[Story] Dark Horizon-Dunkler Horizont
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[Story] Dark Horizon-Dunkler Horizont
Das erste Kapitel einer Story von mir. Ich hoffe es gefällt.
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Dark Horizon
Kapitel 1: A new order
Argon Prime, Argonia City, Wohn- und Arbeitssektor 6
Der Regen war schwer und unnachgiebig. Die einzelnen Tropfen schienen zu einer einzigen dichten grauen Wand zusammen zu wachsen. Die Strassen waren leer, nur vereinzelt sah man graue Gestalten durch die nassen Strassen rennen, um sich schnell unter irgendeinem Dachvorsprung vor dem Regen zu schützen. Die Strassenlaternen glommen schwach und konnten kaum den unmittelbaren Bereich um sie herum ausleuchten. Niemand beachtete den alten Mann, der in einem schwarzen, schweren Mantel durch die Strasse lief. Er rannte nicht, sondern schlenderte gemütlich, fast schon so als würde er den Regen überhaupt nicht bemerken. Sein Schritt schien unbekümmert, aber sein Blick verriet ihn. Grimmig schaute er auf einen Punkt in der Ferne. Nicht einmal blickte er nach links oder rechts. Nur geradeaus.
Zielstrebig, immerzu auf ein schäbiges, uraltes Appartementhaus gerichtet. An einigen Stellen war die Farbe abgeblättert oder mit Graffitis übersprüht worden. Überall waren Fenster eingeschlagen worden. Einzelne waren notdürftig mit Brettern vernagelt worden, um Einbrecher daran zu hindern die letzten vielleicht wertvollen Dinge dem Haus zu entreissen. An einigen Stellen, dort wo der Putz abgebröckelt war, kam der alte Schnellbeton zum Vorschein. Auf dem ganzen Gelände, welches das Haus umgab wucherte wie wild allerlei Unkraut und anders Grünzeug. Kein Licht brannte im ganzen Haus. Es wirkte abstossend und ganz und gar verlassen. Als der alte Mann das Haus erreichte schwang, wie von Geisterhand, die Eingangstür auf. Auf der Tür war ein gelber Aufdruck “ Achtung Einsturz gefährdet. Betreten verboten!“. Den Warnhinweis nicht beachtend, betrat der Mann das Haus. Hinter ihm schloss sich die Tür leise.
Ein Wunder, dass die alte Technik noch ihren Dienst so solide verrichtete. Langsam stieg er die knarrenden alten Treppen in den dritten Stock hoch. Der Lift hatte schon vor Jazuras den Geist aufgegeben. Seine Schiebetüren zuckten aber immer noch ein wenig, als sich der Mann ihnen genähert hatte um ins Treppenhaus zu gelangen. Etwas ausser Atem gekommen bestieg der Alte die letzte Stufe zum dritten Stock. Nachdenklich schaute er sich um. Suchend, ein Zeichen erwartend.
Die Fassade war nur ein Vorgeschmack auf den Verfall im Inneren gewesen. Eine mehrere Zentimeter dicke Staubschicht bedeckte alles. Die Luft schmeckte abgestanden und leicht moderig. Hie und da huschte eine Ratte durch die Gänge. Aufgescheucht durch den unerwarteten Besuch. Überall hingen Türen schief in den Angeln oder fehlten ganz. Viele waren mit Graffitis besprüht worden. Nur eine einzige Tür wirkte wie neu. Im Umkreis von etwa zwei Metern war sogar der ganze Staub verschwunden und der hölzern wirkende Boden glänzte in alter Pracht. Als der Blick des alten Mannes die Tür einfing, hellte sich seine Mine merklich auf, sein Gedächtnis hatte ihn nicht im Stich gelassen. Zielstrebig, mit zügigem Schritt, näherte er sich der Tür. Vor der Tür sammelte er sich wieder. Sein grimmiger Blick kehrte zurück. Er nahm seine Hand aus der Manteltasche und klopfte. Dreimal hämmerte seine Faust auf die Tür, jedesmal wenn seine Faust die Tür traf, gab sie einen dumpfen Ton von sich. Es klang wie ein grosser tibetanischer Gong. Als er aufhörte, geschah einige Sezuras nichts.
Plötzlich hörte man hinter der Tür einen Schlüsselbund rascheln. Es klickte mehrmals, als die schweren Schlösser auf der anderen Seite der Türe aufgeschlossen wurden. Langsam, aber beständig öffnete sich die Tür. Dahinter kam eine junge Argonin zum Vorschein. Sie war bildhübsch. Ihre zartblauen, schulterlangen Haare passten perfekt zu ihren grüngräulichen Augen. Sie hatte eine zierliche Nase und einen schmalen Mund. Alles harmonisierte perfekt miteinander. Man hätte ihr Alter wohl auf 18 Jazuras geschätzt. Einige Mizuras blieb sie in der Türe stumm stehen und musterte den Gast von oben bis unten. Sein Gesicht hatte tiefe Falten und seine Haut wirkte wie Papier auf sie. Seine grauen Haare waren zu einer adrett wirkenden Frisur gekämmt worden. Der Hals des Mannes war kaum zu sehen, so sehr hingen die Falten von seinem Gesicht. Alles an ihm schien fast tot zu sein, nur seine Augen nicht. Seine blauen Augen musterten sie ebenso wie die Ihren ihn. Sie waren hellwach und eine unbändige Kraft ging von ihnen aus.
Nachdem sich beide gemustert hatten, führte der Mann seine faltige linke Hand ihr zum Grusse. Auch sie nahm ihre linke Hand. Als sich beide Hände berührten, begann er zu sprechen: „Semper vigilans – Immer wachsam!“ Sie erwiderte; nach kurzem Warten: „Semper fidelis – Immer treu!“, nach einer kurzen Pause begann sie weiterzusprechen, „Es geht also wieder los. Nach so vielen Jazuras. Und was ist es diesmal?“ „ Ahh, ich sehe du hast dich nicht verändert, weder äusserlich noch innerlich. Immer noch die draufgängerische, wilde Schönheit. Immer noch ungezähmt und wissbegierig. Genauso wie vor 22 Jazuras. “ Beide fingen an zu lachen und fielen sich in die Arme. Sie bat ihren Gast hinein und er folgte der Einladung bereitwillig.
Die Wohnung war ganz anders als der Rest des Hauses. Sie wirkte, als wenn sie erst gerade gebaut worden wäre, nicht ein Staubkörnchen war zu sehen. Sie war hübsch eingerichtet. Nach dem Entree kam man ins Wohnzimmer. An einer Wand hingen viele verschiedene Fotos. Darunter stand eine gemütlich aussehende, lederne Couch. An der gegenüberliegenden Wand war in riesiger Fernseher angebracht, der bestimmt die Hälfte der Wand einnahm. Rundherum hingen noch mehr Fotos. Während auf diesen vorwiegend Leute abgebildet waren, waren auf der anderen Wand mehrheitlich Landschaftsbilder zu sehen. Die Mitte des Raumes beanspruchte ein grosser rustikaler Holztisch, welche auf den ersten Blick so ganz und gar nicht in das Zimmer passte. Auf den Zweiten jedoch einen wunderbaren Akzent gegenüber der sonst so modernen Einrichtung setzte. An der dritten Wand waren zwei schmale Durchgänge. Einer führte in die Küche, der andere ins Schlafzimmer. In einer Ecke war ein kleines Bonsia-Bäumchen platziert. Es badete im Licht einer alten, schon etwas zerschlissen Stehlampe. Es war wirklich gemütlich. Kaum etwas hatte sich seit dem letzten Besuch geändert. Nur hingen jetzt bei weitem mehr Bilder an den Wänden.
„Setz dich doch, Ben“, meinte die Argonin beiläufig, als sie in Richtung Küche verschwand um etwas Kaffee aufzubrühen und einige Plätzchen aus einer Schachtel zu holen. „Danke, Selen, ist sehr freundlich von dir“, bedankte sich Ben, als er es sich auf der Couch gemütlich machte. Er hörte sie in der Küche werkeln, also begann er seinerseits mit den Vorbereitungen für das kommende Gespräch. Erst jetzt legte er seinen schweren Mantel ab. Darunter trug er einen feinen, tiefschwarzen Anzug. Auch sein Hemd war schwarz, genauso wie die Krawatte und die Schuhe. Schwarz auf schwarz, so mochte er es, so war es Vorschrift.
Es sah sehr elegant aus, jedes Kleidungsstück hatte eine leicht andere Schwarznuance und in jedes einzelne Kleidungsstück waren feine Fäden eingenäht worden. Sie trafen sich, verknoteten sich zu Mustern und stoben auseinander, nur um an anderer Stelle sich wieder zu verknoten und neue Muster zu bilden immer und immer wieder. Ein ewiger Kreislauf. Alles war perfekt aufeinander abgestimmt und ergab ein Gesamtkunstwerk, um welches ihn sogar die Teladi aus Ianamus Zura beneidet hätten. Wobei die Teladi sonst für ihre farbfroheren Kombinationen berühmt waren.
Er griff in seine Jackentasche und nahm einen kleinen quaderförmigen Chip heraus. Gelangweilt fingerten seine Hände an dem Chip, bis Selen aus der Küche zurück kam. Sie stellte ein silbernes, schon leicht angelaufenes, Tablett auf den Holztisch in der Mitte des Raumes, und schenkte sowohl sich selbst, als auch ihrem Gast eine Tasse Kaffee ein. Es wurde ein recht fröhlicher Abend. Man trank etwas und unterhielt sich über die ´guten, alten Zeiten‘. Schliesslich trank man noch etwas Whiskey und dann verabschiedete man sich schliesslich. Draussen hatte es aufgehört zu regnen, dafür war die Nacht hereingebrochen. Langsam schlenderte Ben durch die Strassen, es waren wieder deutlich mehr Leute unterwegs. Eine zeitlang beobachtete er die Leute, die so unbeschwert durch die Gassen liefen, nicht ahnend welch unsichtbare Gefahren sie bedrohten. Je länger er die Leute beobachtete, umso unbeschwerter wurde auch er. Er war unglaublich erleichtert. Der Auftrag war erteilt worden. Niemand könnte jetzt noch den Lauf der Dinge aufhalten. Der Kampf hatte eine neue Wendung genommen. Eine neue Figur war auf dem Schlachtfeld erschienen. Kein Bauer, sondern eine Dame.
Abrupt wurde er aus seinen Gedankengängen gerissen. Er war umzingelt worden. Etwa zehn Personen standen um ihn herum. Nicht nur Argonen, sondern auch Split und Teladi. Er konnte sogar einen Paraniden erkennen, welcher sich unter einem Kaputzenmantel verbarg. Er wusste tief in seinem Innern, dass jetzt der Tag der Entscheidung gekommen war. Wenn er jetzt standhaft war, würde man ihn auf der anderen Seite mit offenen Armen empfangen. Falls es so etwas wie die andere Seite gab, oder überhaupt etwas danach. Mit lauter und klarer Stimme begann er zu sprechen: „ Ihr kommt zu spät. Der Auftrag wurde übergeben. Fürchtet euch, denn die Entscheidung kommt bald. Aber ich habe nichts zu befürchten, weder Tod noch Schmerz. Alle meine Schulden sind beglichen, jede einzelne habe ich zurück gezahlt. Ich will sterben ohne Schild und Harnisch. Ich bin bereit dafür.“ –Ben wunderte sich, dass ihm ein uraltes Shakespeare Zitat in den Sinn gekommen war. Ohne Schild und Harnisch was für ein Quatsch, aber scheinbar machte es Eindruck, obwohl wahrscheinlich niemand so genau wusste was er da gerade gesagt hatte.-„So sei es!“, erwiderte ein Split, „Doch ich kann nur lachen über deine Worte. Niemand kann uns aufhalten. Denn wir waren schon immer da. Und wir werden noch hier sein, wenn ihr alle verschwunden seit.“
Auf Bens Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, wieso mussten alle immer so geschwollen reden, heutzutage redete niemand mehr so. „Ihr Narren. Sie wurde mit dem Auftrag betraut!“ „Lügner, sie ist tot. Und du wirst es auch bald sein!“ Oh wie sich diese Dummköpfe irrten, dachte Ben für sich, wenn sie sich doch nur beeilen könnten. Der Split formte einige Handzeichen. Bens Gedanken rasten, Dunkelheit tastete nach ihm. Er konnte nur noch an Selen denken. An die alten Zeiten über die sie sich gerade noch unterhalten hatten. Damals vor 22 Jazuras als sie sich kennen gelernt hatten. Er der junge Spund, der bei der Armee Glück und Abenteuer suchte und sie die Sekretärin des befehlshabenden Kommandanten. Wie er sie damals angebetet hatte. Sie erschien ihm wie ein unnahbarer Engel auf Erden. Und dann jene schicksalshafte Nacht.
