[Story] Dark Horizon-Dunkler Horizont

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

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x_treme 12
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Nach langer Zeit wiedereinmal ein Kapitel

Kapitel 4: Träume

Der Weg von der Kombüse zum Quartier des Kapitäns verlief ausserordentlich ruhig. Nicht einmal begegnete sie einem anderen Lebewesen. Keinen einzigen stinkenden Piraten traf sie. Das konnte sie wohl Cho verdanken. Kurz bevor er sie verliess sprach er in ein Funkgerät einige Codeworte, deren Sinn nur die Piraten selbst zu erkennen vermochten. Daraufhin wurde der Alarm beendet und eine unnatürliche Stille legte sich über das Piratenschiff. Alsbald machte sich Selen auf den Weg. Nach einem kurzen Abstecher bei ihrem `Lover`, bei dem sie sich ihren Gonermantel zurückholte, machte sie sich sogleich auf den Weg zu ihrem Quartier. Es war nicht sehr weit entfernt, doch es unterschied sich sehr stark von ihrer letzten Unterbringung. Es war hell, freundlich und das wichtigste war, es hatte überhaupt keine romantische Note. Ein grosser Pluspunkt. Doch irgendwie wirkte es auch sehr steril. Überhaupt keine natürlichen Dekorationsgegenstände. Alles war aus Metall und Plastik. Sogar ein kleiner Blumenstrauss auf dem Schreibtisch, welcher die eine Hälfte des Zimmers einnahm, war aus Plastik. Irgendwie fühlte sich alles so kühl an. Keine Liebe, nichts. Man merkte sofort, dass war kein Wohnraum, sondern ein Arbeitsraum.
Was hatte Selen auch erwartet? Ein Kapitän verbrachte einen Grossteil seines Lebens auf der Brücke und in den Taktikräumen. Er hatte keine Zeit für Sentimentalität.

Doch etwas enttäuscht von der so sterilen Umgebung setzte sie sich auf das Bett, welches die andere Hälfte des Zimmers einnahm. Für ihren Geschmack war es etwas zu weich , doch es liess sich aushalten. Etwas unelegant, bedingt durch ihre Kampfmontur, legte sie sich hin. Es war nicht gerade sehr bequem, da ihre Panzerung an Arm und Schulter ihr schmerzhaft ins Fleisch drückte, doch es liess sich aushalten. Gekonnt ignorierte sie den Schmerz. Sie blickte zur Decke und fand sich unter einem Sternenhimmel wieder. Irgendwie erinnerte sie der Sternenhimmel an ihr Heimatdorf Blütenmeer. Der Name des Dorfes sagte schon alles. Im Frühling verwandelte sich das Dorf und ihr Umland in einen einigen grossen Blütentraum. Vom ganzen Planeten kamen die Touristen um sich das Schauspiel anzusehen. In den prächtigsten Farben präsentierte sich das Dorf. Jedes Haus war mit einer anderen Blumensorte geschmückt. Man konnte sich kaum satt sehen. Doch diese Zeit war nicht Selens Lieblingszeit. Sie liebte es viel mehr, wenn die Touristen gegangen waren und die Blütenpracht zu verschwinden begann. Mit jedem Tag der verstrich wurden es weniger Blumen an den Häusern, den Strassenlaternen, im Umland und nur die stärksten Pflanzen konnten noch einige wenige Tage mehr überleben. Selen faszinierte dieser stille Überlebenskampf unheimlich. Sie versuchte so oft es ging, alleine durch die Strassen zu ziehen und herauszufinden welche der Blumen des Vortages noch lebten, oder welche schon im Begriff waren zu sterben. Früher war alles noch einfacher gewesen, dachte Selen, als der Schlaff sie zu übermannen begann. Sie versuchte nicht mehr an die alte Heimat zu denken. Was wohl aus ihr geworden sein mag, der Heimat; fragte sich Selen, als sie sich nicht mehr gegen den Schlaf wehren konnte und ihre Lider sanft zu fielen.

Sanft umspielte der laue Sommerwind Selens Haare. Mit einem Mal wogte es sie leicht auf die Eine, dann wieder auf die andere Seite. Der herrliche Duft von vielen tausend blühenden Blumen drang sanft in ihre Nase ein. Die prächtigen Farben wetteiferten um Aufmerksamkeit, während die wohlgeformten Blüten unbekümmert einfach nur existierten. Alle Häuser der Strasse verschmolzen zu einem einzigen, riesigen Kunstwerk, in dem man mit jeder Sekunde, die man darin verbrachte, immer tiefer sich in den Formen, Farben und Düften verlor.
Jedes Haus war über und über mit Blumen bedeckt. Jedes einzelne, bis auf das Eine. Es lag etwas abseits in einer kleinen Seitenstrasse. Ein schlichter Blumenstrauss schmückte die Haustür. Ein Tourist würde wohl es wohl keines Blickes würdigen, wenn doch alle anderen Häuser so exzessiv um Aufmerksamkeit buhlten. Aber Selen war ja kein Tourist.

Ohne die anderen Häuser eines Blickes zu würdigen, lief sie zielgerichtet auf das, für diese Jahreszeit so unpassend aussehende, Haus zu. Nicht eine Blume vermochte sie abzulenken. Als sie der spärlich dekorierten Tür gegenüberstand, trat sie ohne zu klingen ein. Es war nie abgeschlossen. Sorgfältig legte sie ihre Strassenschuhe in die dafür vorgesehene Kommode und zog die wohlig warmen Hausschuhe an. Erst dann betrat sie die Wohnung ganz. Wie gewöhnlich begann sie danach sich geschickt zu entkleiden, nur um danach sofort in einen enganliegenden Trainingsanzug zu schlüpfen. Ohne ein Geräusch zu verursachen, begann sie daraufhin mit ihren Übungen. Obwohl sie bis jetzt kein Geräusch gemacht hatte, weder beim Betreten der Wohnung, noch beim Umziehen, machte sie sich keine Illusionen darüber, dass der Meister sie gehört hatte. Er würde auftauchen, wenn er es für richtig hielt. Stumm absolvierte sie ihr tägliches Übungspensum.

Der Meister betrat erst gegen Ende der Trainingseinheit den Raum. Wie immer war er perfekt gekleidet. Schon viele Male hatte sich Selen gefragt, wie dieser Mann immer so gestylt sein konnte. Er trug wie immer einen dunkelgrünen, traditionellen Kimono. Selbst bei einem Übungskampf sass die Kleidung immer perfekt. Während sich Selen schon nach wenigen Minuten nicht nur in einem Kampf mit dem Meister befand, sondern gleichzeitig auch noch gegen ihren Kimono kämpfte. Deshalb trug sie lieber einteilige Trainingsanzüge. Sie machten weniger Probleme. Schweigsam wie immer ging der Meister zu einer Nische in der Wand und bedeutete Selen ihm zu folgen.

Sofort beendete Selen die Trainingseinheit und folgt ihm. Sie kniete sich gegenüber dem Meister hin und wartete. Langsam öffnete der alte Mann eine kleine, schön verzierte Schachtel an seiner Seite und entnahm ihr eine lange hölzerne Pfeife. Mit seinen sehnigen Händen begann er sie mit Tabak zu stopfen. Daraufhin nahm er ein Streichholz und zündete damit seine Pfeife an. Ein süsslich bitterer Geschmack begann sich auszubreiten. Nach einigen Zügen begann er zu sprechen. Seine rauchige, tiefe Stimme erfüllte den ganzen Raum, obwohl er nur sehr leise redete.

„Selen, wie schön dich wieder beim Training begrüssen zu dürfen. Wie ich sehe konntest du deine Technik seit deinem letzten Besuch deutlich verbessern. Doch es fehlt noch ein bisschen zur Perfektion. Oder was meinst du dazu?“, fragte der Meister geradeheraus.

„Ihr könnt das sicher besser als ich beurteilen als ich, aber ich denke doch, dass ich gut genug bin, für meine Aufgabe bin. Weshalb muss auch jemand wie ich kämpfen können? Ich sammle doch nur das Wissen unserer Kultur, damit es nicht verloren geht!“, antwortete Selen leicht aufgebracht.

