
Ich hoffe, es ist interessant zu lesen.

EDIT: Gemäß der neuen Zusatzregeln zu Fanfiction habe ich diese Story als "ab 16" gekennzeichnet, da entsprechende Inhalte enthalten sind/sein werden.
Arbeitstitel – Source Wars
Teil 1 - Cyrano
Kapitel 1 - Überraschungsmoment
7. Juli 2347, TFS Mahagony, Garidan Sektor
Langsam umkreiste die TFS Mahagony, das Flaggschiff der 3. Schwadron der 13. Flotte der terranischen Allianz, den vierten Planeten des Garidan Sektors, zusammen mit den anderen Schiffen der einhundert Schiffe zählenden Schwadron übernahm sie den Schutz des Systems. Das war keine Aufgabe für eine so geringe Anzahl an Kampfschiffen, normalerweise hätte ein ganzer Flottenverband eingesetzt werden müssen, doch hatte die Allianz nicht die Mittel für einen solchen Einsatz. Die Schwadron musste genügen, als Unterstützung dienten mehrere Minenfelder und die orbitalen und planetaren Verteidigungssystemen.
Die Tryterionvorräte des Planeten waren der Grund für die Eroberung dieses Sektors gewesen und sie würden auch der Grund für den Gegenangriff sein, nur die Schiffe der Erdenmenschen brauchten kein Tryterion für ihre Überlichttriebwerke. Alle anderen Völker und vor allem die Militärmaschinerie waren in höchstem Maße von dieser Ressource abhängig. Die Terraner jedoch waren unabhängig von dieser seltenen und in den Augen der Völker einzigartigen Ressource, dies war einer der Gründe für die Kriege gegen die Allianz und die Hawk. Andere Zivilisationen, allen voran die fortschrittlichste und das zweite Menschenimperium, fürchteten die Ausnahme, die die Erdenzivilisation darstellte und hatten entschieden, sie auszurotten.
Dabei war der tryterionfreie Überlichtantrieb keine terranische Erfindung gewesen, wie so viele andere Entwicklungen der letzten Jahrhunderte. In der Mitte des Einundzwanzigsten Jahrhunderts hatte eine Expedition der Hawk Corporation ein Schiffswrack im Atlantik entdeckt, diese Entdeckung veränderte die von Kriegen geplagte Welt für immer. Die Hawk hatte mit den Technologien dieses Schiffes einen Waffenstillstand erzwungen, die fünfeinhalb Milliarden Menschen, die zu diesem Zeitpunkt noch auf der Erde lebten, wurden so zu einem friedlichen Zusammenleben gezwungen, doch hatten es die kriegsmüden Menschen positiv aufgenommen.
In den folgenden Jahrzehnten erkundete die Hawk mit den klügsten Menschen der Welt die Geheimnisse des Schiffs, so weit dies möglich war, die Datenbanken waren das wichtigste Ziel, danach kamen die Schiffssysteme. Es gelang, viele der Daten mit einem integrierten Übersetzungsprogramm in die eigene Sprache zu übersetzen, so erfuhr die Menschheit der Erde von den Geschehnissen im All und die Hawk passte ihre Forschung dem an. Die Allianz wurde gegründet, die Hawk wuchs weiterhin und die Erde kolonisierte ihr heimisches Sonnensystem, die Menschheit wuchs, Waffensysteme wurden weiterentwickelt, Schilde entwickelt, auch die Entwicklung des Hyperraumantriebs trieb man voran. Doch führte man bis zum Anfang des zweiundzwanzigsten Jahrhundert keinen Test durch, denn die Datenbanken enthielten Informationen über einen galaktischen Pakt, der einen hundertjährigen Frieden mit Zivilisationen vorschrieb, die gerade erst überlichtfähige Antriebe entwickelt hatten.
Die Hawk zögerte diesen Tag hinaus, in dem Wissen, dass sie von Anfang an Feinde haben würden, denn die Überlichtantriebe der Erde waren inzwischen einzigartig, durch die Datenbank des außerirdischen Schiffs wussten die Menschen, dass keine andere Zivilisation über Überlichtantriebe verfügten, die kein Tryterion benötigten. Das Tryterion diente als Stabilisator der Antriebe, diese bauten bei Gebrauch gigantische Kräfte auf, die nur mit Tryterion kontrolliert werden konnten und mit einem komplexen Gemisch verschiedener Metalle und anderer Stoffe. Aber nur eine Zivilisation hatte dieses Gemisch herstellen können, diese Zivilisation war die Großmacht im All gewesen, bis sie in einem Bürgerkrieg und einem anschließenden Krieg gegen das mersonianische Imperium vernichtet wurde. Das Schiff, das auf der Erde gestrandet war, beherbergte das letzte, was vom ehemals mächtigsten Volk übrig geblieben war, und die Menschen gelangten dadurch an das Geheimnis der tryterionfreien Überlichtantriebe. Ein Glücksfall aus militärischer Sicht, man war nicht von einer Ressource abhängig, um die mehrere hoch entwickelte Völker kämpften und die Beschaffung des Tryterions wäre schwierig gewesen, denn die nächste Quelle war die Oort’schen Wolke.
