Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.
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habe ich vor einiger zeit mal zwei kurze Storys geposted. Es war ein Thread, indem es um Verbesserungen an der X-Spielmechanik im Bereich Raumkampf ging. Ich habe die Storys nur geschrieben, um die Vorschläge "in Aktion" zu demonstrieren. Hier poste ich die Storys nochmal um ggf. neue (darauf basierende) zu schreiben.
Have fun
Last edited by MarkusZack on Sat, 2. Jul 05, 12:41, edited 1 time in total.
Der Xenonträger schob seinen gewaltigen und durch Laserbeschuß verunzierten Leib in das Sprungtor um in einem kurzen Blitz vom Ereignishorizont zu verschwinden. Zurück blieben die funkelnden Sterne vieler kleiner Schiffsantriebe. Minuten zuvor hatte dieser Träger im soeben neu entdeckten Cairne 234 -Systeme eine heftige Schlacht mit einer argonischen Kampfgruppe ausgefochten, die plötzlich ebenfalls in das System gesprungen war. Anscheinend war dies der große Tag der Entdecker – sowohl auf Seiten der Xenon als auf Seiten der Argonen. Doch da das Entdecken auf beiden Seiten ein Synonym für „Erobern“ war, kam es zu einem Konflikt...
...der Captain McAhab vom Zerstörer „Necron“ bereits einiges Kopfzerbrechen bereitet hatte. Als Teil der 56.Argonischen Aufklärungstruppe war die „Necron“ unter Geschwaderkommandant Admiral Condolezze Bush auf dem Zerstörer „Eisen“ ins Cairne 234-System gesprungen. Dem Geschwader gehörten noch zwei Korvetten und ein gutes Dutzend leichter Jäger an. Der Xenon-Träger wurde entdeckt und Admiral Condolezze Bush befahl dem Geschwader den Angriff. Korvetten und Jäger sollten die Spitze bilden, währen die beiden Zerstörer sich dem langsamen Träger auf Feuerdistanz für ihr Primärwaffen näherten. Um die gewaltigen und unbeweglichen Beam-Kanonen am Bug der Zerstörer optimal einzusetzen können war eine Distanz von maximal 5km wünschenswert. McAhab hatte Bush daraufhin seine Einwände mitgeteilt: Ein voll ausgerüsteter Träger dieser Größe könne ihnen ohne ausreichende Jägerdeckung schwerste Veruste zufügen. Bush negierte diesen Hinweis mit der Bemerkung, er verantworte das Risiko und im System aus dem sie gerade gekommen sind, seien nur zivile argonische Einrichtungen, deren Jäger er nicht ohne eine spezielle Vollmacht des Präsidenten konfiszieren könne. Und Ruhm ohne Risiko gäbe es nicht.
Es kam wie es kommen musste: Der Xenonträger startete fast 80 Kleinkampfschiffe, darunter mindestens 40 Bomber – in zwei Wellen. Die erste Welle fegte die Korvetten und bis auf einen alle Abfangjäger hinweg. Die zweite Welle konzentrierte sich auf die Zerstörer. Bush befahl McAhab die „Eisen“ unter allen Umständen zu schützen, bis sie auf Feuerdistanz wäre. So band die „Necron“ möglichst viele der feindlichen Schiffe, während die „Eisen“ in der eisernen Faust des Admirals ohne die geringste Kursabweichung auf den Träger zuflog, der sich schon zurückzuziehen begann. Als die Beam-Kanonen der „Eisen“ ihre unglaublichen Energien auf den Träger entluden, wurden als logische Konsequenz des enormen Energieoutputs auf der Eisen alle sonstigen Kanonen deaktiviert und der Antrieb um 50% gedrosselt. Diese Chance nutzten einige Xenon-Bomber und entluden ihre tödliche Fracht ins All. Die Torpedo-Trefferquote der Xenon war enorm und die „Eisen“ wurde fast all ihrer Schilde, Waffen und Antriebssysteme beraubt. Im Prinzip war sie kampfunfähig und wartete nur noch auf den Gnadenstoß einiger schwerer Raketen oder eines Torpedos. Glücklicherweise hatte die „Necron“ zu diesem Zeitpunkt ihre Gegner bereits erledigt und begann die Angreifer der „Eisen“ zu beschießen. Die meisten der beim Angriff auf die „Eisen“ beteiligten Bomber waren ohnehin Raumstaub, da es für Bomber ungesund ist, ihre Torpedos unter 1km zum Zielobjekt abzufeuern: Wenn ein solch gigantischer Torpedo hochgeht, werden alle Kleinschiffe die zu nahe dran sind, von der EMP-Welle für einen gewissen Zeitraum paralysiert oder gar zerstört. Daher gilt für Bomber-Piloten ohne Selbstmordgedanken, dass es bei 1km höchste Zeit ist, das „Paket“ zu verschicken. Xenon mißachten diese Regel bisweilen... Nachdem die unmittelbare Gefahr für die „Eisen“ abgewendet war, bekam McAhab den Befehl, den Träger zu verfolgen.
Nun saß McAhab in seinem Kommandosessel während sein Schiff auf das Sprungtor zuhielt, durch dass der nun beschädigte Xenon-Träger verschwunden war. McAhab sinnierte über das Gefecht und Bush’s Verantwortung für dieses Fiasko. Ein grimmiges Schmunzeln entfuhr ihm, als er über Bush’s Gesichtsausdruck nachdachte, wenn dieser von Schleppschiffen gezogen in einer Dockingbucht der gigantischen Wega-Asteroidenbasis ankam. Bush hatte Ruhm gesucht und Schande gefunden – für seine Erfolgsgier hatten allerdings andere mit ihrem Leben bezahlt. Aber vielleicht würde „Noch-Admiral“ Bush ja als Captain einer Reparaturkorvette besseren Dienst tun... Eine Alarmsirene schreckte McAhab hoch. Der taktische Offizier berichtete mit garantiert nicht gespielter Coolness über 15 Bomber und 15 Jäger, die der Träger vor dem Sprung abgesetzt haben mußte und nun Kurs auf die „Necron“ genommen hatten.
Ein Geschwader dieser Größe konnte für einzelne Zerstörer ohne Begleitschutz absolut tödlich sein. Wenn auch nur 5 Bomber ihre Fracht (jeweils zwei außen unter den Flügeln befestigte Torpedos) ins Ziel brachten, würde die „Necron“ nur mehr als Raumfliegen-Nistplatz fungieren. Als sich die Bomber auf 8km genähert hatten, legte der taktische Offizier gekonnt einen PCFE* - Sperrgürtel in die Mitte des feindlichen Geschwaders. Extrem schnell durchquerten die Geschosse das Alls um auf Zieldistanz in kleinen Blitzen zu zerplatzen. Einige Bomber gerieten in den Radius dieser Geschosse und begannen unruhig hin und her zu zuckeln um weitere Schildreduktion zu vermeiden. Die Jäger hatten keine Probleme auszuweichen, waren aber auch keine echte Bedrohung für die „Necron“. Endlich zerplatzte einer der Bomber – drei direkte Treffer konnten auch diese kleinen Festungen nicht aushalten. Bei 3km – der optimalen Torpedofeuerdistanz – waren nur mehr 7 Bomber übrig. Synchron und wie aus dem Lehrbuch klinkten sie die Torpedos aus, welche damit begannen bedrohliche Bahnen zur „Necron“ zu ziehen. Die Bomber – ohne die Torpedolast nun merklich schneller und wendiger – begannen abzudrehen. Die Torpedos leider nicht. McAhab wartete gespannt auf den Einsatz des neuen Raketen/Torpedoverteidigungssystems, welches er, seinem vorsichtigen Naturell entsprechend, anstatt einer besonders starken Beam-Kanone installieren hatte lassen. Tatsächlich zeigten massig intelligente Düppel und intelligente Flares zusammen mit einen PCFE-Treffer ihre Wirkung – von 14 Torpedos wurden 7 abgewehrt. Die restlichen Torpedos schlugen mit einer Wucht ein, die das gewaltige Schiff in unkontrollierbare Bewegungen versetzte – die Steuerung fiel mehrere Sekunden lang wie auch Waffen und Antrieb aus. Als die Xenon-Bomber erkannten, dass ihr Opfer sich nicht wie geplant in bunten Farben über den Sektor verteilte, begannen sie mit ihren Bordgeschützen anzugreifen. Gefährlich wenige Schildprozente schützten die Hülle der „Necron“ als die Gamma-Energieplasmawerfer der Bomber ihre Arbeit aufnahmen. Doch denen fiel es schon bald schwer den schnellen und starken PCFE-Geschossen auf diese kurze Distanz auszuweichen und so zogen sich die Reste des Xenon-Geschwaders zurück.
McAhab zog es vor die Verfolgung des Xenon-Trägers in den unbekannten Sektor im Augenblick abzubrechen – weiße Wale müssen schließlich auch irgendwann mal wieder auftauchen. Und DANN würde McAhab sich für diesen schwarzen Tag revanchieren. Sofern er taktisch klügere Entscheidungen als der ehemalige Admiral Condolezze Bush trifft und auf einen starken Jägerbegleitschutz zurückgreift...
*PCFE: „Stattdessen (PIK) kommen die neuen PCFE (Plasma Contraction Field Emitter) die superheißes Plasma in einem Hochengergiefeld hochkompensiert speichern (und enorm beschleunigen), dass sich beim Auftreffen oder ab einer gewissen Distanz auflöst und das zerstörerische Plasma freilässt. Je nach dem wie stark das Feld geladen wird (abhängig von der Zielaufschaltung), können die Geschosse bei max. 8km oder minimal 1km das Plasma explosionsartig freilassen, was einen kleinen Detonationsradius schafft, der für Jäger ein extra Problem neben direkten Treffern ist . Bei Enterfernungen unter 1km detonieren die Geschosse nur, wenn sie auf ein Objekt treffen. Die PFCE haben nur eine leicht höhere Gesamtzerstörungskraft als die PIK, aber eine vielfach höhere Geschossgeschwindigkeit und eine vielfach niedrigere Schussfrequenz (20x weniger). - d.h. weniger Geschosse und mehr Qualität (und Rechnerleistung - es machte einen Unterschied ob er 200 oder 20 Geschosse berechnen muss).“
Die boronische Korvette kam im „Unbekannten System 4001“ an und ging sofort unter Tarnung. Korvetten waren zu jener Zeit die einzigen Schiffe mit funktionierender Tarnung – sie waren nicht zu groß und nicht zu klein dafür. Hätten Augen die Tarnung aufheben können, wäre zu sehen gewesen, wie die Korvette Kurs auf ein gewaltiges Asteroidenfeld nahm, welches unmittelbar am Tor begann und sich endlos scheinend in die Ferne zog. Das System wurde vom kalten blauen Licht eines jungen Sterns illuminiert und wirkte gespenstisch ruhig.
