Sternentänzer

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

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Sternentänzer

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Eine weitere Geschichte aus der Sammlung der Phönixlegenden.
Gerade erst frisch erstellt. :D

Sternentänzer

Unikat aus gutem Grunde

Es war ein recht sonniger Tag in Argonia City, nur wenige Wolken standen am Himmel und verdeckten hin und wieder die strahlende Sonne. Die mächtigen Tower der Hauptstadt streckten sich gen Himmel, immer wieder landeten Raumschiffe auf einigen der übergroßen Türme, immer wieder starteten andere, ein mehr oder minder gleichbleibendes Getöse hallte durch die Straßen und sollte bis in den späten Abend nicht verstummen. Wenn auch alles sehr laut war, so ging doch eine gewisse Friedfertigkeit von diesem Ort aus, die majestätischen Wälder und Wiesen, die die Stadt umrundeten, verliehen der riesigen Metropole zudem eine gewisse Natürlichkeit.
Nicht weitab der Stadt befand sich eines der wenigen militärischen Trockendocks auf Argon Prime. Gewissermaßen handelte es sich bei der Werft um ein Relikt aus vergangenen Zeiten, in denen die Argonen noch keine stellare Schiffswerft errichtet hatten. Mittlerweile wurden hier unten keine neuen Raumer mehr gebaut, der Aufwand war schlicht zu groß, alle Arbeiten ließen sich in der Schwerelosigkeit leichter bewerkstelligen. Nun nutzte man das Trockendock bestenfalls noch zur Reparatur, meistens aber schlicht als Lagerhalle für in die Jahre gekommene Schiffe – und genau das war es, was das argonische Militär gerade brauchte. Der Xenonkonflikt war an seinem Höhepunkt angelangt und langsam aber sicher gab es Probleme an der Front, demnach blieb den Militärs nicht viel mehr übrig als die Frontlinien zu verstärken. Erst vor kurzem war die im Volksmund ‚Museumsschiff’ genannte Hecate Mimir wieder in Betrieb genommen worden, nun sollten auch andere veraltete Schiffe im Rahmen des Projekts R restauriert werden, die letzten noch betriebsfähigen Schiffe waren schon in der Schiffswerft angelangt und wurden gerade flott gemacht, nur noch ein einziges Wrack lag in den düsteren Hallen jenes Trockendocks nahe Argonia Citys – doch auch die Zeit dieses Reliktes war gekommen und schon bald würde es wieder zu den Sternen aufbrechen.

Kapitel I.
Attentat am Abend

Admiral P. Yong wanderte relativ zufrieden einige Korridore des Trockendocks entlang, merkwürdigerweise wurde er nicht von einer obligatorischen Leibwache verfolgt, wie es bei Admirälen üblich war, ansonsten schien er wie die anderen zu sein – schwarze, beinahe höflich wirkende Schuhe, standardisierte meerblaue Militäruniform, bestehend aus Stoffhose und Jacke sowie einer gleichsam blau gefärbte Militärkappe, die Kleidung darunter war selbstverständlich weiß, auch wenn man sie nicht sehen konnte, all das stellte seine Bekleidung dar. Auf seinen Schultern prangten zudem weiße Platten mit goldenen Rändern sowie einigen herabhängenden Lamellen, an seiner Brust hefteten mehrere Orden aller Klassen und Grade, so sah er auf den ersten Blick aus, der perfekte Admiral. Braunes Haar entwuchs seinem Kopf und trat ordentlich geschnitten und gekämmt unter der Mütze hervor, wuchs die Schläfen entlang bis fast zum Kinn des relativ kantigen Gesichtes, sodass das Haar einer Art Helm nicht unähnlich sah. Ein weiteres Merkmal kennzeichnete Yong, das ihn von den anderen Admirälen unterschied – es war fünfundzwanzig Jahre alt. Gar die strebsamsten Soldaten waren in diesem Alter bestenfalls Offiziere, er hatte schon die gesamte Karriereleiter erklommen – nun, schließlich war er auch schon über zwanzig Jahre im Dienst des Militärs...
Endlich nahmen die schier endlosen dunklen Korridore des Docks ein Ende und er betrat den Wachraum im oberen Teil der Landezone, von der aus man das gesamte Feld überblicken konnte.
„Nun, hier bin ich“, sagte Yong. „Einen guten Tag, meine Herren.“
Hier, im Kontrollraum, wuselten drei junge Mechaniker umher und prüften ein paar Werte, sie grüßten nur kurz mit winkender Hand, ein vierter Mann stand an der Kaffeemaschine und schreckte auf, als er den Admiral hörte. Der Kaffee ergoss sich über sein weißes, ölverschmiertes Hemd, das zuvor wild herumgeflattert war und jetzt an ihm klebte, er floss hinunter in die Jeans und hinterließ einige verräterische Spuren, bevor er in die Hausschuhe tropfte, die der Mann im Dienst trug. Er war relativ ordentlich rasiert, zumindest vor einer Woche musste er so gewesen sein, sein schwarzes Haar war schon ein wenig länger und er wirkte alles in allem wie ein Hippie.
Nachdem sich die Überraschung bei dem doch recht zerstreuten Kerl gelegt hatte, ließ er seinen Becher fallen, der auf dem Boden zersprang, und wischte sich das Heißgetränk mit den Händen vom Leib.
„Ah, Hallo, Herr Yong, nicht wahr?“, fragte er lächelnd und schritt zu ihm hinüber, um ihm die Hand zu reichen. Der Admiral schüttelte sie und bereute es noch im selben Moment, schmierte den öligen Kaffee dann auf dem Tisch ab.
„Und sie müssen Chefingenieur Settlebug sein“, schloss Yong aus dem, was er bisher gehört und gesehen hatte. Settlebug war nicht viel älter als er, ein paar Jährchen vielleicht...
„Nun, sie wollten mir unser neues Schiff zeigen?“, fragte Yong.
„Wie?“, wunderte sich der Ingenieur, überlegte kurz und nickte dann heftig. „Ja, stimmt, das Schiff – es ist nicht wirklich neu, wissen sie, es ist nur, wie soll ich sagen, recycelt, nicht? Und wir haben ein paar neue Features eingebaut, verstehen sie?“
„Ich hoffe, das ist eine rhetorische Frage...“, sagte Yong. Settlebug sah ihn kurz verwirrt an, natürlich war sie das, was sollte es denn sonst gewesen sein?
„Nun, äh, jedenfalls ist das Schiff noch heute Abend flugbereit und wir sollten es ihnen ja zeigen, nicht? Ähm... wo hab ich das Ding jetzt nur...?“, flüsterte er sich selbst zu.
„Im Hangar“, sagte einer seiner Mechaniker und lächelte kopfschüttelnd, Settlebug nickte, natürlich im Hangar, wo denn sonst?
„Licht an“, sagte der Chefingenieur und trat näher an die Glasscheibe heran, von der aus man den gesamten Landeplatz überblicken konnte, Yong folgte ihm. Dort unten im Trockendock gab es gut zehn Anleger für Schiffe, die sich in der Größe irgendwo zwischen Korvette und Zerstörer befanden. Nur ein einziges Schiff war angedockt, das einst als das größte Raumschiff aller Zeiten angesehen wurde, heute war es bestenfalls noch ein mittelgroßer Kreuzer. Es handelte sich um das zweite große Kriegsschiff der Föderation. Damals, nachdem die Hecate Mimir mit boronischer Hilfe gebaut worden war, stellte sich der Zerstörer zwar als mächtig heraus, war jedoch auch sehr anfällig dafür, mitten im Kampf den Geist aufzugeben und dann in einer Starre zu verharren, bis man es mit kleinen Schiffen zurück ins Dock zerrte.
Deshalb entwarfen die argonischen Ingenieure ein zweites Kriegsschiff, einen Nachfolger für den Fall, dass die Hecate irgendwann wirklich weggepustet wird – merkwürdigerweise gehören diese beiden ersten Schiffe zu denen, die am längsten lebten, das dritte Schlachtschiff war schon beim Start explodiert, das vierte war aufgrund einer lockeren Schraube in Einzelteile zerfallen und das fünfte ist beim Update des Betriebssystems zu den Xenon übergelaufen. Und das war nur der Beginn der Geschichte katastrophaler argonischer Raumfahrt...
„Ist es nicht... wunderschön?“, triumphierte Settlebug und deutete auf den Raumer. Das Schiff sah der Hecate in einigen Punkten ähnlich, es wurde ebenso von einem Kommandoturm aus gesteuert und verfügte über zwei Artillerieschächte, vier Torpedorohre und sechs Frontlaser sowie zwei Geschütztürme an den hinteren Seiten. Dieser Zerstörer war jedoch deutlich länger gezogen und auch anders geformt, die Unterseite war abgerundet, die Oberseite flach, um den darauf installierten Artilleriewaffen Platz zu bieten, das Schiff war in dunklem Blau gehalten und wirkte ein wenig wie eine extrem lange Nuss, war in der Mitte jedoch deutlich schmaler, von dort aus wellte es sich zu beiden Seiten gleich nach außen und kam dann vorne in einer Spitze, hinten in einer Fläche zusammen, an letzterer waren die Antriebe installiert. Von der Form her wirkte es deutlich dynamischer als sein Vorgänger, es war auch um ein paar Ecken größer, alles in allem ein erträglicher Anblick.
„Wir haben einige Erweiterungen eingebaut, das Schiff ist nun deutlich schneller und stabiler, außerdem wurde der Atomgenerator durch einen etwas moderneren Fusionsreaktor ersetzt, und, was uns besonders stolz macht, es kann auf 300 Meter tauchen, ist das nicht wunderbar?“
„Meine Uhr schafft fünfhundert...“, sagte Yong abgeneigt. „Überhaupt wollte ich ein Raumschiff haben und kein U-Boot, denken sie, dass die Xenon uns von unten angreifen?“
Settlebug war kurz ruhig und begann dann wild zu gestikulieren. „Wir haben auch ausklappbare Reifen anmontiert, das ist wirklich nützlich, wenn man irgendwo landen will, außerdem verfügt das Schiff über ausklappbare Flügel, es kann mehrere Kilometer weit durch die Luft gleiten, natürlich nur durch Hilfe des Düsenmotors – ein Allzweckschiff! Ist es nicht perfekt?“, fragte Settlebug, er war ein wenig herumgehüpft und an der Stelle mit den Flügeln hatte er die Arme ausgebreitet und war kurz mit Brummgeräuschen umhergerannt.
„Das ist der größte Schwachsinn, den ich je gesehen habe“, sagte Yong.
Settlebug sah ihn aus großen Augen an. Der Chefingenieur wirkte irgendwie wie ein Borone mit mangelhaftem Wortschatz.
„Ich habe keine Ahnung, wozu wir die Extras brauchen“, fügte er hinzu. „Settlebug, die Restauration dieses Schiffes hat uns mehrere Millionen Credits gekostet, wie viel davon war umsonst?“
Settlebug zog den Kopf zwischen die Schultern und machte sich ziemlich klein. „Nun, wenn sie mit umsonst die Extras meinen... an die 90%, eh? Hehe... he... ähm...“
Der Admiral atmete hörbar laut ein. „Sie wissen, jedem Admiral der Flotte wird nur ein bestimmtes Budget zugeteilt – für das, was sie hier verschwendet haben, könnte ich eine ganze Jagdstaffel aufstellen.“
„Ah, ah!“, rief Settlebug. „Ich vergaß, ich vergaß, das Schiff verfügt jetzt über einen Hangar! Wir mussten nur ein wenig Frachtraum opfern... drei Argon Elite und drei Argon Nova passen hinein, die Schiffe sind auch schon drin und können innerhalb von wenigen Sekunden ausgeworfen werden... perfekt, nicht?“
„Na ja... immerhin etwas...“, maulte Yong. Immerhin hatte er jetzt ein neues Schiff in seiner Flotte, es war gewiss nicht das beste, aber die Werften kamen mit der Produktion nicht hinterher, da es überall an Teilen fehlte – nun, er würde jemanden finden müssen, der dieses Schlachtschiff ordentlich einzusetzen wusste. Noch heute würde er die Crew rekrutieren.
„Settlebug – suchen sie sich ein paar Mechaniker zusammen, sie werden auf dem Schiff dienen. Den Rest der Crew werde ich bis heute Abend herbeordern... es gibt sicher noch irgendwen, der gerade nicht im Einsatz ist... muss ich halt mit der Reserve vorlieb nehmen.“
Der Chefingenieur sah ihn etwas überrascht an – er war Ingenieur beim Militär geworden, um dem Krieg zu entgehen, indem er irgendwo in der Heimat Schiffe schweißte... Yong nickte nur und verließ den Raum dann wieder, sein Wort war endgültig. Am nächsten Morgen sollte das Schiff sich gen Himmel erheben, bis dahin waren noch einige Vorkehrungen zu treffen.

