Wassertropfen über Mutnovsky

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

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LordZsar1
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Wassertropfen über Mutnovsky

Post by LordZsar1 »

Auch ich versuche mich nun einmal in diesem Gewerbe...
Kapitelunterteilung werde ich unterlassen, da diese zumindest für mich den reibungslosen Ablauf des Lesens stört und daher unerwünscht ist.

Legende:

"Dieser Text wird in Handelssprache gesprochen."
"Dieser Text wird gedacht."
"[Dieser Text wird in Muttersprache gesprochen.]"

Anmerkung:
Da alle Texte aus den jeweiligen Sprachen, beziehungsweise Gehirnaktivitäten übersetzt wurden, können unter Umständen spezielle für eine Kommunikationsform einzigartige Eigenheiten verloren gegangen sein.


Mildes Licht fiel durch ein liches Blätterdach auf den von Moos und altem Laub bedeckten Waldboden...
Auf ein seltsam rund/elliptisches graugrünes Objekt, dass geneigt in einer offensichtlich künstlichen Massierung des Bodenpolsters steckte...
Schwacher Wind wehte böhig aus unbestimmter Richtung...
Einige winzige Fluginsekten versuchten in dem für sie orkanartigen, ständig abreißenden und sich verwirbelnden Luftstrom Flughöhe und Kurs zu halten...
Unbemerkt und ohne jedes für ein menschliches (und das eines auktorialen Erzählers) Ohr wahrnehmbares Geräusch durchzogen feine Sprünge das seltsame Objekt...
Eines der Fluginsekten verlor seinen Kampf gegen den Sturm, den ein Menschen vermutlich nicht einmal sofort bemerkt hätte...
Nach einem trudelnder Absturz schlug es auf dem Objekt auf...
Benommen und offenbar beschädigt, versuchte es sich zu reorientieren und seine verbogenen Flügel zu glätten...
In diesem Moment gab die strukturelle Integrität des Objektes mit einem berstenden, wenn auch nur leisen Geräusch nach, ein Teil seiner Außenhülle brach heraus und wurde von der Wucht der nachdrängenden Masse nach außen hin weggeschleudert und ein Teil des bisherigen Inhaltes des Objektes trat heraus.
Es handelte sich augenscheinlich um einen Kopf , der fast ohne Verjüngung in einen kurzen, doch recht beweglichen Hals überging und sich nun mit runden, grüngoldenen Augen und darin eingebetteten geschlitzten Pupillen umsah...
Das havarierte Fluginsekt, das seine Flugunfähigkeit inzwischen diagnostiziert hatte, versuchte, sich auf seinen zu kurzen, unterentwickelten Beinen, die es eigentlich nur als Landegreifer an Baumrinde und Pflanzenstängeln nutzte, von der offensichtlichen Gefahrenstelle abzusetzen...
Inzwischen war das geschlüpfte Wesen (denn wie nun ersichtlich worden war, handelte es sich bei dem seltsamen Objekt um ein Ei) bis unter den Torso sichtbar, an dem zwei durch jeweils drei Gelenke aufgeteilte Extremitäten saßen, die in halbtransparenten, gelblichen Krallen endeten.
Das unglückliche Fluginsekt tat einen Fehltritt, blieb mit einem seiner Beine in einem Haarriss auf der Objekthülle hängen und stolperte, kam auf dem Rücken zu liegen und surrte aus Reflex mit den ramponierten Flügeln...
Der Kopf des geschlüpften Wesens fuhr herum, die Pupillen erweiterten sich im Bruchteil einer Sekunde auf die gesamte Augenfläche und im nächsten Bewusstseinsabschnitt (beim Menschen 3/10 Sekunden - ich bin menschlich) zappelte das Insekt bereits mit teilweise eingedrücktem Exoskelett zwischen seinen zahnlosen Kiefern...


Lordis Zsaromedes Unikates I. schreckte auf, sein gesamter Körper wurde von einer infernalen Schmerzwelle gepackt, er schrie gepeinigt auf und sank zurück auf die undefinierbare Masse, auf und teilweise in der er gelegen hatte.
Mit mühsam aufrecht erhaltener Konzentration versuchte er, seine Muskeln am Zittern zu hindern, da er ansonsten eine Art Resonanzkaskade zu befürchten hatte, wenn Schmerzanstieg durch weitere Bewegung und weitere Bewegung durch Schmerzanstieg ausgelöst werden würde.
In diesem Fall würde ihn die Höllenqual vermutlich den Verstand kosten, denn anders als den meisten anderen Wesen bliebe ihm der Trost der Bewusstlosigkeit bis zum bitteren Ende verwehrt.

Zsaromedes war Teladi, doch würden ihn Uneingeweihte vermutlich nicht unmittelbar als solchen erkennen, denn er war größer, kräftiger, besaß eine langgezogenere Schnautze und einen weit längeren Schwanz als die bekannteren Artgenossen...
Überdies war er stolze 183 Zentimeter groß und überragte damit den größten Teil der Split, einige Argonen und natürlich auch jedes Weibchen seiner Spezies.
Denn er war männlich. Ein Großteil des bekannten Universums wusste noch immer nichts von der Tatsache, dass alle... nun, fast alle Teladi, die in Raumschiffen oder Stationen anzutreffen waren, ausnamslos weiblich waren.

Die Schutzstarre würde die perfekte Bewegungslosigkeit auslösen und ihn damit vor dem drohenden Schicksal des sabbernden Irren retten, doch trat sie nicht aufgrund von äußeren Reizen in Kraft, wie es die Bewusstlosigkeit der anderen Völker und mancher Tierarten durchaus manchmal tat, sondern ausschließlich durch bestimmte Vorgänge innerhalb des Gehirns...
Er wusste, das normalerweise akute Angst diese Vorgänge in Gang setzte, doch paradoxerweise verspürte er gerade jetzt, da es seine vorläufige Rettung bedeutet hätte, keinen Deut davon...
Lange würde er sich nicht mehr beherrschen können - die Muskeln seiner Extremitäten drohten bereits zu verkrampfen, geschähe dies, wäre gegen die dadurch hervorgerufene Schmerzwelle die letzte vermutlich als Nadelstich auf Schuppenpanzer abtun.
Sein Verstand raste:
"Angst ist nur ein Symptom... ein Symtom für bestimmte Konzentrationen bestimmter Hormone in bestimmten Bereichen des Gehirns...
Also ist die Angst als solche nicht nötig, um die Reaktionen der Schutzstarre zu erzeugen...
Das vegetative Nervensystem reagiert ähnlich eines primitiven Computerprogrammes...
If/Then-, While/Do- und For/Do-Schleifen erzeugen immer gleiche Reaktionen auf immer gleiche Reize...
Diese sind meist nur Teil des bewusst empfundenen Reizes...
Also muss nur eine bestimmte Ausgangslage geschaffen werden, um die Reaktion auf eine beliebige Situation hervorzurufen, auch wenn diese gar nicht real existieren würde...
Körperliche Begleiterscheinungen der Angst sollten für diesen Zweck geeignet sein...
Das ist es!"

Die Schutzstarre konnte nur dann erfolgreich sein, wenn sie einerseits jegliche sichtbare Rührung unterband, andererseits jedoch keine vitalen Systeme des Körpers beeinträchtigte.
Um dieser Forderung Sorge zu tragen, hatte der teladianische Körper ein Lungenvolumen, das dem des menschlichen relativ zu dem des ganzen Körpers und bei Zsaromedes aufgrund seiner Größe auch absolut überlegen war, was es ihm und seinen Artgenossen ermöglichte, ohne wesentliche Einschränkungen zu atmen, ohne dabei den überdeckenden Torsobereich zu bewegen.
Genau dies tat er nun auch - er hyperventilierte. Dies schien eine Gemeinsamkeit aller Völker zu sein - Hyperventilation erzeugte ein beklemmendes Gefühl, dass sich leicht zur Panik steigern ließ... und Panik war nichts, als unkontrollierbar starke Angst.
Auch bei ihm stellte sich diese Beklemmung recht schnell ein.
Da nun der Grundstoff vorhanden war, konnte die simple Vorstellung seiner restlichen Existenz, wenn ihn sein drohendes Schicksal ereilen würde, die Kontrolle seines Verstandes zu brechen und eine unaufhaltbare Kettenreaktion in Gang zu setzen, die unumgänglich in der Schutzstarre enden würde.
Durch den emotionalen Druck war er nicht mehr in der Lage, seine Gliedmaßen ruhig zu halten und eine weitere grauenvolle Schmerzwelle, die ihm noch einmal einen qualvollen Schrei entlockte, durchzuckte seinen Körper, bevor sämtliche Aktivität der betroffenen Muskelgruppen endete - die Starre hatte eingesetzt.
Last edited by LordZsar1 on Tue, 9. Aug 05, 16:15, edited 1 time in total.
James T.
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Post by James T. »

Bis jetzt weiß man ja noch nicht, worum es geht, aber die Beschreibungen klingen gut. Weitermachen ;-)

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Post by LordZsar1 »

Etwa dreizehn Mizuras später war der Schmerz vollständig abgeklungen und Zsaromedes begann, seine Situation näher zu untersuchen.
Er wusste inzwischen, dass er auf/in einem Haufen aus Asche, verschmorten Kabeln, geborstenen Deckplatten und zerstörter Elektronik lag...
Genauer gesagt in den Überresten des Wandcomputers in seiner Kabine an Bord seines Schiffes mit dem schmucklosen Namen 'TWP-HS Alpha'.
Unglücklicherweise hatte er bei seiner letzten Leidesbekundung die Augen geschlossen, weshalb er nun nichts mehr sah, dies hatte jedoch den zweifelhaften Vorteil, dass er seine Augen frei bewegen konnte, da die Starre nur äußerlich sichtbare Muskelaktivitäten unterband und teladianische Augenlieder, ausschließlich zum Schutz bestimmt, mit guten drei Millimetern Stärke keinerlei Rückschluss auf die dahinterliegenden Sehorgane zuließen...
Auf den ersten Blick war zwar auch diese Möglichkeit recht nutzlos, doch hatte auch hier die Evolution gute Dienste geleistet - die Augenlieder enthielten keine Blutgefäße...
Und teladianische Augen waren ungleich vielseitiger als menschliche.
Ein kurzes Anspannen eines für Teladi einzigartigen Muskels verschob die Netzhaut innerhalb des Augapfels um 180°... Und plötzlich waren schemenhafte Konturen der Außenwelt in verschiedensten Blautönen sichtbar.
"Zumindest weiß ich jetzt, dass kein Feuer in der Nähe... Und die Heizung ausgefallen ist."
Er schaute sich noch etwas in seinem begrenzten Blickfeld von etwa zwanzig Grad nach allen Seiten um, entdeckte aber nichts Erwähnenswertes - außer vielleicht, dass das Lebenserhaltungssystem offensichtlich allen Belastungen standgehalten hatte und die Raumtemperatur auf etwa zwölf Grad Celsius konstant hielt...
Für teladianische Verhältnisse überaus unbequem, doch angesichts des Problems, das ihn in die Starre getrieben hatte, vielleicht doch recht nützlich...
Er war nämlich inzwischen zu der Erkenntnis gelangt, dass der Grund für den Schmerz keine lebensbedrohliche Verletzung, sondern vielmehr eine Art Ganzkörperprellung sei - eine Art der Verletzung die trotz ihrer Harmlosigkeit zu den schmerzhaftesten überhaupt zählte...
Wenn man die betroffenen Körperteile zu schnell bewegte.
Nun waren Teladi aber Kaltblüter und die niedrige Raumtemperatur sorgte dafür, dass sein gesamter Metabolismus gebremst wurde, was ihm die Vermeidung zu schneller Bewegungen wesentlich erleichtern würde, sobald die Starre nachgelassen hätte.


Nach ungefähr weiteren sechszehn Mizuras begann die Starre langsam nachzulassen und Zsaromedes begann vorsichtig mit der Erprobung seiner Theorie, indem er einzelne Muskelgruppen zögerlich anspannte, stets angestrengt auf etwaige Vorboten des Schmerzes achtend.
Er war gerade damit fertig, die Funktionsbereitschaft seiner Arme festzustellen, als in einem Schwall von Ruß und kleinen Metallteilen ein Argone durch eine teilweise geborstene Seitenwand brach. Zsaromedes erkannte ihn trotz des schmutz- und schweißverschmierten Gesichtes sowie der zerissenen Kleidung als seinen Assistenten, der ihm auf diesem Flug zur Hand gehen sollte.
Er richtete mit schwacher Stimme das Wort an ihn, worauf dieser erschreckt herumfuhr, da er ihn offensichtlich nicht bemerkt hatte.
"Ssstatusssbericht?"
"Kommandant!? Ich fürchte der Feldtest verlief nicht völlig nach Plan..."
"Achhh, wirklichhh? Ichhh war bisss gerade eben der fesssten Überzsseugung, dassss allesss nach Plan verlaufen wäre..."
Zsaromedes Stimme troff vor Sarkasmus - er und das Schiff wären im Erfolgsfall sicherlich nicht in einem derart desolaten Zustand gewesen.
"Ähh... Was, wie... Ich, äh... meinte..."
Leider schien der Assistent die Komik der Situation nicht ganz zu erfassen und brachte nicht mehr als nervöses Stammeln als Entgegnung hervor.
"Tatsssächhhlichhh hatte ichhh sssogar an ein perfektesss Ergebnisss geglaubt, nachhhdem die Turbulenzssen ssso gering ausssgefallen waren."
"Kommandant, äh... Sind sie... verletzt, ...oder... geht es... ihnen nicht gut?" fragte der Assistent mit geradezu mitleiderregender Hilflosigkeit.
"Wie kommen Sssie nur darauf? Sssehe ich denn nicht quietschhhfidel ausss?"
"Äh... dann... hole ich wohl besser einen Arzt? ..."
Langsam begann das Spiel Zsaromedes zu langweilen. Der Mann vor ihm war derart eingeschüchtert, dass er vermutlich nicht einmal den direkten Befehl, nichts zu tun, richtig hätte ausführen können.
Er war sich inzwischen sicher, dass ihm das argonische Militär nicht wie gewünscht einen zivilen Fachmann, sondern einen ihrer frischgebackenen Rekruten geschickt hatte.
Zwar waren dessen Qualifikationen von ihm persönlich bei seiner Ankunft im Dock der Stahlkammer-Schiffswerft überprüft, bei der Frage, ob er dem Militär angehöre, hatte Zsaromedes sich jedoch auf die Versicherung seines Kontaktmannes... In diesem Fall seiner Kontaktfrau, denn Admiral Perka Jolin war eindeutig als weiblich zu erkennen, was bei Argonen ja auch durch selbst für Laien eindeutige anatomische Unterschiede zu erkennen war, verlassen...
Ein Fehler, wie sich nun herausstellte, denn die unteren Ränge des argonischen Militärs waren hinsichtlich ihres Mangels an Selbstvertrauen selbst den Boronen unterlegen, sobald die Luft etwas brenzliger wurde... Zsaromedes hatte schon immer geglaubt, dass die Nachteile eines Drills auf bedingungslosen Gehorsam die Vorteile bei weitem überwiegen würden und seit Beginn seiner Geschäfte mit dem argonischen Militär vor nunmehr fast sechs Jazuras war diese Meinung immer wieder bestätigt worden... So auch jetzt - während ihm spontan drei Möglichkeiten einfielen, seinen Spott durch Anspielungen auf die Beschaffenheit seiner Haut, die Geschwindigkeit seines Stoffwechsels oder vielleicht auf eine masochistische Veranlagung zu kontern, stand dieser Argone nur sprachlos vor ihm, ließ hilflos die Arme an beiden Seiten herabbaumeln und stotterte herum.
Wäre er wie all seine männlichen Artgenossen, die er bisher getroffen hatte, Künstler geworden, würde exakt so eine Plastik der totalen Unkreativität aussehen...
Nun ja, auf seine Weise war er ja auch ein Künstler... Nur malte, meißelte oder musizierte er nicht -
er entwickelte Waffen - und der Erprobung eben solcher hatte auch dieser Flug gegolten.
Seine Firma 'Unikates` Unikate' war innerhalb von nur sechseinhalb Jazuras führend auf dem Markt geworden und warb mit exzellenten Ergebnissen zu erschwinglichen Preisen erfolgreich um Kunden aller fünf Völker, mit denen Teladi handeln konnten, einschließlich ihrer selbst.
Nun musste es aber erst einmal weiter gehen.
"Helfen Sssie mir auf. Langsssam! ...Und lassssen Sssie bloßss nicht losss, wenn ich schhhreihe!"
Last edited by LordZsar1 on Fri, 19. Aug 05, 17:14, edited 1 time in total.
LordZsar1
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Post by LordZsar1 »