Als das Sonnensystem endgültig überbevölkert war, führte die Hawk am siebten Januar des Jahres 2123 den ersten Test des Sprungantriebs und den des Hyperraumantriebs durch. Beide Namen entstammten Science-Fiction aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert, die ursprünglichen Namen waren zu kompliziert gewesen und die Corporation hielt es für angemessen, diese Serien so zu würdigen. Die folgenden Erstkontakte verliefen friedlich, doch wussten Allianz und Hawk, dass dies nur für hundert Jahre galt, es galt also diese hundert Jahre möglichst effektiv zu nutzen, dutzende von Systemen wurden kolonisiert und eine Flotte aufgestellt. Nach Ablauf der hundert Jahre erklärte das mersonianische Imperium der Allianz den Krieg, mit dem Imperium hatte die Allianz ein seit Jahrhunderten unbesiegtes Volk gegen sich, das auch noch die am höchsten entwickelte Technologie besaß. Der Feind glaubte an einen raschen Sieg gegen die schwache und sowohl zahlenmäßig als auch technisch unterlegene Allianz, Diese hingegen entsandte am Tag der Kriegserklärung die gesamte Armada der Hawk, zehn taktische Flotten, um den feindlichen Heimatplaneten einzunehmen, der Todesstoß für die zentralistische Regierung, die sich komplett auf der Heimatwelt befand, genau wie ihr militärisches Oberkommando. Das Hauptsystem der Imperialen wurde von planetaren Verteidigungsanlagen und drei taktischen Flotten mit Schlachtschiffunterstützung geschützt, die Schiffe und Anlagen waren den Menschen technisch um mehr als ein Jahrhundert voraus und genau daher hatte das Imperium nicht mit diesem Angriff gerechnet. Das Überraschungsmoment und gelungene Strategien begünstigten den terranischen Sieg. Die Schlacht kostete die Crews von fünf Flotten, fünftausend Schiffen, und hunderte Landetruppen das Leben, doch sorgte sie für einen hundertjährigen Waffenstillstand zwischen den Parteien und für Reparationszahlungen des Imperiums an die Allianz.
Aber diese glorreichen Zeiten waren vorbei, die Allianz und die Hawk zählten zwar inzwischen dreihundertzweiundvierzig Systeme und dreißig taktische Flotten mit je tausend Schiffen, dazu kamen noch Landetruppen, Landungsschiffe, Träger und stationäre Verteidigungsanlagen. Dennoch befanden sie sich nun seit fünfundvierzig Jahren im Kriegszustand, damals hatte die Republik von Cingea, ebenfalls Menschen, der Allianz den Krieg erklärt. Einundzwanzig Jahre später, 2323, forderte das Imperium Vergeltung für die schmachvolle Niederlage hundert Jahre zuvor und erklärte daher der Allianz erneut den Krieg. Zu diesem Zeitpunkt waren die Republik und das Imperium schon seit Jahren Feinde, so dass der Krieg von diesem Zeitpunkt an alle drei Völker betraf und jede Schlacht an zwei Fronten Auswirkungen hatte.
Die Mahagony passierte einen weiteren Wegpunkt, die Crew auf der Brücke bestand aus der Nachtwache, gelangweilt beobachteten sie die Bildschirme und unterhielten sich über die verschiedensten Themen. Ohne das Zutun der Brückencrew folgte die schwere Fregatte dem Kurs, der Autopilot war zu einfachen Manövern fähig und mehr war diese Patrouille nicht. Dennoch war selbst die Nachtwache verhältnismäßig groß, was aber auch nicht weiter verwunderlich war. Die Mahagony gehörte zum einen der Horner-II-Klasse an und war somit bereits siebenunddreißig Jahre alt, ob dieses Alters fehlten viele Technologien, die die Sollstärke reduzierten. Zum anderen war sie das Flaggschiff einer Schwadron, selbst bei Routinemissionen fielen daher einige Koordinations- und Planungsaufgaben an.
