Das ist es also." , sagte er halblaut. „Das ist Xharax!"

# # #

An den Wänden hinter dem Thron prankten wundervolle Reliefs. Der Zahn der Zeit hatte ihnen schwer zugesetzt. Dennoch konnte man viele der Motive erkennen. Auf einem Relief beteten Paraniden zu einem steinernden Götzen, auf einem anderen bekämpften sich die Paraniden gegenseitig. Kalman erkannte das diese Reliefs eine Art Reise darstellten, die Entwicklung der Paraniden von ihrem Ursprung bis hin zum Bau des Tempels. Auf den Reliefs konnte man die erste Feststoffrakete der Paraniden erkennen, den ersten Kontakt zum Volk der Teladi, den ersten Priesterherzog und den Aufbruch seines Volkes zu den Sternen.
Kalman betrachtete die Decke über dem Thron. Dort waren Boronen zu sehen die gegen grässliche Höllenwesen kämpfen. Er kannte die Wesen aus den Legenden der Split. Dort wurden sie Khaak genannt. Seltsame Seedrachen kamen ihnen zu Hilfe. Angefeuert von den Gebeten der Paraniden besiegten die Boronen und die Seedrachen die Khaak-Höllenwesen. Nach dem Sieg fielen die Boronen, die Teladi und die Split vor den Paraniden auf die Knie. Sie erflehten und erhielten die Gnade Gottes vom paranidischen Hohepriester. Anschliessend errichteten die Paraniden zu Ehren der Seedrachen und des Sieges über die Khaak den Xharax-Tempel.

Kalman starrte auf seine Füsse und überlegte was er als nächstes tun sollte. Hier gab es keine Erlösung, keinen Gottesbeweis und keine Rettung für die Heilige Paranidische Gemeinschaft. Es gab hier auch keine Heilung für seine Leiden, für seine Perversität. Hier gab es nur eine uralte Lüge. Die ersten Jünger des Xayon hatten die Knochen eines übergrossen Aals angebetet und so die Xharax-Legende erschaffen. Was also sollte Kalman jetzt tun? Zum ersten Mal in seinem Leben war er sich nicht sicher was er als nächstes tun sollte.
Die wenigen Jünger des Xharax, die sich inzwischen auf Necropolis eingefunden hatten, waren einst ungebildete Mitglieder der Heiligen Paranidischen Gemeinschaft gewesen. Sie würden gar nicht erkennen was dieser Tempel bedeutete. Diesen Narren konnte er sonstwas erzählen. Sie würden es für Xayons Befehle halten.
Bei den Piraten war das nicht so leicht. Red-Duke und der erst kürzlich den Teladi entkommene Kyo t´Nnt waren zwar keine Experten, aber auch keine kompletten Laien. Sie würden früher oder später erkennen das es in diesem Tempel nichts gab, womit man die Regierungen der Gemeinschaft erpressen konnte.
Und nur deshalb unterstützten die Piraten ihn, nur deshalb war er überhaupt hier und nur deshalb hatte ihm der Silberne Prinz zögerlich die antike Papierkarte überlassen. Red-Duke und Kyo t´Nnt mussten irgendwie zufrieden gestellt werden.
Aber Kalman wollte es schaffen. Nur mit Hilfe der Piraten liess sich die Heilige Paranidische Gemeinschaft in ihrer alten Pracht und Herrlichkeit wieder aufbauen. Und für dieses Ziel war jedes Mittel recht.

Selbst wenn das bedeutete das er sich seinen Gottesbeweis selbst erschaffen musste.



Fortsetzung folgt ...

