Exodus - Ein Roman zum antesten - erbitte ehrliche Meinungen

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

Moderators: HelgeK, TheElf, Moderatoren für Deutsches X-Forum

Trion
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Post by Trion »

Also, das was du bisher geschrieben hast macht Hunger auf mehr! Wär echt super wenn du das ganze auch noch als PDF anbieten könntest :D

Zu deiner weiteren Frage: X3 hat nix mit X Online Universe zu tun. Zur Zeit beschäftigt sich Egosoft mit X3 und im Anschluss werden sich die Egosoftler vielleicht an X-OU setzen. X3 wird keine Multiplayerfunktion haben!
Fenrir
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Post by Fenrir »

Verdammt :roll:
Naja, man kann nicht alles haben, zumindest nicht alles auf einmal ^^ dann mach ich mal weiter... was ich wirklich faszinierend finde, ist, wenn man sich ein derartig großes universum gebastelt hat, wie z.B. das von Exodus, und man mit jedem wort die Schicksale seiner Charaktere verändern kann ^^
Deswegen schau ich auch alles noch mal genau nach.
Ich sage dazu nur: Am Anfang war das Wort :)
Machts gut

2

[ Aufklärung ]

„Wir haben Kontakt bei zwei Komma fünf.“, stellte Jake mit nüchterner Stimme fest, dann kniff er die Augen zusammen und blickte suchend aus dem Cockpit.
Weit entfernt schoben sich winzige Lichtpunkte durch den tiefen Raum zwischen den Monden des Jupiters und dem Roten Planeten. Dazwischen drifteten die unzähligen, gigantischen Felsen des Marsasteroidengürtels vorbei in die Leere, als grauer Schleier erkennbar.
Der Langstreckenscanner zeigte mehrere verschwommene, unidentifizierte Signaturen. Einige davon berührte Jake flüchtig mit den Fingern.
Die ausgewählten Kontakte leuchteten bläulich auf und der Scanner begann, begleitet von einem zustimmenden Surren, die dazugehörigen Schiffe abzutasten. Der Bordcomputer speicherte die erfassten Ziele und umhüllte die Lichtpunkte jenseits der Kanzel mit roten Dreiecken.
„Bestätigt. Für eine genaue Ortung ist die Entfernung noch zu groß“, stellte Christopher fest, „ich bringe uns näher heran.“
Jake saß im hinteren Cockpit ihres zweisitzigen Abfangjägers, und be-obachtete wachsam die Signalechos, während der Mann vor ihm die schlanke Jagdmaschine sanft beschleunigen ließ.
Jake war erst kürzlich in das 51. Elitegeschwader, die ‚Black Panthers‘ versetzt worden. Er hatte geglaubt, er sei schnell, nachdem er drei feindliche Jagdmaschinen abgeschossen und einen schwer angeschlagenen Konvoi bis zum Io durchgebracht hatte. Als er aber die Männer und Frauen der Elite-geschwader kennengelernt hatte, konnte er nur noch staunen. Es war ihm noch immer ein Rätsel, wie Christopher und die anderen Piloten den Jäger so schnell und präzise durch Raumschlachten fliegen konnten. Jake hatte sich darauf verlegt, als Bordingenieur, Sensortechniker, Navigator und Schütze den eigent-lichen Piloten behilflich zu sein.
Er selbst war nämlich ein Schnellschalter. In Windeseile konnte er sich auf neue Situationen einstellen und half Christopher mit allerlei Tricks, mit heiler Haut wieder nach Hause zu kommen. Zusammen waren sie einfach ein unschlagbares Team.
Für eine halbe Sekunde flammte das Triebwerk der Rapier auf, und schob die beiden Männer weiter an ihren unbekannten Feind heran.
Jake schauderte unwillkürlich. Das war kein normaler Einsatz, das wusste er. Das war nicht mal ein normaler Gegner. Zum ersten Mal wünschte sich der junge Krieger, er wäre ein einfacher Patrouillenpilot geblieben.
Navigationspunkte abzufliegen und die zivile Raumfahrt zu eskortieren gehörte zu den alltäglichsten um nicht zu sagen langweiligsten Beschäfti-gungen, die er sich vorstellen konnte.