Doch trotz ihres Alters gehörte die Mahagony noch immer zum Besten, was die Hawk und damit auch die Allianz aufbieten konnten, wie viele andere ihrer Schiffsklassen hatte auch die Horner-II eine Modulbauweise. Diese erlaubte es, verschiedene Komponenten relativ einfach auszutauschen, darunter jedes wichtigere System, was sich am deutlichsten bei den Waffensystemen zeigte, die bereits neunmal eine Aufrüstung erfuhren. Außerdem legte eine Crew, die alte Schiffe zugeteilt bekam, großen Wert darauf, sie zu erhalten, diese Schiffe waren wie eine Trophäe, denn nur die besseren Crews wurden solchen Schiffen zugeteilt. Dies hatte mehrere Gründe, zum einen waren erfahrenere Crews meist auch älter und kamen daher besser mit älteren Schiffen zurecht als ihre jungen Kameraden. Zum anderen glich die Crew durch ihre Fähigkeiten die Schwächen des Schiffs aus, die durch das hohe Alter entstanden. Einer der wichtigsten Gründe war aber, dass die Flotte es sich nicht leisten konnte, diese Schiffe auszumustern und sie daher so effektiv wie möglich nutzen wollte und musste.
Schiffe dieser Klasse hatten eine Länge von circa sechshundert Metern, eine Breite von circa zweihundert Metern und eine Höhe von circa einhundertfünfzig Metern. Sie bestanden aus einem vierhundert Meter langen Hals, der in der zweihundert Meter langen Antriebssektion endete. Die Antriebssektion war wesentlich breiter als der Hals und hatte beinahe die dreifache Breite, die Reaktoren, die Antriebe und die Hälfte der Schildgeneratoren waren hier installiert. In Form eines Kreuzes mit gleichlangen Balken waren die Sublichttriebwerke an das Schiff angeschlossen, die Antriebskonfiguration stellte gleichzeitig das Heck des Schiffes dar. Zwischen den vier Pylonen befanden sich insgesamt vier Ausbuchtungen, die je einen Zwillingsturm der Hauptlaser dieser Schiffsklasse sowie je einen Schildgenerator beherbergte. Weitere Geschütze und Generatoren waren im Hals zusammen mit den Crewquartieren untergebracht, sämtliche Materie-/Antimateriereaktoren, die Energieversorgung des Schiffs, befanden sich in der Antriebssektion.
„Anscheinend können die von der Hawk sich doch irren, hieß es nicht, ein Angriff stünde kurz bevor“, gähnte Lieutenant Hakuda, er gehörte zu den Veteranen der Flotte und hatte es in drei Jahrzehnten Dienst nie erlebt, dass die Hawk mit ihren Informationen falsch lag.
„Ich wünschte, es wäre so, aber das ist unwahrscheinlich, unsere Verteidigung ist ein Scherz und dieser Sektor bietet viel zu viele Ressourcen, als wenn wir standhalten könnten, wenn die angreifen…“
Noch leicht übermüdet und mehrere Stunden vor Schichtbeginn betrat in diesem Moment Captain Kathy Pearson die Brücke ihres Schiffes, ihr erster Blick fiel auf die Lagekarte im hinteren Bereich der Brücke. Die hundert Signale der Schwadron und die Symbole der Orbitalverteidigung waren alles, was sich in diesem verwüsteten System befand. Würde die Anzeige einen Überblick über den Sektor anzeigen, hätte sie auch all die Wracks dargestellt, die diesen Sektor seit dem Angriff der 3. Flotte der Hawk vor einer Woche bevölkerten, denn keiner hatte die Zeit gehabt, sich dieser vollständig anzunehmen. Nur die noch halbwegs intakten Schiffe der Allianz und der Republik waren geborgen und in die sicheren Zentralsysteme der Hawk gebracht worden, der Rest war nutzlos für die Militärs und verblieb daher im System, mit der Zeit würde er sich verteilen und verschwinden.
„Ensign, Ihren Pessimismus möchte ich nicht haben, wir sind kein Kanonenfutter, die Orbitalverteidigung verschafft uns eine Chance, es ist an uns, diese zu nutzen. Außerdem kann es gut sein, dass wir im Falle eines Angriffs Verstärkung erhalten, davon abgesehen haben wir nun einmal zu wenig Schiffe, das sollten Sie auch wissen.“
Als die Crew die bekannte Stimme vernahm, sprangen sie auf und salutierten, Kathy erwiderte den militärischen Gruß und setzte sich dann auf den Stuhl des Captains, die Crew tat es ihr gleich und setzte sich wieder auf ihre Positionen.