Es war ein dunkler Ort...
Tickernde, piepende und im Dämmerlicht blinkende Apparaturen standen an den Wänden, oder in Vierergruppen mitten im Raum...
Eine Person unidentifizierbarer Spezies von etwa 189 Zentimetern Höhe und breitem Kreuz in einem Kontaminationsschutzanzug, der bis auf die Tatsache, dass sein Inhalt humanoid war, alle Informationen über ihn verdeckte, stellte einen dunkelgrauen Stahlkasten auf einem Tisch selber Farbe und Konsistenz ab...
Weitere Personen ähnlicher Statur traten hinzu und auf Druck einer kurzen Tastenfolge hin faltete sich der Deckel des Kastens zurück, wonach die Seitenwände nach unten klappten...
Im Zentrum der sich so gebildeten Fläche lag ein kleines, graugrünes Wesen mit geschuppter Haut und angstgeweiteten Augen in einem transparenten Beutel...
Eine der Personen griff mit einem Handschuh von dünnerer Beschaffenheit, als die anderen - offensichtlich zum Greifen von Kleinteilen gedacht - zu, hob den Beutel hoch und öffnete den Verschluss... Das bisher passive Wesen schnellte aus dem Beutel und fiel in Richtung Boden...
Mithilfe seines Schwanzes, dessen Länge fast die des restlichen Körpers erreichte, warf es sich im Fall herum und landete etwa zwanzig Zentimeter neben der verfolgenden Hand einer anderen der umstehenden Personen auf seinen Beinen...
Just in diesem Moment öffnete sich eine Tür, als ein weiterer Anzugträger den Raum betrat...
Das Wesen schlug einen Zickzackkurs in Richtung Tür ein...
Plötzlich zuckte es heftig zusammen und schlitterte bewegungslos eine kurze Strecke weiter, als ein Stromstoß den Boden durchfuhr...
Die Person, die den Beutel geöffnet hatte kam nun heran und streckte ihre dünnbehandschuhte Hand nach dem Wesen aus, dessen grüngoldene Augen ihm panisch entgegen blickten...
Als es hochgehoben wurde, schlug es verzweifelt die obsidianschwarzen Klauen seiner linken Vorderextremität in den Handschuh...
Der Anzugträger zuckte zurück und ließ es abermals fallen, als die Klauen die dünnere Schutzschicht seines Spezialhandschuhs durchschlugen und sich in ihrer vollen Länge ins Fleisch bohrten...


"Kommandant?"
Zum zweiten Mal schreckte Zsaromedes auf, prompt wurde die unvorsichtige Bewegung durch eine starke Schmerzwelle in seinem Nacken, die sich bis unter die Schädeldecke fortzusetzen schien, belohnt.
Missmutig zischend hob er langsam den Arm, um sich die betroffene Region reiben zu können, während er seinem Assistenten aus zusammengekniffenen Augen - weniger eine Geste des Unmutes, denn des Schmerzes, auch wenn dieser es nicht so auffasste - entgegenblickte.
"Wasss!?"
"Ich, äh... Ich habe Ihnen das Mittel gebracht, das Sie wollten..."
Der Assistent zog aus einer seiner wundersamerweise noch intakten Kitteltaschen eine kleine Ampulle hervor, die mit teladianischen Zeichen beschriftet war.
"Geben Sssie her!"
Angesichts der nahen Hoffnung auf Schmerzfreiheit verzichtete er auf Höflichkeit...
Außerdem war ihm spontan eine Idee gekommen, wie er dem Assistenten vielleicht ein wenig mehr des dringend mangelnden Selbstwertgefühls einflößen könnte.
Auf den sich sofort einstellenden Schmerz keine Rücksicht nehmend, streckte er fordernd den Arm aus und führte nach Erhalt der Ampulle die Beschriftung nahe an seine Augen heran.
"Tsss... Dasss issst nicht der Richtige!"
"Äh, wie?"
"Ichhh sssagte, diess ssei nicht der richtige Wirkssstoff!"
Wie erwartet machte der Assistent ein reichlich betretenes Gesicht.
"Haben Sssie mir nichhht zssugehört, alsss ich Ihnen dass Schhhriftmussster erläutert habe?"
Das Gesicht des Assistenten wurde noch etwas betretener... Zsaromedes war erstaunt - er hatte nicht gedacht, dass es möglich wäre, diesen Ausdruck auf eine solch hohe Intensität zu steigern.
"Äh... Doch, Kommandant... Habe ich... äh..."
"Und warum haben Sssie mir dann nichhht dasss richhhtige Medikament gebrachhht?"
"Ich, äh... Ich muss wohl... nicht genau genug hingeschaut haben... Ich... Ich hole ihnen sofort das Richtige!"
"Hiergeblieben!" rief er in einem scharfen Tonfall, der eine Königskobra zu panischer Flucht veranlasst hätte.
Wiedereinmal zeigten sich die Spuren der Evolution, als sich der Assistent mit angstgeweiteten Augen und schmerzhaft durchgedrücktem Rückgrad umdrehte.
Für Zsaromedes ein klares Indiz darauf, dass sich die Argonen aus kleinen Pelztieren entwickelt haben mussten.
"Der Mann sieht aus, wie ein Hamster, der gerade ins Terrarium einer Klapperschlange geworfen wurde..." Er hatte einem solchen Schauspiel einmal im Zoo auf der Argon Prime Handelsstation beigewohnt, nachdem er dort eine Ladung delexianischen Weizen abgeliefert hatte - lange vor Gründung seiner Firma.
Sich innerlich noch immer über die wunderliche Ähnlichkeit dieser so unterschiedlich weit entwickelten Spezien amüsierend, schaute er mit ernstem Gesicht - nicht dass Argonen das teladianische Mienenspiel in angemessener Weise deuten könnten - auf ihn herab.
Beinahe schon flüsternd sagte er: "Kommen Sssie dochhh mal hhher."
Der Assistent zitterte noch etwas mehr... Langsam regten sich in Zsaromedes ernsthafte Bedenken ob eventueller durch ihn verursachter gesundheitlicher Folgeschäden, doch er entschied sich, das Spiel wie gehabt fortzusetzen, nun da es sich ohnehin dem Ende zuneigte.
In tödlicher Ruhe fuhr er fort: "Wiederholen Sssie dochhh bitte noch einmal, wie ichhh Ihnen die Aufschhhrift beschhhrieben habe."
Der Mann war inzwischen leichenblass geworden - Gedanklich zischelte Zsaromedes vergnügt über seine 'Ganzkörperstirnschuppe'.
"Ähhm... Sie sagten... ein hochgestelltes 'M' dessen letzter Strich geschwungen bis auf die Grundlinie herabreicht... ein 'T', dessen... Dach links einen kleinen Haken nach... unten bildet, ... ein nach unten und ein nach rechts zeigender... Pfeil, deren stumpfe... Enden links oben zusammentreffen, ... ein nach links geneigtes Fragezeichen... ein Punkt auf halber Höhe, der von zwei... Klammern eingerahmt wird... ein hochgestelltes 'W', auf dem ein waagerechter... Balken aufliegt und von dessen mittleren Bogen ein senkrechter Strich bis zur Grundlinie führt... ein 'C', dessen oberer Bogen durch einen waagerechten Balken ersetzt wird... und... und ein hochgestelltes 'Z', dessen unterer Querbalken in eine rechte Klammer übergeht, die bis zur Grundlinie reicht und... und aus der auf halber Höhe waagerecht ein nach oben stehender rechter Winkel hervorgeht. ... Ich... ich glaube, das war alles, Kommandant... Kann... kann ich jetzt... gehen?"
Zsaromedes hatte während seiner Anhörung die Augenbraue gehoben... Nun, natürlich hatte er gar keine Augenbrauen, aber der Hautteil, auf dem sich bei Menschen die linke der selbigen befinden, war nach oben gewandert.
Der Grund dafür war, dass ihn der Assistent wörtlich zitiert hatte - Zwar war er sich sicher gewesen, dass dieser nichts von seiner Beschreibung vergessen hatte, doch dass er sie Wort für Wort zusammenbekommen hatte, ließ ihn sich doch ein wenig wundern.
In nun leicht amüsiertem Tonfall entgegnete er:
"Nun gut, Sssie haben offensssichtlichhh nochhh alles im Kopf. Dann schhhauen Sssie sssichhh doch nun bitte diesssesss Etikett an und sssagen Sssie mir, wass Ssie sssehen."

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Ich habe an die Leute, die vielleicht versehentlich diesen Beitrag lesen, einige - genauer gesagt zwei - mehr oder weniger kleine Bitten.

1.) Sollte einer beliebigen Person ein beliebiger Fehler, sei es grammatikalischer, rechtschreiblicher oder inhaltlicher Form, möge sie ihn mir bitte mitteilen.

2.) Jemand möge sich bitte die Mühe machen, mir alle offiziell bekannten Zustände der teladianischen Stirnschuppe zuzutragen.
Als offiziell werden alle bereits in anderen Geschichten erwähnten Zustände angesehen - bitte denke sich niemand extra für mich etwas eigenes aus, denn dazu bin ich gut selbst in der Lage.

Vielen Dank im Voraus.

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Last edited by LordZsar1 on Tue, 9. Aug 05, 16:20, edited 1 time in total.
James T.
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Post by James T. »

Ich hoffe, dass das nicht nur 2 Leute lesen. Bei 106 Aufrufen werden schon ein paar mehr reingeschaut haben.

Ganzkörperstirnschuppe, der war gut ;-) Über die Zustände der Stirnschuppe kann ich dir aber auch nichts sagen, außer dass sie blass werden kann. Vielleicht kannst du Helge oder Deepstar (das Netz hab ihn selig) fragen. Oder in anderen Geschichten nachlesen. Immer wieder taucht auch eine Schuppenfinne auf, mit der die Teladi alles mögliche machen können. Ich denke aber, die ganzen Eigenschaften der einzelnen Spezies wurden bisher nirgendwo in allen Details beschrieben (in Helges Büchern steht einiges, aber da gibt es noch viel Spielraum) und sind deswegen auch nicht hochoffiziell. Ich würde sagen, wenn dir was Gutes einfällt, dann schreib's einfach

MfG, James T.

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Post by LordZsar1 »