Gelegentlich stieß man auf Schmuggler oder berauschte Piraten, meldete ihre Position ans Flottenkommando und stellte sie mit der Verstärkung.
Der Elite anzugehören war jedoch etwas völlig anderes. Dort war man auf sich gestellt, und eskortierte die Rohstoffkonvois zum Sprungtor, die oftmals unter heftigem Beschuss standen. Präzisionsschlägen der Terrorsyndikate waren beinahe an der Tagesordnung.
Doch nun war es Aufgabe der Solaren Elitegeschwader, Daten über die außerirdischen Schlachtschiffe zu besorgen, die aus dem Krisengebiet vor Jupiter gekommen waren. Sollte die Tarnung des schlanken Abfangjägers vorzeitig versagen, würde es wahrscheinlich ein recht kurzer Ausflug werden, und auch die überragenden Flugkünste von Christopher würden das nicht ändern.
Sie mussten auf Geschwindigkeit, auf Überraschung setzen. In den Sprungtorkonflikten hatten solche Aufklärungsflüge immer gut funktioniert, aber bei diesem neuen, unbekannten Gegner…
Ihre einzige Verteidigung zwischen ihnen und den Schiffen des fremden Volkes war das Stealthfeld, dessen erst vor wenigen Stunden installierter Generator seine Funktion mit einem stetigen Brummen untermalte und die Sensorsignatur der Rapier schluckte, bevor sie vom Feind aufgefangen werden konnte.
Auf dem Scanner sah Jake, wie der Abfänger schließlich die letzte Sensorsphäre durchbrach. Von nun an gab es kein zurück mehr. Prompt er-schienen erste Symbole neben den roten Punkten, von denen jeder ein fremdes Schlachtschiff darstellte.
„Das sieht nicht gut aus. Jäger, Korvetten und Fregatten. Darunter kapitale Schlachtschiffe. Die Größeren davon scheinen ein extrem dickes Fell zu haben“, teilte Jake seinem Piloten mit, während er ungläubig die Ergebnisse des Scanners musterte, „allein einer der Schildgeneratoren dürfte Energie für eine ganze Stadt liefern. Ich habe hier eine ganze Hand voll davon ausge-macht“ betonte er noch einmal.
„Dann wird die starke Signatur dieser Dinger uns auch helfen, unsere Daten zu sammeln.“
Christopher klang nicht im Mindesten so selbstsicher, wie er eigentlich vorgehabt hatte. Gerüchten zufolge hatten diese Schiffe die gesamte Jupiterflotte vernichtet. Und sie saßen nicht einmal in einem mit Keramik-Vanadium und Diamant gepanzerten Kreuzer, sondern in einer zerbrechlichen Jagdmaschine. Wo steckte bloß die Loki? Von dem Sternenschiff fehlte noch immer jede Spur. Sein Onkel hätte längst einen Funkspruch absetzen sollen.
Nun, was auch immer geschehen war, seine Sorgen musste er auf später verschieben. Schließlich zuckte er unwillkürlich mit den Achseln.
„Jetzt oder nie.“ Er ließ den Abfänger mit Vollast beschleunigen und schaltete mit dem Daumen die Nachbrenner hinzu. Das chemische Triebwerk zündete und ein langer Abgasschweif fuhr aus dem Heck der Maschine. Die Männer wurden trotz Trägheitskompensation schlagartig in ihre Sitze gepresst und jagten mit stetig zunehmender Eigengeschwindigkeit auf die Eindringlinge zu.
„Das Tarnfeld funktioniert noch. Sie haben uns noch nicht geortet.“, sagte Jake. „Noch zwanzigtausend Kilometer.“
Er hoffte inständig, dass sie auch noch eine Weile unbemerkt weiterfliegen konnten, damit sie den Vorteil der Überraschung nicht verspielten. Dann registrierte der Bordschütze beiläufig, dass die Beschleunigung nachließ.
„Triebwerk heruntergefahren. Limit erreicht.“ gab die weibliche Computer-stimme des Abfangjägers so sanft wie immer bekannt.