Er nahm all seinen Mut zusammen und sprach sie nach seinem Dienst an. -Oh, wie töricht er damals war.- Er bekam die gewaltigste Abfuhr seines Lebens. Das halbe Lager musste Selen gehört haben, als sie ihn zur Schnecke machte. Aber er blieb standhaft. Immer wieder versuchte er es bis sie mit ihm ausging. Was war das für eine Zeit gewesen, als alles noch nicht so kompliziert war. Er brachte noch ein letztes Danke hervor, bevor ihn die Dunkelheit ganz verschlang.
Selen war wieder allein in ihrem kleinen Habitat. Aber sie hatte wieder einen Auftrag und diesmal hing wohl viel von ihr ab. Ben hatte ihr nichts über den Auftrag gesagt, so wie immer bei einem solchen Ereignis. Er hatte eine Weile mit einem Datenchip gespielt. Dann legte er ihn beiseite und ´vergass´ ihn schliesslich bei ihr auf dem Wohnzimmertisch. Dieses Mal war aber trotzdem anders gewesen als alle vorherigen Male. Ben wirkte nach aussen hin fröhlich und gelassen, doch Selen konnte hinter diese Fassade aus Glückseligkeit sehen. Schon zu lange kannte sie ihn. Innerlich war er angespannt gewesen. Irgendetwas lastete sehr auf seinen Schultern. Es lastete solange auf ihm, bis er den Chip bei ihr liegen gelassen hatte. Danach war er ihm die Last von seinen Schultern gefallen und er wurde wirklich Fröhlich und Ausgelassen.
Noch etwas Nachdenklich begann sie ihre Sachen zu packen. Sie ging in ihr Schlafzimmer. Wie lange würde sie es wohl nicht mehr sehen. Einen Tazura, einen Mazura, oder nie wieder? Diese und viele andere Fragen beschäftigten sie, als sie zu einer kleinen unscheinbaren Kommode neben ihrem Himmelbett ging. Sie öffnete sie oberste Schublade und warf ihre darinbefindlichen Kleider achtlos auf ihr Bett. Als sie die Schublade geleert hatte, begann sie mit ihren Händen den Boden abzusuchen, bis sie eine leichte Vertiefung spürte. Dreimal drückte sie die Vertiefung ein. Dann hörte man ein leises Klick, als hinter einer Wand sich ein verstecktes Schloss öffnete. Selen lief um das Bett herum zur gegenüberliegenden Wand und schob eine verborgene Schiebetür zur Seite.
Zum Vorschien kam ein beachtliches Arsenal an Waffen und ein Kampfanzug. Alles war fein säuberlich aufgehängt und nach Grösse und Art sortiert. Der Anzug bildete das Zentrum der kleinen Waffenkammer. Auf der linken Seite waren vorwiegend antike, aber immer noch zweckmässige, Waffen, wie Schwerter, Messer, Dolche, alte Schusswaffen und Wurfsterne. Einige der antiken Schusswaffen stammten sogar noch von der Erde. Die hatte sie vor Jazuras einem Museum für eine Menge Credits abgekauft. Danach hatte sie sie aufwändig restauriert und sich das Wissen für den Gebrauch dieser Waffen angeeignet. Mittlerweile vertraute sie fast nur noch diesen Waffen. Vielerlei Gründe sprachen für die Benutzung antiker Schusswaffen. Auf der einen Seite konnte kaum eine der heutigen Sicherheitssoftware sie noch als Waffen identifizieren und andererseits waren sie wenig störanfällig und sehr präzise, ausserdem konnte man, wie mit einer Projektilkanone, Schutzschilde wunderbar umgehen. Denn auf der Erde wo das Töten schon lange Tradition war, wurden die Tötungswerkzeuge immer weiter perfektioniert. Auf der rechten Seite waren die modernen und schwereren Waffen. Es hingen einige Exemplare des argonischen Militärs an der Wand, wie zum Beispiel das PLG-911. Ein neuartiges Gewehr, welches ähnlich wie ein Laser bei einem Raumschiff Plasmakugeln abfeuert und schwere Schäden am Ziel verursacht. Leider ist es sehr störungsanfällig und ziemlich ungenau, was der Waffe den Namen Konfettimacher einbrachte. Denn alles was es trifft wird in tausend Stücke gerissen.
Es hingen aber noch viele andere Waffen dort. Ein paar Piratenwaffen, einige Laserklingen der Teladi, sogar eine Blutwolke der Pein von den Split hing dort. Eine sehr beliebte Waffe der Split. Sie schoss kleine Kugeln mit Widerhaken auf ihre Opfer, welche sich dann in der Haut festsetzten und eine stark ätzende Säure freizusetzen begann, um sich langsam durch den Körper hindurch zu fressen.
Selen beachtete die Waffen auf der rechten Seite gar nicht. Sie hatte es lieber altmodisch. Sie begann sich zu entkleiden. Fast schon genussvoll streifte sie ihr Kleid ab. Nur noch in Unterwäsche gekleidet, griff sie nach dem Anzug in Mitten der Kammer. Es war ein eng anliegender schwarzer Einteiler. Der Stoff schmiegte sich fest um ihren Körper. Abermals griff sie in die Vitrine um ihre Kampfstiefel und einen mit Taschen besetzten Gürtel zu greifen. Nachdem sie die Stiefel geschnürt und den Gürtel angelegt hatte, griff sie ein letztes Mal hinein. Sie holte eine Schulterpanzerung hervor. Langsam, wie einem uraltem Ritual folgend befestigte sie die Panzerung an ihrer linken Schulter. Die Panzerung, welche von der Schulter bis zum Ellenbogen reichte und einen Halsschutz hatte, war ein starker Kontrast zu ihrem sonst schwarzen Anzug. Die matt silbern glänzenden Nividiumplatten waren ein ausgezeichneter Schutz gegen allemöglichen Gewalteinwirkungen. Nun war sie fertig Eingekleidet.
Es fehlte nur noch ihre Bewaffnung. Sie nahm ein altes Katana von seiner Halterung. Sie begutachtete das schlichte Schwert genau. Es war genauso wie die Katana Ende des 19. Jahrhunderts in schlichtem Holz versteckt. Sie zog das Katana blank. Kein Fleckchen Rost beschmutzte die Klinge. Sie vollführte einige komplizierte Drehungen, gepaart mit Schlag und Stichkombinationen. Nach den letzten Schlag blieb sie noch einige Sezuras in dieser Position stehen, bis sie das Katana zufrieden wieder in die Scheide steckte. Voller Konzentration schnallte sie es auf ihren Rücken fest. Nun nahm sie zwei Dolche aus ihren Halterungen, welche sich direkt unter dem Katana befunden hatten. Auch mit ihnen vollführte sie einige, zum Teil hochgefährliche, Bewegungen, bevor sie auch diese zufrieden anlegte. Die grossen Kampfstiefel waren dafür genau der richtige Ort. Wieder griff sie in die Vitrine und entnahm dieses Mal ein Messer. Sie prüfte mit ihren zarten Finger die Klinge, bevor sie das Messer hochwarf.
Ihre Augen folgten den komplizierten Drehungen, bis das Messer von der Schwerkraft eingeholt wurde und sich immer noch drehend in Richtung Boden bewegte. Geschickt fischte sie das Messer aus der Luft und schnallte es sich an den linken Oberschenkel. Für den Nahkampf war sie nun mehr als gut gerüstet, doch auf Schusswechsel war sie noch nicht vorbereitet. Sie griff sich zwei alte Pistolen. Sie waren sehr robust und lagen gut in der Hand. Sie waren reich mit Gravuren verziert. Viele geschwungene Linien am Lauf formten sich gegen Ende dessen zu einer wunderschönen goldenen Rauchwolke. Die Griffe hatten auch solche Linien, diese bildeten aber kein definierbares Bild, sondern ein wunderschönes Muster, so als wenn viele Spinnennetze übereinander gelegt wurden. Gekonnt prüfte sie die Waffen auf Funktionstüchtigkeit. Als sie mit dem Zustand der Waffen zufrieden war, schnallte sie sich diese in der Höhe der Lenden auf den Rücken. Zusätzlich packte sie noch einige Magazine ihn ihre Gürteltaschen. Eigentlich war sie nun bereit, ihr Blick fiel auf eine kleine Holzbox. Für die ganz hartnäckigen Fälle, dachte sie für sich und entnahm der Box einige Päckchen Plastiksprengstoff. Nun war sie wirklich für alles gerüstet.
Sie schloss noch einmal die Augen und ging vor ihrem Inneren Auge in aller Ruhe ihre Ausrüstung durch. Als sie sich sicher war, dass sie alles hatte, was wie eventuell brauchen könnte. Lief sie zu ihrem Kleiderschrank und entnahm ihm eine Gonerkutte. Sie war überhaupt keine Gonerin, doch bot ihr diese Verkleidung einen ausserordentlich guten Schutz vor neugierigen Blicken und eventuellen Körperabtastungen. Die Goner waren im ganzen Weltraum bekannt für ihre Ablehnung gegenüber Waffen und kaum einer der vielen Sicherheitsfirmen des Universums machte sich noch die Mühe einen Goner bzw. eine Gonerin genauer zu untersuchen. Ausserdem gefiel ihr das mystische Etwas der Kutte, es war so als ob sie eine alte Weise aus den vergangenen Äonen der Geschichte wäre, gekommen um den Argonen dass zurückzugeben, was sie vor langer Zeit verloren haben. Im Grunde genommen war sie sogar eine alte Weise aus den vergangenen Äonen der Geschichte. Nur war sie nicht gekommen um den Argonen dass zurückzugeben, was sie vor langer Zeit verloren haben. Sondern sie sorgte dafür, dass es auch vergessen und vergraben blieb.
Selen atmete einmal tief ein und trat dann aus ihrer Wohnung. Sie legte ihre Hände in einander, so wie es nun einmal Mönche tun und lief rasch aus dem Haus. Als erstes musste sie nun ihre Missionsziele erfahren. Natürlich hätte sie den Datenchip in ihren Computer zu hause einlesen können, doch das machten nur Amateure. Auf so einem Chip konnten alle möglichen Programme zur Ermittlung des Aufenthaltsortes oder zur Infiltration des Computersystems oder noch viel schlimmere Dinge sein. Desshalb war es viel klüger den Chip auf einem öffentlichen oder sonst nicht eigenen Computer einzulesen.
Mit einem grossen Umweg, um eventuelle Verfolger abzuschütteln, begab sich Selen in ein GalnetCafe. Nachdem sie diverse Sicherheitssperren, wie Codewort, Gesichtserkennung, Persönlichkeitsmatrixtest und so weiter überwunden hatte war sie am Ziel angelangt. Es ploppte ein Fenster auf. Es war sehr schlicht gehalten. Im Hintergrund drehte sich, leicht schimmernd das Wappen der Organisation, ein saturnähnlicher Planet bildete den Mittelpunkt des Emblems. Über dem Planten waren drei goldene Sterne, welche ein gleichseitiges Dreieck bildeten, während darunter sich ein silberner Ritterschild mit zwei blauen, gekreuzten Schwertern befand. Der Auftrag selbst war in einfacher Schrift darüber gelegt worden:
Codname: Now or Never
Von: Geheim
An: Athene
Priorität: Dringend
1. Finden sie Mark Seldon (wahrscheinlicher Aufenthaltsort Piratenbasis, Thyns Abgrund, Verlies 32)
2. Horchen sie aus, was er über Projekt “New Heaven“ weiss (Gewaltanwendung erlaubt)
3. Bringen sie ihn zum Hauptquartier (lebendig)
Achten sie darauf, dass die Befreiungsaktion möglichst unbemerkt über die Bühne geht. Es ist mit hoher Gegenwehr durch die Piraten und andere Feinde zu rechnen. Seien sie extrem vorsichtig!
Selen traute ihren Augen nicht. Das war ein absoluter Witz. Eine der Top-Agentinnen der Organisation, wurde auf eine Anfängermission geschickt. Aber Auftrag war nun einmal Auftrag und auch diesen würde sie gewissenhaft erledigen.