Die Diskussion war schlagartig beendet und Ensign Bahnsen tat, als sei er mit seinen Anzeigen beschäftigt, er war ein jüngerer Offizier und von seinen Eltern erzogen worden, der Hawk zu misstrauen. Die Schwadron alleine im Garidan-Sektor zu lassen, war eine Order des Unternehmens gewesen, das vermutlich mehr Macht hatte als die Allianz, er fühlte sich im Stich gelassen und wollte, dass alle wie er dachten und fühlten. Jedoch vertrat Pearson diese Meinung nicht, sie diente mit ihren dreiunddreißig Jahren bereits fünfzehn Jahre bei der Flotte und mehrmals hatten Schiffe der Hawk ihr und ihren Kameraden das Leben gerettet. Sie hatten keinen Grund, der Firma nicht zu trauen, auch wenn die Macht der Hawk ihr manchmal unheimlich war, schließlich hatte sie im Geschichtsunterricht gelernt, dass die Hawk das Ende der Megakonzerne durchsetzte. Dabei hatte sie sich selbst übersehen und war weiter gewachsen, hatte es letztlich sogar geschafft, die Allianz zu übertrumpfen. Aber das war nicht ihr Problem, sie war ein Offizier und das Militär der Hawk war der verlässlichste, wichtigste und einzige Partner der Allianz, umgekehrt galt dies auch, die Parteien brauchten einander.
„Gibt es irgendetwas Neues?“
„Nein, Captain, es ist nichts passiert, keine feindlichen Flottenbewegungen in der Nähe und auch sonst nichts, außer einer Meldung der stationären Verteidigungsanlagen, sowohl der automatisierten als auch der wenigen bemannten, die besagt, dass sie einsatzbereit sind.“
„Gut, hoffentlich bleibt es dabei, Status unserer Schiffe?“
„Die Gomera hat noch immer Probleme mit ihrem Sublichtantrieb, die anderen Schiffe sind im selben Zustand wie immer.“
„Das scheint anzudauern, die Gomera soll sich zur nächsten Werft zurückziehen.“
„Aye, Ma’am.“
Die Mahagony flog zwei weitere Kontrollpunkte ab, während die restlichen Schiffe der Flotte ihr in geringem Abstand folgten, zwischenzeitlich erhellte ein Sprungblitz die Kampfeinheit, als die Gomera ihre neuen Befehle befolgte. Eine weitere Stunde verging, eine weitere Stunde, in der nichts geschah, Kathy war mit dieser Situation zufrieden und machte sich auf einen Rundgang durch ihr Schiff, als der Alarm ertönte. Es dauerte keine Minute, bis sie wieder auf der Brücke stand und nach einem Statusbericht verlangte, zwei taktische Flotten der Republik waren erschienen und nahmen Kurs auf die Schwadron und die orbitale Verteidigung.
„Aktiviert die Minenfelder, wenn der Feind sie passiert, die Planetarverteidigung dürfte für den Feind nicht erkennbar sein, solange sie ihre Systeme nicht hochfährt, die sollen auf den entsprechenden Befehl warten.
Alle Schiffe formieren sich um uns, wir ziehen uns weiter zur Verteidigung zurück und verwickeln sie dort in einen Kampf, Alles bereit zum Gefecht!“
Die erste Schicht löste während des Wendemanövers die Nachtschicht ab, während Befehle gegeben und bestätigt wurden, Kathy verfolgte dies nur beiläufig, ihre Aufmerksamkeit galt dem Feind. Die neunundneunzig Schiffe der Schwadron formierten sich inzwischen und nutzten dabei die Mahagony als Bezugspunkt, sie sollte das Zentrum der Formation sein.
Kathy persönlich übernahm die Kontrolle über die Minenfelder, als der Feind diesen und damit auch ihren Stellungen näher kam. Auf der Konsole neben ihrem Stuhl wurden die Positionen der Minenfelder mit dem Icon zur Aktivierung derselben eingeblendet, die feindlichen Einheiten näherten sich unaufhörlich, doch wie so oft bemerkten sie die Minen nicht. Sie ließ die feindlichen Verbände in die Minenfelder einfliegen, ohne die Minen zu aktivieren, erst als sich die Flotten mit Kurs auf die Verteidiger komplett in den Minenfeldern befanden, betätigte sie den ersten Zünder. Mehrere hundert Minen leuchteten für den Bruchteil einer Sekunde auf den Anzeigen der terranischen Schiffe auf und beschleunigten dann mit ihren Triebwerken auf das nächste Ziel zu.
Die Schilde dutzender republikanischer Schiffe leuchteten auf, als die Minen detonierten, jetzt zahlte sich die ausladende Formation der republikanischen Flotten für die Allianz aus. Die Schiffe waren nicht nah genug beieinander, um die Minen auf eine große Anzahl Schiffe zu verteilen, daher konzentrierten sich die Sprengkörper auf eine verhältnismäßig geringe Anzahl von Schiffen und vernichtete diese als Ausgleich vollständig. Die Explosionen erhellten das All und der erste Punkt ging an Pearsons Verband, jedoch passierten die Republikaner nun die erste Verteidigungslinie und standen damit direkt ihren Schiffen und der Orbitalverteidigung gegenüber.