Zögerlich holte der Mann das Fläschchen wieder aus der Tasche, aus der er es geholt und in die er es auch wieder fallen lassen hatte, als er von Zsaromedes auf seinen Irrtum aufmerksam gemacht worden war, und blickte auf die Schriftzeichen auf seiner Front.
"Nehmen Sssie sssichhh ruhig Zeit für den Vergleichhh." meinte dieser gönnerhaft, worauf hin er einen misstrauischen Blick erntete.
"Der denkt wirklich immernoch, ich wolle ihn fressen...", dachte er und schloss die Augenlieder zu etwa zwei Zehnteln, was Entspannung ausdrücken sollte.
Der Hamster... Assistent missverstand dies jedoch und wurde sofort wieder nervöser, nachdem er sich in den letzten Sekunden zumindest schon eine Hand breit vom Herzschlag entfernt hatte.
"Vielleicht denkt er ja, ich wolle ihn in Sicherheit wiegen, um ihm in einem Augenblick der Unachtsamkeit den Kopf abzubeißen... Und vergisst dabei völlig, dass ich überhaupt keine Zähne habe. Nur zssu doch."
Gerade war er im Begriff das Fläschchen nahe an sein linkes Auge zu führen, um jedes Detail der für ihn ungewohnt eckigen und spitzen Symbole erkennen zu können, als unvermittelt eine schwere Erschütterung den Raum durchzog, was Zsaromedes mit einem gleichsam erschreckten, wie schmerzvollen Schrei quittierte, als er von der Korridorwand, an der er gelehnt hatte, fortgeschleudert wurde und in einen weiteren der überreich auf dem Schiff verteilten Schutthaufen fiel - zumindest die Landung selbst war einigermaßen weich, da dieser größtenteils aus zerfetzter Isoliermasse bestand.
"[Es gibt gute Zeiten und es gibt schlechte Zeiten... Zu den guten bin ich meist nicht da.]" quetschte er zwischen zusammengepressten Kauleisten hervor, "[Ich habe heute schon mehr geschrieen, als in den letzten beiden Sonnen - aber die Schmerzen sind schon weit weniger eindringlich, als beim letzten Mal... Man gewöhnt sich wirklich an fast alles - selbst an unnatürliche Zustände.]"
Tatsächlich hatte er in der ersten Phase der Fallbewegung bereits genügend Zeit gehabt, sich auf das Kommende einzustellen und so fiel es ihm diesmal nicht allzu schwer, seinen geschundenen Körper ruhig zu halten, bis der Schmerz zum nunmehr dritten Mal in nicht einmal einer Quazura abgeklungen war...
Soeben machte er sich daran, sich vorsichtig wieder aufzurappeln, um nach dem hinter ihm liegenden Assistenten zu sehen, von dem nach einem ebenfalls recht erschreckten Aufschrei kein Lebenszeichen mehr zu vernehmen war, der sich aber noch außerhalb seines Sichtbereiches befand, als eine weitere Erschütterung auftrat, wesentlich stärker als die erste, die den Rumpf noch etwa zweieinhalb Quizuras (1/2 Sezura, keine kaufmännische Einheit, daher außerhalb von Ianamus Zura nicht verbreitet) nachzittern ließ und ihn davon überzeugte, vorerst Ort und Position konstant zu halten, um sich nicht Schlimmeres als Prellungen zuzuziehen...
Eine weitere Erschütterung später änderte sich seine Meinung schlagartig, als ihm einfiel, dass es Raumschiffen im tiefen Raum und harten Vakuum normalerweise recht schwer fiel, in Turbulenzen zu geraten und also eine andere Ursache vorliegen musste... Genauer gesagt eine künstliche.
Darauf bedacht, sich trotz seiner Eile in gemächlichem Tempo zu bewegen, um seine Nervenbahnen nicht allzu sehr herauszufordern, rollte er sich von der Seite auf den Bauch und begann seinen Weg zur Brücke.
Um sich trotz seiner stark eingeschränkten Beweglichkeit mit einer akzeptablen Geschwindigkeit fortbewegen zu können, griff er dabei auf eine der Bewegungsform zurück, die seiner Spezies ursprünglich eigen war:
Den invertierten Gang auf vier Extremitäten.
Er schätze den Geschwindigkeitszuwachs gegenüber der zweibeinigen Variante, die ironischerweise auch die Säugetiere übernommen hatten, deren gleichseitiger Gang zu diesen Zeiten überlegen gewesen war, auf mindestens dreißig Prozent - ganz davon abgesehen, dass es ihm, da sein Bauch auf dem Boden auflag, nun sehr schwer fallen würde, sich von einer Erschütterung das Gleichgewicht nehmen zu lassen.
Es blieb keine Zeit, nach seinem Assistenten zu sehen - er würde sich selbst helfen müssen. Zsaromedes schlängelte sich über ein geborstenes Innenschott in den Gang, an den alle zu einzelnen Stationen führenden Subkorridore anschlossen.
Wenn dies überhaupt möglich war, war dieser in noch desolaterem Zustand, als seine Kabine und die Quartieranbindung, in die ihn der Assistent gebracht hatte.
Beide Verkleidungsschichten der Wände waren im gesamten einsehbaren Areal abgerissen und lagen in großen Splittern auf dem Boden verstreut. Die zwischen den Schichten verlaufenden Leitungen waren unvollständig, verkohlt und rissig, ganze Kabelstränge hingen halb lose in den Zwischenräumen oder auf den Weg hinaus, einige von ihnen waren anscheinend mit defekten Verteilern verbunden, da sie weiterhin unter Strom standen, was sich in gelegentlicher Funkenbildung und dem durchdringenden Geruch von verschmorter Leitungsisolierung äußerte...
Zumindest von Letzterem blieb Zsaromedes verschont, da er aus Furcht, sich bei einer plötzlichen Verletzung, beispielsweise durch herabfallende Trümmerteile, vor Schreck die Zunge zu quetschen (da Teladi ihre Nahrung nicht kauen, sondern zwischen ihren Kieferknochen zermalen, sind ebendiese mit wesentlich stärkeren Muskeln ausgestattet, als die meisten bezahnten Lebewesen - damit wäre die hier beschriebene Aktion nicht nur weit schmerzhafter, sondern auch mit gesundheitlichen Risiken verbunden), selbige im Mundraum verweilen ließ und also keine Partikel, die vom Gehirn als Geruch interpretiert werden könnten, mit dafür geeigneten Organen aufnahm.
Sein Weg in Richtung Brücke blieb unbehelligt von weiteren Erschütterungen, was ihn jedoch eher beunruhigte - künstliche Widrigkeiten pflegten nicht einfach zu verschwinden.
Er erstarrte unvermittelt zur Bewegungslosigkeit, als er einige leichte Vibrationen des Bodens bemerkte - als würden sich mehrere Personen schnellen Schrittes fortbewegen.
Es dauerte nur eine Sezura bis er erkannt hatte, dass sie sich in seine Richtung bewegten, was er zum Anlass nahm, sich so schnell es eben ging ein Stück zurückzuziehen und sich mit einem der großen Wandverkleidungssplitter zu tarnen - wenn sich sein Verdacht über die Herkunft der 'künstlichen Erschütterungen' bestätigen würde, wäre es sicherlich nicht das Beste, ungeschützt auf dem Gang zu liegen, von dessen Farbe - eigentlich ein sanftes Muster aus hellen und dunklen Grüntönen, momentan jedoch ein sanftes Muster aus dunklen und noch dunkleren Grautönen - er sich mit seinen dunkelgrünen Rückenschuppen zu allem Überfluss auch noch recht deutlich abhob.
Nun kam die erste der Personen aus einem etwa dreizehn Meter entfernten Seitenarm des Ganges und er wusste sofort, dass er sich nicht geirrt hatte - Split hatten auf seinem Schiff nichts verloren, schon gar nicht, wenn sie Westen aus Teladihaut trugen!
James T.
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Post by James T. »

Dann verewige ich mich eben noch mal hier, auch wenn ich mich wiederhole ;-) Sehr gut geschrieben, viele Details und Beschreibungen. Sieht so aus, als ob im nächsten Kapitel auch ein bißchen Action kommt, oder ? ;-)

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Post by LordZsar1 »

Wie gesagt, lehne ich eine Unterteilung in Kapitel ab und würde ich sie vornehmen, wäre das erste Kapitel hier noch nicht zu ende.

Aber deine Vermutung ist korrekt.
Ich hoffe, mit der Beschreibung von Szenen, die für optimale Wirkung visualisiert werden müssten, keine allzu großen Probleme zu bekommen.

Stand der Dinge: Nächster Abschnitt zu ca. 9/10 fertig.

(Da ich in meiner 'vernetzten' Zeit ziemlich viel um die Ohren habe und mir von 19.00 - 23.00 Uhr neben Hausaufgaben auch noch ein wenig Entspannung gönnen möchte, nutze ich momentan primär Schulstunden zum Schreiben - dies geht jedoch nur mit relativ geringer Geschwindigkeit vonstatten, da ich mich einfach nicht dazu überwinden kann, nicht mitzuarbeiten.
Ich habe einen Ruf zu wahren.

Ach ja, ich muss auch noch zwei eher weniger gelehrige Schüler im Spiel auf der Gitarre unterweisen und dafür natürlich auch selbst üben.)

Nachtrag zum untenstehenden Beitrag von James T. :
Meine Sommerferien (Brandenburg) waren am 08.08.2005 vorbei.
Last edited by LordZsar1 on Fri, 19. Aug 05, 17:26, edited 3 times in total.
James T.
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Post by James T. »

Ich wollte dich auch in keiner Weise dazu veranlassen, schulische oder sonstige Pflichten zu verletzen. Aber sind nicht gerade Sommerferien ? ;-)

Ja, 'Kapitel' sage ich eben so. Ob das jetzt ein Kapitel oder eben der nächste Post ist ist mir eigentlich auch egal.

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   /  O  O \   Julian, ich bin dein Vater !
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LordZsar1
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Post by LordZsar1 »

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Die altgriechische Vorsilbe ist mir noch immer nicht bekannt und ich wäre für dahingehende Hilfe überaus dankbar.

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Dunkelheit...
Völlige Dunkelheit...
Die kleine Kreatur wandt sich, die goldgrünen Augen vor Schmerz geschlossen...
Er war gewaltig - ein alles verzehrendes Feuer, das überall zu beginnen und nirgends zu enden schien...
Die fremden Wesen in ihren weißen Häuten hatten dies zu verantworten.
Sie hatten ihm schlecht schmeckende Schwämme und Flüssigkeiten eingezwungen und seine Haut mit Hohlnadeln durchbohrt..
Es hatte versucht, sich zu wehren, doch seit seinem Anfangserfolg gegen den Handschuhträger, der ihm auch die Natur seiner Peiniger enthüllt hatte, war dies vergeblich...
Sie griffen nur noch mit kalten, von fugenlosen Schuppen bedeckten Knochenarmen nach ihm...
(es hatte in seinem kurzen Leben noch keinerlei Kontakt mit Hochtechnologie gehabt und konnte die ferngesteuerten Operanden daher nicht als unbelebte Materie identifizieren)
Beim von Vornherein zum Scheitern verurteilten Versuch des Widerstandes hatte es sich daran die Kralle des linken Ringfingers abgebrochen...
Es hatte weh getan...
Nach dem Stromstoß der erste wirkliche Schmerz, den es in seinem Leben fühlte...
Gerade einmal zwei Tazuras nach seiner Geburt...
Keine sonderlich gute Billianz...
Insbesondere angesichts der Tatsache, dass das Vergangene angesichts des Gegenwärtigen schon fast wie eine Streicheleinheit anmutete...
Die Dunkelheit selbst begann zu verblassen...


Zsaromedes stieg langsam aus den Tiefen der Traumwelt herauf...
Nur zögerlich nahm sein Bewusstsein der Welt wieder zu, als ihn eine angenehm zischende Stimme auf Neu-Teladianisch ansprach:
"[Kennst du den Schlüssel für den Computerfernzugriff auf deine Station?]"
"[Natürlich.]", antwortete er im selben Dialekt (Es gibt ja nur zwei... Und einen weiteren, der jedoch von wirklich niemandem mehr gesprochen wird.) und drehte sich bereits wieder in den Nebeln des Unterbewussten versinkend herum, während ein Extrakt der teladianischen Sumpfpflanze über einen von ihm unbemerkt gebliebenen, durch seine Schuppen gebohrten Injektorkopf in seine Adern strömte.
(Die 'teladianische' Sumpfpflanze war ursprünglich nicht auf Ianamus Zura beheimatet, sondern wurde erstmals auf dem Planeten 'Naturprofit' (frei übersetzt aus dem Alt-Teladianischen) vorgefunden und kultiviert. Wie es getrennte Entwicklung oftmals ergibt, sind einige der Aminosäuren in dieser Pflanze für den teladianischen Organismus nur sehr schwer verträglich, weshalb ihre Verarbeitung mit starker Müdigkeit und/oder Bewusstseinstrübung einhergeht. Die normale Pflanze enthält sie nur zu einem sehr geringen Anteil, weshalb ihr Verzehr in Maßen ohne diese Symptome einhergeht, jedoch wird auch eine spezielle Art, 'Raumkraut' genannt, gezüchtet, in der sie zu einem ungefähren Anteil von fünfzig Prozent vorkommen.)
Diesmal blieb sein Schlaf traumlos, woran der unfreiwillige Vollrausch sicherlich einen gewissen Anteil hatte...
Bis er unsanft durch einen derben Schlag auf den Schädel geweckt wurde, was ihn dazu veranlasste, mit protestierendem Fauchen in eine hockende Position aufzufahren und den Störenfried mit schmalen Pupillen aus zusammengekniffenen Augen anzustarren.
Seine Gereiztheit schwand jedoch schnell dahin, als sich dieser als mindestens ebenso schlecht gelaunter Paranide entpuppte, von dem sich Zsaromedes sicher war, dass er nicht auf seiner Lohnliste stand:
"[Aufstehen und mitkommen, unheilige Kreatur!]"
Zsaromedes blickte ihn verständnislos an.
Dies lag nicht etwa an Spätfolgen seines unorthodoxen Betäubungsmittels, dessen Wirkung sich inzwischen wieder vollständig verflüchtigt hatte, sondern vielmehr daran, dass er die auf Summ- und Klicklauten basierende Sprache weder verstand, noch jemals zuvor vernommen hatte.
"Äh, wie bitte?", fragte er in dem Entschluss, sich nicht über die ungebührliche Behandlung, die man ihm hatte angedeihen lassen, zu beschweren, da dies bei gewissen Völkern, zu denen zufällig auch Paraniden gehörten, zuweilen recht unangenehme Reaktionen hervorrufen konnte.
"Aufstehen und mitkommen, habe ich gesagt, unheilige Kreatur!"
Das diese Insektoiden niemals müde wurden, diesen Nachsatz an all ihre Äußerungen anzuhängen... Vermutlich der Versuch einer Kompensation dafür, dass in allen anderen Habitaten, die bisher entdeckt wurden, Insekten stets an den untersten Stellen der Nahrungskette angesiedelt waren, meist nur eine Stufe über Pflanzen.
Eventuell war es auch eine genetisch verankerte Furcht davor, dieses Schicksal zu teilen, die sie dazu veranlasste, den anderen Spezien Zutritt auf ihre Planeten zu verwehren?
Tatsache war jedenfalls, dass sie körperlich dominierten, was Zsaromedes dazu bewog, sich vorerst zu fügen.
"Da bin ich doch mal gespannt, in was ich hier hineingeraten bin... Und viel wichtiger: Wie überhaupt!?"
Er rollte sich von der Liege, auf der er bisher geruht hatte, herunter, was ihm einen kurzen Seitenblick in den Raum gestattete, ohne das selbst die drei höchst aufmerksamen Augen des Paraniden es bemerken konnten, da Zsaromedes' Gesicht währenddessen von ihm abgewandt war.
Er befand sich in einem steril wirkenden Raum mit schneeweißen Wänden und noch drei weiteren Liegen der selben Art, wie die 'seine' standen in etwa eineinhalb Metern Abstand zueinander an der aus seiner Perspektive linken Wand. Irgendeine gute Seele hatte sich wohl ein wenig zusätzliche Mühe um sein Wohlbefinden gemacht, denn 'seine' Liege war als einzige nicht mit einer Matratze, sondern einer Steinplatte ausgestattet gewesen.
Flußschlamm wäre ihm zwar lieber gewesen, aber wer konnte das schon ahnen, nachdem die Damen aus Kostengründen - warum auch sonst - im gesamten erreichbaren Raum das Klischee der Steinschläfer verbreitet hatten...
Außerdem war dieses Material außerhalb von Planeten überaus selten vorzufinden und schwierig zu beschaffen.
An der Rückwand standen neben einem Schrank mit chirurgischen Werkzeugen zwei überaus veraltete Diagnosemaschinen, deren jeweils rechte Seitenwand abmontiert worden war, wodurch die Motivatoren der beweglichen Innereien freilagen - entweder der besseren Kühlung wegen, oder aus Notwendigkeit häufiger Wartung... Wohl eher letzteres. Er war zwar kein Fachmann auf diesem Gebiet, doch soweit er wusste wurde dieses spezielle Modell einer Untersuchungsröhre seit gut neun Jazuras nicht mehr hergestellt und Ersatzteile seit etwa vier Sonnen nirgendwo mehr erhältlich, teladianische 'Aus sechster Hand'-Läden und Schrottplätze ausgenommen, auch wenn man diese nicht unbedingt unterscheiden konnte.
Damit konnte er seine anfängliche Hoffnung, in einem Krankenhaus aufgewacht zu sein, wohl endgültig vergessen.
Er machte sich vorsorglich schon einmal die geistige Notiz, im Falle von Kampfhandlungen wenn möglich auf den Einsatz des kleinen Fingers an seiner rechten Hand zu verzichten.
An der den Liegen gegenüberliegenden Wand bemerkte er aus dem Augenwinkel noch einige Maschinen, die scheinbar für lebenserhaltende Maßnahmen eingesetzt werden konnten - er glaubte, einen Elektroschocker für Reanimationen, eine Lungenmaschine und einen Dialysator zu erkennen.
Als er sich vor dem Paraniden aufrichtete, trat dieser erstaunt einen halben Schritt zurück. Er war es vermutlich nicht gewöhnt, Wesen gegenüberzustehen, die nur knappe zehn Zentimeter kleiner waren, als er selbst - und vermutlich hatte er wie so viele andere auch noch nie einen männlichen Teladi gesehen.
Nachdem er sich wieder gefasst hatte, wofür er immerhin fast zwei Quizuras - also etwa eine Sezura - benötigte, nahm er die Arme hinter seinem Rücken hervor, hinter dem er sie seit Anwendung seiner exotischen Wecktechnik verschränkt gehabt hatte...
Zumindest erschien es im ersten Moment so - als er die Bewegung zur Hälfte beendet hatte, wurde ersichtlich, dass sein linker Arm knapp oberhalb des mittleren Armgelenkes in einem Stumpf endete und seine rechte Hand nicht etwa ihren rechten Gegenpart, sondern vielmehr den Knauf einer schweren Blasterwaffe umfasst hatte, was Zsaromedes' Stirnschuppe zum Anlass nahm, eine blassgelbe Färbung anzunehmen.
((blast: Altenglisch; Sprengung, Schwall, Schmettern, Tuten, Explosion, Druckwelle)
zweiphasige kombinierte Energie-/Partikelwaffe;
Phase eins: Zielmarkierung mit einem energiearmen, schwach gebündelten Laserstrahl, der durch eine Rubinröhre erzeugt wird;
(LASER - light amplification by stimulated emission of radiation: Altenglisch; Lichtverstärkung durch angeregte Strahlungsemission)
Phase zwei: Austausch der Rubinröhre mit einem Neodymoxid enthaltenden Laserglas (5% 2Nd3O in 1Si2O) unter Erhöhung der Strahlungsintensität;
Funktionsprinzip:
In Phase eins werden Staubteilchen im Umkreis von etwa einem halben Zentimeter zum Strahl durch die Umwandlung der Licht- in kinetische Energie mit dem hellsten Punkt ihrer Oberfläche senkrecht zum Strahl hin ausgerichtet.
In Phase zwei stößt der verstärkte Strahl mit Lichtgeschwindigkeit entlang der Ziellinie vor, wobei er aufgrund seines größeren Durchmessers auf die vorher ausgerichteten Staubteilchen trifft. Diese werden durch den Lichtdruck entlang der Strecke 'hellster Oberflächenpunkt - Schwerpunkt' beschleunigt, ändern ihre Ausrichtung jedoch durch die zur Mitte hin ansteigende Energiekurve in Strahlrichtung, wodurch sie direkt auf den Zielpunkt beschleunigt werden und diesen mit annähernd fünffacher Schallgeschwindigkeit erreichen.
Bei diesem Vorgang verbrennen sie von ihrer Rückseite an, jedoch verbleibt ihnen aufgrund der hohen Beschleunigung genug Masse für grobe fünfzehn Meter.
Bei Kollision mit dem Zielpunkt entfalten sie durch ihre Hitze und kleine Aufschlagfläche eine extrem hohe Durchschlagskraft, die jedoch ab dem Zielkontakt exponentiell abnimmt, da von dort an der Nachschub an geeigneten Teilchen verlorengeht und sie schnell komplett verbrannt sind.
Der gesamte Schussvorgang dauert ziemlich genau eine halbe Quizura.
Da die Aufrechterhaltung eines derartigen Strahls auch die Apparatur selbst stark erhitzt, sind Handfeuerwaffen auf eine Feuerfrequenz von einem Schuss alle dreieinhalb Sezuras beschränkt.
Für die Energieversorgung sind aufgrund des geringeren Verstärkungsfaktors zugunsten einer höheren Maximalstärke bei Laserglas gegenüber vom normalerweise verwendeten Ytrium-Aluminium-Granat 3Y5Al12O standardisierte Energiezellen indess nicht ausreichend ergibig, weshalb spezielle Fusionsmagazine verwendet werden, die genug Energie für jeweils fünf Schüsse bereitstellen.)
"Los!" Mit einem knappen Kopfnicken in Richtung Tür bedeutete er Zsaromedes, vorauszugehen.
"So langsam wird die Sache ziemlich wirbelig..." Mit diesem Gedanken schritt er voran, durch die Tür, die leider automatisch funktionierte und also nicht als Ablenkungsmanöver gegen seinen Wächter eingesetzt werden konnte, wie er es zunächst gehofft hatte, und dann auf eine ungeduldige Bewegung des halben Armes nach links.
Der Gang verlief leicht nach rechts gekrümmt, scheinbar einen kompletten Kreis bildend und hatte eine sechseckige Grundform, wobei er sich vom dritten Zehntel seiner Höhe an zur Decke und zum Boden hin verjüngte. Auf der rechten Seite waren Rohre in der so entstehenden horizontalen Rinne verlegt, auf der linken war dies wohl auch einmal der Fall gewesen, doch waren sie entfernt worden, nun rollte dort ein flacher Roboter den Gang in entgegengesetzter Richtung hinab, wobei er sich auf unerkennbare Weise an der starken Schräge hielt.
Vermutlich hatten die Betreiber dieses Komplexes die Rohre entfernen lassen, um zu verhindern, dass ebensolche Roboter nicht den Benutzern um die Füße wuselten und eventuell zertreten würden.