„Obwohl du noch nicht einmal annähernd so weise bist wie ich, solltest du dennoch eines begriffen haben. Wissen ist vielseitig und mächtig. Zum Einen sollst du unsere Kultur vor den destruktiven Kräften der Neuzeit bewahren. Doch was nützt eine Kultur, wenn sie tot ist? Der andere, weitaus wichtigere, Teil ist deine Kultur auch zu leben. Und zu unserer Kultur gehört nun einmal der Kampf. Und mit dem Kampf ist die Ehre verbunden. Und mit der Ehre, die Rechtschaffenheit und damit Loyalität. Ich bin mir sicher, dass du es einmal verstehen wirst. Du musst es einfach verstehen, denn sonst wäre alles umsonst gewesen, was diejenigen vor mir dich gelehrt haben und was ich dir beigebracht habe. Erst wenn du das verstanden hast, kann ich dir das letzte Geheimnis anvertrauen und deine Lehrzeit vollenden.“, erwiderte der Meister ernst.

„Ihr sprecht wie so oft in Rätseln, Meister! Ich kann euch einfach nicht folgen. Ich verstehe ja, dass der Kampf ein Bestandteil unserer Kultur ist, aber wieso ist es so wichtig den Kampf zu praktizieren?“, entgegnete Selen dem Meister im Streitgespräch.

Entnervt ordnete daraufhin der alte Mann seine Gedanken, bevor er zur Antwort ansetzte: „Den Kampf kann man nicht vermeiden. Es muss nicht immer ein physikalischer Kampf sein, es kann auch der Kampf mit sich selbst oder dem Lehrer sein. Der Kampf bedeutet Entwicklung. Man versucht sich durchzusetzen, denkt über Dinge nach, erforscht die eigene Seele. Man versucht seinen Gegner zu übertrumpfen, zu überwinden. Nach dem Kampf erlangt man Weisheit und Gewissheit. Und das Leben ist ein ständiger Kampf, deshalb entwickeln wir uns. Ich habe dir nur eine weitere Form gezeigt. Eine weitere Facette des Lebens.“

Nach einem kurzen Schweigen, welches damit begründet war, dass der Meister seine Pfeife neu stopfen musste. Fuhr er mit einem völlig anderen Thema fort.

„Jetzt zieh dir endlich einmal etwas Anständiges an! Dieser neumodische Trainingsanzug ist ja kaum auszuhalten. Eine richtige Qual für die Augen. Wenn du dich fertig umgezogen hast kannst du noch ins Dorfzentrum gehen und einige Besorgungen für mich erledigen!“, meinte der Meister mürrisch.

Selen war etwas überrascht, als sie so angefahren wurde, beugte sich aber dem Willen ihres Meisters. So schnell wie sie konnte zog sie ihren traditionellen Trainingskimono an, was alleine überhaupt kein leichtes Unterfangen war. Der aus mehreren Lagen bestehende Anzug musste auf spezielle Weise angelegt werden, damit er sich dem Körper anpassen konnte und einen guten Sitz hatte. Der schwierigste Teil des Anziehens war das Anlegen des Obis, dem Gürtel. Es war ein sehr komplizierter Knopf nötig, damit der Obi korrekt sass und die richtige Form besass. Früher konnte man an der Knotenform viele Dinge wie zum Beispiel den Familienstand oder die soziale Stufe ablesen, doch mit der Zeit ging das Wissen verloren. Jetzt gab es nur noch zwei verschiedene Knoten, einen für festliche Anlässe und einen für den Alltag. Da der festliche Knoten noch um einiges komplizierter war, wählte Selen den immer noch schwierigen, aber doch um einiges einfacheren, Alltagsknoten.

Nachdem sie sich umgezogen hatte setzte sie sich wieder dem Meister gegenüber und wartete auf weitere Anweisungen, da sie nicht wusste welche Besorgungen sie zu erledigen hatte.
Schweigend sass der alte Mann in seinem Schneidersitz da und machte keine Anstalten sich dazu herab zu lassen um Selen zu erklären, was sie nun zu besorgen hatte. Da erblickte sie vor seinen Füssen eine Einkaufsliste. Sie hoffte inständig, dass dies ihre Besorgungen waren. Als der Meister immer noch keine Reaktionen zeigte, schnappte sie sie sich kurzer Hand die Liste und verliess das Haus.

Gerade als sie die Tür erreichte, rief ihr der Meister noch zu, sie solle auf keinen Fall die getrockneten Lotusblüten vergessen. Erleichtert, dass sie das Richtige getan hatte, trat sie aus der Tür hinaus und wandte sich in Richtung Dorfzentrum. Still betrachtete sie die farbenprächtigen Blumen, als sie auf der Hauptstrasse in Richtung Einkaufszentrum lief. Obwohl sie diese Strecke in diesem Sommer sicher schon einhundert Mal gegangen war konnte sie sich kaum satt sehen. Sie sehnte sich danach, dass die Hauptblütezeit zu ende ging und die Touristen, welche den Ort belagerten und quälten, das Interesse verlieren würden und dann von dannen ziehen würden. Jetzt waren dir Gassen voller Menschenmassen und man konnte die Pracht nicht richtig geniessen, obwohl man seinen Blick auch davor nicht verschliessen konnte.

Während Selen das Einkaufzentrum erreichte, bemerkte sie, dass etwas nicht stimmte. Es sah zwar alles so wie immer aus, doch ihr Instinkt schlug Alarm. Während des ganzen Einkaufes für den Meister, liess sie dieses ungute Gefühl nicht los. Es verfolgte sie auf Schritt und Tritt. Doch niemals fand Selen sonst irgendein Anzeichen dafür, dass etwas nicht in Ordnung war. Nur ihr Instinkt sagte es ihr.

Selen hatte schon fast alles auf der Liste besorgt, bis auf die getrockneten Lotusblüten. Diese bekam man nicht im Einkaufszentrum, sondern in einer kleinen Nebenstrasse in der Nähe des Zentrums. Obwohl die Strasse keine zwei Minuten Gehweg vom Einkaufszentrum entfernt war, verirrte sich kaum ein Tourist dorthin. Der Eingang der Gasse wirkte bedrohlich und obwohl es noch helllichter Tag war, lag die Gasse im Halbdunkeln. Das vermittelte der Gasse ein mystisches und unheimliches Flair, dem die Touristen nichts abgewinnen konnten in einer Blumenstadt wie dieser.

Als sie die Gasse betreten hatte, beschlich sie wieder dieses ungute Gefühl. Etwas zaghaft schaute sich Selen über die Schulter. Und da sah sie ihn.
Ein breitschultriger Schlägertyp, der so gar nicht in diese Stadt passen wollte. Er wirkte wie eine Blase im Raum, alles und jeder ging ihm aus dem Weg. Stoisch schritt er voran, die Leute keines Blickes würdigend. Scheinbar hatte er genau das gleiche Ziel wie Selen.

Ein kleiner, beschaulicher Laden, etwa 20 Meter tiefer in die Gasse hinein.
Selen erreichte den Laden als Erste. Ein leises Glockenklingeln war zu vernehmen, als sie durch die Tür trat. Es war ein altasiatisch eingerichteter Krämerladen. Es wurde allerlei Krimskrams und Ramsch angeboten. Es schien, als ob die Luft im Laden um einiges schwerer war als draussen unter freiem Himmel. Dutzende von verschiedenen Räucherstäbchen tränkten die Luft. Im Innern des Ladens konnte man kaum etwas sehen, da die vielen Räucherstäbchen die Luft trübe machten. Eine schwache Lampe an der Decke tauchte den ganzen Laden in ein surreales Halbdunkel. Es war, als wenn man in eine Scheinwelt eintauchte. Die vielen aufeinander gestapelten Dinge, die sich nach einem System ordneten, welches sich Selen entzog und wahrscheinlich nur dem Besitzer logisch erschien, bildeten skurrile Formen und Farben.