Als die ersten Einheiten der Republikaner das Feuer eröffneten, schossen zuerst die Raketenbatterien der Orbitalverteidigung zurück. Wie immer versuchten die Laser der Schiffe der Republik so viele Raketen wie möglich abzufangen und wie immer gelang das nur bedingt.
Es gab keine effektive Abwehr gegen Jäger und Raketen, dennoch nutzte keine Rasse Jäger im Raumkampf und nur die Terraner nutzten noch Raketen. Jäger konnten wegen mangelnder Bewaffnung nichts gegen die Schilde von Großkampfschiffen ausrichten, während Raketen zu viele Ressourcen für zu wenig Leistung verbrauchten. Die Hawk und die Allianz sahen dies anders, ihre Lasertechnologie war noch nicht fortgeschritten genug, um wesentlicher schlagkräftiger zu sein als Raketen. Außerdem erwiesen sich diese Waffen immer wieder als effektiv, da die Gegner eine große Zahl von Raketen nie auch nur annähernd komplett abwehren konnten. Aus diesem Grund hatten die Menschen entschieden, dass der Ressourcenverbrauch von der Leistung ausgeglichen wurde, obwohl ihre Waffenplattformen wesentlich effektiver und dementsprechend häufiger anzutreffen waren.
Weitere Zerstörer, Kreuzer und sogar zwei Fregatten vergingen im Raketenbeschuss, die Flotten der Republik hatten sich kaum erholt, als Pearsons Schwadron und die Orbital- sowie die vom Feind bisher nicht entdeckte Planetarverteidigung das Feuer eröffneten. Aber die Republikaner ließen sich keinesfalls abschlachten, die dezimierten Flotten begannen einen Gegenangriff und feuerten ihre Laser auf die terranischen Schiffe und die stationären Verteidigungsanlagen ab.
Auch die Mahagony wurde zum Ziel des Angriffs, das gegnerische Flaggschiff, ein Schlachtschiff der Republik, persönlich hatte sich der Fregatte angenommen. Kathy forderte zwei weitere Fregatten als Verstärkung an und begann mit diesen die Attacke auf das feindliche Schlachtschiff. Das waren die Verhältnisse, die Allianz und die Hawk besaßen keine Schlachtschiffe, ihre stärkste Schiffsklasse waren die schweren Fregatten und ein Schlachtschiff konnte es nun einmal mit mindestens drei solcher Schiffe gleichzeitig aufnehmen.
Recht schnell zeichnete sich für Kathy die bevorstehende Niederlage ab, trotz des Minenfeldes, der stationären Verteidigung und der Raketen konnten sie nicht gegen eine solche Übermacht bestehen, zweitausend Schiffe waren zu viel. Sie forderte Verstärkung aus allen umliegenden Sektoren an, obwohl sie wusste, dass es in ihrer Nähe keine Schiffe gab, ein Sieg war unmöglich und für einen Rückzug war es zu früh.
7. Juli 2347, CRMS Vigilant, Garidan-Sektor
Admiral Josef Keene konnte dem Anfang dieser Schlacht nicht viel abgewinnen, er wusste um die technische und zahlenmäßige Unterlegenheit des Feindes, hatte dies aber nicht ausnutzen können. Stattdessen war es diesen Terranern gelungen, ihn eiskalt zu erwischen und seine Flotte zu dezimieren, von den ehemals zweitausend Schiffen waren nur noch siebzehnhundert übrig. Er hatte sie auf die feindliche Verteidigung angesetzt und war dabei in eine Falle der Allianz geraten, die Minenfelder hatten ihn hundert Schiffe gekostet und weitere beschädigt. Dabei hatte er diese gefächerte Formation gewählt, um die Effizienz von Minenfeldern zu reduzieren, aber das Minenfeld war ebenfalls auf einen großen Raumbereich verteilt gewesen und hatte seinen Plan so vereitelt. Die Minen hatten einen beachtlichen Teil seiner ersten Schlachtreihe ohne Gegenwehr zerstört oder beschädigt. In der darauf folgenden Neuformierung hatten die feindlichen Raketensalven weitere Opfer gefordert und jegliche Bemühungen, eine Schlachtordnung aufrecht zu erhalten, für kurze Zeit zum Scheitern verurteilt.
Erst nach diesen vernichtenden Schlägen, die etwas mehr als zweihundert seiner Schiffe vernichtet und weitere beschädigt oder ihrer Schilde beraubt hatten, konnte Josef den Gegenschlag initiieren. Dieser zeigte bei den Kampfschiffen der Allianz allerdings noch wenig Erfolg, die schnellen Schiffe wichen den Lasern aus, während die größeren die Treffer wegsteckten, aber das würde nicht so bleiben. Zumal die Orbitalverteidigung nicht ausweichen konnte und nahezu jeder Schuss traf, erste Waffenplattformen explodierten, während andere ihre volle Feuerkraft entfalteten, um der Übermacht Paroli zu bieten.
