[story] - Drachenland -

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

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Deleted User

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Friede, ich bekomm irgendwie keine Benachrichtigung mehr wenn du hier weiterschreibst :( . Ich bin irgendwie immernoch beim 7 Kapitel :headbang: .Kannst du mir bitte eine PN schicken wenn die Story vorbei ist :roll: ich hab leider nicht die Zeit immer nachzuchecken obs hier wieder was neues gibt.......bin momentan leider total im Streß......*heul*....ich würd aber trotzdem gerne ein bisschen Zeit für deine Story opfern :wink:

MFG To Ni
Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

@ Deleted User: Teil 1 ist jetzt zuende, Teil 2 folgt irgendwann in den nächsten Wochen.

:)
XT-Fan-Story von mir:

- DRACHENLAND (fertig)
Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

TEIL 2

„ ... Und um die Ruinen der mächtigen Burgen erstrecken sich, wie ödes Meer, die einsamen Ebenen des Sandes, grenzenlos und leer."

- Ozymandias




KAPITEL 15

# Sternensystem: Grüne Schuppe
# Status: Teladi-Kolonie im Aufbau
# Datum: 11 / 744

Gabriel stand so gerade es ihm möglich war und versuchte das hasserfüllte Starren von Adjutant Kyo t´Nnt zu ignorieren. Sie standen beide vor der Hauptschleuse und warteten auf das Schiff von der Profitquelle-One . Es war ungewöhnlich das ein Teladi einen Sklaven kaufte, aber auch nicht völlig unmöglich. Die Manager der Teladi-Konzerne sahen oft über derartige Geschäfte hinweg. Gabriel hatte selbst so manchen Sklaven weiterverkauft, aber heute war es anders, heute würde er den Silbernen Prinzen verlassen. Es war eine groteske Situation.

Seitdem Gabriel zum persöhnlichen Sklaven des Prinzen geworden war, war viel Zeit vergangen. Er war jetzt neben dem Adjutanten Kyo t´Nnt die höchstranige Person an Bord der Golden-Star. Die Zeiten, in denen er ein kleines Quartier bewohnt hatte, waren längst vorbei. Das Leben war relativ leicht geworden, nachdem er sein eigenes Personal zur Ausführung der niederen Dienst erhalten hatte.
Seitdem er die Nachricht vom Tod seiner Familie erhalten hatte, fühlte er sich leer. Mit der Zeit hatte er sich an die Arbeit für den Prinzen gewöhnt. Prinz Philipp Phildoph fand oft lächerliche Fehler an ihm, aber er belohnte ihn auch generös. Die Sklavenquartiere wurden komfortabler eingerichtet und das Essen der Sklaven verbessert. Niemand starb mehr an Bord der Golden-Star. Seit Joshs und Nenas Tod handelte der Prinz auch nicht mehr so oft mit Sklaven. Gabriel sagte sich oft das es sein Einfluss war, der zu diesen positiven Veränderungen geführt hatte. Vielleicht war sein Leben doch nicht unnütz, vielleicht war er doch mehr als nur Mörder und Sklave.

In den letzten zehn Mazuras hatten sich die Neuen Sektoren grundlegend geändert. Langsam erholten sich die Split von den Verlusten im System Cho´s Niederlage und breiteten sich zu den umliegenden Systemen aus. Die Teladi hatten ihre Kolonien in PTNI-HQ und Ianamus Zura bedeutend verstärkt. Sie standen jetzt kurz davor den grössten Teil der Neuen Sektoren für sich beanspruchen. Aber auch die Paraniden, Boronen und Argonen engagierten sich nun stärker in den Neuen Sektoren. Die Entdeckung einer alten argonischen Kolonie um System Nyanas Unterschlupf war ein enormer Glücksfall für die Argonische Föderation gewesen. Diese Kolonie stammte von der Besatzung eines Kriegsschiffes ab, das irgendwann um das X-Jahr 300 herum auf diesem Planeten notlanden musste. Da die Crew hinter den Linien der Xenon gestandet war, hatte sie kurzerhand eine neue Kolonie gegründet. Auf die Kolonie stützte sich jetzt das ganze Kolonisationsprojekt der Argonen.
Da in den letzten zehn Mazuras keine Xenon gesichtet wurden, glaubten langsam auch die Skeptiker daran, das die Maschinenwesen wirklich restlos vernichtet wurden. Nur einige wenige Pessimisten, vielleicht auch ein paar der erfahrenen Militärs, wollten nicht ganz so optimistisch sein. Gabriel war egal ob es noch Xenon gab oder nicht.
Die Geschäfte der Piraten liefen hervorragend, selbst Male-Gi schien sich mit dem Silbernen Prinzen und dem Sakra-Syndikat ausgesöhnt zu haben. Jedenfalls gab es keine weiteren direkten Angriffe auf den Prinzen mehr. Was hinter den Kulissen wirklich ablief konnte Gabriel nicht beurteilen.

Eines Tazuras sagte der Prinz ihm das es ein Angebot für ihn gegeben hätte. Der Prinz meinte das er bereits abgelehnt habe und sich nicht vorstellen könnte das Gabriel ihn verlassen wolle. Halb aus Trotz und halb aus Spass hatte Gabriel geantwortet das er durchaus bereit wäre einem neuen Herrn zu dienen.
Prinz Philipp Phildoph hatte ihn eingehend angestarrt, ihm gesagt das er noch nie einen besseren Diener besässen hatte und das es wahrscheinlich unmöglich war jemanden zu finden der genauso gut seine Pflicht erfüllte. Gabriel hatte verstanden und sich wieder dem Terminal zugewandt, um die letzten Börsenberichte zu studieren.
Doch der Silberne Prinz war noch nicht fertig. Er sagte, das ihm ein aussergewöhnlich hohes Angebot vorliege. Nach schrecklichen zehn Sezuras hatte er sich von ihm abgewandt und versprochen die Transaktion durchzuführen.

Gabriel war im ersten Moment wie gelähmt. Einen Augenblick zuvor war er gefangen, aber in Sicherheit gewesen. Jetzt war er im Begriff in den Besitz eines unbekannten und möglicherweise tyrannischen Warlords überzugehen. Die letzten beiden Tage bis zur Ankunft seines neuen Herrn machte ihm Kyo t´Nnt zu Hölle.
„Ihm wird es nie wieder so gut haben wie bei unserem Herrn, Verräter-Kreatur." , zischte der Split hasserfüllt.
Gabriel sah ihn an. Der Hass auf alle Feinde des Prinzen zehrte Kyo langsam aber sicher auf. Irgendwann würde nur er nur noch im Tod Frieden finden. Obwohl Kyo für den Tod zahlloser Sklaven, Gegner und Zivilisten verantwortlich war, konnte er ihn nicht hassen. Gabriel selbst hatte vor noch nicht allzu langer Zeit geglaubt auf Ewig ein Diener des Prinzen zu sein. Aber letztendlich hatte Josh recht behalten, jeder konnte den Prinzen verlassen. Nur Kyo hatte sich selbst an den Prinzen gebunden, so wie sich Gabriels Familie einst an den Gott Xayon gebunden hatte. Im Grunde tat Kyo Gabriel leid.
„Wie ist der Name meines neuen Besitzers?", fragte er zögernd.
Augenblicklich wusste er das er einen Fehler begangen hatte. Kyo zog seinen Säbel. Bevor er zuschlagen konnte schwang das Schott auf und eine zierliche Argonen-Frau trat ein. Sie hielt ihre Minirailgun locker in der linken Hand. Offensichtlich war sein neuer Besitzer doch kein Teladi.
„Ich wäre nicht sehr erfreut wenn sie mein Eigentum beschädigen.", sagte sie zu dem Split.
Kyo t´Nnt starrte sie an und für einen Moment sah es so aus als wollte er sie töten. Der Moment verging und er brachte sich wieder unter Kontrolle. Er steckte den Säbel weg.
„MyLady, Ihren Namen ... bitte. Für die Identifizierung."
Sie wandte sich zu Gabriel um. Ihr Gesicht kam ihm seltsam vertraut vor.
„Ich bin Mariana Sigert."

Er war frei. Wirklich frei! Gabriel konnte es kaum fassen. Seine Schwester lebte. Sie hatte als Einzige das Erdbeben auf Ringos Mond überlebt. Er hatte tausend Fragen an sie. Aber all das musste warten. Überglücklich fielen sich die beiden Geschwister in die Arme.

# # #

Auf dem kurzen Flug von der Golden-Star zur Nori-Brin erzählte Mariana ihrem Bruder ihre Geschichte. Nach seinem Verkauf als Sklave hatten die Priester ihr wahres Gesicht gezeigt. Einige Paraniden und sogar ein paar Teladi waren in das Dorf gezogen und hatten sofort damit begonnen alle wehrfähigen Personen im Nahkampf auszubilden. Später folgte dann auch eine Ausbildung an den verschiedenen Infanteriewaffen.
Die Teladi hatten grosse Mengen an Sprengstoff, Waffen und Nahrungsvorräten gekauft. Inzwischen hatten die Priester die kleine Gemeinde darauf vorbereitet das eine unvermeidliche Konfrontation mit den Sicherheitskräften der Argonischen Föderation bevorstand. Alle Gläubigen waren bereit gewesen für Xayon zu kämpfen und wenn nötig auch zu sterben.
Doch dann war ein furchtbares Erdbeben über grosse Teile der nördlichen Hemisphäre von Ringos Mond hereingebrochen. Viele abgelegene Dörfer, Erzminen und Industrieanlangen waren zerstört worden, hunderte Argonen ums Leben gekommen.
Das Dorf der Heiligen Paranidischen Gemeinschaft war jedoch völlig verwüstet worden. Da die Priester nie die Bauvorschriften eingehalten hatten, waren die Gebäude zusammengebrochen und hatten ihre Bewohner unter sich begraben. Zudem war die gelagerte Munition explodiert und die Nahrungsvorräte verschüttet worden.
Als nach drei Wozuras endlich argonische Rettungskräfte das abgelegene Dorf erreicht hatten, waren nur noch sechs der Bewohner am Leben gewesen. Sie alle standen unter Schock und hielten das Erdbeben für eine Art göttliche Strafe. So wurden sie in das Krankenhaus der Hauptstadt gebracht.