Als sie den Auftrag zum Zweiten und Letzten Mal durchlas, musste sie schmunzeln. Seit langem sah sie wieder ihren Codenamen; Athene. Göttin der Weisheit und des Krieges. Sie erinnerte sich noch gut an den Tag als sie ihn bekam. Und trotzdem wusste sie nicht so genau, wesshalb sie ihn bekommen hatte.
Aber sie hatte nun genug in Erinnerungen geschwelgt. Die Argonin tippte einige Tatenkombinationen ein, stand auf und verliess rasch das Cafe. Sezuras später wurde der Chip ein Opfer der Flammen. Nur ein Häufchen Asche blieb übrig.
Freigegeben für Leser ab 16 Jahren. Da explizite Gewaltdarstellungen vorkommen.
Dark Horizon
Kapitel 1: A new order
Argon Prime, Argonia City, Wohn- und Arbeitssektor 6
Der Regen war schwer und unnachgiebig. Die einzelnen Tropfen schienen zu einer einzigen dichten grauen Wand zusammen zu wachsen. Die Strassen waren leer, nur vereinzelt sah man graue Gestalten durch die nassen Strassen rennen, um sich schnell unter irgendeinem Dachvorsprung vor dem Regen zu schützen. Die Strassenlaternen glommen schwach und konnten kaum den unmittelbaren Bereich um sie herum ausleuchten. Niemand beachtete den alten Mann, der in einem schwarzen, schweren Mantel durch die Strasse lief. Er rannte nicht, sondern schlenderte gemütlich, fast schon so als würde er den Regen überhaupt nicht bemerken. Sein Schritt schien unbekümmert, aber sein Blick verriet ihn. Grimmig schaute er auf einen Punkt in der Ferne. Nicht einmal blickte er nach links oder rechts. Nur geradeaus.
Zielstrebig, immerzu auf ein schäbiges, uraltes Appartementhaus gerichtet. An einigen Stellen war die Farbe abgeblättert oder mit Graffitis übersprüht worden. Überall waren Fenster eingeschlagen worden. Einzelne waren notdürftig mit Brettern vernagelt worden, um Einbrecher daran zu hindern die letzten vielleicht wertvollen Dinge dem Haus zu entreissen. An einigen Stellen, dort wo der Putz abgebröckelt war, kam der alte Schnellbeton zum Vorschein. Auf dem ganzen Gelände, welches das Haus umgab wucherte wie wild allerlei Unkraut und anders Grünzeug. Kein Licht brannte im ganzen Haus. Es wirkte abstossend und ganz und gar verlassen. Als der alte Mann das Haus erreichte schwang, wie von Geisterhand, die Eingangstür auf. Auf der Tür war ein gelber Aufdruck “ Achtung Einsturz gefährdet. Betreten verboten!“. Den Warnhinweis nicht beachtend, betrat der Mann das Haus. Hinter ihm schloss sich die Tür leise.
Ein Wunder, dass die alte Technik noch ihren Dienst so solide verrichtete. Langsam stieg er die knarrenden alten Treppen in den dritten Stock hoch. Der Lift hatte schon vor Jazuras den Geist aufgegeben. Seine Schiebetüren zuckten aber immer noch ein wenig, als sich der Mann ihnen genähert hatte um ins Treppenhaus zu gelangen. Etwas ausser Atem gekommen bestieg der Alte die letzte Stufe zum dritten Stock. Nachdenklich schaute er sich um. Suchend, ein Zeichen erwartend.
Die Fassade war nur ein Vorgeschmack auf den Verfall im Inneren gewesen. Eine mehrere Zentimeter dicke Staubschicht bedeckte alles. Die Luft schmeckte abgestanden und leicht moderig. Hie und da huschte eine Ratte durch die Gänge. Aufgescheucht durch den unerwarteten Besuch. Überall hingen Türen schief in den Angeln oder fehlten ganz. Viele waren mit Graffitis besprüht worden. Nur eine einzige Tür wirkte wie neu. Im Umkreis von etwa zwei Metern war sogar der ganze Staub verschwunden und der hölzern wirkende Boden glänzte in alter Pracht. Als der Blick des alten Mannes die Tür einfing, hellte sich seine Mine merklich auf, sein Gedächtnis hatte ihn nicht im Stich gelassen. Zielstrebig, mit zügigem Schritt, näherte er sich der Tür. Vor der Tür sammelte er sich wieder. Sein grimmiger Blick kehrte zurück. Er nahm seine Hand aus der Manteltasche und klopfte. Dreimal hämmerte seine Faust auf die Tür, jedesmal wenn seine Faust die Tür traf, gab sie einen dumpfen Ton von sich. Es klang wie ein grosser tibetanischer Gong. Als er aufhörte, geschah einige Sezuras nichts.
Plötzlich hörte man hinter der Tür einen Schlüsselbund rascheln. Es klickte mehrmals, als die schweren Schlösser auf der anderen Seite der Türe aufgeschlossen wurden. Langsam, aber beständig öffnete sich die Tür. Dahinter kam eine junge Argonin zum Vorschein. Sie war bildhübsch. Ihre zartblauen, schulterlangen Haare passten perfekt zu ihren grüngräulichen Augen. Sie hatte eine zierliche Nase und einen schmalen Mund. Alles harmonisierte perfekt miteinander. Man hätte ihr Alter wohl auf 18 Jazuras geschätzt. Einige Mizuras blieb sie in der Türe stumm stehen und musterte den Gast von oben bis unten. Sein Gesicht hatte tiefe Falten und seine Haut wirkte wie Papier auf sie. Seine grauen Haare waren zu einer adrett wirkenden Frisur gekämmt worden. Der Hals des Mannes war kaum zu sehen, so sehr hingen die Falten von seinem Gesicht. Alles an ihm schien fast tot zu sein, nur seine Augen nicht. Seine blauen Augen musterten sie ebenso wie die Ihren ihn. Sie waren hellwach und eine unbändige Kraft ging von ihnen aus.
Nachdem sich beide gemustert hatten, führte der Mann seine faltige linke Hand ihr zum Grusse. Auch sie nahm ihre linke Hand. Als sich beide Hände berührten, begann er zu sprechen: „Semper vigilans – Immer wachsam!“ Sie erwiderte; nach kurzem Warten: „Semper fidelis – Immer treu!“, nach einer kurzen Pause begann sie weiterzusprechen, „Es geht also wieder los. Nach so vielen Jazuras. Und was ist es diesmal?“ „ Ahh, ich sehe du hast dich nicht verändert, weder äusserlich noch innerlich. Immer noch die draufgängerische, wilde Schönheit. Immer noch ungezähmt und wissbegierig. Genauso wie vor 22 Jazuras. “ Beide fingen an zu lachen und fielen sich in die Arme. Sie bat ihren Gast hinein und er folgte der Einladung bereitwillig.
Die Wohnung war ganz anders als der Rest des Hauses. Sie wirkte, als wenn sie erst gerade gebaut worden wäre, nicht ein Staubkörnchen war zu sehen. Sie war hübsch eingerichtet. Nach dem Entree kam man ins Wohnzimmer. An einer Wand hingen viele verschiedene Fotos. Darunter stand eine gemütlich aussehende, lederne Couch. An der gegenüberliegenden Wand war in riesiger Fernseher angebracht, der bestimmt die Hälfte der Wand einnahm. Rundherum hingen noch mehr Fotos. Während auf diesen vorwiegend Leute abgebildet waren, waren auf der anderen Wand mehrheitlich Landschaftsbilder zu sehen. Die Mitte des Raumes beanspruchte ein grosser rustikaler Holztisch, welche auf den ersten Blick so ganz und gar nicht in das Zimmer passte. Auf den Zweiten jedoch einen wunderbaren Akzent gegenüber der sonst so modernen Einrichtung setzte. An der dritten Wand waren zwei schmale Durchgänge. Einer führte in die Küche, der andere ins Schlafzimmer. In einer Ecke war ein kleines Bonsia-Bäumchen platziert. Es badete im Licht einer alten, schon etwas zerschlissen Stehlampe. Es war wirklich gemütlich. Kaum etwas hatte sich seit dem letzten Besuch geändert. Nur hingen jetzt bei weitem mehr Bilder an den Wänden.
„Setz dich doch, Ben“, meinte die Argonin beiläufig, als sie in Richtung Küche verschwand um etwas Kaffee aufzubrühen und einige Plätzchen aus einer Schachtel zu holen. „Danke, Selen, ist sehr freundlich von dir“, bedankte sich Ben, als er es sich auf der Couch gemütlich machte. Er hörte sie in der Küche werkeln, also begann er seinerseits mit den Vorbereitungen für das kommende Gespräch. Erst jetzt legte er seinen schweren Mantel ab. Darunter trug er einen feinen, tiefschwarzen Anzug. Auch sein Hemd war schwarz, genauso wie die Krawatte und die Schuhe. Schwarz auf schwarz, so mochte er es, so war es Vorschrift.
Es sah sehr elegant aus, jedes Kleidungsstück hatte eine leicht andere Schwarznuance und in jedes einzelne Kleidungsstück waren feine Fäden eingenäht worden. Sie trafen sich, verknoteten sich zu Mustern und stoben auseinander, nur um an anderer Stelle sich wieder zu verknoten und neue Muster zu bilden immer und immer wieder. Ein ewiger Kreislauf. Alles war perfekt aufeinander abgestimmt und ergab ein Gesamtkunstwerk, um welches ihn sogar die Teladi aus Ianamus Zura beneidet hätten. Wobei die Teladi sonst für ihre farbfroheren Kombinationen berühmt waren.
Er griff in seine Jackentasche und nahm einen kleinen quaderförmigen Chip heraus. Gelangweilt fingerten seine Hände an dem Chip, bis Selen aus der Küche zurück kam. Sie stellte ein silbernes, schon leicht angelaufenes, Tablett auf den Holztisch in der Mitte des Raumes, und schenkte sowohl sich selbst, als auch ihrem Gast eine Tasse Kaffee ein. Es wurde ein recht fröhlicher Abend. Man trank etwas und unterhielt sich über die ´guten, alten Zeiten‘. Schliesslich trank man noch etwas Whiskey und dann verabschiedete man sich schliesslich. Draussen hatte es aufgehört zu regnen, dafür war die Nacht hereingebrochen. Langsam schlenderte Ben durch die Strassen, es waren wieder deutlich mehr Leute unterwegs. Eine zeitlang beobachtete er die Leute, die so unbeschwert durch die Gassen liefen, nicht ahnend welch unsichtbare Gefahren sie bedrohten. Je länger er die Leute beobachtete, umso unbeschwerter wurde auch er. Er war unglaublich erleichtert. Der Auftrag war erteilt worden. Niemand könnte jetzt noch den Lauf der Dinge aufhalten. Der Kampf hatte eine neue Wendung genommen. Eine neue Figur war auf dem Schlachtfeld erschienen. Kein Bauer, sondern eine Dame.
Abrupt wurde er aus seinen Gedankengängen gerissen. Er war umzingelt worden. Etwa zehn Personen standen um ihn herum. Nicht nur Argonen, sondern auch Split und Teladi. Er konnte sogar einen Paraniden erkennen, welcher sich unter einem Kaputzenmantel verbarg. Er wusste tief in seinem Innern, dass jetzt der Tag der Entscheidung gekommen war. Wenn er jetzt standhaft war, würde man ihn auf der anderen Seite mit offenen Armen empfangen. Falls es so etwas wie die andere Seite gab, oder überhaupt etwas danach. Mit lauter und klarer Stimme begann er zu sprechen: „ Ihr kommt zu spät. Der Auftrag wurde übergeben. Fürchtet euch, denn die Entscheidung kommt bald. Aber ich habe nichts zu befürchten, weder Tod noch Schmerz. Alle meine Schulden sind beglichen, jede einzelne habe ich zurück gezahlt. Ich will sterben ohne Schild und Harnisch. Ich bin bereit dafür.“ –Ben wunderte sich, dass ihm ein uraltes Shakespeare Zitat in den Sinn gekommen war. Ohne Schild und Harnisch was für ein Quatsch, aber scheinbar machte es Eindruck, obwohl wahrscheinlich niemand so genau wusste was er da gerade gesagt hatte.-„So sei es!“, erwiderte ein Split, „Doch ich kann nur lachen über deine Worte. Niemand kann uns aufhalten. Denn wir waren schon immer da. Und wir werden noch hier sein, wenn ihr alle verschwunden seit.“
Auf Bens Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, wieso mussten alle immer so geschwollen reden, heutzutage redete niemand mehr so. „Ihr Narren. Sie wurde mit dem Auftrag betraut!“ „Lügner, sie ist tot. Und du wirst es auch bald sein!“ Oh wie sich diese Dummköpfe irrten, dachte Ben für sich, wenn sie sich doch nur beeilen könnten. Der Split formte einige Handzeichen. Bens Gedanken rasten, Dunkelheit tastete nach ihm. Er konnte nur noch an Selen denken. An die alten Zeiten über die sie sich gerade noch unterhalten hatten. Damals vor 22 Jazuras als sie sich kennen gelernt hatten. Er der junge Spund, der bei der Armee Glück und Abenteuer suchte und sie die Sekretärin des befehlshabenden Kommandanten. Wie er sie damals angebetet hatte. Sie erschien ihm wie ein unnahbarer Engel auf Erden. Und dann jene schicksalshafte Nacht.
