[story] - Drachenland -

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

Moderators: HelgeK, TheElf, Moderatoren für Deutsches X-Forum

Deleted User

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Friede, WOW ich muss ehrlich sagen ich bin beeindruckt :D . Seit wann schreibst du schon Storys :? Deine Geschichte lässt sich sehr gut lesen und was ich am meisten an einer Story schätze: man kann sie auch fühlen :) . Wenn ich dir für die Story 1- 100 Punkte geben müsste währen es auf jeden Fall 97. Die Abzüge gibts nur, weil man nur erahnen kann, wie die einzelnen Kapitel zusammengehören (und später wahrscheinlich in einen einzigen Strom zusammenfließen :roll: ). Deine Story gefällt mir sehr, sehr gut :thumb_up: :thumb_up: .

Weiter so :lol:

MFG To Ni
Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

Deleted User wrote:Seit wann schreibst du schon Storys :?

Danke für das Lob. Ich schreibe schon ein paar Jahre, aber dies ist meine erste wirklich lange Geschichte.

:)
XT-Fan-Story von mir:

- DRACHENLAND (fertig)
Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

KAPITEL 7

# Sternensystem: Raumkrautgraben
# Status: Teladi-Company
# Datum: 06 / 743

Prinz Philipp Phildoph war mit seinem persöhnlichen Diener sehr zufrieden. Gabriel hatte ein ausgezeichnetes Gespür die Launen und Neigungen seines Herrn vorauszusehen. Der Prinz war ein umgänglicher, wenngleich etwas dummer Mann, der glaubte, sich so benehmen zu müssen, wie es von einem Herrscher erwartet wurde.
Seine Taten bereiteten ihm kein Vergnügen. Er redete sich ein das seine schlechte Kindheit für seinen Charakter verantwortlich sei und alle anderen Argonen genauso schlecht sind. Demzufolge war es für ihn so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit andere Wesen zu bestehlen und zu versklaven. Sein Vertrauen in Gabriel nahm täglich zu.

Prinz Philipp Phildoph behandelte ihn als Vertrauten und nahm ihn zu Verhandlungen mit, um handschriftliche Notizen zu machen. So sah Gabriel den Piraten Red-Duke, dessen Braut Patsy und die Sklavenwärter Carl und Biffly wieder. Seltsamerweise empfand er ihnen gegenüber keinen Hass. Red-Duke schien jetzt mächtiger und reicher als jemals zuvor zu sein.

Nach Abschluss eines grösseren Geschäftes mit Red-Duke im Glückspalast des Systems spazierten sie entlang des Zentralplatzes in einem der Touristenviertel. Soweit Gabriel dies beurteilen konnte war dies das grösste Touristenviertel auf Phobass IV. Es hiess Mega Spacium und war erst vor einem Tazura für den Besucherverkehr freigegeben worden. Vorher hatte die königliche boronische Familie das gesamte Arreal gemietet gehabt.
Phobass IV war der am dichtesten besiedelte Planet den Gabriel jemals gesehen hatte. Hier gab es tatsächlich so etwas wie Zivilisation. Aber diese Zivilisation war nicht für Sklaven da. Gabriel ging die obligatorischen vier Schritte hinter seinem Herrn. Die Teladi lehnten wie alle Völker die Sklaverei offiziell ab. Aber wenn ein so mächtiger Piratenboss seine persöhnlichen Diener mitbrachte, war es ihnen recht. Manchmal wunderte sich Gabriel über die recht seltsame Moral der Teladi.

Drei relativ kleine Split stellten sich ihnen in den Weg. Alle drei sahen grobschlächtig aus, trugen aber präsentable Kleidung.
„He ER, turbantragender Wirrkopf mit seinem Spielzeug."
Prinz Philipp Phildoph war Respektlosigkeit gegenüber seiner Person zutiefst abgeneigt und blähte sich auf.
„Wie können sie es wagen mich, den mächtigsten Piratenboss aller Zeiten, zu beleidigen?"
Die drei Split schlugen sofort zu. Ein Mann hielt seinen Kopf im Schwitzkasten, der andere zückte eine furchterregende Klinge und zielte auf den Bauch des Prinzen. Er zögerte, sah Gabriel an.
„Lauf, Sklave, solange Er noch kann. Wir geben dem Fettsack was er schon lange verdient hat."
Gabriel sah sich nach Hilfe um. Aber es war kein Wesen zu sehen, niemand wollte in die Schlägerei verwickelt werden. Er konnte das klägliche Gejammer des Prinzen hören. Gabriel dachte an Nena und die anderen Sklaven. Wenn der Prinz starb wurden sie alle weiterverkauft. Das würde Nena niemals überleben. Sie war jetzt schon mit den Nerven am Ende. Der Tod des Prinzen wäre auch ihr Tod.
„NEIN! Lasst ihn in Ruhe!" , rief er und sprang auf den Split zu, der seinen Herrn festhielt und ihm immer noch den Rücken zukehrte. Gabriel schoss dem Mann mit seiner Minirailgun in den Rücken. Die Augen des Split weiteten sich vor Entsetzen, dann versteifte er sich und brach zusammen. Der zweite Split trat ihm die Waffe aus der Hand.
Gabriel stellte sich in Kampfstellung auf. Eine Abfolge von Schlägen, ausgetauscht in verwirrender Geschwindigkeit, folgte. Gabriel blockte einen Schwinger ab und rammte dem Mann seinen Schlagring in den Magen. Joshs Training machte sich jetzt bezahlt. Der Split ging zu Boden. Im Fallen erwischte ihn Gabriel mit einem heftigen Tritt ins Gesicht. Sein Gegner wurde herumgeschleudert und blieb seltsam verdreht liegen. Ein Teil von Gabriels Gehirn meldete ihm das er dem Split das Genick gebrochen hatte. Der letzte Split fühlte sich plötzlich sehr allein und lief schockiert davon.

Keine drei Sezuras später preschten Adjutant Kyo t´Nnt und die Leibwache des Prinzen an ihnen vorbei. Sie würden den Split schon bald eingeholt haben. Sein Tod würde nicht so schnell kommen wie der seiner Kumpane. Gabriel sah auf die Leichen hinab. Es war das erste Mal das er jemanden getötet hatte.
„Gut gemacht, Sklave!"
Da er sich grossmütig fühlte unternahm der Prinz einen Versuch sich mit ihm zu verständigen.
„Wie ist dein richtiger Name, Sklave?"
„Gabriel Sigert, Sir."
„Nun ... eh, Gabriel, hast du diese Kampftechnik während deiner Verbrecherlaufbahn gelernt?"
„Nein, das hat mir Josh beigebracht.."
„Oh." Der Prinz sah ihn interessiert an. „Welche unsagbaren Verbrechen hat dir denn dein Sklavendasein beschert?"
„Mein Vater ging für einen Tag nicht zum Gottesdienst für unseren Gott Xayon, weil er meinen todkranken Onkel pflegte."
Das Gesicht von Prinz Philipp Phildoph nahm für einen Augenblick einen bestürzten Ausdruck an. Er erholte sich jedoch rasch, als er sich selbst überzeugte, dass der Sklave ihn anlog.
„Wie kann ich dich belohnen?" , sagte er, um das Thema zu wechseln.
Gabriel überlegte einen Moment. Er hatte eben erst zwei intelligente Wesen getötet. Was konnte er sich jetzt wünschen? Die Freiheit würde der Pinz ihm oder Nena niemals gewähren.
„Könnten sie herausfinden ob meine Familie noch lebt und sie wissen lassen, dass ich in Sicherheit bin?"
Das war zuviel für den Silbernen Prinzen, der seinem Gewissen nur ungern zuviel Übung zukommen liess.
„Mal sehen, geh jetzt deinen Pflichten nach!", sage er aufgebracht. Alle Anzeichen von Freundschaft waren bereits verschwunden.

Ein paar Mizuras später kam Kyo t´Nnt mit dem dritten Split zurück. Der Mann war übel zugerichtet aber noch am Leben. Prinz Philipp Phildoph gab seiner Leibwache einen Wink und die Gruppe setzten sich in Richtung auf das Landefeld in Bewegung. Der Split wurde von Josh und drei weiteren Leibwächtern hinter ihnen hergeschleift. Niemand von den Wesen auf dem Zentralplatz interessierte sich für seine Schreie.



Fortsetzung folgt ...

*
omti
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Klasse

Post by omti »

Genial, :thumb_up:
Ein paar Mizuras später kam Kyo t´Nnt mit dem dritten Split zurück. Der Mann war übel zugerichtet aber noch am Leben. Prinz Philipp Phildoph gab seiner Leibwache einen Wink und die Gruppe setzten sich in Richtung auf das Landefeld in Bewegung. Der Split wurde von Josh und drei weiteren Leibwächtern hinter ihnen hergeschleift. Niemand von den Wesen auf dem Zentralplatz interessierte sich für seine Schreie.
endlich werden mal Split in die Pfanne gehauen nicht nur Boronen zu Fischstäbchen verarbeitet! :lol: :thumb_up:
Ohne Neugier wäre die Menschheit immer noch in der Steinzeit oder nicht einmal dort!