Die Korvette hatte etwas entdeckt, was sie tiefer in das Asteroidenfeld eindringen lies. Ionisierte Partikel wie sie von Schiffsantrieben stammen stießen auf ihre Sensoren. Eine Korvette unter Tarnung hatte weder Schilde noch eine mehr als 50 Prozentige Antriebsleistung – das Risiko für Schiff und Besatzung war also nicht gering und das Spurensuchen in einem Asteroidenfeld eine sehr schwierige Aufgabe.
McAhab saß in der Messe der „Necron“ und führte ein angeregtes Gespräch mit seinem taktischen Offizier bezüglich der Bedeutung ihrer Mission. McAhab war vor einem halben Jahr zum Admiral ernannt worden und kommandierte nun die 57. Argonisch-Boronische Aufklärungskampfgruppe. Die Gruppe bestand aus dem Zerstörer „Necron“ zwei argonischen Korvetten – eine davon die Reperaturkorvette „Dustination“ unter Ex-Admiral Condolezze Bush - einem halben Dutzend boronischen Korvetten und einigen leichten boronischen Jägern. Das taktische Herzstück der Gruppe war jedoch der Hilfsträger „Condessa“, nur halb so groß wie die großen Träger und etwas kleiner als ein Zerstörer. Er konnte gut 60 Kleinkampfschiffe tragen und war mit einigen PCFE’s bewaffnet. Träger dieses Typs waren schnell gebaut und ausgerüstet – ein wichtiger Faktor in jenen Zeiten – und waren aufgrund relativ hoher Geschwindigkeiten optimal zur Begleitung und Unterstützung von Kampfverbänden geeignet. Im Gegensatz zu den großen Trägern waren sie jedoch für „Stand-alone“-Operationen zu verwundbar.
McAhab war soeben von den harten Kämpfen gegen die Khaak und versprengte Xenon im Osten abgezogen worden. Die Lage dort schien sich nach über einem Jahr ununterbrochener schwerer und schwerster Kämpfe kurzfristig etwas zu beruhigen. McAhab hatte bei der letzten großen Schlacht um Omicron Lyrae heldenhaft gekämpft, konnte aber die Eroberung des Systems durch die Khaak nur noch hinauszögern. Die verbliebenen Einheiten der Völker mussten sich letztlich unter dem Druck der überlegenen Khaak-Waffen und ihrer schieren Übermacht aus Omicron Lyrae zurückziehen. Damit war der Osten unter völliger Kontrolle des Feindes, denn mit Omicron Lyrae war der größte Flottenstützpunkt der Argonen im Osten verloren gegangen. Es ging nun darum, die weiter im Westen liegenden Systeme auf die Verteidigung vorzubereiten, während die Khaak ihre Kräfte in Omicron Lyrae zusammenzogen. McAhab hatte zusammen mit anderen Offizieren dafür plädiert um jeden Preis eine Flotte zusammenzuziehen um das System umgehend zurückzuerobern, da das System einen strategisch wichtigen Punkt darstellte. Doch das war zu jenem Zeitpunkt nicht möglich gewesen, da die Khaak an allen möglichen und unmöglichen Orten auftauchten und die Nachschubwege in den Völkersektoren störten. Das band für die Offensive benötigte Kräfte.
Nun debattierte McAhab mit seinem taktischen Offizier (TO) über den Zweck ihrer Mission hier – weitab von den großen Kampfschauplätzen. Der TO vertrat die Meinung, dass es darum ging neue Systeme auszukundschaften um für den wahrscheinlichen Fall einer Niederlage gegen die Khaak Gebiete für die Evakuierung in sichere Raumgebiete zu haben. McAhab dachte insgeheim dasselbe, aber er mußte solchem moralsenkenden Gedankengut entgegentreten. So bestand er darauf, dass es ganz einfach um eine „gesunde“ Erweiterung des Hoheitsgebiets ging. McAhab wusste jedoch auch, dass irgendetwas in dieser Region des Raums nicht stimmen konnte. Vor drei Jahren hatte es vier Systeme weiter in Cairne 234 eine folgenschwere Begegnung mit einem Träger der Xenon gegeben. Man muß sich vorstellen, dass Cairne 234 einige Systeme nordwestlich von Ringo-Mond liegt. Es war ein Rätsel, was die Xenon in dieser Region zu suchen hatten und wie sie dorthin gekommen waren. Persönlich hoffte McAhab den Träger zu finden und Vergeltung für die vielen durch ihn ausgelöschten Leben zu üben, unabhängig vom strategischen Wert ihrer Mission.
Wenig später als McAhab auf der Brücke saß, kam ein Funkspruch rein. Am Holotisch in der Mitte der Zerstörerbrücke erschien das grotesk-liebenswürdige Gesicht eines boronischen Korvettencaptains. Mit einer Stimme die für argonische Verhältnisse alles andere als „gesund“ erschien begann der Borene: „Admiral, wir haben etwas entdeckt...“
Im System das hinter dem Tor lag, auf das der imposante Bug der „Necron“ nun zeigte, hatte der Boronische Captain eine Flottenbasis der Xenon entdeckt. Weit ausserhalb der Ekliptik lag tief im Asteroidenfeld ein gigantischer Asteroid, in den zahlreiche Wartungs und Konstruktionsbuchten gegraben worden waren. Geschütztürme und Gebäude übersäten den Asteroiden und in den Buchten lag ein ganzer Flottenverband, während im Asteroidenfeld um die Basis Xenon-Zerstörer auf ungebetene Besucher lauerten. In einer der Wartungsbuchten, so hatte der offensichtlich aussergewöhnlich befähigte und mutige Boronen-Captain McAhab mitgeteilt, lag ein Träger der die Kennung des Trägers trug, der vor drei Jahren unter der 56. Argonischen Aufklärungstruppe gewütet hatte – es war McAhabs „Weißer Wal“. McAhab hatte daraufhin dem Korvettencaptain einen speziellen Auftrag gegeben und einen Angriffsplan für die Xenon-Basis entwickelt.
McAhab hätte die Basis vermutlich nicht ohne Verstärkung angegriffen, wenn dort nicht der Xenon-Träger seiner Alpträume gelegen hätte. So hatte er sich jedoch dafür entschieden und setzte auf einen diskreten Plan und auf das Überraschungsmoment. Ein offener Angriff auf die Basis hätte den Argonen und Boronen ohnehin Kräfte gekostet, die derzeit für ganz andere Aufgaben dringend benötigt wurden.
McAhabs Plan bestand in einem Ablenkungsmanöver: Die Necron würde zusammen mit einer argonischen und den fünf verfügbaren boronischen Korvetten, sowie den boronischen Begleitjägern in das „Unbekannte System 4001“ springen und dort die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Die Reperaturkorvette und der Hilfsträger „Condessa“ würden hingegen zurückbleiben. Sobald die Xenon hinter ihren Asteroiden hervorkrochen um die „Necron“ anzugreifen, würde diese mit starken Sensorstörern zu arbeiten beginnen. Im Schutze dieser Ablenkung sollte die „Condessa“ alle ihre Jäger und Bomber ins System schicken. Diese sollten sich schnellstmöglich im Schutze des Asteroidenfeldes verstecken und vorsichtig Kurs auf die feindliche Basis nehmen. Die „Necron“ sollte sich derweilen nur auf ihr Überleben konzentrieren.
Die „Necron“ bewegte sich langsam mit ihren Begleitschiffen in die Mitte des „Unbekannten Sektors 4001“ Sektors. Die Spannung unter der Besatzung stieg merklich als der Schiffsalarm ausgelöst wurde. Drei Xenon-Zerstörer und einige Jäger und Bomber tauchten aus dem Asteroidenfeld auf und nahmen Kurs auf die „Necron“. Die Necron würde ihre Beam-Kanone nicht einsetzen und stattdessen alle Energie auf Sensorenstörung und Schilde leiten.
Wing-Leader Nerf Rideman erhielt die Startfreigabe. Die Beschleunigung seines Schweren Jägers vom Typ Buster 2 presste ihn tief in den Sitz seines Schiffes, als er den Schubhebel nach vorne drückte. Das Flugdeck des Trägers raste an ihm vorbei und schon durchstieß er das Sicherheitskraftfeld des Trägerflugdecks, welches die kostbare Atmosphäre im Schiffsinneren hielt. Ein Blick in die rückwertige Kamera seines Jägers zeigte ihm zahlreiche weitere Buster 2 und etliche leichte Discoverer Advanced Abfangjäger. Etwas weiter hinten erspähte er die massigen Konturen seiner Fat Ladys, der Bomber. Jede Fat Lady war gespickt mit drei Torpedos und mit allerlei wild wirkenden Logos besprüht. „Wenn die Jungs bloß so hart sind, wie sie sich geben..“ dachte Rideman als er mit seiner 60-Maschienen Staffel durch das Spungtor stieß.
Die „Necron“ erzitterte unter den Einschlägen der feindlichen PCFE-Geschosse und feuerte aus allen Rohren auf den am weitersten vorgeschobenen Xenon-Zerstörer. Die Korvetten und Jäger tänzelten um die „Necron“ und hielten die Xenon-Jäger und Bomber auf Abstand, welche glücklicherweise nicht zahlreich genug waren. Langsam kamen die Xenon-Großkampfschiffe auf Feuerreichweite für ihre Beamkanonen. Plötzlich zogen grelle grüne Strahlen von den Xenon-Zerstörern in Richtung der „Necron“. Eine dazwischenfliegende Korvette wurde binnen zwei Sekunden regelrecht zerfetzt. Die Schilde der „Necron“ verloren rapide an Stärke. Zum Glück hatten die feindlichen Beamkanonen aufgrund der Sensorenstörung nicht perfekt getroffen. Während die Xenonzerstörer aufgrund des beamkanonenbedingten Energieabfalls langsamer wurden und das Feuer kurz einstellen mussten, nutzte die „Necron“ die Chance und wendetet weg von den Angreifern. Währenddessen drehte sich der mächtige Torpedolauncher auf der Unterseite der „Necron“ zu den Maschinenschiffen. Er feuerte seine Magazine leer und die 20 ausgestossenen Torpedos ließen den Leitzerstörer in einem gewaltigen Feuerball explodieren – perfektes Timing. Die Schockwelle und die Trümmerteile reduzierten die Schilde der anderen beiden Xenon-Zerstörer, welche zur Verfolgung ansetzten und ihre Beamkanonen neu luden.