Er nahm all seinen Mut zusammen und sprach sie nach seinem Dienst an. -Oh, wie töricht er damals war.- Er bekam die gewaltigste Abfuhr seines Lebens. Das halbe Lager musste Selen gehört haben, als sie ihn zur Schnecke machte. Aber er blieb standhaft. Immer wieder versuchte er es bis sie mit ihm ausging. Was war das für eine Zeit gewesen, als alles noch nicht so kompliziert war. Er brachte noch ein letztes Danke hervor, bevor ihn die Dunkelheit ganz verschlang.
Selen war wieder allein in ihrem kleinen Habitat. Aber sie hatte wieder einen Auftrag und diesmal hing wohl viel von ihr ab. Ben hatte ihr nichts über den Auftrag gesagt, so wie immer bei einem solchen Ereignis. Er hatte eine Weile mit einem Datenchip gespielt. Dann legte er ihn beiseite und ´vergass´ ihn schliesslich bei ihr auf dem Wohnzimmertisch. Dieses Mal war aber trotzdem anders gewesen als alle vorherigen Male. Ben wirkte nach aussen hin fröhlich und gelassen, doch Selen konnte hinter diese Fassade aus Glückseligkeit sehen. Schon zu lange kannte sie ihn. Innerlich war er angespannt gewesen. Irgendetwas lastete sehr auf seinen Schultern. Es lastete solange auf ihm, bis er den Chip bei ihr liegen gelassen hatte. Danach war er ihm die Last von seinen Schultern gefallen und er wurde wirklich Fröhlich und Ausgelassen.
Noch etwas Nachdenklich begann sie ihre Sachen zu packen. Sie ging in ihr Schlafzimmer. Wie lange würde sie es wohl nicht mehr sehen. Einen Tazura, einen Mazura, oder nie wieder? Diese und viele andere Fragen beschäftigten sie, als sie zu einer kleinen unscheinbaren Kommode neben ihrem Himmelbett ging. Sie öffnete sie oberste Schublade und warf ihre darinbefindlichen Kleider achtlos auf ihr Bett. Als sie die Schublade geleert hatte, begann sie mit ihren Händen den Boden abzusuchen, bis sie eine leichte Vertiefung spürte. Dreimal drückte sie die Vertiefung ein. Dann hörte man ein leises Klick, als hinter einer Wand sich ein verstecktes Schloss öffnete. Selen lief um das Bett herum zur gegenüberliegenden Wand und schob eine verborgene Schiebetür zur Seite.
Zum Vorschien kam ein beachtliches Arsenal an Waffen und ein Kampfanzug. Alles war fein säuberlich aufgehängt und nach Grösse und Art sortiert. Der Anzug bildete das Zentrum der kleinen Waffenkammer. Auf der linken Seite waren vorwiegend antike, aber immer noch zweckmässige, Waffen, wie Schwerter, Messer, Dolche, alte Schusswaffen und Wurfsterne. Einige der antiken Schusswaffen stammten sogar noch von der Erde. Die hatte sie vor Jazuras einem Museum für eine Menge Credits abgekauft. Danach hatte sie sie aufwändig restauriert und sich das Wissen für den Gebrauch dieser Waffen angeeignet. Mittlerweile vertraute sie fast nur noch diesen Waffen. Vielerlei Gründe sprachen für die Benutzung antiker Schusswaffen. Auf der einen Seite konnte kaum eine der heutigen Sicherheitssoftware sie noch als Waffen identifizieren und andererseits waren sie wenig störanfällig und sehr präzise, ausserdem konnte man, wie mit einer Projektilkanone, Schutzschilde wunderbar umgehen. Denn auf der Erde wo das Töten schon lange Tradition war, wurden die Tötungswerkzeuge immer weiter perfektioniert. Auf der rechten Seite waren die modernen und schwereren Waffen. Es hingen einige Exemplare des argonischen Militärs an der Wand, wie zum Beispiel das PLG-911. Ein neuartiges Gewehr, welches ähnlich wie ein Laser bei einem Raumschiff Plasmakugeln abfeuert und schwere Schäden am Ziel verursacht. Leider ist es sehr störungsanfällig und ziemlich ungenau, was der Waffe den Namen Konfettimacher einbrachte. Denn alles was es trifft wird in tausend Stücke gerissen.
Es hingen aber noch viele andere Waffen dort. Ein paar Piratenwaffen, einige Laserklingen der Teladi, sogar eine Blutwolke der Pein von den Split hing dort. Eine sehr beliebte Waffe der Split. Sie schoss kleine Kugeln mit Widerhaken auf ihre Opfer, welche sich dann in der Haut festsetzten und eine stark ätzende Säure freizusetzen begann, um sich langsam durch den Körper hindurch zu fressen.
Selen beachtete die Waffen auf der rechten Seite gar nicht. Sie hatte es lieber altmodisch. Sie begann sich zu entkleiden. Fast schon genussvoll streifte sie ihr Kleid ab. Nur noch in Unterwäsche gekleidet, griff sie nach dem Anzug in Mitten der Kammer. Es war ein eng anliegender schwarzer Einteiler. Der Stoff schmiegte sich fest um ihren Körper. Abermals griff sie in die Vitrine um ihre Kampfstiefel und einen mit Taschen besetzten Gürtel zu greifen. Nachdem sie die Stiefel geschnürt und den Gürtel angelegt hatte, griff sie ein letztes Mal hinein. Sie holte eine Schulterpanzerung hervor. Langsam, wie einem uraltem Ritual folgend befestigte sie die Panzerung an ihrer linken Schulter. Die Panzerung, welche von der Schulter bis zum Ellenbogen reichte und einen Halsschutz hatte, war ein starker Kontrast zu ihrem sonst schwarzen Anzug. Die matt silbern glänzenden Nividiumplatten waren ein ausgezeichneter Schutz gegen allemöglichen Gewalteinwirkungen. Nun war sie fertig Eingekleidet.
Es fehlte nur noch ihre Bewaffnung. Sie nahm ein altes Katana von seiner Halterung. Sie begutachtete das schlichte Schwert genau. Es war genauso wie die Katana Ende des 19. Jahrhunderts in schlichtem Holz versteckt. Sie zog das Katana blank. Kein Fleckchen Rost beschmutzte die Klinge. Sie vollführte einige komplizierte Drehungen, gepaart mit Schlag und Stichkombinationen. Nach den letzten Schlag blieb sie noch einige Sezuras in dieser Position stehen, bis sie das Katana zufrieden wieder in die Scheide steckte. Voller Konzentration schnallte sie es auf ihren Rücken fest. Nun nahm sie zwei Dolche aus ihren Halterungen, welche sich direkt unter dem Katana befunden hatten. Auch mit ihnen vollführte sie einige, zum Teil hochgefährliche, Bewegungen, bevor sie auch diese zufrieden anlegte. Die grossen Kampfstiefel waren dafür genau der richtige Ort. Wieder griff sie in die Vitrine und entnahm dieses Mal ein Messer. Sie prüfte mit ihren zarten Finger die Klinge, bevor sie das Messer hochwarf.
Ihre Augen folgten den komplizierten Drehungen, bis das Messer von der Schwerkraft eingeholt wurde und sich immer noch drehend in Richtung Boden bewegte. Geschickt fischte sie das Messer aus der Luft und schnallte es sich an den linken Oberschenkel. Für den Nahkampf war sie nun mehr als gut gerüstet, doch auf Schusswechsel war sie noch nicht vorbereitet. Sie griff sich zwei alte Pistolen. Sie waren sehr robust und lagen gut in der Hand. Sie waren reich mit Gravuren verziert. Viele geschwungene Linien am Lauf formten sich gegen Ende dessen zu einer wunderschönen goldenen Rauchwolke. Die Griffe hatten auch solche Linien, diese bildeten aber kein definierbares Bild, sondern ein wunderschönes Muster, so als wenn viele Spinnennetze übereinander gelegt wurden. Gekonnt prüfte sie die Waffen auf Funktionstüchtigkeit. Als sie mit dem Zustand der Waffen zufrieden war, schnallte sie sich diese in der Höhe der Lenden auf den Rücken. Zusätzlich packte sie noch einige Magazine ihn ihre Gürteltaschen. Eigentlich war sie nun bereit, ihr Blick fiel auf eine kleine Holzbox. Für die ganz hartnäckigen Fälle, dachte sie für sich und entnahm der Box einige Päckchen Plastiksprengstoff. Nun war sie wirklich für alles gerüstet.
Sie schloss noch einmal die Augen und ging vor ihrem Inneren Auge in aller Ruhe ihre Ausrüstung durch. Als sie sich sicher war, dass sie alles hatte, was wie eventuell brauchen könnte. Lief sie zu ihrem Kleiderschrank und entnahm ihm eine Gonerkutte. Sie war überhaupt keine Gonerin, doch bot ihr diese Verkleidung einen ausserordentlich guten Schutz vor neugierigen Blicken und eventuellen Körperabtastungen. Die Goner waren im ganzen Weltraum bekannt für ihre Ablehnung gegenüber Waffen und kaum einer der vielen Sicherheitsfirmen des Universums machte sich noch die Mühe einen Goner bzw. eine Gonerin genauer zu untersuchen. Ausserdem gefiel ihr das mystische Etwas der Kutte, es war so als ob sie eine alte Weise aus den vergangenen Äonen der Geschichte wäre, gekommen um den Argonen dass zurückzugeben, was sie vor langer Zeit verloren haben. Im Grunde genommen war sie sogar eine alte Weise aus den vergangenen Äonen der Geschichte. Nur war sie nicht gekommen um den Argonen dass zurückzugeben, was sie vor langer Zeit verloren haben. Sondern sie sorgte dafür, dass es auch vergessen und vergraben blieb.
Selen atmete einmal tief ein und trat dann aus ihrer Wohnung. Sie legte ihre Hände in einander, so wie es nun einmal Mönche tun und lief rasch aus dem Haus. Als erstes musste sie nun ihre Missionsziele erfahren. Natürlich hätte sie den Datenchip in ihren Computer zu hause einlesen können, doch das machten nur Amateure. Auf so einem Chip konnten alle möglichen Programme zur Ermittlung des Aufenthaltsortes oder zur Infiltration des Computersystems oder noch viel schlimmere Dinge sein. Desshalb war es viel klüger den Chip auf einem öffentlichen oder sonst nicht eigenen Computer einzulesen.
Mit einem grossen Umweg, um eventuelle Verfolger abzuschütteln, begab sich Selen in ein GalnetCafe. Nachdem sie diverse Sicherheitssperren, wie Codewort, Gesichtserkennung, Persönlichkeitsmatrixtest und so weiter überwunden hatte war sie am Ziel angelangt. Es ploppte ein Fenster auf. Es war sehr schlicht gehalten. Im Hintergrund drehte sich, leicht schimmernd das Wappen der Organisation, ein saturnähnlicher Planet bildete den Mittelpunkt des Emblems. Über dem Planten waren drei goldene Sterne, welche ein gleichseitiges Dreieck bildeten, während darunter sich ein silberner Ritterschild mit zwei blauen, gekreuzten Schwertern befand. Der Auftrag selbst war in einfacher Schrift darüber gelegt worden:
Codname: Now or Never
Von: Geheim
An: Athene
Priorität: Dringend
1. Finden sie Mark Seldon (wahrscheinlicher Aufenthaltsort Piratenbasis, Thyns Abgrund, Verlies 32)
2. Horchen sie aus, was er über Projekt “New Heaven“ weiss (Gewaltanwendung erlaubt)
3. Bringen sie ihn zum Hauptquartier (lebendig)
Achten sie darauf, dass die Befreiungsaktion möglichst unbemerkt über die Bühne geht. Es ist mit hoher Gegenwehr durch die Piraten und andere Feinde zu rechnen. Seien sie extrem vorsichtig!