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Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

KAPITEL 8

# Sternensystem: Brennan´s Triumph
# Status: Piratengebiet
# Datum: 07 / 743

Mit der Zeit erwies sich ihre Position als persöhnliche Diener des Silbernen Prinzen als ein einsamer Job. Sie wurden weder von den anderen Bediensteten noch den Söldnern akzeptiert, noch gehörten sie zu den anderen Sklaven. Nach einigen Mazuras hielt es Nena nicht mehr aus.
„Ich dürfte gar nicht hier sein. Sie haben mich verschleppt. Unsere Kolonie in Trantor wurde von einer Bande aus dem System Wolken der Atreus überfallen. Die Piraten gehörten zu Male-Gi´s Bande. Meine ganze Familie wurde verschleppt oder getötet. Sie sagten wir wären Mutanten, Kriminelle, Abschaum ... und jetzt bin ich hier."
Gabriel legte den Compblock beiseite und strich Nena zärtlich über den Kopf.
„Wir müssen uns zusammennehmen, Nena. Unser Job ist leicht. Wir bekommen mehr zu Essen als so mancher Aufseher, haben ein geräumiges, sauberes Zimmer und unser Herr ist kein Monster."
Nena sah Gabriel an. In ihren Augen spiegelte sich der Schmerz über die Einsamkeit wieder.
„Ich kann nicht mehr."
Gabriel wollte gerade etwas sagen als Josh die Tür aufstiess und sie zu ihrer neuen Arbeit rief. Ab heute wären sie voll akzeptiert, sagte er, sie dürften sich jetzt frei bewegen und die Zeit des Babysitters für ihn sei endgültig vorbei. Josh lachte und verabschiedete sich. Im Weggehen murmelte er noch etwas von einem Flugtraining für Gabriel.

# # #

Während der nächsten Wozuras ging Gabriel seinen Pflichten nach und versuchte die Vergangenheit zu vergessen. Nena war zu den Lagerarbeitern gesteckt worden, nachdem sie einmal etwas völlig Unwichtiges weitererzählt hatte.
Seitdem war Gabriel völlig allein. Seltsamerweise begann er sich an diesen Zustand zu gewöhnen. Er hatte nie so richtig dazugehört. Prinz Philipp Phildoph beauftragte ihn nach und nach mit immer schwierigeren Aufgaben. Zu seinem eigenen Erstaunen konnte er sie alle lösen. Zu seinen neuen Aufgaben gehörte auch der Handel mit Waffen, Nahrung und Ersatzteilen aller Art.
Die Piraten erricheten in den umstrittenen Sektoren nach und nach eigene Erzminen, Siliziumminen, Sonnenkraftwerke und Getreidehabitate. Massive Geschütztürme sicherten die wichtigeren Stationen und Abfanggeschwader patrouillierten ständig in den umstrittenen Sektoren. Ganz offensichtlich vertraute das Sakra-Syndikat darauf das sie nicht von den Argonen oder Boronen angegriffen würden. Woher die Piraten diese Sicherheit nahmen war Gabriel unbekannt, er vermutete jedoch das es irgendwie mit den Teladi zusammenhing. Die Kaufechsen taten für Profit sehr viel.

Kyo t´Nnt und Josh setzten auch das Kampftraining mit ihm fort. Nach einiger Zeit war es ihm sogar möglich Josh im unbewaffneten Zweikampf zu besiegen. Kyo allerdings blieb der überlegene Kämpfer, den Gabriel nicht mal während einer Simulation schlagen konnte.

Sobald Gabriel unabhänig genug war suchte er die Sklavenquartiere auf. War Nena noch dort? Sie konnten sie schon verkauft haben. Die beiden Sklavenaufseher betrachteten ihn nachdenklich.
„Geht zur Seite, ich muss die Sklaven inspizieren!" , sagte Gabriel mit fester Stimme. Die beiden Sklavenwärter musterten ihn und traten dann zur Seite.
Die Sklaven sahen erstaunt zu ihm aus bevor sie ihn erkannten und an den Rand des Sperrzauns traten. Gabriel steckte ihnen die Sachen und Nahrungsmittel zu, die er hereingeschmuggelt hatte und sah sich nach Nena um.
„Sie ist nicht hier , mein Junge." , flüsterte ein alter Sklave.
„Sie hatte etwas Gift mitgebracht. Ich weiss nicht woher sie es hatte. Aber sie nahm sich damit das Leben."
Die Gruppe stand still und unbeweglich da.
„Sie gab mir das hier, bevor er es tat, und hat dich gebeten es einem Mitglied ihrer Familie zu geben, falls du ihnen eines Tages begegnen solltest."
Der alte Sklave hielt Gabriel ein kleines Bildnis eines Seedrachen hin. Gabriel erinnerte sich an alte Geschichten über die Engel der Ozeane, an uralten boronische Legenden. Die Seedrachen, genannt Saa-Russ, waren solche Engel. Vielleicht hatte Nena an sie geglaubt.
„Nena konnte es verstecken, ich weiss nicht wie. Viel Glück, mein Sohn."
Gabriel wandte sich um und ging. Die schmerzende Einsamkeit kam ihm vor wie ein gähnender, endloser Abgrund.

# # #

In seinem Privatquartier studierte Kyo t´Nnt die neuesten Nachrichten. Die letzten Xenon waren im System Cho´s Niederlage von der Schlachtflotte der Split vernichtet worden. Dieser grauenhafte Spuk war also endlich vorbei. Vor allem die argonischen Nachrichtensender überschlugen sich fast mit den ganzen Siegesmeldungen.
Durch die Vernichtung der Xenon eröffneten sich für das Sakra-Syndikat sowohl neue Möglichkeiten als auch neue Gefahren. Argonen, Boronen und Paraniden waren aus den unterschiedlichsten Gründen Feinde aller Piraten. Sie würden eines Tages losschlagen und versuchen die Piratensektoren zu übernehmen. Für diesen Tag mussten sie vorsorgen. Auf die Teladi konnte man sich nicht unbedingt verlassen.

Der jüngste Anschlag auf den Silbernen Prinzen ging wahrscheinlich auf das Konto von Male-Gi, einem der härtesten Widersacher des Sakra-Syndikats. Jedenfalls hatte der gefangen genomme Split kurz vor seinem Tod beim Verhör so etwas angedeutet. Bedauerlicherweise waren die Folterknechte der Piraten nicht so erfahren wie die der verschiedenen Split-Familien. Dennoch hatten sie ihre Arbeit gut gemacht und genug Informationen aus dem Attentäter herausgeholt.
Male-Gi strebte selbst nach der Herrschaft über die verstreuten Piratenbanden. Zudem war er extrem skrupellos und schreckte auch vor den schlimmsten Greultaten nicht zurück um seine Ziele zu erreichen. Natürlich war Male-Gi zu schlau um sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Er heuerte gern Abenteurer an, die für ihn die Drecksarbeit erledigten.
Wahrscheinlich würde das Sakra-Syndikat dem Piratenboss Male-Gi eine Art Beteiligung an der Macht anbieten müssen um ihn zu beruhigen. Kyo beschloss dies dem Sklaven Gabriel zu überlassen. Der junge Argone kannte sich inzwischen ganz gut aus. Sicherlich gab es irgendetwas, ein paar Erzminen oder die eine oder andere Massom-Mühle, die Male-Gi haben wollte. Kyo hoffte das der Piratenboss dieses Waffenstillstandsabkommen akzeptieren würde. Einen internen Krieg konnten sich die Piraten derzeit nicht leisten. Freilich war es unwahrscheinlich das die Piratenbanden für längere Zeit zusammen halten würden.

Kyo t´Nnt konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die Forschungsbemühungen der Boronen. Erst kürzlich hatten die Wasserlebewesen die Stardust, eine Transporter der TS-Klasse, in die neuen Sektoren geschickt.
Mit diesem Transporter waren Vorauseinheiten des Piratenbosses Red-Duke zusammengestossen. Anscheinend hatten Red-Dukes Leute diese Forscher angegriffen. Genaueres wusste Kyo auch nicht. Red-Duke war nicht gerade mitteilsam.
Möglicherweise gab es dort draussen etwas, das den Boronen sehr viel wert war. Vielleicht liess sich dieses Artefakt als Lebensversicherung für alle Piratenbosse einsetzen. Allerdings brauchte das Sakra-Syndikat dazu einen Experten. Einen Forscher der keine Skrupel hatte die Boronen zu betrügen und für das Sakra-Syndikat zu arbeiten.
Kyo hatte auch schon einen Kandidaten. Er würde dem Paraniden Kalman ein Angebot unterbreiten das dieser unmöglich ablehnen konnte. Dazu musste er nur dessen Kontaktmann finden. Dieser Argone namens Duval lebte derzeit ebenfalls in den Neuen Sektoren. Es würde also nicht lange dauern bis die Nachrichtendrohne der Piraten diesen Duval erreichte.



Fortsetzung folgt ...
Alexander-JJ
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KAPITEL 9

# Sternensystem: Familie Whi
# Status: Eigentum des Splitclans Whi
# Datum: 08 / 743

„Ok, Gabriel, die sechswöchige Sim-Zeit auf der Golden-Star ist zuende. Diesmal wird es ernst."
Einen Augenblick lang herrschte Stille.
„Verstanden, Sir."
Josh lachte in sich hinein. Der Junge zeigte Talent. Eines Tages würde er ein ebenso guter Pilot wie er selbst sein. Vielleicht sogar besser. Aber bis dahin war es ein langer Weg.
„Vergiss das Mädchen, Gabriel. Das Universum ist voller Frauen und irgendeine wirst du auch abbekommen. Das steht fest. Also lass die Vergangenheit ruhen. Glaub mir, es ist besser so."
Eisiges Schweigen. Gabriel war nocht nicht soweit den Rat des älteren Mannes anzunehmen. Eigentlich war sich Josh nicht einmal sicher ob das überhaupt ein guter Rat war. Aber in solchen Situationen sagte man eben solche Dinge.
„Bleib so dicht an mir dran wie möglich."
Josh schaltete den Booster an und schoss davon. Sein M5-Mandalay raste durch die Asteroidenfelder des Systems. Gabriel blieb hartnäckig an seinem Heck. Josh erhöhte die Geschwindigkeit noch weiter. Vor ihm tauchte ein wahres Labyrinth aus Gesteinsbrocken auf. Gabriel war immer noch an seinem Heck. Die Gravitationskräfte der grösseren Asteroiden schüttelte Joshs M5-Scout gehörig durch. Dann war Gabriel verschwunden.
„Wie machst du das, Josh? ... Verzeiung, Sir. Ich wollte ... ." Die Stimme des Jungen überschlug sich vor Angst.
„Keine Angst. Hier draussen hören uns weder der Prinz noch der Kyo t´Nnt. Hier sind wir zwei Krieger, nichts weiter. Der Trick ist, sich von den Asteroiden keine Angst machen zu lassen. Wenn man diese Systeme so gut kennt wie ich, dann kann einem nichts passieren. Denk daran, Junge, wenn du nichts über ein Asteroidenfeld weißt, dann bleib von ihm weg."
Gabriel steuerte sein Schiff langsam neben den Scout von Josh.
„Verstanden, Sir."
„Ok, Junge, lass dich nach Steuerbord wegfallen. Wir üben jetzt den Kampf."

