[Fantasy-Story] Ascalon Chronicle

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

Moderators: HelgeK, TheElf, Moderatoren für Deutsches X-Forum

Deleted User

[Fantasy-Story] Ascalon Chronicle

Post by Deleted User »

Edit: Glatt das Vorwort vergessen.
Man verzeihe mir Grammatik und Rechtschreibefehler.
Man möge wissen, dass diese FF in der Welt von GuildWars Pophecies spielt.
Man möge wissen, dass sich diese Geschichte im Schneckentempo entwickelt.
Man möge lesen.

Kapitel 1

„Magd..! Wenn du dich nicht sofort auf den Weg machst wirst du eine blutige Strafe erleben und zwar nicht nur von mir.“
Mit eingezogenem Kopf huschte sie durch die lang gezogenen Gänge des Anwesens, vorbei an Vorratskammern, die angefüllt waren mit Speisen für den Lord und seine Gefolgschaft. Flackernde Fackeln warfen Schatten an die nasse Wand, die sich zuckend über die tiefen Risse im Gewölbe bewegten. Durch ein Labyrinth von Gängen rannte Hajime, getrieben von den Worten in ihrem Kopf, immer weiter, bis sie zu einer hölzernen Treppe kam, die steil nach oben führte und sich in einen runden Schacht eindrehte. Mit großen Schritten nahm sie meist zwei Stufen auf einmal und kam an einer hölzernen Tür heraus, die weder Schloss noch Klinke hatte. Hastig suchte sie nach dem Mechanismus, der diese Tür öffnen würde und ihr den Weg frei machen in weitere weit verzweigte Korridore, die sich über das gesamte Anwesen erstreckten. Mit einem leisen Klicken rastete eine Holzvertäfelung ein, nachdem Hajime sie berührt hatte und die Tür schwang mit einem leisen knirschen zur Seite. Helles Licht fiel in den Gang hinter Hajime, dessen Treppe sich nach unten schraubte. Von unten hörte sie leise Rufe nach oben dringen.
„Los, holt sie! Weit kann sie nicht sein. Durchsucht mir jede Vorratskammer und bringt sie mir her. Ich will sie lebend.“
Vorsichtig schaute Hajime aus der Tür hinaus in den Lichtdurchfluteten Gang, der von einer Reihe Fenster gesäumt war, die allesamt in den Innenhof des mächtigen Anwesens zeigten. Wie konnte sie nur hier hin fliehen? Das würde ihren Tod bedeuten. Sie musste aus dem Anwesen herauskommen. Leise schlich sie den Korridor entlang und hörte noch, wie sich die Tür hinter ihr schloss. Erleichtert atmete sie auf, als sie keine Verfolger hörte und schritt etwas sicherer durch den Gang, der den gesamten Innenhof umrahmte. Vielleicht hatte hier oben noch niemand etwas von dem gehört, was unten passiert war? Sie passierte Türen über Türen, allesamt aus Holz geschnitzt und mit vielen verschiedenen, hoch detaillierten Mustern versehen. Bereits an ihrem ersten Arbeitstag auf dem Anwesen, als Sklavin der Haushälterin waren ihr diese wunderschönen Türen aufgefallen. Sie hatte sie von Anfang an gemocht und doch gewusst, dass sie ihr niemals zu nahe treten durfte, geschweige denn dahinter schauen. Doch nun war alles egal. Mit einem quietschen öffnete sich die nächst beste Tür und Hajime trat hindurch in ein prächtiges Treppenhaus. Es war komplett mit hellem Holz vertäfelt und jede Tafel zeigte eine andere Szene. Es gab Kampfesszenen, Marktszenen und viele andere, die Hajime nicht erkannte. Leise schlich sie sich am Treppengeländer entlang die Treppe hinab bis ins Erdgeschoss, immer darauf bedacht keine Laute zu hinterlassen. Die großen Treppenstufen knackten bedrohlich unter ihren Schritten und sie hoffte, dass sie niemand hörte und betete zugleich, dass keine der Stufen quietschen würde.
Ein lautes Seufzen erfüllte den Raum als die Stufe dem Druck nachgab den Hajimes Gewicht auf ihr ergab. Hektisch blickte sie sich um, hörte jedoch nichts, außer den Vögeln im Innenhof und dem Wind der durch die offnen Türen wehte. Vorsichtig huschte sie die Treppe weiter hinab, darauf bedacht nicht noch einmal so ein Geräusch zu machen. Sie hatte gerade das Fußende der Treppe erreicht, da nahm sie Stimmen wahr, ein leises Flüstern nur, dafür aber ganz nah. Starr vor Schreck blieb sie stehen und drehte sich langsam um. Unter der Treppe gewahr sie eine Tür die weit geöffnet war und an deren Rahmen zwei riesige, fast hünenhafte Gestalten standen. Mit ihrem Furcht einflößendem Aussehen trugen sie nicht gerade zu Hajimes Mut bei.