Selen traute ihren Augen nicht. Das war ein absoluter Witz. Eine der Top-Agentinnen der Organisation, wurde auf eine Anfängermission geschickt. Aber Auftrag war nun einmal Auftrag und auch diesen würde sie gewissenhaft erledigen.
Als sie den Auftrag zum Zweiten und Letzten Mal durchlas, musste sie schmunzeln. Seit langem sah sie wieder ihren Codenamen; Athene. Göttin der Weisheit und des Krieges. Sie erinnerte sich noch gut an den Tag als sie ihn bekam. Und trotzdem wusste sie nicht so genau, wesshalb sie ihn bekommen hatte.
Aber sie hatte nun genug in Erinnerungen geschwelgt. Die Argonin tippte einige Tatenkombinationen ein, stand auf und verliess rasch das Cafe. Sezuras später wurde der Chip ein Opfer der Flammen. Nur ein Häufchen Asche blieb übrig.
Last edited by x_treme 12 on Fri, 15. Aug 08, 20:27, edited 6 times in total.
Du hast Lust auf eine geheimnisreiche, anspruchsvolle und mit einigen blutigen Szenen gewürzte Geschichte? Dann lies Dark Horizon.
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*zustimm* also ich habe bis zu der beschriebenen 18 jazuras alten argonin gelesen. danach wurde es zu anstrengend wegen der fehlenden absätze. aber an sich hörte es sich schon echt gut an. und der auftrag am schluss ist auch nett dragestellt. weiterso. mach ein paar absätze mehr und ich les alles 
Greetings GP


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Also ich habe jetzt einige Absätze mehr reingemacht. Obwohl ich fast denke, dass es jetzt sogar zu viele sind. Ich glaube ich muss noch das richtige Mass dafür finden.
Natürlich werde ich euren Tipp im zweiten Kapitel versuchen schon von anfang an umzusetzen.
Aber ich finde es toll, dass ich zwei Antworten bekommen habe, ich dachte schon, meine Geschichte würde unbeantwortet in den unendlichen Tiefen der 2. Seite verschwinden.
Noch einmal ein grosses Dankeschön für eure Kritik.
Edit: @GP
Wer hat gesagt, dass die Argonin 18 Jazuras alt ist? Ich habe nur geschrieben, dass sie so alt aussieht.
Natürlich werde ich euren Tipp im zweiten Kapitel versuchen schon von anfang an umzusetzen.
Aber ich finde es toll, dass ich zwei Antworten bekommen habe, ich dachte schon, meine Geschichte würde unbeantwortet in den unendlichen Tiefen der 2. Seite verschwinden.
Noch einmal ein grosses Dankeschön für eure Kritik.
Edit: @GP
Wer hat gesagt, dass die Argonin 18 Jazuras alt ist? Ich habe nur geschrieben, dass sie so alt aussieht.

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Es sind nicht zu viele Absätze! Eher an einigen Stellen immer noch zu wenige. Du musst bedenken, dass das Gehirn unterbewusst die Zeilen zum nächsten Absatz zählt, wenn du die Zeile beim Lesen wechselst, um so die richtige Zeile zum Weiterlesen zu finden. Und wenn das mehr Zeilen sind, als deren Anzahl das Gehirn auf einmal erfassen kann, dann muss man anfangen, bewusst nach der Zeile zu suchen => anstrengend.
Die Geschichte gefällt mir aber sehr gut!
Gruß Sammy
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Ein neues Kapitel. Es passiert eigentlich noch nicht viel. Aber ich verspreche ab dem nächstengeht so richtig die Post ab. Etwas für Actionfans mit dem Hang zu blutigen Metzelorgien.
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Kapitel 2: Wolf im Schafspelz
Argon Prime, Handelsstation, Bar zum letzten Flug
Zufrieden schaute sich Helen ihr Gegenüber an. Sie hatte das perfekte Transportschiff gefunden. Der Teladi bei dem sie um den Flug gebucht hatte, schwärmte ihr sicher eine Stazura von den Vorzügen seines Transporters. -Oh, meine Dame, dieses Schiff ist schon seit über 15 Jazuras in Betrieb und es musste erst einmal in die Werkstatt. Daran erkennt man Qualität. Mit diesem Schiff bin ich schon durch Xenonsektoren geflogen und meine Schilde hielten sogar dem Beschuss eines Xenon P’s stand. Alles nur dank meiner hervorragenden Kenntnisse der Schildtechnologie, sie müssen wissen, ich bin ein führender Experte auf diesem Gebiet. Diese Personentransporte sind nur ein kleiner Nebenverdienst, desshalb kann ich diesen Transport auch für so wenige Credits ausschreiben. Ausserdem bin ich ein begnadeter Pilot und absolut ehrlich.-
Selen konnte sich gut vorstellen was das für ein Schiff war. Eine 30 Jazura alte Klapperkiste, die beim ersten Anzeichen von Waffengewalt von alleine auseinander fällt. Ausserdem musste sie die ganze Zeit über in die Werkstatt um irgendwelche Teile zu ersetzen. Die Schilde konnte man wahrscheinlich auch vergessen, entweder waren aus Creditsucht standartmässig keine eingebaut, oder die Leitung betrug maximal 1 MJ. Und der Pilot war wahrscheinlich auch nicht besser, beim ersten Anzeichen von Gefahr würde er die Rettungskapsel besteigen und sich auf und davon machen. Ausserdem verlangte er einen Wucherpreis von 15000 Credits. Folglich war er der perfekte Mann für den Job. Die Piraten, von denen sie beabsichtigte sich gefangen zu nehmen würden sich über die leichte Beute sicher freuen.
Per Handschlag besiegelte sie den Deal mit dem Teladi. „Na, dann zeig mir mal deinen Pott, mein Echsenfreund.“, meinte Selen als sie in Richtung Hangar gingen. „Sie wissen schon, meine teure Kundin, Deal ist Deal, sie müssen den Preis zahlen, ob sie nun fliegen wollen oder nicht.“, erwiderte ihr der Teladi. Selen musste lächeln, die Kaufechse hatte Angst nichts von dem Geld zu sehen, wenn er ihr sein Schiff zeigen würde. Sie zog es vor, dem Teladi die Antwort schuldig zu bleiben und ihn schweigend anzulächeln. Das gefiel ihm wohl nicht besonders und er schaute etwas verlegen zur Seite und trauerte wohl insgeheim den Credits nach die er nicht bekommen würde, wenn ihr das Schiff nicht gefiel.
Selen hatte sich nicht getäuscht. Der Tukan des Teladi war in einem hundsmiserablen Zustand. Überall waren Beulen an der Aussenhülle, es sah so aus, als ob der Tukan einmal jeden Asteroiden der Gemeinschaft geküsste hätte und dass ohne Schilde. Selen wusste nicht ob sie lauthals loslachen sollte, oder anfangen zu beten. Loslachen, weil das Schiff einfach zum Schiessen komisch aussah und beten, weil es auch jederzeit ausseinander berchen konnte.
Der Teladi musste wohl ihren verkniffenen Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn plötzlich zupfte die viel kleinere Echse an ihrer Robe. Etwas verwundert schaute Selen nach unten: „Was ist denn mein kleiner Echserich?“ „Nun meine Dame, ich kann verstehen, dass dieser Tukan dort ihre Aufmerksamkeit erregt, aber ich möchte sie darauf hinweisen, dass dies nicht mein Schiff ist. Sie können also vollkommen beruhigt sein“, zischelte ihr der Teladi leise zu. Währenddessen machte er eine ausladende Geste auf die andere Seite des Hangars und deutete auf ein silbern glänzendes Schiff. Als sich Selen diese Nachricht verarbeitet hatte, folgte sie mit ihrem Blick den Klauen der Echse. Sie fiel aus allen Wolken. Mit einem solchen Schiff hätte sie bei einem Teladi aus der Profitgesellschaft nicht gerechnet.
Ein Prototyp eines nie in Serie gegangenen Personentransporters. Selen wusste dass, weil sie zu einem grossen Teil dafür verantwortlich war, dass eben jener TP nie in Serie ging.
Sie konnte es nicht glauben, sie wahr wahrscheinlich an den einzigen von grundauf ehrlichen Teladi geraten. Mit einem solchen Schiff würde es den Piraten nie gelingen sie gefangen zu nehmen, einen kurzen Augenblick überlegte sie den Deal zu annullieren, doch dann kam ihr in Erinnerung, dass es wohl ein Ding der Unmöglichkeit werden würde und sie sich durch viele korrupte Ebenen des Teladiunternehmens wühlen müsste um aus dem Deal aussteigen zu können. Dies würde eine Menge Zeit und Geld kosten und beides war nicht gerade im Überfluss vorhanden.
Also beschloss sie sich für Plan B. Mit dem Teladi nach Thyns Abgrund zu fliegen und sich dort still und leise von ihm zu trennen. Eine Fluchtkapsel, wie sie in jedem Teladischiff zu finden war, wäre perfekt. Um den Teladi nicht weiter zu verunsichern begann sie ein lockeres Gespräch mit ihm. Zuerst bekundete sie ihr Interesse an diesem `unbekannten` Schiff, danach versuchte sie etwas über ihren kleinen schuppigen Freund zu erfahren. Natürlich hätte sie sich jede gewünschte Information aus ihm herrauspressen können, wenn sie es denn gewollt hätte, aber dazu hatte sie im Moment überhaupt keine Lust. Nach dem kleinen Schwatz bestiegen sie das Schiff, welches wie Selen erfahren hatte Profitkönigin hiess.
Der Innenraum des Schiffes war sehr konfortabel eingerichtet, er war zwar in diesem ekligen Teladigrün gestrichen, doch an vielen Stellen waren die Wände mit Zeichnungen der Maler von Ianamus Zura übermalt worden. Im Gegensatz zu vielen anderen Teladitransporter war dieses spezielle Exemplar mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden. Die indirekte gelborange Beleuchtung ergab einen exzellenten Kontrast zu den zum Teil teladigrünen Wänden und den in sehr dunklem Grün gehaltenen Sitzgelegenheiten.
Erstaunlich war, dass in diesem Schiff alles auf den Komfort des Gastes augelegt zu sein schien. Es gab hier keine langen, dichtaufeinanderliegende Sitzreihen, sondern mehrere grosszügige Sitzkreise. Sie waren gross genug um seine Ruhe zu haben, aber auch klein genug um sich mit jedem im Kreis ungestört unterhalten zu können.
Es gab auf Rassen aufgeteilte Kreise, welche zum Beispiel eine Aktientafel für Teladi in ihrer Mitte hatten, aber auch solche für gemischte Sitzordnungen. Es war wirklich schön eingerichtet, doch Selen konnte sich an diesem Anblick nicht wirklich erfreuen. Sie brauchte eine Rettungskapsel und die besten waren im Cockpit, also musste sie versuchen mit dem Piloten mit zu fliegen. „Mein Echsenfreund Jola ich sehe hier keine anderen Passagiere, das macht mir…äh… ein wenig Angst. Es wäre sehr freundlich von ihnen, wenn…nunja…wenn ich bei ihnen im Cockpit mitfliegen dürfte.“, sagte Selen möglichst ängstlich.
Der Teladi schaute an ihrer Kutte hoch und zischelte zu erst ein par unverstänliche Teladilaute, bevor er ihr in perfekter Handelssprache erklärte: „Sie wissen doch ehrenwerte Gonerin Anika, das mitfliegen im Cockpit ist Passagieren nicht erlaubt, wenn mich die Sektorpolizei erwischen würde! Und nennen sie mich doch bitte nicht immer Jola. Ich heisse Erebressus Talnsiss Jolannas IV.“ Etwas mürrisch zog Selen aus einer ihrer Taschen eine kleine Creditscard, in einem sehr schmeichlendem Ton beugte sie sich zu Jolannas runter und meinte: „Aber, aber, seien sie mir doch nicht böse Jola, ich möchte einfach nur einmal Raumschiffkäpten spielen, es wird schon nichts schiefgehen“ Mit seinen gelben Augen starrte der Teladi die Credits an, langsam bildete sich an seinem Kiefer ein kleines Rinsal aus Speichel, bis er bemerkte, was er gerade tat und mit seiner Zunge sich verlegen das Maul sauber wischte.