Alles in allem gefiel der Laden Selen. Jedes Mal wenn sie den Laden besuchte, fand sie etwas Neues, etwas Skurriles, oder etwas Ekelerregendes. Bei einem ihrer früheren Besuche fand sie doch tatsächlich, in einem grossen Einmachglas, einen Frosch, der sich selbst zu verschlingen schien. Selen fand es unheimlich abstossen, aber dennoch konnte sie ihren Blick nicht abwenden. Dieses schaurige Objekt faszinierte und erschreckte sie zu gleich. Seit diesem zweifelhaften Erlebnis machte sie einen Bogen um die Ecke, in der das Einmachglas stand.

Die Eingangstür klingelte erneut leise. Sofort ging Selen instinktiv hinter einem Regal in Deckung. Der Schlägertyp beachtete den ihn umgebenden Raum gar nicht. Er schritt zielstrebig auf die Kassentheke zu. Als er den Ladenbesitzer nicht an seinem angestammten Platz vorfand, betätigte er energisch eine kleine Klingel neben der Kasse. Nach mehrmaligem schrillen aufheulen der Klingel kam ein alter, vom Leben gebeugter Mann, aus einem Raum weiter hinten im Laden. Ein beschwichtigendes, Ich komme ja schon, sollte den vermeintlichen Kunden beruhigen. Doch Selen wusste ganz genau, dass dies kein Kunde war. Dennoch wartete sie. Sie wollte niemandem schaden.

Sie beobachtete den fremden Mann eingehend. Er schien ein riesiger Fleischberg zu sein. Unter seiner Kleidung zeichneten sich unnatürliche Muskeln ab. Sie waren zu monströs, als dass sie auf natürliche Weise antrainiert wurden. Das Gesicht war kantig. Eine nicht schön geheilte Narbe zierte die rechte Wange. Er hatte mehrere Piercings an seinen fleischigen Lippen. Seine tiefblauen Augen standen im krassen Kontrast zu seinem gezeichneten Gesicht. Obwohl sie wohlwollend aussahen, konnte Selen erkennen, dass dies nur eine Maske war. Dahinter verbarg sich die Bosheit in Person. Ihr Blick wanderte tiefer. An seinen breiten Schultern drückte ein Waffengurt durch einen zu kleinen, und daher enganliegenden, dunklen Mantel. Selen prägte sich jedes Detail ein. Jede Bewegung, jede Geste des unbekannten Mannes, der jetzt heftig auf den alten Verkäufer einredete. Später würde ihr das helfen, falls es zu einer gewaltsamen Konfrontation kommen würde. Im Moment sah es ganz danach aus.

Kaum hatte sie darüber nachgedacht, wie sie diesem Monstrum begegnen konnte, eskalierte die Situation.
Der Fleischberg zückte plötzlich eine kompakte Laserpistole und fuchtelte wie wild vor der Nase des Verkäufers herum. Der alte Mann erstarrte sofort als er die tödliche Waffe sah. Sein Gesicht nahm eine fast schon unnatürliche Blässe an. Selen reagierte sofort und instinktiv. Sie schnellte aus ihrem Versteck hervor und rannte auf den bewaffneten Gangster zu. Noch während sie lief griff sie sich in den Ärmel des Kimonos und zückte ein Messer. Dieses Messer war schon seit längerer Zeit ihr ständiger Begleiter. Es war mitsamt der Saya, der Messerscheide, an ihren Unterarm gebunden, vor allem in Kombination mit einem Kimono, war das ein geeigneter Platz um eine versteckte Waffe mitzuführen. Ohne einen Laut von sich zu geben sprang sie dem Bewaffneten auf den Rücken und drückte ihr Messer ihm an den Hals.

Nach einem Grunzen seitens des Fleischbergs, der seine Verwunderung über die völlig veränderte Situation zum Ausdruck brachte. Flüsterte Selen ihm leise zu: „Ich glaube sie wollten gerade gehen und ich denke sie verspüren nicht den Wunsch noch einmal zurück zukehren!“ Ihre Stimme hatte einen bedrohlichen Unterton angenommen, den sie immer bekam, wenn sie sich in einer Situation befand, die ihre volle Konzentration benötigte.

Sie löste sich langsam von dem Rücken, als sie sich sicher war, das das Monster ihre Worte verstanden hatte. Der zuvor so lebhaft gestikulierende und ausrufende Mann war mit einem Mal still.
Als sich Selen von dem ganz gelöst hatte, bemerkte sie plötzlich, wie sich die Muskeln des Fleischberges anspannten. Sie erkannte seine Absicht gerade noch rechtzeitig. Ihre antrainierten Instinkte übernahmen nun die Kontrolle über ihren Körper. Sie lehnte sich weit nach hinten, als der Riese sich in einer flüssigen Bewegung umdrehte und gleichzeitig mit dem Handrücken nach ihr schlug. Selen lehnte sich immer weiter zurück, bis sie mit ihren Händen den Boden berührte. Danach stiess sie sich mit den Füssen ab und schlug ihrem Gegner mit aller Kraft die Versen ins Kinn. Der Riese taumelte etwas zurück, konnte sich aber wieder fangen. Diesen kleinen Augenblick der Blösse nutzte Selen aus. Nachdem sie, durch den Schwung ihres Trittes, einen Überschlag gemacht hatte, zielte sie mit ihrem Messer in Richtung Kehle und stiess vorwärts. Der Fleischberg sah den Angriff kommen, doch er konnte nichts mehr tun. Selen war zu schnell, mit einer überwältigenden Kraft und Präzision trieb sie ihr Messer durch sein Fleisch. Mit einer ruckartigen Bewegung nach rechts riss löschte sie sein Leben aus. Sie hatte die Speiseröhre, die Luftröhre und eine Hauptschlagader durchtrennt. Gurgelnd und Blutspuckend sank ihr Opfer auf die Knie, das Blut spritzte stossweise aus seinem Hals, als sein Herz versuchte die Durchblutung des Hirns aufrecht zu erhalten. Doch es nützte nichts. Die Blutstösse wurden immer schwächer und als der letzte Stoss kam, war Selen über und über mit Blut verschmiert. Ihr Gesicht und ihre Hände waren rot, auch ihr Kimono war von immer dunkler werdenden Flecken übersät. Der Stoff sog das Blut auf und wurde immer schwerer, und je schwerer der Kimono wurde umso schwerer fühlte sich Selens Herz an. Was hatte sie nur getan!

Selen schrak von einem ihrer immer wiederkehrenden Träumen auf. Sie war schweissgebadet. Ihre Taten verfolgten sie noch immer. Obwohl sie schon über 80 Jazuras zurücklagen. Wann würden die Erinnerungen verblassen? Wahrscheinlich nie. Sie konnte nur versuchen damit zu leben. Verbittert kontaktierte sie Cho und fragte, wie lange es noch dauern würde, bis sie die Basis erreichen würden. Die Antwort munterte sie ein wenig auf. Die verscheuchte ihre alten Erinnerungen und konzentrierte sich wieder voll auf ihre Aufgabe.
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MikeLucien
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Post by MikeLucien »

Wow, find gut das du weiter schreibst. Da kann ja ein ganzes Buch draus werden!

Übrigens, ist Selen eine Ur-Enkelin von Thorsten Kemmerich? :D
Der Mensch hat drei Wege, klug zu handeln:
Erstens durch Nachdenken: Das ist der edelste.
Zweitens durch Nachahmen: Das ist der leichteste.
Drittens durch Erfahrung: Das ist der bitterste.
by Konfuzius
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x_treme 12
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Post by x_treme 12 »

@ Mike

Danke erst mal für das Lob. Freut mich das es gefällt. UNd zu deiner Frage:
Obwohl es natürlich verlockend wäre etwas in dieser Richtung zu schreiben, hat meine Story keinen Bezug zu denen von Collosus-Fan. Manchmal ist ein Nanitenbasierendes Superwesen, mit einer gewaltigen Privatarmee sicher nicht schlecht, doch leider hat meine kleine Geschichte nicht genügend Platz für ein Wesen, dass grösser als ein Planetensystem ist.