Mariana hatte sich dort am schnellsten erholt. Sie hatte sowieso nie so richtig an Xayon geglaubt. Nach einige Mazuras Therapie war sie als geheilt / resozialisiert aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die argonischen Behörden waren zudem zu dem Schluss gekommen, das sie als Opfer der Sekte anzusehen sei.
Die anderen fünf Überlebenden hatten nicht so viel Glück gehabt. Zwei waren wegen ihrer Verbrechen zu langen Haftstrafen verurteilt worden, einer hatte Selbstmord begangen und die beiden anderen befanden sich immer noch in Therapie. Sie glaubten noch immer an Xayon und stellten eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Allgemeinheit dar.

Später war Mariana das übrig gebliebene Erbe ihrer Familie ausgezahlt worden, alles in allem etwa elf Millionen Credits. Sie hatte Astrophysik und Astrobiologie studiert, Dr. Vondran und Dr. Folkna assistiert und sich schliesslich auf eine Empfehlung des Argonischen Wissenschaftskorps dem Team des angesehenen Boronen-Wissenschaftsethikers Daro-Hi angeschlossen.
So war sie an Bord der Nori-Brin in die Neuen Sektoren gereist und hatte durch Zufall erfahren das Gabriel der Sklave des Silbernen Prinzen war. Der Freikauf war dann nur noch eine Frage des Geldes und der Zeit gewesen.



Fortsetzung folgt ...

*
omti
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Post by omti »

Klasse!
Ohne Neugier wäre die Menschheit immer noch in der Steinzeit oder nicht einmal dort!


Money implies poverty - Ian Banks: The State of the Art
Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

KAPITEL 16

# Sternensystem: Zwei Welten
# Status: Teladi-Kolonie im Aufbau
# Datum: 11 / 744

Die Teladi-Company ging bei der Kolonisierung neuer Systeme sehr effektiv vor. Zuerst wurden zwei gigantische Arbeitslager für tausende und abertausende Teladi vorzugasweise auf unergiebigen Asteroiden errichtet. Diese Arbeitslager dienten dann als Ausgangspunkt für alle weiteren Aktivitäten in diesen Systemen. Beide Arbeitslager waren von der Teladianischen Expedition der Generalin Sshaka vor mehr als acht Mazuras errichtet worden.
Das Leben in diesen Arbeitslagern war sogar nach teladianischen Masstäben sehr hart. Hierher kamen nur gescheiterte Teladi die anderswo keinen Profit erwirtschaften konnten oder diejenigen, die auf die eine oder andere Weise ihr Vermögen verloren hatten.
Jeder Teladi, der die Arbeitslager überlebte, erhielt fast zwölftausend Credits und war damit sozusagen aus dem Schneider. Freilich war die Sterblichkeitsrate in solchen Arbeitslagern trotz der Sicherheitsvorkehrungen relativ hoch. Offiziell starben pro Wozura zwei Arbeiter in diesen Lagern und zwei weitere wurden schwer verletzt. Die Dunkelziffer lag weitaus höher.

Bestanden solche Arbeitslager für längere Zeit, wie im System Zwei-Welten, dann bildeten sich in den unteren Ebenen des Lagers regelrechte Slums. Hier blieben nicht nur gescheiterte Teladi hängen sondern auch Angehörige der anderen Völker. Einige dieser Verzweifelten schlossen sich zu regelrechten Banden, manche sogar zu religiös-fanatischen Sekten zusammen. Von Zeit zu Zeit überfielen Piraten oder anderen Banditen diese Slums. Hier gab es zwar nicht viel zu holen, dafür war die Gefahr der Entdeckung und Bestrafung durch Sicherheitskräfte praktisch nicht existent. Auch Arbeitslager Alpha des Zwei-Welten-Systems blieb von Piratenangriffen nicht verschont.

# # #

Die stinkenden Überreste von zwei Teladi lagen wie achtlos weggeworfene Decken zwischen dem Müll der Druckröhren. Auf ihren bleichen Gesichtern spiegelte sich noch immer das Grauen ihrer letzten Lebensmizuras. Sie hatten ganz sicher keinen leichten Tod gehabt.
Kalman liess die ausgemergelten Körper zurück in den Müll gleiten. Er empfand keinen Ekel oder Widerwillen angesichts des unbeschreiblichen Elends innerhalb des verfallenen Arbeitslagers. Erstens handelte es sich bei den Teladi um unheilige Lebewesen, zweitens hatte er in den vielen Jazuras seines langen Lebens schon zu viel Tod und Elend gesehen und drittens war er des langen Wartens überdrüssig. Nichts konnte ihn jetzt noch berühren. Dafür war er seinem Gott Xayon und dessen Propheten Xharax unendlich dankbar.
In der Düsterniss am Ende des Ganges regte sich etwas. Teladi, die mehr Ähnlichkeit mit abgerissenen Vogelscheuchen als mit Angehörigen ihrer Spezies hatten, stürmten hervor. Die Menge rempelte sich gegenseitig an und schupste die vordersten der Gestalten auf Kalman zu. Verzweifelt versuchten diese dem schwer bewaffneten Krieger auszuweichen. Ein Teladi schaffte es nicht ganz.
„Heiliger Herr... Verzeihung, Heiliger Herr. Ichsshh... tsh ."
Der Teladi stammelte noch etwas und stürzte sich dann wie die anderen Obdachlosen auf die beiden Leichen. Eisenteile blitzten auf, drangen durch Fleisch, Sehnen und Knochen, rissen die Leichname auseinander. Gierig griffen die Flüchtlinge nach den Brocken. Einige der erbärmlichen Gestalten wurden niedergeschlagen, getreten und schliesslich weggestossen. Es dauerte nicht lange und von den beiden Leichen war nichts mehr übrig. Inzwischen kämpften einige Teladi um die grösseren Brocken. Dabei knurrten und schrien sie wie wilde Tiere.
Kalman trat einige Schritte zurück. Diese Wesen waren keine Jünger des Xayon mehr. Irgendwann während ihrer langen Flucht war ihr Glaube zerbrochen. Hunger, Tod, Elend und vor allem Hoffnungslosigkeit hatten aus den Gläubigen eine Horde wilder Bestien gemacht. Die Urinstikte des intelligenten Wesens traten deutlich zu Tage. Überleben um jeden Preis, ohne Gnade und ohne Hoffnung war das Ziel.
Kalman presste sich an die kalte Metallwand, versuchte mit der Dunkelheit zu verschmelzen und ein unscheinbares Ziel abzugeben. Für einige schreckliche Mizuras hörte er nur das widerliche Katschen und Kauen der Teladi.

Eine abgehackte Salve krachte los, fällte einige der Flüchtlinge und liess Blut, Knochensplitter und Gehirnmasse über die Schottwände spritzen. Entsetzt sahen sich die Teladi an, begriffen was geschah und rannten so schnell sie konnten in die schützende Düsternis der Druckröhren davon. Ein paar schwer verletzte Obdachlose blieben wimmernd an Ort und Stelle liegen.
Lachend wie ein Pirat trat Biffly vor seine drei Kumpane. Alle vier sahen aus wie Anarchos aus längst vergangenen Zeiten, wie Gestalten aus einem Horror-Zirkus. Kalman hütete sich jedoch davor über die Möchtegernhelden zu lachen. Biffly und seine drei Freunde waren mit Minirailguns, Lasergewehren und einer Art Blaster bewaffnet. Zudem trugen sie gefährlich aussehende Dolche und Messer bei sich. Ihre Kleidung bestand aus einem Flickwerk verschiedenster Uniformen.
„So, die Penner sind wech ... Aber wen haben wir den da?"
Biffly machte nicht den Fehler zu nahe an Kalman heranzutreten. Im Gegensatz zu seinen Kumpanen schien er zumindest etwas Verstand zu besitzen. Ausserdem stank er erbärmlich nach Raumsprit.
„Hee, sach wat!" , brüllte der Pirat.
Kalman zuckte mit den Schultern.
„Ich komme von Prinz Philipp Phildoph, dem Silbernen Prinzen."
Die nüchterne Feststellung hatte ungeahnte Auswirkungen auf die vier Piraten. Bifflys Kumpane glotzten ihren Anführer an und gingen auf Abstand. Dabei achteten sie darauf die offene Luke in ihrem Rücken zu haben. Offensichtlich dachten sie vor allem an schnelle Flucht.
„Wie? Was?"
„Sie sind diese Biffly-Kreatur, richtig?"
„Ich ... ich habe damit nichts zu tun! Patsy, die *******, wars. Ja ... genau ... Patsy ist schuld. Soll er doch diese Dreckssau bluten lassen. Ich hab damit absolut nix zu tun. Ehrlich, Mann!"
Biffly war auf die Knie gesunken und heulte hemmungslos. Er schien sein ganzes Waffenarsenal vergessen zu haben. Kalman war egal weshalb der Pirat Angst vor dem Silbernen Prinzen hatte. Er brauchte nur Informationen.
„Ich suche nach den Jüngern Xayons."
„Wie ??? ... Was ???"
„Die Jünger Xayons! Sie haben sicher schon von ihnen gehört, nicht wahr?"
„Ja, ja, ja, ja, ja, ja ... ." , plapperte Biffly vor sich hin.
„Schön, dann sagen Sie mir wo ich den örtlichen Priester finden."
„Mann, die sind alle tot ... verstehste? ... alle tot oder weg oder im Müll. Mann, was weiss ich denn? Piratenboss Red-Duke hat mich und Patsy beauftragt diese Röhren zu säubern. Frag doch Red-Duke. Er ist mit dem Silbernen Prinzen ganz dicke befreundet. ... Glaub mir, ich hab damit nix zu tun! Es war Patsy, diese *******!"
„Ganz ruhig, Biffly. Hier, trink Er einen Schluck."
Kalman hielt Biffly eine Flasche mit Raumsprit hin. Der Pirat griff gierig danach und stürzte den Inhalt seine Kehle hinunter. Dann rappelte er sich auf und setzte sich auf die Überreste eines toten Teladi. Langsam kratzte er sich am Bart. Der Alkohol schien sein Gehirn endlich auf Trapp zu bringen.
„Ja, lass mich mal überlegen. Wir haben vielleicht zwanzig, dreissig dieser Ratten erledigt. Patsy bestimmt doppelt so viele. Oder noch mehr. Insgesamt sind gut hundert dieser Penner draufgegangen. Na ja, war nich viel zu holen. Fast keiner hatte Credits, von Implantaten ganz zu schweigen. Ihre Kleidung ist zerfressen, alt und einfach unglaublich dreckig. Das wenige, das sie bei sich hatten, hat Patsy verhökert."
„Auch eine Karte?"
„Eine Karte? So aus som Zeuch, Moment, Papaiehr oder so?"
„Eine antike Karte aus Papier, genau."
„Die Karte ... Moment ... Red-Duke sagte, er brauche sie um jeden Preis ... aber ... Liorn hatte sie bei sich, hatte zwei, eine hat Patsy verhökert. Der Prinz wusste nix davon. Er hätte nichts bemerkt. Oh Mann, wir haben ihn nicht wirklich be***. Wir ... wir hatten doch zwei von den verdammten Karten ... ."
Kalman zog langsam seinen Blaster aus dem Holster.
„Und wo ist die zweite Karte jetzt?"
„Du sagst doch dem Prinzen das es Patsy war, die ihn be*** hat, oder?"
„Selbstverständlich!"
„Der Priester hat Liorn umgelegt, ihm die Karte entrissen und ist entkommen. Mit einem faustgrossen Loch im Rücken, das elende Stück Teladi-Dreck. Armer Liorn, er war mein Freund ... hmm ja."