Wie bereits deutlich erörtert war es ein schöner Tag in der Gegend Argonia Citys. Die pulsierende Stadt verfügte über allerlei Einrichtungen, unter anderem war auch die Reserve hier stationiert, um der Bevölkerung ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. In der Reserve hatte man allgemein ein leichtes Leben, man musste nur jeden Morgen pünktlich um fünf Uhr antreten, den Rest des Tages hatte man frei, nur ab und zu war man dazu verdonnert, Wache zu halten und oder irgendetwas sauber zu schrubben...
Auf einem Hügel unfern der Stadt wehte ein Picknicktuch sanft im erfrischenden Wind, allerlei Leckereien waren hier aufgetürmt und ein großer knallgelber Sonnenschirm schützte vor allzu viel Wärme. Generell erwartet man an solch einem Plätzchen ein schmusendes Liebespaar, doch hier...
„Schachmatt“, sagte Tatutpamanckan. „Gleichfalls“, sagte Manckonnos.
Die beiden Paraniden spielten Schach, und zwar auf drei Brettern zugleich, wie könnte es anders sein? Sie gehörten nicht nur zu jenen wenigen Paraniden, die sich hinsetzten, sie waren auch um einiges geselliger als ihre fernen Kollegen, denn die beiden hatten schon lange als Söldner auf Argon Prime gelebt – zwanzig Jahre hatten sie herumgestanden, aber irgendwann setzt sich auch der härteste Paranide, sei es auch nur, um ein paar Leute zu erschrecken. Während Manckonnos ein paar zuckerüberzogene Donuts verschlang, nahm Tatutpamanckan einen genüsslichen Schluck Mingbaumpastetentee zu sich.
Ein Bote eilte auf einem Fahrrad herbei, da er bergauf gefahren war, schnaufte er ein wenig. „Hochwürden Tatutpamanckan und Hochwürden Manckonnos?“, fragte er, um sicher zu gehen. Die anderen Reservisten hatten ihn hierher gesandt.
„Gewiss, mein unlustiger fellbezogener Freund“, sagte Manckonnos. Er war von Boronen aufgezogen worden... ein sehr kompliziertes Unterfangen, das einen sehr komplizierten Charakter hervorgebracht hatte.
„Nun, dann habe ich eine Nachricht für euch. Ihr sollt euch bis heute Abend in Dokre einfinden, das Raumdock am Stadtrand, ihr wisst schon – seid um Punkt 20 Uhr auf dem Dach. Die Nachricht kommt von Admiral Yong... schönen Tag noch.“
Mit diesen Worten verschwand er wieder und raste auf dem Fahrrad den Berg hinab.
„Klingt nach einem Abenteuer“, sagte Tatutpamanckan gelassen.
„Ob es lustig bunt wird?“, fragte sich Manckonnos.
„Das werden wir sehen... und ich habe das Gefühl, du bist in zwei Runden wieder Matt gesetzt.“

Eine Kaserne der Reserve befand sich ebenfalls nahe der Stadt, man musste keine zehn Minuten zu Fuß gehen, um sie zu erreichen. Hier standen mehrere Baracken auf einem Zementfeld, ein paar kleine Zelte waren aufgebaut und das Gelände war von einer gut drei Meter hohen Steinmauer umgeben, auf der hin und wieder ein paar Wachen patrouillierten, weiterhin gab es in zwei gegenüberliegenden Ecken des Geländes hölzerne Wachtürme und direkt neben dem Lager befanden sich ein Hangar und ein altmodisches Flugfeld.
Ein etwas älterer Splitsöldner saß auf einem Liegestuhl mitten in der Kaserne und genoss die Sonne. Phates war sein Name, er war für die Ausbildung neuer Soldaten zuständig, die hier gelegentlich eintrudelten. Heute Morgen waren vier weitere Splitsöldner gekommen, er hatte sie noch nicht näher angesehen, aber es waren immerhin Split, die Ausbildung würde höchstens ein paar Tage dauern.
„Ich habe hier einen Befehl von Admiral Yong für sie“, sagte ein Bote, der sich langsam an den Krieger heranschlich.
„Ich höre“, sagte der Split ruhig und wandte seinen Blick nicht von der Schäfchenwolke ab, die er seit Stunden konzentriert beobachtete – er würde nicht weichen in diesem Duell der Ausdauer.
„Phates t´Rssg, sie sollen heute Abend mit ihren vier neuen Rekruten im Dokre erscheinen, seien sie um 20 Uhr auf dem Dach des Gebäudes. Ein fünfter Rekrut wird ihrem Kommando unterstellt sein, aber über den weiß ich nichts... ich muss weiter.“
Ohne Verabschiedung wanderte der Bote in Richtung des Flugfeldes. Phates wartete regungslos noch gut drei Stunden, bis die Wolke endlich wich, und sah dann nach seinen vier Soldaten, die sich in eine der Holzbaracken verkrochen hatte.
„Söldner, wir ziehen heute Abend los in... die... was zum...?“
Ein weißer benebelnder Dunst lag in der Luft, Duft von Kirschbaumblüten haftete an allem, mehrere Blumenkränze hingen an der Wand und inmitten all dessen saßen vier Split und spielten Karten.
„Recor, Zhaa, Saphom, Theth! Was glaubt ihr, was das hier ist?!“
Die vier Split sahen ihn benebelt an. „Ist was, Chef?“, fragte einer grinsend.
Phates war leicht schockiert, so ein Verhalten hatte er von Boronen erwartet, aber nicht von... er ließ den Kopf sinken und suchte sich eine weitere Wolke, eigentlich war es doch egal. Hatte er halt pazifistische Söldner, was soll´s…

Auf dem Flugfeld war nichts los, ein Mann saß auf einer kleinen Steinmauer am Rande und döste vor sich hin, er war Staffelführer Mountanna, seine beiden Piloten saßen unten im Gras und schienen zu schlafen.
„Die Herren Montanna, Indir und Lichtfeld?“, fragte jener Bote, der heute schon ziemlich weit herumgekommen war. Niemand antwortete ihm.
„Mountanne, Indir und Lichtfeld?!“, fragte er etwas lauter, doch wieder antwortete niemand. Er hob einen kleinen Kiesel vom Boden auf und schmiss ihn dem Staffelführer an den Kopf, der fiel um wie ein nasser Sack und landete auf der anderen Seite der kleinen Mauer, reagierte weiterhin auf nichts. Die Nachricht wurde ihm darauf hin schlicht an die Stirn getackert.
Weitere drei Piloten wurden per Mail gerufen. Generell hätte man alle so gerufen, doch nur diese drei waren in einer Kaserne eingeteilt, die auch über einen Internetanschluss verfügte.

Nachdem all diese Reservisten wieder in den Dienst gerufen waren und man noch ein paar weitere Besatzungsmitglieder für das Schiff angeheuert hatte, ging die Sonne auch schon langsam unter und die neue Crew machte sich mit ihrem Gepäck auf dem Weg ins Dokre. Dieses Raumdock wurde generell nur für kleinere Privatflieger und Truppentransporte genutzt, doch war es das Einzige weit und breit, an dem noch ein Schiff älterer Klassen andocken konnte, sodass man hier demnächst die erneute Jungfernfahrt des restaurierten Raumschiffes bewundern konnte.
Irgendwo in den Straßen Argonia Citys rannte jener Bote umher, der noch immer nach den letzten Crewmitgliedern suchte. Gegen halb Acht, die Sonne war beinahe verschwunden und warf nur noch schwaches Licht, während sich langsam die Straßenbeleuchtungen einschalteten, brach plötzlich ein lautes Alarmsignal los, das man seit Ewigkeiten nicht mehr gehört hatte. Gigantische Sirenen heulten auf, die Menschen blieben verwirrt auf der Straße stehen und horchten, einige hechteten aus ihren Gleiter und rannten ziellos fort, andere blieben ruhig und warteten ab, wieder andere stahlen die zurückgelassenen Gleiter.
Niemand konnte ernsthaft etwas mit dem Alarmsignal anfangen, einige dachten an Fliegeralarm, andere spähten nach den Reitern der Apokalypse.
„Achtung, Achtung! Hier spricht die Polizei. Bitte bewahren sie Ruhe und verlassen sie langsam und geordnet den Bereich nahe der militärischen Raumdocks! Der Sicherheitsdienst wird das Gelände weiträumig absperren, räumen sie das Gelände unverzüglich!“
Diese Worte kamen aus der Lautsprechanlage eines Polizeigleiters, der weit oberhalb des Verkehrs flog und so dem Stau entgehen konnte. Der Aufruf zur Ruhe war sinnlos, alle rannten panisch fort und die Ereignisse überschlugen sich, auch die Flughöhe wurde nicht mehr eingehalten, Gleiter verschwanden nach oben oder schlängelten sich unter dem Verkehr durch, beinahe im Sekundentakt krachte es irgendwo in den Straßen der Stadt.
Nur wenige Leute blieben ruhig – einige wenige gingen gar zum Dock.
„Und jetzt? Was sollen wir tun?“, fragte eine junge Dame in dunkelblauer Militäruniform, ihr langes braunes Haar wehte im Wind einiger vorbeirasenden Gleiter. Sie war ebenso wie ihr Gegenüber mit einigen schweren Koffern bepackt.
„Wir werden hingehen! Schließlich sind wir Soldaten im Namen Argons, was auch immer dort ist, wir werden behilflich sein, das Problem zu lösen!“, rief der hochgewachsene Mann einer unsichtbaren Menge zu, obwohl er eigentlich nur mit jener Frau sprach. Er trug eine weiße Uniform, wie es nicht gerade üblich war. Die beiden machten sich sodann auf den Weg zum Dokre, allen Gefahren zum Trotz.
Aus einer anderen Richtung schritt ein griesgrämiger Teladi ebenfalls in Richtung des Docks, er schleifte einen Boronen in Umweltanzug hinter sich her, die beiden schienen sich irgendwoher zu kennen, sonst wären sie nicht so spröde miteinander umgegangen.
„Wir sollten das Gebiet räumen und verlassen“, fiepte der Borone herrisch und versuchte, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen, doch der Teladi hielt ihn fest und schritt stur weiter aufs Dock zu.

Das Dokre selbst war ein hohes halb ovales, halb flaches Gebäude, dessen Dach in eine riesige Platte überging. Es gehörte zu den niedrigeren Raumdocks und erstreckte sich kaum hundert Meter in den Himmel, weshalb hier generell nur kleinere Raumschiffe starteten oder landeten. Normalerweise wuselten hier viele Menschen umher, oft waren auch außerirdische Touristen in der Menge zu finden, heute war beinahe niemand hier, ein paar Polizisten sperrten das Gelände gerade mit gelbem Klebeband ab, einige Straßen weiter errichtete der Sicherheitsdienst größere Sperren.
„Halt, sie dürfen hier nicht durch!“, rief einer der Polizisten, als ein höchst skurriler Mann passieren wollte. Der Fremde wirkte wie der Kapitän eines kleinen Fischerbootes, sein Gesicht war mit einem riesigen schwarzen Bart zugewachsen und er trug eine Kapitänsmütze, jedoch keine blaue, sondern eine dunkelrote Uniform, es gab jedoch keine Vereinigung, die solche Klamotten vorschrieb oder erlaubte. Zu allem Überfluss hatte er auch noch ein Rapier links an seiner Hüfte befestigt, als sei er ein Pirat.
„Geht schon klar“, sagte der Bärtige. „Ich bin Ban Danna.“
Der Polizist sah verwirrt, wie der Mann über die Absperrung sprang und dann gemütlich weiter ging, als sei nichts passiert.
„Ban Danna…“, hauchte der Polizist beeindruckt. Schon wenige Sekunden später kam ein Mann in blauer Uniform und mit weißem Bart des Weges.
„Sie dürfen nicht passieren“, sagte der Polizist abermals.
„Geht schon klar, Ban Danna mein Name.“
Der Polizist nahm sein Gewehr zur Hand. „Sie sind festgenommen – Mister Danna ist schon durch, sie können sich nicht als er ausgeben!“
„Aber…“
„Ruhe!“