Aber das kam nicht in Frage, zu oft hatte die Allianz ihnen dazwischen gefunkt, zu oft ihre Pläne gestört, abgesehen davon brauchten sie die Rohstoffe dieses Systems. Keene würde das niemals zulassen, er war den Menschen der Erde schon viele Male gegenüber getreten und hatte genau so oft gesiegt wie verloren. Trotz seines geringen Alters von vierzig Jahren kannte er den Feind besser als die meisten, dazu kamen seine außergewöhnlichen taktischen Fähigkeiten, zusammen hatte ihm dies seinen Rang eingebracht. Nur war er auf diesen nicht stolz, er war für ihn ein Mittel die Allianz und die Hawk zu vernichten und das möglichst vernichtend und hier würde er dies einmal mehr tun. Auch wenn ihn der Anfang der Schlacht an eine längst vergangene Mission erinnerte, bei der ihm eine kleine Anzahl von Schiffen der Hawk eine Niederlage nach der anderen beibrachte. Am Ende wurde diese Einheit dann doch vernichtet, aber er hatte hohe Verluste erlitten und gelernt, wie die Terraner kämpften, erbittert, verwegen, listig und strategisch, ein mächtiger Gegner also, dennoch stand ihm und den seinen der Sieg dazu. Daran gab es keinen Zweifel.
„Die 11. Flotte soll sie in die Zange nehmen, damit sie nicht ausbrechen können und wir ihre Verteidigung aus allen Richtungen überlasten können. Unsere 3. soll derweil versuchen, durch ihre Verteidigung zu brechen, um ihr Flaggschiff auszuschalten und diese verdammte planetare Verteidigung außer Gefecht zu setzen, die wird ansonsten zu gefährlich.“
„Wird übermittelt.“
„Kurs auf das vermutliche Flaggschiff des Feindes gesetzt, Kennung: TFS Mahagony, Klassifizierung: Schwere Fregatte des Horner-Typs, die haben keine Chance gegen uns.“
„Unterschätzen Sie niemals ein Schiff der Allianz, es gibt Gerüchte, dass es einem Zerstörer der Hawk gelang, die Makari zu vernichten.“
„Das ist ein Schlachtschiff… unmöglich, Admiral!“
„Ich bin mir da nicht so sicher, Lieutenant, diese Typen sind nicht zu unterschätzen, ansonsten hätten wir längst gesiegt.“
„Die sind uns technisch weit unterlegen, undenkbar.“
„Sie sind neu auf diesem Schiff, wo wurden Sie eingesetzt? In einer sicheren Zone oder gegen das Imperium?“
„Gegen Mersonia und diese Terraner sind wesentlich schwächer, also ist es undenkbar.“
„Schwächer? Sie haben eine geringere technische Entwicklung und meist eher kleine Flotten, aber man darf sie nicht unterschätzen, das haben Sie doch wohl gerade gesehen. Bevor wir einen Schuss abgaben, vernichteten sie zwei Schwadronen, technisch mögen sie unterlegen sein, aber das gleichen sie immer wieder durch ihre Strategien aus.
Also bleiben Sie wachsam und vernichten Sie die Mahagony.“
„Wie Sie meinen, Sir, Wir sind in Feuerreichweite, beginne Angriff.“
Das drei Kilometer lange Schiff setzte seinen Anflug fort und lud die Buggeschütze, die sich an den Flanken sowie an Ober- und Unterseite des dreieckig – gewissermaßen sogar wie die Spitze einer Pyramide – geformten Schiffs befanden. Der Bug der Vigilant richtete sich auf die Verbindung zwischen Hals und Antriebsbereich der Mahagony aus, damit zeigte das Schlachtschiff der terranischen Fregatte seine gesamte Breite. Denn die Schlachtschiffe der Republik bestanden aus zwei Bereichen, dem in Grundzügen dreieckigem Hauptbereich und dem trapezförmigen. sich zum Heck hin verjüngendem Antriebsbereich. Diese zweidimensionalen Strukturen verhielten sich in der Höhe wie in Länge und Breite, zum Übergang von Haupt- zu Antriebsbereich hin nahm die Schiffshöhe zu und zu Bug und Heck hin ab.