Ridemans Angriffstruppe zog elegant durch das Asteroidenfeld und nutzte die herumfliegenden Brocken als Schutzschild vor der Entdeckung durch feindliche Sensoren. Endlich war das Geschwader am Zielort angekommen und versteckte sich hinter einem Asteroiden. Wenn man gelegentlich durch Lücken im Asteroidenfeld in den Sektor hinausspähen konnte, so sah man weit entfernt manchmal kleine Blitze zucken. Das war das Feuer der Beamkanonen und PCFE-Kanonen, die der „Necron“ erhebliche Problem bereiteten. Rideman sah, wie sich das Necron-Lichtpünktchen langsam zum Tor zurückzog. Es war nur eine Frage der Zeit, bis McAhabs Schiff zu Sternenstaub werden würde. Rideman musste für Ablenkung sorgen und den Job durchziehen. Rideman flog seinem Jäger zur Kante des Asteroiden. Die Asteroidenbasis rückte in sein Blickfeld und er begann die Ziele zu markieren – mit besonderer Rücksichtnahme auf ein speziellen Xenon-Träger, für den er mehr als ausreichend Torpedos vorsah. „Tora, Tora, Tora!!“ schallte es aus den Comsystemen der Piloten aus Ridemans Angriffsgruppe. Die Antriebe der Schiffe begannen zu glühen und die zugeschalteten Afterburner beschleunigten die Schiffe in Richtung der Xenon-Basis. 6 km bis zur optimalen Feuerdistanz für die Bomber, 6km Chance für den gerade auftauchenden Xenon-Zerstörer diese abzufangen, 6km Chance für die von der Basis aufsteigenden Xenon-Jäger sie in Stücke zu fetzen. Während erste Geschosse des Zerstörers damit begannen die Reihen der Bomber zu beschießen, setzte sich Rideman an die Spitze seiner Jäger und schoss mit voller Kraft auf die angreifenden Jagdmaschinen der Xenon zu. Schon der erste Zusammenprall der Jägergruppen erforderte zahlreiche Opfer auf beiden Seiten. Ein aberwitziges Leuchtfeuer erhellte Ridemans Cockpit als er mit einer gewagten Rolle den Trümmerteilen eines gerade von ihm abgeschossenen Xenonjägers auswich. Schon peilte er den nächsten an, der gerade die Schilde eines Kampfgefährten dezimierte. Eine Schwärmerrakte später war der Xenon Geschichte.
Während Ridemans Gruppe die feindlichen Jäger band, flog der Bomberpulk unbeeindruckt auf die Basis zu. Die Flak der Bomber dezimierte vereinzelte angreifende Xenonjäger und die Verluste durch die PCFEs des Zerstörers und der Basis hielten sich in Grenzen – dem Überaschungsmoment sei dank. 3km vor der Basis klinkten die „Fat Ladys“ ihre nicht minder fetten Torpedos aus. Gerade zum Start vorbereitet werdende Träger und Zerstörer begannen zu explodieren, als die Torpedos fast ungehindert auf sie prasselten. Hilflos gingen sie in ihren Buchten in gewaltigen Flammenbällen unter und rissen Teile der Basis mit sich. In der allgemeinen Verwirrung enttarnte sich plötzlich eine boronische Korvette. Während sie über die angeschlagenen Station raste, entlud sie eine SQUASH-Mine nach der anderen. Der boronische Captain aktivierte die Fernzündung und hinter ihm erhob sich ein unbeschreibliches Inferno. Ein Großteil der Basis wurde sofort vernichtet, kaum ein Xenon-Großkampfschiff blieb unbeschädigt und Folgeexplosionen liesen den Asteroiden erzittern, als Waffenlager unter der Oberfläche des Asteroiden detonierten. Die Xenon mußten die Basis aufgeben.
McAhab atmete auf. In der Ferne zwischen den Asteroiden leuchtete es und es erinnerte ihn an das Wetterleuchten seines Heimatplaneten. Die Xenonbasis wurde also endlich angegriffen. Tatsächlich liesen die beiden verfolgenden Xenonzerstörer endlich von der inwischen moderat beschädigten „Necron“ ab und zogen sich zur Basis zurück. Nerf Rideman brach die Funkstille und meldete den Erfolg ihres Angriffs. Die Xenon würden die Basis aufgeben müssen und seine Gruppe hatte mit 5 verlorenen Bombern und 14 verlorenen Jägern weniger Verluste als erwartet gehabt. Und der Xenon-Träger von Cairne 234 wäre einer der ersten gewesen, der vernichtet wurde.
Erfolg, es war ein voller Erfolg. Die Operation würde McAhab und einigen anderen in der 57sten Aufklärungsgruppe Orden bringen. Die Verluste auf ihrer Seite waren minimal – im Vergleich zu denen der Xenon. Trotzdem war es hart für McAhab – seine Operation hatte letztlich vielen Lebewesen den Tod gebracht. Die Frage nach der Schuld würde ihn irgendwann einholen. Aber für die nächsten Jahre würde ihn das Kriegsgeschehen nicht zum Nachsinnen kommen lassen. Solange die Xenonaktivitäten hier nicht geklärt wären und die Khaak nicht gestoppt, gibt es keinen Raum für solche Gedanken... – man hat ja einen Job zu erledigen, wie die anderen armen Schweine auch einen hatten, deren Überreste nun zwischen den kalten Trümmern ihrer Maschinen durch einen Unbekannten Sektor trieben.
Zwei Wochen nach Vernichtung der Xenon-Basis, Cairne 234
„Darf ich bitten Admiral?“ Das bezaubernde Mädchen schenkte McAhab ein aufforderndes Lächeln und begann ihn auf die Tanzfläche zu ziehen. McAhab setzte einen skeptischen Gesichtsausdruck auf, aber gegen eine zierliche Frau mit schulterlangem blondem Haar und tiefblauen Augen, hatte auch ein kampferprobter Kommandant mit 1, 90 Körpergröße in bestimmten Situationen wenig Chance. „Felice, Du schleppst mich zur Hinrichtung. Die Chrew wird sich über meine Performance amüsieren! Sie stehen schon da wie die Geier...“ Aus den Augenwinkeln erhaschte er ein sadistisches Lächeln seines ersten Offiziers, der eine winzige Kamera an seinem Ohr befestigte und aktivierte. Neil Yersi, sein taktischer Offizier, und ein genialer Tänzer schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Na, Admiral! Gegen Khaak und Xenon treten sie an, aber vor einem Tänzchen mit einer schönen Frau kapitulieren sie fast“, schäckerte Felice. Dies hier war das erste richtige Besatzungsfest der „Necron“-Chrew und auch einige andere Mitglieder der 57.Argonisch-Boronischen Aufklärungskampfgruppe waren mit dabei. Durchwegs alles junge Leute, wie McAhab bemerkte. Der Krieg hatte das Durchschnittsalter in der Flotte bereits deutlich sinken lassen. McAhab kam sich mit seinen 40 Jahren etwas alt vor, dabei war er der jüngste Admiral der Flotte – mit Abstand. Das Fest fand auf der neu errichteten „Belle-Smith“ – Handelsstation in Cairne 234 statt. Vor drei Jahren war das System noch Schauplatz schwerer Kämpfe gewesen. Felice und einige andere Raumflottenmitglieder am Fest, waren Teil der Besatzung der neuen Zentauron-Korvette, die ihnen als Teil der Verlustkompensationen nach der Schlacht um die Xenon-Basis zugeteilt worden waren. Die Zentauron war eine in jeder Beziehung stärkere Zentaur-Korvette, vermutlich die beste Korvette, die derzeit für Geld zu haben war. „Admiral! Admiral! Kommen sie schnell zum Aussichtsfenster!“ Ein Raunen ging durch die Reihen der Festbesucher und alles strömte auf die mächtigen Aussichtsfenster zu. Ein schwer beschädigtes Frachtschiff setzte zur Landung in der Hauptandockbucht an. Es war zu schnell und zu unstabilisiert, als es krachend gegen die Schottanlage flog und ins All zurückgeschleudert wurde. Der Raumbergedienst der Station war innerhalb weniger Minuten zur Stelle. McAhab blies das Fest ab und lies alle Besatzungen auf ihre Schiffe zurückkehren. Der Frachter hatte ihn vor einer üblen tanztechnischen Blamage gerettet, aber nun hoffte er, dass die Besatzung des Schiffs gerettet werden konnte. Auf deren Bericht war er gespannt, denn die Art Wunden, die das Schiff hatte, stammten weder von Xenon noch von Piratenwaffen.
„Es ist ein klarer Fall, Sire. Die Beschädigungen des Schiffs stammen von Khaak-Waffen“, führte der taktische Offizier Neil Yersi aus, „die Besatzung wurde dabei getötet und der Autopilot hat den Unfall gebaut, der unsere Party im falschen Moment abgebrochen hat“ fügte er grinsend hinzu. „Der Moment war perfekt, aber woher kommen diese Khaakbiester.? In den drei Jahren seit wir hier sind, sind sie nie weiter westlich als Ringo Mond aufgetaucht. Und auch da nur in kleinen Trupps.“ Dieser westliche Raumbereich, der erst seit einigen Jahren zugänglich war, barg viele Geheimnisse. Zum einen die Xenon, die hier ewig weit weg von ihren Heimatgebieten waren – inzwischen gab es dank McAhab allerdings höchstens noch Xenon-Überreste. Der Frachter kam tief aus den unkolonialisierten westlichen Sektoren. Laut Log war das Schiff eines der ersten zivilen Schiffe, die in dieses Gebiet geflogen waren, nachdem die 57.ste unter McAhab dort „aufgeräumt“ hatte. Der Frachter selbst war eine klassische Anfertigung, wie sie nur in den Randgebieten anzutreffen war: Schnell, schwer bewaffnet und sehr gut gepanzert. Das Schiff hatte einen Bergbaulaser an Bord und alles mögliche Equipment, wie es unabhängige Frachterpiloten benötigen. Das Schiff hatte locker den Wert einer voll ausgerüsteten Buster 2. Nur so war es überhaupt zu erklären, wie es den Khaak entkommen konnte – mehr oder weniger. „Okay Yersi, ich habe ein ungutes Gefühl. Ziehen sie die 57.ste zusammen. Landurlaub muss warten, wir sehen uns im Westen um. Wir starten morgen.“
Die Necron flog mit ihrer enormen Masse durch den Raum. Um sie herum schwirrten einige Discoverer Advanced-Begleitjäger. Die neue Zentauron-Korvette bildete zusammen mit einem Zentaur die Vorhut. Ein halbes Dutzend boronischer Korvetten sicherten die Flanken, während im Hintergrund der Hilfsträger Condessa und eine Reperaturkorvette folgten. Ein Tor noch, dann hätten sie wieder das Unbekannte System 4001 erreicht, wo ausgeglühte Trümmer von einem großen Sieg und entsetzlichen Opfern Zeugnis ablegten. „Sire, wir haben einen Khaak-Cluster entdeckt.“, meldete der Sensorenoffizier Alan Ogman, „er ist am Rand der Ekliptik“. McAhab beschloss, ihn zu ignorieren. Und den Kurs nach Westen fortzusetzen. Er wusste, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Die Khaak waren nicht zufällig hier, die Xenon ebenfalls nicht. Die Khaak hatten zwar die beneidenswerte Fähigkeit, relativ kleine Trupps ohne Tor überall hinzuschicken. Aber sie hatten offensichtlich nicht die Fähigkeit große Vormärsche an jedem beliebigen Punkt zu starten. Ansonsten hätten sie nicht zuerst den Osten überrannt, oder sich auf strategische Stellungen wie Omicron Lyrae konzentriert. Die Argonen hätten den Kampf längst verloren, wenn die Khaak große Flotten etwa nach Argon Prime gebracht hätten. Die Khaak waren nicht grenzenlos mobil. Je länger Mc Ahab nach dachte, desto klarer wurde ihm, dass es irgendwo ein Tor geben musste, durch das auch die Xenon gekommen waren. Und wenn dieses Tor dorthin führte, wo er vermutete, dann hatten die Argonen mehr Ärger als gesund sein konnte.