Das Dokre war nun endgültig weitläufig abgeriegelt, nur wenige hatten sich hereinschummeln können. Hinter einer provisorischen Wand, die vor Kugelhagel aus dem Dock schützen sollte und aus zwei gestapelten Gleitern bestand, war ein Tisch aufgestellt worden, auf dem allerlei technische Geräte standen. Der Polizeichef und einige Sicherheitstruppen waren hier, man hatte zudem einige Scharfschützen aufstellen lassen. Eine Frau mit langen braunen Haaren und ein Riese in weißer Uniform standen ebenfalls hinter den Gleitern.
„Was ist denn geschehen?“, fragte die Frau.
„Pst!“, fauchte der Polizeichef – die beiden hätten gar nicht hier sein sollen! Er setzte sich wieder konzentriert an seinen Bildschirm und holte ein paar Statusberichte der überwachenden Truppen ein, als plötzlich eine Hand auf seine Schulter fasste.
„Moin Moin“, grüßte ein rot Uniformierter. „Man hat mich gerufen.“
Der Polizeichef schreckte auf und fiel zu Boden, das Telefon auf dem Tisch begann zu läuten. Der Rote nahm ab.
„Ja, was gibt´s?“, fragte er. Der Polizeichef fluchte und stellte dann das Telefon auf laut.
„Hier sind die Geiselnehmer“, hörten die vier Anwesenden eine verschwommene Stimme. „Wir haben soeben Admiral Yong gefesselt, er ist in unserer Gewalt – passen sie auf, was sie tun! Wir haben eine Bombe!“
„Was wollt ihr denn?“, fragte der falsche Danna.
„Wir fordern, dass man zwanzig Millionen Credits an Sektor 21 überweist und uns ein Kriegsschiff überlässt!“
Der Polizeichef nickte heftig, er wollte auf diese Forderung eingehen, wenn auch nur als Trick, doch der Bärtige sagte schlicht „Nein, so viel haben wir nicht.“ und legte auf.
Der Polizeichef zitterte am ganzen Körper. „Idiot!“, fauchte er und riss den Hörer an sich, doch die Verbindung war schon gekappt.
„Ist doch wahr, oder?“, fragte der Rote.
Der Polizeichef hätte ihm noch so einiges zu erzählen gehabt, doch in diesem Moment rief die Brünette „Da!“ und deutete auf den Spalt zwischen den beiden Gleitern. Ein Teladi hielt einen Boronen am Tentakel fest und marschierte mit ihm geradewegs auf das Dokre zu, hämmerte zweimal mit der Faust gegen die Glastür und öffnete dann selbst, ging hinein.
Der Polizeichef stand kurz vor einem nervlichen Zusammenbruch, der Rote hingegen zuckte schlicht mit den Schultern und ging auch ins Dokre. Gerade, als er die Tür erreichte, verschloss sie sich automatisch, irgendjemand dort drinnen musste den passenden Schalter gefunden haben.
„Hm…“, sagte er nachdenklich.
„Willst du da rein?“, fragte ihn ein stämmiger Paranide, der ihm auf die Schulter klopfte. Ein zweiter Paranide stand neben ihm, er war etwas kleiner und schleppte ein paar Koffer und einen Sonnenschirm mit sich herum.
„Wäre nett“, sagte der Rote und ging einen Schritt zurück. Der Paranide holte aus und schlug die Tür schlicht ein, alle drei betraten darauf hin das Gebäude und gingen schnurstracks nach oben.
„Ob das ein gutes Omen für die unsere Situation ist?“, fragte der Weiße, der noch immer beim Polizeichef stand – der war jedoch voll damit beschäftigt zu hyperventilieren.

Der Teladi erreichte das Dach des Gebäudes, den Boronen fest im Arm. Admiral Yong stand emotionslos in der Mitte, seine Hände waren auf dem Rücken zusammengebunden, hinter ihm richtete ein vermummter Terrorist ein Gewehr auf ihn, drei Zivilisten lagen gefesselt daneben und einige Sektor 21 Aktivisten hatten hier oben Stellung bezogen, doch die meisten waren unten im Kontrollraum oder an Fenstern in Position gegangen – niemand erwartete, dass jemand durch das Treppenhaus kommt!
„Was tust du hier?“, kreischte der Terrorist.
„Ich komme wegen dieses Schiffes da“, sagte der Teladi und deutete auf den frisch restaurierten Raumer, der gut ein Drittel der Landefläche in Anspruch nahm – er stand auf ausgeklappten Reifen. Erst langsam dämmerte dem Teladi, was hier vor sich ging.
„Das da haben wir geentert“, sagte der Terrorist lachend.
„Oh… ja dann…“, meinte der Teladi und wollte schon wieder gehen, er schien es sogar ziemlich eilig zu haben, doch von unten kam ein anderer Terrorist die Treppe hoch und hielt ihm ein Gewehr unter die Nase.
„Ich glaube und meine, wir bleiben und verweilen doch noch ein wenig…“, fiepte der Borone.

Mittlerweile hatten sich drei weitere verschlafene Herren und drei weitere Damen beim Polizeichef gesammelt, der langsam aber sicher vorm Kollaps stand. Das Telefon klingelte, er nahm ab.
„Ja?“
„Ihr habt uns offenbar noch ein paar weitere Geiseln geschickt, was? Eure Spezialagenten wurden dingfest gemacht und… was zum AAAARGARHGAH!“, kreischte der Terrorist, dann hörte man einen Schlag und jemand anderes kam an den Hörer.
„Tatutpamanckan hier… den Titel spare ich mir ausnahmsweise. Ich glaube, wir haben soweit alles gesäubert…“
Eine Kugel schoss ihm das Telefon aus der Hand, ein weiterer Terrorist war die Treppe hoch gekommen. Der Rote befreite dessen ungeachtet den Admiral und schien sich nett mit ihm zu unterhalten.
Tatutpamanckan wollte dem neuen Angreifer auch direkt eine scheuern, doch der hielt selbstbewusst eine kleine Kugel hoch. „Ich habe eine Bombe!“, schrie er.
Der Paranide rollte synchron mit allen drei Augen.

Jener Polizeichef ging davon aus, dass der Paranide einige Leute da oben überrascht hatte und wollte direkt die nächste Überraschung nachlegen. „Gebäude stürmen!“, schrie er und nahm seine Pistole zur Hand, gut zwanzig Scharfschützen tauchten aus dem Nichts auf und rannten zum Eingang. Jene Gruppe, die sich gerade noch an der Telefonzentrale befand, marschierte gemütlich hinterher.
„Hat hier jemand Stürmen gesagt?“, fragte sich ein Split, der mit seinen vier Mannen gerade vorbeikam. „Leute – wir stürmen auch!“, befahl er. Urplötzlich rannten die fünf mit Kampfgeschrei los und nahmen das Gebäude ein.
Kaum hatten sie das Gebäude betreten, splitterten ein paar Fensterscheiben und vermummte Gestalten wurden hinausgeschleudert, landeten hart auf dem Asphalt. Langsam aber sicher splitterten auch Fenster in höheren Stockwerken und man konnte von draußen verfolgen, wo in etwa die Split gerade sein mussten.
Ein Teladi in schwarzen Ninjaanzug kam gerade die Straße entlang und betrat dann auch gelassen das Gebäude, ohne der Situation irgendeine Beachtung zu schenken.

Etwa zwei Minuten später waren alle oben, Polizeikräfte, Split, Soldaten, Chefs, der Rote, der Weiße, Paraniden, alle waren sie versammelt, und alle standen sie an der Wand eines kleinen Transporters, während man Gewehre auf sie richtete und ein Terrorist etwas weiter hinten immer noch bedrohlich mit der Bombe herumspielte.
„Also, wo bleibt das Geld?“, fragte ein Terrorist.
„Nun... es gibt da ein Problem“, sagte der Polizeichef zögernd. „Alle Polizisten dieses Einsatzes stehen gerade auf diesem Dach... sie können mit niemandem verhandeln, wenn sie nicht ein paar von uns frei lassen...“
„Dass ich nicht lache!“, schnaufte der Vermummte. „Je mehr Geiseln, desto mehr Geld!“
„Warum tut ihr das?“, fragte der Rote beiläufig.
„Sektor 21 wird die einflussreichste Organisation aller Zeiten werden, und jetzt halt die Klappe!“, fauchte der Vermummte.
„Aber wenn ihr die Bombe hochgehen lasst, dann bekommt Sektor 21 gar nichts“, sagte der Rote.
„Höret ihr diese Schritte?“, kreischte der in weiß. „Das ist euer Ende, das langsam kommt!“ Er tat so, als hätte er einen Säbel gezogen, tatsächlich war es nur ein Holzstock, der sich irgendwie auf den Boden dieses Landeplatzes verirrt hatte.
Der Rote zog seinen Degen, er hatte tatsächlich einen.
„Das ist nicht schlau“, erwähnte der Mann mit der Bombe und plötzlich steckten beide ihre teils improvisierten Waffen zurück, der in weiß grimmig, der in rot elegant und gleichgültig.
Admiral Yong sah ein wenig angespannt aus und überblickte die Anwesenden, als würde er jemanden suchen und nicht finden können...
Irgendwo weit entfernt tönte eine große Uhr – es war Punkt Acht, eigentlich hätte die Crew erst jetzt hier sein müssen. Die Dachluke sprang auf.
„Was ist das?“, fragte ein Teladi in schwarzen Klamotten, der gerade erst angekommen war, und riss dem Bomber die kleine Kugel aus der Hand.
Der Vermummte sah ihn schockiert an.
„Das ist eine, äh… ein Spielzeug, kann ich es zurückhaben?“
Der Teladi sah ihn schief an, holte aus und warf die Kugel über den Rand der Plattform. „Wir haben keine Zeit zum Spielen“, sagte er. „Bald fliege ich hier mit einem Schiff ab, da kann ich euch nicht gebrauchen.“
„Ich liebe pünktliche Soldaten!“, triumphierte der Admiral. „Auf die Sekunde!“
Plötzlich wurden die Sicherheitskräfte wieder aktiv. Der Polizeichef grinste.
„Auf siiiiiiie!!“
Während die Vermummten noch schockiert starrten, fielen ihnen die Polizisten in den Rücken und rammten sie um, in Windeseile waren die verblüfften Terroristen entwaffnet, dann schlug man noch ein wenig grundlos auf sie ein.

„Unglaublich, immer diese Bürokraten, von wegen nicht Ban Danna, ich weiß ja wohl noch, wie ich heiße, diese verdammten...“, murmelte Ban Danna vor sich hin, er war nur kurz vor dem Dokre. Plötzlich fiel ihm etwas am Himmel auf, er sah verwirrt nach oben, eine kleine Kugel fiel herunter und donnerte gegen seinen Schädel, er fiel wie betäubt um, das Kügelchen sprang wie auf einem Trampolin noch einmal hoch und landete dann einige Meter neben dem bewusstlosen Ban...

Oben war der Kampf vorbei, die S21 waren entwaffnet und gefesselt, die Geiseln waren befreit und die herbeorderte Crew war mit dem Ninja endlich vollständig. Admiral Yong überreichte den Crewmitgliedern die Schlüssel zu ihren Zimmern, sie würden diese Nacht im Dokre verbringen, erst am nächsten Morgen würde er alle Mannschaftsmitglieder miteinander bekannt machen, dann waren da noch die Schiffstaufe und der Abflug natürlich auch… aber das hatte Zeit.
Eine obskure Gestalt schob sich die Treppen hoch und erreichte das Dach, zerfetzte Kleidung hing an ihr herab, sie schien ein wenig kraftlos und Ruß oder Teer klebte an ihrer Haut, die Haare waren zu einer Mähne ausgestellt.
„Ban Danna hier…“, flüsterte er. „Die Situation ist unter Kontrolle! Terroristen, ergebt euch!“
Sein Blick wanderte in Richtung Boden, er sah die Terroristen, die von Polizeikräften festgehalten wurden.
„Und wieder hat Ban Danna den Tag gerettet“, hustete er.
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Mayor, nach der Nachbearbeitung isses ja noch besser! *Megallol*
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Kapitel II.
Schattenspiel