Dadurch zeigte Keenes Schiff der terranischen Fregatte seine gesamte Höhe und Breite, Crews, die noch nie ein Schlachtschiff oder überhaupt ein Schiff dieser Größe gesehen hatte, konnte dies so beeindrucken und erschrecken, dass sie vor Angst ihr Schiff geradezu opferten. Doch dies geschah hier nicht, Pearson und ihre Crew waren erfahren, hatten bereits gegen ein imperiales Schlachtschiff gekämpft, hatten es zusammen mit drei anderen Fregatten vernichtet. Ein republikanisches Schlachtschiff machte sie zwar ein wenig neidisch, aber es lähmte sie nicht, trieb sie stattdessen zu einem verbissenen Kampf.
Als die Mahagony direkten Kurs auf die Vigilant setzte, feuerte diese ihre Hauptgeschütze ab und versuchte die Horner-Fregatte auf diese Weise schnell außer Gefecht zu setzen.
7. Juli 2347, TFS Mahagony, Garidan Sektor
Die alte Fregatte hielt direkt auf das Flagg- und Schlachtschiff des Feindes zu, als dieses seine Geschütze entlud, auf Kathys Befehl flog der Navigationsoffizier ein Ausweichmanöver und schaffte es so, die Hälfte der Laser ihr Ziel verfehlen zu lassen. Die beiden angeforderten Fregatten waren noch auf dem Weg, daher hatte die Mahagony eine wirklich schlechte Ausgangsposition, aus der sie jedoch auch nicht entkommen konnte. Sie standen sozusagen mit dem Rücken zur Wand, in einer solchen Situation konnten sie auch kämpfen und das taten sie nun auch. Die gesamte Geschützbatterie der schweren Fregatte erwiderte das Feuer auf das wesentlich größere Ziel, 120 cm Projektilgeschütze, Raketenwerfer und die Schiffslaser spieen ihre Ladungen auf die Vigilant.
Die Schilde des Schlachtschiffs verkrafteten diese Attacke aber ohne allzu große Schildverluste, während der erste Angriff mit den Buggeschützen des Schlachtschiffs die der Mahagony um zwanzig Prozent gesenkt hatte. Der überlegene Gegner begann seinen nächsten Schlag und feuerte weite Teile seiner Laserbatterien auf die Fregatte ab, das Schiff wich erneut aus und überlastete dabei die Triebwerke kurzzeitig. Diese jedoch hielten dies aus, eine solche Überlastung war bei der Konstruktion eingeplant gewesen und viele Crews verdankten diesem Umstand ihr Leben, darunter auch Pearsons.
Dennoch trafen auch diesmal mehrere Schüsse auf das Schild von Pearsons Schiff, diese sanken dadurch auf dreiundfünfzig Prozent, als Antwort feuerten alle vier Hauptgeschütze der Mahagony auf die Vigilant. Jeder Schuss traf und die Schilde des Schlachtschiffes sanken auf achtzig Prozent, weitere Raketen wurden abgefeuert und lenkten so für kurze Zeit die Laser des Schlachtschiffes ab. Die Crew der Fregatte nutzte diese Zeit für eine volle Salve mit allen Lasern, gleichzeitig gingen die Projektilgeschütze auf Dauerbeschuss über. Mit Erfolg, die Schilde des Feindes sanken weiter auf dreiundsiebzig Prozent. Unglücklicherweise war die kurz zuvor abgefeuerte Raketensalve inzwischen abgefangen worden oder eingeschlagen und die Vigilant schoss zurück.
Es war zu spät für ein wirkliches Ausweichmanöver, fünf Laserschüsse schlugen gleichzeitig in die Schiffschilde ein, während die Mahagony auf Distanz ging, dabei sanken ihre Schilde weiter. Pearson verfluchte das schlechte Timing und ließ ihr Schiff eine Wende fliegen, denn die beiden angeforderten Fregatten, ebenfalls Horner-Typ, waren eingetroffen. Die Mahagony ging in Formation mit den anderen beiden Schiffen und die Crews hofften auf einen erfolgreichen Angriff.
„Wir greifen das Schiff zuerst frontal an, dann teilen wir uns auf, ein Schiff am Bug vorbei, das andere Heck, die Mahagony wird das Schiff überfliegen, das muss schnell gehen, bevor die uns den Bug zuwenden. Ausführen!“
„Aye, Ma’am, bestätigten die beiden anderen Kapitäne und gaben ihre Befehle weiter, keiner von ihnen wollte sich geschlagen geben und, wenn man schon sterben musste, dann wollten sie so viele Feinde wie möglich mitnehmen.
Die Mündungen der Hauptgeschütze der drei schweren Fregatten leuchteten auf und einen Augenblick später schossen die Energiepfeile aus ihnen heraus, nur um in die Schilde des Schlachtschiffs einzuschlagen. Doch auch dies war vergebens, die Schilde der Vigilant waren noch immer über fünfzig Prozent und Keene erahnte das Vorgehen seiner Kontrahenten. Unbemerkt von den drei Fregatten leuchteten die Mündungen der Buggeschütze des Schlachtschiffs auf und warteten auf ihr Ziel.