Kalman drückte seinen Plaster gegen Bifflys Brust und drückte ab. Der Schuss zerfetzte das Herz des Piraten und brach ihm die Wirbelsäule. Ein paar Drähte von Implantaten rissen sich von seinem Hinterkopf los. Dann fiel Biffly mit dem Kopf voran auf die Leiche, auf der er gesessen hatte.
Seine drei Kumpane glotzten immer noch dämlich vor sich hin. Sie begriffen erst was geschah als Kalman den nächstbesten Piraten erschoss.
Der rechts stehende Pirat riss sein Lasergewehr hoch und ging ohne einen Schuss abfeuern zu können mit einem Kopftreffer zu Boden. Dem letzten Piraten schoss Kalman genau zwischen die Augen. Ohne einen Laut sackte der Mann zusammen. Vorsichtig näherte er sich den Leichen und gab vorsichtshalber noch jeweils zwei Schüsse auf jeden Körper ab. Dann war es vorbei. Kalman lud seine Waffe sorgfältig nach und ging in Richtung der Düsternis davon.

# # #

Der alte Priester klammerte sich an Kalman und weinte. Die dick geschwollene Stirnschuppe leuchtete rot, seine Augen hatten ebenfalls eine tiefrote Färbung angenommen und sein Atem rasselte regelrecht durch seine Lungen. Sein einst würdevolles Gewand war verdreckt, blutig und zerschlissen. Zwei Dutzend noch schlimmer zugerichteter Gestalten hockte inmitten eines übelkeitserregenden Müllhaufens an seiner Seite. Nicht alle waren Teladi. Kalman erkannte zwei Argonen und einen verwundeten Split unter ihnen.
Die Teladi waren allesamt krank, was man leicht an ihrer gelblich verfärbten Schuppenhaut erkennen konnte. Der Priester erholte sich etwas und starrte Kalman fragend an. Sein linkes Auge war inzwischen völlig zugeschwollen. Die Rückenwunde blutete trotz des wenig fachmännisch angelegten Druckverbandes immer noch.
„Ein Paranide! ... Xharax ishst so grossszügig, er hat unsss einen ssstarken und heiligen Paraniden gessandt!"
Die Teladi neben dem Alten zischelten etwas, was nach Zustimmung und Respekt klang. Vor langer Zeit hatte man ihnen, der untersten Stufe der Gesellschaft, erklärt wie man sich gegenübern Kriegern und Priestern zu verhalten hatte. Aber jetzt schienen sie sich mit diesen Worten eher schützen zu wollen, als tatsächlich Respekt auszudrücken. Sie wussten nicht wieso der Paranide hier war und hatten ganz einfach Angst vor ihm.
„Xayon sssei gespriesssen, lobet Xharax, lobet Xayon, lobet IHN!" , stammelte der Alte.
„Schon gut, verehrter Priester, schon gut."
Die Leute schoben sich jetzt näher an ihn heran. Einige streckten ihm ihre verdreckten, blutigen Klauen entgegen und bettelten um Nahrung. Sogar der schwer verwundete Split streckte ihm seine Hände bittend entgegen. Kalman ignorierte sie einfach.
„Ich bin gekommen um die Karte von Xharax zu holen, verehrter Priester."
„Ja ... tsh ... ja natürlich. Warte mein Sssohn ... ah ja, hier ishst sssie ja."
Kalman nahm die antike Papierkarte vorsichtig entgegen. Sie war alt, sehr alt sogar, wahrscheinlich stammte sie aus dem Zweiundzwanzigsten Heiligen Zyklus der Paraniden. Das war jetzt mehr als eintausend Jazuras her. Sogar damals war es ungewöhnlich gewesen eine Karte aus Papier herzustellen, aber die Karte zeigte ja auch den Weg in ein ungewöhnliches Reich. Der alte Priester hustete Blut.
„Mein Sssohn, wir haben verssagt. Die zssweite Karte ishst für unsss verloren."
Kalman nickte. Die zweite Karte konnte inzwischen sonstwo sein. Vielleicht fand er im System Grüne Schuppe diese Patsy und konnte von ihr erfahren, an wen sie die Karte verkauft hatte. Möglicherweise hätte er mit dieser Patsy noch etwas Spass haben können, oder sie sogar dazu überzeugen können seine neue Sklavin zu werden. Eine Piratenbraut hatte er noch nie als Sklavin gehalten. Aber im Grunde wäre das Zeitverschwendung gewesen. Der Verlust der Karte war ärgerlich, aber nicht zu ändern.
Kalman faltete die uralte Karte ordentlich zusammen und drehte sich um. Fragend sahen ihn die Teladi an. Für einen Augenblick war er sich nicht sicher was er als nächstes tun sollte. Der Moment verging und Kalman liess diese verzweifelten Überreste der Heiligen Paranidischen Gemeinschaft hinter sich zurück.

Kurz darauf sass Kalman wieder in seiner M3-Perseus. Er gab Vollschub um die Golden-Star einzuholen. Während der Autopilot das supermoderne Kampfschiff steuerte studierte er die antike Karte. Sie war der zweite Teil einer antiken Schatzkarte die zum Heiligen Tempel des Xayon, zu Xharax, führte. Kalman hoffte nur das sein Kontaktmann Duval im System Neuer Verdienst sie auch entschlüsseln konnte. Duval, alias Ignaz Gavin, war in vergangenen Mazuras zu grossem Reichtum gekommen und schien immer weniger an Diensten für ihn interessiert zu sein. Kalman hoffte das Duval ihm wenigstens noch einmal helfen würde.



Fortsetzung folgt ...

*
omti
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Post by omti »

Klasse, weiter so
Ohne Neugier wäre die Menschheit immer noch in der Steinzeit oder nicht einmal dort!


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LordZsar1
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Post by LordZsar1 »

Auch wenn die Entwicklung des Geschichtstypus in eine unerwartete Richtung verläuft - sie hat nichts von ihrer Qualität verloren, im Gegenteil.

Ich werde weiterlesen.
Merlin4711
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Post by Merlin4711 »

An dieser Stelle möchte ich gegenüber omti mein Beileid zum Ausdruck bringen, da er anscheinend nur noch dazu in der Lage ist, die Worte "Klasse" und "Weiter" zu formulieren - selten mit kleinen Mengen anderer Worte vermischt :roll:

Ich hab heut nur die ersten drei Kapitel gelesen, demnach steht es mir noch nicht zu, über die Unübersichtlichkeit der Geschichten zu urteilen, aber einige kleine Dinge sind mir doch in den ersten Kapiteln aufgefallen, die Fragen aufwerfen:

1.Der Borone in fremden Sektor wird von Unbekannten besucht...
gut vielleicht kommt das später nochmal in aller Ausführlichkeit (dann bitte nicht verraten), aber ich hab mich schon gewundert, dass ich keine feine Schilderung des Schiffes und der Unbekannten erhalten habe.
Die wurden einfach so weggekehrt...SChwub aus ende.
Das fand ich schade :( Ich hab schon nach dem entsprechenden Hinweis gesucht, dass das Schiff, das sonstwie schick aussieht, mit keinem Bekannten der Völker identisch ist und man deswegen dazu bewegt wird, genauer in nachfolgenden Episoden nach des "Pudels Kern" zu suchen :-) Aber so hab ich nur feststellen müssen, dass es da eine kleine Lücke gibt, gleich am Anfang

2.Kann sein, dass das auch noch später kommt (gild dasselbe), aber es wäre schon ein feiner Zug gewesen, wenn du dem geneigten Leser verraten hättest, woher der gute Gabriel, der nun den absolut einfallsreichen Namen Sklave trägt, herkommt :)
Aber wie gesagt, wenn das später nochmal auftaucht, sind meine Beschwerden als gegenstandslos anzusehen.

Ansonsten lesen sich deine Schriften hervorragend und erwecken den Anschein, dass du tattäglich nichts besseres zu tun hast, als zu testen, wie man am besten Schreibt. :wink:

Um es mit den Worten eines anderen Members zu sagen:

KLasse, weiter so!

Mfg Merlin
AMD Athlon 64 3400+
GeForce 6600LE (256MB DDR RAM)
1024 MB DDR Arbeisspeicher
250 GigB Samsun SATA Platte
NFoce4 BOard
Sound Blaster 24bit 5.1 HD

....