Es war Nacht geworden und ein prachtvoller Sternenhimmel ließ ein sanftes Licht auf Argonia City fallen. Der Bereich um das Dokre herum war zwar nicht mehr gesperrt, doch viele Anwohner blieben zumindest für diese Nacht noch fern, nicht zuletzt, weil der Strom ausgefallen war. Die Explosion einer kleinen Bombe hatte einen tiefen Krater mit sich gebracht und dabei die unter der Straße verlaufenden Stromkabel zerfetzt. Gegen fünf Uhr sollten diese wieder repariert sein, so sagte man.
Im Dokre war nicht viel los, ohne Strom konnte das Raumdock nicht ordnungsgemäß betrieben werden und man verwies die Militärfrachter auf zivile Flughäfen. Nur wenige Leute hatten Erlaubnis, das Gebäude zu betreten, die neue Crew, der Admiral und das Personal durften hinein, für alle anderen war das Dock noch gesperrt – überhaupt war niemand scharf darauf, dort hineinzugehen.
Marines und Piloten schliefen im zweiten Stockwerk, die Übrigen waren im Erdgeschoss untergebracht worden, hier gab es viele kleinere Zimmer, jede Abteilung des Schiffes hatte ein eigenes bekommen.
„Ganz schön viel Action für einen Tag, nicht?“, fragte Settlebug gähnend. Niemand wusste, wie spät es war, denn die Uhren waren allesamt mit dem hauseigenen Stromverteiler verbunden gewesen, jetzt standen sie auf acht Uhr still.
„Jupp“, sagte Bob, einer der beiden Mechaniker, die er mitgebracht hatte. Es handelte sich um einen relativ jungen Mann, eigentlich noch ein Teenager, er sollte für die Wartung der Kampfschiffe zuständig sein.
Sein Kollege Paul antwortete nicht, er lag im Schlafanzug auf seinem Bett und war dabei einzunicken. Bob hatte sich auch gerade umgezogen, Settlebug trug noch die gleichen Klamotten wie am Morgen und man sah noch deutlich die Kaffeespuren, er schien sich nicht sonderlich um Körperhygiene zu scheren.
Draußen auf dem Gang war es ruhig, man hätte erwartet, dass die neue Mannschaft sich trifft und beschwatzt, aber jede Gruppe blieb für sich, wahrscheinlich waren die meisten einfach so eingeschlafen, kein Wunder, gab es doch keine Unterhaltungsmedien bis auf ihre Zungen – und aufs Reden waren sie offenbar alle nicht aus, vielleicht bedurften sie einer gewissen Eingewöhnungszeit, vielleicht war der Schock der Geiselnahme noch zu groß.
„Ihr wollt doch jetzt noch nicht schlafen, oder?“, fragte Settlebug verwirrt. Er saß am oberen Ende eines der Doppelbetten, unter ihm schwieg Paul im Wettstreit mit seiner Decke und schräg gegenüber saß Bob auf der unteren Etage seines Bettes. Der Raum war nicht sonderlich ausgeschmückt, nur ein Nachttisch und ein Folienbildschirm an der Wand waren in der Dunkelheit auszumachen, das Fenster gab zu dieser Uhrzeit nicht sonderlich viel Licht her. Es schien auch noch ein Sturm aufzukommen, der Wind pfiff jaulend durch die Gassen.
Paul murrte nur kurz und drehte sich auf die Seite, Bob saß weiter unschlüssig da – gab es eine Alternative zum Schlafen? Für ihn sah es nicht so aus, auch er legte sich mit einem „Gute Nacht“ hin.
Nun war nur noch Settlebug übrig, in einem Reflex wollte er das Licht ausschalten und sich hinlegen, doch er griff ins Leere und erstarrte darauf hin einen Moment – es wurde tatsächlich dunkler. Erst dachte er nur, seine Augen hätten ihn getäuscht... er spähte nach der Tür und konnte sie nicht mehr sehen, ... vermutlich hatte sich lediglich eine Wolke vor einige der helleren Sterne geschoben...
Irgendwie war ihm unwohl, ohne dass er sich erklären konnte, woran das lag. Er hatte doch wohl keine Angst vor der Dunkelheit, sagte er sich, und Geister gibt es nicht.
Ein leises Scharren war zu vernehmen und er fiel kreischend vom Hochbett, prallte mit einem dumpfen Schlag auf und blieb kurz liegen – keiner seiner Kollegen reagierte.
Was sollte er nun tun? Er könnte sich einfach schlafen legen...
Plötzlich hörte er eine sich öffnende Tür, ein grelles Licht ging im Flur an und drang durch die Ritzen seiner Zimmertür. Wie versteinert blieb er liegen. Seine letzte Stunde war gekommen...
„Eine Katze?“, hörte er draußen eine junge Argonin fragen. „Hach, du bist ja ein süßes Viech... komm mit in die Küche, vielleicht finden wir ja auch was für dich.“
Okay, das Scharren war eine Katze, der Lichtkegel wohl eine Taschenlampe... er atmete erleichtert auf, alles nur Einbildung, natürlich, was sonst?
Die Lichtquelle schritt wohl mitsamt Besitzerin den Gang hinunter, die Katze maute ein paar mal und schien zu folgen, dann war alles wieder ruhig, er wartete sicherheitshalber noch etwas. Langsam kletterte Settlebug seine Leiter hoch, um sich hinzulegen. Das Quietschen einer Tür war kurz zu vernehmen. Vermutlich hatte man die Tür im Gang wieder geschlossen, dachte er sich. Er sah noch einen grauen Schatten, dann gellte ein markerschütternder Schrei durch das Gebäude.

„Hast du diesen lauten und grässlichen Schrei gehört?“, fragte Manckonnos nachdenklich. Er und Tatutpamanckan hatten sich zur Nachtruhe in die Ecke ihres Zimmers gestellt, die Betten dienten als Ablagen für die Koffer und ihren Schirm.
„Natürlich habe ich ihn gehört“, entgegnete Tatutpamanckan. „Vermutlich ermordet der Splitteil der Besatzung gerade den argonischen Teil.“
„Welch grässliche und unzumutbare Vorstellung“, sagte Manckonnos. „Machen wir mit?“
„Nein, wir schlafen jetzt.“
Ein weiterer Schrei gellte durch die Hallen des Dokre.
„Och und Oh Weh...“

Hillary saß auf dem Küchentisch und knabberte an ein paar Keksen, dem Kätzchen hatte sie ein paar Happen Fisch gegeben, danach war es in der Dunkelheit verschwunden.
Während sie an dem Gebäck nagte, fragte sie sich, was sie wohl dort oben im All erwarten würde. Gewissermaßen hatte sie keine Ahnung von den Geschehnissen im Krieg, sie diente bisher nur am Boden und dort auch nur in Büros, ihre Ausbildung war dabei nie wichtig gewesen – sie hatte ihrer Frisur mehr Zeit gewidmet als ihrem Beruf, und so hatte sie nun auch schönes langes braunes Haar, das in ihrem rosa Schlafanzug jedoch nicht wirklich zur Geltung kam. Sie war mit dem Mann in weiß hergekommen, ein merkwürdiger Kerl, überlegte sie...
Ein Schrei war zu vernehmen, sie schreckte auf und griff nach ihrer Taschenlampe, griff daneben und schaltete den Wasserhahn ein, eiskaltes Wasser spritzte gegen sie und sie kreischte ebenfalls auf, beruhigte sich dann jedoch schnell wieder und schaltete ihr tragbares Licht ein.
Niemand war in der Küche zu sehen – wer hatte da vor ihr geschrien?
Plötzlich tauchte die Silhouette eines Mannes in der Tür auf, sie schreckte zurück, dann erkannte sie, dass es nur Cijndoas war, der Teladi, der den Boronen mitgebracht hatte.
„Was ist los?“, fragte er verwirrt. Sofort fiel auf, dass er akzentfrei sprach – er musste schon lange Zeit bei den Argonen verbracht haben.
„Ich habe einen Schrei gehört“, erklärte Hillary und ging näher zu ihm, während sie mit ihrer Taschenlampe die Ecken der Küche ausleuchtete, jedoch nichts als kalte Kacheln und Einrichtung sichtbar werden ließ.
„Ich auch, deswegen bin ich hier“, sagte der Teladi. „Warum kreischt du hier rum?“
„Der erste Schrei war nicht von mir... wo kam der her?“
Der Teladi sah sie verwirrt an.
„Wir gehen am besten mal die Zimmer ab...“, sagte Cijndoas gelassen und machte kehrt.

„Ich würde wirklich zu gern und liebst mitmischen...“, maulte Manckonnos.
Tatutpamanckan schüttelte sich, nichts war schlimmer als ein Manckonnos, der etwas wollte.

„Was ist denn...?!“, wunderte sich Hillary, als sie das Zimmer der Mechaniker betraten.
Settlebug lag kreideweiß auf dem Boden und Bob kniete hilflos neben ihm, Paul hatte sich schlicht zur Seite gedreht und schlief weiter.
„Ein... ein Geist... nicht wahr?“, hauchte Settlebug. „Er kam herein, hechtete auf mich zu und schrie mich an... nicht? ...“
„Er hat Angst vor Schatten...“, murmelte Cijndoas und kicherte ein wenig, zusätzlich stellte sich seine Schuppenfinne aufrecht. Er hatte sich im Laufe der Zeit beides angewöhnt...
„Ich habe irgendetwas Graues gesehen, mehr nicht...“, sagte Bob. „Und ich habe eine Stimme gehört. Irgendwas von Katzen hat sie gekrächzt... von Schatten... der Fremde ist dann weggerannt, als ich ‚Hey’ gerufen habe.“
„Das ist merkwürdig...“, sagte Cijndoas und sein Grinsen verschwand. Er fürchtete sich nicht, wie es die anderen Anwesenden offenbar taten, doch auch ihm stellte sich die Frage, was hier geschehen war. Möglicherweise schlichen sich hier doch noch S21 herum... aber warum sollten die wieder wegrennen? Und was sollten die mit Katzen zu tun haben?
„Frau Argon und die Mechaniker bleiben hier und schließen sich ein“, befahl er. „Ich werde schauen, ob die anderen noch da sind.“
Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging den Korridor hinunter in die Dunkelheit. Hillary betrat den Schlafraum und verriegelte die Tür von innen, wie der Teladi es ihr geheißen hatte. Das Licht ihrer Taschenlampe wurde schwächer, doch wenigstens beruhigte es sie und Settlebug ein wenig.

„Ajuluas?“, fragte Cijndoas, als er den Raum mit dem Aquarium betrat. Der Borone klackerte irgendetwas unter Wasser. Cijndoas hämmerte zweimal gegen das Glas und er erwachte.
„Ajuluas, es gibt Eindringlinge im Hotel. Wenn du irgendetwas Verdächtiges bemerkst, schlag Alarm, okay?“
Der Borone schwebte näher gegen die Glasscheibe und drückte sein Gesicht dagegen, sah den Teladi aus großen Augen an. „Hinter dir“, flüsterte er ängstlich.
Cijndoas war wie versteinert, drehte sich langsam um. Er sah die schwarze Umrisse einer Gestalt im Türrahmen, als wäre die Person dunkler als die Nacht selbst, er hörte etwas durch die Luft zischen, dann kippte er lautlos und bewusstlos um.
„Alaaaaarm!“, fiepte der Borone so laut er konnte, sein Schrei kam jedoch nicht sonderlich weit und er ließ sich auf den Grund sinken, um sich zu verstecken.
„Ich werde die Föderation vernichten... die Split werden das gesamte Universum beherrschen...“, zischte jene Gestalt und rannte dann den Korridor hinab.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Hillary hysterisch und sprang auf.
„Das ist echt Hammer...“, hauchte Bob. Paul ignorierte alles, vielleicht schlief er bereits.
„Ob wir nachschauen sollen?“, fragte sich Settlebug. „Ohne mich!“, rief Bob.
Settlebug sah Hillary an, sie war vom Vorschlag auch nicht sonderlich begeistert.
Er nahm ihre Taschenlampe und schritt zur Tür, öffnete die Verriegelung. Dann blieb er dort vor der Tür stehe, ohne sich zu regen. Er hasste sich selbst dafür, warum musste er den Helden spielen?
„Du da, keine Ahnung wie du heißt, Frau Dings... ne? Wenn ich nicht gleich wiederkomme, dann klettere aus dem Fenster und versuch, die Polizei zu informieren... okay?“, sagte er. Noch glaubte er, dies alles sei vielleicht ein Missverständnis oder gar nur Einbildung. Er öffnete langsam die Tür und schlich hinaus, Hillary schloss hinter ihm ab. Danke, dachte er...
Langsam schritt er den Korridor entlang und leuchtete dauernd um sich herum, nach vorn wie nach hinten. Unfassbar, er war ein erwachsener Mann und fürchtete sich wie ein kleines Kind, dachte er sich.
Ein Schatten huschte am Ende des Ganges vorbei, er leuchtete dorthin, kurz darauf rannte eine weiße Gestalt vorbei – ein Gespenst? Settlebug begann nun auch zu rennen, wollte die Fremden verfolgen, plötzlich war etwas im Weg und er rannte mit voller Wucht dagegen, fiel um und kreischte wie ein Mädchen.
„Ist was?“, fragte eine Gestalt, er erkannte die Stimme, das war der Rote, der gerade die Tür seines Zimmers geöffnet hatte, gegen die Settlebug gerannt war.
„Geister“, hauchte der Ingenieur.
„Geister?“, fragte der Rote neutral.
„Ja, glaube ich jedenfalls?“, sagte Settlebug fragend.
„Soll ich dir was aus der Küche mitbringen?“
„Nein danke...“
Damit verschwand der Mann in die entgegengesetzte Richtung, kurz darauf hörte man das Quietschen einer Kühlschranktür.
Settlebug stand auf und ging weiter, rannte dann und bog in den nächsten Korridor ab, in dem er die Gestalten verschwinden sehen hatte. Rechts war das Treppenhaus, links vier Fahrstuhltüren, nur eine war offen. Er wollte nach oben fahren, doch dann fiel ihm ein, dass der Strom ausgefallen war. Er leuchtete die Treppen aus, nichts war zu sehen – plötzlich sprang ein Wesen hinab und rannte ihn um, er spürte, wie die Füße eines zweiten ihn überrannten. Das würde garantiert blaue Flecken geben, dachte er und erhob sich langsam, rieb seine schmerzenden Knochen. Zumindest war es keine Einbildung, das war ihm nun klar. Wie versteinert verharrte er kurz, wo er war...