"Sieben Meter nach links, drei von guten dreißig Metern nach rechts... Scheint ja ziemlich ausgedehnt zu sein."
Er stand nun in einem Gang, der anscheinend den Durchmesser zu dem vom anderen beschriebenen Kreis darstellte, vor einer hellgrauen Stahltür, die in keiner Hinsicht von der der Krankenstation zu unterscheiden war.
Sein - wie wohl alle Angehörigen seiner Art zu wohl jeder Zeit - missmutiger Bewacher betätigte mit seinem Armstumpf ein großes Bedienelement, dass an der rechten Seite des Rahmens angebracht war und stieß ihn im nächsten Moment mit der Waffe ihn den Raum, nachdem die Tür mit unüblich hoher Geschwindigkeit in die Wand gefahren war und sich nun ebensoschnell wieder schloss...
Zsaromedes befand sich nun in einem völlig dunklen Bereich unbekannten Ausmaßes.
Da er ohnehin nichts sah, stellte er sich kurzerhand auf Wärmesicht um, musste jedoch nach einem Rundblick enttäuscht feststellen, dass keine lokalen Temperaturschwankungen im für ihn wahrnehmbaren Bereich vorhanden waren - zumindest konnte er nun ungefähre Konturen seiner Umgebung erkennen.
Leider brachte ihm auch das nicht viel mehr als die Erkenntnis, dass der Raum völlig leer und annähernd quaderförmig mit etwa acht Metern Seitenlänge war.
"[Nun stellt sich natürlich die Frage, was das soll... ]" - offensichtlich wurde eine bestimmte Reaktion von ihm erwartet.
Um im Falle des Falles wertvolle Reaktionszeit zu gewinnen, beschloss er, sich zunächst einmal von der Tür zu entfernen. Ihre Konturen hoben sich deutlich genug von den umgebenden Wänden ab, dass er sie auch ohne Wärmeunterschied würde ausmachen können.
Als er fünf Schritte in den Raum hineingegangen war, entstand im geometrischen Zentrum der Decke eine Wärmequelle, deren Intensität schnell anstieg und nach zwei Sezuras schließlich konstant blieb, woraufhin Zsaromedes wieder zur Normalsicht zurückkehrte, da er ihre Quelle richtigerweise für eine Deckenlampe hielt. Nun öffnete sich die Tür erneut und drei Personen betraten den Raum.
Es handelte sich um einen Argonen mittlerer Größe, was hieß, dass er gut fünfzehn Zentimeter kleiner war als Zsaromedes, dessen Gesicht eine große Menge Narben aller Formen und Größen zierten und der einen Schockstab in seiner linken Hand hielt, was Zsaromedes mit augenfälliger Besorgnis quittierte - seine Stirnschuppe nahm erneut einen ungesunden Gelbton an, anschließend der Split, der das letzte war, an dass er sich erinnern konnte, bevor er in der hiesigen Krankenstation durch den einarmigen Paraniden geweckt worden war, und der wieder oder noch immer seine Weste aus der Haut von Zsaromedes' Artgenossen trug und schlussendlich ein Borone in einem tiefblauen Umweltanzug, der auf Höhe der Körpermitte mit einer Pistolentasche, die einen Blaster des selben Modells, wie es der Einarmige getragen hatte, ausgestattet war.
Zsaromedes fand es überaus befremdlich, dass Split und Borone auf die Gegenwart des jeweils anderen überaus gelassen reagierten - normalerweise vertrugen sich die beiden Spezien wie Salpetersäure mit Glytzerin, was bedeutete, dass sie wortwörtlich explodierten, wenn man sie nicht schnell genug in Trockeneis hüllte.
Während sich der Borone in der Ecke rechts von der Tür, die etwa drei Meter links von der Wandmitte gelegen war, und der Split an der zweiten Wand, die sich an diese Ecke anschloss, etwa eineinhalb Meter rechts von deren Mitte platzierten, was Zsaromedes instinktiv nach links ausweichen ließ, wodurch er etwa einen Meter von der Rückwand entfernt der Tür genau gegenüberstand, stellte sich der Argone in einer Entfernung von etwa zwei Metern zwischen ihn und selbige.
In dem Versuch, möglichst souverän zu bleiben, sprach ihn Zsaromedes an.
"Und wass ssoll dasss jetzsst werden?"
Dieser reagierte darauf mit einem bösen Grinsen und antwortete in typischem Säuferdialekt, "Jetz` wirst`e uns ma` janz fix varat`n, wie`s Passwort für dein` Stazionshauptcombuta is`."
("Ich möchte Sie höflichst darum ersuchen, uns das Passwort ihres Stationshauptcomputers zu verraten."*)
Er ließ überaus effektvoll die Elektrode seines Schockstabes aufblitzen, was für einen sprunghaften Anstieg von Zsaromedes' Besorgnis sorgte.
"Sons` werd`ch dich `n bissch`n mit mein` Grillstäbch`n bea`beit`n müss`n!"
("Sollten Sie sich dennoch nicht dazu entschließen können, muss ich sie leider darüber in Kenntnis setzen, dass wir unseren Forderungen mit allen gebotenen Mitteln Nachdruck verleihen werden."*)
Daran dachte Zsaromedes natürlich nicht im Traum. Er hatte es hier offensichtlich mit Piraten zu tun - die Form des Verbindungsganges implizierte sogar, dass er sich auf einer ihrer Basen befand - und für die waren seine Forschungsergebnisse und -einrichtungen definitiv zu schade. Angesichts dieses Schockstabes war es jedoch klüger, sich nicht eindeutig der Mitarbeit zu verweigern, doch vielleicht konnte er ja mit einem Bluff durchkommen.
"Dasss Passsswort? Sshsshssh, Sie glauben doch nicht etwa, dassss ichhh dasss einfachhh ssso dabei haben würde? Ichhh meine, angesssichhhtsss meiner vielen Taschhhen..."
Dies begleitete er mit einem Blick an sich herunter, da er kein Stückchen Kleidung am Leib trug - wozu auch, wo doch seine Geschlechtsorgane überaus sicher unter extradicken Panzerplatten 'verstaut' waren?
"N` echt schwacha Witz! Thejimedes hat uns jenau gesacht, dass du das aus`m Kopf hinkrichst!"
("Eine wirklich amüsante Vorstellung. Unglücklicherweise hat uns unsere geschätzte Mitarbeiterin Thejimedes bereits darüber in Kenntnis gesetzt, dass Sie durchaus im Besitz des Geforderten sind."*)
Unsicherheit stieg in Zsaromedes auf. Mit der Anwesenheit eines Artgenossen hatte er nicht gerechnet. Doch er war noch nicht bereit, aufzugeben.
"Und woher sssoll diessse 'Thejimedesss' dasss Wissssen?"
Das unangenehme Grinsen des Argonen verbreiterte sich.
"Du hast`s ihr selbst gesacht, hä hä!"
("Das erfuhr sie unmittelbar von Ihnen."*)
"Dass Ssie dasss glauben, hätte ichhh wirklichhh nichhht gedachhht. Wer hat schhhon von Teladi gehört, die sichhh gegenseitig ihre Passsswörter mitteilen!?"
"Pah! Besoff`ne lüg'n nich` und das kannst`e echt für jed`n Stoff saj`n. Wir hatt`n dich zugedröhnt bis ob`n hin!"
("Es heißt, Betrunkene würden nicht lügen, doch ich bin sicher, dass sich dies auf jede Art Neuropharmatika anwenden lässt. Und ich darf ihnen versichern, dass Sie davon eine überaus reichliche Menge eingenommen hatten."*)
Zsaromedes Stirnschuppe hatte sich inzwischen in ein für diesen Anlass wesentlich passenderes Weiß gekleidet.
"Also jetz` raus damit, oda ich vapass` dir eine!"
("Wenn Sie sich nicht sofort dazu entschließen, bereitwillig mit uns zusammenzuarbeiten, sehe ich mich überaus bedauernd dazu gezwungen, unmittelbare Sanktionen einzuleiten."*)
"Aber... Ich weißss esss wirklichhh nichhht ausss dem Kopf!"
Der Argone hob den Schockstab und blickte ihn tadelnd an:
"Hä hä hä, falsche Antwort."
Er stieß den Stab auf Zsaromedes` Brust, welcher erschrocken zurückwich, dabei jedoch am linken Arm gestreift wurde - die Ladung war zwar nicht allzu stark, bereitete ihm aber dennoch nicht unbeträchtliches Unwohlsein.
Er wich weiter zurück, musste jedoch nach wenigen Schritten feststellen, dass er mit dem Rücken zur Wand stand und dies nicht etwa bildhaft gemeint, sondern durchaus wortwörtlich.
Wieder setzte der Argone sein wiederliches Grinsen auf, das ihm scheinbar mit der liebste Gesichtsausdruck war, und stieß erneut nach Zsaromedes` Brust.
Diesmal wurde er exakt getroffen und sank mit einem Keuchen in die Knie.
"Na, genuch?" ("Sind Sie angemessen zufriedengestellt?"*)
Eigentlich traf dies durchaus zu, doch würde er ganz sicher nicht sein gesamtes und nicht unbeträchtliches Vermögen diesen Halsabschneidern überlassen und so schüttelte er entschlossen den Kopf.
"Dann nich`!" ("In diesem Fall ist es mir eine Freude, Sie weiterhin zu betreuen."*)
Dieser spezielle Halsabschneider betätigte daraufhin einen Regler am unteren Fünftel des Stabes, wodurch die Stromstärke erhöht wurde und stieß erneut auf Zsaromedes hinab, dem es die Luft aus den Lungen trieb, was bewirkte, dass er nun kraftlos gänzlich auf den Boden hinabglitt, ihn jedoch noch immer nicht davon überzeugte, sein Lebenswerk aufzugeben.
Kurz ließ sein liebevoller 'Betreuer' von ihm ab und kratzte sich den kahlen Kopf. "Ich seh` schon, das dauat jetz` `n bissch`n länga. - Am Best`n frach ich in `na halb`n Stunde noch ma` nach."
("Wie ich sehe, verspricht dies eine längere Zusammenkunft zu werden. Wenn es Ihnen genehm ist, werde ich Sie in einer halben Stunde nochmals auf dieses Thema ansprechen."*)
Nun begann ein wahres Stakkato auf Zsaromedes Rücken und Schultern niederzugehen, er stieß ob dieses Ansturmes Schmerzlaute im gesamten seinen Stimmbändern möglichen Lautspektrum aus und vor seinen Augen begannen sich graue Schleier zu bilden...
-
Riesenhafte Gestalten in weißen Anzügen...
Sich durch Schuppen und Fleisch bohrende Hohlnadeln...
Verzehrendes Nervenfeuer, das sich durch den ganzen Körper wälzte...
-
...In diesem Moment reagierte ein ansonsten inaktiver Nervenknoten auf das gefährlich hohe Gesamtniveau an physischem und psychischem Stress, woraufhin einige bemerkenswerte Veränderungen seiner Gehirnaktivität einsetzten:
Die Areale, die normalerweise den Verstand generierten, stellten sich zu gleichen Teilen auf Instinktsteuerung und Wahrnehmungsverarbeitung um und die Sauerstoffzufuhr des Sekundärhirnes vergrösserte sich beträchtlich.
Zsaromedes richtete sich mit einem drohenden Fauchen in eine geduckte Position auf und fixierte den Argonen mit Augen, in denen das allen derartig begabten Spezien eigene Leuchten der Intelligenz vollständig durch das reiner, ungezügelter Mordlust verdrängt worden war.
Siebenhundertfünfzigtausend Jazuras Evolution waren in den letzten drei Sezuras null und nichtig geworden.
Split und Borone hatten von alledem nichts mitbekommen und standen weiterhin desinteressiert abseits, der Argone jedoch war ob des ungewöhnlichen Verhaltens - schließlich war es nicht gerade alltäglich das ein schwächlicher Teladi nach seiner 'aufmerksamen' Behandlung noch aufrecht stehen, geschweige denn einen derartig aggressiven Ausdruck zur Schau stellen konnte - seines 'Opfers' verunsichert worden.
Seinen fatalen Denkfehler bemerkte er dennoch zu spät - Zsaromedes war kein Opfer...
Er war der Schlächter!
Der Argone hob den Schockstab zu einem erneuten Stoß, was zu einer der letzten bewussten Bewegung wurde, die er noch vollbringen würde, als Zsaromedes einen Schritt auf ihn zu ging, den Stab knapp unterhalb der Elektrode mit seiner linken Hand umfasste, ihn mit überwältigender Kraft aus seiner Hand riss und gegen die hinter sich befindliche Wand schleuderte, wobei dessen Außenhülle brach und mehrere losgebrochene Teile der Elektronik herausfielen.
Unvorbereitet taumelte der Argone einen halben Schritt vorwärts, während Zsaromedes seinen rechten Zeigefinger in dessen linken Augapfel stieß, wobei die Kralle aufgrund der vereinten Wucht der gegensätzlichen Impulse den Schädel in voller Länge durchschlug, an der 'Rückwand' auf eine Naht zweier Knochenplatten traf, diese durchschlug und beim Hervorbrechen zwei blutige Knochensplitter nach außen stieß.
Es folgte die linke Hand Zsaromedes`, die er dem Argonen flach ins Gesicht schlug, um seine Kralle in einem Ruck wieder aus dem Schädel zu ziehen und die seinen Gegner dazu bewog, rücklings zu Boden zu fallen.
Ohne sich weiter mit ihm aufzuhalten, fuhr Zsaromedes nun um dreiundfünfzig Grad nach rechts herum und sprang auf den Split zu, der den gesamten, gerade drei Quizuras dauernden Vorgang mit aufgerissenen Augen verfolgt, jedoch in noch keiner Weise reagiert hatte.
Sein Sprung führte ihn bis auf einen Meter an den Split heran, bevor er sich durch einen schnellen Schlenker seines Schwanzes drehte und auf dem Boden aufschlug, auf dem er, noch immer reichlich kinetische Energie besitzend, durch die Beine des Split hindurchschlitterte, seine Fußkrallen im richtigen Moment um die Knöchel des Split schloss, wo sie tief einschnitten, und sich durch eine kräftige Aufwärtsbewegung seines Schwanzes vom Boden abstieß, wodurch sich sein Oberkörper auf einer elliptischen Bahn auf dessen Schulterblätter zubewegte, zwischen die er all seine Fingerkrallen setzte.
Er hatte den optimalen Eintrittsvektor getroffen und so bewegten sie sich ungehindert zwischen den Rippenbögen hindurch wo sie Herz, Lunge und Magen zerfetzten.
Sein Restschwung hatte ihn mittlerweile auf die Beine gebracht, deren linkes er in einen Tritt gegen das Gesäß des Totgeweihten führte, um wiederum seine Klauen aus dem waidwund Geschlagenen herauszubekommen.
Der Split fiel durch dieses Manöver vorneüber und begann sich in Krämpfen zu winden, als seine Magensäure den für sie vorgesehenen Behälter verließ und damit begann, seine übrigen Innereien zu zersetzten. Nun, er würde nicht lange leiden müssen - Lunge wie Herz waren beidseitig perforiert, womit sie ihre Funktion nicht mehr ausführen konnten - in höchstens vier Mizuras wäre er tot.
Erstaunlicherweise lebte allerdings der Argone noch immer, er versuchte in diesem Augenblick sogar, wieder auf die Beine zu kommen - offensichtlich hatte Zsaromedes' Klaue keine vitalen Gehirnareale zerstört.
Das Flattern des Tuches reizt den Stier...
Das Taumeln des Argonen reizte Zsaromedes.
Unglücklicherweise hatte sich der Borone seit Beginn dieses 'Zwischenfalls' vor nunmehr vier Sezuras noch immer nicht gerührt, was ihn zum Primärziel machte.
Zsaromedes stieß sich erneut zu einem Sprung vom Boden ab, rammte den Argonen, der gerade noch versucht hatte, sich zu stabilisieren, frontal und warf ihn zu Boden.
An sich nichts Ernstes, der Argone hätte es auch ohne medizinische Behandlung überleben können...
Unglücklicherweise hatte er dabei seinen rechten Arm dicht an der Hüfte gehalten - vier lange Krallen bohrten sich in die Seite des Argonen, rissen aufgrund des leicht seitwärts gerichteten Anflugvektor etwa vier Zentimeter lange Furchen und durchschnitten dabei unter anderem die Milz, die Leber und vielleicht auch ein Stück des Dünndarms.
Noch hätte der Argone durch eine Notoperation überleben können...
Unglücklicherweise hatte der Borone endlich seine Schreck'sekunde' überwunden und richtete seinen Blaster auf Zsaromedes.
Dieser hätte den Schuss vermutlich abgefangen...
Unglücklicherweise war er dem Boronen hinsichtlich der Reaktionszeit haushoch überlegen.
Er wartete eine halbe Quizura ab, bis er sicher sein konnte, dass der Borone schoss und rollte sich in diesem Moment nach links von dem Argonen herunter, den der destruktive Strahl etwa in Höhe des Bauchnabels traf und sämtliches Gewebe bis in zwei Zentimeter Tiefe verbrannte, wodurch zahlreiche wichtige Blutgefäße blockiert wurden, was einen Blutstau und im Endeffekt das Platzen der Halsschlagader verursachen würde.
Mit einem weiteren aggressiven Fauchen hatte sich Zsaromedes gerade wieder aufgerappelt, in seiner rechten Hand den zerstörten Schockstab haltend, dessen ehemals die Elektrode tragende Ende nach kurzer Bearbeitung mit den Krallen einem Speerkopf verdächtig ähnlich sah, als der Borone, der sich nun wieder typisch für seine Art verhielt, in Panik geriet, seine Waffe fallen ließ und auf die Tür zustürzte, die scheinbar auf einen Sender, den er bei sich trug, reagierend auffuhr...
Er war noch etwa zwanzig Zentimeter von der Schwelle entfernt, als ihn der Schockstab in den Rücken traf und sich, nicht durch Knochengewebe aufgehalten, zu zwei Dritteln durch seinen Körper bohrte, was ihn in Ohnmacht fallen ließ, während er mitten im Rahmen liegen blieb und so die Tür am Schließen hinderte.
Insgesamt waren sieben Sezuras vergangen...
Nachdem die unmittelbare Gefahr... nun... 'gebannt' war, lief der zweite Teil des instinktiven 'Notfallprogramms' an. Zsaromedes ergriff die Flucht, nahm sich jedoch noch die Zeit, den Schockstab aus dem Körper des Boronen zu ziehen und diesen soweit in den Raum zu schieben, dass die Tür nach seinem eigenen Rückzug zufuhr.
Der Borone interessierte ihn nicht weiter - er würde in seinem doppelt perforierten Anzug ersticken, bevor er wieder zu sich käme.