Beide Männer waren riesige Gestalten und in die Rüstungen des Herzogtum von Barradin gekleidet. Beide trugen einen schweren eisernen Brustpanzer, der von Hals bis Gürtellinie den gesamten Oberkörper einschloss. An den Beinen trugen beide hohe lederne Stiefel die an den Außenseiten mit Metallplatten verkleidet waren und so gegen gröbere Stöße schützen sollten. Die Lederstiefel waren bei dem warmen Klima, das in Ascalon meist herrschte jedoch eher eine Plage, als ein Vorteil. Die Arme der beiden Krieger waren ungeschützt, abgesehen von einem breiten Schultergurt, der auch die Oberarme mit dickem Leder umhüllte. Auf dem Kopf trugen beide einen nahezu identischen Helm mit einer Nasenplatte und einem kunstvoll ausgeschmiedeten Kamm.
Mit einem bösen Grinsen gingen die Beiden auf Hajime zu. Eine Hand auf dem breiten Schwertgürtel liegend versuchten sie Hajime mit der anderen Hand zu beruhigen.
„Du wirst da schön stehen bleiben, Sklavin. Wir werden dich jetzt mit uns nehmen und dir mal die dunkleren Gemäuer hier zeigen, die du eigentlich gar nicht sehen willst...“ Einer der Beiden lachte leise auf und zeigte dabei seine hässlichen schwarzen Zähne. Offensichtlich hatte er schon den ein oder anderen Kamp geführt oder zumindest einige Schläge einstecken müssen. Wahrscheinlich war er nur einer der unwichtigeren Leute am Hofe, einer derer, die selber keine Rechte hatten, aber zur Jagdgesellschaft berufen wurden. Breit grinsend ergänzte nun der andere noch. „Du wirst Sachen erleben, die du kleines Biest noch nie gesehen hast und an die du dich dein ganzes Leben noch erinnern wirst.“ Schallend lachte er los, nur um sich dann verdutzt umzudrehen als eine Stimme ihn von hinten anfuhr. „Das wirst du schön bleiben lassen, Hagen. Diese verdammte Sklavin wird vom Herzog persönlich gefordert und du wirst sie nicht berühren um deiner Gelüste willen. Sie wird schon ihre Portion abbekommen, wenn die Zeit reif dazu ist. Aber jetzt zurück an deinen Posten.“ Hinter den Beiden tauchte eine Gruppe von Männern auf die weitaus edler gekleidet waren. Hajime erkannte sie sofort, denn es war der kleine Thom, der Sohn vom Herzog und seine Gefolgschaft, der sie die ganze Zeit zu entfliehen versuchte.
Mit einem Mal erwachte Hajime wieder aus ihrer Angststarre und drehte sich um. So schnell sie konnte lief sie durch die großen, weit offen stehenden Flügeltüren heraus in den reich bepflanzen Innenhof. Mit beiden Händen hob sie ihr langes Kleid an und rann über die verschiedenen Beete auf einen kleinen Verschlag zu, von dem sie wusste, dass er zu den verzweigten Kanälen außerhalb des Anwesens führen musste. Erstaunlich schnell hatte sie die Holztür erreicht und versucht sie aufzuzerren, riss dabei aber vergeblich am Knauf, bis sie den schweren Riegel bemerkte. Mit aller Kraft schob sie ihn hoch und lies ihn auf den Boden fallen, wo er sich in die Erde bohrte. Sofort sprang die Holztür auf und gab Hajime den Weg frei, die sich bereits einen kleinen Vorsprung gegenüber ihren Verfolgern geholt hatte. Zwar waren sie alle durchtrainierte Männer die für Jagden ausgebildet waren, aber durch ihr plötzliches loslaufen hatte sie alle Anwesenden absolut überrascht. Groß war ihr Vorsprung jedoch nicht, denn kaum war sie in den finsteren Gang hinter der Tür getreten, hörte sie schon wieder Stimmen im Innenhof. Mit einem leisen Aufschrei rutschte Hajime auf dem Boden aus und kam damit abrupt zu einem weiteren Halt auf ihrer Flucht. Ein wirklicher Halt war es jedoch nicht, denn anstatt einfach nur hinzufallen, begann sie den abschüssigen Weg hinab zu rutschen, hier und da an den Wänden anstoßend.