Der Rote lehnte sich in den Kühlschrank hinein. Die Dinge darin wurden langsam warm, da die Kühlung ohne Strom nicht funktionierte, es roch erbärmlich, er verschloss die Tür schnell wieder und wandte sich ab, um wieder auf sein Zimmer zu gehen. Gegen das Sternenlicht, das durch das Fenster gegenüber drang, zeichneten sich zwei skurrile Figuren auf dem länglichen Küchentisch ab.
Die eine war dunkler als die Nacht an sich, glich von der Statur her einem kleinen Argonen und hatte einen länglichen Gegenstand in der Hand, schien kampfbereit.
Die andere Person, oder was auch immer es war, erschien grau und wie ein schmaler Riese, schien eine Art Säbel bei sich zu tragen, war ebenfalls bereit für ein Duell.
„Die Föderation hat keine Chance sich den Split zu wiedersetzen“, zischte der Kleine.
„Das glorreiche argonische Imperium wird seine lausigen Feinde zerschmettern wie lästige Fliegen!“, rief der Große mit theatralischer Stimme. Wäre er nicht so dünn und Pro-Argon, der Wortwahl nach könnte man ihn für einen Paraniden halten.
„Nacht, Leute“, sagte der Rote und winkte ihnen zu, verschwand dann im Korridor, Settlebug rannte in ihn hinein und beide stürzten zu Boden.
Der Große drehte sich nach dem Geräusch um, der kleine Schatten verschwand in der Dunkelheit, kurz darauf rannte ihm der andere hinterher, wieder waren beide verschwunden.

„Hallo?“, fragte Bob ängstlich und blickte durch den Türspalt.
„Hab ich was verpasst?“, fragte Cijndoas, der den Gang zu ihnen hinunterkam. Er hatte sich offenbar schnell wieder erholt. Der Rote und Settlebug lagen immer noch auf dem Boden.
„Hillary holt die Polizei“, sagte der Mechaniker auf die Frage hin.
„Was ist eigentlich heute mit euch los?“, fragte der Rote etwas verwirrt. „Ich hör nur Geister und Alarm und Polizei, was soll das?“
„Egal, geh auf dein Zimmer“, sagte Cijndoas. „Mann mit Taschenlampe, du kommst mit mir, der dritte Herr Argon da geht auch wieder ins Zimmer.“
„Gute Nacht“, sagte der Rote und verschwand in der Dunkelheit, Bob schloss wieder ab.
„Wie ist dein Name?“, fragte der Teladi.
„Jochen“, sagte er.
„Okay, ich bin Cijndoas, Jochen. Komm mit, ich spüre da vorne einen Windhauch...“
Ohne weitere Fragen folgte Jochen Settlebug ihm, sie erreichten die zerbrochene Eingangstür, die man mit Klebeband repariert hatte – sie stand offen. Draußen im Explosionskrater rannten zwei Gestalten umher und schienen sich zu duellieren, sprangen wild durch die Luft und riefen sich irgendwas zu, das man bis zum Dokre hin nicht klar vernehmen konnte.
„Was ist das?“, fragte Settlebug.
„Zumindest sind es keine Geister“, beruhigte ihn Cijndoas.
Weiter kämpften die Unbekannten, man vernahm das Geräusch splitternden Holzes und dumpfer Schläge, die Krieger umrundeten sich, sprangen scheinbar meterweit durch die Luft in Kampf auf Leben und Tod.
Polizeisirenen waren zu vernehmen, helles Licht von Scheinwerfern drang aus den Hinterstraßen, zwei Gleiter kamen angedüst und blieben an der Kreuzung stehen, das Licht eines Wagens leuchtete den Krater aus, Hillary und drei Polizisten kamen aus den Karren.
Nun konnte man genau sehen, was vor sich ging...
Die kleine Gestalt war der Ninjateladi, er hatte ein großes Samuraischwert aus Holz in seinen Händen und wedelte damit bedrohlich umher, ihm gegenüber stand der weiße Argone mit einem langen Stock in der Hand, die beiden schienen zu kämpfen.
Plötzlich öffneten sich die Augen des Teladi sichtbar, offenbar waren sie die ganze Zeit lang geschlossen gewesen. „Was ist geschehen?“, fragte er verwirrt.
„Du kannst dein Wort nicht mehr zurücknehmen, deine letzte Stunde hat geschlagen und ich werde dich im Namen der Föderation vernichten, da du die Splitdynastie angepriesen hast“, rief der Weiße heldenhaft, holte aus und schleuderte seinen Stock auf den Teladi. Der Holzzweig donnerte ihm gegen den Schädel und zerbrach, landete auf dem Boden.
„Wo bin ich?“, fragte der Ninja, ohne dem Zweig Beachtung zu schenken.
Die Polizisten sahen das Schauspiel verwirrt, aber belustigt an.
„Werte Dame, das sieht mir nicht nach Einbrechern aus...“, sagte einer von ihnen lächelnd.
„Ich glaube, die sind einfach nur betrunken... wir fahren ab“, sagte ein anderer und sie begannen damit abzuziehen.
Der Weiße kniete in den dreckigen Boden und streckte die Hände zum Himmel. „Ich konnte ihn von seinen üblen Missetaten durch meine Waffen abhalten! Er hat sein Gedächtnis verloren!“, rief er aus.
„Ich verstehe das nicht...“, flüsterte der Ninja.
Cijndoas lächelte ein wenig, seine Finne zuckte. „An Bord des Schiffes ist dann aber kein Alkohol mehr erlaubt“, lachte er und wandte sich ab, um wieder auf dem Boden neben dem Aquarium schlafen zu gehen. Settlebug und Hillary waren nun alleine an den Seiten des Kraters, in dem immer noch beide Duellanten standen, einer perplex, der andere lobpreisend.
Der Rote war in einem Fensterrahmen zu erkennen und genehmigte sich einen lauwarmen Drink, während er die Situation beobachtete.
„Ihr seid mir schon ein komisches Völkchen“, grinste er und schüttelte leicht den Kopf, nahm dann einen Schluck.
Der Weiße redete noch ein wenig mit sich selbst.
„Nun... ich bin Schlafwandler“, sagte der Ninja etwas verlegen. „Ich gebe mich dann als Splitkrieger aus, hat man mir gesagt... was auch immer...“
Er sprang aus der Grube und rannte ohne weitere Worte ins Dokre, die Situation schien ihm peinlich zu sein. Hillary war derweil zu Settlebug hinübergegangen.
„Und was ist mit dir?“, fragte Jochen den Weißen, der noch immer im Dreck kniete. Er stand auf, schlug die Beine zusammen und salutierte.
„Sanchez Quijotte, Leutnant der heiligen argonischen Föderation und Verfechter von Recht und Ordnung, Beschützer der Schutzlosen, Retter der Notleidenden und Verteidiger des Rechts!“, rief er laut und stolz aus.
„Du bist also einfach nur ein Idiot...?“, fragte Settlebug niedergeschlagen. Von so was hatte er sich also erschrecken lassen. Hillary lachte erleichtert, verabschiedete sich und ging ins Hotel, Jochen blieb deprimiert stehen und Sanchez sah verwirrt zu ihm hoch.
„Freaks“, lachte der Rote und schloss sein Fenster.

Kurze Zeit später war Sanchez auch nach drinnen verschwunden, Jochen saß noch draußen und spielte mit der Taschenlampe herum, bis sie ihren Geist aufgab. Er entschloss sich dazu, auch hinein zu gehen, da ihm langsam kalt wurde, kein Wunder, es stürmte auch ziemlich.
Jochen blieb in der Küche stehen, die man zwangsläufig durchqueren musste, wollte man in den Korridor mit den Betten. Eine dunkle Gestalt saß am Tisch, schien etwas zu trinken.
„Ist das Tee?“, fragte Jochen.
„Ja, setz dich nur, ich habe dir schon eingeschenkt“, sagte der Fremde. Jochen ging davon aus, dass das jemand aus der neuen Crew war und setzte sich zu ihm. Er hatte die Stimme des Mannes noch nie gehört, vielleicht war es einer der Piloten – dafür klang der Fremde jedoch ein wenig zu alt, seine Stimme war nur noch schwach zu vernehmen und kratzte dem Sprecher hörbar im Hals, verhallte noch, bevor sie zu den Wänden drang.
Ein leises Miauen war zu hören, das kleine Kätzchen von vorhin ließ sich wieder blicken, Jochen erinnerte sich an es – unglaublich, wie viel Furcht so ein Fellknäuel ausrichten kann...
„Das ist meine Katze“, sagte der Alte. Er nahm ruhig einen Schluck des Tees zu sich. Sein Blick glitt aus dem Fenster, an dem die beiden saßen, der Tisch war direkt an der Wand platziert worden. Irgendwo fern am Horizont wurde es langsam heller.
„Jochen Settlebug, du bist ein guter Mensch...“, sagte der Alte. „Deshalb bist du mein Auserwählter... ich spüre es.“
Tee sprühte aus dem Mund des Ingenieurs, der verwirrt nach Luft rang, er hatte sich verschluckt – woher kannte der Fremde seinen Namen, und warum sagte er so was...? Die beiden kannten sich nicht...
„Wie... was wollen sie damit sagen?“, fragte Jochen.
„Ich habe nicht viel Zeit zu reden... ich möchte, dass du fortan auf meine Katze aufpasst. Sie war das letzte, das ich noch hatte. Jemand muss auf sie Acht geben. Ihr Name ist Schattenspiel.“
Jochen sah nur verwirrt drein. „Ähm, Sir, wenn sie so an dieser Katze hängen, dann sollte sie bei ihnen bleiben... ich habe keine Ahnung von Tieren.“
Der Alte nickte. „Mein Leben lang war ich einsam... ich habe meine Zeit nicht genutzt...“
„Also, ich würde sagen es ist nie zu spät, oder?“, sagte Jochen nachdenklich und weiterhin perplex.
„Für mich ist es zu spät... ich muss jetzt gehen“, schluchzte der Alte. Es hörte sich an, als würde er zugleich lachen und weinen. Wer war das? Und da er von Katzen redete... war er der Mann, der Settlebug vorhin in seinem Zimmer überrascht hatte?
„Sie haben doch nichts Verrücktes im Sinn?“, fragte Jochen. „Sie werden sich doch nichts antun?“
„Nein“, sagte jener. „Ach ja, ich nehme an, die Polizei wird hier Spurensicherung betreiben, wenn die Lichter wieder an sind. Sagen sie ihnen, sie sollen Raum 214 näher anschauen, es gibt dort eine interessante Sache zu sehen.“
„Ich werde dann gleich mal nachsehen, ja?“, versprach Jochen.
„Nein, sie nicht. Sie passen auf meine Katze auf und informieren die Polizei!“
„Okay...?“
Der Alte sprang auf und rannte fort. Nur wenige Schritte waren zu hören, dann war nie wieder etwas vom Fremden zu vernehmen. Jochen wollte ihm irgendetwas hinterher rufen, doch was hätte er sagen sollen? Plötzlich war der jener lautlos verschwunden, plötzlich hatte Settlebug einen Hinweis für die Polizei und plötzlich saß eine Katze auf seinem Schoß und schnurrte. Intuitiv kraulte er das Tier ein wenig am Rücken...
Er ging darauf hin schlafen, diese Nacht geschah nichts Außergewöhnliches mehr, alle waren vom Erlebten erschöpft und schliefen ziemlich lange...

Die Sonne war aufgegangen, der Strom wieder eingeschaltet und die Polizei anwesend. Die Crew war wach und bereitete sich in den Bädern und Duschen auf den Abflug vor, in der Küche bereiteten Köche ein kleines Festessen zu und zwischendrin wuselten Polizisten umher und sicherten Spuren, soweit es ging... unter normalen Bedingungen hätte niemand das Gebäude betreten dürfen, doch waren dermaßen viele Spuren vorhanden, dass man sie sorglos mit Feger und Schaufel einsammeln konnte.
Settlebug saß relativ angespannt in einer Art Wohnraum mit einer Couch und mehreren Sesseln und sowie einem Folienfernseher, die Polizisten hatten versprochen, ihm zu sagen, was sich in Raum 214 befindet, er solle hier warten.
Jochen hoffte, dass dieser Fund irgendetwas erklärte... zu spektakulär war der Abgang das Mannes gestern gewesen, als dass es nicht irgendetwas Wichtiges sein musste.
Eine Putzfrau setzte sich zu ihm.
„Ein schönes Tier, nicht?“, fragte sie lächelnd.
„Ja, Schattenspiel ist schon süß... wie alt sie wohl sein mag?“, fragte sich Settlebug.
„Ich weiß nur, dass sie seit einem halben Jahr Herbert Fischer gehört, einem alten schweigsamen Mann. Er ist unser Hausmeister und redet nie mit jemandem... komischer Kerl. Seine Katze ist sein Leben.“
„Ah, doch, ich habe gestern Abend mit ihm Tee getrunken und geredet. Er sagte mir, ich solle auf sie aufpassen“, erinnerte sich Jochen dunkel.
„Er vertraut sie jemand anderem an? Na, dann müssen sie beide sich ja doch schon gut kennen“, lachte die Putzfrau.
Ein Polizist kam herein.
„Und, was ist dort im Raum?“, fragte Jochen. Vielleicht würde ein Fund das Rätsel lösen, dessen Frage ebenso unbekannt war wie die Antwort. Der Polizist war kurz ruhig und schien sich nicht sicher, ob er antworten sollte...
„Wir haben die Leiche eines alten Mannes gefunden. Im Ausweis steht Herbert Fischer.“
Jochen sah erschrocken auf, die Katze jaulte. Hatte der Mann sich etwa umgebracht?
„Er ist gestern gestorben, es muss noch vor Acht gewesen sein... er wurde von den verdammten S21 erschossen...“
Es lief Jochen kalt den Rücken hinunter, er erstarrte, Schattenspiel jaulte abermals laut auf. Die Putzfrau sah schockiert und hilflos drein, allein wegen des Mordes. Doch was viel merkwürdiger war... wenn man Herbert schon vor acht erschossen hatte... was war geschehen? Das würde ihm niemand glauben...