UNd X³ ruckelt dennoch :-(
Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

@ Merlin4711:

Erstmal: omti kann hier schreiben soviel bzw sowenig er will!

:P


UND:

Die "Fremden" hast du bereits kennen gelernt, jedenfalls ein paar davon.


;)
XT-Fan-Story von mir:

- DRACHENLAND (fertig)
James T.
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Post by James T. »

@Merlin4711;
Ich bin's schon wieder ;-) Keine Sorge, das wird alles erklärt. Das mit dem Boronen und dem unbekannten Besuch wirkt ein bisschen konstruiert. Man hätte vielleicht sagen können, um was für eine Rasse es sich gehandelt hat. Ich habe nämlich erst gedacht, es wäre vielleicht eine unbekannte Rasse. Dann wäre es aber sicher nicht so kurz abgehandelt worden.

@Alexander-JJ
Super ! (Pflichte Omti bei ;-)) Ich habe gestern alles auf einmal gelesen, und hatte eigentlich gehofft, heute wäre der nächste Teil da...

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Alexander-JJ
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Joined: Sat, 28. Feb 04, 15:18
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Post by Alexander-JJ »

KAPITEL 17

# Sternensystem: Grüne Schuppe
# Status: Teladi Kolonie im Aufbau
# Datum: 12 / 744

Leise Musik ertönte aus kunstvoll verzierten Lautsprechern, verwob sich perfekt mit dem gedämpften Licht um naiven Wesen eine friedliche Scheinwelt vorzugaukeln, die es im knallharten Geschäft der Händlergilde nicht gab.
Das Gästezimmer von Ignaz Gavin war sehr luxeriös eingerichtet. Es passte wie die Musik und das künstliche Licht perfekt zu einem erfolgreichen Händler der Argonischen Föderation. Ignaz Gavin war dem Argonischen Wissenschaftskorps seit sieben Jazuras ein verlässlicher Partner. Seine Kontakte zu den Piraten hatten es Mariana Sigert ermöglicht ihren Bruder Gabriel aus dem Besitz des Silbernen Prinzen freizukaufen.
Ignaz Gavin war nicht nur ein gebildeter sondern auch ein sehr gefährlicher Mann. Er war kein Mitglied des Sakra-Syndikats. Aber er war reich genug um immer ein geachteter Ansprechpartner und begehrter Handelspartner für die Piraten zu sein. Rein rechtlich gesehen tat Ignaz Gavin fast nie etwas Illegales. Schon allein deshalb war er ein verlässlicher Partner für das Argonische und Boronische Wissenschaftskorps. Skandale konnten sich die Forscher nicht leisten da ihre ganze Arbeit mit Steuergeldern finanziert wurde und sie darüber hinaus auf private Spenden angewiesen waren.
„Meine Liebe, dies ist meine neueste Erwerbung."
Ignaz breitete auf dem kunstvoll verzierten Tisch eine Seekarte aus. Es war offensichtlich ein antikes Stück. Mariana schätzte das Alter der Karte auf mindestens 400 Jazuras.
„Ich habe diese antike Karte von Patsy, der Piratenbraut von Piratenboss Red-Duke, für neunzigtausend Credits erworden. Sie hatte sie von einem Teladi-Priester einer seltsamen Sekte erworben. Angeblich zeigt diese Karte das Östliche Archipel auf der Welt Russ im Life-of-the-Sea-System."
Ignaz sah verträumt auf die Karte.
„Schön und gut, Ignaz, aber... ?"
„Sieh dir diese Markierungen an."
Ignaz deutete auf mehere sehr genau eingezeichnete Koordinatenpunkte. Mariana erkannte die Umrisse eines uralten Kraters. Der Rand des Kraters bildete die fast kreisrunde Inselkette. Einige der Inseln waren mit roter Farbe markiert.
„Die ist das Shiva-Meer, dies sind die Yog-Sothoth-Zähne und dies hier ist der Therac, der Hort der Grossen Bestie. ... Keine Bange, Mariana, ich habe einige Nachforschungen anstellen lassen. Diese Karte ist keine billige Fälschung. Sie stammt zweifelsfrei aus dem 22ten Heiligen Zyklus der Paraniden. Ich denke die Karte ist echt."
Mariana nickte. Sie kannte Ignaz Gavin nun schon seit einige Jazuras und hatte gelernt ihm in gewissen Grenzen zu vertrauen.
„Was willst du, Ignaz?"
„Ich verlange keine Credits für diese Karte. Alles was ich will ist ein Anteil an dieser Expedition. Ich will mitfliegen und an dieser Entdeckung teilhaben. Bedenke, die Nori-Brin gehört sowieso mir. Aber ich will euch nicht gegen euren Willen begleiten."
„Das ist eine Boronenexpedition, Ignaz. Wer weiss? Vielleicht finden wir nur ein paar Seepferdchen oder so etwas. Grossen Profit kannst du nicht erwarten."
„Das ist auch nicht nötig." , winkte Ignaz ab. „Ich will Ruhm. Hier draussen in den Neuen Sektoren zählt Geld nicht so viel wie in der Gemeinschaft. Noch nicht. Hier zählen Ansehen, Ruhm und ganz simpel der Bekanntheitsgrad. Mit einer grossen wissenschaftlichen Entdeckung im Rücken werde ich bekannt und berühmt werden."
„Na schön. Du bist dabei. Herzlich Willkommen in unserer Truppe, Ignaz Gavin."
Der superreiche Händler strahlte übers ganze Gesicht. In seinen Gedanken sah er sich wahrscheinlich schon als den grössten und selbstlosesten Förderer der Wissenschaft oder so etwas in der Art an. Mariana war sich da nicht so sicher. Händler wie Ignaz Gavin konnten auch ganz schnell sehr tief fallen.
Aber das würde nicht heute oder morgen passieren. Für diese Expedition hatte sie soeben einen wertvollen Mitstreiter gewonnen. Das allein zählte.

# # #

Weit entfernt von der im Aufbau befindlichen Hauptkolonie von Grüne Schuppe robbten dreihundert Teladi durch knietiefen Schlamm. Sie waren mit Kampfweste, Lasergewehr und verschiedener Ausrüstung behangen. Einige der Teladi gaben bereits nach fünfzig Metern auf. Im Grunde war das Ganze eine traurige Vorstellung.
„Na, wenigshstensss sssehen dasss die Sssöldner und Piraten nicht. Beim Brüllwürfel, dasss wäre ein Sspass für die Sssplit geworden."
Generalin Sshaka stand neben der soeben gewählten Verwalterin von Ianamus Zura, neben Inalamas Samolodes Sumirasos VII. Seit nunmehr sechs Mazuras regierte Sshaka praktisch alle Teladi-Kolonien der Neuen Sektoren. Es war nicht leicht die oft sehr merkwürdigen Wünsche der Generalin zu erfüllen. Vor allem diese militärischen Übungen und Manöver waren für die Ianamus-Zura-Teladi etwas völlig Neues. Die zierliche und relativ junge Frau blickte die alte Generalin fragend von der Seite an.
„Wie meint ihr dasss, oh Kollege Sshaka?"
Generalin Sshakas Handbewegung schloss die übenden Teladi, die schlammigen Hügel, den nahen Dschungel, die vielen Sümpfe und den ganzen Planeten ein.
„All dasss hier ishst nicht für den Krieg gemacht. Aber Krieg werden wir führen müssen, wenn wir die Neuen Sssektoren unter unshsere Kontrolle bringen wollen. Und zwar ssschnell! ... Tsshhh! ... Die letzten zehn Mazurasss hatten wir Glück. Dashs wird nicht ssso bleiben. Wir müshsen bereit sssein unshsere Welten zu verteidigen."
Sumirasos stellte fragend die hellgrüne Stirnschuppe auf, bekam aber keine weitergehende Antwort. Krieg gab es auf Ianamus Zura seit vielen hundert Jazuras nicht mehr. Selbst Kriminalität, Schmuggel und Korruption hielten sich in Grenzen. Insgesamt war der Planet reicher, politisch stabiler und dichter besiedelt als die meisten Welten der Gemeinschaft. Bisher hatte Ianamus Zura allerdings eine abgeschiedene Existenz gehabt. Damit war es jetzt endgültig vorbei. Ein Teil von Sumirasos bedauerte diese Entwicklung. Vielleicht waren die letzten zehn oder zwölf Jazuras wirklich die ruhige Phase vor dem alles vernichtenden Sturm gewesen. Andererseits hatte sie keine Ahnung vom Militär. Sumirasos hoffte das Sshaka wusste was sie tat.
„Wasss habt ihr jetzt vor, oh Kollege Sshaka?" , fragte sie schliesslich geradeheraus.
„Wir haben unsss von den Piraten getrennt. Sie fliegen nach Ssschatszskammer weiter, wir nach Neuer Verdienshst. Ich hatte gehofft dasss sssich Teladi-Männchen alsss beshsere Krieger erweishsen alsss die Teladi der Gemeinssschaft. ... Tsh ... Leider habe ich mich geirrt. Aber wir werden dennoch ein paar Hundert von ihnen mitnehmen. Immerhin sssind sie ssstärker als wir und kennen sssich in der Wildnisss beshser ausss."
Sumirasos behielt für sich was sie von dieser ganzen Expedition hielt. Sie lebte nun schon einige Zeit auf Ianamus Zura und wusste wie unkriegerisch die Teladi-Männchen waren. Sicher waren sie etwas stärker als die Weibchen, aber das allein machte weder gute Arbeiter noch gute Fährtenleser aus ihnen. Auf den beiden zur Kolonisation vorgesehenen Planeten im System Neuer Verdienst würden sich diese Teladi fremd fühlen.
Das interessierte die alte Generalin allerdings nicht. Dies war die grösste Teladi-Expedition seit langer Zeit und der CEO selbst hatte ihnen seinen Segen gegeben. Die letzten fünfzehn Mazuras waren eine einzige Glückssträne für die Teladi gewesen. Doch all das nutzte nichts, wenn sie die Expedition nicht zu einem erfolgreichen Abschluss brachten. Sie waren sozusagen zum Erfolg verdammt. Entweder sie erwirtschaften sagenhaften Reichtum oder sie brauchten sich wie der verdammte Grossohn des CEO nie wieder bei den Teladi blicken lassen.