„Ahh, werte Kollegin ich habe ganz vergessen sie sind jaa gar keine Passagierin, kommen sie nur ins Cockpit gar kein Problem! Aber dürfte ich meine Creditcard wiederhaben?“ Schweigend und etwas mit den Augen rollend, reichte sie ihm die 1000 Credits in die Klauen und folgte ihm ins Cockpit.
Als der Sprungantrieb mit seinen Blitzen nach dem Schiff griff und die Realität in sich zusammenstürtzte, nur um sich augenblicklich wieder aufzubauen, wurde Selen speiübel. Sie hielt sich die Hand vor den Mund um nicht über die Armaturen des Cockpits zu kotzen, doch das half nichts. Flutwellenartig schoss ihr gerade verdautes Essen aus ihrem Mund auf die hochempfindliche Konsole. Auf der ganzen Konsole hatte sich eine fies aussehende Schicht aus dem Erbrochenen ausgebreitet. Die teils grüngelbliche Masse tropfte langsam gen Boden. Zu allem Unglück war auch ein Teil des Erbrochenen auf Jola gelandet.
Ganz kleinlaut piepste Selen ein Tut mir leid und versuchte möglichst unschuldig zu wirken. Entnervt stand der Teladi auf, wischte sich die Masse aus seinem Gesicht und setzte zu einer Schimpftirade an. „Was sollte das eben, was fällt ihnen ein sie unfähige Creditsverschleuderin.... Bein CEO, Eiersalat..... Ich fass es nicht. Wieso ich, wieso muss mir das immer passieren!..... Immer diese Weltraumtouristen....Tshh!“, durch das extreme Zischeln des Teladis verstand Selen nur die Hälfte und sie war froh darüber. Ihr tat die kleine Echse leid. Aber nur so konnte sie ihn vom Cockpit weglotsen. Sie hatte wirklich nicht gerne diese Pillen geschluckt. Aber es musste leider sein.
Wütend zischelnd fauchte der Teladi sie an: „Sie bleiben hier, haben sie das verstanden! Und rühren sie unter keinen Umständen etwas an. Ich hole jetzt Putzzeug, damit sie diese verdammte Sauerei aufwischen können. Und glauben sie nicht das hätte kein Nachspiel sie …sie…ach Eiersalat!“ Laut mit den Klauen stampfend verliess er das Cockpit. Nun war die Zeit für Selen reif. Geschickt tippte sie auf dem Kontrollfeld einige Befehle ein. Als erstes verriegelte sie die Tür zum Cockpit, danach überbrückte sie einige Sicherheitssperren und setzte das Notprotokoll für den Ausstieg des Copiloten in Gang.
Rote Warnleuchten begannen im ganzen Schiff zu leuchten als Jolannas mit den Reinigungsgeräten gerade auf dem Rückweg zum Cockpit war. Seine Glieder versteiften sich zusehens, bevor er bemerkte, dass es keine aktive Bedrohung gab. Augenblicklich wurden seine Glieder wieder beweglicher. Er watschelte so schnell er konnte in richtung des Cockpits. Aber es war zu spät. Selen war bereits im Weltraum.
Als die Kapsel mit einer extremen Beschleunigung aus dem Schiff gepresst wurde, hatte Selen grosse Mühe nicht in Ohnmacht zu fallen. Normalerweise hätte der Rettungsschaum den Copiloten bis zur Brust fest umschlossen und so die wahnsinnigen Beschleunigungskräfte stark verringert, doch Selen war kein Teladi und so kam ihr der Schaum nur bis zur Hüfte. Als nach einiger Zeit die Kapsel nicht mehr beschleunigte und Selen wieder klare Gedanken fassen konnte, begann sie damit die Kapsel in die ungefähre Richtung der Piratenstation auszurichten. Jetzt konnte sie nur noch darauf hoffen, dass sie von den Piraten gefunden wurde, bevor ihr der Sauerstoff oder die Energie für die Lebenserhaltung ausging.
Mit ihren Füssen suchte sie nach dem teladianischen Schalter, welcher den Schaum dazu veranlasste sich zu verflüssigen. Doch leider fand sie ihn nicht. So musste sie warten und warten war nicht gerade eine Stärke von ihr.
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Kapitel 2: Wolf im Schafspelz
Argon Prime, Handelsstation, Bar zum letzten Flug
Zufrieden schaute sich Helen ihr Gegenüber an. Sie hatte das perfekte Transportschiff gefunden. Der Teladi bei dem sie um den Flug gebucht hatte, schwärmte ihr sicher eine Stazura von den Vorzügen seines Transporters. -Oh, meine Dame, dieses Schiff ist schon seit über 15 Jazuras in Betrieb und es musste erst einmal in die Werkstatt. Daran erkennt man Qualität. Mit diesem Schiff bin ich schon durch Xenonsektoren geflogen und meine Schilde hielten sogar dem Beschuss eines Xenon P’s stand. Alles nur dank meiner hervorragenden Kenntnisse der Schildtechnologie, sie müssen wissen, ich bin ein führender Experte auf diesem Gebiet. Diese Personentransporte sind nur ein kleiner Nebenverdienst, desshalb kann ich diesen Transport auch für so wenige Credits ausschreiben. Ausserdem bin ich ein begnadeter Pilot und absolut ehrlich.-
Selen konnte sich gut vorstellen was das für ein Schiff war. Eine 30 Jazura alte Klapperkiste, die beim ersten Anzeichen von Waffengewalt von alleine auseinander fällt. Ausserdem musste sie die ganze Zeit über in die Werkstatt um irgendwelche Teile zu ersetzen. Die Schilde konnte man wahrscheinlich auch vergessen, entweder waren aus Creditsucht standartmässig keine eingebaut, oder die Leitung betrug maximal 1 MJ. Und der Pilot war wahrscheinlich auch nicht besser, beim ersten Anzeichen von Gefahr würde er die Rettungskapsel besteigen und sich auf und davon machen. Ausserdem verlangte er einen Wucherpreis von 15000 Credits. Folglich war er der perfekte Mann für den Job. Die Piraten, von denen sie beabsichtigte sich gefangen zu nehmen würden sich über die leichte Beute sicher freuen.
Per Handschlag besiegelte sie den Deal mit dem Teladi. „Na, dann zeig mir mal deinen Pott, mein Echsenfreund.“, meinte Selen als sie in Richtung Hangar gingen. „Sie wissen schon, meine teure Kundin, Deal ist Deal, sie müssen den Preis zahlen, ob sie nun fliegen wollen oder nicht.“, erwiderte ihr der Teladi. Selen musste lächeln, die Kaufechse hatte Angst nichts von dem Geld zu sehen, wenn er ihr sein Schiff zeigen würde. Sie zog es vor, dem Teladi die Antwort schuldig zu bleiben und ihn schweigend anzulächeln. Das gefiel ihm wohl nicht besonders und er schaute etwas verlegen zur Seite und trauerte wohl insgeheim den Credits nach die er nicht bekommen würde, wenn ihr das Schiff nicht gefiel.
Selen hatte sich nicht getäuscht. Der Tukan des Teladi war in einem hundsmiserablen Zustand. Überall waren Beulen an der Aussenhülle, es sah so aus, als ob der Tukan einmal jeden Asteroiden der Gemeinschaft geküsste hätte und dass ohne Schilde. Selen wusste nicht ob sie lauthals loslachen sollte, oder anfangen zu beten. Loslachen, weil das Schiff einfach zum Schiessen komisch aussah und beten, weil es auch jederzeit ausseinander berchen konnte.
Der Teladi musste wohl ihren verkniffenen Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn plötzlich zupfte die viel kleinere Echse an ihrer Robe. Etwas verwundert schaute Selen nach unten: „Was ist denn mein kleiner Echserich?“ „Nun meine Dame, ich kann verstehen, dass dieser Tukan dort ihre Aufmerksamkeit erregt, aber ich möchte sie darauf hinweisen, dass dies nicht mein Schiff ist. Sie können also vollkommen beruhigt sein“, zischelte ihr der Teladi leise zu. Währenddessen machte er eine ausladende Geste auf die andere Seite des Hangars und deutete auf ein silbern glänzendes Schiff. Als sich Selen diese Nachricht verarbeitet hatte, folgte sie mit ihrem Blick den Klauen der Echse. Sie fiel aus allen Wolken. Mit einem solchen Schiff hätte sie bei einem Teladi aus der Profitgesellschaft nicht gerechnet.
Ein Prototyp eines nie in Serie gegangenen Personentransporters. Selen wusste dass, weil sie zu einem grossen Teil dafür verantwortlich war, dass eben jener TP nie in Serie ging.
Sie konnte es nicht glauben, sie wahr wahrscheinlich an den einzigen von grundauf ehrlichen Teladi geraten. Mit einem solchen Schiff würde es den Piraten nie gelingen sie gefangen zu nehmen, einen kurzen Augenblick überlegte sie den Deal zu annullieren, doch dann kam ihr in Erinnerung, dass es wohl ein Ding der Unmöglichkeit werden würde und sie sich durch viele korrupte Ebenen des Teladiunternehmens wühlen müsste um aus dem Deal aussteigen zu können. Dies würde eine Menge Zeit und Geld kosten und beides war nicht gerade im Überfluss vorhanden.
Also beschloss sie sich für Plan B. Mit dem Teladi nach Thyns Abgrund zu fliegen und sich dort still und leise von ihm zu trennen. Eine Fluchtkapsel, wie sie in jedem Teladischiff zu finden war, wäre perfekt. Um den Teladi nicht weiter zu verunsichern begann sie ein lockeres Gespräch mit ihm. Zuerst bekundete sie ihr Interesse an diesem `unbekannten` Schiff, danach versuchte sie etwas über ihren kleinen schuppigen Freund zu erfahren. Natürlich hätte sie sich jede gewünschte Information aus ihm herrauspressen können, wenn sie es denn gewollt hätte, aber dazu hatte sie im Moment überhaupt keine Lust. Nach dem kleinen Schwatz bestiegen sie das Schiff, welches wie Selen erfahren hatte Profitkönigin hiess.
Der Innenraum des Schiffes war sehr konfortabel eingerichtet, er war zwar in diesem ekligen Teladigrün gestrichen, doch an vielen Stellen waren die Wände mit Zeichnungen der Maler von Ianamus Zura übermalt worden. Im Gegensatz zu vielen anderen Teladitransporter war dieses spezielle Exemplar mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden. Die indirekte gelborange Beleuchtung ergab einen exzellenten Kontrast zu den zum Teil teladigrünen Wänden und den in sehr dunklem Grün gehaltenen Sitzgelegenheiten.
Erstaunlich war, dass in diesem Schiff alles auf den Komfort des Gastes augelegt zu sein schien. Es gab hier keine langen, dichtaufeinanderliegende Sitzreihen, sondern mehrere grosszügige Sitzkreise. Sie waren gross genug um seine Ruhe zu haben, aber auch klein genug um sich mit jedem im Kreis ungestört unterhalten zu können.
Es gab auf Rassen aufgeteilte Kreise, welche zum Beispiel eine Aktientafel für Teladi in ihrer Mitte hatten, aber auch solche für gemischte Sitzordnungen. Es war wirklich schön eingerichtet, doch Selen konnte sich an diesem Anblick nicht wirklich erfreuen. Sie brauchte eine Rettungskapsel und die besten waren im Cockpit, also musste sie versuchen mit dem Piloten mit zu fliegen. „Mein Echsenfreund Jola ich sehe hier keine anderen Passagiere, das macht mir…äh… ein wenig Angst. Es wäre sehr freundlich von ihnen, wenn…nunja…wenn ich bei ihnen im Cockpit mitfliegen dürfte.“, sagte Selen möglichst ängstlich.
Der Teladi schaute an ihrer Kutte hoch und zischelte zu erst ein par unverstänliche Teladilaute, bevor er ihr in perfekter Handelssprache erklärte: „Sie wissen doch ehrenwerte Gonerin Anika, das mitfliegen im Cockpit ist Passagieren nicht erlaubt, wenn mich die Sektorpolizei erwischen würde! Und nennen sie mich doch bitte nicht immer Jola. Ich heisse Erebressus Talnsiss Jolannas IV.“ Etwas mürrisch zog Selen aus einer ihrer Taschen eine kleine Creditscard, in einem sehr schmeichlendem Ton beugte sie sich zu Jolannas runter und meinte: „Aber, aber, seien sie mir doch nicht böse Jola, ich möchte einfach nur einmal Raumschiffkäpten spielen, es wird schon nichts schiefgehen“ Mit seinen gelben Augen starrte der Teladi die Credits an, langsam bildete sich an seinem Kiefer ein kleines Rinsal aus Speichel, bis er bemerkte, was er gerade tat und mit seiner Zunge sich verlegen das Maul sauber wischte.