Im Wegdrehen warf Josh einen Blick auf die Konsole. Gabriels M5-Scout wurde jetzt als roter Punkt auf dem Gravidar angezeigt. Die Waffen der beiden Schiffe waren Trainingswaffen, zu schwach um ein Schiff zu zerstören, aber stark genug um das Gefühl des echten Kampfes aufkommen zu lassen. Jedenfalls für kampfunerfahrene Neulinge wie Gabriel.
Josh ging in einen Yo-yo über und kam in einer aufsteigenden Kurve heran. Er versuchte einen Schuss anzubringen. Gabriel tauchte vor ihm weg und feuerte eine volle Salve ab. Völlig überrascht von dem seltsamen Manöver zog er seinen Scout nach Backbord, drückte ihn nach unten und feuerte direkt in das Heck von Gabriels Schiff.
„Verflucht, Josh, verflucht sollst du sein." , kam es aus den Intercom.
Josh grinste. Der Junge hasste es getroffen zu werden. Gabriel zog hart nach oben und kam zurück. Seine Waffen spuckten Feuer. Die Geschosse trommelten auf Joshs Cokpit ein. Dann feuerte der Junge zwei Übungsraketen ab. Die forderen Schilde von Joshs Scout löste sich laut Gefechtscomputer in ein Nichts auf.
Gabriel beschleunige und hängte sich an Joshs Heck. Er feuerte wieder. Zwei der vier Salven schlugen voll in das Heck von Joshs Scout ein. Der Gefechtscomputer simulierte den Totalausfall der Heckschilde. Noch ein Treffer und Josh wäre tot.
Josh atmete tief durch und schaltete den Antrieb ab. Keine drei Meter über ihm schoss Gabriel vorbei. Er schrie irgendetwas ins Intercom. Josh hob leicht den Bug und feuerte direkt in die Triebwerke von Gabriels M5-Mandalay. Dessen Gefechtscomputer berechnete den Schaden und meldete das Gabriel tot sei.
„Du hast mich." , sagte Gabriel.
„Das wurde auch Zeit, Junge. Noch ein Treffer und mein Scout wäre zu Sternenstaub geworden. Bei Hades, du bist besser als jeder andere Neuling den ich traf."
Josh steuerte seinen Scout neben Gabriels Schiff. Sie würden in einem langen Bogen zur Golden-Star zurückkehren. Der Junge konnte ganz gut kämpfen, aber Erfahrung war das Wichtigste an Allem. Je länger er im Cokpit sass, desto besser würde er eines Tages kämpfen.
„Eine Frage noch, Sir."
„Immer los, Junge."
„Dieses Manöver eben. Im Simulator ging das nicht."
„Hör mir zu. Wir sind jetzt im Weltraum und nicht im Simulator. Eines Tages wirst du echten Gegnern gegenüber stehen. Was ich dir gezeigt habe gehört zum Standardprogramm der Split-Piloten."
„Wir kämpfen gegen die Split?"
Josh rollte mit den Augen. Der Junge war intelligent. Eigentlich zu schlau für derart naive Fragen.
„Weder Patriarch Chin noch Red-Duke noch Prinz Philipp Phildoph werden ewig herrschen. Solche Leute sind nur für kurze Zeit ganz oben. Wenn sie stürzen müssen Söldner wie ich bereits weit weg sein. Mein nächster Arbeitgeber könnte sehr wohl die Argonische Föderation sein."
„Aber ich bin ein Sklave! Josh ... ich kann nicht weg."
Josh sah zu dem neben ihm fliegenden Scout hinüber. Der Junge war wirklich noch naiv.
„Gabriel, es wird Gelegenheiten geben vom Prinzen wegzukommen. Du wirst sehen."
Dann schaltete Josh das Intercom ab. Der Junge würde es entweder schnell lernen oder schnell sterben.

# # #

An Bord des Ausrüstungsdocks beachteten die meisten intelligenten Wesen die beiden übenden Argonen nicht weiter. Split waren eine Kriegerrasse und sahen es als völlig normal an, das man seine Kampffähigkeiten schärfte. Ausserdem waren die Argonen nach Ansicht der Split nichts weiter als weitläufige Verwandtschaft. Man erwartete von den Argonen einfach das sie sich wie Split benahmen. Meistens taten sie das auch.
Da war schon eher der hochgewachsene, graue Paranide eine kleine Sensation. Paraniden landeten nur selten auf dem Ausrüstungsdock der Familie Whi. Auch Kalman hätte das Ausrüstungsdock lieber gemieden, aber er hatte keine Wahl. Vor seinem Aufbruch in die Neuen Sektoren musste er seine M3-Perseus noch ordentlich ausrüsten lassen. Zudem liess er nur Martha, eine alte Argonin, an sein Schiff.

Martha war die Schöpferin von Kalmans M3-Perseus. Sie hatte den schweren Prototypen-Jäger so umgebaut, das er seinen Ansprüchen genügte. Im Grunde war Martha die beste Technikerin jenseits von Argon-Prime, obwohl es Leute gab, die behaupteten Martha wäre nur in dem Ausrüstungsdock von Familie Whi gelandet, weil sie anderswo keine Anstellung mehr finden würde. Angeblich hatte das etwas mit dem Schmuggel von minderwertiger Ausrüstung und einem daraus resultierenden schweren Unfall mit hunderten Toten zu tun. Kalman war das egal. Sie hatte sich als perfekte Mechanikerin für die M3-Perseus erwiesen und er konnte ihr uneingeschränkt vertrauen.

Der Krach im Hangar übertönte Marthas lästige Fragen. Einige der alten Scouts der Wolf-Klasse wurden gerade ausgeschlachtet. Weit hinten im Hangar stand sogar noch ein zernarbter terranischer Transporter, unverkennbar ein Gonerschiff. Auch dieses Schiff wurde von einem Wartungstrupp auseinandergenommen. Wie alt mochte es sein? Dreihundert oder noch mehr Jazuras vielleicht. Hätte Kalman genug Zeit und Credits gehabt, er hätte dieses Schiff sofort gekauft und in seinen Fuhrpark eingereiht.
Wahrscheinlich brauchte man die internen Komponenten des uralten Gonerschiffes für die moderneren Versionen der Wolfs oder gar für ein paar Skorpions. Die ursprünglichen Besitzer des Schiffes waren höchstwahrscheinlich als Piraten eingestuft, von der Stationspolizei verhaftet und von den immer stark frustierten Geheimdienstlern zu Tode gefoltert worden. Sie lief es normalerweise in den Splitsektoren, es sei denn man besass irgendwo ein paar gut gelaunte Freundfeinde.

Der ganze Hangar sah aufgeräumter und sauberer aus als vergleichbare Anlagen in der Argonischen Föderation oder der Piratenzone. Kalman hatte jedoch nur Augen für die Frauen. Nach mehr als zwei Monaten ohne weibliche Gesellschaft sahen sie alle wundervoll aus. Er brauchte schnellstens eine neue Sklavin.
„Ich dachte das du immer mit einer Frau reist?" , fragte Martha geradeheraus.
Kalmans Aufmerksamkeit konzentrierte sich plötzich auf die alte Frau. Die meisten Argonen wären unter der Intensität seines starren Blickes ganz klein geworden, aber nicht Martha. Sie katschte widerlich auf einem Stück Kaugummi und begann die Frage zu wiederholen. Kalman unterbrach sie.
„Stimmt. Wir hatten einen kleinen, sehr bedauerlichen Unfall."
Martha warf ihm einen verschlagenen Blick zu.
„Ach deshalb bist du schon zurück. Ich hatte mich schon gewundert.."
Sie schlug mit der flachen Hand auf den feuchten Schiffsrumpf der M3-Perseus.
„Sie braucht keine komplette Überholung, aber eine gründliche Untersuchung wäre angebracht. Ich habe ein paar moderne Hardwareteile reinbekommen. Direkt aus Paranid-Prime. Wie wäre es damit?"
Kalman schüttelte den Kopf.
„Ich verschwende keine Credits auf sinnloses Zeug. Ich zahle für einen vollständige Inspektion und für die Reparatur aller beschädigter Teile. In zwei Tagen hole ich mir die Perseus wieder ab."
„Ich kann dich also nicht erreichen?" , fragte die alte Frau.
„Nein, ich werde dich übermorgen via Intercom anrufen."