„Wird schwer sein, uns zu treffen“, rief Christopher zufrieden, während er die Schlachtschiffe misstrauisch beobachtete, als könnte er sie allein mit seinen Blicken davon abhalten, den kleinen Sternenjäger zu entdecken. Bis jetzt lief alles nach Plan, und sie hatten eindeutig alle Vorteile auf ihrer Seite, aber dennoch lagen seine Hände etwas verkrampft auf dem Schubhebel. In wenigen Augenblicken würde er als erster Terraner in der Geschichte die Kampfschiffe eines fremden Volkes abtasten, und er wusste nicht, wie diese Begegnung ausgehen würde.
Sobald sie auf Tuchfühlung mit den Außerirdischen waren, würde sich vermutlich schnell ein ausgewachsener Spießrutenlauf daraus entwickeln. Der Schluss lag nahe, dass jemand, der fähig war, ein mobiles Hauptquartier, einen Träger, einen Zerstörer und eine Hand voll Fregatten innerhalb von Sekunden aus dem Universum zu tilgen, nicht vor Terra und ihren Koloniewelten, und schon gar nicht vor einem kleinen Aufklärungsjäger Halt machen würde.
Die Solare Gemeinschaft sammelte sich bereits, um den Eindringling zu stellen. Jetzt, da die Jupiterflotte vermutlich aus dem Spiel war, blieben noch die großen Flottenzweige von Venus, Mars, und der Erde. Einige unabhängige Trägergruppen würden die Schlachtschiffe von der Flanke her unterstützen. Außerdem waren da noch die beiden Elitegeschwader, deren Anteil an Bom-bern ebenfalls beachtliche Feuerkraft zur Verfügung stellen würde, stationiert auf der Iceflower und auf der Raumstation vor dem Roten Planeten.
Die Aufklärungsjäger leisteten lediglich die Vorarbeit. Die Psoition wurde an die Flottenverbände weitergeleitet, und jede nützliche Information, die der Scanner des kleinen Sternenjägers liefern würde, wurde im Bordcomputer verzeichnet. Vor allem aber interessierte sich das Flottenkommando für die verschollene Trägergruppe. Zumindest die Logbuchkapsel des Trägers hätte gefunden werden müssen aber dort war nichts. Die Jupiterflotte war einfach nicht mehr da.
Der hünenhafte Mann sah mit versteinerten Gesichtszügen auf die hellen Lichtpunkte, die blitzend heranwuchsen und sich vor der orangene Scheibe des Jupiters deutlich abhoben.
Für einen bemannten Aufklärungsflug waren die Elitepiloten immer zu haben, dachte er grimmig, bevor er das Funkgerät aktivierte.
„Iceflower, hier spricht Aufklärer Foxtrott, wir haben Sichtkontakt mit rund zwanzig Großschiffen, einige Begleitschiffe. Starke Schilde mit grober, durchgängiger Matrix bei den Kapitalen, Bomber sollten da gerade noch durchkommen. Wir führen jetzt einen aktiven Scan durch.“
Die Funksignale rasten nur mit Lichtgeschwindigkeit zur Kommando-zentrale, der im Orbit um Terra befindlichen Iceflower, und benötigten einige Minuten, bis sie empfangen und decodiert wurden. Der Richtstrahl der Hyper-funkanlage in der Iceflower dagegen überbrückte die Lichtminuten bis zum Aufklärer, der beharrlich weiter auf die Invasoren zuschoss, beinahe in Nullzeit.
Hyperfunk war zusammen mit dem Sprungtriebwerk entwickelt worden und benötigte einen kompletten Fusionsreaktor zum Unterhalt weshalb er in kleinen Aufklärern auch keine Verwendung fand. Folglich verfügte auch die Rapier nur über Standardfunk.
„Foxtrott Eins, das Flottenkommando braucht einen Nanoscan eines Hauptschiffes! Das ist nach wie vor ihr Primärziel. Falls das Feuer eröffnet wird haben sie völlige Handlungsfreiheit. Haben Sie Kontakt zur Träger-gruppe?“
„Negativ. Hier ist…“ Er sah auf die Sensorprojektion und stutzte. „…absolut gar nichts. Nichtmal Trümmer!“
Er hörte schließlich im Funk, wie jemand enttäuscht die Luft ausstieß.
„Verstanden. Flottenkommando Ende.“
Jakes Finger huschten über einen Touchscreen, und wiesen den Bordcomputer an, die Sensoren neu einzustellen. Diese zeigten jetzt ihr Schiff aus der Draufsicht und darum herum eine große Ekliptikebene, auf der die Schiffe des fremden Volkes dargestellt wurden. Die Formation dieser Schiffe war ungewöhnlich für einen solchen Flottenverband. Sie war offen und weit gestaffelt, so als suchten sie nach etwas. Interessant.