* Alle Übersetzungen ohne Gewähr!
Last edited by LordZsar1 on Fri, 4. Nov 05, 15:19, edited 4 times in total.
LordZsar1
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Joined: Mon, 6. Jun 05, 14:25
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Post by LordZsar1 »

Es ist beileibe nicht so, dass ich mich beschweren wollte, aber könnten nicht vielleicht, unter idealsten Umständen, im undenkbarsten Fall, etc. ein klein, klitzeklein, geradezu verschwindend wenig mehr Leute ihre Meinung über mein Produkt, so unfertig es auch sein mag, kundtun!?

Ich verlange ja nicht einmal solch hochwissenschaftliche Komponenten, wie konstruktive Kritik, oder gar Begründungen, nur eine etwas differenzierte Form von "gut" oder "schlecht".

Nachtrag zu den nächsten beiden Beiträgen:
Nun, das ist doch schon ein wenig motivierend.
Last edited by LordZsar1 on Thu, 25. Aug 05, 10:18, edited 1 time in total.
Alexander-JJ
Posts: 251
Joined: Sat, 28. Feb 04, 15:18
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Post by Alexander-JJ »

Ich hab in diesem Forum bisher nur mitgelesen, aber da hier Kritiken gebraucht werden, helfe ich gerne aus.

Also: Die ganze Geschichte ist EIERSALAT!

(Nein, das war ein Scherz, die Geschichte ist sehr gut. Ich hoffe auf viele weitere Kapitel.)


;) ;)
Harry Hammond
Posts: 69
Joined: Thu, 22. Apr 04, 09:35
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Post by Harry Hammond »

Zum Donner muss ich denn immer erst was schreiben ihr wisst doch wie schreibfaul ich bin .

ach ja zum Thema: Weiterschreiben.

Gruss Harry
LordZsar1
Posts: 630
Joined: Mon, 6. Jun 05, 14:25
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Post by LordZsar1 »

"[Jetzt haben wir aber erst einmal andere Probleme...]"
Zsaromedes hing in einem vertikalen, etwas mehr als einen dreiviertel Meter breiten Lüftungsschacht, die Klauen aller vier Extremitäten in die dünnen Wände geschlagen.
Die letzte Inzura hatte er damit verbracht, über sein Verhalten gegenüber seiner Peiniger zu sinieren.
Die völlige Verschmelzung der ewigen Rivalen Körper und Geist war ein unvergleichliches Erlebnis gewesen, wenn es ihn auch ein wenig betrübte, dass es mit einem derart trivialen Vorgang wie dem Töten von Lebewesen einhergegangen war... Nichtsdesdotrotz war es einfach ein unglaublich befriedigendes Gefühl gewesen.
Sei es, als die Schädelrückwand des Argonen unter der Wucht seines Zeigefinger zersplitterte, sei es als er seine Klauen durch den Torso des Split wandern ließ, in zuckende und pulsierende Hohlräume einbrechend, die niemals mit lebenden Teilen fremder Wesen in Kontakt zu kommen ausersehen worden waren, es hatte in ihm tiefe Zufriedenheit und innige Freude geweckt... Nicht einmal so sehr, wegen ihrer unflätigen Verhörmethoden, sondern vielmehr, weil es sich... 'richtig' angefühlt hatte!
Irgendwo in den unverstandenen Sphären seines Geistes lag die sichere Erkenntnis, dass er dazu auserkoren war, sie zu töten - nicht sie persönlich, sondern sie in ihrer Gesamtheit, sie als Beute.
An dieser Stelle hatte er seinen Gedankengang gewaltsam unterbrochen - potentielle Kunden umzubringen, brachte keinen Profit und auch, wenn er diesem nicht dieselbe überragende Bedeutung zumaß, wie es die Frauen taten, stimmte er doch den berühmten Worten, die die damalige Kommandantin der Phönix - dem damals einzigen Zerstörer des Unternehmens - einst bei dessen Ankunft im Sektor 'Firmenstolz' an Kyle-William Brennan gerichtet hatte: "Profit ist Leben!"
Wo sie Recht hatte, hatte sie nun einmal Recht - selbst nach Abzug der astronomischen Kosten seiner Labor- und Produktionsanlagen blieb noch genug Gewinn übrig, von dem er sich vor zweieinhalb Jazuras ein ausgedehntes Grundstück auf Ianamus Zura und ein halbes Jazura später ein Ferienhaus auf Königstal geleistet hatte.
Seitdem war sein Einkommen größtenteils in seine 'privaten' Projekte geflossen... Dazu zählte zum Beispiel auch eine spezielle Tinktur, die Krallen bei regelmäßiger Imprägnierung soweit härtete, dass man sie bei einiger Vorsicht mit einem Schleifstein bearbeiten konnte, und die beim letzten Mal nicht mehr für den kleinen Finger der rechten Hand ausgereicht hatte.
All dies würde ihm jedoch wenig nützen, wenn er nicht bald dieser Piratengrube herauskäme.
Wie er schon beim Aufwachen festgestellt hatte, waren augenscheinlich sämtliche bekannten und unbekannten Verletzungen, die er sich bei dem Zwischenfall auf seinem Testschiff zugezogen hatte, komplett abgeheilt.
Damit musste er schon längere Zeit auf dieser Krankenstation verbracht haben.
Mindestens alle zwei Wozuras musste er seine Klauen neu härten - davon waren bereits zwei Tage vor seiner Gefangennahme vergangen... Nun, vielleicht sogar mehr, immerhin ging ebendieser eine schwere Havarie voraus, nach der er in einem Trümmerhaufen aufgewacht war und bis zur ersten Begegnung mit dem inzwischen verschiedenen Split... Die wie vonstatten gegangen war!?... keinen einzigen funktionierenden Chronographen in die Hände, geschweige denn vor die Augen bekommen hatte. Mindestens alle zwei Wozuras, sonst würde er Verletzungen oder sogar den Verlust einer seiner Krallen riskieren - und schlimmstenfalls waren davon bereits zehn Tazuras vergangen.
"... [Höchste Zeit für einen Positionswechsel!]"
Entschlossen begann er seinen Abstieg, die Klauen in regelmäßigen Abständen durch die Schachtwände schlagend, da Wartungssprossen hier offenbar unbekannt waren.
Der Schacht führte nahezu zehn Meter senkrecht in die Tiefe, bevor er eine geschwungene Wendung in die Horizontale nahm - hier sah Zsaromedes die Möglichkeit, seine Reisegeschwindigkeit bedeutend zu erhöhen und ließ sich nach kurzer Orientierung kurzerhand fallen.
Um vernünftig auf dem Rücken rutschen zu können - alles andere wäre beim Verlassen strategisch von Nachteil, wenn sich am Austrittspunkt Personen befinden sollten - musste er zwar den Schwanz zwischen die Beine klemmen, doch war dies in Anbetracht der bereits erlittenen Torturen ein recht geringes Übel.
... Zwei Dinge hatte er übersehen...
Ein Schacht, dessen Wände nicht ganz drei Millimeter durchmaßen, pflegte recht heftig zu vibrieren, wenn ihn ein massereiches Objekt mit hoher Geschwindigkeit durchquerte (beides natürlich rein relativ gesehen) - er verursachte einen infernalischen Lärm! Wütend presste er die Kauleisten aufeinander und quetschte dazwischen einige zischende Flüche hervor.
Dieses war der erste Streich...
Der zweite Schönheitsfehler seines 'Planes', der mehr Affekt, denn durchdachtes Handeln gewesen war, machte sich nach ungefähr zwanzig Metern waagerechter Fahrt bemerkbar und kleidete Zsaromedes' Stirnschuppe in ein überaus bleiches Gelb:
Er befand sich in einem Lüftungsschacht... Ein Lüftungsschacht soll Luftmassen bewegen... Luftmassen bewegte man aber selbst im Zeitalter der Hochtechnologie immernoch am Besten - mit einer Turbine!
Unvermittelt fiel das Gefälle der Bahn spürbar ab, gleichzeitig wurde das die ganze Zeit im Hintergrund hörbare Brummen zu einem wesentlich lauteren Dröhnen.
"Warum muss einem so etwas immer erst einen Moment nach der letzten Wendemöglichkeit einfallen!?"
Der Schacht fiel plötzlich wieder senkrecht ab und erweiterte sich gleichzeitig ähnlich einem invertierten Trichter, wobei er die Sicht auf eine Gruppe dicht nacheinander plazierter, sich unziemlich schnell drehender Rotorblätter freigab.