Fortsetzung folgt ...

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omti
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Alexander-JJ
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KAPITEL 18

# Sternensystem: Life of the Sea
# Status: unerforschtes Gebiet
# Datum: 01 / 745

Mit ohrenbetäubenden Lärm liess der Sturm unaufhörlich kleine Pflanzenteile, Dreck und Steinchen auf die Trümmer der uralten Station prassen. Jede vernünftige Kommunikation war unmöglich und jedes ungeschützte Wesen wäre von dem Hagel auf der Stelle durchsiebt worden. Nur die schweren Umweltanzüge verhinderten den Tod der vier Wesen.
Während der letzten fünf Wozuras hatten die boronischen und argonischen Wissenschaftler den Planeten Russ im Life-of-the-Sea-System gründlich vermessen. Die uralte Karte von Ignaz Gavin hatte ihnen dabei wertvolle Hilfe geleistet. Sie wussten jetzt wie das Östliche Archipel über und vor allem unter Wasser aussah. Erstaunlicherweise gab es auf einer alten Küstenlinie, knapp dreihundert Meter über dem Wasser, eine uralte boronische Forschungsstation. Die Station stammte vermutlich noch aus den Zeiten vor der Boron-Schlacht. Daro-Hi hatte aber keine Aufzeichnungen darüber in den Datenbanken des boronischen Wissenschaftskorps finden können. Trotzdem waren die Forscher aufgebrochen um diese Basis zu untersuchen.

Die kleine Gruppe bahnte sich mühsam den Weg durch die verdrehten Stahlteile der Station und verfluchte dabei den Sturm, der hunderte Meter über ihnen mit Urgewalt tobte. Der Anführer der Gruppe gab schliesslich auf und hob eine Hand. Die anderen Mitglieder der Gruppe untersuchten sorgfältig den Boden und liessen sich dann an Stellen nieder die sie für sicher hielten. Der unaufhörliche Hagel kleiner Steinchen und Pflanzenteile zerrte an ihren Nerven.
„Du hast den Schneidbrenner, Gabriel!" , brüllte der Anführer. „Du musst uns einen sicheren Unterstand bauen. ... Bitte!"
Missmutig wuchtete sich der Angesprochene wieder hoch und bekann mit seinem tragbaren Schneidbrenner eine Art Höhle in die verdrehten Trümmer der Basis zu schneiden. Die anderen sassen einfach nur da und hielten Ausschau nach dem Sturm, der über ihnen tobte. Aber die Lampen der Umweltanzüge spendeten nur wenig Licht. Über ihnen war nichts als die endlose, wirbelnde Plankton-Dreck-Schneemasse.

Sie alle warteten voll Ungeduld darauf das Gabriel den Unterstand fertigstellte, aber keiner machte Anstalten ihm zu helfen. Gabriel riss mit der Greifklaue die abgetrennten Stahlstücke heraus und vergrösserte so die entstehende Höhle. Der bläuliche Schein des Schneidbrenners zeichnete flackernde Lichter an die geborstenen Wände der zerstörten Station. Das flackernde Licht enthüllte verdrehte Skulpturen und verschwasche Reliefs. Die ehemaligen Bewohner der Station hatten zahllose Zeugnisse ihres künstlerischen Schaffens hinterlassen. Gabriel war sogar der Ansicht das diese Boronen mehr Künstler als Forscher gewesen waren. Laut Daro-Hi und seiner Schwester Mariana konnte das nicht sein, aber Gabriel wusste was er sah. Ungefragt kam ihm der Jade-Anhänger von Nena in den Sinn. Dieser Anhänger hatte verblüffende Ähnlichkeit mit den kleineren Skulpturen, die überall in der Basis herumlagen.

Daro-Hi, der boronische Wissenschaftsethiker bemühte sich ganz ruhig zu bleiben. Das war nicht so einfach, denn Ignaz Gavin starrte ihn unentwegt an. Der reiche Händler aus der Argonischen Föderation unterstützte diese Expedition nachdem sie den Teladi-Konvoi verlassen hatten. Die Teladi waren ins System Neuer-Verdienst weitergeflogen.
„Was suchen wir eigentlich?" , brüllte Ignaz Gavin zu Daro-Hi hinüber.
Der Borone hob seine Tentakel um anzuzeigen das er nichts verstanden hatte. Nach etlichen Mizuras war Gabriel endlich mit seiner Arbeit fertig. Die vier Wesen zwängten sich in die kleine Höhle hinein. Dabei rempelten sie sich gegenseitig an. Aber das improvisierte Dach der Höhle bot ausreichend Schutz gegen den Sturm über ihnen. Allerdings lag die Sichtweite jetzt praktisch bei Null.
„Was haben sie gesagt?!" , dröhnte es in Ignaz Gavins Ohren.
Irgendwie war die Intercomverbindung wieder funktionstüchtig. Vielleicht lag es an dem leitfähigen Material der Höhle oder an der uralten Technik selbst, die immer mal wieder ausfiel. Daro-Hi war jedenfalls froh wieder eine Direktverbindung zu Ignaz Gavin und den anderen zu haben. Solche Expeditionen waren eigentlich nichts für einen ängstlichen Boronen.
„Ich meinte, was suchen wir hier draussen eigentlich?"
„Die Saa-Russ, oh gütiger, grosszügiger und haariger Argone."
Eine Greifklaue rempelte Daro-Hi an. Er wusste nicht wer ihn gestossen hatte. Möglicherweise war es nicht einmal Absicht gewesen.
„Ich denke die haben hier gelebt?"
„Ja." , antwortete Daro-Hi. „Hier leben die Saa-Russ, die legendären boronischen Seedrachen. Wir müssen sie nur noch finden. Aber das ist nur eine Frage der Zeit, oh grossherzige Argonen. Für uns Boronen sind diese Wesen äusserst wichtig. Sie sind mehr als nur Glücksbringer, sie sind Heilige Geschöpfe und eine Art Heldenkrieger aus unserer dunklen Urzeit. Sie zu finden, sie real vor sich zu haben, wäre das grösste Glück, das ein Wissenschaftsethiker erschmecken kann. Für mein ganzes Volk wäre es ein nie dagewesenes ... ."
„Pah! Der weiss auch nichts!" , meinte Kapitän Icaza und schnitt dem Boronen mit einer Geste das Wort ab. Gabriel zuckte mit den Schultern obwohl er sich bewusst war, das die Geste in dem Umweltanzug keinen Sinn machte. Niemand konnte es sehen. Es war ihm egal. Der Borone hatte sie sehr gut dafür bezahlt, das sie ihn und seine Kollegen auf die abgelegene Welt brachten. Für ihren Vertrag war es komplett unwichtig ob es diese Märchenwesen gab oder nicht. Aber für Ignaz Gavin war es nicht unwichtig. Er wollte berühmt werden, am besten als grösster privater Föderer der Wissenschaften.
„Wo sind sie denn dann, diese Seedrachen?" , brüllte Gabriel so laut er konnte.
„Das können wir erst feststellen, wenn der Sturm vorübergezogen ist, oh ungeduldiger aber dennoch lustiger und haariger Gabri-El."
„Keine Sorge." , antwortete Icaza. „An Bord der Nori-Brin haben wir genug Ausrüstung und auch noch zwei starke Kerle die uns zur Not helfen können."
Die Männer verfielen wieder in tiefes Schweigen. Der Sturm über ihnen tobte ungebrochen weiter. Aus Erfahrung wusste Gabriel das sie hier noch eine Weile festsitzen würden. Er klopfte Kapitän Icaza auf die Schulter und bedeutete ihm sich noch mehr zu ducken. Auch Ignaz Gavin und Daro-Hi rückten näher zusammen.
„Was für ein verfluchtes Dreckswetter." , murmelte Gabriel.
Während sich die vier Männer tiefer in die Höhle duckten prasselten weiter unglaubliche Massen an Pflanzenteilen und Dreck auf die Station nieder, so als wolle der Sturm die Ruinen auf der Hauptinsel des Östlichen Archipels vor den Blicken der Sterblichen verbergen.

# # #

Der Frachter der TL-Mammut Klasse namens Nori-Brin war ein mittelaltes Schiff das zur Hälfte Kapitän Icaza und zur anderen Hälfte einem halben Dutzend Banken gehörte. Da Icaza in letzter Zeit wieder Profit erwirtschaftete, sahen die Banken von einer Pfändung ab. Das konnte sich natürlich jederzeit ändern.
Das Schiff selbst war gute 650 Meter lang und massiv gebaut. Eine grosse Raketenlafette und fünf Schutzschilde der 125-MW Klasse sorgten für den notwenigen Schutz. In seinem grossen Hangar standen zwei TS-Transporter, zwei M5-Discoverer und zwei M4-Buster. Diese Schiffe gehörten der Wissenschaftsgruppe aus Argonen und Boronen, die die Nori-Brin für einen Flug in die neuen Sektoren gechartert hatten.

# # #

Im Mannschaftsraum der Nori-Brin warteten einige Besatzungsmitglieder auf die Rückkehr ihres Kapitäns. Er war mit dem Händler Ignaz Gavin, Gabriel und diesem Boronen zur Oberfläche dieses unbekannten Planeten aufgebrochen. Die Scans vor der Landung hatten nichts ungewöhnliches ergeben, wenn man einmal davon absah, das diese Welt geologisch extrem aktiv war. Es gab auf diesem bisher unerforschten Planeten fast nur Ozeane. Die wenigen Landmassen waren von hohen Vulkanen oder dichtem Dschungel bedeckt.
Dennoch bedeckten gewaltige Polkappen aus Wassereis gut ein Drittel der Oberfläche. Immerzu prallten kalte und warme Luftschichten zusammen und erzeugten Stürme von bisher unbekanntem Ausmass.
Das es auf dieser Welt hochentwickeltes Leben geben sollte, wurde von praktisch allen Wesen an Bord der Nori-Brin bezweifelt. Nur der Borone hielt an diesen Vorstellungen fest. Seit er Gabriels Jadeanhänger gesehen hatte, der angeblich diese Seedrachen zeigte, war Daro-Hi davon überzeugt das es ganz einfach war mit den Saa-Russ in Verbindung zu treten. Niemand an Bord wusste wie er das bewerkstelligen wollte.