„Admiral, alle Schiffe sind in 4001 angekommen. Halten Formation.“ meldete die Vorhut. „Was zeigen uns die Sensoren?“ fragte McAhab. „Den Dreck, den wir beim letzten mal hier zurückgelassen ..., Trümmerteile Sire“ korrigierte sich Ogman schnell. Der junge Offizier wollte den lässigen Slang der Senior-Offiziere der Necron kopieren. Dummerweise waren unter dem „Dreck“ auch die Überreste vieler tapferer Argonen und Boronen, was Ogman immerhin noch bemerkte. McAhab befahl der Flotte tiefer ins System einzutauchen. Die Condessa startete inzwischen einige Aufklärer, die sich rasch von der Flotte entfernten. „Necron, haben sie das gesehen? Auf 11 Uhr!“ meldete sich plötzlich die Zentauron-Korvette. „Etwas präziser bitte.“ erwiderte der Kommunikationsoffizier der Necron. „Ein Lichtblitz zwischen den Asteroiden“ meldete die Korvette und der Ton klang aufgeregt. „Verstanden. An alle Schiffe. Digitale Sichtverbesserung auf 11 Uhr, Richtung Asteroidenfeld. Die Sensoren zeigen nichts an, aber die Jungs von der Vorhut bilden sich ein, etwas gesehen zu haben. Wenn’s ein Fehlalarm war, zahlen sie eine Rund...“ - er wurde von Ogman unterbrochen: „Admiral, wir haben hier 9, 14 ...38 ... 56 unidentifizierte Sens ..70!! ...Sensorenkontakte!!“ „Kriegen sie sich ein Ogman, Kommunikation: Flottenalarm auslösen, alle Jäger auf der Condessa ausrüsten und startklar machen, Aufklärer zurückrufen.“ bellte McAhab. Schrill heulten die Arlarmsirenen an Bord der Schiffe und lösten hektische Betriebsamkeit aus. Adrenalin schoss den Besatzungen ins Blut und lösten von Vergnügen bis Angst eine breite Palette an Gefühlen aus. Denn hier hatte gerade eine Flotte Khaak den Sektor betreten.
„Was meinen sie Yersi, haben die uns entdeckt?“ fragte McAhab. „Sie bleiben jedenfalls im Asteroidenfeld. Mit drei Zerstörern und etlichem Kleinzeugs, könnten sie uns längst wirkungsvoll angreifen. Ich denke daher nicht, dass sie uns entdeckt haben“ erwiderte Yersi. Die digitalen Sichtverbesserungssysteme hatten mittlerweile eine gewaltige Ringstruktur im Asteroidenfeld ausgemacht. Erstaunlich war, dass die Sensoren diese nicht einmal bei präziser Ausrichtung orten konnten. Eine derart perfekte Tarnung bei solch enormen Strukturen war eine unglaubliche Leistung. McArthur beschloss, die Flotte am anderen Ende des Asteroidenfelds zu verstecken und herauszufinden, wo dieses Tor hinführte. Eine der boronischen Korvetten und ihr ausgezeichneter Captain würden sich das unter Tarnung genauer ansehen.
„Admiral, wenn sie diese Aufzeichnung hören, sind wir tod“ erklärte eine boronische Stimme „wie sie den Bildaufnahmen entnehmen können, sind in diesem Sektor Trümmer von Xenon-Stationen und große Khaakaktivitäten. Die Khaak müssen die Xenon vertrieben haben. Wir sind von Khaak entdeckt und umzingelt, unser Funk gestört. Wenn sie diese Aufzeichnung hören, hat es wenigstens unsere Comm-Drohne geschafft. Und Admiral: Wir befinden uns hier weit östlich von Omicron Lyrae, was erstaunlich ist. Grüßen sie mir Bal-Ni-Gi, meine liebe Frau, und Ron-Ta-Hil, meinen Sohn. Mögen sie ihre Tentakel nicht zu lange in Trauer w..g...“ auf ein unerträgliches Geräusch folgten Schmerzenslaute und Ausrufe voll panischer Angst, als das Cockpit in Sekundenschnelle auseinanderbrach und seine Insassen ins All entließ, dann statisches Rauschen und Stille.
Die Situation war – global und lokal gesehen – miserabel. Global, weil dieses Tor die östlichsten Regionen mit den westlichsten verband. Die im Osten uneingeschränkt herrschenden Khaak würden nun auch direkt in den Westen einfallen und problemlos bis ins Kerngebiet vormarschieren. Denn hier gab es ausser McAhabs kleinen Verband wenig, was sich ihnen entgegenstellen konnte – und zwar auf weiter Flur bis Argon Prime! Die Xenon hatten dieses Tor offensichtlich auf ihrem Rückzug vor den Khaak entdeckt – ihre vor zwei Wochen pulverisierte Basis, war ein Zeichen dafür und der Kampf mit dem Xenon – Träger drei Jahre zuvor ein erster Vorbote. Wie konnte man bloß so blind sein! Nun ergab alles einen Sinn. Fast alles: Denn es war kein Zufall, dass sich hier im Rücken der Argonen plötzlich eine solche Verbindungsroute auftat. Irgendwer oder irgendetwas war dafür verantwortlich – waren es die Xenon? Oder die Khaak? Oder irgendwelchen unbekannten Feinde, eine geheimnisvolle Macht die im Hintergrund wartet, bis sich alle Völker selbst zerfleischt haben? Lokal gesehen, hatte McAhab das Problem, dass er logischerweise unbedingt dieses Tor zerstören musste, um Argon Prime zu schützen. Nur leider füllte sich das Asteroidenfeld zunehmend mit Khaak und sein Verband war technisch wie zahlenmäßig unterlegen.
McAhab hatte einen Plan. Er gab Befehl, den Hilfsträger „Condessa“ zu räumen und alle Jäger in’s All zu entsenden. An Bord der Condessa wurde sämtlicher Sprengstoff scharf gemacht und alle entbehrlichen Torpedos wurden scharf auf ihrem Flugdeck aufgestapelt. An Bord der „Necron“ wurde es eng, als die verunsicherte Besatzung der „Condessa“ mit zwei kleinen Militärfrachtern an Bord gebracht wurde. Die Necron bekam einen sicheren Kurs einprogrammiert, der sie – relativ zur Ekliptik – von „oben“ auf das Tor stürzen lassen würde. Die Geschütze wurden auf Automatik gestellt. Begleitschutz flogen die Korvetten der Vorhut, neben 30 Bombern und Jägern. Der Rest – die Necron, die sechs Korvetten und gut 30 Jäger und Bomber würden derweil die Khaak ablenken. Das Asteroidenfeld bot dafür gute Voraussetzungen, wenn auch das Manövrieren für die „Necron“ riskant werden würde – doch das galt auch für die Khaakzerstörer. Die Condessa nahm ihren Kurs auf – 45min bis Einschlag auf Ziel. 45 min Überlebenskampf für die 57. Argonisch-Boronische Aufklärungskampfgruppe, der wie ein Angriff aussehen sollte.
Nerf Rideman flog mit seinen Jagdmaschinen voraus, im Hintergrund folgten die kapitalen Pötte, deren Schilde hin und wieder unter den Einschlägen von kleinen Gesteinsbrocken zu leuchten begannen. Voraus waren rund 50 Khaak-Jäger, noch 2 min bis Feuerreichweite Keyonen-Emitter, noch 35 min bis die „Condessa“ am Ziel sein würde. Im Hintergrund zeichneten sich die Konturen zweier Khaak-Zerstörer ab. Der Anblick war unglaublich: Das schwach bläulich illuminierte Asteroidenfeld, das Glimmen der Sterne und Schiffsantriebe. Doch plötzlich vervielfachten sich die Lichtpünktchen und Raketenalarm schrillte auf.
Der Zusammenprall war heftig, die Keyonenemitter zerschnitten die Reihen der Argonen förmlich. Viele Discoverer Advanced und Buster 2 zerplatzten binnen Sekunden farbenfroh und tödlich. Nerf Rideman befahl seinen Piloten sich paarweise zu verteilen und die Khaak in den Wirren des Asteroidenfeldes zu binden. Was folgte, waren irrwitzige Hochgeschwindigkeitsgefechte im Wirrwarr des Asteroidenfeldes. Dabei behielten die argonischen Piloten meist die Oberhand, viele kleine Jäger des Gegners zerschellten an den Felsen und die gefährlichen Bomber der Khaak waren in ihrer Fähigkeit zu manövrieren beschränkt.
„Sire, die Khaak-Zerstörer sind in Reichweite der Beamkanone.“ meldete Yersi. McAhab gab die Feuererlaubnis. Der grelle Strahl der Beamkanone traf den Zerstörer frontal und senkte seine Schilde sehr deutlich. Doch Beamkanonen waren nur ein schwacher Trost gegen Keyonen-Emitter. Und diese begannen nun an der „Necron“ zu zehren. Das geballte Feuer zweier Zerstörer drückte die Schilde rasant. „Status“ bellte McAhab „Torpedos ausgefallen, Beamkanone in 5min wieder geladen und feuerbereit“ erwiederte ein Brückenoffizier. Die „Necron“ wurde langsam gegrillt, dass PCFE-Feuer schien keine adäquate Erwiederung auf Keyonenemitter-Feuer zu sein. Torpedos waren offline und die Korvetten kämpften selbst um das Überleben gegen immer neue Khaak-Jägerwellen. Doch Bomberpiloten lieben Asteroidenfelder und so tauchten plötzlich einige „Fat Ladys“ aus der Deckung eines Asteroiden unmittelbar in Nähe eines der Khaak-Zerstörer auf. Binnen Sekunden schoss ein Dutzend Torpedos in den Leib des gewaltigen Schiffes. Die Druckwelle war so gigantisch, dass der zweite Khaakzerstörer , gegen einen Asteroiden gedrückt wurde und Schäden davon trug. Die Situation war vorerst gerettet.