Und seien sie auch nächstes Mal wieder dabei, wenn es heißt:

Kapitel III.
Segel setzen oder Der Anfang des Endes oder so...


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__________
Ihr könnt euch gerne mal wieder äußern. ;)
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Arget
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Post by Arget »

Keiner schreibt was? Gut dann bin ich eben wieder der einzige...

Wiedermal toll, Mayor! Mach nur so weiter!^^
...ich weiß nicht, aber Ii Yu Da Na im Hintergrund passt iregndwie, ich weiß nicht warum...
...ii yu da na ahaha ii yu da na ahaha
yuge ni kasunda shiroi hito kage...
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Also eigentlich passt die Musik nicht zur Geschichte, das zweite Kapitel sollte eigentlich ein bisschen gruselig sein. :doh:
Aber na gut...



Hm... wirklich niemand sonst interessiert?
Xanatos
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Joined: Thu, 26. Jun 03, 19:18
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Post by Xanatos »

Ich drucks mir grad aus. (ums in der Badewanne zu lesen hrhrhr... :D )

Wehe, wenn ich nicht genug zu lachen bekomm (bin bis jetzt immer humorvolle Geschichten von dir gewöhnt *g*)
Star Citizen oder X4:FOUNDATIONS? Warum nicht beides?!
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Ich bin gespannt und erwarte einen detaillierten Bericht. :wink:
Xanatos
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Post by Xanatos »

Am Anfang hab ich erst gedacht, oje, ob das was wird, aber dann wurde ess richtig chaotisch. Genau so liebe ichs! :D
Mach ruhig so weiter! :roll:


EDIT: achja, ich hab nicht so lang gebadet! Ich bin nur nicht nach dem Bad gleich wiederan den PC :D

EDIT2: detailiert? öhm... :roll:

EDIT3 (jaja, ich weiß :roll: ): Hat dieser Herr etwas mit deiner Geschichte zu tun: Junger Ban Danna :roll: (mir gefällt dieser rolleyes smilie so.... :roll: :D )
Last edited by Xanatos on Thu, 31. Mar 05, 20:56, edited 1 time in total.
Star Citizen oder X4:FOUNDATIONS? Warum nicht beides?!
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Xanatos wrote:EDIT3 (jaja, ich weiß :roll: ): Hat dieser Herr etwas mit deiner Geschichte zu tun: Junger Ban Danna :roll: (mir gefällt dieser rolleyes smilie so.... :roll: :D )
Kann sein. :roll:
Und falls du chaotisch magst, da kommt noch was auf dich zu. ;)
Xanatos
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Post by Xanatos »

Wir [betont]waaaarrtteeeeen[/betont] :roll:

Jetzt hab ich heut keine Gutenachtgeschichte :cry: :headbang: :heuldoch: :tuichdoch:

:lol: :D :lol:
Star Citizen oder X4:FOUNDATIONS? Warum nicht beides?!
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Arget
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Post by Arget »

Lass' ihm doch seine Zeit! Gut Ding will Weile ham. :roll:
Ich spiele mal Wächter. Wenn du vorhast, Mayor zu drängen, gibt's 'ne Runde 'Raining Strike'. :wink:
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@ Xanatos: Sorry, aber es folgt eine Prüfungswoche, es kann also leider noch etwas dauern...

@ Hydra: Weniger Soul Calibur zocken. ;)
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Arget
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Post by Arget »

Soul Calibur? Watn dat? Ich zocke ur Tales of Symphonia bei 'nem Freund. :roll:
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Post by Guest »

Du könntest ja mal bei ICQ vorbei kommen, ich will nur ungern meinen Storytopic zuspammen. ;) ~
Exekutor
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Joined: Mon, 22. Dec 03, 18:52
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Post by Exekutor »

Mayor Dennis wrote:Du könntest ja mal bei ICQ vorbei kommen, ich will nur ungern meinen Storytopic zuspammen. ;) ~
Ach, das machst du doch eh schon :P :D
Ich bin nicht nur gekommen um dich zu sehen.
Ich hatte etwas Radikaleres im Sinn.
Kill a man and you're a murderer. Kill many and you're a hero. Kill them all and you're a conqueror.
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Exekutor wrote:
Mayor Dennis wrote:Du könntest ja mal bei ICQ vorbei kommen, ich will nur ungern meinen Storytopic zuspammen. ;) ~
Ach, das machst du doch eh schon :P :D
Das werte ich als Kompliment. :P

Spam III. :roll:
Segel setzen!