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Alexander-JJ
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KAPITEL 31

# Sternensystem: Omicron Lyrae
# Status: unerforschtes System
# Datum: 11 / 745

Zwei winzig kleine Nachrichtendrohnen rasten mit wahnwitziger Geschwindigkeit durch das Omicron-Lyrae System. Die beiden schwarzen Schemen wurden weder von den Piraten noch von der sich formierenden argonischen Flotte entdeckt. Sie sammelten unablässig Daten während sie weite Schleifen um die Sonne und die vier grossen Planeten des Systems flogen. Dann schlossen sie ihre Operation ab und verschwanden mit hoher Geschwindigkeit durch das östliche Sprungtor des Systems. Die Xenon hatten genug über die Aktivitäten der Kohlenstoff-Verderber herausgefunden. Es wurde für die TF/Xenon Zeit die modifizierte Kerndirektive 026-Zeta zu starten.

Weit entfernt von den beiden Nachrichtendrohnen flogen drei schwarze Schiffe durch die endlose Nacht des Weltraums. Es handelte sich um M5-Xenon-N, drei Scouts der primären Subeinheit M1-J-092. Diese Einheit hatte an der grossen Konfrontation mit den Kohlenstoff-Verderbern in der Nahe des Sektors-101 teilgenommen. Zur Zeit war die primäre Subeinheit auf dem Weg zu einem Treffen mit zwei weiteren primären Subheiten, zwei Zerstörern der M2-K Klasse. Auf dem Weg zu diesem Treffen hatte die primäre Subeinheit M1-J-092 zahlreiche sekundäre Subeinheiten, wie die drei Scouts, angetroffen und seiner eigenen Befehlsgewalt unterstellt. Alle diese Einheiten waren nach der Grossen Konfrontation ziellos im All umherrgeirrt, da ihre Kontrolleinheiten durch die Kohlenstoff-Verderber vernichtet worden waren.
Aber die primäre Subeinheit M1-J-092 hatte nicht nur Kontakt mit anderen primären Subeinheiten aufgenommen sondern sogar Kontakt zu einer TF/CPU herstellen können. Diese TF/CPU befand sich an Bord einer primären Alpha-Einheit, oder genauer gesagt an Bord eines Raumschiffes der M0-Klasse.

# # #

Gabriel betrachtete die Formation der M3-Elite aus seinem Cockpit und musste feststellen das die argonischen Piloten ihr Handwerk verstanden. Da war Major Vincey Lance, trotz seiner Jugend ein harter Agent des Argonischen Nachrichtenkorps. Es hiess das der legendäre Ban Danna ihn persöhnlich ausgebildet hatte. Leutnant Jace, die Gabriel auf verstörende Weise attraktiv erschien, stammte von Hewa, dem Hauptplaneten des Hatikvahs-Glaube Sektor. Dann war da noch Medall, der Gnom, über dessen Vergangenheit die wildesten Gerüchte kursierten. Es war schon wieder eine neue Gemeinschaft, in die Gabriel hinein geraten war. Er war aufgebrochen um die Argonische Föderation vor den Aktivitäten der Heiligen Paranidischen Gemeinschaft zu warnen und war mitten in eine Anti-Piraten-Operation hineingeraten.
Wieder war er fremd und allein und wieder machte es ihm nichts aus.
„Zeta Eins und Drei kommen zurück. Wir haben Läuse im Pelz. Alpha und Beta, haltet sie uns vom Leib." , erklang Jace fröhliche Stimme aus dem Intercom.
Zwei wurden abgeschossen, schoss es Gabriel durch den Kopf als die beiden M5-Discoverer an seiner M3-Elite vorbeisausten. Hinter ihnen waren mindestens zwei Dutzend Piratenschiffe, Bayamons, Fledermäuse und ein paar Mandalays. Auch zwei Transporter, ein Geier und ein Muli, kamen in Sicht. Offensichtlich hatten sie eine komplette Angriffsstaffel der Piraten ausfindig gemacht.
„Er nicht kommen her!" , brüllte eine vertraute Stimme.
Gabriel nahm den ersten Piratenscout ins Visier und feuerte eine volle Salve Alpha-EPWs auf das Feindschiff ab. Die M5-Fledermaus explodierte sofort.
„Das sein Fehler! Er jetzt sterben!" , brüllte die vertraute Stimme erneut.
Gabriel wurde klar das Kyo t´Nnt hier war. Der Piratenboss kam in seiner voll aufgerüsteten Mamba direkt auf ihn zu. Seine Geschütze feuerten ohne Unterlass. Doch bevor er in effektive Feuerreichweite gelangen konnte, wurde sein Schiff von mehreren Raketen des Typs Moskito getroffen. Eine der anderen M3-Elite, die wie Gabriel diesen Hinterhalt gelegt hatten, hatte die M3-Mamba unter Beschuss genommen.
Gabriel riss sein Schiff herum, ging auf Vollschub und hetzte einer Gruppe fliehender Piratenschiffe hinterher. Er erzielte mit seinen Raketen ein Volltreffer und nur Sezurabruchteile später mit seinen Energiewaffen ebenso. Die beiden getroffenen Schiffe, zwei Mandalays, vergingen in einer einzigen Explosion.
„Zeta an Alpha, Danke für die Hilfe." , funkte Jace während sie eine Fledermaus erledigte. Kurz darauf griffen auch die restlichen M3-Elite in den Kampf ein. Nun dauerte es nicht mehr lange. Gegen die massive Feuerkraft von zwanzig aufgerüsteten M3-Elite hatten die Piraten nichts entgegen zu setzen. Nach vielleicht fünfzehn Mizuras war alles vorbei. Die beiden Piratentransporter wurden zum Schluss vernichtet. Von den siebenundzwanzig Piratenschiffen konnten nur vier dem Hinterhalt entkommen. Kyo t´Nnt war darunter.