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Dies ist nur ein kurzes Stück, da man mir in letzter Zeit anscheinend ganz schön "Feuer unter dem Hintern" machen will, ich mit anderen Worten also völlig ausgelastet bin.

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Sein... Nicht-Sein...
Diese Existenz war falsch, sie war... künstlich...
Es spürte den Wind auf seinen Schuppen und wusste, dass er nicht wirklich war...
Es schmeckte aromatische Waldluft und wusste, dass sie nicht wirklich war...

Die Sonne schien durch Laub und Zweige auf den moosgepolsterten Waldboden, ein leise wispernder Hauch raschelte durch Blätter und Unterholz, kleine Fluginsekten schwirrten um die Stämme der Bäume, manch eines landete auf, oder löste sich wieder von ihrer Rinde.
Die Luft war warm und feucht, enthielt vielfältige Gerüche gedeihenden Lebens...
Es war ein perfekter Ort... Doch war er in seiner Essenz falsch!
Was glaubten sie, wie es sich verhalten würde - erst von Höllenqualen gebeutelt und nun unvermittelt frei von allem Unbill und Leid im vermeintlichen Paradies aufwachend!?
... Ein Paradies überdies, das überall kleine Fehler aufwies - alles schien kaum merklich verzögert, wirkte sich erst kurz nach seiner letzten Handlung tatsächlich auf die Umwelt aus, die wiederum erst kurz danach ihre Eigenreaktion entfaltete.
Die Farben schwangen im Spektrum auf und ab, in enger Bahn um ihre eigentliche Frequenz herum, die Gerüche enthielten einen nur schwer zu erahnendes, doch definitiv vorhandenes Aroma von Metall...

Es fing ein Insekt, das sich zu nahe herangewagt hatte - und auch der Geschmack war von diesem Aroma behaftet und auch anderweitig etwas anders, als es ihn in Erinnerung hatte...
Eine Spur mehr Süße, ein Hauch weniger Bitterniss...
Wie sie es getan hatten, war ihm ein Rätsel, doch war alles durch sie beeinflusst... Durch sie korrumpiert worden!
... Und auch in sich selbst spürte es Veränderungen...
Hatte es sich vorher nur gefürchtet, war es nun von brennendem Hass erfüllt...
Ein Gefühl, so fremd wie seine Umwelt, und doch...


Das Erste, was er an weltlichen Eindrücken zur Kenntnis nahm, war sein schmerzender Kopf.
"[Au! Mein Nacken... Und meine Schulterblätter... Argh! - Und meine Hüfte.]"
Verloren kreisten einige Wortfetzen in seinem Kopf herum, die sich jedoch schnell verloren: "... und doch fühlt es sich im Gegensatz zu meiner Umwelt aller Fremdheit zum Trotz richtig und... wahr an... Und auf gewisse Weise sogar wohltuend und angenehm..."
Zwei Sezuras verwirrten Innehaltens später hatten sie sich jedoch schon fast zur Gänze verflüchtigt und er machte Anstalten, sich zu erheben, als ein weiterer Gedanke in seinem Schädel Beachtung forderte, dessen Bedeutung ihn erneut innehalten ließ: "Warum lebe ich eigentlich noch!?"
Zsaromedes versuchte sich der Konfusität durch ein energisches Kopfschütteln zu entledigen, brach dies nach einigen besorgniserregenden Knack- und Mahlgeräuschen, die von seinen Nackenwirbel zu stammen schienen, wieder ab - seinen Zweck hatte es nichtsdestotrotz erfüllt.
Er blickte vorsichtig in die Runde und stellte fest, dass er sich in einer Art Verteilerkammer befand, da alle vier Wände des von seiner Grundfläche her quadratischen Raumes in ihrer jeweiligen Mitte eine Schachtöffnung mit einem Rotor darin aufwiesen.
Was ihm seltsam anmutete war, dass diese sämtlich stillstanden,
obwohl der durch - "Tatsächlich durch!?" - den er gefallen war, definitiv in Bewegung gewesen war.
... Apropos - dieser befand sich doch in horizontaler Lage!?
Zsaromedes blickte nach oben: "[Au weh!]"
Annähernd direkt über ihm, etwa zweieinhalb Meter über Bodenniveau, befand sich eine weitere Schachtöffnung, jedoch war bis auf einige abgebrochene Streben und zwei herunterhängende Kabelstränge kein Hinweis mehr auf ein jemaliges Vorhandensein der zugehörigen Apparatur festzustellen.
Ratlos ließ er seinen Blick wieder zu Boden sinken - wo er an einem rotbraunen Stück gezackten Metalls haften blieb.
Er streckte seine Hand danach aus, doch als seine Klauen sich darum schlossen, zerbrach es in drei kleinere Teile und einige braune Bröckchen fielen aus den Bruchstellen zu Boden.
Ein Stirnrunzeln später brach er lauthals in Gelächter aus, als ihm aufging, welch ein großes Glück er gehabt hatte.
Offensichtlich war er durch den Rotor gefallen - und ebenso offensichtlich waren dessen völlig durchgerostete Blätter an seinem Körper zerschellt, woraufhin sich das ganze Gerät durch die Verschiebung seines Schwerpunktes aus seiner Verankerung gerissen hatte und am Boden in Klein- und Kleinstteile zersplittert war, deren Großteil wohl in die noch immer rotierenden Nachbarturbinen gesaugt worden war, die massereichsten Teile, zu denen er glücklicherweise auch gehört hatte, ausgenommen.
Doch war das noch nicht einmal alles.
Es hatte ganz den Anschein, als hätten die hiesigen Wartungskräfte um Material zu sparen, alle Turbinen dieser Kammer in Reihe geschaltet, was auch erklären mochte, weshalb nun jede von ihnen außer Betrieb war.
Zsaromedes schnappte nach Luft: "[Nun also doch einmal gute Zeiten - und trotzdem tut mir alles Mögliche weh... Andererseits lässt zumindest die Intensität auf eine absteigende Tendenz schließen - das lässt doch zu hoffen!] ... Nur irgendwie glaube ich nicht recht daran..."
Vorsichtig machte er sich daran, auf die Beine zu kommen, stellte erfreut fest, dass seine Rekonvaleszenz diesmal nur einige Dutzend Sezuras in Anspruch genommen hatte und wandte sich wesentlich energischer der nächsten Schachtöffnung zu.
Er musste von hier fort sein, bevor ein Wartungstechniker auftauchte - das 'Verschwinden' seiner drei 'Freunde' war mittlerweile sicherlich bemerkt worden und aufgrund der überaus unerbaulichen Art ihres Dahinscheidens würde selbst der unmotivierteste und verkatertste Pirat vermutlich überaus wachsam sein.
... Dennoch hielt er noch einmal inne: "Vielleicht habe ich beim nächsten überdimensionierten Ventilator nicht soviel Glück..."
Dieser Eingebung folgend, beschloss er, doch lieber den Einstieg zum nächsten Wartungsschacht zu suchen und es auf eine Begegnung mit dem einen oder anderen Techniker ankommen zu lassen. Würde er sie rechtzeitig bemerken, könnte er immerhin ihre längere Reaktionszeit, von den Argonen so treffend 'Schrecksekunde' genannt, ausnutzen.
(Schrecksekunde: durch unvorhergesehene oder unvorhergesehen starke Situationswechsel verlängerte Reaktionszeit, bei ca. zwanzig- bis dreißigjährigen Menschen ohne gesundheitliche Einschränkungen tatsächlich etwa eine Sekunde)
Zwar hatte er den Raum bereits ausführlich in Augenschein genommen, doch sah er sich nun ein weiteres mal um:
Etwa acht mal acht Meter Grundfläche, zwei Meter hohe senkrechte, dann im Winkel von etwa dreiundzwanzig Grad sich zur Mitte verjüngende Wände von drei weiteren Metern Länge, in die sein 'Lieferschacht' mündete - kein Hinweis auf eine anders geartete Öffnung!?
"Das Glück ist mit dem Tüchtigen." - Seufzend ließ sich Zsaromedes auf den Bauch nieder und begann, methodisch jede einzelne Bodenplatte mit Klauen und Unterkiefer abzuklopfen.
Schließlich wurde er fündig - ein leichtes Hallen signalisierte ihm das Vorhandensein eines Hohlraumes.
"[Natürlich genau in der Mitte - in kleinen Dingen bleibt mein Glück eben doch unverändert.]"
Er fuhr mit den Krallen seiner Zeigefinger an den Rändern der Platte entlang, musste jedoch enttäuscht feststellen, dass man hier zur Abwechslung einmal nicht nachlässig gewesen war - die Versiegelung der Luke war völlig intakt und er damit chancenlos, durchbrechen zu können.
"[Kaffeepause!]" - Es war wohl doch am Besten, einfach auf den nächsten Wartungstechniker zu warten und ihn in den 'Ruhestand' zu versetzen.
"...Aber angesichts der hiesigen Wartungsprioritäten..." Zsaromedes erhob sich noch einmal und nahm sich die Zeit, die restlichen Rotoren ebenfalls zu demolieren. So wenig arbeitsam sie auch waren, der teilweise Ausfall ihres An-/Abluftsystems würde die Ansässigen schon motivieren - zwar war die Maschinerie dieses Raumes in Reihe geschaltet gewesen, doch mochte es vielleicht doch noch eine Sekundärleitung geben und Zsaromedes hatte keine Lust, sich nochmals aufgrund von Gedankenlosigkeit unnötig zu gefährden.
Drei von ihnen waren in ebenso desolatem Zustand, wie der, den er bei seiner Ankunft zertrümmert hatte und zerfielen unter seinen Klauen förmlich zu Staub, der vierte jedoch war erstaunlich gut in Schuss - eigentlich sogar noch fast neu, immerhin wies er erst einige wenige Rostflecken auf. "Scheinbar bin ich nicht der Erste... oder das Erste, der oder das hier 'hindurchgerauscht' ist."
Da er sich wie schon erwähnt nicht unnötiger Verletzungsgefahr aussetzen wollte, beschränkte er sich darauf, hier nur die Stromkabel zu kappen.
"[So, jetzt heißt es warten.]" - Mit dieser Bemerkung ging er zur Wartungsluke zurück und liess sich neben ihr nieder.

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Rechtschreibliche/grammatikalische/inhaltliche Fehler wie immer per PN an mich.
Kritik/sonstige Kommentare direkt hier hinein.

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LordZsar1
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So, so.
Keine Kritik, keine Kommentare - entweder schreibe ich absolut göttlich, oder aber unter Vorzeichenwechsel ebenso schlecht.
Wenigstens dies könnte man mir ja mitteilen.

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Es war ein Erwachen...
Die 'falsche' Umgebung war in Schlieren auseinandergetrieben und hatte all ddie kompromittierten Eindrücke mit sich genommen...
Der Hass war geblieben...
Es befand sich wieder in grauen, kubischen Räumen und unzählige Röhren mündeten in die unmöglichsten Stellen seines Körpers...
Alles wie gewohnt...
Schon kam der erste Metallarm auf es zu...
Es machte keine Anstalten, Widerstand zu leisten - es sparte sich seine Kraft für lohnendere Augenblicke, insbesondere, da das zu erwartende Schmerzpensum durch seine Passivität vermutlich geringer ausfallen würde...
Erstaunen regte sich in ihm, als die Apparatur damit begann, Anschluss um Anschluss aus seinem Körper zu entfernen...
Es erzeugte eine merkwürdige Hybris aus angenehmem und unangenehmem Gefühl...



"[Habe ich etwa schon wieder geschlafen!?]"
Ein lautes Rumoren lenkte Zsaromedes' Aufmerksamkeit von dieser Ungeheuerlichkeit auf sich.
Nach kurzer Umschau musste er betreten feststellen, dass die Quelle offensichtlich sein Verdauungstrakt war, der sich gerade mangels Inhalt schmerzhaft zusammenzog.
Er konnte es kausal durchaus nachvollziehen, - er hatte schließlich seit Tazuras keine feste und vermutlich nicht einmal irgendwie geartete Nahrung zu sich genommen - doch war es ihm recht unpässlich.
Seine Vermutung war, dass der bisher recht stark auf ihm lastende psychische Druck die Ursache dafür, dass er bisher nichts davon mitbekommen hatte, darstellte - nun jedoch, da er eine Phase relativer Ruhe durchmaß, grub sich diese Unpässlichkeit überaus unangenehm in seine Magenwände und er ertappte sich dabei, wie er seinen Blick mehrmals auf der Suche nach potentiellen Nahrungsquellen umherschweifen ließ, worauf er sich jedesmal streng zur Ordnung rief - schließlich befand er sich in einer Umgebung, die Größtenteils aus Titan und diversen anderen Metallen bestand und da Mikroorganismen nicht gerade auf seinem Speiseplan zu finden waren, hielt er es für mehr als unwahrscheinlich, doch noch etwas Essbares zu entdecken.

"Wann kommt dieser verflixte Techniker denn endlich!?"
Die Luftqualität hatte bereits merklich abgenommen - rein rechnerisch müsste dies also auch für die von diesem Verteiler abhängigen Stationsbereiche gelten.
Zsaromedes hoffte innständig, dass deren Benutzer sich nicht nicht darum scheren würden oder vielleicht sogar gar nicht vorhanden waren, denn nun, da ihn keine unmittelbaren Gefahren mehr ablenkten, sah sein Körper keinen Grund mehr, sich in seinen Forderungen irgendwie zurückzuhalten.