Die „Condessa“ hatte noch 10 min. bis zum Tor. Inzwischen begannen einige Khaak aufzutauchen, konnten aber vom Begleitschutz und den Bordgeschützen auf Distanz gehalten werden. Auf den Sensorendisplays der Zentauron-Korvette erschienen beunruhigende Nachrichten. Felice Vendema war die frischgebackene Kommandantin dieses Schiffs. Auf der Akademie hatte sie Bestnoten und sie hatte ihre Abschlüsse für „Korvettenführung unter Kampfbedingungen“ in Rekordzeit gemacht. Sie war Ende Zwanzig und eine Bekannte von McAhab, was jedoch eine komplizierte Geschichte ist und hier keinen Platz hat. So, wie sich in ihr Gesicht nun Besorgnis grub, sah sie eher Mitte Dreißig aus. Das musste auch ihr Waffenoffizier gemerkt haben, der messerscharf bemerkte: „Commander Vendema, was immer sie da sehen, dürfte eine Menge Arbeit für meine Kanonen bedeuten, nicht?“ „Zuviel Arbeit, fürchte ich, zuviel Arbeit“ erwiderte Vendema trocken und fügte hinzu: „Soeben sind drei weitere kapitale Pötte durch das Tor gekommen. Einer davon ist ein Zerstörer, der sich zur Position der „Necron“ bewegt. Die „Necron“ wurde samt Begleitschutz im Asteroidenfeld festgenagelt, der Zerstörer könnte ihnen den Todesstoß versetzen. Aber unser Problem sind die beiden Khaak-Korvetten samt zwei Megaclustern, die soeben auf Abfangkurs gegangen sind.“ Khaak-Kovetten waren eine neue Errungenschaft der Khaak. Diese Schiffe hatten leicht die Feuerkraft von drei Khaak-Bombern, bei einer wesentlich höheren Endgeschwindigkeit und sehr starken Schilden. Im Osten hatten diese Schiffe im Alleingang locker zwei bis drei Argon Zentaur vernichtet, von boronischen Korvetten gar nicht zu reden. Auch die Adler der Teladi waren sehr anfällig gegen diese schnellen Schiffe. Das hatte dazu geführt, dass die Zentauron entwickelt wurde. Nun würde sich zeigen, was diese Entwicklung zu leisten vermag.
„Bolter! Bolter melden sie sich!“ – Nerf Ridemans Wingman war soeben im All verglüht. Verzweifelt und wagemutig flog Rideman knapp über die Oberfläche der Asteroiden und versuchte die beiden tödlichen mittelschweren Jagdmaschinen der Khaak abzuhängen. Doch deren Nullzeit-Geschütze senkten seine Schilde erbarmungslos. „Ich werde so sterben wie Bolter“ dachte sich Rideman. Rideman war ein Toppilot, aber gegen Keyonen-Emitter halfen auch geniale Ausweichmanöver wenig. Glücklicherweise tat sich in einem der Asteroiden plötzlich eine Höhle auf. Rideman stürtzte sich mit seiner Buster 2 hinein und die Khaak folgtem ihm. Rideman gab vollen Schub und schoss durch das Höhlenlabyrinth. Die beiden Khaak konnten ihre Waffen nur noch selten einsetzen und kämpften um ihr Überleben. „Hochgeschwindigleitsmanöver in Höhlensystemen gehören wohl nicht zum Training der Khaak“ dachte Rideman, als sein Cockpit vom grellen Licht zweier kurz aufeinander folgender Explosionen erhellt wurde. Rideman kämpfte mit seinen verbliebenen Piloten verzweifelt darum, den Raum um die „Necron“ zu sichern, doch die Khaak rückten überall vor. Der Vormarsch der „Necron“ war gestoppt. Es war nur zu hoffen, dass die „Condessa“ von ihren Opfern profitierte.
Die „Condessa“ war noch drei Minuten von ihrem Ziel entfernt und bereits moderat beschädigt. Ihr Begleitschutz war bis auf die Zentauron-Korvette ausgelöscht. Erbarmungslos entluden Dutzende kleine Khaak-Maschinen ihre Emitter auf die „Condessa“, während die Kanonen des Hilfsträgers nahezu wirkungslos feuerten. Doch augenscheinlich hatten die Khaak nicht begriffen, was die Aufgabe der „Condessa“ war. Ein Stück entfernt, war die Zentauron in einen tödlichen Kampf mit zwei Khaak-Korvetten verwickelt. Die Khaak taten sich schwer mit diesem neuen Korvettentyp, aber nun war die Zentauron reif für den finalen Schuss. Schwer beschädigt driftete sie im Raum und ihre perforierte Hülle entließ wertvolle Atmosphäre und andere Substanzen ins All. Langsam näherten sich die Khaak auf optimale Feuerdistanz. Ihre Strahlen durchbohrten den Maschinenbereich und lösten Folgeexplosionen aus, die das Schiff völlig zerstörten. Die Chrew verbrannte, als die Explosionen den Cockpitbereich erreichten.
Doch inzwischen war die „Condessa“ nicht mehr aufzuhalten. In einer gigantischen Explosion zerschellte sie am Sprungtor und die gigantische Struktur zerbrach. Alle Khaak-Jäger die sich um die „Condessa“ geschart hatten, wie die Geier um ein Stück Aas, gingen mit unter. Die verbliebenen Khaak – den Argonen immer noch überlegen – begannen sich zurückzuziehen. Die Verbände der Argonen, waren bis auf die schwer beschädigte „Necron“, drei Korvetten und 12 Jäger vernichtet und zogen sich ebenfalls zurück. Die Situation war gerettet, die Argonen würden in wenigen Tagen mit neuen Kräften “aufräumen“ und die Khaak vollständig eliminieren. Auf McAhab warteten neue Herausforderungen – ein Tanz mit Felice Vendema würde leider nicht mehr dazu gehören.
das Problem ist, dass die ersten beiden Storys nur Mittel zum Zweck waren - Beschreiben der neuen Spielkonzeption in Sachen Raumkampf. Daran liegt es, dass die Tiefe einer Nudelsuppe nur selten übertroffen wurde und die Charaktere nicht viel komplexer als ihren Namen sind.
Ist ok mal nen Testballon zu starten danach fängt die Arbeit erst richtig an
Siehe am besten die stories von Colossus und 4of 25 , die schreiben meiner Meinung nach die Besten stories (von erzählweise und stimmung),
Ist aber meine Persöhnliche Meinung nicht das die anderen denken ich find sie schlecht
Ach ja nur mal so nebenbei ich bin extrem Schreibfaul (leider ) sonst hätt ich selbst ein Paar Geschichten schon getippt (hab etliche im Kopf nur wenn ich sie tippen will ist nix mehr da .mal sehen ob ich endlich mal eine zurecht krieg .
Ein Jahr war vergangen, seit der Angriff der Khaak im Westen unter McAhab vereitelt worden war. Nach dem Angriff im Westen war eine Ruhepause von drei Monaten eingetreten, die den Völkern eine Verschnaufpause vor Angriffen der Khaak gebracht hatte. Allen war klar, dass dies nur eine Ruhe vor dem Sturm sein konnte. McAhab hatte zusammen mit anderen Befehlshabern vermutet, dass die Khaak ihre Truppen aus dem fernen Osten nach Omicron Lyrae verlegen würden und mit einem durchschlagenden Angriff beginnen würden. In „Grüne Schuppe“ wurde daraufhin eine gewaltige Flotte aller Völker versammelt, abgesehen von den Paraniden, deren Haltung zu den anderen Völkern zunehmend distanziert wurde. Dieses System mit seinen Toren nach Norden und Süden galt als strategischer Schlüsselpunkt für die Verteidigung aller Völker. Doch die Schlacht um grüne Schuppe endete in der schlimmsten Niederlage, die überhaupt nur vorstellbar war. Die Khaak setzten eine Waffe ein, die alle Sprungantriebe und Tore im Sektor ausfallen lies. Daraufhin wurde die Flotte der Völker einfach ausgelöscht. 150000 Boronen, Argonen, Split und Teladi gelten als vermißt oder tod, 24 Zerstörer, 8 Träger, 10 Hilfsträger 56 Korvetten und Unmengen an Jägern wurden in weniger als vier Tagen vernichtet. Der Aderlaß für die Flotten der Völker war enorm. Als letztes Großkampfschiff wurde die„Necron“ unter McAhab vernichtet. Von Überlebenden des Massakers ist nichts bekannt, man vermutet nur, dass einige Argonen und Teladi entführt wurden. Von McAhabs alter Crew lebte nur noch Neil Yersi. Und der hatte seinen Dienst beim Argon-Militär schon vorher quittiert. Das X-Universum in seiner bekannten Form stand am Rande des Untergangs. Die Khaak waren seit dem Massaker bei „Grüne Schuppe“ bis „Chos Niederlage“, „Neuer Verdienst“ und „Thuruks Bart“ vormarschiert. Die Split existierten als Macht nicht mehr, sie hatten sich zu Millionen in die Piratensektoren ab „Hatikvahs Glaube“ abgesetzt. Den Völkern fehlten für große Flottenoperationen Schiffe und vor allem erfahrene Mannschaften. Deshalb und vor allem wegen der neuen Khaak-Waffe, waren sie gezwungen in kleinen Gruppen zu kämpfen. Das war ausreichend um den Khaak-Vormarsch zu verzögern, aber mehr nicht – Untergang auf Raten.
Yersi war mit seiner Entscheidung auf wenig Gegenliebe gestoßen. Er, als erfolgreicher Führungsoffizier unter dem berühmten McAhab, müsse der Flotte in ihrer schwersten Stunde zur Verfügung stehen. Er sei kein Pariot, ein Feigling, ein Khaak-Freund. Neil Yersi wurde nach seiner Entscheidung fast aus dem Flotten-HQ auf Argon Prime verjagt. Anschließen hatte sich Yersi einen Split-Leguan gekauft, ihn gut ausgerüstet und war damit im All verschwunden.