# # #

Wie üblich hasste es Kalman sich von seinem geliebten Schiff zu trennen. Aber er musste noch einiges erledigen. In den Bars der Basis würde er mit Sicherheit fündig werden. Der Weg zur nächsten Bar war nicht lang. Kurz vor dem Eingang standen ein paar alte Frachtkisten aus den Zeiten des letzten Xenonkrieges. Offensichtlich wurden sie nicht mehr benötigt, denn ein paar Händler hatten sie zu improvisierten Ständen umgebaut. Das Angebot reichte von Drogen bis hin zu Synthohol aller Art. Neben dem Raumspritstand entdeckte Kalman was er suchte, eine Prostituierte. Die Split-Frau war cirka drei Köpfe kleiner als er. Ohne zu zögern sprach er sie an.
„Ich zahle fünfzig Credits für drei Stazuras. Plus Verpflegung natürlich."
Die Prostituierte sah ihn gelangweilt an. Gleichzeitig näherte sich die rechte Hand des Raumspritverkäufers, eines Argonen, einem langen Eisenrohr. Wahrscheinlich war der Händler ihr Zuhälter.
„Die Zeiten sind schlecht, Süsser. Überall Gesindel und Perverse. Zeig Er mir seine deine ID-Card."
Kalman zückte die gelbe Disk mit dem Zeichen des Wissenschaftskorps der Argonischen Föderation. Die Prostituierte warf nur einen Blick darauf und zeigte ihr strahlendstes Lächeln.
„Schon gut, schon gut. Sie wusste ja nicht das sich die Forschertypen hierher verirren. Überhaupt, ihr insektenähnlichen Paraniden-Kreaturen schert euch doch sonst einen Dreck um humanoide Frauen ... Ach ... ist ja auch egal ... Credits sind Credits ... Gegen wir?"
„Klar."
Er legte seinen rechten Arm um die Schultern der Split-Frau und zog sanft in die Richtung der Quartiere.
„Ich bin übrigens Kalman."
„Freut mich, Süsser. Du kannst Sie Rac t´Ght nennen."
„Sag mal Rac, warst du schon mal in den Neuen Sektoren?"
Die Prostituierte rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf. Kalman dagegen lächelte vor sich hin. Vielleicht musste er sich diesmal keine neue Sklavin besorgen.

In seinem Quartier angekommen fand Kalman einen Datenchip auf dem Bett liegend vor. Der Chip stammte von Duval, seinem Kontaktmann innerhalb der Argonischen Föderation. Natürlich war Duval nicht der richtige Name dieses Argonen. Aber Kalman interessierte sich auch nicht für den richtigen Namen von Duval. Der Argone besorgte ihm gegen gute Credits so ziemlich alles, von Experten für die teladianische Sprache bis hin zu Mechanikern wie Martha.
„Muss Er jetzt mit dem Compblock herumspielen?" , nörgelte Rac herum.
„Nein, natürlich nicht." , antwortete Kalman und legte den Datenchip beiseite.
Er konnte sich Duvals Nachrichten auch später noch ansehen.

# # #

Zwei Tazuras später stand Kalman wieder neben seiner M3-Perseus und starrte Martha fragend an. Die Prostituierte würde ihn doch nicht begleiten. In einem seiner seltenen Wutanfälle hatte er sie erwürgt. Sie lang immer noch quer über dem Bett in seinem Quartier. Da er dieses Quartier für 300 Stazuras gemietet hatte, würde noch mindestens 100 Stazuras niemand nachsehen. Ausserdem interessierten sich die Stationswachen nicht sonderlich für tote Huren. Vielleicht würde der Zuhälter ein kleines Kopfgeld auf ihn aussetzen. Aber damit konnte Kalman leben.

Martha hatte wie üblich eine kleinere Anzahl an Fehlern gefunden. Schon lange hegte Kalman den Verdacht, das Martha mit System arbeitete. Alle sechs Mazuras eine grössere Reparatur und alle zwölf Mazuras zwei oder drei interne Komponenten. Aber Kalman vertraute Martha und war noch nie enttäuscht worden. Ein Teil von ihm wusste, das er langsam paranoid wurde und deshalb an der alten Frau festhielt. Kalman zahlte den geforderten Betrag.
„Pass auf dich auf, Kalman." , sagte Martha zum Abschied.



Fortsetzung folgt ...

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omti
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Alexander-JJ
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KAPITEL 10

# Sternensystem: Familienstolz
# Status: Eigentum des Splitclans Familie Chin
# Datum: 09 / 743

Nif-Nakh, die Schwärende Wunde, drehte sich langsam unter der Golden-Star. Gabriel starrte durch die Sichtscheibe der Schleuse auf den fernen Planeten. Gewaltige rote Ozeane und endlose dunkelgrüne Dschungel bedeckten diese Welt. Der Anblick der roten Ozeane hob Gabriels Laune keineswegs. Er erinnerte sich an Nena, die Selbstmord begangen hatte um dem Sklavendasein zu entfliehen und an Mariana, seine Schwester, die er nie wieder sehen würde. Seine rechte Hand näherte sich dem Auslöser für den Notauswurf.

Eine Stazura zuvor hatte Prinz Philipp Phildoph sein Versprechen wahrgemacht und ihn über seine Familie informiert.
Ein Erdbeben hatte das Dorf der kleinen Gemeinde auf Ringos Mond vor sieben Mazuras vollständig zerstört. Rettungskräfte hatten das abgelegene Gebiet erst viele Tazuras später erreicht und keine Überlebenden gefunden. Sie waren also alle tot. Die Priester, die Gläubigen, sein Eltern, seine Geschwister und vor allem seine Schwester Mariana waren tot.
Das war zuviel für Gabriel gewesen. Geistesabwesend war er durch die Gänge der Golden-Star gewankt bis er an der Luftschleuse angekommen war. Sie waren alle tot. Mariana und Nena waren tot. Was für einen Grund zum Weiterleben hatte er denn jetzt noch? Gabriel begann sich an die letzten Tage seiner Kindheit zu erinnern.

Seine Familie war einst eine sagenhaft reiche Händlerfamilie von Argon Prime gewesen. Sie hatten viele Generationen lang mit Argnus und mit Energiezellen gehandelt. Doch eines Tages, Gabriel war damals noch ein kleines Kind gewesen, kamen Missionare in ihre Stadt. Sie bekehrten Gabriels Onkel Toki zu einer Abart der paranidischen Staatsreligion. Toki wiederherum überzeugte Nils und Lena, seine Eltern, sich der im Aufbau befindlichen Sekte anzuschliessen.
Im mühsam aufgebauten Dorf der Heiligen Paranidischen Gemeinschaft, so der Name dieser neuen Religion, wurden die Gesetze der Paraniden und des Gottes Xayon strengstens befolgt, Zuwiderhandlungen sofort bestraft.

Der Verlust seiner Freiheit erfolgte unter der Aufsicht des Oberpriesters ihrer Gemeinde. Bis sein Onkel an einer Atemgasvergiftung starb bestand sein Leben und das seiner Familie nur aus dem Dienst an ihrem neuen Gott Xayon. Damals war er gerade neun Jazuras alt gewesen und konnte die Ereignisse nicht ganz begreifen.
Er und seine Familie waren zum Heiligen Tempel gerufen worden. Der Priester beschuldigte seinen Vater, er habe es versäumt den Gottesdienst zu besuchen und dass seine Familie deswegen bestraft werden müsse. Was folgte waren zwei ganze Stunden voller Klagen und Gebete, von denen Gabriel nur wenige verstand, da er gerade erst die dritte Schulungsstufe erreicht hatte. Es würde bald zu Ende sein und sie könnten dann nach Hause gegen, hatte er gedacht.
Eine Reihe in rotgoldener Roben gekleideter Priester trat aus dem Allerheiligsten hervor und hielten eine Ansprache. Sie sprachen von Sünden und furchtbaren Taten. Als er die Bilder an der Decke betrachtete dragen die Worte „Sohn" und „genommen" in sein Bewusstsein. Er lauschte mit mehr Interesse, aber bekam nur noch die abschliessende Lobpreisung auf Xayon mit.
Zwei der rotgolden gekleideten Priester ergriffen ihn bei den Armen. Seine Mutter schrie. Er wandte seinen Kopf und konnte nur noch das von Panik ergriffene Gesicht seiner Schwester Mariana sehen. Dann schleppten ihn die Priester nach draussen. Einer der Priester brachte ihn zum wartenden Carl. Später erfuhr Gabriel das die Priester regelmässig Sklaven an die Piratenbosse verkauften. Sie machten mit Sklavenhandel grossen Profit. Carl brachte ihn auf die Velugha wo er die nächsten sechs Jazuras seines Lebens verbrache, bevor der Silberne Prinz ihn kaufte.

Und jetzt sind sie alle tot, dachte Gabriel. Sie alle, seine Familie, die Gläubigen, die Priester und sogar der Oberpriester. Jetzt gab es keinen Ort an den er zurückkehren konnte. Gabriel schüttelte den Kopf. Ob Xayon ihre Seelen aufnahm und seine Familie als Teil seiner göttlichen Weisheit reinkarnierte?
Gabriel hoffte es. Vor allem wegen seiner Schwester. Sie war das einzige Familienmitglied gewesen die ihn mehr mochte als Xayon. Seine Eltern, seine Brüder, ja selbst sein Onkel hatten alles was sie besassen für Xayon gegeben. Selbst ihre Seelen. Vielleicht hatten sie ihn auch deswegen als Sklaven verkauft. In der ganzen Gemeinde waren nur seine Schwester und er anders gewesen. Es hatte nicht lange gedauert bis sie von den anderen Kindern gemieden wurden. Sein Schicksal und die folgende Isolierung Mariana´s mochten als Abschreckung für all diejenigen gedient haben, die Xayon nicht mit ganzer Kraft liebten.

Gabriel riss sich von den Gedanken los.

Er nahm die Hand vom Notauslöser und trat von der Schleuse zurück. Sie waren alle tot, Nena war tot, seine Schwester war tot. Es gab niemanden mehr zu dem er zurückkehren konnte. Sein Leben bestand jetzt nur noch aus dem Dienst für den Silbernen Prinzen.



Fortsetzung folgt ...