„Mann ... das dauert und dauert ja mal wieder." , murmelte Frank aus seiner Koje.
Skeptisch betrachtete Marquise den halbzerstörten Edelstein. Bei Licht betrachtet sah er gar nicht besonders schön aus. Intakt wäre ein solcher Edelstein sicherlich eine Menge Credits wert.
„Dein Plan funktioniert niemals, Cullen."
Sie sah dem dunkelhäutigen Mann direkt in die Augen. Cullen war nicht gerade mit viel Intelligenz gesegnet. Er glaubte tatsächlich, das man die Edelsteine reparieren und dann gewinnbringend verkaufen konnte. Aus irgendeinem Grund, der für Marquise unersichtlich war, begriff er nicht, das es im ganzen Teladigebiet niemanden gab, der billigen Ramsch für gute Credits haben wollte. Zudem stellten die Ramschfabriken der Paraniden derartigen Müll tonnenweise her.
„Es kann klappen." , murmelte Cullen.
Nervös fummelte er an den Edelsteinen und Goldbrocken, die vor ihm auf dem Tisch lagen, herum. Dann hielt er plötzlich inne und starrte Marquise an.
„Er wird doch nicht kommen, oder?"
„Nein, er kommt nicht."
Marquise rollte mit den Augen. Cullen war einst Kampfpilot in Red-Dukes Banditenarmee gewesen. Seit dem gewaltsamen Tod aller seiner Staffelkameraden bei einem Gefecht mit argonischen Kampfschiffen wurde er von der Wahnvorstellung verfolgt das es ein namenloser Held auf ihn abgesehen hätte.
„Nein, er kommt. Ich weiss es. Brennan holt mich ... und ... und Danna auch!"

Cullen nickte um sich seine eigene Schreckensvision zu bestätigen. Seine Hände begannen wieder nervös an den Edelsteinen herumzufummeln. Er erkannte das die Edelsteine nur nutzloser Müll waren. In einem plötzlichen Wutanfall packte er sie und schleuderte sie gegen die Schottwand. Ein paar der Steine prallten von der Wand ab und trafen die oberste Koje.
„Cullen, du verdammter Idiot!" , brüllte Frank.
Franks verschlafen aussehendes Gesicht erschien über dem Rand der Koje. Die Augenimplantate gaben ihm ein fremdes und unnahbares Aussehen. Dabei konnte Frank auch ganz normal sein, wie Marquise aus Erfahrung wusste. Jedenfalls normaler als der verrückte Cullen oder der alte Kapitän.
„Wir haben nichts!" , brüllte Cullen zurück. „Keinen Lohn, keine Prämie, keine Credits!"
„Ja, ja, Cullen."
„Was machen wir hier draussen eigentlich? Häh? Hier gibt es nichts! Ich will nicht hier draussen sterben. Wer weiss ob nicht doch noch ein paar Xenon hier sind? Oder Kopfgeldjäger? Nein, nur für ein paar kaputte Edelsteine will ich nicht sterben. Soll sich doch Icaza den Hintern für diese Wissenschaftlerbande wegschiessen lassen. Ich nicht! Nein, ich nicht!"
„Schon gut, Cullen ... ."
Franks Wut war verraucht. Sie alle litten unter der Enge des alten Frachters. Zudem waren sie noch nie dermassen lange zusammen auf Fahrt gewesen. Langsam aber sicher brannten ihnen allen die Sicherungen durch.
„Du hast gut reden, Frank. Du bekommst den Standardlohn. Aber ich ... ."
„Schluss jetzt!" , sagte Marquise. „Wir alle sind leer ausgegangen. Aber das wird nicht so bleiben. Immerhin arbeiten wir jetzt ganz offiziell für das Argonische Wissenschaftskorps. Es werden weitere Aufträge kommen, weitere Fahrten und viele Credits für uns."
Cullen und Frank sahen sie jetzt böse an. Mariana Sigert war nicht nur eine reiche sondern auch eine ausgesprochen geizige Wissenschaftlerin. Ausserdem war Kapitän Icaza bereits das zweite Mal in dieser Wozura völlig betrunken in seine Koje gewankt. Ob das Argonische Wissenschaftskorps sie wirklich weiterbeschäftigte stand in den Sternen.
„Nun gut." , meinte Frank.
Er rollte sich in seine Koje zurück und Cullen begann wieder an den zerstörten Edelsteinen herumzufummeln. Beide Männer taten so als wäre nichts weiter geschehen. Für Marquise war das so in Ordnung. Ihr war alles recht solange nicht dieser Zwerg Medall auftauchte. Der Gnom hätte es glatt fertig gebracht und Cullen getötet. Marquise wollte wirklich nicht dabei sein, wenn Cullen sein Konto bei Medall überzog und den Zorn des Mutanten herausforderte.



Fortsetzung folgt ...

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KAPITEL 19

# Sternensystem: Neuer Verdienst
# Satus: unerforschtes Gebiet
# Datum: 01 / 745

Zwei Transporter der TS-Geier Klasse donnerten über das hastig errichtete Landefeld hinweg. Sie hatten Nachschub, Treibstoff und Nahrungsmittel für die gut zweitausend Teladi und die fünfhundert Söldner gebracht.
Die beiden schweren Raumschiffe wurden von relativ gut ausgebildeten Piloten geflogen. Jedoch war die Navigation in einer Atmosphäre immer schwieriger als im Weltraum. Starke Fallwinde zerrten an einem der TS-Geier. Die Piloten gaben mehr Schub auf die Triebwerke, senkten das Schiff mühevoll zur Oberfläche hinab und ... In diesem Augenblick liessen die Fallwinde plötzlich nach. Der TS-Geier, dessen Triebwerke auf Vollast liefen, schoss steil nach oben, direkt auf den zweiten Transporter zu.
Da die Schutzschilde wegen der Landeoperation noch immer abgeschaltet waren, prallten beide Schiffe mit voller Wucht zusammen. Stahl schabte mit markerschütterndem Kreischen über Stahl. Beide Transporter gerieten ausser Kontrolle und stürzten ab. Die Erschütterungen beim Aufprall waren bis zum Camp zu spüren.
Die Rettungskräfte des Camps Profitgier waren augenblicklich zur Stelle, löschten die vielen kleinen Brände und bargen die Überlebenden aus den beiden völlig verdrehten und zerschmetterten Wracks. Anscheinend hatte es diesmal keine Toten gegeben. Beim letzten Unfall dieser Art, der sich vor vierzig Stazuras ereignet hatte, hatte es dutzende Tote gegeben. So langsam begannen einige der Ianamus-Zura-Teladi diese Unfallserie als böses Omen anzusehen.

# # #

Camp Profitgier war die erste Kolonie der Teladi auf dem grösseren der beiden Planeten des System. Der Einfachheit halber war er Alpha genannt worden. Irgendwelche hochrangigen Manager der Teladi-Company würden sich später einen passenderen Namen für die Welt ausdenken.

Auf Beta, dem zweiten zur Kolonisierung vorgesehenen Planeten, gab es noch kein Camp. Dort sah der Kolonisierungsplan vor eine ausgediente Teladi-Raumstation zu landen und somit sozusagen eine fertige Kolonie zu etablieren. Später würden vier Arbeitslager errichtet werden, zwei pro Planet.

Alpha und Beta waren äussert rohstoffreiche Welten. Hier gab es Erz, Silizium, allerlei Schneckenarten, Argnuarten und seltene Pilzarten im Überfluss. Zudem lagerten tief unter der Oberfläche dieser Welten viele exotische Rohstoffe, die man sicherlich eines Tazuras zu Wahnsinnspreisen an die anderen Völker der Gemeinschaft verkaufen konnte.
Alpha war eine reine Wüstenwelt, während Beta eine Eiswelt war. Die Lebensbedingungen auf beiden Planeten waren hart. Aber die Teladi waren schon mit weitaus schlimmeren Herausforderungen fertig geworden. So glaubten sie zumindest.
Die meisten an der Expedition beteiligten Teladi waren sich jetzt schon sicher das sie das Geschäft ihres Lebens gemacht hatten. Es wurde sogar darüber spekuliert ob die Generalin Sshaka für diesen grossen Erfolg einen ständigen Sitz im Regierungsrat der Teladi erhalten würde. Soweit war es allerdings noch nicht.

# # #

Generalin Sshaka war äusserst zufrieden mit dem Beginn der Kolonisierung. Von einigen fanatischen Split und einem hässlichen Zwischenfall im Arbeitslager Alpha des Zwei-Welten-Systems abgesehen hatte es keinerlei Widerstand gegeben. Obwohl der Teladi-Geheimdienst seine Zweifel hatte, es sah jetzt so aus als gäbe es tatsächlich keine Xenon mehr. Die letzten Maschinenwesen waren von den Split im System Cho´s Niederlage vernichtet worden. Dieser Spuk war also tatsächlich vorüber. Generalin Sshaka zischelte vergnügt vor sich hin.
Blieb nur diese schreckliche Unfallserie. Aber mit solchen Rückschlägen musste man bei einem so grossen Koloniesationsunternehmen rechnen. Mit irgendwelchen bösen Vorzeichen hatte das nichts zu tun. Eher mit schlecht ausgebildeten und / oder unmotivierten Piloten. Generalin Sshaka nahm sich vor die Piloten noch härter zu drillen.