Mit einem Mal verlor sie den Boden unter sich und stürzte ins Leere. Sie hatte das Ende des schmalen Pfads erreicht, der sich durch die Grundmauer des Anwesens zog und im Sammelbecken für Abfälle mündete. Sie war schon oft während ihrer Tätigkeit hier gewesen, wenn sie wieder einmal Abfälle entsorgen musste oder den feinen Herrschaften hinterher putzen musste. Jedes Mal hatte sie den Unrat hier heruntergebracht und am Ende des Wegs hinuntergeworfen. Wohin genau er fiel wusste sie nicht, nur dass es oft Furcht erregend stank.
Jetzt lag sie selber auf einem Haufen aus Küchenabfällen, Schmutz und sonstigem Unrat, der auf einem bewohnten Anwesen so anfiel. Das schlimmste war jedoch, dass sie sich nicht bewegen konnte. Wie gelähmt lag sie auf dem Haufen und rutschte langsam an der Seite herab ohne auf nur einen Finger krümmen zu können. Hinzu kam, dass sie langsam ihr Bewusstsein verlor, der Gestank vernebelte ihren Geist und lies sie einschlafen. Langsam wurde es dunkel vor ihren Augen und sie verlor das Gefühl für Raum und Zeit.
Hajime hatte Glück gehabt bei ihrem Absturz, denn wäre sie nur ein paar Stunden später den gleichen Weg gelaufen, so hätte sie ihn nicht überlebt. Das Anwesen von Herzog Barradin verfügte nämlich über ein ausgeklügeltes System von Kanälen und Wasserleitungen, die nicht nur das Anwesen sondern auch die umliegenden Ländereien mit Wasser versorgte. Steinerne Wasserleitungen zogen sich durch weite Teile des Gemäuers, gespeist durch einen Kanal der aus den unteren Ausläufern der Zittergipfel hergeleitet wurde. Das Wasser wurde in einem Auffangbecken gesammelt und von dort in geregelten Mengen auf verschiedene Kanäle und Leitungen aufgeteilt. Einmal wöchentlich wurde ein großer Teil des Beckens zur Beseitigung des Unrats verwendet. Dazu öffnete man mit einigen Männern ein großes Schleusentor, das das Wasser durch eine große gemauerte Röhre in das Gewölbe leitete, in dem auch Hajime nun lag. Das Wasser schwemmte dann sämtlichen anliegenden Unrat aus, indem es durch eine weitere Öffnung in der Wand die tiefer lag als der Einfluss, wieder abfloss und den Unrat dabei mit sich zog. Das verdreckte Wasser wurde dann auf direktem Weg in einem dafür eigens angelegten Kanal geleitet, der in der Nähe der großen Katakomben in einen der vielen Seen führte.
Von diesem Wasserstrom wurde Hajime mitgerissen, jedoch ohne es zu bemerken.
Ein leises Tropfen gelangte an Hajimes Ohren. Stetig aber nicht gerade regelmäßig platschte irgendwo ein wenig Wasser auf harten Stein und das Geräusch hallte noch ein wenig nach. Erst etwas später nahm sie auch das Rauschen des Wassers wahr, was etwas entfernter zu sein schien und daher auch nicht gerade laut war. Ebenso langsam wurde ihr bewusst, wie erbärmlich sie doch fror und wie nass ihre Kleider waren. Nachdem sie noch etwas liegen geblieben war um das taube Gefühl in ihrem Kopf los zu werden wagte sie es sich langsam aufzurichten. Es war stockdunkel um sie herum. Zunächst dachte Hajime, sie müsse sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, als aber einige Zeit verstrichen war gab sie diese Hoffnung auf. Sie saß im stockdunkeln und musste sich jetzt irgendwie zurecht finden. Ob sie wohl im Kerker vom Anwesen war? Sie konnte sich an nichts erinnern seit ihrem Sturz, ihr ganzer Kopf fühlte sich leer an. Abgesehen von einem dumpfen Gefühl, dass sich langsam in ihr ausbreitete und bis in ihren Kopf stieg. Vorsichtig tastete sie die Gegend ab, darauf bedacht keine zu schnellen Bewegungen zu machen aus der Angst heraus, sie müsse sich übergeben. Ihr war schwindelig. Mit vor Kälte steifen Fingern tastete sie über den Boden, berührte dabei kalten, rauen Stein. Vorsichtig rutschte sie auf Knien vorwärts und tastete die Gegend weiter ab, schürfte sich dabei die Knie und die Beine auf, ohne das jedoch überhaupt zu bemerken.