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LordZsar1
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Post by LordZsar1 »

"Ihr seid die Schoßhündchen der Menschen - wir dienen nur noch der Legion!" - Chaosorc (Warcraft 3)
Bah! So wunderbare Charakterzüge und nun eine solche Wendung...
Aber das ist wohl der Sinn der Sache und die Güte einer Geschichte wird nicht durch die Güte der Sympathie für eine ihrer Figuren bestimmt.
omti
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Post by omti »

Seine Familie war einst eine sagenhaft reiche Händlerfamilie von Argon Prime gewesen. Sie hatten viele Generationen lang mit Argnus und mit Energiezellen gehandelt. Doch eines Tages, Gabriel war damals noch ein kleines Kind gewesen, kamen Missionare in ihre Stadt. Sie bekehrten Gabriels Onkel Toki zu einer Abart der paranidischen Staatsreligion. Toki wiederherum überzeugte Nils und Lena, seine Eltern, sich der im Aufbau befindlichen Sekte anzuschliessen.

Wie kann man sich nur einer Paranidischen Religion anschliesen :evil:

Die haben drei Augen und sehen trotzdem nichts!

Sagenhaft reiche händlerfamilie und das aufgeben, arme irre!
Die standen bestimmt unter Drogen(oder SChleimpilz)
Ohne Neugier wäre die Menschheit immer noch in der Steinzeit oder nicht einmal dort!


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Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

omti wrote:Wie kann man sich nur einer Paranidischen Religion anschliesen :evil:

Die haben drei Augen und sehen trotzdem nichts!

Sagenhaft reiche händlerfamilie und das aufgeben, arme irre!
Die standen bestimmt unter Drogen(oder SChleimpilz)


Das ist nicht ganz so ungewöhnlich wie es klingt. Denkt mal an die Sekte "Sceintology", die es in der USA und Westeuropa gibt. Das ist freilich nur ein Beispiel. Sceintology ist eine andere "Art" Sekte als die "Heilige Paranidische Gemeinschaft" in meiner Geschichte.


;)
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KAPITEL 11

# Sternensystem: Chin´s Wolken
# Status: Eigentum des Splitclans Chin
# Datum: 10 / 743

Von der Brücke der TL-Albatros sah General Sshaka seiner Flotte bei ihrer endgültigen Formierung zu. Fünfzehn Transporter, fünfzehn grosse Frachter und dreissig kleinere Schiffe aller Art machten sich bereit in die Neuen Sektoren aufzubrechen. An Bord der vielen Schiffe waren mehr als viertausendfünfhundert Elitesoldaten, dreitausend Arbeiter, fünfhundert Techniker und zudem massenweise Ausrüstung und Material zum Aufbau einer Kolonie. Insgesamt war dies das grösste Unternehmen der Teladi-Company seit mehr als einhundert Jazuras. Was heute hier geschah würde in die Geschichtsbücher eingehen und schlussendlich soviel Profit abwerfen, das selbst die Gewinne der PTNI in den Schatten gestellt würden.

Teladi glaubten das Profit Leben war und verbrachten ihr ganzes Leben damit Profit zu erwirtschaften. Profit zu erwirtschaften ersetzte jedes soziale Miteinander, war bei den Teladi sogar an die Stelle jeden sozialen Miteinanders getreten. Es war besser Profit zu erwirtschaften und ihn wieder zu verlieren als niemals Profit zu erwirtschaften. Profit war alles, alles andere war nichts. Die Teladi wurden so vom Tazura ihres Schlupfens bis zum Tazura ihres Todes erzogen. Profit ersetzte sogar teilweise Religion, Kunst und Kultur.
Natürlich gab es auch Ausnahmen. Der Grossohn des Ceo war so eine Ausnahme, ebenso wie die Verwalterin von Ianamus Zura oder diese Dichterin, deren Name Sshaka nicht einfallen wollte. Diese Ausnahmen hatten es nicht leicht. Der Grossohn des CEO, ein gewisser Nopileos, war praktisch aus der Teladi-Gesellschaft ausgestossen worden. Natürlich nur inoffiziell. Ein Nachkomme des erfolgreichsten CEO der letzten dreihundert Jazuras konnte natürlich niemals dermassen unteladianisch sein, das man ihn verstossen musste. Zudem verdankte die PTNI und der Boronische Waisenfonds diesem Teladi eine ganze Menge.

Sshaka selbst war der geborene Soldat, ein taktisches Genie und der Oberbefehlshaber aller Bodenstreitkräfte der Teladi-Company. Genauso wie der Grossohn des CEO und diese Dichterin war sie eine Ausnahme. Jedoch eine Ausnahme die von der Teladi-Company dringend gebraucht wurde. Im gewissen Sinn konnte man sagen das Sshaka eine Profitlücke entdeckt hatte, die niemand sonst füllen konnte. So gesehen war sie vielleicht gar nicht so anders als die normalen Teladi.
Leider gab es nur einen sehr begrenzten Vorrat an Rekruten, da die meisten Teladi nicht Willens waren die Company mit der Waffe in der Klaue zu verteidigen. Gut die Hälfte der Teladi-Streitkräfte bestand aus Söldnern. Vor allem Argonen und Split kämpften für gutes Geld gegen die Feinde der Company.

Viele Teladi-Konzerne hatten insgeheim Verbindung zu den Piraten aufgenommen. Piratenbosse wie Red-Duke, der Silberne Prinz, Male-Gi und Kyo t´Nnt besassen mittlerweile eigene Fabriken, Asteroidenbergwerke und Farmen. Die verschiedenen Piratenclans hatten sechs ehemalige Xenon-Sektoren besiedelt und waren dabei eine eigene Fraktion im ewigen Machtspiel zwischen den Grossmächten zu werden.
Für die Teladi war es besser eine Pufferzone zu den mächtigen Argonen und den unheimlichen Boronen zu besitzen. Beide Völker waren oberflächlich friedlich, aber was sie wirklich planten wusste niemand. Nach der Vernichtung der Xenon waren die Argonen die mächtigste Rasse im Universum. Es war besser für die Teladi ihnen nicht zu nahe zu kommen. Deshalb unterstützte die Teladi-Company die Piraten.

# # #

„Es ist besser so für uns alle." , sagte der Silberne Prinz, Philipp Phildoph, in die Stille hinein. „Sie bekommen eine Pufferzone und wir ein eigenes Reich. Zudem etablieren wir uns in den Neuen Sektoren. Zusammen!"
Sshaka sah den Argonen nicht an. Dessen silberne Kleidung gab ihm ein lächerliches Aussehen und ihr war sowieso schon zum Lachen zumute. Es war allerdings besser wenn man nicht über den Prinzen lachte. Der mächtigste Piratenboss hatte Sshakas Gedanken korrekt zusammengefasst. Dies deutete darauf hin, das der Prinz keinesfalls eine Witzfigur war sondern ein guter Anführer. Wahrscheinlich war er der geborene Piratenboss.
„Profit ist Leben." , betonte der Prinz. „Gemeinsam werden wir sehr viel Profit erwirtschaften. Sicher mehr als achtzehn Milliarden."
Prinz Philipp Phildoph spielte damit auf jene Summe an, die der Grossohn des Ceo an den Boronischen Waisenfonds überwiesen hatte. Viele Teladi sahen darin Verschwendung, nur gemildert durch die Tatsache, das sich die diplomatischen Beziehungen zum Königinnenreich dadurch erheblich verbessert hatten. Dennoch, der Grossohn war sozusagen verbannt worden und inzwischen verschwunden. Darüber war Sshaka nicht traurig.
„Ssshon gut. Wir wisssen wasss sssie wollen. Sssie bekommen das Sssyssstem Ssschatzsskammer, dafür lasssen sssie unsssere Ssschiffe in den Neuen Sssektoren in Ruhe. ... Tsshhh!"
Der Silberne Prinz strahlte über das ganze Gesicht. Für einen Mann seines immensen Körperumfanges bewegte er sich erstaunlich schnell als er aufstand und nach dem elektronischen Notizblock griff. Seine fetten Finger bestätigten per Knopfdruck den Vertragstext. Stolz blickte er Generalin Sshaka an.
„Teladi, Split und Sakra-Syndikat! Das ist eine historische Verbindung. Gemeinsam werden wir das All beherrschen und mehr Profit erwirtschaften als wir uns un unseren kühnsten Träumen vorstellen können. Heute ist ein wahrhaft grosser Tag für unsere Völker!"

General Sshaka sah wieder aus dem Panoramafenster hinaus. Einige M5-Wolf schienen den Waffenstillstand zwischen Teladi und Split nicht akzeptieren zu wollen. Sie griffen ganz offen das letzte Schiff des Konvois an. Zwei kleine Kampfschiffe separierten sich von dem Frachter. Sshaka war sich bewusst das sie die Split angreifen würden. Dabei zischelte sie leise vor sich hin.



Fortsetzung folgt ...