Das Baby fühlte sich wirklich gut an. Die Beschleunigung des X-Perimental presste Kyle Brennan in den ergonomisch geformten Sitz seines Schiffs. Er fühlte sich an seine ersten Tage im X-Universum erinnert, als er permanent auf der Flucht vor Xenon-Verbänden war. Hier war er vom Testpiloten zum Volkshelden aufgestiegen und hatte Jahre seines Lebens mit der Suche nach der Rückkehr an einen Ort verbracht, den die meisten für einen Mythos hielten: Die Erde. „Kyle, ich habe ein Objekt auf 06 45 78 entdeckt. Es ist zu weit für eine Identifizierung entfernt “ informierte plötzlich der Bordcomputer. Die Stimme war weiblich und hatte einen merkwürdig unterkühlt-erotischen Unterton. Das war fast Standard bei Vorserienschiffen und seit dem späten 20.Jahrhundert ein Klischee aus Science-Fiction Filmen, welches von einsamen Computertechnikern gerne in die reale Raumfahrt übernommen wurde. Die Manöverdüsen des X-Perimentals zündeten kurz und brachten das Schiff auf Abfangkurs.
Musik von „EhamOpteron“, einer Band von rebellischen Boronen unter permanenten Raumkrauteinfluss, wirkte herrlich entspannend auf Neil Yersi. Das aufgeregte Gepiepse seines neuen „Quardro-Large MX“-Radars hingegen würde er durch lieblichere Töne ersetzen müssen. Denn diese fuhren nun so heftig in seine Oase der Ruhe, wie Keyonen-Emitter in die Hülle eines Frachters. Die Sensoren zeigten eine Objekt von der Größe eines „Fat Lady“-Bombers der Argonen, welches auf seine Position zuhielt. Yersi öffnete einen Comm-Kanal:
>“Rumpelstilzchen , hier spricht fette Qualle. Rumpelstilzchen, bitte melden.“<
>“Fette Qualle, hier Rumpelstilzchen. Wie schwer ist das Gehirn eines Boronen?“<
>“Vier Pakete Raumkraut weniger einen Fisch, Rumpelstilzchen. Wir frühstücken Xenon und...“<
>“...nehmen Khaak als Zahnseide, fette Qualle. Hallo Yersi!“<
>“Brennan, ich habe noch etwas Raumsprit aus der „RinTin“-Bar. Du kommst gerade rechtzeitig.“<
>“Für RinTin’s Raumsprit würde ich sogar in’s Herz der Khaak-Sektoren fliegen.“<
Das bullige X-Perimental schwenkte auf Paralellkurs mit dem schlanken Split-Leguan und kam in Reichweite des Personenteleporters.
>“Auf die letzte Hoffnung der Argonen, Brennan!“<
prostete Yersi der Legende zu.
>“Auf meine baldige Rückkehr zur Erde!“<
erwiederte Brennan. Yersi hatte Brennan vor einigen Monaten auf Argon Prime kennengelernt. Rein zufällig in der heruntergekommen aber riesigen „RinTin“-Bar, die einem schleimigen Boronen gehörte und den besten Raumsprit in den zentral gelegenen Sektoren verkaufte. Das und andere halblegale „Kleinigkeiten“ waren vermutlich der Grund, warum dort die Elite der argonischen Gesellschaft mit etwas Glück anzutreffen war. (Vielleicht war das auch der Grund, weshalb der Krieg für die Argonen so schlecht lief...) Während dort also die argonische „High-Society“ ihren Frust mit Raumsprit zu ertränken suchte, brüteten Yersi und Brennan an Plänen das Ruder herumzureißen. Beide hatten kein Interesse daran, junge Argonen auf die Schlachtbank der Khaak zu führen, Sektor um Sektor verloren zu wissen und täglich neue Verlustlisten per Mail zugestellt zu bekommen. Schiffe, Besatzungen, Ressourcen – alles wurde langsam knapp. Die argonische Förderation war bereits schwach in den Krieg geschlittert und begann nun auszubluten, besonders nachdem Khaak-Raids auch in den Kernsektoren häufig wurden und sich die Kämpfe nicht mehr nur an der Front abspielten. Längst nahmen Korvettenverbände die Rolle von Zerstörern ein und Hilfsträger die Rolle großer Träger. Statt Kampfpiloten wurden Kinder an die Front geschickt, die ihre Maschinen ohne elektronische Flughilfen am nächsten Asteroiden parken würden. Unter dem Decknamen „Bürgerwehr“ wurden große Konzerne verpflichtet ihre Kampfverbände in planetare Verteidigungsflotten einzugliedern, während ihre Fabriken von Khaakwaffen in mundgerechte Stückchen zerschnitten wurden. Den anderen Völkern ging es nicht besser: Die Split waren praktisch erledigt, die Teladi feiger denn je und begriffen anscheinend nur langsam, dass die Khaak sich nicht durch Credits bestechen lassen würden. Die Boronen waren so schwach wie freundlich, würden aber Widerstand bis zum letzten Kiemenzug leisten – und wenn sie den Khaak die Scheiben mit BoFu verkleistern müssten. Die Paraniden schließlich waren in ihrem Isolationismus entweder fernab jeder Realität (was wenig verwunderlich wäre) oder hatten mit den Khaakerlaken irgendeinen Pakt geschlossen.
Yersi und Brennan waren Realisten genug, dass zu erfassen – sie hatten es schon vor Jahren kommen sehen, als klar wurde, dass die Khaak anscheinend beinahe unlimitierte Mittel haben. Und die Tatsache, dass der argonische Informationsminister (der Chef der Propaganda) inzwischen wegen depressiver Verstimmungen und massiver Raumspritabhängigkeit durch einen noch unverbrauchten Nachfolger ersetzt wurde, sprach für Insider ebenfalls Bände. So hatten Yersi und Brennan – übrigens dem Gerücht der Möglichkeit einer Hoffnung folgend – ihren Dienst gekündigt und sich in der einsamen Kälte des Alls getroffen. Raumsprit half etwas gegen die Kälte...
Das Treffen von Yersi und Brennan in der „RinTin“-Bar endete für beide in einer Suche, die beinahe neun Monate dauern sollte. Dabei folgten sie dem Gerücht der Möglichkeit einer Hoffnung, genauer: Der Beobachtung eines bekifften Piraten, der diese an einen besoffenen Argonenpiloten weitergegeben hatte, welcher daraufhin seine Fluglizenz bei der Terracorp verloren hatte, da er in diesem Zustand einen „kleinen“ Unfall gebaut hatte. Daraufhin machte der Argone sich als Infobrooker selbstständig und verkaufte die Info des bekifften Piraten an das Magazin „Mystery X: Was die Regierung verschweigt“. Das Magazin entdeckte Brennan, als er in der Toilette der „RinTin“-Bar stoffwechseltechnischen Pflichten nachkam. Normalerweise hätte Brennan das schmuddelige Stück Magazin auf der schmuddeligsten Toilette von ganz Argon Prime niemals angerührt, doch etwas erregte seine Aufmerksamkeit massiv. Am Cover des Magazins war ein Sternenschiff abgebildet, in dem Brennan in Grundzügen einen Entwurf zu erkennen glaubte, den er vor langer Zeit im Planungsbüro der Erdstreitkräfte gesehen hatte. Der Zeichnung ging auf den Bericht des bekifften Piraten zurück. Neun Monate hatten Yersi und Brennan den Piraten gesucht, um herauszufinden, wo er seine Beobachtung gemacht hatte. Denn der Sektor, der im Magazin angegeben war, existierte auf keiner offiziellen Karte.
Jetzt hatten sie alle nötigen Informationen und nahmen Kurs auf den Sektor, wo die Beobachtung angeblich gemacht wurde. Yersi hoffte, mit der Erde einen Verbündeten für die Argonen gewinnen zu können und Brennan hoffte primär, endlich nach Hause zu kommen. In einem unbekannten Sektor flogen sie schließlich durch ein verstecktes Sprungtor. Nach Beendigung der Sprungsequenz waren sie an dem Ort angekommen, wo ein bekiffter Pirat vorgeblich eine seltsame Beobachtung gemacht hatte. Die erste Stunde sprach alles dafür, dass Yersi und Brennan neun Monate einer Drogenphantasie gefolgt waren. Doch plötzlich fanden sich Yersi und Brennan von Jägern unbekannter Bauart umzingelt wieder:
>“Unbekannte Schiffe, hier spricht Lt.Commander Foxhunter. Senken sie die Schilde, deaktivieren sie die Waffen und singen sie uns ein Liedchen über ihre Herkunft“<
Brennan :
>“Entspricht diese Begrüßung den Direktiven der Erdflotte für Erstkontakte?“<
Foxhunter:
>“Ihr Schiff ist ein Vorserienmodell für Sprungschiffe, das sogenannte X-Shuttle. Ihr Kollege fliegt einen Split Leguan. Ich denke, dass ist keine Erstkontaktsituation. Willkommen Zuhause, Mister Brennan. Seien sie so nett und deaktivieren sie trotzdem Waffen und Schilde. Dieser Sektor ist militärisches Sperrgebiet der Erdunion. Wir bringen sie beide zu unserem Mutterschiff“<
Brennan:
>“Verstanden. Woher haben Sie ihre Informationen..., was ist die Erdunion?“<
Foxhunter:
>“Ihre Fragen werden vermutlich später beantwortet.“
Drei Stunden flogen Yersi und Brennan zusammen mit der Staffel der „Erdunion“ – kurz EU - in Richtung eines Planetoiden, Langsam zogen die Raumschiffe um den gigantischen Felsblock herum. Was sie dann sahen, lies ihre Kinnladen herunterklappen. Langsam tauchte ein gigantisches Schiff auf und wurde rasch größer.