Im Kerker des Anwesens konnte sie nicht sein. Sie war nicht gefesselt und der Raum in dem sie sich befand war viel zu groß für eine kleine Kerkerzelle. Außerdem waren wahrscheinlich sogar die dunkelsten Ecken des Anwesens reich ausgekleidet und nicht aus rohem Stein wie der Boden hier. Denn wohin sie sich auch tastete, sie spürte nur kalten rauen Stein unter ihren Fingern. Bald schon waren ihre Kräfte wieder erschöpft und sie lies sich zu Boden sinken. Müde schloss sie die Augen, die ihr in dieser Dunkelheit ja so oder so nichts brachten und versuchte zu schlafen. Wie sie wohl hier hergekommen war?
Die Kälte griff nach ihr, kaum dass sie sich hingelegt hatte. Langsam kroch sie in ihr hoch, durch Arme und Beine. Hajime fing an zu zittern, schließlich hatte sie nur ihre vollkommen durchnässten Kleider an. Mit klappernden Zähnen rollte sie sich zusammen und fiel in einen unruhigen, fiebrigen Schlaf. Die Kälte zehrte an ihren Kräften, um die es auch so schon schlecht stand. Es war ihr in ihrem ganzen Leben nie gut gegangen, doch in den letzten Wochen war ihr Leben eine Hölle geworden. Nun drohte sie in einer dunklen Höhle einzuschlafen und langsam zu sterben. Im Fieberwahn schreckte Hajime einige Male hoch, nur um kurz darauf wieder einzuschlafen. Kalter Schweiß rann ihr Gesicht hinunter und tropfte auf den kalten Stein unter ihr. In der Ferne war noch immer das leise Rauschen des Wassers zu hören, dass sich in einem Wasserfall in die Höhle ergoss. Hajime war während ihrer Bewusstlosigkeit von den Wassermassen aus dem Anwesen gespült worden und in die oberirdischen Kanäle getragen worden. Dort hatte sie einige Zeit lang im Wasser gelegen, bis sie während eines Gewitters von den anschwellenden Wassermassen weiter getragen worden war und in einen kleinen Seitenkanal gelangt war, der in die Höhle floss. Wäre sie nur ein paar Stunden früher oder später aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht, so hätte sie wahrscheinlich die Sonne durch die Höhlendecke scheinen sehen, oder durch diverse andere Ritzen und Spalten in der Decke. So war sie jedenfalls verloren, wenn nicht bald Hilfe kommen sollte.
Ein leichter Hauch strich über Hajimes Gesicht und sie hatte zunächst vor sich nach der Ursache dafür umzusehen, jedoch verließen sie ihre Kräfte bereits bevor sie sich auch nur geregt hatte. Müdigkeit übermannte sie und riss sie erneut in einen traumlosen Schlaf, der ihre Kräfte schonen sollte. Erst einige Zeit später wachte Hajime wieder auf und öffnete langsam die Augen. Die Lider waren verklebt und wollten zunächst nicht aufgehen, unter erheblichem Kraftaufwand gelang es Hajime dann jedoch trotzdem die Augen zu öffnen. Sie lag nicht mehr auf dem kalten Stein der Höhle und in der absoluten Finsternis. Nur langsam wurde sie diesem Umstand gewahr und ebenso langsam erkannte sie die hoch über ihr gewölbte Decke des Raumes. Es war nicht warm in diesem Raum, jedoch auch nicht kalt, zudem war über Hajime eine Decke aus dichtem Bärenpelz gelegt worden, wie er von vielen Kürschnern in der Gegend verarbeitet wurde. Noch stark geschwächt versuchte Hajime den Kopf zu heben um sich umzusehen, jedoch war ihr Bemühen erfolglos und so blieb sie auf dem Rücken liegen, das Gewölbe anstarrend.