Unter etlichen kleineren Schiffen befanden sich auch solche der Schlacht-schiffsklasse, auf deren Chassis seltsame Kuppeln aufgebaut waren. Diese Schiffe konnte er inzwischen sogar mit bloßem Auge ausmachen. Sein Blick fiel auf das anführende Dickschiff, während er den Scanner darauf einrichtete. Nach einigen Sekunden lieferte ihm die Projektion eine Analyse des Rumpfes der Schiffe. Es hatte keine Fenster oder sichtbare Öffnungen, lediglich den Triebwerken konnte Jake etwas Vertrautes abgewinnen. Außerdem war es zu einem Großteil aus biochemischen, organischen Bestand-teilen aufgebaut.
Dem jungen Piloten lief ein Schauer über den Rücken. Fremd war gar kein Ausdruck für diese Schiffe.
Er berührte die sonderbaren Kuppeln in seiner Projektion abermals mit dem Zeigefinger und der Computerkern begann, zusätzliche Informationen über die Aufbauten zu sammeln.
Christopher Farrel überprüfte skeptisch den Status des Sensortarnfeldes, dessen Generator noch immer unangenehm summte.
„Schilde aktiviert bei maximaler Leistung“ rief Jake, der den Aufklärungs-jäger mit wengen gezielten Handgriffen gefechtsbereit machte.
„Halt‘ dich fest“, entgegnete der Major seinerseits, „es wird gleich be-ginnen. Die orten jetzt unsere Sensorstrahlung.“
Wie um seine Worte zu bestätigen, bemerkte Jake auf seinem Scanner, wie sich zwei kapitale Schiffe aus der Flotte lösten. Das Tarnfeld verbarg sie nur vor den Sensoren des Gegners, nicht jedoch vor deren Blicken. Eine visuelle Tarnung, das legendäre ‚Unsichtbarmachen‘, funktionierte selbst heute noch nicht. Und ein mit Vollast beschleunigender Jäger hob sich deutlich von den anderen Sternen ab, auch wenn er in den tarnenden Farben der Elitegeschwader gehalten war: Ein nachtschwarzer Anstrich mit weißen ‚Rennstreifen’, wie Christopher sie gerne bezeichnete.
Plötzlich spuckte das Dickschiff ganze Schwärme von kleinen Abfang-jägern aus, die mit überraschender Präzision beschleunigten und eine Abwehr einrichteten. Eine dichte Wolke bildete sich, die genau auf dem Anflugvektor ihres Schiffes lag. Der Erfassungsalarm hallte durch das Cockpit, während grünliche Leuchtspurgeschosse auf die Rapier zujagten.
‚Shrike‘ zuckte nicht mit der Wimper und ließ das Schiff kommentarlos um die Längsachse rotieren. Allein mit diesem Manöver wich er dem Großteil des Streufeuers beinahe spielend aus. Nur wenige Blitze schlugen in die Deflektorschilde ein, die augenblicklich Energie aus dem Reaktor sogen, um sich neu aufzubauen.
„Iceflower, die Schiffe haben das Feuer eröffnet!“ funkte Jake alarmiert, bevor er mit den beiden flügelmontierten Gatlingkanonen auf das Sperrfeuer antwortete.
„Wir brechen durch! Bereite einen Drachenschwanz vor!“, rief Christopher mit einem kühnen Lächeln nach hinten. Solche Manöver waren seine Spezialität. Jake nickte zur Antwort.
„Shrike, ich zieh die Bugschilde hoch, wir müssen auf unseren Rücken achten!“, rief er nach vorne.
„Verstanden!“, antwortete der Elitepilot angespannt.
Sie flogen bereits mit einer unerhört hohen Eigengeschwindigkeit und der größte Teil des Salvenfeuers der Gegner zerriss nur den Raum weit neben dem Abfänger. Trotzdem wurden die Männer heftig durchgeschüttelt, als der schlanke Sternenjäger die Sperrfeuerzone passierte, und wenigstens drei oder vier Geschosse ihr Ziel fanden. Funken sprühten aus seinem Subsystem, und versengten Christophers Haare, bevor er es mit einem gezielten Handgriff abschalten konnte.