Hinter ihr und ihrer Leibwache landeten zwei weitere Transporter. Die TS-Geier hielten grösseren Abstand zueinander als die gerade abgestürzten Schiffe. So konnten sie deren Schicksal entgehen. Dennoch wäre es fast erneut zur Katastrophe gekommen als die Fallwinde einen der Transporter kurz vor der Landung um mehrere Meter zur Seite drückte.
Die beiden TS-Geier brachten die auf Ianamus Zura angeheuerten Billigarbeiter auf diese Welt. Viele der unwissenden Ianamus-Zura-Teladi waren sogar Männchen und damit für die harte Arbeit auf einer Grenzwelt viel besser geeignet. Das sie von ihren raumfahrenden Artgenossen missbraucht wurden, hatten diese naiven Teladi noch nicht erkannt. Für die Ianamus-Zura Teladi war es eine Selbstverständlichkeit zu helfen. Für die Teladi der Gemeinschaft war es eine Selbstverständlichkeit alles und jeden auszubeuten. Profit bedeutete Leben. Eines Tages, da war sich Generalin Sshaka sicher, würden das auch die Ianamus-Zura-Teladi begreifen.

# # #

Im Orbit des Planeten Alpha des Neuer-Verdienst-Systems verliessen die letzten Schiffe der Piraten das provisiorische Ausrüstungsdock der Teladi. Sie hatten hier ihre Schiffe ein letztes Mal gründlich warten und mit den neuesten internen Komponenten ausstatten lassen. Jetzt machte sich die kleine Flotte auf den Weg zum System Schatzkammer, dem neuen Hauptsystem des Sakra-Syndikats. Nur der Silberne Prinz blieb mit seiner Leibwache auf dem Ausrüstungsdock zurück.
Der fettleibige Piratenboss musste sich jetzt um viele Dinge persöhnlich kümmern, die er früher seinem persöhnlichen Sklaven Gabriel überlassen hatte. Insgeheim verfluchte er den Tag an dem er Gabriel an diese seltsame argonische Wissenschaftlerin verkauft hatte. Andererseits war es ein sehr gutes Geschäft gewesen.
Prinz Philipp Phildoph verliess den Hangar, tief bedrückt von seinen eingebildeten Herrscherpflichten und argwöhnisch beobachtet von den Sicherheitsleuten der Teladi-Company.



Fortsetzung folgt ...

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omti
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Alexander-JJ
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KAPITEL 20

# Sternensystem: Neuer Verdienst
# Satus: unerforschtes Gebiet
# Datum: 02 / 745

Auf Koloniebasis Gamma des Neuer-Verdienst-Systems lief alles seinen gewohnten Gang. Die Experten an Bord hatten schon einige solcher Koloniebasen auf Planeten verankert und diesmal wurden sie sogar von einer ganze Teladi-Flotte dabei unterstützt. Nichts konnte schiefgehen. Im Grunde war das alles leicht verdientes Geld.
Einige Nicht-Teladi waren ebenfalls an Bord der Koloniebasis. Sie würden die Basis vor deren Landung verlassen müssen aber bis dahin waren sie gern gesehen Kunden. Fast kein Teladi würde sich die Chance auf zusätzlichen Profit entgehen lassen.

Im Quartier 92-Gamma angekommen starrte Kalman verwundert auf die beiden Sicherheitsbeamten. Er hoffte das es mit der bevorstehenden Räumung der Basis oder der Trennung von Piraten und Teladi zu tun hatte und nicht mit ihm. Eigentlich hatte er hier seinen Kontaktmann treffen sollen. Duval hatte ihm versprochen einen Experten für antike paranidisch-teladianische Papierkarten mitzubringen. Doch wie es jetzt aussah wurde nichts aus dem Treffen. Kalman setzte sein bestes Lächeln auf und sah dem Argonen direkt in die Augen. Wahrscheinlich war das ein Söldner.
„Verzeihung, aber das ist mein Quartier." , stellte er fest und trat durch die offene Tür. „Haben die verehrten Sicherheitsoffiziere ein Problem mit mir?"
Er schloss die Tür hinter sich.
„Kann ich ihnen irgendwie weiterhelfen?"
Der Teladi, wahrscheinlich ein Offizier, zupfte sein Uniformhemd zurecht.
„Sssie sssind Kalman, Vertreter und Unterhändler desss berüchtigten Piraten Prinz Philipp Phildoph?"
Kalman setzte seine Reisetasche ab. Seine Tarnung war ganz offensichtlich aufgeflogen. Bisher hatten die Teladi mit den Piraten zusammengearbeitet. Das schien jetzt vorbei zu sein. Vielleicht war Generalin Sshaka zu dem Entschuss gekommen das die Piraten nicht mehr nützlich wären. Sein Treffen mit seinem Kontaktmann und dem Experten konnte er definitiv abschreiben. Er wandte seinen Blick von dem schweigendem Argonen zu dem Teladi.
„Ich bin Kalman. Stimmt etwas nicht?"
„Gibt esss einen Grund, dasss etwasss nicht ssstimmen könnte?"
„Nein, keineswegs. Ich will keine Schwierigkeiten."
„Haben sssie irgend etwasss getan, dasss sssie in Ssschwierigkeiten bringen könnte?"
Kalman merkte das sein Lächeln keinen Eindruck bei dem Sicherheitsmann machte und begann einen entsetzten Gesichtsausdruck aufzusetzen. Seine drei Augen zuckten nervös hin und her. Aber auch das schien keinen Eindruck zu machen.
„Nein, Sir. Wie kann ich ihnen behilflich sein?"
Der Teladi zog einen Compblock aus einer Seitentasche seiner Uniformhose. Er tippte etwas ein, trat beiseite und zeigte auf einen etwas zwei mal einen Meter breiten Schacht im Fussboden. In dem vielleicht zwanzig Zentimeter tiefen Schacht langen zwei schwere Prototypen-M/AM-Minen, ein Blastergewehr, eine Minirailgun und mehere Datenchips. Ausserdem lagen in dem Schacht Ausdrucke einer antiken Papierkarte und Übersichtskarten eines Tempelgeländes. Duval hatte offensichtlich ein paar Sachen für ihn zurückgelassen. Irgendwie mussten die Sicherheitsleute darüber gestolpert sein.
„Gehört dasss ihnen?"
Kalman liess sich auf die Knie fallen und tastete nach dem Rand des Schachts.
„Bei Xayon! Da ... Das sind ja M/AM-Minen! ... Prototypen!"
Der Teladi verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah ihn ungnädig an. Sein argonischer Begleiter trat direkt neben ihn.
„Sssie behaupten davon nichtsss gewushst zsu haben?"
Kalman schob die rechte Hand unter seine Jacke und zog den schmalen Dolch hervor. Er öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, dann stiess er seine zur Faust geballte Linke in den Magen des Argonen. Als sich der Söldner zusammenkrümmte, glitt die dreissig Zentimer lange Klinge durch seine Brust, traf Herz und Lungenflügel und schleuderte einen Strom warmes Blut auf den neben ihn stehenden Teladi.
Ohne zu zögern griff Kalman nach der Minirailgun und richtete sie auf den vor Schreck erstarrten Teladi. Neben ihm wälzte sich der Argone im Todeskampf auf dem Fussboden umher.
„Die Minen, die Waffen." , brachte der Teladi schliesslich hervor. „Sssie sssind ein Attentäter!"
„Kann schon sein!" , antwortete Kalman.
„Bitte ... bitte nicht!" , wimmerte der Teladi vor lauter Angst.
Kalman schoss dem Echsenwesen ohne Bedauern direkt in den Kopf. Er stand auf und feuerte zwei Schuss auf den Teladi und zur Sicherheit einen Schuss auf den Argonen. Dann wartete er bis sie tot waren und entwaffnete sie. Zusammen mit dem Blastergewehr und den Datenchips verstaute er die Waffen in seiner Reisetasche. Dann zog Kalman die blutbespritzten Sachen aus und wusch sich in der Duschzelle die Hände.
Schliesslich zog sich Kalman saubere Kleider an, nahm seine Reisetasche und verliess das Quartier 92-Gamma. Ein wenig bedauerte er, das er die Prototypen M/AM-Minen zurücklassen musste. Aber das war jetzt nicht mehr zu ändern.

# # #

Dreiunddreissig Mizuras später detonierten die beiden schweren Materie / Antimaterie - Minen, rissen einen Gutteil der Station in einem blendend hellem Feuerwerk auseinander und liessen die noch intakten Sektionen Richtung Beta taumeln.
Irgendwer in der noch unbeschädigten Kommandozentrale der Station versuchte die Taumelbewegung mit Hilfe der Korrekturtriebwerke auszugleichen. Das führte aber nur dazu, das die Station immer mehr schwankte und schliesslich unkontrolliert zu rotieren begann. Die Stützstreben gaben unter dieser extremen Belastung nach.
In Zeitlupe verformte sich die Koloniestation in einen Haufen Schrott, sie zerquetschte sich regelrecht selbst. Viele grauenhafte Mizuras später detonierte der Reaktor der Station, die Schilde brachen flackernd zusammen und die Detonationen sprengten das Wrack schliesslich auseinander.
Dann war da nichts mehr ausser einer sich schnell ausdehnenden Trümmerwolke. Kalman wich mit seiner M3-Prometheus den grössten Trümmern aus und nahm Kurs auf das östliche Sprungtor. Er hatte etwas Zeit herausgeschunden. Aber jetzt musste er sich beeilen bevor sich die Jäger auf ihn stürzten.

# # #

Auf der vereisten Oberfläche Betas hob ein schnee und eisbedecktes Wesen seinen unförmigen Kopf und sah zum Himmel auf. Das Tier sah aus wie eine Mischung aus T-Rex und Godzilla. Eis und Schnee bedeckten seine mit Panzerschuppen bewehrten Rücken und lange Hörner ragten aus seinem Schädel. Das Wesen war mindestens so gross wie ein zweistöckiges Haus. Dennoch hatte es Angst.
Brennende Bruchstücke der Koloniebasis zogen ihre Spuren über den wolkenverhangenen Himmel. Ein Bruchstück stürzte ungefähr sechs Kilometer von dem Wesen entfernt ab. Kurze Zeit später erbebte die Erde.
Ein helles Quaken ertönte aus der Fährte des Monsters. Augenblicklich anwortete ein ihm ein dumpfer, allerdings fast panischer Laut von jenseits der Schneewände. Ein noch grösseres Wesen der gleichen Spezies brach durch den Schnee und schnüffelte vorsichtig in die Fährte hinein. Kurz darauf gurrte das etwas kleinere Monster ebenfalls in die Fährte hinein.