Die Fregatte, die den Bug passieren sollte, um sich dann wieder mit den anderen Schiffen zu formieren, beschleunigte, um dem Feind keine Zeit für eine Reaktion zu lassen. Aber das genügte nicht, Keenes taktischer Offizier folgte den Anweisungen seines Admirals und feuerte sämtliche Bugrohre instinktiv ab. Nur Sekunden später erweiterte die Vigilant den Angriff mit den Backbordbatterien und einem Teil der oberen Geschütze, der Großteil der Schüsse traf und schaltete die Schilde der Fregatte aus. Die letzten Schüsse schlugen in die Antriebssektion ein, trennten eine Antriebsgondel ab, zerstörten eines der Hauptgeschütze und beschädigten die Verbindung zwischen Antriebssektion und Hals.
Die Mahagony und die dritte Fregatte versuchten ihren beschädigten Alliierten zu schützen, aber sie kamen zu spät. die Vigilant wandte ihre Oberseite dem beschädigten Ziel zu und feuerte den geladenen Teil der dort befindlichen Batterien ab. Die bereits beschädigte Fregatte hatte dem nichts entgegen zu setzen, wegen des ausgefallenen Triebwerks konnten sie nicht schnell genug ausweichen. Die Laser schossen auf einen eingegrenzten Bereich des Halses und zerrissen diesen, das Schiff zerbrach somit in zwei Teile, die durch weiteren Beschuss zur Explosion gebracht wurden.
Die Mahagony und ihr Begleiter konnten kaum noch etwas ausrichten und drehten ab, die Vigilant verfolgte sie jedoch und nahmen die beiden Fregatten unter Beschuss. Keene wollte das Flaggschiff ausschalten und das würde er jetzt auch tun, die beiden Fregatten waren unterlegen, ihre Zeit ging zu Ende. Sie hatten keine Wahl, Pearson erkannte das schnell und ließ die beiden Schiffe wenden, die Hauptgeschütze fuhren wieder aus den Ausbuchtungen heraus und schossen auf das Schlachtschiff. Dieses konnte wie gewöhnlich ob seiner Größe nicht ausweichen und die Schilde leuchteten bläulich auf, als die Energiepfeile der acht Zwillingslaser auftrafen, die Schilde des kolossalen Schiffs sanken dabei auf unter fünfzig Prozent.
„Status der Verteidigungsanlagen, der Schwadron und des Feindes“, erkundigte sich Kathy mit Blick auf ihre Lage, der Feind gab weitere Schüsse aus seinen Lasern ab, einige verfehlten, andere trafen. Sie sah auf den Hauptmonitor der momentan das Schiff in einer Draufsicht anzeigte, drei Schüsse jagten an Steuerbord vorbei, bevor zwei weitere in die geschwächten Schilde einschlugen.
„Die Planetarverteidigung ist noch vollständig intakt, die orbitale hat dreißig Prozent ihrer Schlagkraft verloren, die Raketenbatterien sind zu fünfundsiebzig Prozent entladen. Wir haben bisher zwölf Schiffe verloren, aber mehr als zwanzig melden moderate bis schwere Schäden, die Zahl wird aufgrund der Verluste bei der Orbitalverteidigung aber bald steigen. Die feindlichen Einheiten haben immerhin nur noch eine Stärke von sechzehnhundert Schiffen, aber sie versuchen, uns mit einer Flotte einzukreisen und mit der anderen Flotte durchzubrechen, um die Planetarverteidigung zu vernichten.“
„Das ist nicht gut, die Schwadron soll sich weiter in die Orbitalverteidigung zurückziehen, die Planetarverteidigung soll ihre Kadenz erhöhen, ansonsten sind wir bald am Ende.“
Die Befehle wurden übermittelt und die verbliebenen Schiffe zogen sich zurück, dabei wurden einzelne Einheiten eingekesselt und vernichtet, aber jedes dieser Manöver bot der Orbitalverteidigung mehrere Feindschiffe als perfektes Ziel dar. Weitere Stationen der auf einen Teil des Orbits begrenzten Orbitalverteidigung fielen unter dem Feuer der beiden republikanischen Flotten und erleuchteten dabei immer wieder das All, wenn ihre Munitionsdepots und Reaktoren getroffen wurden.
Es wurde immer offensichtlicher, sie würden dem Feind verhältnismäßig schwere Verluste zufügen, aber dennoch verlieren und die Mahagony war auch bald an der Reihe, denn das feindliche Flaggschiff ließ sie nicht entkommen.