Ich versuche in Zukunft in kleineren Zeitabständen meine Geschichte voranzutreiben, vielleicht nicht mehr im 8 Monatsrhytmus, sondern eher in der Hälfte der Zeit. :D

@all die meine Geschichte lesen:
Kritik macht den Autor glücklich und treibt ihn dazu mehr zu schreiben. Also postet eure Meinungen. Nur keine Angst, ich beiss schon nicht. :twisted:
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Andymann
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Post by Andymann »

als ich die überschrift gesehen habe, dachte ich, irgendwoher kenn ich das.
super, dass es weiter geht. werd aber wohl wieder von vorn anfangen müssen - nach solanger zeit. :wink:

And
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MikeLucien
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Post by MikeLucien »

Obwohl es natürlich verlockend wäre etwas in dieser Richtung zu schreiben, hat meine Story keinen Bezug zu denen von Collosus-Fan. Manchmal ist ein Nanitenbasierendes Superwesen, mit einer gewaltigen Privatarmee sicher nicht schlecht, doch leider hat meine kleine Geschichte nicht genügend Platz für ein Wesen, dass grösser als ein Planetensystem ist.
Ist auch gut so :twisted:

Aber Selen geht ja in die andere Richtung als Thorsten; er hat noch nie jemanden getötet und sie schon unzählige. Warum sieht sie dann aus wie ne 18 jährige wenn sie schon åber 80 ist? :o
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Sir Squallus
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Post by Sir Squallus »

Hallo, muss schon sagen gute Geschichte,
da es schon sehr Spät ist und ich bis jetzt an meiner Geschichte geabeitet habe
kann ich heute leider nicht mehr alles lesen:)
kann ja nicht mal mehr schreiben :lol: Trotzdem: MACH WEITER SO
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x_treme 12
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Post by x_treme 12 »

@ Mike:
Das Leben im Universum ist manigfaltig und unergründlich.
Seine Launen bringen viele Geschöpfe hervor.
Doch versucht das Universum immer ein Gleichgewicht zu wahren.
Und wenn eine Spezies so zweigeteilt ist wie die Menschheit, müssen auch die beiden Teile gleichwertig sein. Doch was ist das Gegenstück zu Technologie?


:roll: Ich hoffe ich habe dich genug verwirrt. Noch ein Tipp: Erschafferin der NQG-Invarianz. :P

Wenns jemand rauskriegt, bitte nicht verraten. :wink:

@Squallus

Ein bisschen Kritik würde auch bei mir nicht schaden, wo ich doch deine Geschichte auch so ausgiebig kritisiert habe. :twisted: Aber trotzdem danke für das Lob.
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Highlanderhgn732
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Post by Highlanderhgn732 »

Die Geschichte ist richtig gut. Und auch so einfach zu lesen (kaum Tippfehler, keine Sprünge in den Zeitformen, flüssiger Stil).

Wann geht es weiter?? :)
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x_treme 12
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Post by x_treme 12 »

Oh was seh ich denn da? Ein sehr schweigsames Foren-Mitglied postet bei mir eine gute Kritik. :)

Zu erst ein Dankeschön für die Kritik, obwohl ich finde, dass Einhaltung der Zeitformen und Minimieren der Tippfehler zum guten Ton des Schreibens gehört.

Ich freue mich, dass dir die Geschichte gefällt. Im Moment steckt das nächste Kapitel noch in den Kinderschuhen, will heissen; ich habe erst die Handlung bestimmt und eine A4 Seite geschrieben. Es wird also noch ein wenig dauern. Also hab bitte etwas Geduld. Bis in spätestens 8 Monaten wird auch das nächste Kapitel herauskommen, ich versprechs. :wink:
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MikeLucien
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Post by MikeLucien »

Hallo mal wieder,

@x_treme 12: was gut werden soll braucht dcoh Weile, oder? :)

Ich hoffe ich habe dich genug verwirrt. Noch ein Tipp: Erschafferin der NQG-Invarianz.
Ach dieeee..., so böse war die ja gar nicht...


Biss dann
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by Konfuzius
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x_treme 12
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Post by x_treme 12 »

Wieder ein Mal ein neues Kapitel. Ich hoffe, dass im September das Nächste folgen kann, da ich dann Ferien habe. Viel Spass beim Lesen, falls überhaupt noch jemand meine mittelmässige Geschichte noch liesst.

Kapitel 5: Gefangenenbefreiung

Thyns Abgrund, kurz vor der Piratenstation, alter Split Drache, Kommandobrücke

Wie ein Wrack lag die, aus mehreren Schiffen zusammengeschweisste, Piratenstation im All. Nur sporadisch startende Schiffe zeigten, dass es sich um kein Wrack sondern eine Station handelte. Das Sonnenlicht beschien einen Teil der Station und liess diese noch schlechter aussehen, als sie eigentlich war. Nur noch wenige Mizuras trennten Selen von der Piratenstation. Leicht erregt trommelte sie mit ihren Fingern auf einer Konsole herum. Cho k’Takk warf ihr einen verärgerten Blick zu, schaute aber beschämt zu Boden, als er sich wieder bewusst wurde, wer Selen war.

Lächelnd registrierte Selen das Verhalten des Splits. Er konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, dass eine Argonin eine Bevollmächtigte war. Selen konnte es ihm nicht verübeln.

Doch im Moment hatte sie zu viele Probleme, um die Vorurteile abzubauen. Die Piratenstation war gross und sie hatte keine Ahnung wo der Gefängnisstrakt war. Hinzu kam das die Station voller bewaffneter Piraten war. Auch wenn sie schlecht ausgebildet waren, ihre Masse war einfach zu erdrückend. Irgendwann würde ein Pirat einfach ein Glückstreffer machen und Selen auslöschen. Selen brauchte unbedingt einen Plan. Doch je mehr sie ihr Hirn anstrengte, desto weniger nützliche Ideen kamen dabei heraus.

Selen war tief in Gedanken versunken, als Cho eine spitzzüngige Bemerkung machte: „ Wenn du einen Gegner nicht mit einem Schuss töten kannst, musst du eine grössere Waffe nehmen. Doch auf diesem Drachen gibt es keine effektiven Waffen. Diese feigen Echsen haben die meisten Waffenbuchten ausgebaut für mehr Laderaum. Eine Schande ist das, nicht wahr, oh ehrenwerte Akatt u’Tschaa!“ Vor allem den Titel Selens hob er besonders hervor, um ihr zu zeigen, dass er sie immer noch für unwürdig hielt.
Selen tat die Bemerkung mit einem gequälten Jaja ab.

Endlich hatte sie einen Plan, der im Bereich des Möglichen schien. Sie prüfte kurz den Bordcomputer und tippte einige kurze Befehle ein. Darauf hin wandte sie sich zu Cho: „Komm wir gehen. Ich hoffe du kannst besser kämpfen, als schlechte Sprüche von dir zu geben. Wir haben noch viel Arbeit vor uns und ich denke es könnte sehr blutig werden.“
„Cho ist bereit, Bevollmächtigte. Ich werde euch mit meinem Leben beschützen, wenn ihr es wünscht und ich werde jeden Gegner töten der euch angreift. Ich werde ihn in blutige Stücke zerfetzten, ihn mit blossen Händen die A…“
„Schon gut. So genau wollte ich es gar nicht wissen. Ich freue mich, dass ich auf deine Kampfkraft zählen kann, doch im Moment brauche ich dein Hirn und nicht deine Muskeln. Ich bräuchte einige Informationen über die Piratenstation und ich denke du könntest mir da weiter helfen.“, unterbrach Selen die blutigen Ehrbeschwörungen auf sie und eröffnete dem Split ihren Plan.