Der Raum indem sich Hajime befand, war aus dunklem Gestein herausgeschlagen. Ein Kreuzgewölbe zierte den Mittelpunkt des Raumes, aus dessen Ecken reich verzierte Stützbalken auf die Mitte zuführten. Teils waren Stücke aus der Decke heraus gebrochen und durch Holzfragmente ersetzt worden, die die zerstörten Muster und Szenen nachbildeten oder ersetzten. An den Wänden waren riesige Kerzen angebracht, die den ganzen Raum in ein warmes, flackerndes Licht tauchten. Zu den Seiten des Gewölbes gingen noch weitere Gewölbe ab, die wie Seitenschiffe wirkten und vermutlich auch einmal als solche gedacht waren. Was Hajime noch nicht wusste, sie war in die unterirdisch gelegene Zitadelle des Gottes Grenth gelangt, der über die Welt der Toten wachte und hier früher verehrt wurde. Die Zitadelle war in der Zeit der ersten Gildenkriege geplant und erbaut worden. Viele Tote waren hier auf dem Weg zu ihrer letzten Ruhestätte vorbeikommen, viele Opfer und Gebete waren Grenth hier erbracht worden. Doch als die Zeit der Gildenkriege endete war diese Zitadelle bald in Vergessenheit geraten. Es gab zunehmend weniger Tote die in den Katakomben zu Ascalon bestattet werden mussten und das einfache Volk vergaß bald die alten Bräuche um die Verehrung Grenths während der Gildenkriege. So kam es zu einem langsamen aber steten Verfall der unterirdisch gelegenen Zitadelle, die nur noch selten von Herzögen oder der Königsfamilie besucht wurde. Nur zum Tode des Vaters von König Adelbern wurde der riesige Felsdom noch einmal hergerichtet und kurzzeitig in den alten Glanz versetzt. Einmalig war es wie in der Zeit der Gildenkriege, tausende Fackeln und Kerzen tauchten die Räume in helles Licht, die Stimmen von tausenden Besuchern erfüllten die Räume, deren Echo brach sich an den fein herausgearbeiteten Ornamenten. Doch diese Zeiten waren nun schon lange vorbei, König Adelbern selbst ein alter Mann geworden. Seit langem war kein großer Besuch in der Zitadelle gewesen und dennoch wurde sie gepflegt und der Betrieb aufrecht erhalten. Jederzeit brannten frische Kerzen in den zahlreichen Gewölben und ebenso waren jederzeit die Pforten besetzt um Besuchern Einlass zu gewähren. Dennoch herrschte eine beängstigende Stille in der riesigen Halle, noch nicht einmal ein Luftzug wehte durch den Raum.
Hustend versuchte Hajime sich aufzurichten, scheiterte jedoch recht bald und ließ sich auf die hölzerne Liege zurücksinken, die sie vor dem kalten Fels darunter schützte. Bald war sie wieder eingenickt und verschlief die nächsten Stunden. Als sie wieder zu sich kam hörte sie leises flüstern irgendwo in der Nähe. Sie hielt die Augen geschlossen und wartete ab, ob etwas passieren würde. Sie hatte ganz vergessen, warum sie geflohen war und erinnerte sich nun mit Entsetzen daran. Konnte es sein, dass der Baron nach ihr hatte suchen lassen und sie nun zurückforderte? Oder war sie bereits im Kerker des Anwesens oder gar im Kerker der Festung zu Ascalon, weil man sie foltern wollte? Vor Schreck riss sie die Augen auf und versuchte sich hochzustemmen, was erneut misslang. Stattdessen zog sie die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich, die sofort ihre Gespräche einstellten und schweigend zu ihr herüber blickten. Langsam klärte sich wieder ihr Blick und sie erkannte drei Personen, die sich nahe ihrer Lagerstätte aufhielten und die Köpfe zusammen gesteckt hatten. Alle drei, zwei Männer eine Frau, vielleicht eine Magd, waren in schwarze, bis zum Boden reichende Roben gekleidet, die am Saum grobe Falten warfen. Die beiden Männer trugen ebenso schwarze Masken mit abscheulichen Grimassen darauf und blau leuchtenden Punkten als Augen. Die gesamte Kleidung war von einem ähnlichen blau durchzogen, welches sich hier und da als Streifen äußerte. Diese ergaben ein kompliziertes Muster, dass sich durch die leichte Bewegung der Roben zu bewegen schien. Die Frau ihrerseits hatte Brandmale im Gesicht und Hajime war sich sicher, dass sie als Magd oder gar Sklavin diente. Umso mehr war sie überrascht, dass sie dort mir ihren Herren stehen durfte und sich gar unterhaltne durfte.