„Wir sind durch! Kleinere Schäden an der Zielerfassungskontrolle, sollte gleich behoben sein. Starte Manöver.“
Für das Kunststück, das Christopher plante, mussten sie bis ans absolute Limit beschleunigen, sonst würden sie Opfer der gleichen heimtückischen Attacke werden, die die fremden Jäger in Flammen aufgehen lassen würde.
Die Rapier raste geradlinig weiterhin auf die Jäger zu, die keine Anstalten machten, den Weg zu räumen. Shrike betätigte seinerseits den Abzug. Der einzelne Pulslaser an der Nase des Schiffes stieß einen kaum sichtbaren Lichtblitz aus, der schon in einen Alienjäger eingeschlagen war, bevor man ihn mit den Augen verfolgen konnte. Das Opfer wurde regelrecht durchlöchert und driftete aus der Formation.
Diese Gelegenheit nutzte der Elitepilot, um durch die entstehende Lücke zu fliegen, während Jake im Zuge des ‚Drachenschwanzes‘ gleichzeitig auf ein Touchpad hieb und den Aliens eine kleine Überraschung zurückließ.
Mit einem schnellen, sich mehrfach wiederholenden Pfeifen zischten dutzende, kleine Projektile aus dem Heck des Abfängers.
„Spleißminen gesetzt und scharfgemacht! Volle Energie auf Heckschilde... der Drachenschwanz kommt zurück!“
Damit berührte er flüchtig einen Schalter auf seiner Waffenkontrolle. Hinter ihnen brachen unzählige helle, violette Detonation aus den kleinen Minen hervor, die Jake abgeworfen hatte, und die Verfolger zerbarsten innerhalb von Sekundenbruchteilen. Die Schockwelle ließ die Heckschilde der Rapier grell aufleuchten.
„Enge Formationen sind extrem anfällig für Beschuss durch Sprengkörper“ zitierte Christopher grinsend aus dem Lehrbuch. Der Anflug, Durchbruch und Minenauswurf zusammen hatte nicht mal drei Sekunden beansprucht. Ein Lächeln, das erste seit einigen Stunden, stahl sich auf sein Gesicht.
„Unverwundbar sind die Dinger ganz sicher nicht“, fügte Jake befriedigt hinzu. „Shrike, die Scanner sind klar zum Aufzeichnen, aber du musst noch näher an die großen Pötte heran!“
„Kein Problem. Wart‘ ein Weilchen.“
Die Rapier drang unter wilden Ausweichmanövern in den Feuerbereich der Schlachtschiffe ein. Augenblicklich bekamen sie es mit den Salven der Flakgeschütze zutun. Das Flugabwehrfeuer war zwar nicht wirklich gezielt, aber die einzelnen Geschosse streuten genug, um dem Major den Schweiß auf die Stirn treten zu lassen. Die Kanzel begann zu schwingen, als ein vereinzeltes Geschoss einen Treffer landete.
Der Abfangjäger fetzte in einem langen Bogen abwärts, kippte über die linke Tragfläche weg, dem Sperrfeuer ausweichend, und beschleunigte wieder. Farrel ließ seine Maschine unter einem Schlachtschiff entlang schießen und aktivierte den Nachbrenner, der den Sternenjäger mit einem Satz nach vorn, außerhalb des Feuerfensters, katapultierte. Die Gegenreaktion war vorher-sehbar: weitere Jäger stoben aus ihren Hangars oder was immer die Eindring-linge auch dafür besaßen.
„Siehst du das Schiff auf neun Komma eins?“, schrie Jake.
„Positiv!“ erwiderte Christopher.
„Das ist ihr Hauptschiff. Halt voll drauf zu.“
„Was?!“
Jake tippte mit einem Finger auf eine weitere Konsole. Die CPU öffnete eine kleine Projektion, in der drei Symbole schimmerten. Der Schütze wies mit einer raschen Handbewegung den Schilden eine höhere Priorität zu, woraufhin der Reaktor mehr Energie für die Schildgeneratoren abzweigte. Dann schloss er die Projektion, indem er mit der Hand hindurch fuhr.
„Die Schilde laufen mit jedem Ampere, das wir entbehren können. Die sind stabil wie drei Meter Durabeton. Kurs halten!“
Auch das tat Christopher widerwillig, aber gehorsam, und schaltete den noch immer gezündeten Nachbrenner ab. Der Abgasschweif verschwand wieder und das unerhörte Tempo der Jagdmaschine flaute bereits wieder ab, nachdem die Kurve vollendet war.