Macharius rieb sich mit seinen schmutzigen Händen die Augen. Schon seit unzähligen Stunden hockte er tief über den Bildschirmen der Raumaufklärung. Er hatte schon lange nichts mehr zwischen die Zähne bekommen und wollte gerade in die Kantine gehen, als der Drache auf dem Bildschirm erschienen war. Er hatte schon leicht Panik bekommen und hätte beinahe die Geschütztürme auf das Schiff ausgerichtet, doch zum Glück identifizierte sich das Schiff. Es war eines der ihren, ein Piratenschiff.

Selen spannte sich an. Die Beschleunigung war unmenschlich. Sie hasste die Enge. Sie hasste den Geruch. Sie hasste die Untätigkeit zu der sie verdammt war.
Zusammen mit Cho war sie in diese Enterkapsel gepresst. Sie würde, sofern ihr Plan auf ging und die Kapsel nicht von den Geschütztürmen zerstört wurden, sich locker durch die Stationshülle fressen und ein Betäubungsgas versprühen. Danach könnte Selen und Cho in Ruhe aussteigen, zu den Zellen laufen, den Gefangenen befreien, in den Hangar gehen, ein Schiff klauen und in Ruhe zum Hauptquartier zurückkehren. Ganz einfach. Schnell rein und ohne Probleme wieder raus.
Marcharius wollte sich gerade erheben, als plötzlich der Annäherungsalarm los ging. Er traute seinen Augen nicht als er auf den Monitor blickte. Die Korvette hatte plötzlich an Geschwindigkeit zugelegt und ihren Landeanflug in einen Kollisionskurs verwandelt. Dazu schoss sie alles ab was sie hatte. Raketen, Laser, Enterkapseln, sogar Abfall flog der Station entgegen. Schnell betätigte der überforderte Wachmann den Alarmknopf.
Die Geschütztürme erwachten zum Leben spieen Tod und Verderben den anfliegenden Geschossen entgegen. Doch die Anzahl der Geschosse schien schier endlos zu sein und die Zielprojektionscomputer hatten ihre liebe Mühe Weltraumschrott und Abfall von den wahren Bedrohungen, den Raketen, zu unterscheiden. Ausserdem war da noch der Drache, der sich unaufhaltsam in Richtung Station schob und sich von den kleinen Stichen der Geschütztürme nicht beeindrucken liess.
Als er erkannte, dass er nichts mehr ausrichten konnte, wurde Marcharius ganz ruhig. Sollten die Lampen doch energisch Blinken und um Aufmerksamkeit betteln. Sollten doch sie Sirenen und Computerstimmen um Hilfe und Anweisungen kreischen. Es war ihm, Macharius, zu gedröhnter, mittelmässiger Pirat, egal. Er hatte soeben erkannt, dass es für ihn keinen Sinn mehr machte, wegzulaufen, oder zu kämpfen. Er hatte beides schon oft gemacht und wo hatte es ihn hingebracht; in dieses Drecksloch.

Als der Drache in die Zentrale der Raumaufklärung krachte, sass ein Mann ganz gelassen in seinem Sessel und summte sein Lieblingslied. Als die Dekompression einsetzte und der kalte unbarmherzige Weltraum ihn in die Arme nahm und sein Blut zum Kochen brachte. Starb er mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Es war der Höhepunkt seines erbärmlichen Lebens, wenn er den Grund gewusst hätte, wieso er starb.

Ein tiefes Klonk ertönte, als die Kapsel endlich auf die Station aufschlug. Sofort begann die Kapsel ihre Arbeit. Sie frass sich mit einem Kreischen durch die Stationswand. Selens Ohren dröhnten. Cho schien dieses Geräusch nicht zu beeindrucken. Stoisch sass er auf seinem Platz und blickte in die Leere. Das Geräusch verstärkte sich ein letztes Mal als es die innere Stationswand durchbrach. Danach wurde es totenstill.
Selen wartete noch ein wenig bevor sie die Kapseltür absprengte. Sie wollte nicht in die Gaswolke laufen, die im Moment zweifelsfrei vor der Kapsel war. Sie war ein Geschenk exklusiv für die Piraten. Die Gaswolke bestand aus einem betäubenden Gascoktail. Im besten Fall würde der Cocktail alle auf diesem Deck für etwa eine Stunde betäuben, im Schlechtesten würden ein paar Piraten unheimliche Kopfschmerzen bekommen.

Ein lautes Zischen ertönte als die Atmosphäre der Kapsel an die der Raumstation angeglichen wurde. Im Innern der Kapsel begannen Statuslichter von rot auf grün zu wechseln. Selen entzifferte die Lichter. Verankerung – Grün. Versiegelung – Grün. Druckausgleich – Grün. Atembare Luft – Grün. Sprengladungen – ROT. Selen fasste es nicht, die Sprengladungen, die die Tür absprengen sollten waren defekt. Nun würden sie in dieser Kapsel elendig verrecken. Sie wollte gerade die schlechte Nachricht Cho mitteilen. Doch dieser reagierte schon: „Verfluchtes Mistding funktioniere!! Nun mach schon du verachtenswerte Maschine!! Ich sagte funktioniere!!“, schriee der Split, als er mit roher Gewalt auf die Anzeige einschlug. Selen wollte ihn gerade beruhigen, als die Lampe von Rot auf Grün wechselte und die Kapseltür aufgesprengt wurde.

Der Gang war eng und von Rauch erfüllt. Selen, die sonst nie Mühe hatte mit der Orientierung, kam sich verloren vor. Sie lief geduckt hinter dem Split, der sie führte. Vor kurzem waren sie in ein kleines Feuergefecht geraten, da einige Piraten Atemschutzmasken hatten. Sie waren schnell erledigt gewesen. Cho hatte solange geschossen bis die Piraten nur noch als Sieb geeignet waren. Selen hätte es lieber auf elegantere Weise gelöst, doch die Zeit drängte und die Effektivität liess sich nicht bestreiten. Leider war bei diesem Gefecht auch ein Teil des Luftzirkulationssystems kaputt gegangen.

Deshalb war jetzt dieser Gang so verraucht. Manchmal wünschte sie sich, dass Split etwas mehr denken und etwas weniger schiessen würden.

„Wir sind da!“, verkündete Cho nicht ohne Stolz, als er plötzlich vor einem Schott stehen blieb. Vor dem Schott lag eine Wache bewusstlos am Boden, dass Gas hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Über dem Schott waren die Worte; Verliese- Willkommen in der Hölle eingraviert.

Die Verliesse waren ein schrecklicher Ort. In jeder Zelle vegetierten Menschen. Ihre Augen waren leer und ausdruckslos. Die Haare waren lang und struppig. Ihre Kleidung war praktisch inexistent. Und sie lagen in ihrem eigenen Kot. Der Geruch war überwältigend stark, Schweiss, Kot, Urin und Blut vermischen sich zu einem alles durchdringenden, ekelhaften Gestank. Selen versuchte alles zu ignorieren und schaute nur auf die Nummern oberhalb der Zellen. Sie hatte schon genug Gefängnisse gesehen. Hätte sie den Gefangenen in die Augen geschaut, wäre sie versucht gewesen sie alle zu befreien, doch das ging nicht, also konzentrierte sie sich auf die Nummern.

29…30…31…32

Die Zelle war in einem besseren Zustand als die Anderen. Natürlich war auch hier alles schmutzig und der Geruch war auch hier sehr stark. Und doch konnte man sehen, dass der Insasse der Zelle noch einen Funken Lebensgeist hatte. Es lag in den Details. Das Essgeschirr war ordentlich auf dem Tablett und das Essen war mit dem Besteck verzehrt worden. Das Bett war ordentlich gemacht worden und es sah sogar so aus, als ob der Gefangene nur in eine Ecke seiner Zelle gemacht hatte.