Als Hajime nach einiger Zeit den Kopf anders drehte und die Augen schloss fingen die drei wieder an zu murmeln und Hajime versuchte angestrengt herauszufinden über was sie tuschelten. Entweder sie war zu schwach oder sie warne einfach zu leise, jedoch konnte sie kein einziges Wort aufschnappen. Nachdem wieder einige Minuten vergangen waren hörte sie leise Schritte von einer Person, die davon eilte. Der Klang der Schritte hallte aus den tausenden Ecken der Halle wieder und wieder wurde jedoch immer leise und verschwand irgendwann ganz. Kurz darauf fiel eine schwere Tür leise ins Schloss, wobei selbst das leise Klacken des metallenen Mechanismus in der riesigen Kathedrale widerhallte. Sie öffnete wieder die Augen um nicht in einen Zustand zwischen wach und schlafend zu fallen und blickte zu der Stelle hinüber, an der vorhin die drei Personen standen. Sie wunderte sich nicht, dass dort nun niemand zu sehen war, allerdings hatte sie nur eine Person gehen hören. Erst dann bemerkte sie die schwarz gekleidete Gestalt die etwas unterhalb von ihr saß, auf der Verlängerung ihrer Liege.
Hajime wurde von den zwei blauen Augen beobachtet, die wie Diamanten aus der Maske hervorschimmerten. Die Gestalt hatte sich an eine hölzerne Rückenlehne angelehnt und hatte den Kopf zu ihr gedreht. Sie meinte ein kurzes nicken zu erkennen, jedoch ließ die schwarze Farbe der Kleider keine Gewissheit zu, da die Konturen im halbdunkel zu zerfließen begannen. Nachdem sie den Mann einige Zeit gemustert hatte versuchte sie sich hinzusetzen und stützte sich auf dem Holz neben sich ab. Sofort sprang der Mann auf und war neben ihr um ihr die Hand hinzuhalten. Hinter der Maske erklang seine Stimme, die auf eine wunderliche Weise nicht aus seinem Kopf sondern von überall zu kommen schien.
Vielleicht, dachte Hajime, befand sich ja gar kein Mensch unter der Verkleidung. Ungewollt erschauderte sie. Einen Blick auf die Hand werfend vergewisserte sie sich, dass zumindest diese von einem Menschen zu stammen schien. Schließlich ließ sie sich aufhelfen und saß auf ihrer Liege.
„Sei vorsichtig was du machst und überanstreng dich nicht. Du bist noch geschwächt und solltest dich lieber noch ausruhen, eigentlich kannst du sogar froh sein, dass du noch lebst.“, teilte ihr die wundersame Stimme mit. Doch an Ausruhen war nicht zu denken. Zum einen verschlug der Anblick der sich Hajime bot die Sprache, zum anderen taten ihr alle Glieder weh und sie wollte und konnte einfach nicht länger liegen. Als ihr Blick über ihre Umgebung wanderte erkannte sie, dass man zwei Bänke, wie sie in den Tempeln der Göttern üblich waren für sie umgedreht hatte und eine Platte aus Holz auf die Sitzflächen gelegt hatte, worauf man sie gebettet hatte. In alle Richtungen standen weitere Sitzbänke, akkurat in Reihen aufgeteilt und in die gleiche Richtung weisend. Mit etwas Anstrengung blickte Hajime in Blickrichtung der Bänke und blickte auf einen mächtigen und detailliert ausgeschmückten Altar. Erst nach einiger Zeit erkannte sie die Götterstatuen an den Seiten des Altars. Dieser bestand aus einem riesigen Opfertisch der komplett aus dem dunklen Stein des Bodens herausgearbeitet worden war. Die Oberfläche war blank poliert und spiegelte das Licht der Kerzen wieder, die einmal rundherum in das Gestein eingelassen waren. Hinter dem Altar war eine riesige Kammer die bis oben hin von einem mystischen blauen Leuchten erfüllt war. In ihrer Mitte stand eine riesige Statue Grenths. Feiner Nebel stieg vom Boden herauf und ließ die Statue feucht schimmern, dabei das blaue Licht auch nach außen reflektieren. Erst jetzt erkannte sie die kleinen Nachbildungen der Statue an den Altarpfosten. Überwältigt nahm sie immer mehr Einzelheiten ihrer Umgebung war, so zum Beispiel die fein gearbeiteten Reliefs an der Decke und in den Säulen die sich von der Decke bis zum Boden ausdehnten. Es gab so viel zu sehen, dass Hajime gar nicht alles aufnehmen konnte was sie sah und so sank sie langsam wieder nach hinten und lag schließlich auf dem Rücken. Unter den beobachtenden, starren Augen des anwesenden Mannes schlief sie, überwältigt von den vielen Eindrücken, doch wieder ein.
Als sie wieder erwachte fühlte sie sich bereits etwas kräftiger und setzte sich auf. Von der zu schnellen Bewegung war ihr Körper jedoch sogleich überfordert und sie musste sich an der Lehne abstützen um nicht wieder zurück zu kippen. Sie hielt sich verkrampft fest und war erleichtert, als sie Schritte hörte und eine stützende Hand an ihrem Arm spürte.