Alles war gut. Das Vatertier schnüffelte vorsichtshalber in alle Richtungen. Seine Spezies hatte keine natürlichen Feinde, aber in Zeiten, in denen brennende Dinge vom Himmel fielen, war Vorsicht angebracht. Doch es gab keine erkennbare Gefahr.
Langsam setzte sich die kleine Familie wieder in Bewegung. Das Jungtier quäke vergnügt aus der Fährte seiner Mutter heraus. Für den Kleinen waren diese brennenden Dinger am Himmel eine willkommene Abwechslung vom öden Einerlei der eintönigen Winterwelt.



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KAPITEL 21

# Sternensystem: Life of the Sea
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# Datum: 02 / 745

„Aber Kapitän... ."
„Er taucht weg!" , schrie Frank.
Icaza spürte das plötzliche Verlangen etwas zu sehen, doch der Monitor zeigte hartnäckig keine Konturen. Er starrte durch das Sichtfenster, aber da draussen war nur endloser Weltraum zu sehen.
„Er weiss, dass wir unten nicht bewaffnet sind," sagte Frank. „Er versucht von unten an uns heranzukommen und uns die Frachträume aufzuschlitzen."
„Yeah! Endlich mal eine neue Idee."
Icaza sah Marquise scharf an. Seine Navigatorin hatte wahrlich Wichtigeres zu tun als sich mit seinem Waffenoffizier zu streiten. Das taten die Beiden so schon oft genug.
„Ok, dann zeigen wir ihnen mal unseren neuen unteren Geschützturm. Medall, du hast Feuerlaubnis."
Der alte TL-Mammut Frachter ruckte als die Gamma-ISEs das Feuer auf den M4-Poseidon eröffneten.
Medall johlte vergnügt: „Ich hab ihn!"
Der Rumpf des Schiffes gab ein dumpfes Wampf von sich, als die Geschosse des Paraniden in die Aussenhaut einschlugen. Einige der Energiegeschosse durchschlugen die geschwächten Schilde und richteten in den Frachträumen Schaden an.
„Hrmpf!", gab Icaza von sich.
„Wo ist dieser verdammte Xaar-Fuzzy?"
„Er kommt von Achtern näher. Gleich feuert er seine Raketen!"
Der Monitor hatte sich zwischenzeitlich entschlossen seinem ursprünglichen Verwendungszweck Rechnung zu tragen und zeigte nun ein verwackeltes Bild des M4-Poseidon.
„Oh-ha! ... Okay! Gebt ihm unsere Raketen zu schmecken!"
Der Rumpf des Frachters gab wieder ein lautes Wampf von sich. Diesmal erzitterte sogar die kleine Kommandobrücke. Die Raketen des Paraniden hatten jedoch nur die Backbord-Aufbauten getroffen.
„Getroffen!", meldete Marquise.
Der Monitor zeigte jetzt ein völlig klares Bild des explodierenden M4-Poseidons. Die Trümmerteile platzten nach allen Seiten weg. Für einen Moment überkam Icaza ein Gefühl der Trauer. Vielleicht zwei lebendige Wesen, vielleicht auch mehr, in einem einzigen Moment ausgelöscht. Er korrigierte sich in Gedanken, keine intelligenten Wesen sondern verblödete Paraniden, im Grunde lästiger Abschaum.
„Alle Stationen melden!"
„Bordschütze hier!"
„Chefmechaniker hat Kopfschmerzen und ne Beule!"
„Navigator hier!"
„Waffenoffizier hier!"
„Wissenschaftler Daro-Hi meldet leichte Schäden an der Laborausrüstung."
Unwillkürlich musste die Brückencrew lachen. Sie hatten einen weiteren Angriff überlebt und das Einzige, worüber sich Daro-Hi Gedanken machte, war seine Forschungsarbeit.
„Nun gut, Leute, das wars. Wir müssen den Frachtraum abdichten und dann ein Bergungsteam auf die Beine stellen. Marquisa bleibt hier auf der Brücke. Wer weiss ob sich unser Geleitschutz nochmal meldet. Gehen wir!"

# # #

Gabriel, dem Kurs des M5-Pegasus folgend, schaltete die Booster ein, strich über das Plateau und dann hinein in das Labyrinth der Berge und Canyons des Asteroiden.
„Er dreht! Richtung null-drei Grad!"
Mariana befand sich in einer beschädigten M5-Discoverer nicht weit über ihm. Ihre leistungstarken Sensoren konnten den Paraniden erfassen. Den ganzen Vormittag hatten sie mit einer Bande von vier Paraniden Katz und Maus in diesem zerklüfteten Gebiet gespielt. Die Paraniden hatten sich als harte Gegner erwiesen. Letztlich hatte die grössere Feuerkraft den Ausschlag gegeben. Drei der Paraniden waren tot und der letzte versuchte gerade vor ihm zu fliehen.
„Dann los!", schrie Mariana.
Gabriel folgte ihren Anweisungen, die sich alle paar Sezuras änderten. Er folgte dem Verlauf eines verwinkelten Grabens, die G-Kräfte pressten ihn in den engen Haarnadelkurven in den Sitz. Der Paranidenscout war viel wendiger als seine M4-Buster, was dem Paraniden einen Vorteil verschaffte.
„Hey, du holst auf, Gabriel."
Er wäre zu gerne nach oben gegangen, heraus aus diesem tückischen Canyon. Aber dann hätte er mit Sicherheit die Spur des Paraniden verloren. Das durfte nicht passieren.
Er aktivierte seine letzte Hummel-Rakete. Aber jetzt ging es nicht anders. Er drückte des Feuerknopf und die Rakete schoss davon. Im selben Augenblick erschien der Paranide keine vierzig Meter vor ihm. Die Rakete schoss harmlos an ihm vorüber und explodierte in der Felswand vor ihm. Ein Schauer von Felssplittern erfasste den M5-Pegasus. Dann war da nichts mehr als Trümmer, Gasblasen und Staub.
„Roter Blinkpunkt verschwunden.", meldete Mariana. „Gute Arbeit, das ist ein bestätigter Abschuss."
Gabriel bremste seine M4-Buster ab und verliess den Canyon. Es war ein Abschuss, aber es würde kein Bergegut geben. Zudem hatte er seine letzte Hummel verbraucht. Alles in allem kein guter Tag.
„Fliegen wir zurück zur Nori-Brin. Für heute reichts."

# # #

Die Beschädigungen waren leichter als Kapitän Icaza gedacht hatte. Nach zehn Mizuras waren die Löcher geflickt und nach weiteren zehn Mizuras der Frachtraum repariert. Medall, ein hässlicher Zwerg mit grauen Augen, sah aus einer Verbindungsröhre auf Icaza und Cullen herab. Besonders Cullen fühlte sich in der Gegenwart des Zwerges nicht recht wohl.
Es gab grauenerregende Gerüchte über dessen Vergangenheit. Sicher stimmte davon nicht mal die Hälfte, aber alle Mitglieder der Crew liessen Medall in Ruhe. Sie hatten es nicht einmal gewagt nach seinem seltsamen Namen zu fragen.
„Ok, die Verbindungsleitungen zu den Backbord Aussenaufbauten sind abgetrennt. Kein Wunder, denn die Aufbauten sind ja jetzt schon gleichmässig über eine Quadratmeile verteilt. Sonst sieht es gut aus. Aber in Grüne Schuppe sollten wir einen Zwischenstop einlegen."
Icaza nickte nur und reichte Medall den Werkzeugkoffer. Je eher der unheimliche Gnom wieder in der Röhre verschwand, umso besser. Ausserdem warteten Ignaz Gavin und Daro-Hi auf seinen Bericht. Sollte sich doch Cullen mit Medall herumärgern. Icaza stapfte ohne ein weiteres Wort in Richtung Schleuse.
„Gib mir den Scanner!"
Medalls linker Arm schoss aus der Wartungsluke hervor, riss Cullen den Scanner aus der Hand und verschwand ebenso schnell wieder. Cullen konnte vor Schreck das Gleichgewicht nicht halten. Mit einem donnernden Poltern riss er im Fallen ein paar Frachtbehälter um.
„Verdammt nochmal, Medall. Du verfluchter Freak hast mich ... ähh."
Ängstlich sah Cullen zur Wartungsluke hinauf.
„Medall?"
„Was denn?" , schrie Medall zurück.
„Das war nicht so gemeint. Du weißt schon, ich... verflucht, ich habe es nicht so gemeint. OK?!"
Medall liess sich gekonnt aus der Verbindungsröhre fallen, schloss die Wartungsluke und sah den immer noch am Boden liegenden Cullen an.
„Hör mir gut zu, Cullen, denn ich sage es heute zum letzten Mal. Vor fünfzehn Jahren habe ich meinen eigenen Vater erwürgt. Er war ein Monster. Erst später habe ich verstanden das er daran nicht schuld war. Wir sind allesamt Mutanten. Jeder von uns hat auf die eine oder andere Art eine Schraube locker. Mein Fluch ist es, ab und zu wirklich hässliche Tobsuchtanfälle zu bekommen. Jähzorn, du verstehst?"
„Da... das wusste ich nicht." , stammelte Cullen.
„Was solls? Merk es dir einfach. Oder geh mir aus dem Weg wie der Rest der Crew."



Fortsetzung folgt ...

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Last edited by Alexander-JJ on Fri, 16. Dec 05, 13:06, edited 1 time in total.
omti
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Aplaus

Post by omti »

Toll, weiter so
Ohne Neugier wäre die Menschheit immer noch in der Steinzeit oder nicht einmal dort!


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