Auf Jakes Scannern bewegten sich langsam zwei gekreuzte Linien durch den Umriss des anvisierten Schlachtschiffes, die vorübergehend stoppten, um einen markanten Punkt genauer zu kartographieren.
Christophers Blick fiel auf einen hellen Lichtpunkt, der auf Kollisionskurs heranschoss. Das Problem an den so genannten Nanoscans war, dass man nahezu bewegungslos relativ gesehen vor dem zu erfassenden Objekt verharren musste. Bewegte man das Schiff auch nur ein paar Grad während der Abtastung, konnte der Scanner die eingehenden Informationen nicht mehr vernünftig verarbeiten.
Ein blinkendes „Incoming“ und verschiedene Berechnungen verrieten ihm, dass es sich bei dem Lichtpunkt um nichts anderes als einen Sprengkörper handelte, der sich vom ECM offenbar nicht beirren ließ, seinen Kurs zu verlassen.
„Jake…“, machte der blonde Hüne langsam.
„Am Ziel bleiben!“, erwiderte Jake schluckend.
„Können wir es nicht wegpflücken, bevor es einschlägt?“, fragte ‚Shrike‘, der mit aller Anstrengung seine Reflexe niederkämpfte, die den Sternenjäger sonst schon längst aus der Gefahrenzone gebracht hätten.
„Ich versuch‘s ja... ITTS kann es nicht erfassen. Das Ding reagiert auf unsere Scannerstrahlung. Das ist deren Äquivalent einer HARM-Antiradar-Rakete. Das ECM wird damit nicht fertig!“
Jake schwenkte über ein weiteres Interface die Gatlingkanonen herum und eröffnete ein vernichtendes Sperrfeuer. Der Lichtpunkt schlüpfte jedoch unbeeinträchtigt zwischen den Geschossen hindurch.
„Auf Einschlag vorbereiten!“ sagte die weibliche Computerstimme mit völlig unangebrachter Ruhe. Ein Zirpen ertönte, das sich langsam beschleu-nigte, und dann traf das Projektil den Abfangjäger in den Bauch; die eben erst verstärkten Schildgeneratoren gaben mit einem Knirschen nach und vergingen in einem funkensprühenden Inferno. Die Piloten schrien auf, während glimmenden Späne auf sie herabregneten. Die Sensoren zeichneten jedoch weiterhin auf.
Die Rapier begann leicht bläulich zu glühen und feine Blitze züngelten nach dem Schiff. Die Projektionen der Instrumente begannen, stark zu flackern.
„Elektromagnetischer Schock. Reinitialisiere Subsysteme… Totaler Schildenergieverlust. EMP neutralisiert“, stieß der Computer, dessen Stimme durch die Überladung nun doch zittrig geworden war, aus.
Der Major verdrehte die Augen. Er wusste, dass ohne die Überladungs-sicherungen die komplette Positronik des Jägers ausgefallen wäre sie hätten wie ein Fisch auf dem Trockenen gelegen. Das ganze war mit einem Blitz vergleichbar, der ins Stromnetz einschlägt. Normale Elektronik wäre noch in der gleichen Sekunde geröstet worden.
„Maestro, haben die Scanner aufgezeichnet?“, schrie er nach hinten.
„Das ist Positiv, wir sind fast fertig!“
„Verdammt, wird auch langsam Zeit!“ antwortete Christopher erschrocken.
Das Schiff wurde von einem weiteren Leuchtspurgeschoss getroffen und vibrierte heftig. Heißes Plasma bohrte sich tief in den Rumpf hinein. Die Panzerung der Maschine musste bereits großflächig zerstört sein und das war fatal, ein weiterer Treffer konnte das Ende bedeuten. Ein Schiff verkraftete nach dem Verlust der Panzerung lediglich Treffer, die am Treibstofftank vorbeigingen...
„Wir verlieren das Signal! Die Sensoren haben was abbekommen!“, brüllte Jake nach vorn. Die Radarprojektion flackerte bedrohlich, doch die beiden Symbole glitten weiter aufeinander zu und trafen sich schließlich. Ein heller, pfeifender Ton zeigte den erfolgreichen Scan an.
„Nanoscan abgeschlossen.“, sagte der Bordcomputer.
Ein weiterer Treffer schleuderte den Jäger herum, und der Stabilisatorring über dem Ionentriebwerk brach knirschend ab und jagte davon.