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omti
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Klasse, weiter so!! :arrow: :arrow:
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KAPITEL 12

# Sternensystem: Chin´s Wolken
# Status: Eigentum des Splitclans Chin
# Datum: 10 / 743

„Entfernung zum Nav Punkt jetzt 325 Meter." , meldete Josh. „Schalte aktive Sensoren ein."
„Verstanden." , antwortete Gabriel.
Die Zeit schien zu kriechen während Josh das Zielgebiet um einen unansehnlich grossen Felsblock herum absuchte. Es war das elfte Mal seit Nenas Tod das er im Cokpit eines Kampfschiffes sass. Ein Teil von ihm wollte sich einfach vom Feind abschiessen lassen. Das wäre sogar noch einfacher als Selbstmord gewesen. Aber irgendwie hing Gabriel immer noch am Leben. Er selbst konnte sich das am wenigsten erklären.
„Banditen, Banditen, Banditen." , brüllte Josh ins Intercom. „Ich erkenne drei M5-Wolf. Sie tragen das Abzeichen von Male-Gi!"
Gabriel überprüfte seine Zielanzeige. Male-Gi war eine Art Gegenspieler zum Silbernen Prinzen. Soweit Gabriel wusste steckte er hinter dem fehlgeschlagenen Anschlag auf Philipp Phildoph vor einigen Wozuras. Dazu waren einige Gerüchte im Umlauf. Angeblich hatte Kyo t´Nnt diesem Male-Gi eine Art Waffenstillstandsangebot gemacht. Allerdings schien Male-Gi kein Interesse an einem Waffenstillstand zu haben.
„Sie sind nur mit Alpha-ISEs bewaffnet." , sagte Josh. „Der Zielcomputer meint das sie Moskitos an Bord haben."
„Dann ist das schnell verdientes Geld."
Gabriel überprüfte erneut die Ortung. Etwas sagte ihm das der Sache nicht zu trauen. M5-Scouts hatten normalerweise keine Chance gegen ihre schweren M4-Bayamons.
„Warte, Josh ... ich denke das ist ein Hinterhalt."
„Mir gefällt das auch nicht, Junge. Bleib von dem Felsen weg. Mal sehen was die vorhaben."
Der erste Scout kam mit Maximalgeschwindigkeit auf sie zu. Über den offenen Intercomkanal brüllte der Split ihnen seine Beleidigungen entgegen.
„Geht aus dem Weg, Argonen-Kreaturen! Wir nur Streit haben mit Silber-Prinz! Wenn ihr geht weg, wir euch nicht töten! ... Entscheidet euch, Kreaturen!"

Der führende Scout brach weg, wich einem von Joshs Moskitos aus und beschleunigte, während er sich von Josh entfernte. Die zweite Rakete traf dennoch seine Backbordseite. Wrackteile platzten nach allen Seiten davon. Der M5-Scout trudelte langsam dem Asteroiden entgegen. Wenn der Pilot noch am Leben war stand ihm ein langer und qualvoller Tod bevor.
Gabriel folgte dem alten Söldner. Seine Sensoren nahmen die Bewegungen der anderen beiden Scouts wahr. Ein einsamer M4-Skorpion erschien auf dem Gravidar.
„Verflucht, die beiden anderen hauen ab."
„Verfolge den kleineren der beiden, Junge. Ich nehme mir den grösseren M4-Fighter vor."
Gabriel änderte den Kurs und folgte dem Split. Ihr gegenwärtiger Kurs führte sie direkt zu dem riesigen Asteroiden. Die Entfernung zwischen Josh und Gabriel vergrösserte sich noch, als beide Piraten in entgegengesetzte Richtungen flohen. Gabriel wollte gerade das Intercom aktivieren als drei weitere rote Punkte auf seinem Schirm erschienen. Auch das waren leicht bewaffnete M5-Wolfs. Die Neuankömmlinge hatten sich hinter dem Felsen versteckt und ihn in einen Hinterhalt gelockt.
„Ihr seid so dumm, Argonen-Kreaturen! So unendlich dumm!" , brüllte einer der Split.
Die drei Scouts erföffneten das Feuer aus ihren Alpha-ISEs. Geschosse tanzten über Gabriels Schiff und rissen die Schilde auf. Verzweifelt drückte Gabriel den Subregler nach vorn. Sein Kampfschiff schoss davon.
„Josh!" , rief er ins Intercom. „Melde dich, verdammt! Ich hab hier vier Banditen, die mich einkreisen. Was immer du gerade machst, gib es auf und beweg dich hier rüber."
Er hämmerte auf die Tastatur seiner Konsole ein und schickte zwei Moskitos los. Die Raketen verwandelten einen der M5-Scouts in eine sich schnell ausbreitende Gas- und Trümmerwolke. Aber die drei anderen Piraten blieben an ihm dran und beschossen sein Schiff mit ihren Alpha-ISEs.

„Melde dich, Josh. Wo zum Hades steckst du?"
Als Antwort bekam er eine Art Geheul. Joshs M4-Bayamon schoss an ihm vorüber und feuerte ganze Gamma-PBK Salven gegen die M5-Scouts. Dann war Josh mitten unter ihnen. Von diesem Angriff geschockt stoben die Split auseinander. Josh hängte sich an das Heck eines Scouts und feuerte ohne Unterlass. Der Scout brach auseinander.
Gabriel rollte seine M4-Bayamon herum und versuchte einen weiteren M5-Scout ins Visier zu bekommen. Dieser Pilot war jedoch ein Veteran, der wusste wie man entkommen konnte. Er schaltete den Booster ein und entkam Gabriels Salven.
Aber er entkam nicht dem Asteroiden, der ihnen als Hinterhalt gedient hatte. Mit einem berstenden Aufprall endete der letzte Flug des Scouts. Trümmerteile regneten langsam zu auf die Oberfläche des Asteroiden herab. Dann war Josh an Gabriels Seite und die letzten beiden Split flohen bereits mit Höchstgeschwindigkeit.
„Sie rennen weg." , sagte Josh.
„Ja, wir haben es geschafft."
„Aber so was sollte nicht zur Gewohnheit werden."
Gabriel musste plötzlich lachen.
„Was ist, Junge?"
„Ach ... ach nichts. Ich habe nur für eine paar Sezuras nicht an Nena und meine Schwester gedacht. Das war ein gutes Gefühl."
Für einige Sezuras herrschte Stille. Josh ahnte zumindest etwas von Gabriels Problemen. Doch es gab nichts was er für den Jungen tun konnte. Entweder würde er darüber hinweg kommen oder sterben. Dazwischen gab es nichts.
„Kehren wir zur Golden-Star zurück." , sagte Josh schliesslich. „Die Split haben für heute genug. Und wenn wir Glück haben, sieht auch Male-Gi ein das es nichts einbringt den Silbernen Prinzen andauernd anzugreifen."
Die beiden M4-Bayamon wendeten und traten den langen Rückweg zum alten Piratenfrachter an.

# # #

An Bord der Profitquelle-One sah der boronische Wissenschaftsethiker Daro-Hi entsetzt zu wie einer der M5-Wolf explodierte. Wieder war ein lebendes, intelligentes Wesen getötet worden. In einem sinnlosen Kampf am Rande des bewohnten Weltraums. Daro-Hi wandte sich schockiert der Videobotschaft seines Königs zu.
Vor drei Stazuras hatte eine spezielle Nachrichtendrohne die Profitquelle-One erreicht. Professorin Maria-Na kannte bereits alle relevanten Informationen. Allerdings gab es einige Geheimdateien, die nur Daro-Hi entschlüsseln konnte. Es gab eben Geheimnisse, die die anderen Spezies nicht begreifen und verstehen konnten.
„Das wunderbare und kostbare Forschungsschiff Stardust meldet sich nicht mehr. Bereits drei Nachrichtendrohnen wurden von Nishala zu dem besagten Schiff geschickt ohne das es geantwortet hätte. Bedauernswerterweise müssen wir davon ausgehen, das unser kostbares Forschungsschiff schwer beschädigt oder gar völlig zerstört wurde."
König Rolk blähte seinen Nüstern und prustete aus reiner Frustration einen Schwall Wasser in das Aufzeichnungsgerät. Für ein paar Sezuras brach das Bild zusammen. Als der König wieder zu sehen war, hatte sich seine Laune etwas gebessert.
„Deshalb ist es äussert wichtig diese Welt schnellstmöglich zu sichern, oh wissender Ethiker Daro-Hi." , intonierte König Rolk in fast ritueller Sprache. „Die Saa-Russ kämpfen Seite an Seite mit den Urzeit-Boronen gegen die Höllenbestien. Die Sicherung des Life of the Sea - Systems hat oberste Priorität. Ihre Aufgabe, oh Wissender und Forschender, ist es, die Saa-Russ zu finden und festzustellen welche Möglichkeiten der Kontaktaufnahme es gibt. Viel Glück."

Das war es also. Daro-Hi nahm den Datenchip aus dem Lesegerät und warf ihn in die Müllpresse. Die Saa-Russ existierten also tatsächlich. Sie waren nicht nur ein ferner Mythos aus der Urzeit des boronischen Volkes.
Wahrscheinlich, so sinnierte Daro-Hi, konnte man die Bedeutung dieser Entdeckung gar nicht überschätzen. Die Saa-Russ waren so etwas wie boronische Engel, sie standen für Gerechtigkeit, Stärke und Hoffung. Laut der Legende waren sie es, die im Krieg gegen die Höllenbestien die Wende brachten und damit das Überlebenden des boronischen Volkes sicherstellten. Im gewissen Sinn waren die Saa-Russ ein integraler Bestandteil aller boronischen Religionen, ja sogar die rein wissenschaftlich orientierten Boronen sahen in den Saa-Russ Glücksbringer.
Sollten diese Seedrachen den Teladi, oder schlimmer noch den Split, in die Hände fallen, wäre wohl ein gewaltiger Schock die mildeste Reaktion der Boronen. Möglicherweise würde die Entweihung der Saa-Russ zum Zusammenbruch der boronischen Zivilisation führen.



Fortsetzung folgt ...

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omti
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Weiter so, :arrow: aber warum sollte die Boronische Zivilisation zusammenbrechen?
Ohne Neugier wäre die Menschheit immer noch in der Steinzeit oder nicht einmal dort!


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Alexander-JJ
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Re: Klasse

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omti wrote:Weiter so, :arrow: aber warum sollte die Boronische Zivilisation zusammenbrechen?

Das wird im Verlauf der weiteren Geschichte erklärt.