„Sachte, sachte. Nicht so schnell, du willst doch wohl nicht so bald unseren Herrn besuchen, oder?“, ein leises Lachen drang unter der Maske hervor. „Dazu wirst du noch früh genug kommen, aber, wo du schon wach bist musst du auch gleich was trinken und essen, sonst wirst du doch schneller bei ihm sein, als du glaubst.“
Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine Hand mit einer Tonschüssel vor ihr auf, sowie einem Krug aus Ton, der oben eine schmale Öffnung zum trinken hatte. Die anderen Hand die sie gestützt hatte ließ sie los und hob den Deckel der Schüssel an.
„Zugegeben, es sieht nicht sehr lecker aus. Aber es ist schwer etwas Leckeres aus Heilkräutern und etwas Gemüse zu kochen, dass dir jetzt überhaupt bekommt. Es wird schon runtergehen. Kein Festmahl, aber besser als nichts.“
Hajime warf einen kurzen Blick auf den Brei in der Schüssel und verzog das Gesicht, was allerdings eher komisch als angewidert wirken musste, denn die Person, ein Mann erneut, oder immer noch, lachte kurz auf.
„Nimm schon, irgendwo im Brei liegt auch ein Holzlöffel drin. Wenn du fertig bist kannst du den Geschmack mit dem Wasser wegspülen. Du wirst sehen, morgen bist du wieder auf den Beinen.“ Aufgemuntert durch die Worte ihres Bewachers ließ Hajime die Lehne los und fasste mit der Hand nach der Schale. Die war erstaunlich leicht. Mit der anderen Hand suchte sie im Brei nach dem versprochenen Löffel und fand ihn auch bald, leckte ihn ab und staunte dabei über den Geschmack des Breis. Wenngleich diese bräunlich grüne Masse eher abstoßend aussah und der Geruch ebenso wenig einladend war, so schmeckte dieser Brei doch köstlich. Es mag daran gelegen haben, dass sie seit Tagen nichts mehr ordentliches gegessen hatte und sogar auf dem Anwesen meist nur Reste bekam, denn nach einigen Minuten war die Schale komplett ausgelöffelt und ausgeleckt. Hajime schämte sich für ihr Essverhalten, denn sie musste sich wie ein Schwein benommen haben, auch wenn man ihr das vielleicht noch nachsehen konnte. Sie griff nach dem Krug und setzt zum trinken an. Angenehm temperiertes Wasser spülte in ihren Mund und suchte sich den Weg weiter über den trockenen Rachen. Ebenso schnell wie sie die Schüssel geleert hatte so schnell leerte sie auch den Krug. Zufrieden und recht voll blickte sie zu ihrem Bewacher und gab ihre Hoffnung auf in ein menschliches Gesicht blicken zu können. Auch dieser hatte die gleiche Maske auf, wie die anderen. Vielleicht war es auch der Gleiche der letztes Mal bei ihr gesessen hatte, sie hatte sich die Stimme nicht merken können, denn auch hier wirkte sie wieder abnormal, mystisch.
Sie schaute in die diamantenen Augen der Maske und rang sich schließlich durch zu fragen. „Wo bin ich? Was ist das hier alles und wer seid ihr?“ Der Schein der Kerzen ließ große Schatten über den Boden und die Wände der Kathedrale flackern als ein Windstoß durch den Raum fuhr. Erschrocken blickte sie in die Richtung in die sie die Tür vermutete. Erstaunlich, dass sie das noch nicht getan hatte. Statt einer Tür erblickte sie jedoch zwei riesige Säulen, die sich wie Türme bis unter die Höhlendecke erstreckten und sogar über Fenster verfügten. Zwischen den beiden Türmen war ein riesiges hölzernes Portal angebracht, das den gesamten Raum vor äußeren Einflüssen abdichtete. Das Tor war jedoch geschlossen, der Luftzug konnte also nicht von dort gekommen sein. Verwirrt blickte sie wieder zu ihrem Bewacher, der ihr noch nicht geantwortet hatte. Verunsicherung spielte sich in dem Flackern ihrer Augen wieder, während die Augen der Maske eisige Kälte und Ruhe verströmten.
Was hatte er doch gleich gesagt? Zu ihrem Herrn? Grenth! Wollte man sie opfern?