"Endlich"
Eine Flut von Erleichterung durchströmte Zsaromedes, als sich eine Stazura später unverkennbare metallische Geräusche die Öffnung der Wartungsklappe ankündigten.
Auf eine plötzliche Eingebung hin platzierte er sich auf der gegenüberliegenden Seite seiner bisherigen Position, als sie auch schon aufklappte und sich ein junger männlicher Argone hindurchzuschieben begann.
Zsaromedes frohlockte, als er erkannte, dass ihn sein Instinkt ihn genau hinter den Gegner geführt hatte.
"Ich entdecke wirklich immer wieder neue Talente an mir..."
Konzentriert wartete er ab, bis der Torso seines Opfers - denn als mehr war der seiner Gegenwart unbewusste Argone nicht mehr zu betrachten - vollständig aus der Öffnung herausgetreten war, dann warf er sich mit einem Ruck voran, sein linker Arm umschlang den Hals des Arglosen, während die Kralle seines rechten Zeigefingers treffsicher ihren Weg zwischen seine Rippen nahe der Wirbelsäule fand, woraufhin er sie sofort wieder herauszog.
Mit einem leisen Stöhnen erschlaffte der junge Mann und nur durch ein rasches Nachsetzen seines linken Beines, sowie das Unterhaken seines nun freien rechten Armes unter seine Schulter, konnte Zsaromedes ihn daran hindern, unkontrolliert - und vor allem laut - die Leiter, die er heraufgeklettert war, wieder hinunterzufallen.
Mit einiger Kraftanstrengung hievte er ihn vollends aus der Luke und legte ihn vorsichtig neben ihr nieder.
Dies diente nicht etwa der Rücksichtnahme, - in einer Mizura, neun Sezuras und einigen Quizuras mehr oder weniger wäre der Junge tot - sondern ebenfalls der Lautlosigkeit für den Fall, dass er nicht allein gekommen war, sondern sich noch eine Person am Fuß der Treppe aufhielt.
Eine schnelle Durchsuchung seiner Taschen förderte neben einer großen Auswahl an Fein- und weniger feinen Werkzeugen, sowie einigen ideellen Reichtümern auch zwei Metallreifen, an deren einem zahlreiche altmodische Metallschlüssel und an deren anderem eine eine ebenfalls beträchtliche Zahl Magnetkarten mit vermutlich dem selben Daseinszweck hingen und zuletzt etwa zwei Dutzend Plaketten aus Majaglitt*, auf denen zwischen allen möglichen kunstvollen Verzierungen verschiedene Creditbeträge abgedruckt waren.
"[So sieht also diese vielgerühmte Schwarzmarktwährung aus... ]"
Er gedachte, diese mitzunehmen, da sich sowohl Schlüssel als auch Geld als nützlich erweisen könnten, war jedoch hinsichtlich der Umsetzung etwas ratlos - schließlich trug er im Gegensatz zu dem Argonen keinerlei Kleidung, in der sich vielleicht irgendeine Art 'Transportbehälter' hätte befinden können.
Nach einigem Nachgrübeln beschloss er, dem Techniker seinen Werkzeuggürtel abzunehmen, da dieser mit seiner Vielzahl an Halteschlaufen und Taschen ein Maximum an zusätzlicher Tragekapazität mit einem Minimum an Einschränkung der Bewegungsfreiheit verband.
Beim Entfernen der überschüssigen Inhalte stieß er überdies auf einige Gummibänder, von denen er zwei dazu benutzte, die Schlüssel, Karten und Plättchen zu fixieren, um ein verräterisches Klappern oder Klingeln zu vermeiden, bevor er diese in jeweil einer der Taschen verstaute.
Schließlich machte er sich an den Abstieg. Der Wartungsschacht war rund und hatte einen Durchmesser von knapp einem Meter, wodurch er Zsaromedes schon recht eng wurde, zumal die Leitersprossen noch ganze zehn Zentimeter aus der Wand herausragten.
Während er den größten Teil seiner Aufmerksamkeit darauf verwendete, seinen Abstieg möglichst lautlos zu gestalten, was ihm bis auf ein fast unhörbar leises Klingen von Chitin auf - Welch ein Glück! - rostfreiem Stahl auch gelang, beschäftige ihn nebenher ein unangenehmer Gedankengang:
"Schon wieder ein Mord, - anders kann man es nicht nennen - und diesmal noch nicht einmal aus Notwehr, wie bei den letzten dreien!
Wenn ich mich nicht langsam zurückhalte, bekomme ich noch große Probleme.
Schon komisch, den Behörden ist es völlig egal, wenn und ob man ein Piratenschiff abschießt und die Besatzung dabei umkommt, aber auf einem Planeten oder in einer Station - da kleben sie einem sofort an den Läufen.
Aber so seltsam es auch sein mag, es ist leider so und sollte das hier entgegen meinen bisherigen Beobachtungen doch keine Piratenstation sein, bekäme ich in absehbarer Zeit mächtigen Ärger - und vermutlich eine ebenso mächtige Kaution ausgestellt, also sollte ich in naher Zukunft wohl besser auf tötliche Gewalt verzichten.
"
Es stellte sich heraus, dass die Sprossen in die Ecke eines Lagerbereiches führten, der sogar erstaunlich gut befüllt war.
In dem etwa fünf mal vier Meter durchmessenden Raum standen dicht an dicht quadratische Kisten mit etwa einem Meter Kantenlänge in Stapeln zu zweien und dreien, die bis auf eine entsprechend bemessene Gasse vom Ausgang zur Leiter den gesamten Raum bedeckten.
Nach kurzer Untersuchung fand Zsaromedes den Verschlussmechanismus für den Wartungsschacht und einiges Probieren mit den Magnetkarten später wurde die Öffnung durch eine ausfahrende Deckenplatte verschlossen, wonach - den Mechanismus ausgenommen - kein Hinweis auf das Vorhandensein mehr auffindbar war.
Erneut wunderte er sich über die unorthodoxen Wartungsprioritäten auf dieser Station.
"Jetzt aber erst einmal zu meinen eigenen Prioritäten - erstens Entkommen, zweitens Nahrungssuche!"
Schon seine nächste Handlung verletzte diese Sortierung jedoch, da er, statt sofort die Suche nach Fluchtmöglichkeiten fortzusetzen, zunächst die Plaketten aller erreichbaren Kisten auf den im Inneren eventuell verborgenen Nährwert zu prüfen begann, doch rechtfertigte er dies damit, dass er genauso gut Waffen oder sonstige technische Hilfsmittel finden könnte.
Zunächst schien seine Suche unter einem guten Stern zu stehen, - gleich die erste Kiste enthielt Lebensmittel - jedoch stellte sich diese Annahme zuletzt als unbegründet heraus.
Nacheinander entdeckte er Kost für Argonen, Split und Paraniden, jedoch nichts für ihn Verdauliches.
Dies war umsomehr frustrierend für ihn, da er doch von der Anwesenheit wenigstens eines teladianischen Besatzungsmitgliedes wusste und sich also auch teladianische Rationen auf dieser Station befinden mussten.
"Vermutlich befinden sie sich in einer der hinteren Kisten oder gar in einem anderen Lagerraum, doch habe ich absolut keine Zeit, mich bis dorthin vorzuarbeiten...
Andererseits könnte das natürlich auch bedeuten, dass sie in nächster Zeit nicht benötigt werden und sich also irgendwo eine leichter zugängliche Quelle befinden sollte...
"
Dahingehend enttäuscht, wenn auch noch nicht resigniert, schritt er nun in Richtung Ausgang, der sich jedoch weniger als solcher, denn als Verbindung zu einem weiteren, wesentlich größeren Raum entpuppte.
Die Maße dieses Lagers betrugen etwa zehn (x) mal fünfzehn (y) mal vier (z) Meter und soweit es Zsaromedes' Blickfeld zeigte, führten aus den kürzeren Seiten leicht geschwungene Gänge zu ähnlich dimensionierten Nebenräumen.
Als er vollends hineingetreten war, begann eine Art 'Summen' unangenehm in seinem Hinterkopf zu drücken und kroch langsam sein Rückgrad hinab. Er zischte ungehalten.
"[Subraumkompression... ]"
Zsaromedes gehörte zu den etwa dreiundvierzig Prozent der GdP-Gesamtbevölkerung, deren Nervensystem allergieähnliche Reaktionen auf die multidimensionalen Verzerrungen, die zur kompressierenden Wirkung nötig waren, zeigte, was kurzfristig in leichten Kopfschmerzen und Konzentrationsschwächen resultierte, längerfristig jedoch in teils lebensbedrohliche Symptome wie starke Migräne, Muskelzuckungen (auch Herz, Lunge, Auge, Verdauungstrakt, etc.), temporäre Persönlichkeitsveränderungen und Halluzinationen ausarten konnte.
Unsicher ob des zu wählenden Weges ging er nacheinander einige Schritte auf beide Abzweigungen zu und züngelte unentschlossen einige Male...
Und erstarrte unvermittelt zur völligen Bewegungslosigkeit, als eine bekannte Signatur in dem soeben aufgenommenen Geruchsbündel sein ohnehin schon gereiztes Gehirn in ein sezuralanges Chaos stürzte - Hunger und Schmerz waren vergessen.
"Fangen die Halluzinationen etwa schon an!? Das muss ein überaus starker Kompressionsfaktor sein!"
Ohne sich anderweitig zu rühren, prüfte er noch mehrmals die Luft - über ihren Informationsgehalt bestand kein Zweifel, lediglich an der Richtigkeit seiner Interpretation wollte er doch zweifeln.
Ein Überschlag des nötigen Kompressionsfaktors - Zsaromedes hatte sich natürlich schon vor längerer Zeit ausführlich mit seinem Krankheitsbild beschäftigt - ergab jedoch ein Ergebnis von weit über zweihundert Prozent, weshalb sein Zweifel wohl wirklichkeitsferner war, als dessen Fokus.
Es war einige Sonnen her, seit er zum letzten Mal einen derartigen Duft wahrgenommen hatte und einen Sezurabruchteil lang musste er sich wirklich zusammenreißen, um seine Fassung wiederzuerlangen.
"[Bleib über Tiefe, Schlupfling!** - Kein Grund, gleich den Kopf zu verlieren.]
Der Grund all diesen Wirbels war die Pheromonspur einer weiblichen Teladi im Alter zwischen sechzig und siebzig Jazuras, in deren Dunstkreis er mit seinem letzten Schritt eingetreten war.***
Er zwang sich, die überaus unangebrachte Verzückung, die er empfinden zu beginnen im Begriff war, zu ignorieren und stattdessen die eher negativen Intentionen der neuen Situation einzuschätzen.
"Diese Person ist mit Sicherheit Mitglied der Stationsbesatzung - womöglich setzt man sie sogar als 'Spürhund' ein - und also muss ich verhindern, dass sie, da sie mich nun mit Sicherheit ebenfalls entdeckt hat, ihre Kameraden von meinem Aufenthaltsort unterrichten kann!"
"So verlässt er diesen Ort und begibt sich weiter fort." - aus "Die Reise zu den Proximanen" von Erich Schmitt
Ylsiides Tejimedes Ugalirias VII. umklammerte nervös die Stablampe in ihrer linken Klaue, ihrer weißgelben Stirnschuppe sah man ihr Unbehagen deutlich an.
Im Stillen verfluchte sie den Stationsleiter, der sie nur mit einer Richtstrahlleuchte und einem veralteten Handblaster allein ausgeschickt hatte, um einen Gefangenen 'zurückzubringen', der erst vor Kurzem drei gutbewaffnete und erfahrene Kämpfer binnen Sezuras niedergemetzelt hatte.
Gleich mehrmals hatte sie die Videoaufnahme des nichteinmal acht Sezuras andauernden Dramas verfolgt und war überaus mitgenommen von der unglaublichen Leichtigkeit, mit der es ihm sozusagen 'von der Hand gegangen' war.
Aber da war noch etwas... Leiter Too Ni'cha hatte die Überwachungszentrale bereits verlassen, als sie einige Nahbetrachtungen getätigt hatte und so war ihm verborgen geblieben, was sie nun, da sie dem Ausbrecher so nahe gekommen war, fast mit schierem Entsetzen zu erfüllen drohte.
Als ihr Artgenosse den wilden Schlägen seines Peinigers trotzend aufgesprungen war, konnte sie einen Blick in seine Augen erhaschen...
Davon abgesehen, dass sie ein wenig stärker leuchteten, als es normalerweise auftrat*IV...
Kleine Löcher in einer Welt aus Schmerz, Wut und abgrundtiefem Hass, aus brennender Leidenschaft und immerwährender Seelenqual...
Hätte sie in diesem Moment vor ihm gestanden, sie hätte entweder panisch die Flucht ergriffen oder wäre in Schutzstarre gefallen, doch der Argone Tanner hatte wenn überhaupt nur einen kleinen Teil diesen Bildes wahrgenommen und dies war ihm und seinen Kumpanen schlussendlich auch zum Verhängnis geworden.
Sie spürte, wie sich ob ihres Unbehagens ihre Nackenmuskulatur zu verkrampfen begann und schüttelte halbherzig den Kopf, anschließend ging sie zögerlich in die Richtung, die ihr ihre Zunge wies.

Die Halle, - denn so konnte man die doch recht großen Räume wohl zu Recht bezeichnen - die Zsaromedes nun erreichte, schien ihm ideal für das unvermeidbare Zusammentreffen mit seiner Gegenspielerin.
Ein Großteil der Deckenlampen war defekt und der Rest strahlte nur mit sehr dürftiger Stärke, auch war sie mit hohen Regalen ausgefüllt, von denen einige unter der Last, die sie zu tragen hatten, zusammengebrochen waren.
"Außer der Wartung wird hier wohl auch der Begriff 'Inventur' recht eigenwillig interpretiert... "
Wenn er die Pheromonspur richtig deutete, würde seine Gegenspielerin in dieser Umgebung überaus berechenbar und angreifbar sein.
Einen kurzen Moment blieb er stehen und strich sich missmutig mit der flachen Klaue über den Hinterkopf, - die Kompression machte ihm zunehmend zu schaffen - dann tauchte er in die umliegenden Schatten ein.

Tejimedes Nervosität steigerte sich proportional zur Konzentration der von ihr wahrgenommenen Pheromone, als sie ihrem Ziel zunehmend näher kam.
Der Gang zum nächsten Lager war gänzlich unbeleuchtet - entweder um Energie zu sparen, oder aber weil die verantwortlichen Vorrichtungen schlichtweg defekt waren - und sie spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte, als sie in das kurze Stück völliger Finsternis eintauchte, obwohl sie sich alle Mühe gab, jeden Flecken mit ihrer Lampe zu erhellen.

Ein Lichtstrahl erregte Zsaromedes Aufmerksamkeit, woraufhin er sich lautlos zu Boden gleiten ließ. Vorsichtig spähte er an einem der Regaltrümmer vorbei.
Als die Person, die die Quelle des Lichtes in ihrer Hand trug, aus dem Gang in den Raum hineintrat, ließ er kurz seine Netzhäute kreisen, um sich zu vergewissern, ob es sich um sein Ziel handelte - er sah nichts, also war dem so.
Er richtete sich halb auf und huschte von dem Haufen zu einem noch intakten Regal, in dessen unteren Fächern große Kisten gestapelt waren, der dicke Staub auf dem Boden kam ihm dabei zugute, da er die eigentlich deutlich hörbaren Geräusche seiner Fußkrallen auf dem Metallboden bis zur Unhörbarkeit dämpfte.

Als sie glaubte, ein Geräusch gehört zu haben, fuhr Tejimedes herum und richtete den Strahl ihrer Lampe auf den vermeintlichen Ursprungsort.
Ein recht ansehnlicher Haufen Metalltrümmer, der einmal ein Regal dargestellt hatte, war alles, was sich ihr an Anblick bot und sie entspannte sich nach dem Schrecken wieder ein wenig.
Die Pheromone waren nun sehr stark und sie bezweifelte, dass sich ihr Artgenosse in einem anderen Raum aufhielt. Er musste hier sein.