# # #

Mehrere Milliarden Kilometer von den Stationen und Schiffen der Völker entfernt glitten noch mehr schwarze Schiffe durchs All. Es waren Transporter und Frachter der Xenon. Seit der Zerstörung des primären M0 in der Nähe des Sektors-101 hatten sie keine Befehle mehr bekommen. Sie waren ziellos durch die endlose Weite des Weltraums getrieben. Aber jetzt hatten ihre Sensoren die Signale eines M-J, einer primären Subeinheit aufgefangen. Die Befehle waren einfach, sie lautete schlicht das die Transporter und Fracher dem M1-J folgen sollten.

Doch über den M1-J besassen diese zahlreichen Xenonschiffe seit kurzem wieder Kontakt zu einer primären Alpha-Einheit, einem Schiff der M0-Klasse. Schiffe der M0-Klasse waren mit Abstand die grössten je gebauten Raumschiffe. Sie waren grösser als die grössten Stationen und besassen autarke Produktions- und Energieversorgungseinrichtungen.
An Bord dieser Schiffe befanden sich die tödlichsten Waffensysteme die es jemals gegeben hatte, die Galaxy-Vaporisatoren. Mit dieser Waffe konnte man einen ganzen Planeten sprengen. Aber der Galaxy-Vaporisator konnte noch mehr. Er konnte auch ein temporäres Subraumfeld erzeugen, ganz ähnlich den Subraumfeldern der Sprungtore, die die Sohnen errichtet hatten. Dieses winzige Schwarze Loch konnte man mit dem Galaxy-Vaporisator sogar in das ewig brennende Herz einer Sonne schiessen und damit diese Sonne zerstören. Kurz, der Galaxy-Vaporisator war die ultimative Waffe und gleichzeitig der torlose, wahlfreie Sprungantrieb, den alle Völker so sehr begehrten.

An Bord des M0 jenseits des Schwarze-Sonne Sektors befand sich eine solche Waffe und zudem eine voll funktionsfähige TF/CPU. Diese CPU begann bereits die Ausführung und Umsetzung der modifizierten Kerndirektive 026 zu koordinieren. Schon bald würde TF/CPU-04 die volle Kontrolle über all die verstreuten TF/Xenon in den Neuen Sektoren übernommen haben.



Fortsetzung folgt ...

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