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KAPITEL 13

# Sternensystem: Cho´s Niederlage
# Status: von den Split beanspruchtes Gebiet
# Datum: 11 / 743

Weit draussen, hunderte Kilometer von den neu errichteten Weltraumbasen entfernt, schwebten noch immer die Überreste der letzten Xenon-Flotte. Die kalten, seelenlosen Maschinenwesen hatten hier in diesem abgelegenen System ihre letzte Schlacht geschlagen. Mehr oder weniger durch Zufall war eine grosse Split-Flotte auf die Nachhut der Xenon gestossen. Die Maschinenwesen hatten verbissen gekämpft und die Flotte der Split drastisch dezimiert. Doch gegen die zahlenmässige Übermacht hatten sie keine Chance gehabt.
Das Oberkommando der Split, bestehend aus Patriarch Chin und den Führern der anderen grossen Clans, hatte immer mehr Kampfschiffe in das System geschickt. Solange, bis auch die letzten Xenon vernichtet waren.
Bestensfalls war dieser Sieg ein Pyrrhosssieg, ein Sieg ohne Wert, da die eigenen Verluste zu hoch waren um noch Nutzen aus diesem Sieg zu ziehen. Die Split hatten wahrscheinlich die letzten Xenon vernichtet, waren jedoch gezwungen mit den Teladi zwecks Besiedelung neuer Systeme zusammen zu arbeiten. Ausserdem war so das lange bestehende Bündnis zwischen Split und Xenon zerbrochen. Darin lag keine Ehre.
Verständlicherweise hatte Patriarch Chin viel von seinem Ansehen eingebüsst. Die grossen Familien würden ihn von nun ab nicht mehr unterstützen. Insgeheim beabsichtigte die eine oder andere Familie bereits den Patriarchen zu stürzen und selbst die Herrschaft zu übernehmen. Das wiederherum war den beiden Männern in der heruntergekommenen Bar völlig egal. Beide hatten sich aus rein geschäftlichen Gründen hier getroffen.

# # #

Kalman sah dem grossen Split direkt in die Augen. Er suchte nach etwas, Anzeichen von Wahnsinn, das Feuer des Fanatikers oder einfach nur nach einer Bestätigung seiner Befürchtungen. Aber er fand nichts. Kyo t´Nnt erwiderte einfach seinen Blick. Kalman wusste das er den Split niederstarren konnte. Die von Insekten abstammenden Paraniden konnten tazuralang in einer einmal eingenommenen Haltung verbleiben. Dieses Wissen barg auch den Anspruch der Überlegenheit in sich. Paraniden waren heilige Geschöpfe, Split dagegen nicht.
„Ich denke ... nein, besser, ich weiss das sich ihr Angebot nach Wahnsinn anhört."
Kalman erwartete nicht wirklich eine Antwort. Im Grunde war die antike Karte Beweis genug. Es war dieselbe Karte die ihm der Silberne Prinz vor vielen Jazuras verweigert hatte. Nun bot dieser Split, dieser widerliche und unheillige Piratenboss, sie ihm an.
„Andererseits ... ." , murmelte er.
Seine Finger strichen über das viele hundert Jazuras alte Papier. Die Karte knisterte unter seinen Händen. Die Karte zeigte den Ort, den er unbedingt finden wollte. Sie zeigte den Weg nach Xharax, dem heiligen Tempel des Gottes Xayon. Kalman wusste das er zu schwach war um diese Chance auf ewigen Ruhm auszuschlagen.
„Nun gut, erzählen sie ihre Geschichte."
Kyo zog ihm die Karte unter den Händen weg. Behutsam faltete er sie zusammen.
„Nix erzählen es gibt. Er einst Vertrauter von Chin war. Aber Er nicht können dienen. Er gehen weg und werden Pirat. ... Er war einst ehrenhaft aber jetzt Er sein Mitglied des Sakra-Syndikats."
Kyo t´Nnts Augen irritierten Kalman. Seine Sprache welchselte munter zwischen Hochsplit und Piratenslang hin und her.
„Schön, schön, aber was hat das mit mir zu tun? Ich suche nach einem uralten Mythos, einer längst vergangenen Legende. Dazu brauche ich ihre Karte. Aber ich bin nicht reich. Ich kann sie nicht bezahlen. Verstehen sie das?"
Überraschenderweise nickte Kyo.
„Natürlich. Er ... WIR wollen Paraniden-Kreatur auch nichts verkaufen."
„Wir?!"
„Ja, das sein Male-Gi, Red-Duke, der Silberne Prinz und Er. Gegründet eigene Liga, eigenes Syndikat haben wir. Jetzt mach´n wir´n eigene Reich. Klaro? ... Nun, Male-Gi sein noch unentschlossen, wissen noch nicht ob mitmachen bei Plan oder töten wollen Silberne Prinz. Aber das sein unwichtig. Wir errichten eigenes Reich, ein Piratenparadies!"
„Was? Sind sie grössenwahnsinnig geworden? Weder die Argonen noch die Boronen werden das akzeptieren. Sie werden ihre Flotten schicken und sie zermalmen. Wollen sie vielleicht das ich mich auf eine dermassen unheilige und unlogische Sache einlasse?"
Kyo legte Kalman die Hand auf den Arm und hielt ihn fest.
„Warte, Paraniden-Kreatur. Wir haben starke Verbündete, viele Verbündete. Zwanzig Teladi-Manager auf unserer Seite sein. Teladi liefern uns Grossteil unserer Ausrüstung. Von Split bekommen Syndikat beste Waffensysteme ... im Tausch für Raumfliegen und Sklaven. Paraniden-Kreaturen nix interessieren für uns. Nur Argonen und widerliche Boronen-Abschaumfeinde bleiben Uns zu bekriegen."
„Ihr seid irre, ihr Piraten!"
„Kann gut möglich sein. Wir si´n aba nich dumm. Ham Wissen über Artefakt gesammelt. ... Wir brauchen Ihn um Artefakt zu bergen. Er WIRD uns helfen, Paraniden-Kreatur!"
„Was ist wenn ich mich weigere?"
„Uraltes Artefakt, viel wissen darüber, jetzt du können es bergen. Viel Ruhm, viel Ehre für Paraniden-Kreatur. Er nicht interessiert? Paraniden-Kreatur nicht wollen wissen was Artefakt ist?"
„Ich werde darüber nachdenken."
„Das´n is´n inn Ordnung. Zwei Tazuras ab´n jetzt. ... Er wird auf Paraniden-Kreatur warten."
Kalman erhob sich und drückte dem Wirt der Kneipe ein paar Credits in die Hand. Der Raumsprit war mehr als schlecht und zudem gab es keine Prostituierte in dieser Bar. Aber das war ihm derzeit egal. Schon bald würde er über Heiligen Boden schreiten, geweihte Artefakte in den Händen halten und mehr Ruhm ernten als jeder andere Gläubige zuvor. Gut gelaunt verliess er die heruntergekommene Kneipe.

Zwei Tazuras später hielt Kalman die antike Papierkarte die er so lange gesucht hatte in den Händen. Er war fast am Ziel seiner Träume angelangt. Die Suche nach Xharax und Xayon konnte endlich beginnen.

# # #

Ein paar Decks unter dem Panoramadeck lag die einzig vernünftige Kneipe der Station. Die einzig vernünftige Kneipe für Argonen, wohlgemerkt. Für die zahlungskräftigen Boronen gab es ein Luxusrestaurant direkt auf dem Promenadendeck. Die Split hatten eine Kampfschule und die Paraniden eine Missionskirche errichtet. Aber Old-Jacks Bar war dennoch der Mittelpunkt, sozusagen das Herz der Station.
„Ah, Mister Duval!" , rief Old-Jack während er über das ganze Gesicht strahlte. Ein älterer Mann von mittlerer Statur betrat die alte Bar und blickte zur Theke hinüber. Der Mann trug zwar die normale Kleidung der Argonen, sein Aussehen wies jedoch ihn eindeutig als einen harmlosen Beamten der Argonischen Föderation aus.
Mit einem schmatzenden Geräusch schloss sich das Schott hinter ihm. Die Luft in der Bar war so dick, das man sie mit einem scharfen Messer hätte in Scheiben schneiden können. Ein wahrer Nebel aus allerlei Gasen lag schwer und stickig im Raum. Für einen Moment beleidigte die dröhnende Musik Ignaz Gavins Ohren. Dann hatte er sich an die hämmernde Rythmen gewöhnt und schlug den Weg zur Bar ein. Hinter ihm verlor der Zuststrom von frischem Atemgas schnell den Kampf gegen den allgemeinen Dunst.
„Was soll´s denn sein, Mister Duval?" , fragte Old Jack, während er nach einer Flasche Raumsprit griff.
„Egal, nur nichts Grünes. ... Und nenn mich nicht immerzu Duval."
Jack stellte ein Glas mit türkisfarbener Flüssigkeit vor dem Mann ab.
„Das ist Türkis, Jack."
„Na und?!"
Genau, na und. Ignaz Gavin, alias Duval, kippte den Raumsprit in einem Zug herunter. Im Grunde war die Farbe egal, alles was Jack ausschenke schmeckte irgendwie nach Sternenstaub. Sollte Jack doch seine kleinen Machtspielchen spielen.
„Wie siehts aus? Hast du schon von den Boronen und Teladi gehört?"
„Hmm ... ja ... hab ich schon gehört. Die Teladi planen ein ganz grosses Ding. Sie wollen sich die Neuen Sektoren unter die Klaue reissen. Soweit ich weiss, paktieren sie mit den Split. Die Split brauchen dringend Hilfe beim Aufbau neuer Kolonien."
Das waren keine echten Neuigkeiten. Die Split hatten vor wenigen Wozuras die letzten Xenon-Verbände aufgespürt und vernichtet, dabei aber unverhältnismässig hohe Verluste erlitten. Jetzt brauchten sie dringend Hilfe beim Aufbau neuer Kolonien.
Obwohl es die Teladi-Company offiziell noch abstritt, war doch der Aufmarsch im System Chins Wolken nicht mehr zu übersehen. Die Company hatte nach dem Sieg über die Xenon am schnellsten gehandelt und stand nun kurz davor die Neuen Sektoren zu übernehmen. Verständlicherweise waren darüber die anderen Grossmächte nicht gerade begeistert.
„Was sagt denn die Gerüchteküche, Jack?"
„Oh, die läuft auf Hochtouren. Nach dem Mord an Senatorin Hersh heisst es schon das irgendjemand ein Piratenkartell gründet. Ausserdem heisst es, das die Boronen etwas in den Neuen Sektoren suchen. Ein uraltes Geheimnis oder so. Angeblich hat unser alter Bekannter Prinz Philipp Phildoph etwas damit zu tun."
Marlene Hersh war persöhnlich für die Bekämpfung der verschiedenen Piratenbanden von der Argonischen Regierung eingesetzt worden. Vor drei Jazuras war sie von einem Piraten ermordet worden. Jedenfalls war das die offizielle Version. Inoffiziell war sie bei einem dummen Unfall getötet worden. Wie auch immer, die Argonen benutzten ihren Tod jedesmal zu Propagandazwecken, wenn sie ein neues Anti-Piraten-Gesetz verabschieden wollten.
„Und was meinst du persöhnlich?" , fragte Ignaz Gavin zum Abschied.
„Keine Ahnung. Die Teladi suchen den ultimativen Profit und die Boronen eine uralte Legende. Ich persöhnlich halte von übermässigem Profit nichts und von Legenden noch weniger. Aber für dich könnte das etwas sein. Du willst ja sowieso als Förderer der Wissenschaften in die Geschichtsbücher eingehen. ... Und ... Pass gut auf dich auf."
„Ich versuchs." , antwortete Ignaz ausweichend.
Ignaz Gavin reichte Jack zum Abschied die Hand. Heimlich wurde dabei ein Datenchip übergeben. Der ziemlich irre Forscher namens Kalman wollte wieder etwas von seinem Kontaktmann Duval, also von Ignaz Gavin. Darüber war Ignaz alles andere als froh. Dieser Kalman ging ihm inzwischen gehörig auf die Nerven. Das lag wahrscheinlich an der Tatsache das Kalman ein religiöser Fanatiker war. Nun ja, dachte sich Ignaz Gavin, man konnte sich seine Kundschaft nicht aussuchen. Aber eines Tages würde er so reich und so berühmt sein, das ihm Typen wie Kalman den Buckel herunter rutschen konnten.