„Das Triebwerk wird instabil!“
„Das hält noch, nichts wie weg hier!“, brüllte Jake.
Christopher hieb einen der beiden Steuerhebel nach vorn, der Ionenantrieb erhielt Vollschub und das Schiff wendete in einer ausgedehnten Linkskurve. Dann schob er den anderen Hebel nach und schaltete den Nachbrenner, dessen Treibstoff sich zusehends erschöpfte, wieder ein. Die Maschine machte einen Satz und beschleunigte weiter.
Und das keinen Augenblick zu früh, denn dort, wo sie eben noch gewesen waren, herrschte jetzt ein wahres Labyrinth aus Abwehrfeuer.
Sie schossen weg von den Schlachtschiffen und der Abstand vergrößerte sich rasch. Dafür waren die Abfänger heran und nahmen nun die Verfolgung auf.
„Maestro, das wird ganz schön knapp!“, stieß Christopher hervor.
Der Angesprochene überhörte das und sendete die Informationen zur Iceflower.
„Hier Foxtrott, wir sind Omega, übertrage Sensordaten!“ schrie Jake ins Funkgerät.
Ein geraffter Laserimpuls würde nun das Schiff verlassen, und dem Flottenkommando die aufmodulierten Informationen zuspielen, die so dringend gebraucht wurden. Funkstörsender würden darauf keinerlei Effekt haben. Allerdings hatte der Lichtimpuls des Funkgerätes eine beinahe unheimliche Wirkung auf die Angreifer. Das Sperrfeuer verschwand von einer Sekunde auf die andere und die Abfangjäger änderten ihre Formation. Plötzlich ging ein Ruck durch das Schiff. Entsetzt musste der Major feststellen, dass ihre Eigengeschwindigkeit unaufhaltsam sank. Die Verfolger holten auf.
„Was zur Hölle machen die mit uns?“ erkundigte sich Jake verblüfft, während er versuchte, einen Blick nach hinten zu werfen.
„Sieht aus, als hingen wir in einem Fangstrahl fest!“ antwortete Christopher verwirrt, nachdem die CPU ihm eine weitere Projektion geöffnet hatte, die etwas zeigte, das verdächtig nach einem Trichter aussah, dessen Zentrum sich ihrem Schiff annäherte
„Verdammt, wie können die solche Singularitäten mitten in den Raum projizieren? Das muss unglaubliche Mengen an Energie kosten!“
Die Abfangjäger bildeten eine Wolke und breiteten sich wie ein Schutzmantel um die getroffene Rapier aus.
„Gleich haben sie uns! Wir müssen aus diesem Strahl heraus!“
„Geht nicht, das Triebwerk laufen auf Vollast, aber wir kommen keinen Zentimeter voran! Wenn das so weiter geht, erhitzt sich das Ding soweit, dass es seine Supraleitfähigkeit verliert! Der Stabilisator fehlt! Sieht so aus, als wollten die uns lebend?“, sagte Farrel erstaunt.
„Warum uns? Der Spionagebericht ist doch schon unterwegs. Sie kommen zu spät!“
„Koordinaten für Fluchtsprung berechnet.“, meldete sich der Computer Sekundenbruchteile später, ruhig wie immer.
„Lass uns hier herausspringen!“ schrie Jake.
„Vielleicht wirkt sich der Strahl auf das Sprungtriebwerk aus…“
Ein unheimliches Ächzen ging durch den Jäger. Sollten sie springen? Bei solchen „Unebenheiten“ im Raum konnte alles Mögliche passieren! Der zerschossene Abfänger machte mit wütendem Zirpen darauf aufmerksam, dass er Plasma aus der Reaktorkammer verlor. Ohne Schildgenerator und Panzerung
Chris wollte lieber nicht weiter darüber nachdenken.
„Okay, Übergang in den Subspace, jetzt!“ rief er und zog kräftig an beiden Steuerhebeln. Insgeheim betete er, dass der Antrieb nicht einen Streifschuss abbekommen hatte. Doch das gleißende Leuchten der Phasenverschiebung setzte ein, und das Sprungtriebwerk beschleunigte die Rapier trägheitslos bis kurz hinter die Lichtmauer. Wie ein Blitz verschwand das kleine Schiff, einen Schwarm von Verfolgern zurücklassend.
James T.
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Post by James T. »