Doch auch der Bewohner dieser Zelle war in einem miserablen Zustand. Er war unterernährt, schmutzig und von Läusen geplagt, von Zeit zu Zeit musste er schrecklich Husten und spie dann Blut aus. Selen machte sich ernsthaft sorgen, dass er den Transport und vor allem ihr Verhör überleben würde.
Sie gab Cho ein bisschen von ihrem Sprengstoff und befahl im die Tür so sanft wie möglich aufzusprengen und Mark Seldon, den Gefangenen, nicht zu verletzen. Sie sicherte währenddessen den einzigen Zugang zu den Verliessen. Cho hatte gerade die Sprengladung angebracht, als das grosse Sterben begann.

Zwei Piraten stürmten mit erhobenen Waffen durch das Schott. Selen drückte instinktiv ab. Die beiden Angreifer wurden förmlich in Stücke gerissen. Die ersten Schüsse gingen in die Oberkörper, dann korrigierte Selen ihr Ziel ein wenig und liess damit ihre Köpfe wie Melonen platzen. Sie war eine virtuose Schützin, auch mit zwei Waffen gleichzeitig. Doch durch den engen Zugang stürmten schon weitere Piraten. Selens Wahrnehmung verschärfte sich. Das Blut pochte in ihren Adern. Suchen, zielen, abdrücken, wiedeholen. Die Killerin brach in Selen durch. Sie war im Adrenalinrausch. Sie hatte praktisch keine Deckung und die Piraten stürmten immer wieder den Durchgang. In den Momenten in denen keine Piraten kamen, flogen Granaten durch das Schott. Die meisten waren zu kurz geworfen und erreichten Selen nicht, diejenigen die in ihre Nähe geworfen wurden kickte sie schwungvoll zurück. Sie war sich sicher, dass sie mit dieser Technik sicher einige Gegner kampfunfähig gemacht hatte.
Doch schon nach einigen Minuten wurde ihre Situation immer prekärer, obwohl Cho Mark inzwischen befreit hatte und nun Selen von der Zelle aus verstärkte, wurde die Munition langsam knapp.

Das war der grosse Nachteil von Antiken Waffen gegenüber heute üblichen Laserwaffen. Die Munition. Während heutige Waffen gut 200 Schuss abfeuern konnten ohne Nachzuladen, hatten ihre Waffen nur ein Magazin von 30 Schuss.

Als sie das letzte Magazin in ihre linke Waffe rammte wurde es Zeit für eine Verzweiflungstat. Ihre zweite Pistole tauschte sie durch ihr Katana aus. Selen erhob sich und spurtete zum Schott. Schreiend und mit Wahnsinn in ihren Augen stürmte sie den Piraten entgegen. Entweder würden bei diesem Angriff alle Gegner oder sie sterben. Selen machte sich keine Gedanken mehr über ihre Überlebenschancen, sie kämpfte nur noch. Sie stach zu, trat, schlug, biss, schoss.

Eine gegen Dreissig.

Sie hatte keine Chance, alle Wahrscheinlichkeiten waren gegen sie. Und doch überlebte sie. Am ganzen Körper hatte sie Schusswunden. Überall waren Schrapnelle von Granaten in ihren Körper eingedrungen. Im Nachhinein waren einige Granaten wohl doch weiter geflogen, als Selen gedacht hatte. Nur das Adrenalin hielt sie noch auf den Beinen. Dann als es nachliess, konnte sie sich nicht mehr auf den Beinen halten. Ihre Beine knickten einfach weg. Ungebremst knallte die auf ihr Gesicht.


Es wurde dunkel.


Der Schmerz war verschwunden. Selen fühlte nichts mehr, sie hatte einfach keine Kraft mehr dazu.
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Lord Morpheus
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Post by Lord Morpheus »

Also bis auf einen Fehler, den fast alle Geschichten hier haben finde ich deine Geschichte sehr gut! Schöner Schreibstil, spannend und gut zu lesen. Weiter so!! Und nicht aufhören zu schreiben!

Zu dem Fehler: Projektilwaffen und Schilde...

In fast allen Geschichten die hier stehen existiert dieser Fehler. Die Technologie der Argonen basiert auf der terranischen Technologie. Die Argonen waren Anfangs den anderen Völkern technologisch weit überlegen. Die Erde wiederrum hat nunmal schon vor langer Zeit Projektilwaffen eingesetzt. Lange vor den Schilden und den Energiewaffen. Es würde also absolut KEINEN Sinn ergeben Schilde zu entwickeln, wenn sie nutzlos gegen Projektilwaffen sind. Ergo sind Schilde entwickelt worden, weil sie gerade besonders wirkungsvoll vor Projektilwaffen schützen. Energiewaffen sind der nächste Schritt, um die starken Schilde zu durchdringen.

Jetzt werden viele sagen, ja aber was ist mit Projektilkanonen??
Sonderfall Projektilkanone: Die Projektilkanone kann Schilde nur aufgrund von zwei Eigenschaften durchdringen.
1. Die Munition dieser Waffe hat eine spezielle Hülle, die es ihr ermöglicht die Energie des feindlichen Schutzschildes zu nutzen um einen winzigen Hypersprung hinter das Schild auszuführen. Das Geschoss selbst kann die Schilde nicht durchdringen!
2. Das Geschoss muss sehr klein sein, damit diese Technik auch funktioniert. Einem großen Geschoss wäre es nicht möglich Schilde zu durchdringen!

Das steht auch in der Beschreibung der Waffe, nachzulesen am BBS. Also gewöhnliche Projektilwaffen können Schilde nicht durchdringen! Egal ob sie nun aus dem Stargate Universum, dem BSG Universum, einer Handfeuerwaffe oder sonst woher stammen!!
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x_treme 12
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Post by x_treme 12 »

Endlich hat mal jemand geschrieben. Ich finde es ein wenig enttäuschend, wenn ich ins X-Uni Forum schaue. Ein neues Thema wir eröffnet und schon kurze Zeit später sind schon 10 Antworten gegeben worden.

Hier im Kreativ Forum habe ich Glück, wenn nach zwei Tagen eine Antwort bekomme.

:cry:

Nun zur Kritik. Erst ein mal danke fürs Lesen. Und noch ein viel grösseres Dankeschön für deine Kritik. :D Das mit den Projektilwaffen und Schilden wusste ich nicht. Ich habe mir einfach gedacht, was im Grossen geht, muss auch im Kleinen funktionieren. Doch ich habe eine, für mich, befriedigende Antwort gefunden. Das Geheimnis der Pistolen von Selen, ist die schildbrechende Munition. Die Waffen sind alt, doch die Munition ist wegweisend.

Ich werde deinen Input in einem meiner nächsten Kapitel behandeln. Doch zu erst muss ich noch etwas X spielen, und nach der Nachricht über die PK suchen. Damit das was ich schreibe auch einen Sinn ergibt. 8)
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Lord Morpheus
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Post by Lord Morpheus »

Wenn diese Waffen die Projektilkanonenmunition nutzen sieht das ganze natürlich schon wieder total anders aus! Und klein sind die Projektile ja ;)
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Post by Khaakwachtel012 »

Sehr interessante Geschichte, ich werde sie auf jeden Fall weiter lesen. Ich hoffe du schreibst bald weiter... :wink:
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x_treme 12
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Post by x_treme 12 »

Kaakwachtel012 wrote:Sehr interessante Geschichte, ich werde sie auf jeden Fall weiter lesen. Ich hoffe du schreibst bald weiter... :wink:
Juhuu und wieder ein Post zu meiner Geschichte. :D Ich finde es wirklich schön, dass wieder jemand etwas geschrieben hat. Obwohl es mich natürlich weiter bringen würde, wenn auch einmal Kritik geübt wird, so wie zum Beispiel von Lord Morpheus. Aber das nur ganz nebenbei, ich freue ich natürlich über jeden einzelnen Post.