Als der bekannte Händler Ignaz Gavin aufstand und zur Tür ging winkte ihm Old Jack nach. Noch eine ganze Zeit stand er versonnen da und betrachtete den Ausgang seiner Bar. Dann merkte Jack wie ihn die wenigen Gäste anstarrten, schrie einige Schimpfwörter zu ihnen hinüber und begann seine Gläser zu putzen.



Fortsetzung folgt ...

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KAPITEL 14

# Sternensystem: Grüne Schuppe
# Status: Teladi-Kolonie im Aufbau
# Datum: 12 / 743

Für die Besatzung der Golden-Star war es ein eher langweiliger Flug. Ein Paranide, offenbar ein Gast des Silbernen Prinzen, war an Bord der Golden-Star gekommen. Ansonsten war der lange Flug von Chins-Wolken nach Grüne-Schuppe ereignislos gewesen. Die tägliche Routine an Bord verhinderte das die Crew durchdrehte. Aber das war auch schon alles. Bis auf den Zwischenfall im System Chins Wolken war nicht viel passiert. Nicht einmal Male-Gis Banditen hatten es gewagt den Konvoi anzugreifen.

Der Teladi-Konvoi, bestehend aus dreissig grossen und dreissig kleinen Schiffen, gab ihnen Sicherheit. Die paar kleinen Piratenschiffe verschwanden regelrecht in dem riesigen Konvoi der Teladi.
Auch bei den Teladi war nicht viel passiert. Ein TS-Geier hatte einen Triebwerksschaden erlitten, der allerdings schnell repariert worden war, ein radioaktiv verseuchter Asteroid war von ein paar M5-Falken ins Nirvana geblasen worden und ein Idiot hatte sich selbst aus einer Luftschleuse katapultiert. Kalman meinte das es Mord gewesen sei. Unter den Söldnern kam so etwas manchmal vor. Beweise für diese Theorie gab es nicht.

„Ich bin der Meinung es war Mord." , beharrte Kalman auf seinem Standpunkt und funkelte Kyo t´Nnt, den Split, böse an.
„Nun denn, Er könnte ja einen ausführlichen Vortrag über Mord halten." , konterte Kyo. „Vielleicht erkennen Er dann, das es einfach ein Unfall war. Er könnte den Vortrag sehr ausführlich ... ."
„Viel zu langweilig ... ." , mokierte sich Josh gerade.
Und dann plärrte der Alarm los.

# # #


Die beiden M3-Mamba feuerten auf extreme Entfernung ihre Waffen ab. Eine Hummel traf Joshs M4-Bayamon direkt über dem Cokpit. Innerhalb von Sezurabruchteilen verwandelte sich das Cokpit, ein Gutteil des Bugs und Josh in heisses Plasma. Die Überreste des mittelschweren Jägers trudelten ins die Dunkelheit des Alls hinweg. Die beiden M3-Mamba trennten sich. Der, der Josh abgeschossen hatte, kam direkt auf Gabriel und Kyo t´Nnt zu.

„Einer haut ab." , brüllte Gabriel ins Intercom. „Der andere Idiot kommt direkt auf uns zu. Weiss er nicht das er gegen zwei Gegner keine Chance hat?"
„Das sein Split-Krieger. Sie kämpfen für Ehre, nicht für Credits. Er holen sich zweite Mamba. Viel Glück!"

Kyo´s schwere M3-Orinoko schoss mit vollem Schub davon. Gabriel wollte noch etwas sagen, doch in diesem Augenblick eröffnete die M3-Mamba mit ihren Alpha-EPWs das Feuer und kam direkt auf ihn zu.
Er hatte keine Zeit mehr Kyo t´Nnt für seine Entscheidung zu verfluchen. Gabriel ging auf Gegenkurs und versuchte seinen Gegner im Visier zu halten. Der Split-Krieger war kein heisblütiger Anfänger, sondern ein Elitepilot. Er wusste wie er das Maximum aus seinem Schiff herausholen konnte. Diese Kombination war gefährlich, selbst in einem ungleichen Kampf. Bevor Gabriel wenden konnte zog die M3-Mamba mit feuernden Kanonen unter seiner Steuerbordseite durch. Die Schüsse konnten die Schilde nicht durchbrechen, aber sie schwächten sie. Dann drehte er weg um den Schüssen aus dem Geschützturm eines aufgerüsteten Piraten-TS-Ganymed zu entgehen.
„Du hast also keine Raketen mehr." , murmelte Gabriel als er seinen Jäger wendete.
Wieder erschien die M3-Mamba auf seinem HUD und trotz der Ausweichmanöver versuchte er das Schiff in seine Zielanzeige zu bekommen. Doch der Split schien jede seiner Bewegungen vorauszuahnen, tauchte ein zweites Mal unter seiner Steuerbordseite durch und feuerte eine volle Salve in die geschwächten Schilde. Auf der Schadensanzeige leutete ein rotes Licht auf. Die Schilde war ernsthaft beschädigt worden. Der feindliche Jäger flog eine enge Wende und kam ein drittes Mal auf Gabriel zu.
„Nicht noch einmal."
Die Schilde an der Steuerbordseite seiner M4-Bayamon war jetzt so dünn das jeder Treffer sein Schiff schwer beschädigen würde. Ironischerweise eröffnete sich dadurch eine einmalige Gelegenheit für Gabriel. Es gab wenig Zweifel was der Split als nächstes tun würde. Er würde versuchen ein drittes Mal die Steuerbordseite zu treffen.
Noch bevor der Angriff begann stellte Gabriel die Nase seines Schiffes nach rechts unten. Die Schubkraft der Triebwerke schob sein Schiff ein wenig weiter und er koorigierte seine Lage ein zweites Mal. Dann schaltete er die Gamma-PBKs und die Hummel-Raketen auf den Primärfeuerknopf.
Die M3-Mamba eröffnete mit ihren Alpha-EPWs das Feuer. Aber statt der Steuerbordseite trafen sie nur den gut geschützten Bug. Im selben Moment löste Gabriel alle seine Waffen aus. Die Gamma-PBKs rissen die Schilde des Schiffes herunter, während die Hummel-Raketen den Antrieb abrissen. Keine Sezura später explodierte die M3-Mamba in einem blendenden Feuerball.

„Hey, nicht schlecht ... Sklave-Kreatur! Jetzt Male-Gi endgültig genug haben. Er wird ganz sicher nächstes Waffenstillstandsangebot annehmen. Guter Tag, heute."
Kyo´s Stimme brachte Gabriel zurück in die Wirklichkeit. Das Gefecht war vorüber. Sie hatten die beiden Angreifer erledigt.
„Wir haben Josh verloren."
Gabriel war kein Anfänger mehr. In den letzten Mazuras hatte Josh ihn zum Kampfpiloten ausgebildet. Ausserdem war er nach Nenas Tod irgendwie härter, oder auch nur gleichgültiger geworden. Dennoch hatte ihn Joshs plötzlicher Tod tief getroffen. Josh war an Bord der Golden-Star das gewesen, was man unter anderen Umständen Mentor oder sogar väterlichen Freund genannt hätte.

Kyo t´Nnt ging ohne zu antworten auf Patroullie und liess Gabriel mit seinen Gedanken allein. Einige Trümmer der zerstörten M3-Mamba schwebten in sein Blickfeld. Gabriel wendete sein Schiff bis er nur noch Weltall sah. Er war jetzt nicht in der Stimmung darüber nachzudenken wieviele intelligente Wesen er schon ermordet hatte.



>>> ENDE TEIL 1 <<<



Teil 2 folgt sobald (kann aber auch ein paar Wochen dauern).


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omti
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Post by omti »

Klasse!
Ohne Neugier wäre die Menschheit immer noch in der Steinzeit oder nicht einmal dort!


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