„Ahh, werte Kollegin ich habe ganz vergessen sie sind jaa gar keine Passagierin, kommen sie nur ins Cockpit gar kein Problem! Aber dürfte ich meine Creditcard wiederhaben?“ Schweigend und etwas mit den Augen rollend, reichte sie ihm die 1000 Credits in die Klauen und folgte ihm ins Cockpit.
Als der Sprungantrieb mit seinen Blitzen nach dem Schiff griff und die Realität in sich zusammenstürtzte, nur um sich augenblicklich wieder aufzubauen, wurde Selen speiübel. Sie hielt sich die Hand vor den Mund um nicht über die Armaturen des Cockpits zu kotzen, doch das half nichts. Flutwellenartig schoss ihr gerade verdautes Essen aus ihrem Mund auf die hochempfindliche Konsole. Auf der ganzen Konsole hatte sich eine fies aussehende Schicht aus dem Erbrochenen ausgebreitet. Die teils grüngelbliche Masse tropfte langsam gen Boden. Zu allem Unglück war auch ein Teil des Erbrochenen auf Jola gelandet.
Ganz kleinlaut piepste Selen ein Tut mir leid und versuchte möglichst unschuldig zu wirken. Entnervt stand der Teladi auf, wischte sich die Masse aus seinem Gesicht und setzte zu einer Schimpftirade an. „Was sollte das eben, was fällt ihnen ein sie unfähige Creditsverschleuderin.... Bein CEO, Eiersalat..... Ich fass es nicht. Wieso ich, wieso muss mir das immer passieren!..... Immer diese Weltraumtouristen....Tshh!“, durch das extreme Zischeln des Teladis verstand Selen nur die Hälfte und sie war froh darüber. Ihr tat die kleine Echse leid. Aber nur so konnte sie ihn vom Cockpit weglotsen. Sie hatte wirklich nicht gerne diese Pillen geschluckt. Aber es musste leider sein.
Wütend zischelnd fauchte der Teladi sie an: „Sie bleiben hier, haben sie das verstanden! Und rühren sie unter keinen Umständen etwas an. Ich hole jetzt Putzzeug, damit sie diese verdammte Sauerei aufwischen können. Und glauben sie nicht das hätte kein Nachspiel sie …sie…ach Eiersalat!“ Laut mit den Klauen stampfend verliess er das Cockpit. Nun war die Zeit für Selen reif. Geschickt tippte sie auf dem Kontrollfeld einige Befehle ein. Als erstes verriegelte sie die Tür zum Cockpit, danach überbrückte sie einige Sicherheitssperren und setzte das Notprotokoll für den Ausstieg des Copiloten in Gang.
Rote Warnleuchten begannen im ganzen Schiff zu leuchten als Jolannas mit den Reinigungsgeräten gerade auf dem Rückweg zum Cockpit war. Seine Glieder versteiften sich zusehens, bevor er bemerkte, dass es keine aktive Bedrohung gab. Augenblicklich wurden seine Glieder wieder beweglicher. Er watschelte so schnell er konnte in richtung des Cockpits. Aber es war zu spät. Selen war bereits im Weltraum.
Als die Kapsel mit einer extremen Beschleunigung aus dem Schiff gepresst wurde, hatte Selen grosse Mühe nicht in Ohnmacht zu fallen. Normalerweise hätte der Rettungsschaum den Copiloten bis zur Brust fest umschlossen und so die wahnsinnigen Beschleunigungskräfte stark verringert, doch Selen war kein Teladi und so kam ihr der Schaum nur bis zur Hüfte. Als nach einiger Zeit die Kapsel nicht mehr beschleunigte und Selen wieder klare Gedanken fassen konnte, begann sie damit die Kapsel in die ungefähre Richtung der Piratenstation auszurichten. Jetzt konnte sie nur noch darauf hoffen, dass sie von den Piraten gefunden wurde, bevor ihr der Sauerstoff oder die Energie für die Lebenserhaltung ausging.
Mit ihren Füssen suchte sie nach dem teladianischen Schalter, welcher den Schaum dazu veranlasste sich zu verflüssigen. Doch leider fand sie ihn nicht. So musste sie warten und warten war nicht gerade eine Stärke von ihr.
Du hast Lust auf eine geheimnisreiche, anspruchsvolle und mit einigen blutigen Szenen gewürzte Geschichte? Dann lies Dark Horizon.
Nichts für schwache Nerven!
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Da bin ich aber froh. omg
Das motiviert mich noch mehr zu schreiben. Mal sehen was die Zukunft bringt. In ein zwei Wochen kommt dann Kapitel 3 raus.
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Es wäre schön, wenn sonst noch jemand etwas posten würde. Vorallem Kritikpunkte würde ich gerne hören. Ich finde ich kann und sollte mich noch stark verbessen, doch dass kann ich nur mit der tatkräftigen Unterstützung von euch.
Ausserdem denke ich, dass viele Leser die Geschichte nicht genau durchgelesen haben, sonst wäre eventuell aufgefallen, dass Ben (der alte Knacker aus dem 1. Kapitel) in jungen Jahren eine Beziehung mit Selen hatte. Und dass er jetz alt ist und sie noch jung geblieben ist. Oder ist es so offenslichtlich was Selen ist?
auf bald kommende Kritik hoffend
x_treme 12
Ausserdem denke ich, dass viele Leser die Geschichte nicht genau durchgelesen haben, sonst wäre eventuell aufgefallen, dass Ben (der alte Knacker aus dem 1. Kapitel) in jungen Jahren eine Beziehung mit Selen hatte. Und dass er jetz alt ist und sie noch jung geblieben ist. Oder ist es so offenslichtlich was Selen ist?

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Moin mien Jung ,ok ich poste mal was (die die mich kennen wissen das das selten ist )
Das mit Selen haste schon mit der Formulierung verraten (nur ein Beispiel ).Und ich erwarte von ihr Deshalb etwas mehr als einen Normalen Einsatz (cb das du durchblicken lässt was sie kann und wer oder was sie ist ).nicht zu deutlich,würde den Spannungsbogen leider entlasten ,aber soweit das mann gespannt ist was nun Kommt !
Gruss Harry

Das mit Selen haste schon mit der Formulierung verraten (nur ein Beispiel ).Und ich erwarte von ihr Deshalb etwas mehr als einen Normalen Einsatz (cb das du durchblicken lässt was sie kann und wer oder was sie ist ).nicht zu deutlich,würde den Spannungsbogen leider entlasten ,aber soweit das mann gespannt ist was nun Kommt !
Gruss Harry
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Also: Erst mal muss ich sagen, dass mir die Geschichte gut gefällt. Du beschreibst sehr detailliert und hast auch die Charaktere gut eingeführt. Wie mir scheint, hast Du auch die X-Romane gelesen.
Obwohl ich die Geschichte sehr gut finde, habe ich (wie gewünscht) ein paar Kleinigkeiten anzumerken.
Im ersten Kapitel 2. und 3. Absatz z.B.:
"Ein einigen Stellen"
"Ein Wunder, dass die alte Technik noch ihren Dienst noch so solide verrichtete."
Ich glaub da waren noch einige wenige ähnliche Stellen, ich bin jetzt aber zu faul, die alle nochmal wieder herauszusuchen.
Und für meinen Geschmack setzt Du das Wort "sich" in einigen Sätzen an für mich ungewohnte Stelle. Da habe ich manchmal beim Lesen gestutzt, einen Fehler konnte ich da glaube ich aber nicht erkennen.
Die Rechtschreibung ist für eine Story im Forum auch erstaunlich gut. Einige Tippfehler waren vorhanden, aber dass ist zu erwarten. Allerdings hast Du glaube ich zwei oder dreimal Genitiv und Dativ verwechselt (sprich anstatt "dem" , "den" geschrieben).
Das sind aber, wie bereits gesagt Kleinigkeiten, die mir den Spaß an einer sehr guten Geschichte nicht verderben können. Mach in dieser Qualität weiter und ich bin sicher, mir werden auch die nächsten Kapitel gefallen.
Obwohl ich die Geschichte sehr gut finde, habe ich (wie gewünscht) ein paar Kleinigkeiten anzumerken.
Im ersten Kapitel 2. und 3. Absatz z.B.:
"Ein einigen Stellen"
"Ein Wunder, dass die alte Technik noch ihren Dienst noch so solide verrichtete."
Ich glaub da waren noch einige wenige ähnliche Stellen, ich bin jetzt aber zu faul, die alle nochmal wieder herauszusuchen.
Und für meinen Geschmack setzt Du das Wort "sich" in einigen Sätzen an für mich ungewohnte Stelle. Da habe ich manchmal beim Lesen gestutzt, einen Fehler konnte ich da glaube ich aber nicht erkennen.
Die Rechtschreibung ist für eine Story im Forum auch erstaunlich gut. Einige Tippfehler waren vorhanden, aber dass ist zu erwarten. Allerdings hast Du glaube ich zwei oder dreimal Genitiv und Dativ verwechselt (sprich anstatt "dem" , "den" geschrieben).
Das sind aber, wie bereits gesagt Kleinigkeiten, die mir den Spaß an einer sehr guten Geschichte nicht verderben können. Mach in dieser Qualität weiter und ich bin sicher, mir werden auch die nächsten Kapitel gefallen.
Eine Blase voll Luft fürchtet spitze Nadeln.
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@Belgarion
Schön, dass dir meine Geschichte gefällt. Danke, dass du mich darauf hingewisen hast, wo ich mich verbessern kann. Dass die Rechtschreibung ein gewisses Niveau haben sollte ist doch selbstverständlich. Aber es ist klar, dass man nicht alle Fehler finden kann.
Und ja ich habe ein Buch von Helge gelesen (Nopi). Bei Gelegenheit werde ich die anderen auch noch lesen.
@Harry Hammond
Ich hoffe du meinst nicht, dass Selen
Dass wäre nähmlich falsch. Sie ist zu 100% Natur. Ich habe vor in einem der nächsten Kapitel etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Entweder wird es Kapitel 6 oder höher. Wir werden sehen.
Edit: Zum Wochenende hin gibts das nächste Kapitel.
Schön, dass dir meine Geschichte gefällt. Danke, dass du mich darauf hingewisen hast, wo ich mich verbessern kann. Dass die Rechtschreibung ein gewisses Niveau haben sollte ist doch selbstverständlich. Aber es ist klar, dass man nicht alle Fehler finden kann.
Und ja ich habe ein Buch von Helge gelesen (Nopi). Bei Gelegenheit werde ich die anderen auch noch lesen.
@Harry Hammond
Ich hoffe du meinst nicht, dass Selen
Spoiler
Show
Ein Roboter, Androide, zum Teil Roboter oder Maschine ist.
Edit: Zum Wochenende hin gibts das nächste Kapitel.
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Und wieder ein neues Kapitel. Ich glaube dieses Mal habe ich ein bisschen geschwächelt mit der Story. Insgesamt finde ich das Kapitel nicht so berauschend. Ich wollte zu fiel auf einmal reinpacken. Doch seht selbst.
Viel Spass beim Lesen!!
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Kapitel 3: Fressen und gefressen werden
Nun war Selen schon seit Stazuras in dieser engen Fluchtkapsel gefangen. Es war todlangweilig darin. Man konnte nichts machen. Nur stumm vor sich hin brüten und darauf hoffen, dass die dämlichen Piraten die Fluchtkapsel endlich finden würden. Aus lauter Langeweile begann Selen ein Wortspiel. Sie nahm das Wort Fluchtkapsel, wandelte es zu Fruchtkapsel um, danach wurde es zur Furchtkapsel und so weiter und so fort. „Boa, ist das langweilig hier drin!“, rief sie irgendwann, als ihr keine sinnvollen Wörter mehr einfielen. Langsam machte sie sich doch Sorgen, dass diese unfähigen Piraten sie eventuell nicht finden würden. Und der Sauerstoff ging langsam aber sicher auch zur Neige, von der Energie ganz zu schweigen. Wenigstens hatte sie es geschafft diesen dämlichen Rettungsschaum zu verflüssigen. Die dabei auftretende Wärme hatte ihr gut getan, doch jetzt begann die Kälte an ihren Kräften zu zehren. Und mit der Kälte kam die Wut. Die Wut auf diese unfähigen Piraten, diesen elenden lispelnden Teladi und all die anderen inkompetenten Wesen, auf die sie während ihrer Reise noch treffen würde.