Eigentlich hatte ich heute sogar vor ein neues Kapitel zu posten. Ich habe es mir aber dann anders überlegt, als ich diese wunderbare Geschichte gelesen habe:Die Letzten Jahr der Erde:roll:

Darum habe ich mir vorgenommen noch eine oder zwei Seiten zu schreiben, bevor ich das Kapitel poste. Ich hoffe du verzeihst mich Kaakwachtel :wink:
Spoiler
Show
Kapitel 6: Trautes Heim, Glück allein?
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Post by Khaakwachtel012 »

Kritik? Okay, deine Geschichte ist sehr detailiert. Das gefällt mir. Über die Rechtsschreibung kann ich mich auch nicht beklagen. Meiner Meinung nach ist deine Geschichte so gut, wie sie ist. Und: Keine Sorge, ich werde dich schon nicht umbringen. :D Hauptsache, wir kriegen ein schönes neues Stück. :wink:
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x_treme 12
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Post by x_treme 12 »

Ich bin schon ein wenig enttäuscht von mir. Eigentlich wollte ich viel mehr schreiben in den Wochen, in denen ich Ferien habe, doch irgendwie kam ich einfach nie dazu. Doch hier ist trotzdem ein neues Kapitel. Diesmal gibt es keine blutige Exzesse oder überhaupt irgend etwas in Richtung Action. Es ist ein Überleitungskapitel. Ab dem nächsten Kapitel wird die Story so richtig in Schwung kommen. Dort werden auch die ersten Geheimisse gelüftet und der "Feind" wird eingeführt.

Aber nun einmal viel Spass mit dem neuen Kapitel. Wie immer ist Kritik und Lob willkommen.

Kapitel 6: Trautes Heim, Glück allein?

Schmerz.


Unangenehmer Schmerz.


Willkommener Schmerz.


Schmerz bedeutet Leben.


Selen konnte es nicht fassen. Sie spürte den brennenden, pulsierenden Schmerz durch ihre Glieder fahren. Er breitete sich wie Feuer in ihrem ganzen Körper aus. Von den Zehenspitzen bis zu den Fingerkuppen spürte sie das Pochen. Rhythmisch, fortlaufend … unangenehm. Der Schmerz füllte ihre Zellen im Leben. Selen wurde sich wieder ihrem eigenen Körper bewusst. Langsam, aber immer besser spürte sie ihren Körper. Ihr Geist sickerte zurück in seine sterblichen Hülle.

Sie war sich sicher gewesen, dass sie mit dieser Aktion den Bogen ein für alle Mal überspannt hatte. Anscheinend nicht, aber es hatte nicht viel gefehlt.

Selen versuchte ihre Zehen zu bewegen. Ihr Körper sträubte sich. Er wollte sich nicht bewegen, er wollte nicht die alles übertünchende Wolke der Benommenheit durchstossen, die den Schmerz zu einem unangenehmen Pochen verblassen lies.
Doch Selen wollte es. Widerwillig fügte sich der Körper Selens Geist und sie erlangte langsam die Kontroller über ihre Zehen zurück. Als nächstes folgten die Füsse. Wieder das Spiel Geist gegen Körper. Und wieder gewann der Geist. Die Beine. Ein Punt für den Geist. Die Arme. Ein Punkt für den Geist. Der restliche Körper. Sieg für den Geist.

Selen schlug die Augen auf. Ein blendend weisses Licht brannte auf ihre Netzhaut. Nach einigen Minuten zwinkern verschwand das Brennen. Das Licht blieb. Selen richtete sich auf. Mühsam und stark geschwächt erreichte sie eine aufrechte Sitzposition. Am ganzen Körper war sie mit Verbänden eingewickelt. In ihren Venen im Arm steckten mehrere Infusionsnadeln. Energisch riss sie sich die Nadeln aus dem Arm. Sie konnte es sich nicht leisten bei der Mission auf Drogen zu sein.

Ihr Zimmer war spartanisch eingerichtet. Ein Bett, ein Infusionsständer, und die Tür. Selen hatte sich ihr nächstes Ziel ins Auge gefasst. Die Tür. Vorsichtig rutschte sie von der Bettkante herunter, bis ihre Füsse den kalten Boden berührten.

Langsam verlagerte sie ihr Gewicht und stand auf. Zu erst stützte sie sich noch auf der Bettkante mit ihren Händen ab. Doch als sie sicher war, dass sie sich auf den Beinen halten konnte, liess sie los. Die ersten Schritte waren noch sehr wackelig, doch je weiter sie ging, umso besser konnte sie wieder laufen. Der Schmerz brannte zwar immer noch unentwegt in ihren Nervenzellen, doch sie beherrschte sich. Schon vor langer Zeit hatte sie gelernt ihn zu ertragen.

Und dann erreichte sie die Tür.

Sie öffnete sie durch sanften Druck auf den Schalter, der im Türrahmen eingelassen war. Verwirrt schaute sie sich im einförmigen Korridor um. Es gab keine Erkennungsmerkmale wo sie sich befand, geschweige denn in welcher Schiffsklasse. „Na toll“, flüsterte sie verärgert zu sich selbst als sie ihre ausweglose Situation erkannte. Natürlich konnte sie sich jetzt einfach davon schleichen und versuchen irgendeinen Weg von hier weg zu finden, ihre Chancen standen gut, wenn es ein M3 oder eine Korvette war. Doch sie sass ziemlich tief in der sch****, wenn es ein Stationstransporter oder ein Trägerschiff war. Das konnte sie nicht riskieren. Nicht in ihrem Zustand.

Also zog sie sich leise in ihre Kabine zurück und legte sich auf ihr Bett. Dann nahm sie eine Infusionsnadel und trennte sie vom Schlauch. Die restlichen Nadeln steckte sie wieder in ihren Arm. Daraufhin schloss sie die Augen und wartete. Sie wartete auf die erste Person die dieses Zimmer betreten würde. Und dann würde sie schon herausbekommen, wo sie war.

Es schienen Stunden vergangen zu sein, als sie endlich das leise Zischen der sich öffnenden Türe vernahm. Die ganze Zeit hatte sie ruhig da gelegen und gewartet. Sie hatte Meditiert und Kräfte gesammelt, ihre allerletzten Reserven aufgeboten. Und nun setzte sie alles auf eine Karte. Sie wartete noch einige Sekunden länger, bis sie spürte, dass die Person sich auf circa 30 Zentimeter genähert hatte.

Blitzartig öffnete sie ihre Augen, stiess mit dem linken Arm, in dem sie die Nadel hielt, zu, schlug mit dem anderen Arm dem Feind ins Gesicht und erhob sich. Sie nahm ihren Gegner, der die Nadel zwar abwehren konnte, aber voll von ihrer Rechten getroffen wurde, in den Würgegriff. Sie war sich sicher, dass sie ihm die Nase gebrochen hatte, als sie ihn erwischt hatte, doch das war ihr im Moment sehr egal.

Als sie sich sicher war, das sie den Gegner unter Kontrolle hatte, flüsterte sie ihm leise ins Ohr: „Ich werde dir jetzt ein paar Fragen stellen und du beantwortest sie besser gleich und ohne zu Zögern!“ Als erstes hörte sie nur ein Röcheln, als die Person versuchte zu antworten, denn sie hatte zu fest zugedrückt. Also lockerte sie den Griff etwas, damit sie auch verstand was gesagt wurde.
Doch schon als sie die ersten Worte hörten, war ihr klar, dass sie einen grossen Fehler gemacht hatte. Es war Cho k’Takk. Der Split, den sie "angeworben" hatte um Mark Seldon aus dem Verliess zu befreien.

Sie liess ihn sofort los als sie erkannt hatte, wer er war und entschuldigte sich natürlich umständlich. Gelassen und etwas sarkastisch meinte Cho dann: „Wenn du mich schon wieder angreifen kannst, dann können die Piraten dich ja nicht so sehr verletzt haben, wie ich gedacht hatte. Und übrigens ich finde nackte Argonen nicht sonderlich erotisch!“

Selen hatte sich so darauf konzentriert zu fliehen, dass sie nicht einmal gemerkt hatte, dass sie nackt war. Mit erröteten Wangen fragte sie Cho nach Kleidern, worauf er zu einer in der Wand versenkten Tür lief und ihren schwarzen Anzug heraus holte. Mit noch ein wenig rot im Gesicht legte sie den Anzug an. Die Verbände wirkten sich etwas störend auf den Tragekomfort aus, doch es war auszuhalten.