Nachdem sie sich unvermittelt zu ihm gedreht und ihn beinahe entdeckt hätte, ging die Teladi nun weiter auf die Mitte des Raumes zu.
Erneut huschte Zsaromedes aus seinem Versteck hervor und ließ sich etwa zwei Meter weiter hinter einer neuen Deckung - jetzt ein aus größerer Höhe hinuntergefallener Pappkarton von immerhin drei mal zwei mal zwei Metern, der der tatsächlich mit wertvollen Quantumröhren gefüllt war - nieder.
Diesmal bemerkte sie ihn nicht.

Langsam beschlich sie zusätzlich zu ihrer ohnehin vorhandenen Angespanntheit ein weiteres ungutes Gefühl.
Sie hatte einiges falsch gemacht, als sie den Raum einfach so betreten hatte, ohne sich ausführlich nach allen Seiten umzuschauen...
Immerhin hatte sie es mit einer überaus gefährlichen Person zu tun, die vermutlich auch noch schwer geistesgestört war!
Aber schließlich war sie auch in keinster Weise für solcherlei Aufgaben qualifiziert - sie war Schmugglerin, Diebin und Hackerin, mit Kampf und Taktik hatte sie jedoch recht wenig 'am Hut'.
Methodisch begann sie, das schlechte Gefühl so gut es eben ging ignorierend, den Raum abzuleuchten.

Lautlos ließ Zsaromedes seinen unbewusst angehaltenen Atem entweichen, als sie begann, den Raum nach einem einfachen Muster auszuleuchten - er würde nun leichtes Spiel haben.
Sehr auf Unhörbarkeit bedacht, fuhr er fort, sich an sie heranzupirschen.
Plötzlich trat er jedoch auf einen auf dem Boden liegenden Mikrochip, der mit leisem Knacken zerbrach. Einen Fluch verbeißend huschte er eilig zur Seite und suchte hinter einem weiteren Trümmerhaufen Schutz.

Tejimedes wirbelte herum, als sie hinter sich ein leises Knacken vernahm, und ließ ihre Lampe durch den Raum wandern, doch wurde der Lichtkegel von keinem lebenden Wesen durchbrochen.
Sie schluckte hart und umklammerte den Griff ihrer Waffe fester, ging dann jedoch langsam und sorgfältig darauf bedacht, auch nicht den kleinsten Schatten vom Lampenschein unberührt zu lassen, in die Richtung, aus der dieses Geräusch ertönt war.

Er hatte noch zwei weitere Chips auf dem Boden gefunden und bewegte sich nun rasch um seine Deckung herum, als seine Verfolgerin auf der anderen Seite vorbeiging und ohne Innezuhalten tatsächlich auch an die Stelle leuchtete, an der er eben noch gehockt hatte.
Nun würde er ihr einen kleinen Streich spielen. Er erhob sich halb und warf einen der Mikrochips in den zu ihrer Linken vor ihr liegenden Halle.
Dieser prallte gegen irgendeinen losen metallischen Gegenstand, was ein in der Stille recht laut klingendes Klappern erzeugte.

Als es plötzlich vor ihr schepperte, zuckte Tejimedes zusammen und richtete hektisch die Lampe auf den Ursprungsort, konnte jedoch nichts Verdächtiges erkennen.
Gerade war sie im Begriff, die angehaltene Atemluft entweichen zu lassen, als ein erneutes Geräusch aus der gegenüberliegenden Richtung ertönte, wodurch ein erschrecktes Fauchen entstand, doch als sie den Lichtstrahl schwenkte war wiederum nichts zu sehen.
Ihre Atmung beschleunigte sich, krampfhaft Lampe und Blaster festhaltend, sah sie sich gehetzt um und ging einige stolpernde Schritte rückwärts, als sie plötzlich unmittelbar an ihrem Ohr eine zischende Stimme vernahm.
"[Du riechst so gut... ]"



* - Schleim der Maja-Schnecke, im flüssigen Zustand als Nahrungsmittel nutzbar, lagerfähig bei min. -137°C und 70% Luftfeuchtigkeit;
im festen Zustand als Werkstoff mit metallähnlichen Eigenschaften nutzbar - traditionell von Paraniden zur Schmuckherstellung genutzt, Rückführung in flüssigen Zustand nur durch atomare Aufspaltung und Neuordnung möglich, sublimiert bei 2734°C zwischen fest/gasförmig, molekularer Zerfall bei 4109°C
** - Tiefes Wasser übt speziell auf unerfahrene Jungen eine große Anziehungskraft aus, die ihnen ohne Betreuung durch erfahrenere Aufsichtspersonen oftmals zum Verhängnis wird.
*** - Wie die meisten Kaltblüter besitzen Teladi keine Schweißdrüsen, scheiden jedoch einen stetigen Strom kurzlebiger Pheromone aus, die dem jeweils anderen Geschlecht Informationen über das ungefähre Alter und das allgemeine Wohlbefinden (Immunsystem, Stresspegel, u.ä.) vermittelt und nur von diesem, sowie einigen auf Ianamus Zura beheimateten Raubtieren wahrgenommen werden.
Teladi erspüren sie aus Entfernungen von bis zu fünfzig Metern, ein inzwischen ausgerottetes alligatorähnliches Wesen brachte es sogar auf bis zu einhundertfünfundzwanzig Meter.
*IV - Teladianische Augen besitzen schwache Leuchteigenschaften infolge der Reflexion von Infrarotstrahlen auf dem entsprechend sensiblen Teil der Netzhaut, welche auf den normalsichtigen Teil fällt und bei der dort wiederum erfolgenden Teilreflexion in ihrer Wellenlänge bis auf 'sichtbares' Niveau verkürzt wird.
Ein kleiner Nervenknoten auf dem Sehnerv filtert die dadurch entstehenden 'Phantombilder' aus dem Datenstrom.

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Das war ja eine schwere Geburt, wie man so sagt.
Nun, jetzt sei es euch gestattet, eure bestimmt nur mühsam zurückgehaltene Begeisterung in vollen Zügen auszudrücken.

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Herumfahren und Zurückspringen waren eins.
Sie richtete die Lampe auf die Stelle, an der sie gerade noch gestanden hatte - leuchtete geradewegs in das Gesicht des Gefangenen, dessen zu Schlitzen verengte Augen im grellen Licht unheilverheißend funkelten und der die Blendung mit einem in ihren Ohren äußerst bedrohlichen Fauchen kommentierte.
Geschockt wollte sie den Blaster auf ihn richten, doch verstärkte sich ihr Entsetzen noch,
als sie feststellte, dass sie ihn vor Schreck fallengelassen hatte und er unmittelbar vor den Füßen ihres Gegenübers zu liegen gekommen war.
Dieser kümmerte sich jedoch nicht darum, sondern schritt gemessen über die Waffe hinweg auf sie zu, und aus seiner leicht geduckten Haltung, der Spannung aller relevanten Muskeln, sprach Gefahr.
Unwillkürlich begann sie, im selben Tempo vor ihm zurückzuweichen, den Blick starr auf ihn gerichtet...
Diese gemeinsame Bewegung endete abrupt, als sie gegen die Front eines in den unteren Etagen mit dicht an dicht stehenden, äußerst massiven Metallcontainern beladenen Regales stieß.
Mit lautem Klappern fiel die Lampe zu Boden und erlosch, als sie panisch begann, an der undurchdringlichen Barriere entlangzutasten, noch immer unfähig, ihren Blick abzuwenden.
Durch das aus der Furcht geborene Chaos, das durch ihren Geist wirbelte und ihren Verstand lähmte, schoss ein einzelner klarer Gedanke: "Er hat mich mit voller Absicht in diese Sackgasse manövriert!"
Als die Entfernung zwischen ihnen unter einen Meter sank, war es dann soweit - Tejimedes ließ kraftlos die Arme sinken und nahm in der nächsten halben Sezura bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einer Eichenholzbohle an.
Sie geriet aus dem Gleichgewicht und fiel...

Sie wäre gefallen, wäre Zsaromedes nach richtiger Erkenntnis der Vorgänge nicht rasch hinzugetreten und hätte sie aufgefangen.
Während er sie vorsichtig auszubalancieren versuchte, huschte ein kurzes Grinsen über sein Gesicht.
Eigentlich resultierte es ja aus Verlegenheit ob der Erinnerung, wie wenig er im Vergleich zu ihr gebraucht hatte, um sich selbst in die Starre zu treiben, - einige simple Gedankengänge hatten es schon zuwege gebracht - doch überspielte er es mit den Worten "[Bin ich wirklich so furchterregend? Vielleicht hätte ich ja doch auf meinen Vater hören und Schauspieler werden sollen.]".

Der Gefangene - auch wenn diese Bezeichnung in Anbetracht der inzwischen umgekehrten Situation eigentlich unzutreffend war - sprach etwas an sie gewandt, doch Tejimedes verstand ihn nur bruchstückhaft.
Er sprach diesen seltsamen, von Ianamus Zura stammenden Dialekt, der angeblich die teladianische Muttersprache sein sollte, auch wenn sie daran nicht wirklich glaubte, - schließlich war der gesamte teladianische Wortschatz genetisch gespeichert und erschloss sich Schlüpflingen gewöhnlich vollständig bis zur Vollendung ihrer ersten drei Sonnen als komplexe Lebewesen - jedenfalls irgendetwas über Künstler und Ahnen in einem imperativen Zusammenhang, doch beschäftigte sie seine gewandelte Erscheinung weit mehr als irgendwelche vermutlich ohnehin trivialen Äußerungen.
Nun, da er sich aus seiner geduckten Haltung aufgerichtet hatte und seine Pupillen nicht mehr diese dünngeschlitzte Form innehatten, wirkte er weit weniger bedrohlich als vorher und hätte sie es nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte sie ihn nur schwerlich für den gehalten, der sich auf so brutal effektive Weise seiner Peiniger entledigt hatte.
Dennoch konnte sie nicht gerade behaupten, dass dies in ihren Augen für ihn sprach. "Entweder leidet er unter starken psychischen Instabilitäten, oder aber er ist ein wirklich guter Schauspieler... Oder beides... "
Selbst wenn nur der zweite Fall zuträfe, bliebe die Frage, welcher Teil wohl gespielt war...

Er gab seine fruchtlosen Versuche, ihr einen halbwegs sicheren Stand zu verleihen, auf - bei Einsetzten der Starre war ihr linkes Bein leicht eingeknickt und machte nun eine stabile Position unmöglich, was leider nur unter Inkaufnahme eines Muskelfaserrisses zu korrigieren sein würde - und lehnte sie kurz entschlossen gegen die hinter ihr befindliche Wand aus Behältern.
Anschließend trat er einen Schritt zurück und grinste diesmal ganz offen.
"[Ihre Vorausplanung der nächsten Zeit ist wohl im wahrsten Sinne des Wortes 'hinfällig', Teuerste. Ich fürchte, ich muss Sie Zwecks Mithilfe 'requirieren', um diesen schmeichelhaften Ort ohne versengte Schuppen verlassen zu können - Sie würden sich ja sicherlich nicht dazu überreden lassen, meine Anwesenheit hier und mein Ziel zu verschweigen.
Nein, Sie würden mich vermutlich eher hinterrücks erschießen wollen, also behalte ich Sie lieber gleich in unmittelbarer Reichweite meiner Klauen.]"
Unvermittelt verschwand der schelmische Ausdruck aus seinem Gesicht, er kniff die Augen zusammen und schüttelte unwillig den Kopf - kurzzeitig hatte er den Druck in Hinterkopf und Wirbelsäule fast vergessen gehabt, doch hatte dieser sich inzwischen zu einen regelrechten Schmerz gesteigert, der sich nun auch durch die restlichen Nervenbahnen seines Körpers auszubreiten begann.

Seine plötzliche Verhaltensänderung ließ Tejimedes aufmerken - etwas schien ihm in irgendeinerweise Unbehagen zu bereiten.
Im Angesicht ihrer noch immer unveränderten Meinung über seinen geistigen Zustand trug dies indess nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei, - auch wenn sie seit Beginn ihrer Starre ohnehin alles aus einer nahezu gleichgültigen, fast schon apathischen Sicht wahrnahm - andererseits sah sie aber auch die Möglichkeit, eine potentielle Schwachstelle zu entdecken, und so beobachtete sie ihn so genau, wie es mit starr fixierten Augen eben ging.

Eigentlich hatte er ja hier warten wollen, bis die Schutzstarre seiner 'Beute' wieder nachließ, um sich über den besten Fluchtweg - und die nächste Kantine - zu informieren, doch musste er nun wirklich zusehen, dass er diesem Ort, zumindest aber der unmittelbaren Umgebung, möglichst schnell den Rücken kehrte, sonst würde ihn seine körperliche Unzulänglichkeit bald dermaßen ablenken, dass Fehler mit möglicherweise fatalen Folgen für ihn unvermeidbar würden.
Auch war es recht wahrscheinlich, dass früher oder später jemand die hübsche Dame,
die ihm hier 'ins Netz gegangen war', vermissen würde - jemand mit womöglich mehr Feuerkraft und besseren Nerven.
Seinem allgemein negativen Zustand zum Trotz zwang er sich noch einmal zu einem kurzen Lächeln, dann hob er sie kurzerhand hoch, was ihm angesichts eines Größenunterschiedes von mehr als zwanzig Zentimetern nicht sonderlich schwerfiel, und machte sich weiten Schrittes in die Richtung,
aus der sie ursprünglich gekommen war, auf.

Noch einmal ein schiefes Grinsen, das etwas gequält anmutete, und plötzlich fühlte sich Tejimedes an der Taille angehoben, was in ihr ein gewisses Unbehagen weckte, und in horizontaler Lage fixiert. Einmal mehr verspürte sie Ärger über die doch sehr beträchtlichen Nachteile der sogenannten 'Schutz'starre, da sie nun zur Seite blickte und also nichts Relevantes mehr sehen konnte - selbst diese mickrige Handlungsmöglichkeit war ihr genommen worden und das, wo sie es doch so hasste, gar nichts zu tun*.
Er trug sie scheinbar mühelos unter dem Arm und ging eilig... irgendwohin.
Sie hatte durch die rasche Bewegung ein wenig die Orientierung verloren, glaubte jedoch anhand der Lichtverhältnisse, dass er ihren Weg zurückverfolgte.


* - typisches teladianisches Profitstreben

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Eigentlich sollte es ja länger werden, aber ich möchte hier einen kleinen Zeitsprung ansetzten, da ich mich ja einfach nicht kurzfassen kann.

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webejammin
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Joined: Fri, 7. Oct 05, 10:36
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Post by webejammin »

Bravo !!!! Echt gute Story.. weiter so
LordZsar1
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Joined: Mon, 6. Jun 05, 14:25
x3tc

Post by LordZsar1 »

Keine Angst ob des seit einigen Tagen stillstehenden Zählers (Signatur).
Ich habe es weder vergessen, noch aufgegeben, sondern denke seit dem letzten Teil intensiv über den unmittelbar weiteren Handlungsverlauf nach, ob dem ich mich in einer Zwickmühle befinde.

Vorraussichtlich werde ich bis nächsten Dienstag eine Lösung gefunden haben, oder eine erzwingen.
James T.
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Joined: Wed, 10. Mar 04, 01:25
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Post by James T. »

Geht's hier noch weiter ? :roll:

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   /  O  O \   Julian, ich bin dein Vater !
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