Der Maskenträger schüttelte den Kopf und stand langsam auf, wandte ihr den Rücken zu. Das blaue schimmern aus der Robe heraus war auch auf der Rückseite zu sehen. „Das darf ich dir leider nicht sagen. Ich verstehe, dass dich Neugier plagt und du wahrscheinlich alsbald wieder nach Hause möchtest, aber ich kann dir nichts sagen und bevor Meister Munne nicht mit dir gesprochen hat, kannst du leider auch nicht gehen. So Leid mir das auch tut, du wirst dich gedulden müssen, bis Meister Munne wieder zurückgekehrt ist.“
Verwirrt und entsetzt starrte Hajime den Mann an. Zurück? Sie? Niemals. Jedoch sagte ihr die Vermutung, dass man nicht wusste wer sie war und woher sie kam. Erleichterung machte sich in ihr breit. „Wer ist Meister Munne und warum ist er so wichtig?“
„Er?“, die Stimme lachte wieder leise auf, „du weißt ja wahrlich gar nichts über diesen Ort. Wo kommst du nur her, dass du so wenig weißt...“, er seufzte, „Meister Munne ist unsere aller Führerin durch das Dunkel und die Leiterin dieser Einrichtung. Aber den Rest wirst du auch schon noch lernen.“. Mit diesen Worten entfernte sich der Mann einige Meter, drehte sich um und holte das Geschirr und ließ Hajime dann allein zurück. Er verschmolz mit der Dunkelheit und hinterließ noch nicht mal Geräusche beim Gehen. Verwundert blickte sie dem Schatten nach bis er verschwunden war. Hatte sie etwas falsches gesagt, einen Wunden Punkt getroffen? Sie wusste es nicht, statt dessen versuchte sie vorsichtig aufzustehen um sich umzusehen. Ihre Knie knickten jedoch unter ihrem Gewicht weg und so ließ sie es lieber darauf beruhen zu sitzen und ein wenig nachzudenken.
Sie wusste so vieles nicht. Sie wusste nicht woher sie kam, wer ihre Eltern waren und auch über ihre Umwelt wusste sie nahezu nichts. Schon immer, seit sie denken konnte, hatte sie in den dunklen Kellern des Anwesens von Herzog Barradin und seiner Gefolgschaft gelebt und ihm gedient. Sie war nur eine einfache Sklavin gewesen, willenlos und ohne Rechte. Jeder andere Bewohner des Anwesend hatte mehr Rechte als sie und manche hatten es auch ausgenutzt. Sie wurde geschlagen, fast täglich, herumgescheucht und verantwortlich gemacht. Sie hatte keine Chance bekommen und wäre vermutlich bald gestorben, hätte sie nicht einmal zufällig den Herzog und seine Berater belauscht. Sie wusste nicht viel, hatte nie viel gelernt, außer zu überleben und Schmerz zu ertragen, doch eines wusste sie vom Getuschel unter den Angestellten. Jeder Ascalonier hatte Angst vor den Charr, hatte Angst zu haben. Gespräche über sie waren ein Tabu im einfachen Volk, es hieß sie zu erwähnen würde Pech bringen. Doch genau über dieses Thema hatte der Herzog gesprochen und so war Hajime neugieriger geworden und hatte gelauscht.
Sie hatten beraten, wie man mit den Charr umgehen sollte, schließlich wollte man ja um den Pikenplatz herum auf die Jagd gehen, doch die Charr überfielen seit einiger Zeit die Gegend. Man riet dem Herzog zunächst von seiner Reise ab, bis dieser seine heimtückischen Absichten erklärte. Herzog Barradin, stolzer Besitzer über eine große Fläche an Land vor den Toren Ascalons wollte an die Macht. Es gereichte ihm nicht länger nur Herzog zu sein, er wollte Fürst zu Ascalon werden, oder besser, König. Für diesen Zweck wollte er die Charr missbrauchen. Er hatte seine Leibwächter ausgeschickt um geheime Wege um den großen Nordwall herum zu erkunden, diese Information wollte er den Charr anbieten, wenn sie ihm helfen würden den König und seine Sippe auszulöschen.
Hajime war schockiert und verängstigt von dem, was sie gehört hatte und wusste nicht was sie damit anfangen sollte. Als sie das Gefühl hatte genug gehört zu haben entfernte sie sich vorsichtig von der Tür zum großen Versammlungssaal. In ihren Gedanken stieß sie dabei an das Geschirr an, das auf dem Tisch im Vorzimmer stand und herunterfiel. Vom klirren wie paralysiert hatte sie auf die Scherben gestarrt und erst als sie Schritte hinter der Tür zum Saal hörte war sie geflüchtet. Damit hatte ihre Flucht begonnen.
Von ihren Gedanken erschöpft und mitgenommen schlief sie sitzend ein.

Return to “Kreative Zone”