Die Geschichte klingt gut. Die Kapitel sind zugeschnitten wie bei einer TV-Serie, das Ende kommt immer dann, wenn es spannend wird ;-) Wenn mehr kommt, hab ich nichts dagegen, wenn du das so weiterführst.

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   /  O  O \   Julian, ich bin dein Vater !
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Deleted User

Post by Deleted User »

Friede, erstmal großes Lob, die Story ließt sich toll :thumb_up: :thumb_up:
Allerdings bereuhe ich (durch deine Geschichte), dass ich meine Story ohne Dialoge veröffentliche....... :shock:

P.S. Wann gehts weiter :?

MFG noch ein Schreiberling :D
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RiRu
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Post by RiRu »

Ich schließe mich James T. an :D - weiter so

Für Freeware zum Thema PDF-Converter hab ich mal bei ZDnet gesucht, evtl. findest Du hier was passendes:

http://www.zdnet.de/downloads/prg/0/9/e ... 09-wc.html
http://www.zdnet.de/downloads/prg/1/6/e ... 16-wc.html
http://www.zdnet.de/downloads/prg/2/7/e ... 27-wc.html

Grüße
RRProdaction - Ihr Versorger im Teladi-Einflußbereich und darüber hinaus i.A.
stowaway
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Post by stowaway »

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dark star
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Joined: Wed, 9. Mar 05, 20:18
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Post by dark star »

Huiuiuiuiui. Will mehr :D Du hast ohne jeden Zweifel Talent dafür. Es sind zwar noch ein paar kleine Fehler drin, aber keiner ist wirklich schwerwiegend. Also, wann kommt der nächste Teil :) ?
"Wir rücken ruhmreich nach hinten vor gegen einen Feind, der in panischer Unordnung nach vorne flieht."
Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ »

Die Geschichte gefällt mir. Hoffentlich kommt der nächste Teil bald.

;)
XT-Fan-Story von mir:

- DRACHENLAND (fertig)
Fenrir
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Joined: Mon, 18. Nov 02, 19:26
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Post by Fenrir »

Hallo, bin wieder da ^^ war wegen einer Reise leider verhindert, weiterzumachen, aber ich denke ich kann ankündigen, den weiteren Teil des Buches zu bearbeiten und hier zu posten! In etwa einer Woche kann ich den Großteil wahrscheinlich hochladen, den link kriegt ihr dann, also wer noch bock hat, schaut mal wieder rein ^^

Und an alle anderen (jetzt bestimmt) glücklichen Schüler aus Bremen und Umgebung: Schöne Herbstferien ^^

MFG Fenrir

EDIT: Übrigens, das erste Kapitel von Yoshiko ist klasse ^^ bloß wirft jetzt helge hier so viele dinge ein, wie z.B. den Typen von der Erde, dass ich es immer weniger erwarten kann, endlich mal x3 in die hände zu kriegen :roll:
Der Rest ist auch total spannend! Ich hoffe, wir bekommen bald noch die alpha von einem zweiten kapitel... ^^
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x_treme 12
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Joined: Sat, 22. Oct 05, 14:45
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Post by x_treme 12 »

Eine lange woche wies scheint. schade das du aufgehort hast zu posten war ne tolle geschichte :( :cry: :(
Express Pilot -YS-
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Joined: Sat, 27. Aug 05, 22:14
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Post by Express Pilot -YS- »

Hast du noch was?
Fenrir
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Joined: Mon, 18. Nov 02, 19:26
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Post by Fenrir »

Ey, nabend,

sagtmal, rein zufällig bin ich an eine uralte Sicherungskopie von Exodus gekommen. Ist zwar ein wenig verjährt, aber es gab immer noch mal wieder Anfragen wegen der Fortsetzung. Soll ich (den nicht wirklich überarbeiteten) Rest (mit einer, wie ich finde, inzwischen etwas lächerlichen Handlung ^^) hier posten? Und zwar diesmal wirklich. Dank externer Festplatte sollte diesmal auch kein Totalverlust mehr auftreten.

Und eine Kleinigkeit noch: Hab hier irgendwann schonmal Silbertränen hineingestellt. Das könnte ein eifriger Mod wenn er mag noch hier in die Storyübersicht mit einfügen. Davon soll es irgendwann vielleicht eine Romanversion geben, die im gleichen Universum spielt.

Und wer ne anständige Geschichte sucht, ist angehalten, (ohne Werbung machen zu wollen), mal hier

http://www.crius.net/zone/showthread.php?t=19695

vorbeizuschauen. ^^

Liebe Grüße an alle, in Hoffnung auf ein beschauliches Weihnachtsfest ;)
MFG Fenrir
Captain of Fenrir's Rahanas wrote:Boss, von Angesicht zu Angesicht sehen sie sogar noch besser aus!
Split wrote:Split dir zeigen - Sonnenkraftwerk. Alpha.

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