Yersi:
>„Brennan, was ist das für ein Ding?“<
Brennan:
„Als ich vor zwanzig Jahren das letzte mal auf der Erde war, war dieses Schiff der Traum einiger Militärs. Inzwischen haben sie’s offensichtlich umgesetzt. Damals hat kaum einer daran geglaubt, dass es überhaupt machbar ist.“
Yersi:
>„Also, was ist es?“<
Foxhunter schaltete sich dazwischen:
>„Gentlemen, um Unklarheiten auszuräumen: Das ist das Flaggschiff der EU-Raumflotte, die „Stahlhimmel“. Das Schiff ist 12 km lang, hat über 2500 Raumfahrzeuge an Bord und ist mit den feinsten Kanonen schwersten Kalibers ausgerüstet, die die Erde momentan bauen kann. Klassifiziert ist die „Stahlhimmel“ als Megaträger. Sie werden im primären Hangar landen. Ab einer Distanz von zwei Kilometern werden sie Traktorstrahlen erfassen und ihre Schiffe leiten. Deaktivieren sie vorher sämtliche Elektronik, da diese ansonsten möglicherweise zerstört wird. Viel Glück!“ <
Yersi protestierte:
>Hören Sie, wir werden behandelt als hätten wir hier gar nichts zu sagen. Wir sollten uns e..“<
Der Lt.Commander unterbrach ihn:
>“Sie haben hier tatsächlich NICHTS zu sagen, Argone. Zumindest solange ihr politischer Status unklar ist. Mister Brennan hat auch nur das Recht, im Nachhinein Beschwerde einzulegen – falls er mit seiner Behandlung hier unzufrieden ist. Okay Gentleman, ich würde sagen, wir machen eine kleine Besichtigungstour und fliegen mal um die „Stahlhimmel“ herum.“<
Yersi und Brennan konnten langsam Details des Monstrums sehen. Das Schiff war breiter als hoch, zog sich knapp acht Kilometer mit gleichbleibenden Proportionen hin und wurde dann kontinuierlich breiter. In diese Verbreiterung waren die Haupttriebwerke integriert. Es gab einige Erhebungen in der Hülle und viele Aufbauten, doch eine Brücke war nirgends auszumachen. Die Hülle war mit zahlreichen Geschützen und Abschussystemen übersät und weißlich-grau. Seitlich zählten die beiden zehn große Hangars auf den ersten acht Kilometern des Schiffes. Auf der anderen Seite sah es genauso aus, was zwanzig große Hangars ausmachte. Der Haupthangar öffnete sich auf der Vorderseite des Schiffes. Es war ein mächtiger Tunnel, der das Schiff über eine Länge von acht Kilometern durchzog. Die seitlichen Hangars waren innen mit dem Haupthangar verbunden. Dort standen unzählige Schiffe von Korvettengöße, Frachtschiffe, Schlepper, Container, Kanonenboote, Shuttles, Truppentransporter sogar Container mit vorgefertigten Fabriken. Die seitlichen Hangars beherbergten jeweils ein Geschwader mit hundert Jägern und Unterstützungschiffen, wie Reperaturschiffen und Munitionstransporter. Damit verfügte dieses Monstrum über zweitausend Jäger, hundert Korvetten, genausoviele Kanonenboote und hunderte andere Schiffe. Und dabei wurde es noch nichteinmal eng. Die Hangars waren durch Kraftfelder und Schotts gegenüber dem Weltraum abgegrenzt. Auch im inneren des Schiffes waren ständig Sicherheitskraftfeder mit autonomen Generatoren zu durchqueren.
Yersi und Brennan wurden zum Oberkommandierenden des Schiffes gebracht. Nachdem sie durchsucht worden waren, wurden sie zu Admiral Warkin vorgelassen. Sie betraten einen großen Besprechungsraum irgendwo im hintersten Teil des Schiffes. Eine Fensterwand gab einen wunderbaren Ausblick auf das All. Davor zeichneten sich die Konturen eines Menschen ab, der über irgendetwas vertieft war. Endlich bemerkte er seine Besucher – besser: geruhte er seine Besucher zu bemerken.
>“Willkommen an Bord meine Herren, setzen sie sich zu mir, wir haben viel zu besprechen.“<
Der Mann mußte um die 50 sein, war kräftig gebaut und seine Gesichtszüge wirkten sehr markant. Das Haar war dunkel und kurz und ergab einen merkwürdigen Kontrast mit seinen blauen Augen. Seine Stimme wirkte freundlich aber sehr bestimmend. Yersi und Brennan grüßten zurück und setzten sich.
>“Wie ich hörte, hat ihnen Lt.Commander Foxhunter bereits ein wenig über dieses Schiff erzählt. Dieses Schiff ist ein Spross des Megaträger-Programms. Dieses wurde gestartet nachdem ein Xenon-Schiff in unser Heimatsystem – das Sol-System – eingedrungen war. Damals wurde der Schrei nach einem starken Militär laut. Das wurde unter den Fittichen der Erdunion realisiert, die ihrerseits einen Verbund aus der Erde und ihren Kolonien darstellt. Ihre Gründung war knapp nach dem Verschwinden unseres Mister Brennan hier. Vorerst umfasst sie nur die Erde, sowie die Kolonien auf Mars, Venus, Pluto und neuerdings im Vega-Sektor.“<
Brennan:
>“Was ist geschehen, seit ich vor zwanzig Jahren verschwunden bin?“<
Warkin:
>“Sie haben eine Gedenktafel bekommen Brennan. Wir haben den torlosen Sprungantrieb perfektioniert und dieses System hier – das Vega-System – kolonialisiert. Hier leben bereits eine Million Menschen. Wir haben das Tor durch das sie beide gekommen sind, nicht freigegeben, es gilt als Sperrzone. Die Erde hat sich bis jetzt nicht weiter vorgewagt als bis ins Vega-System. Zu tief sitzt noch die Angst vor den Xenon. Bei manchen jedenfalls... Doch diese Dinge ändern sich nun...“
Yersi:
>“Sie scheinen Informationen über die Gemeinschaft zu haben, woher kannte Lt.Commander Foxhunter den Typ meines Schiffes?“<
Warkin:
>“Sehen Sie, wir haben den torlosen Sprungantrieb. Gehen Sie einfach davon aus, dass nicht jedes Goner-Schiff einen Goner beinhaltet und nicht jedes UFO auch ein UFO ist. Wir haben die Gemeinschaft seit fünfzehn Jahren so erforscht. Wir wissen alles, was wichtig ist. Den jahrelangen Krieg gegen die Khaak beobachten wir ebenfalls genau. Wir wissen, dass er für unsere argonischen Brüder schlecht läuft. Ich formuliere es einmal so: Die Erde hat nach fünfhundert Jahren ihren Sprung auf das Spielfeld der interstellaren Mächte vorbereitet. Die „Stahlhimmel“ ist ein Teil dieser Pläne. Diesesmal werden uns keine Xenon aufhalten, die Erde ist bestens auf alle Gefahren vorbereitet.“<
Yersi:
>“Heißt das, Sie werden den Argonen helfen? Schickt uns die Erdunion Schiffe und Waffen, greift sie auf unserer Seite ein?“<
Warkin:
>“Nein. Der Rat der Erdunion hat das unlängst ausgeschlossen. Wir mischen uns in keine fremden Kriege ein. Die Raumflotte der Erdunion hilft nur ihren Mitgliedern. Wir werden aber in Kürze der argonischen Regierung ein Angebot unterbreiten, dass ihr aus dem Schlamassel mit den Khaak helfen kann. Sie beide können uns dabei helfen. Sie sind sozusagen ein unerwartetes Geschenk“<
Brennan:
>“Sie meinen, dass wir ihnen bei den Verhandlungen mit der argonischen Regierung helfen?“<
Warkin:
>“Wenn die „Stahlhammer“ nach Argon Prime springt, kann es nicht schaden, einige vertraute Gesichter an Bord zu haben“<
Yersi:
>“Brennan, dass bedeutet, wir hätten uns unsere Suche auch sparen können. Unsere offenbar sehr selbstbewusst gewordenen Erdenbrüder scheinen die Sache selbst in die Hand zu nehmen.“<
Warkin:
>“Mister Yersi, davon können sie ausgehen. Unsere Phase der Zurückgezogenheit ist vorbei. In einer Woche tritt die EU ins Ränkespiel der interstellaren Mächte ein. Die Vorbereitung dafür steht. Die „Stahlhimmel“ ist gerade dabei, hier ihre letzten Systemchecks abzuschließen. Wir warten im Prinzip nur noch auf die Startfreigabe des EU-Hauptquartiers. Hiermit würde ich vorschlagen, wir beenden unsere Unterredung vorerst. Mein Adjutant wird ihnen ihre Quartiere zeigen und ihnen die Annehmlichkeiten meines Schiffes schmackhaft machen. Entspannen sie sich und heute Abend treffen wir uns in der Offiziersmesse. Wir haben auch ziemlich gutes Bier dort, kommen sie nicht zu spät.“<
Damit war die Unterredung beendet. Yersi und Brennan wussten nicht mehr, wo ihnen der Kopf stand. Sie würden den Adjutanten mit Fragen löchern müssen.
Tagelang waren Yersi und Brennan auf der „Stahlhimmel“ unterwegs gewesen. Das Schiff war innen noch wesentlich beeindruckender als außen. Einhunderttausend Menschen lebten und arbeiteten hier. Piloten, Servicecrews, Ingenieure, Waffenspezialisten, Militärpolizei, Marines, Navigatoren, Köche, Offiziere, Logistikspezialisten, Ärzte, etc. – eine richtige fliegende Stadt. Die „Stahlhimmel“ war autark konzipiert, als mobile Basis. Auch die Freizeiteinrichtungen des Schiffes waren beeindruckend. Direkt hinter den ersten acht Kilometern des Schiffes mit seinen Hangarsystemen, lag eine gewaltige quaderförmige Halle mit 620 Metern Kantenlänge. Hier war ein Park mit Sportanlagen realisiert und an der Decke und an den Wänden wurden Himmel und Horizont simuliert, inklusive Tag/Nachtzyklus. Die Halle war durch zahlreiche Räume einsehbar, aber die Projektion machte diese Fenster unkenntlich und hielt somit die Illusion aufrecht. Erstaunlich an dem Schiff war das dezentrale Design. So gab es zwei vollwertige Kommandobrücken und 12 Reaktoren, anstatt eines Hauptreaktors. Diese Designprinzipien konnte man für fast alle wichtigen Systeme umsetzen. Die Hülle selbst war nur mäßig gepanzert, doch dafür doppelt angelegt. In dem Zwischenraum von einem Meter, war ein spezieller ultraleichter und zähflüssiger Isolierschaum untergebracht. Falls die Hülle perforiert würde, sollte der Schaum austreten und blitzschnell erhärten, was die Dekompensation von Schiffsbereichen zumindest bei kleineren Schäden verhindern würde. Zudem verminderte sich die Wärmeabgabe des Schiffes dadurch rapide und auch die Durchdringung mit Sensoren war nicht mehr so einfach. Zusammen mit den exzellenten Schildsystemen sollte der Megaträger extrem überlebensfähig werden.
Yersi wurde bewusst, warum die Menschen von der Erde so selbstbewußt auftraten. Eine Macht, die solche Dinge konstruieren konnte, setzte die Standards und ordnete sich nicht fremden Standards unter. Yersi hoffte, dass die Erdenmenschen auch die geistige Reife besaß um mit ihrer Macht umzugehen. Mindestens Brennan zweifelte ja an letzterem Punkt. Für Brennan war die Sache klar: Die Erde war bis an die Grenzen durchmilitarisiert und auf Expansionskurs, von Weisheit und Reife keine Spur. Angst und Aggression trieben ihre Innovationen. Dieser Träger war eine tödliche Offensivwaffe. Alleine schon die beiden gigantischen Teilchenbeschleuniger des Schiffes machten diese Sache klar. Diese waren sicher nicht für Forschungsaufgaben eingebaut und mit hochverdichteter Materie geladen.