Doch als Selen an ihrem Anzug herunter sah, um den Sitz zu prüfen traf sie fast der Schlag. Ihr Anzug war über und über mit Löchern durchsiebt. Er sah ein wenig wie ein schwarzer Schweizerkäse aus. Sie hatte dieses Mal wirklich Glück gehabt.
Als sie sich wieder gefasst hatte fragte Selen Cho nach ihrem neuen Begleiter, Mark Seldon, der eigentlich jetzt bei ihnen ein Gefangener war. Cho, der sich sehr um ihre Gesundheit bemühte, und versuchte sie noch etwas zu schonen, wollte es ihr erst nicht sagen, doch als Selen den Ton etwas verschärfte, und alle Gesundheitsvorschläge in den Wind schlug, sagte er es ihr.

Kurz darauf begab sich Selen zu Mark, da sie viel Arbeit auf zu holen hatte. Sie musste erfahren, was es mit dem Projekt New Heaven auf sich hatte. Zielstrebig lief sie hinter Cho her. Sie bemerkte, dass er ein wenig hinkte. Doch sie sagte nichts, denn Split waren in solchen Angelegenheiten sehr empfindlich und schnell gekränkt.

Vor der Tür bat Selen Cho zu warten. Er brauchte nicht noch weiter in diese Angelegenheit hineingezogen zu werden. Für einen kurzen Augenblick sah sie Enttäuschung in seinen Augen aufblitzen, doch er fasste sich sehr schnell wieder. Split zeigen niemals Schwäche, wenn sie es verhindern können.

Der Raum in dem sich Mark Seldon jetzt befand war gross im Vergleich zu der Zelle in der er noch vor ein paar Tagen hauste. Seine neue Behausung hatte alle Annehmlichkeiten des Modernen Lebens. Eine Schall-Dusche, ein Vakuum Klo, sogar ein Lavabo mit fliessendem Wasser. Er hatte sich seit langem wieder einmal geduscht. Und sogar rasieren konnte er sich. Das hatte Mark schon lange nicht mehr getan. Nun war er wie ein neuer Argone. Er konnte sogar wieder lächeln, man sah sogar wieder, dass er jung war. Nicht viel älter als 18 Jazuras. Er gewann sogar sein selbstsicheres Auftreten zurück, dass er bei den Piraten verloren hatte. Auch sein Körper hatte sich erholt. Er musste jetzt nicht mehr husten und der Split, der ihn zusammen mit der Frau befreit hatte, war sogar einmal in sein Quartier gekommen und hatte ihm Medikamente gebracht. Und obwohl der Split auf keine seiner Fragen geantwortet hatte, konnte er in seinen Augen sehen, dass er sich sehr um ihn gesorgt hatte.

Eine ungewöhnliche Eigenart eines Splits, sich um einen Argonen zu sorgen. Mark hatte vor den Split beim nächsten Besuch danach zu fragen, vielleicht konnte er so etwas aus ihm herauslocken. Mark grübelte noch etwas darüber nach und wollte sich gerade etwas aus dem Kühlschrank holen, als die Tür auf ging.

Obwohl Selen noch etwas schwach war, zeigte sie keine Schwäche. Mit erhobenem Haupt und mit forschen Schritten betrat sie den Raum mit dem Gefangenen. Er machte einen viel besseren Eindruck als noch vor ein paar Tagen auf der Piratenstation. Er wirkte gesund und sehr selbst sicher. Vom Aussehen her war er ungefähr in ihrem Alter, vielleicht etwas älter. Er sah sogar recht gut aus und Selen konnte sich vorstellen, dass einige junge Mädchen das Bett schon mit ihm geteilt hatten. Sie war sich sicher, dass er auch sie verführen wollte. Nicht unbedingt jetzt, aber vielleicht bei einem anderen Gespräch, dass sie sicher noch führen müssten auf dieser Reise.

Also beschloss Selen einen Nulltoleranzkurs zu fahren. Zielstrebig begab sie sich zu Tisch in der Mitte des Raumes. Er war mit einigen Verpackungen und Essensresten übersäht. Mit einer schwungvollen Geste fegte sie den Müll auf den Boden. Danach nahm sie auf der einen Seite des Tisches Platz und wies Mark mit einem Nicken an auf der Anderen Seite Platz zu nehmen.

Selbstbewusst schritt der junge Argone zum Tisch drehte den Stuhl um 1800 und setzte sich verkehrt auf den Stuhl. Selen schüttelte innerlich den Kopf. Was für ein Kind. Ungerührt begann sie aber mit dem Verhör. „Name?“, fragte sie freundlich, aber bestimmt. Als Antwort bekam sie einen verträumten Seufzer und die Worte Du hast die schönsten Augen der Welt. „Was weisst du über Projekt New Heaven?“, fuhr Selen ungerührt fort. Als Antwort bekam sie eine Eröffnung, wie er ihr einen neuen Himmel eröffnen könne, und zwar mit seinem Geschlechtsteil.

Das war Selen zu viel. Sie stand auf, zog den Reissverschluss ihres Anzuges ein wenig auf und schlenderte Mark entgegen. Mit ihren Fingern spielte sie ein wenig in ihren Haaren. Als sie bei ihrem “Liebling“ angekommen war, legte sie sanft ihre Hände um ihn, beugte sich herunter und flüsterte ihm ins Ohr: „Hör mir mal zu kleiner, wenn ich eine Frage stelle, dann wirst du sie beantworten. Und du wirst nur die Frage beantworten, keine Schweinereien von dir geben und sonst wirst du den Mund halten!“
Während sie ihm diese Worte ins Ohr säuselte, waren ihre Hände an zwei verschiedene Punkte gewandert. Eine Hand war zur untersten Rippe auf der linken Seite gelangt, die Andere direkt über das rechte Schlüsselbein. Als sie mit ihren Ausführungen fertig war drückte sie mit ihren Fingerspitzen kräftig in die von ihr vorher ertasteten Stellen. Mark konnte augenblicklich seinen Körper nicht mehr bewegen.

Vollkommen verwirrt und verunsichert stammelte Mark vor sich hin. Entzückt schloss Selen ihren Anzug, setzte sich wieder hin und begann von Neuem. „Name?“, wieder freundlich, aber doch bestimmt. Und sie war sich sicher, dass sie diesmal die richtigen Informationen bekommen würde.


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PS. Der Kapiteltitel ist im Nachhinein gesehen, etwas ungünstig gewählt.
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TheEarth
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Post by TheEarth »

Die Story ist gut gewählt auch die längen der jeweiligen kapitel sind ok aber ich würde dir empfehlen noch ein bisschen mehr für Beschreibung zu nutzen da die Beschreibungen meiner meinung nach ein bisschen zu kurz kommen.

Die Beschreibung der Personen ist aber gut nur mit der umgebung hapert es halt noch ein bisschen.

Mach weiter so :!: :!: :!:

TheEarth
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x_treme 12
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Post by x_treme 12 »

Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung.

Natürlich ist es wichtig die Dinge zu beschreiben. Und das versuche ich meistens auch. Doch manchmal möchte ich die Geschichte vorantreiben und mich nicht in der Beschreibung der Welt verlieren. Es ist schwierig den schmalen Grad zwischen Beschreibung und Geschichte zu finden und im Moment bin ich noch etwas auf der Suche danach. :D

Am liebsten würde ich natürlich jedes Detail so wiedergeben, wie es sich in meinem Kopf abspielt, doch leider würde das den Rahmen eines Buches sprengen. Jeder Ort, der in meiner Geschichte vorkommt, hätte eigentlich sein eigenes Kapitel verdient. Doch dann würde ich mit meiner Geschichte nicht mehr weiter kommen. Leider.

Also kann es sein, dass es weniger Beschreibung der Umwelt gibt, da ich eine Charakterzeichnung und Geschichte etwas vorziehe. Aber ich versuche auf deinen Vorschlag in meinen zukünftigen Kapiteln einzugehen.

mfg X12
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