Gerade rechtzeitig trat die Sonne hinter einer Wolke hervor und warf grelles Licht auf Argonia City, Trompetenspieler ließen Fanfaren losgellen, spielten die Ouvertüre aus Wilhelm Tell, einem alten Stück von der fernen Erde, das in alten Datenbanken überdauert hatte und zum Militärmarsch geworden war.
Die neue Crew kam ungeordnet die Treppe hoch aufs Flugdeck, viele Soldaten, aber auch Zivilisten waren hier versammelt, um den Start des alten neuen Schiffes zu feiern.
Sanchez ging voran, trug weiß wie immer und marschierte als Einziger, während der Rest eher gelassen nach vorn aufs Podest ging, das direkt vorm Eingang des Schiffes aufgestellt worden war. Die zweiundzwanzig Besatzungsmitglieder stellten sich wie abgesprochen auf der Holztribüne auf, alle Besucher sahen zu ihnen nach oben, die Fanfaren setzten wieder aus.
Admiral Yong hüstelte sich. Er stand oben an einem Pult und war bereit für seine Rede.
„Meine Damen und Herren, liebe Lar und geschlechtsneutrale Aliens, wir haben uns heute hier, an diesem wunderschönen Tage, versammelt, um der neuen Crew dieses phänomenalen Schiffes alles Gute für ihre gefährliche Reise zu wünschen, durch die sie jedem Bürger der Gemeinschaft ein wenig mehr Sicherheit schenken!“
Ein tosender Applaus brach los, die Trompeter spielten einen Tusch – über die Jahre hatte man die wahre Bedeutung dieses Brauches vergessen. Die Crew verneigte sich zum Teil, einige fühlten sich leicht peinlich berührt, der Rote rollte mit den Augen – er war kein Freund von solchen Reden. Yong holte eine altertümliche Schriftrolle hervor und verlas die Namen der Mannschaftsmitglieder.
„Die Fliegerstaffel Nord wird angeführt von Shugumosu Mountanna, Piloten sind Chief Indir und Zacharias Lichtfeld, die sogenannten Krieger der Sterne!“
Alle drei traten hervor, Shugumosu, ein relativ fetter Glatzkopf mit vollverspiegelter Sonnenbrille und gigantischem Bart, der gut halb so lang war wie er und mindestens so breit, stand in der Mitte, Chief Indir, ein hoher, hagerer und beinahe knochiger Mann mit grauem Haar und weißen Lederhandschuhen stand links, Zacharias, ein ordentlicher Herr mit gekämmtem tiefschwarzen Haar und blauem Sakko, stand rechts. Alle drei trugen Jeans und wirkten zusammen wir eine skurrile Rockerbande.
Der Applaus war erst stürmisch, flaute nach wenigen Sekunden ab, alle drei traten zurück.
„Die Fliegerstaffel Sonnentau wird angeführt durch Kuniki Kahrs, Piloten sind die bezaubernden Holly Windrain und Xondra Gerdna.“
Die drei Damen verbeugten sich, sie waren in einfachen Uniformen gekleidet, schwarze Röcke und besche Oberkleidung. Einige der männlichen Soldaten pfiffen lautstark. Bei Kuniki handelte es sich um eine extrem langhaarige und beinahe magere Schönheit, Holly wirkte noch sehr jung, wahrscheinlich war sie gar noch in der Ausbildung, und Xondra schien auf den ersten Blick wie ein typisches Mauerblümchen. Yong setzte seine Rede fort.
„Das Marinekommando des Schiffes, also die Krieger für heroische Entermanöver und ähnliches, wird von Phates t´Rssg angeführt.“
Der Split verneigte sich kurz und sah dann gelangweilt auf die Uhr.
„Seine mutigen Krieger heißen Recor t'Rggr, ...“
Der junge Mann machte einen höflichen Knicks und grinste schelmisch.
„...Zhaa t'Krrs, ....“
Die Dame warf der Menge einen Luftkuss zu.
„...Saphom t'Mzzr...“
Der Herr nickte bescheiden.
„... und Theth t'Grrz!“
Die ältere Frau lächelte und winkte freundlich.
„Außerdem wurde Byquis Gekkomas Ruhemys III. der Einheit zugesprochen.“
Der Ninja nickte. Man konnte kaum sehen, dass sich ein Teladi unter der dichten Kleidung verbarg, zwei Holzschwerter waren über Kreuz an seinem Rücken befestigt.
Die Split sahen einen Moment erschrocken auf, ein Teladi als Krieger?! Bevor sie widersprechen konnte, redete Admiral Yong schon weiter.
„Jochen Settlebug, Paul Okker und Bob Yupp repräsentieren die Wissenschaftler an Deck“, verkündete er stolz. Die drei sahen verwirrt auf, eigentlich waren sie Mechaniker...
„Hochwürden Tatutpamanckan und Hochwürden Manckonnos...“
Die beiden riesigen und ungelenken Paraniden sahen nach oben in den Himmel. Manckonnos schlug seine rechts Faust in die linke Handfläche, eine Drohgebärde, die er sich abgeschaut hatte. Seine Knochen knackten, die beiden mächtigen, schwerfälligen und muskulösen Riesen würden wohl mit zum Enterkommando gehören.
„...sind Schiffsärzte.“
Stille. Niemand sagte es, niemand wagte zu applaudieren oder die medizinischen Kenntnisse der beiden dreiäugigen Rieseninsektenmonster anzuzweifeln, niemand rief „April April!“ und niemand traute sich, auch nur zu atmen. Die ersten Besucher fielen bewusstlos um, als Admiral Yong endlich wieder das Wort ergriff.
„Nun zur Führungsstaffel“, sagte er und die Menge atmete auf. „Lar Ajuluas ist Kommunikationsoffizier.“
„Einen quietschbunten und erfreulich sonnigen Tag wünsche und erhoffe ich für jeden und alle. Ich werde und muss alle und jede Nachricht übersetzen und umformulieren, die man mir zuträgt und bringt, sodass und damit die lustigen und weniger lustigen Völker des Universums sich leicht und einfach verständigen können, wenn sie wollen oder möchten oder beides.“
Abermals Stille. Ein paar aus der Crew schienen leise zu fluchen, ein paar Zuschauer kicherten. Langsam leuchtete einigen ein, warum diese Leute bisher nur Reservisten waren.
„Hillary Kyoko wird Steuermann und Navigator sein.“
Nun, dagegen schien niemand etwas zu haben, verhaltener Applaus, einige Seemänner aus der Menge bezweifelten raunend, dass eine Frau so was kann, später zweifelten sie dann an der Regierung und beschlossen am Abend, dass die Schwerkraft Humbug ist, typische argonische betrunkene Seemänner halt.
„Cijndoas ist unsere Quartiermeisterin“, sagte er weiter. Die Teladi nickte der Menge zu, die sich wunderte, dass der Name so kurz war. Sie hatte ihre eigene Geschichte...
„Sanchez Quijotte ist Erster Offizier an Bord!“
„Im Namen der heiligen und glorreichen Föderation werde ich...!“
„Okay okay okay“, unterbrach ihn der Admiral. „Und zuletzt, Captain Windy Ray!“
Der Rote winkte zurückhaltend und lächelte.
Damit war die Crew komplett, Fanfaren gellten auf, Admiral Yong nahm eine Sektflasche zur Hand und holte aus.
„Stolzes Schiff!“, rief er. „Hiermit taufe ich dich auf den Namen ... !“
Er sah ein wenig deppert drein. Sich vorher einen Namen zu überlegen wäre klug gewesen.
Sanchez schaltete sich ein. „Stolzes und ruhmreiches Schiff, das du bald dort oben zu den Sternen des Universums reisen wirst, du wirst siegen in all deinen Schlachten, deine niederträchtigen Feinden vernichten und tänzerisch, leichtfüßig und elegant durch die unendlichen Weiten schweben!“
Admiral Yong war dankbar für die Unterbrechung, würfelte schnell ein paar Begriffe aus der Lobrede zusammen und schrie: „Hiermit taufe ich dich auf den Namen Sternentänzer!“
Er warf die Sektflasche hoch durch die Luft, sie prallte an der Außenhaut des Schiffes auf, knallte laut, schoss unzerbrochen zurück und schlug den Admiral bewusstlos, sodass er Sterne tanzen sah.
Ein Tusch wurde gespielt, die Besucher des Abflugfestes stießen auf das neue Raumschiff an und begannen damit, sich festlich zu besaufen, der einzige Grund, aus dem die meisten der Soldaten gekommen waren – ihnen boten sich nie viele Gelegenheiten zu Trinkgelagen.
Die neue Crew stand weiterhin oben auf der Tribüne, es würde wohl noch etwas bis zum Abflug dauern. Tatutpamanckan trampelte zum Admiral hinüber, um ihn medizinisch zu versorgen. Er griff Yong an den Schultern und stellte ihn wieder auf die Beine. Als er abermals umfiel, lehnte er den Admiral über das Pult, sodass dieser einigermaßen aufrecht in der Luft hing. Damit hielt er den Fall für abgeschlossen und nahm die Sektflasche zur Hand. Er holte aus und warf sie gegen das Schiff.
Die Bodenluke in der Mitte der Plattform sprang auf, ein Soldat kam heraufgerannt.
„Alarm!“, schrie er aus voller Lunge. „Flugdeck evakuieren, unidentifizierte Jagdflieger aus Richtung Südsüdwest! Admiral Yong, wie lautet ihr Be... [Dong!]“
Jene gummiartige Sektflasche hatte ihn erwischt und er kippte um, rollte die Treppen hinunter. Die Zivilisten hier oben stürmten sofort hinterher, die Soldaten retteten zuerst die Bierfässer und folgten dann dicht, eine Traube von Wesen bildete sich im Bereich der Treppen.
Der Rote sah sich skeptisch um, sein Admiral würde vorerst nicht aufwachen. Er spähte in den Himmel hinauf, doch noch war nichts zu sehen.
„Schade um die Feier“, sagte er schließlich.
„Captain Ray, Befehle?“, fragte Sanchez ernst.
Ray sah sich um, die letzten Fliehenden waren nun vom Flugdeck verschwunden, lediglich die Crew, der Admiral und ein paar Pokerspieler irgendwo am anderen Ende waren übrig geblieben.
„Na gut, alle Mann an Bord, Tatutpamanckan, nimm den Admiral mit. Wir sind dann in zwei Minuten startbereit und sehen nach, was die Typen im HQ da Schönes geortet haben.“
Sofort stürmte die Mannschaft an Bord und begab sich auf die Brücke, die über eine Treppe direkt neben dem Eingang zu erreichen war. Bei der Brücke handelte es sich um einen in die Länge gezogenen Halbkreis, überall am Rand waren technische Konsolen installiert, in der Mitte stand eine leicht erhöhte Plattform, auf der sich der Stuhl des Captains befand, von dem aus man alle Anzeigen einsehe konnte. Links und rechts an der Hinterwand waren die Treppen, die hinunter in die Gänge führten. Der Aufbau ähnelte im Großen und Ganzen dem der Hecate Mimir, nur war dieses Schiff geräumiger und stilvoller, beispielsweise hatte man die Leitern durch Treppenhäuser ersetzt und Teppich verlegt, die Wände strahlten in hellem gewöhnungsbedürftigem Grau und an der Decke hingen Rundlampen.
„Systeme hochfahren“, befahl Ray.
„Aye! Systeme hochfahren!“, rief Sanchez laut aus, alle Mann stürzten sich an ihre Kontrollen, sofern sie hier auf der Brücke welche hatten. Sie rissen die letzten Plastikverpackungen von den Konsolen und Hillary, die vorne direkt vor der Frontscheibe saß, startete die Computer.
„Betriebssystem wird geladen. Bitte warten ...“, erschien auf dem fetten Urzeitmonitor, tatsächlich funktionierte er noch mit einer Bildröhre.
„Antriebe hochfahren“, befahl Ray.
„Aye! Antriebe hochfahren!“
Alle sahen kurz zu Settlebug hinüber, der schreckte auf. „Ich, ähm... Aye?“
Er drehte sich um und rannte gegen die Wand, stolperte kurz darauf die Treppen hinunter und rannte dann relativ zielsicher zum Maschinenraum ganz hinten im Schiff, Bob folgte ihm schnellen Schrittes, Paul stöhnte und ging hinterher.
„Betriebssystem wird gestartet“, erschien auf dem Bildschirm, ein Ladebalken rannte immer wieder von links nach rechts durch, er hatte keine besondere Bedeutung, ein rein optisches Spielzeug.
Der Passwortbildschirm erschien. Hillary klickte auf „Jochen Settlebug“, den einzigen bisher im System eingetragenen User.
„Wie lautet das Passwort?“, fragte sie.
„Wir könnten Settlebug fragen, aber ich nehme an, niemand kennt den Weg zum Maschinenraum?“, fragte Cijndoas. Allgemeines Brummen.
„Gib Passwort ein“, sagte Ray.
Hillary sah ihn verwirrt an.
„P, A, S, S, W, O, R, T“, buchstabierte Ray. „Versuch´s mal.“
Die tippte es blitzschnell ein, bestätigte und tatsächlich wurde es akzeptiert.
„Woher wussten sie das?“, fragte Hillary, während sie in Windeseile den Start vorbereitete.
„Haben sie Settlebug gesehen?“, fragte Ray. „Er ist sehr zerstreut, und im Eingabebildschirm steht ‚Passwort eingeben’. Den Rest können sie sich zusammenreimen...“
Hillary kicherte, riss sich dann wieder zusammen.
Irgendetwas klopfte laut und dumpf, das Klopfen wurde immer schneller, die Motoren waren gestartet und der Lärm ging in ein monotones Geräusch über, das beinahe nur noch summte.
„Start?“, fragte sie.
„Radar aufrufen“, befahl Ray.
„Aye! Radar aufrufen!“, schrie Sanchez.
Hillary klickte ein wenig herum, ihr fielen vorerst alle Steuerungen zu, da von ihr und den Mechanikern abgesehen noch niemand dieses Schiff steuern konnte, sie würden erst oben im All lernen, wie man alle Kontrollen bedient.
Eine Anzeigetafel an einem langen dünnen Metallstab klappte aus und kam unweit vor Ray zum Stehen, sodass er den Radarschirm gut einsehen konnte. Es war jedoch lediglich eine weiße Fläche zu sehen, kein Wunder, sie befanden sie auf einem Planeten, jede Kaffeemaschine wurde geortet und angezeigt.
Ray grübelte kurz, stand dann auf und ging zur Frontscheibe, lehnte sich nach vorn und spähte hinaus. Der Himmel war klar, zumindest konnte man keine Jagdflugzeuge sehen.
„Was ist passiert?“, stöhnte Yong, der immer noch über Tatutpamanckans Schulter hing. Der Paranide griff ihn und stellte ihn auf den Boden.
„Ah, der Sekt...“, flüsterte der Admiral benommen.
„Irgendwer im HQ hat angeblich ein paar unautorisierte Jagdflieger geortet“, informierte ihn Ray. „Bisher ist aber nichts angekommen.“
„Flugzeuge geortet“, sagte Hillary, die das Radar nachjustiert hatte. „Es handelt sich um zwei leichte Luft-Luft Gleiter... keine Energiewaffen, keine Schilde, eigentlich nur Späher.“
„Nun, sieht nach einer ersten Mission für sie aus“, sagte Yong. „Ich gehe von Bord runter in den Funkerraum und werde das HQ kontaktieren. Sie haben das Missionskommando.“
Der Admiral nickte Ray zu, wendete und marschierte dann schnell nach draußen, die Seitentore des Schiffes schlossen hinter ihm, er hatte beinahe die Treppen erreicht, als er die Späher mit eigenen Augen sah, sie hielten direkt auf ihn zu. Er hörte Maschinengewehrfeuer, eine Salve schlug vor seinen Füßen ein und er sprang nach hinten, der Späher schoss dicht über seinem Kopf durch die Luft, der zweite Flieger schoss auf die Sternentänzer und hinterließ einige Kratzer.
Yong rannte unverletzt das Treppenhaus hinunter und forderte sofort einige Geschütze an.
„Sir, wie lautet ihr Befehl?“, fragte Sanchez, bereit, ihn laut zu wiederholen.
„Ajuluas, nehmen sie Kontakt zu den Feinden auf.“
Der Borone nickte und ging an sein Pult, ein kleines Kabel fuhr aus seinem Umweltanzug aus und dockte an einer Schnittstelle an, sodass er den Funk von seinem Anzug aus steuern konnte.
„Verbindung steht und ist aufrecht“, meldete er nach wenigen Sekunden, zumindest er schien sich mit all den altertümlichen Konsolen auszukennen, kein Wunder, der Vorgänger dieses Schiffes war mit boronischer Technologie entwickelt worden.
„Nun, werte Herren, was treibt euch in unsere wunderbare Stadt?“, fragte Ray freundlich.
„S21 hier, verlassen sie sofort ihr Schiff, es wurde bereits von uns gekapert, wir holen sie nur ab“, antwortete eine schroffe teladianische Stimme.
„Ah, stimmt, sie hatten es schon unter Kontrolle. Dummerweise ist ihren Leuten gestern Abend ein kleiner Unfall passiert...“, sagte Ray.
Alle an Bord machten sich für den Start bereit, sie waren sich sicher, dass sie die S21 abschießen würden.
„Geklaut ist geklaut, wiederholen ist gestohlen“, sagte der Captain. „Wir geben folglich auf.“
Nicht nur die eigene Crew war baff.
„Befehl an alle, Schiff räumen und draußen versammeln!“, rief Ray laut aus, stand auf und ging hinüber zum Treppenhaus. Die Anwesenden zuckten mit den Schultern und folgten, lediglich Sanchez blieb mit weit offenem Mund zurück, rannte dann hinterher, als die anderen schon außer Sicht waren, Phates informierte die Mechaniker über die Kapitulation.
„Captain, sie können doch nicht im Angesicht zweier mickriger Späher kapitulieren!“, rief Sanchez, als sie schon draußen waren. „Das ist nicht nur unehrenhaft, sondern gar unverantwortlich, was glauben sie, was die S21 mit diesem größten Schlachtschiff, das die Welt je gesehen hat, tun werden? Die stolze und ungeschlagene Sternentänzer darf nicht in die Hände des Feindes fallen!“
Ray winkte ab und antwortete nicht, die beiden Späher landeten soeben auf dem Feld vor ihnen und schreckten jene Pokerspieler auf.
„Ich werden diesen Umstand nicht weiter dulden!“, schrie Sanchez. „Sofort alle zurück aufs Schiff, der Captain ist unzurechnungsfähig! Wir werden gegen diese lausige Horde kämpfen wie wahre Männer!“
„Und was machen die Frauen derweil?“, scherzte Hillary, Sanchez sah sie verdutzt an.
Die beiden S21-Piloten kamen näher, beide waren mit je zwei Gewehren bewaffnet und zielten auf Ray, kamen zu den Treppen. Einer gab einen Warnschuss ab.
Urplötzlich schreckte die gesamte Crew in einem Ruck zurück, insbesondere die Mechaniker verspürten einen Drang zum Rennen, doch der Captain blieb einfach still stehen, das verwirrte sie und sie waren wie gelähmt...
„Hi Leute“, rief Ray und lächelte den Angreifern entgegen. „Herzlich Willkommen in Argonia City, ihr hattet sicher eine beschwerliche Anreise.“
Die Angreifer sahen ihn überrascht an, was war das denn für ein Hampelmann?
„Du versuchst doch nicht etwa, uns zu linken?“, drohte der eine und feuerte nochmals in die Luft, Settlebug fiel vor Schreck um und die anderen wichen langsam zurück, bis sie an der Schiffswand angelangt waren, nur Ray blieb am oberen Ende der Treppe stehen.
„Nun, ihr könnt dann einsteigen und abfliegen“, sagte Ray und blickte interessiert hinüber zu den beiden gelandeten Gleitern, als wären die S21 nicht mehr interessant. Die vermummten Gestalten musterten den fremdartigen argonischen Kapitän, der musste doch irgendetwas geplant haben...
„Geh noch mal hinüber zu den Gleitern und lösch alle Datenbanken“, sagte der eine, er war scheinbar der Chef, auf jeden Fall ging der andere ihm bestenfalls bis zur Schulter. Der Kleinere nickte und rannte hinüber zu ihren Fliegern.
Ray lächelte dem anderen entgegen und kam langsam die Treppe hinunter.
„Hey, bleib stehen!“, rief der Größere und wich einen Schritt zurück, zielte mit beiden Gewehren auf den Roten. „Keine Tricks, klar?!“
„Warum sollte ich tricksen? Ich bin unbewaffnet, da macht das ohnehin keinen Sinn.“
„Bleib stehen, sonst schieß ich dich um!“
Der Rote zuckte ruhig mit den Schultern und blieb mitten auf der Treppe stehen.
„Sagt mal, kann ich bei euch mitfliegen?“, fragte er nach einer kurzen Pause, der Kleinere hatte derweil die Gleiter erreicht.
„Wie meinst du das? Bist du freiwilliger Sklave?“, wunderte sich der Vermummte.
„Ich dachte eher an so etwas wie einen Mitarbeiter“, sagte Ray.
„Captain!“, schrie Sanchez. „Ihr seid ein Deserteur und nicht würdig, weiter zum glorreichen Militär zu gehören! Ergebt euch sofort!“
Ray lachte. „Tut mir ja Leid, aber ich stehe auf der Seite des Stärkeren.“ Mit diesen Worten drehte er sich zu seinem ersten Offizier um.
„Hey, keiner sagt, dass wir dich aufnehmen“, unterbrach ihn der Vermummte.
Sanchez wurde rot vor Wut, er vergaß den Angreifer und zog seinen Kampfstock, offenbar hatte er sich mittlerweile einen neuen besorgt, er schritt damit auf Ray zu. Der Captain wich zurück und ging rückwärts die Treppe hinunter, Sanchez beschleunigte seinen Schritt, er würde nicht zulassen, dass dieser Unwürdige den Namen dieses Schiffes beschmutzt!
„Immer mit der Ruhe“, sagte der Größere, der relativ verwirrt dreinschaute.
Sanchez hatte die Treppe erreicht, sprang hinunter und donnerte Ray den Stock auf den Schädel, der Rote fiel um und rollte bis aufs Landefeld hinunter, blieb regungslos vor den Füßen des Terroristen liegen.
„Damit seiest du deines Amtes enthoben, ich übernehme das Kommando über die Sternentänzer!“, rief Sanchez laut und stolz aus.
„Mein Schiff bleibt mein Schiff“, widersprach der S21 und schoss in die Luft.
„Sein Schiff“, wiederholte Settlebug zitternd und kroch ein wenig weiter weg.
Sanchez, der immer noch auf der Treppe stand, hielt seinen Stock weiter fest in der Hand und war bereit für einen Kampf auf Leben und Tod. „So sei es, wir werden dies durch einen Kampf entscheiden müssen!“
Der Terrorist wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte, das war einfach nur lächerlich. Er entschied, an Bord seines Schiffes zu gehen, würde jemand Widerstand leisten, würde er einfach schießen. Er wollte über den am Boden liegenden Ray steigen, doch noch bevor er wusste, wie ihm geschah, donnerte er mit dem Gesicht auf den rauen Asphalt, er spürte, dass jemand auf seinem Rücken lag, jener nahm ihm seine Waffen ab.
„Was zum...?!“, keuchte der S21.
„Sieht so aus, als hätte dir jemand die Schnürsenkel zusammengeknotet“, sagte Ray neutral. Er warf eines der Gewehre zu Sanchez hinüber, der zuerst verwirrt dreinschaute.
„Natürlich war mir bewusst, dass all dies euer grandioser Plan war!“, sagte er schließlich laut. „Ein Luftkampf über dieser Metropole wäre selbstverständlich zu gefährlich gewesen!“
Ray nickte und lächelte, übergab den Terroristen Tatutpamanckan, der gut auf ihn aufpassen sollte, und rannte mit Sanchez hinüber zu den Gleitern, in denen der Kleinere immer noch unwissend an den Monitoren hockte.
Er und sein erster Offizier schlichen sich von hinten ans Cockpit, gut, der Mann hatte die Waffen auf den Boden gelegt und war vollkommen damit beschäftigt, alle Daten im System zu vernichten.
Gerade wollten die beiden das Cockpit aufschlagen und auch ihn gefangen nehmen, als...
„Achtung, Achtung! Hier spricht Ban Danna! Das Gebäude wurde mit Raketenwerfern umstellt, ergeben sie sich!“, schallte es aus einem Lautsprecher.
Der Terrorist sah erschrocken auf und erblickte Ray, der gerade die Seitentür aufriss.
„Hallo Nachbar, hast du etwas Milch?“
„Bitte was?!“
Das waren seine vorerst letzten beiden Worte, Sanchez riss die andere Seitentür auf und verpasste ihm eine Kopfnuss, der Mann fiel auf den Boden des Landefeldes, Ray nahm ihn hoch und brachte ihn hinüber zu den Paraniden.
Sanchez rannte an den Rand der Landeplattform, streckte beide Arme in den Himmel und **** den Soldaten unten zu.