Eines Tages wurden Yersi und Brennan in die primäre Brücke des Schiffes eingeladen. Der Raum hatte die Dimensionen eines größeren Kinosaals. Auf dem mächtigen Hauptbildschirm waren Navigationskurven und Statusanzeigen zu sehen. Dutzende beschäftigt wirkende Offiziere und Techniker saßen an ihren Konsolen. Es gab Bereiche für „Maschinen“, „Schadenskontrolle“, „Lebenserhaltungssysteme“, „Waffen“, „Waffen 2“, „Flugkontrolle“, „Staffelführung“, „Steuerung“, „Defensivsysteme“, und „Sonstiges“. In einem zentralen Bereich mit der Kennzeichnung „Kommando“ thronte Admiral Warkin. Was für ein Auftritt! Die Brücke einer Titan war die reinste Boronentoilette dagegen! Ein Sicherheitsmann führte die beiden zu Admiral Warkin. Als die beiden neben Warkin den Countdown zum Sprung nach Argon Prime abwarteten (natürlich heruntergezählt von einer weiblichen Stimme mit unterkühlt-erotischem Unterton...), gingen ihnen grundverschiedene Gedanken durch den Kopf.
Brennan dachte: Wahnsinn, jetzt stehe ich hier neben diesem Verschnitt eines Patton. Dabei könnte ich längst meine Füße in den warmen Sand von Hawaii stecken. Ich spüre in meinem kleinen Zeh, dass der größte Ärger erst kommt. Ich bin ein alter Mann und habe die Nase so voll. Solange ich noch gute Zähne habe, möchte ich mich zur Ruhe setzen. Auf der Erde, weg von diesen degenerierten Argonen. Auf der Erde, wo die Frauen hübsch sind und der Schnaps nicht nach verfaulten Raumfliegen schmeckt. Keine Politik mehr, keine Kriege, keine Argonen mehr.
Yersi sinnierte: Argonen, ich bringe euch unsere machtvollen, verloren geglaubten Brüder von der Erde. Freut euch, nun wendet sich das Blatt. Die Menschheit steht am Sprung zu neuen Zeiten, Glanz und Ruhm erwarten uns. Okay, ein wenig dominant sind unsere Brüder schon. Aber das wird sich geben. Ihre Verletzungen in der Vergangenheit sind für ihr hartes Antlitz verantwortlich. Auf zu neuen Ufern!
„Sprungsequenz eingeleitet“ tönte die Computerstimme. Fast ohne Zeitverzögerung erschienen sie in Argon Prime. „Achtung. Schiff auf Kollisionskurs. Schilde aktiv.“ informierte der Computer. Ein boronischer Orca hielt auf die „Stahlhimmel“ zu. Geschäftiges treiben erfasste die Brückenbesatzung. Über einen Comm-Kanal meldete sich ein Borone. Er sprach unverständliches, da der Translator noch nicht funktionsfähig schien. Dafür starrten die Erdenmenschen gebannt auf sein fremdartiges Haupt, welches den Hauptschirm nun zierte. Admiral Warkin begann machtvoller Stimme Befehle auszuteilen:
>„Steuerung: Ausweichoptionen“<
>“Ausgeschlossen Sire. Zeit bis zum Aufprall: 45 Sekunden“<
>“Waffen: Wir lassen uns von diesem fliegenden Aquarium keinen Kratzer in den Lack machen. Feuererlaubnis für Frontbatterien erteilt. Vollständige Vernichtung des Ziels.“<
Ehe Brennan und Yersi Protest einlegen konnten, stiegen rasend schnelle Schwärme hochenergetischer Geschosse ins All. Der Orca hielt exakt 4, 34 Sekunden durch, wie die Sensorenlogs später zeigen sollten. Die Boronen verdünnten sich mit ihrem Schiff in einem bunten Feuerwerk über den Sektor. Einige Trümmerteile liesen die vorderen Schilde der „Stahlhimmel“ kurz aufglühen. Dann war Stille. Schweigen. Irgendwo flüsterte jemand von „Fischstäbchen“ und „vaporisiert“. So begann der Eintritt der EU ins „Ränkespiel der interstellaren Mächte“ mit dem Tod von 265 Boronen und einem Schaden von 89 Millionen Credits – innerhalb von rund 30 Sekunden.
Auf die Position der „Stahlhimmel“ liefen die „Argon Eins“ und einige Korvettengeschwader zu. Aus einem Nachbarsystem stießen einige Argon Titan zu dem Verband. Warkin überließ es Yersi und Brennan, mit den Argonen zu reden. Diese zeigten sich zunächst ungehalten über den Zwischenfall mit den Boronen, doch als eine Delegation von ihnen an Bord durfte, wurden die Töne plötzlich sehr zahm. Warkin vereinbarte, dass er Zusammen mit seiner Delegation vor den argonischen Senat treten würde, um dort eine offizielle Rede zu halten, die von seiner Regierung vorbereitet wurde.
Das Gebäude des argonischen Senates war imposant. Es erinnerte an Gebäude des römischen Senates aus längst vergangenen Zeiten. Vermutlich hatten die Flüchtlinge seinerzeit einige Geschichtsaufzeichnungen als Vorlage verwendet. Warkin marschierte an den Reihen der Senatoren vorbei zielstrebig an das Rednerpult. Er war perfekt auf diesen Moment vorbereitet worden und vermittelte Stärke und Vertrauenswürdigkeit.
„Argonen, ich bringe euch Grüße von euren Menschenbrüdern auf der Erde und ihren Kolonien!“
Jubel brach aus und hinter Warkin erschien eine holographische Projektion der Erde. Den Anwesenden stand das Staunen ins Gesicht geschrieben.
„Ich sehe, dass ihr hier große Dinge geleistet habt. Aber ich sehe auch, dass ihr von einem mächtigen Feind bedroht werdet. Doch die Erdunion kann sich nicht in die Kriege fremder Mächte einmischen, auch wenn wir unseren Menschenbrüdern gerne helfen würden. Ich bin jedoch hier, um euch ein Angebot zu machen: Werdet Mitglied der Erdunion...“
Hinter Warkin erschien das Logo der Erdunion – ein zwei überkreuzte goldene Schwerter vor einem Sternenbanner. Im Saal erhob sich ein Murren.
„...und erlangt den Status einer Kolonie. Dann kann die Raumflotte der Erdunion auf eurer Seite eingreifen. Zusammen werden wir jeder Bedrohung gewachsen sein. Wählt klug, doch seit versichert: Sobald eure Raumstreitkräfte endgültig versagen, würden wir übernehmen. Die Erdunion wird nicht zulassen, dass ihre Menschenbrüder argonischer Herkunft von den Khaak abgeschlachtet werden.“
Die Stimmung im Senat wurde langsam explosiv. Irgendwas von „...Dolch auf die Brust...“ und „...Imperialistenpack...“ war in den hinteren Reihen zu vernehmen.
„Was ihr dafür tun müsst, ist einfach: Akzeptiert die Statuten der Erdunion, die euch nun übergeben werden. Akzeptiert diese jetzt und alles wird wesentlich unblutiger – denn ohne uns könnt ihr die Khaak nicht vernichten und wenn ihr zulange zögert, werden nur noch mehr Menschen sterben. Im letzten Augenblick würden ohnehin wir eingreifen. Dann aber würden die Konditionen wesentlich ungünstiger, denn wir würden unsere Gouverneure über jede Welt einsetzen, die wir aus den Klauen der Khaak retten. Jede Autonomität für euch wäre verloren. Überlegt nicht zulange und lasst eure Entscheidungen nicht durch Nationalstolz trüben. Für eine geeinte Menschheit und Stärke! Und jeder der diese Ziele unterstützt, kann sich der wohlwollenden Aufmerksamkeit der Erdunion sicher sein.“
Als Warkin aus dem Senat ging, war es ruhiger unter den Senatoren geworden. Einige Tage später gab es eine Unterredung mit Lyos Sparkoleion, dem Präsidenten der argonischen Föderation jener Tage.
„Nun, Präsident Sparkoleion, in welche Richtung tendiert der Senat?“
„Admiral Warkin, die Entscheidung steht bereits fest, sie wird in zwei Tagen offiziell. Die argonische Föderation akzeptiert die Beitrittsbedingungen und tritt der Erdunion bei.“
„Eine kluge Entscheidung. In einigen Tagen werden hier Diplomaten auftauchen, die die Details regeln. Soviel kann ich ihnen bereits jetzt sagen: Es wird verlangt werden, dass die argonische Flotte die Piratensektoren bis „Aladnas Hügel“ besetzt. Diese Sektoren werden die Entschädigung für die verlorenen Gebiete im Osten.“
„Aber die anderen Völker, Admiral Warkin? Sie werden protestieren?“
„Niemand wird uns aufhalten.“
„Die Paraniden sind sehr mächtig geworden und uns wenig wohlgesonnen. Von Boronen und Teladi erwarte ich wenig Widerstand. Die Split existieren als Macht nicht mehr.“
„Die Paraniden... - gut das sie die erwähnen. Eines unserer Spionageschiffe in der UFO-Bauform hat vor einiger Zeit merkwürdige Aktivitäten bei dieser Spezies ausgemacht. Wir haben daraufhin einen sehr abgelegenen Sektor entdeckt, in dem eine Kampfstation der Paraniden liegt. Das überraschende dabei war, dass sie mit Schiffen der Khaak um geben war. Es fand jedoch kein Kampf statt. Wir gingen der Sache nach und entdeckten, dass die Station irgendetwas haben muss, um die Khaak zu kontrollieren. Wir fanden zum Beispiel heraus, dass die Station während der gewaltigen Niederlage in „Grüne Schuppe“ enorme Aktivitätssteigerungen zeigte – Energie, Subraumsignale,...“
„Was soll das heißen?“
„Denken sie nach: Wer wurde durch die Khaak am geringsten geschädigt? Wer beteiligte sich nicht an dem Kampf in „Grüne Schuppe“?“
Der Präsident wurde blass und stammelte:
„D...Die Paraniden.“
„Exakt. Die Paraniden kontrollieren die Khaak, zumindest grob. Wir gehen davon aus, dass wir die Station erobern können und somit die Khaak heimschicken können. Wir benötigen dazu Spezialisten, die sich mit paranidischer Technologie auskennen. Das Khaak-Problem könnte schon in ein paar Tagen gelöst sein.“