„Sehen sie das?“, fragte ein Berater an Danna gewandt. „Der winkende Typ da oben hat ein Gewehr, die Terroristen haben das Gebäude offenbar wieder eingenommen!“
„Verdammt!“, rief Danna. „Das reicht! Zwei leichte Raketen auf das Dach abfeuern, das sollte sie zur Kapitulation zwingen!“

Tatutpamanckan stand auf der Plattform, in beiden Armen hielt er je einen Terroristen an sich gedrückt, die beiden wehrten sich nach Leibeskräften, ihn schien das nicht weiter zu stören.
„Ich teilte den Beschützern des Rechts mit, dass wir die einstmals katastrophale Lage durch Schläue wieder unter Kontrolle gebracht haben!“, rief Sanchez, der nun auch zur Plattform gerannt war.
„Ergebt euch!“, rief Danna aus einem Lautsprecher, dann hörte man zweimal kurzes Zischen, Rauchwolken stiegen auf, Sekunden später schlugen zwei Raketen auf und zerfetzten die gelandeten Gleiter, die Pokerspieler waren langsam ziemlich genervt.
„Irgendwas müssen die falsch verstanden haben...“, flüsterte Ray vor sich hin. „Alle Mann an Bord, Notstart! Tatut, lass die Typen hier liegen, ich habe keine Lust auf Gefangene an Bord.“
Tatutpamanckan nickt, dann wunderte er sich kurz darüber, wie man ihn angesprochen hatte, ließ schließlich uninteressiert die Gefangenen auf den Boden fallen und rannte mit den anderen an Bord.
Das Eingangstor schloss sich hinter ihnen, die beiden Terroristen sahen es nur entgeistert an – da war es nun, ihr schönes Schiff... sie entschieden sich dazu, die Beine in die Hand zu nehmen und waren wenige Sekunden später fort.
„Hier spricht Ban Danna! Ergeben sie sich!“, schallte es aus den Lautsprechern.
„Wäre es wenigstens ein kreativer Spruch“, murmelte Ray. „Ajuluas, nimm Kontakt zu ihm auf, Hillary, volle Energie auf die Antriebe und raus hier.“

Die Sternentänzer erbebte, meterlange Feuerschweife züngelten aus den Antrieben, einige stabilisierende Triebwerke nahmen ihren Dienst auf und die Räder fuhren ein, die Schotts verschlossen sich hinter ihnen, langsam schob sich das Schiff nach vorn, wurde schneller und trat schließlich über den Rand der Plattform – um dann hundert Meter in die Tiefe zu stürzen.
„Ich bin raus“, sagte einer jener Pokerspieler, die noch immer auf dem Landeplatz saßen.
Ban Danna, der vor einem Raketenwerfer stand, sah noch konfus nach oben, kurz darauf krachte das neueste Raumschiff der Flotte nur wenige Meter vor ihm auf den Boden und hinterließ einen metertiefen Krater, ganz abgesehen von den Schäden am Schiff.
Sein Handy klingelte.
Wie benommen holte er es heraus und klappte es auf.
„Ban Danna hier...“
„Moin Danna, hier ist Ray. Wir haben die Lage unter Kontrolle.“
„Das sehe ich...“

Nun, wie sollte man das Schiff zum Starten bringen? Dieser Koloss war alles andere als leicht zu handhaben, insbesondere nicht auf einem Planeten. Auch war der Raumer seit langem nicht mehr geflogen, man hatte ihn mit Hubschraubern auf das Dach des Dokre gehievt.
Es sah nicht danach aus, als würde es jemals abheben können, damit war das Projekt gescheitert und man würde die Crew auflösen müssen... es sei denn...

Ray entschied sich kurzerhand dazu, die Raketen aus den Raketenwerfern zu entfernen und sie an sein Schiff zu schnüren. Einige Telefonate mit dem empörten Staatssicherheitsdienst, einige Baukräne und gut zwanzig Drinks später hatte man es geschafft, den Zerstörer senkrecht hinzustellen, zweiunddreißig Raketen waren an ihm festgebunden, die Raketenwerfer selbst hatte man mittlerweile fortgeschickt.
„Start in zehn Sekunden ab jetzt“, verkündete Ray. „8, 7, 6, ach was soll´s festhalten! Ab geht´s!“ Er betätigte den großen roten Knopf. Er hatte seit Jahren einen großen roten Knopf mit sich herumgeschleppt, es lief darauf hinaus, dass er ihn eines Tages brauchen würde.
Die Raketen zündeten. Die Crew hatte sich an ihre Positionen begeben, wohl wissend, dass die Kontrollen ohnehin nichts ausrichten würden.
Rauch stieg auf, die Pokerspieler sahen verwirrt drein, einer von ihnen schmiss seine Karten weg und ging beleidigt fort, bei dem Lärm konnte man doch nicht ordentlich Karten spielen, Ban Danna beobachtete den Start mit einem Fernglas aus dreißig Metern Entfernung, wieder eine Uniform verdreckt.
Feuer stieß aus den Raketen, die Triebwerke der Sternentänzer schalteten sich dazu, dann hob das Schiff langsam ab, nahm an Geschwindigkeit zu und schoss schließlich wie ein Pfeil gen Himmel.
An Bord waren alle tief in ihre Sitze gedrückt, das schiffsinterne Gravitationssystem neutralisierte den Großteil des Rückstoßes.
„Captain“, warf Hillary plötzlich ein.
„Hä?“, fragte Ray.
„Explodieren solche Raketen nicht irgendwann von alleine?“, fragte sie.
Ray dachte einen Moment lang nach. Zweiunddreißig laute Explosionen später kannten dann alle die Antwort. Die Schiffshülle sah dementsprechend aus, aber sie hatten es geschafft... die Sternentänzer war nun im Dienst der Föderation!



Und seien sie auch nächstes Mal wieder dabei, wenn es heißt...
Kapitel IV.
Flugschule Front
oder so ähnlich...
Xanatos
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Joined: Thu, 26. Jun 03, 19:18
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Post by Xanatos »

Mal wieder viel zu kurz :roll:


































Aber geil! :D Auch wenn noch etwas mehr Action nicht schlecht wäre :)

Und meine Vermutung scheint wohl doch nicht zu stimmen...


PS: hab gestern ein paar alte VICTORIA Kapitel gefunden :D
Ich muss sagen, diese Geschichte find ich echt klasse! Hab mich fast kaputtgelacht :lol:
Allerdings hab ich nie das Ende dieser Geschichte gelesen, weil du mal so ne lange Pause dazwischen gemacht hast und ich dann keine Lust (Schande über mich [ external image ] ) mehr hatte.
Gibts überhaupt ein Ende? :?
Star Citizen oder X4:FOUNDATIONS? Warum nicht beides?!
Guest

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Xanatos wrote:Gibts überhaupt ein Ende? :?
Ein Vorläufiges. ;)
gsl
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Joined: Wed, 17. Dec 03, 18:55
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Post by gsl »

Er betätigte den großen roten Knopf. Er hatte seit Jahren einen großen roten Knopf mit sich herumgeschleppt, es lief darauf hinaus, dass er ihn eines Tages brauchen würde.
Einfach genial!
Weiter!
Mehr!
Fortsetzen!
Schnell!

In der nächsten Folge brauchen wir einen großen rot-gelb gestreiften Hebel - und wenn es nur die Gangschaltung ist. Das erklärt auch die Startprobleme - im dritten Gang abheben wird halt nix. Und wenn man nichts von einer Gangschaltung in seinem Schiff weiß, kann man natürlich nix dafür...
#include <funnysig>
Guest

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gsl wrote:In der nächsten Folge brauchen wir einen großen rot-gelb gestreiften Hebel - und wenn es nur die Gangschaltung ist. Das erklärt auch die Startprobleme - im dritten Gang abheben wird halt nix. Und wenn man nichts von einer Gangschaltung in seinem Schiff weiß, kann man natürlich nix dafür...
Das hatten wir doch schon. :roll:
(Mehrmals, möchte ich wetten. :D )

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