Der Sauerstoff neigte sich immer mehr dem Ende zu und die klirrende Kälte lies Selens Glieder immer schwerer erscheinen. Die Müdigkeit übermannte sie immer mehr, dagegen konnte auch ihre immer noch im Bauch schwelende Wut nichts ausrichten. Die Augenlieder wurden immer schwerer und schwerer. Die Kälte spürte sie schon gar nicht mehr. Immer mehr verfiel sie den Fängen des Ewigen Schlafes. Sie merkte kaum noch die Erschütterungen, als die Kapsel in ein Schiff gezogen wurde. Doch sofort versuchte sich wieder aufzurichten. Es fiel ihr schwer, am Liebsten wäre sie einfach wieder auf den Boden gefallen, um sich ihrem Schicksal zu ergeben. Aber das wollte sie nicht. Das konnte sie nicht. Noch nie war sie vor jemandem gekniet. Noch nie und heute wollte sie schon gar nicht damit anfangen. Die ganze Kapsel erzitterte, als langsam die künstliche Schwerkraft wieder einsetzte und die ganze Kapsel über den Deckboden des Schiffes schrammte. Selen wurde durch die Erschütterungen wieder auf den Boden geworfen. Erneut erhob sie sich, dieses Mal schneller. Sie war wieder hellwach.
Nun waren Geräusche draussen zu hören. Es klang nach mehreren Personen. Mindestens drei Argonen, ein Split und ein Teladi, dessen war sich Selen durch ihre Ausbildung sicher. Nach den Schritten nach zu urteilen, waren sie nur leicht bis gar nicht bewaffnet.
Ein tiefes Klonk ertönte, als der Schliessmechanismus der Türe geöffnet wurde. Etwas Dampf gab dem ganzen irgendwie eine mystische Note, als die Türe langsam nach oben aufschwang und die Sicht nach Draussen freigab.
Vor ihr stand ein kümmerlicher Piratenhaufen. Selen hätte am Liebsten lauthals losgelacht, als sie die Piraten sah. Die zerfetzte Kleidung und ihre grimmigen Gesichter passten fast schon perfekt in ein Klischee. Ihr übler Geruch trug den Rest dazu bei. Selen versuchte ein möglichst verzweifeltes und dankbares Gesicht aufzusetzen, als sie aus der Kapsel trat: „Ohh, danke, dass sie mich gerettet haben. Ihnen habe ich mein Leben zu verdanken. Ich danke ihnen so sehr. Mein Name ist Anika. Ich bin Gonerin und möchte die Geheimisse des Universums verkünden“ Ohh. Ich bin Gonerin und möchte mich bedanken, dass ihr mein Leben gerettet habt, äffte sie ein Pirat nach. Ein Anderer, wohl ihr Anführer, brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Er trat einen Schritt vor und begann irgendwas von Gefangenschaft und Sklaven zu reden.
Es interessierte Selen überhaupt nicht, sie war nur auf der Durchreise. Sie blickte sich lieber ein bisschen um. Der Hangar in dem sie waren gehörte zu einer Korvette, dem sehr aggressiven und kantigen Baustil nach war es ein alter Split Drache. Sehr zuverlässige und gute Schiffe. Sie waren robust und hatten gute Kampfeigenschaften, brauchten aber einen wirklich fähigen Piloten, um effektiv zu sein. Es wunderte Selen, dass ein Split sein Schiff aufgegeben hatte. Als sie einen Blick zur Türe warf, wurde ihr aber schlagartig klar, dass das Schiff niemals einem Split gehört hatte. Es hatte Fussschalter, jetzt wunderte es Selen nicht mehr wie die Piraten zu diesem stattlichen Schiff kamen.
Endlich wurde sie weggebracht. Der Split und einer der Argonen brachten sie durch viele übel riechende und mit Schmutz bedeckte Gänge in den Gefängnistrakt. Die Piraten zeigten sich in solchen Fällen immer wieder als sehr erfinderisch. Da nur die militärischen und polizeilichen Schiffe Arrestzellen hatten, wurde meist ein nicht sehr oft benutzter Teil des Schiffes dafür umgebaut. Hier war es ein Quartier. Eigentlich war das ja gar nicht so übel, fand Selen, ein Bett und genügend Platz und vielleicht roch es darin auch gar nicht so übel wie draussen.
Unsanft wurde sie in das Quartier hinein gestossen. Irgendetwas stimmte nicht. Diese Zelle war überhaupt nicht wie eine Zelle ausgestattet, eher wie 5-Sterne Hotelzimmer. Ein grosses, rotes, herzförmiges Bett bildete den Mittelpunkt des Raumes. Jeweils auf einer Seite des Bettes stand ein kleines Nachttischchen mit einer altmodisch wirkenden Lampe. Die Lampen verstrahlten ein angenehmes gelboranges Licht. Aus den Lautsprechern, die in die Decke des Zimmers eingelassen worden waren, rieselte ein wohlklingender Teladi Blues. Alles war sehr romantisch eingerichtet. Überall auf dem Boden lagen Rosenblätter, was der romantischen Note des Zimmers, den letzten Schliff gab.
In Selen keimte ein böser Verdacht. Das war keine Arrestzelle im herkömmlichen Sinn, sondern ein Liebesnest für einsame Piraten. Schlagartig wurde es Selen klar, die wollten sie vergewaltigen! Sie, die beste Agentin der Wächter. Das kam Selen nun überhaupt nicht gelegen, obwohl sie immer wieder mal auf ein spezielles Sexuelles Erlebnis stand. Doch jetzt passte es ihr überhaupt nicht. Nicht einmal konnte es so ablaufen wie sie es geplant hatte. Die Wut in ihrem Bauch, die gerade erst abgeklungen war, meldete sich nun zurück.
Sie würde erst versuchen mit den Piraten zu reden, bevor sie noch etwas tat, was sie später vielleicht bereuen würde.
Die Luke öffnete sich und ein schon halbnackter Pirat stürmte auf sie zu. Es war der Anführer der Piratengang. Seine fettigen schulterlangen Harre peitschten ihm bei jedem Schritt ins Gesicht. Die ausgebeulte Hose hatte er schon ausgezogen und sein verschwitztes Hemd war geöffnet. Das reden konnte Selen jetzt wohl vergessen. Sie warf ihre Kutte schwungvoll ab, damit sie nicht so eingeengt in ihren Bewegungen war. Flatternd, in einem hohen Bogen, flog die Kutte auf das grosse herzförmige Bett hinter ihr. Immer noch rennend riss der Argone die Augen auf. Er versuchte sein Tempo zu verlangsamen, aber es war zu spät. Selen schlug zu. Nicht all zu fest, denn sie wollte noch ihren Spass haben. Die Nase machte ein knirschendes Geräusch, als sie die Bekanntschaft mit Selens Faust machte. Sich die Nase haltend, taumelte der Pirat zurück. Er schüttelte seinen Kopf um wieder klar zu werden. Selen hatte wohl etwas zu viel Kraft in den Schlag gelegt. Das wutverzerrte Gesicht des Piraten verzog sich zu einer schaurigen Fratze, als er aufschrie und einen Dolch zückte. Die ersten Blutstropfen kamen aus der Nase und fielen gen Boden. Mit einem gewaltigen Schlachtruf begann der Pirat, mit erhobenem Dolch, auf Selen los zu rennen. Geschickt fischte Selen seinen Arm aus der Luft, machte eine halbe Umdrehung und warf den Pirat über ihre Schulter auf das Bett. Das Kampftraining bei den alten japanischen Meistern machte sich wieder einmal bewährt. Noch während sie ihn warf, wechselte das Messer seinen Besitzer. Eiskalt flüsterte Selen dem Piraten zu: „Wenn ich du wäre würde ich da liegenbleiben und beten, dass ich nicht auf die Idee komme dich zu töten.“ Aus lauter Angst konnte der Argone ihr nicht antworten, er nickte nur heftig mit dem Kopf.
Selen lief in Richtung Tür. Sie hatte schon lange bemerkt, dass der Pirat noch eine Sklavenklinge, eine Hoch-Energie Plasmawaffe, auf dem Rücken festgeschnallt hatte, doch wollte sie ihm eine Chance geben. Sie hatte schon fast die Tür erreicht, als sie das typische Summen der Sklavenklinge hörte, sie sich gerade auflud, um ihr tödliches Plasma Selen entgegen zu schleudern. Trotz der gefährlichen Situation bemerkte Selen wieder einen Vorteil von alten ballistischen Waffen, man konnte ohne Vorwarnung schiessen.
Blitzschnell drehte sich Selen um die eigene Achse und liess das Piratenmesser mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk in Richtung des Piraten fliegen. Ein leises, leicht knackendes, Geräusch entstand, als das Messer sein Ziel fand. „Ich habe dich gewarnt“, flüsterte Selen. Sie sagte es nicht wirklich zum toten Piraten, dem ein Dolch mitten im Hals steckte und dessen Ende hinten wieder austrat, sondern eher für sich, um dem schlechten Gewissen vorzubeugen.
Sie liess den Toten alleine zurück. Auf dem Gang musste sie sich erst orientieren. Als sie hierher gebracht wurde hatte sie nicht auf den Weg geachtet, da sie gedacht hatte, sie würde als Sklavin verkauft werden. Doch der Plan hatte sich nun grundlegend geändert. Da sie nicht wusste wohin sie gehen musste, entschied sie sich dorthin zu gehen wo es weniger schlimm roch. Sie hob also den Kopf ein wenig und schnüffelte nach dem besten Weg. Zuerst roch es auf beiden Seiten gleich schlecht, bis ihr ganz sanft der wohlriechende Geruch von Essen in die Nase strömte. Sie entschied sich dem Duft zu folgen. Noch einige Mizuras irrte sie durch das Schiff, immer dem Duft folgend, der immer stärker wurde. Schliesslich gelangte sie vor eine halbgeöffnete Luke, aus der laute Essgeräusche und Stimmengewirr zu hören waren. Sie hatte die Kombüse gefunden.
Auch Selen verspürte langsam das nagende Hungergefühl. Sie hatte schon fast ein Tazura nichts mehr gegessen. Die Frage war, lohnte es sich für das Essen zu töten. War ihr Hunger grösser als die Skrupel jemanden umzubringen. Zum Glück musste Selen nicht weiter darüber nachdenken, als überall um sie herum rote Warnleuchten ansprangen. Kurz darauf begann eine Sirene zu heulen. Sofort war sich Selen im Klaren darüber was gerade passiert war. Man hatte das Piratenoberhaupt tot in seinem Liebesnest aufgefunden und sofort Alarm geschlagen.
Selen sah nur noch zwei Möglichkeiten und beide waren nicht sehr empfehlenswert. Zum Einen konnte sie sich verstecken und darauf hoffen, dass sie die Suche nach ihr bald aufgeben würden, was sehr unwahrscheinlich war. Oder sie könnte sie alle töten, das Problem war nur; wie kam sie danach in die Piratenbasis.
Langsam reifte in ihr ein Plan. Sie benötigte nur noch die Details. Während sie über ihren Plan nachdachte, griff sie auf ihren Rücken und zog die Pistolen aus ihren Halterungen. Mit einem leisen Klick entsicherte sie die Waffen. Sie drückte sich gegen die Wand und atmete noch einmal tief durch. Sie umschloss mit ihren Händen die Griffe der Waffen noch fester. Sie wartete noch zwei Herzschläge, dann schlüpfte sie durch den Spalt in die Kombüse.
Zuerst schienen die Piraten sie überhaupt nicht zu bemerken. Es herrschte ein heilloses Durcheinander. Selen lächelte steif. Bei den Wächtern stand Disziplin und Gehorsam an oberster Stelle und bei einem Notfall wusste jeder, was er zu tun hatte. Hier verfolgte man wohl eine andere Ansichtsweise. Weil ein solches Durcheinander herrschte, nahm sich Selen die Zeit um sich einen Überblick zu verschaffen. Die Kombüse war gross und es gab viele Deckungen. Auch die Stahltische, an denen vor wenigen Sezuras noch gegessen wurde, konnte man zu Deckungen umfunktionieren, indem man sie umwarf. Es gab noch einen zweiten Ausgang genau gegenüber dem Ersten, wo Selen hergekommen war.
Endlich schienen die Piraten zu bemerken, dass in ihrer Kombüse ein Eindringling war. Einige schlecht gezielte Schüsse rauschen an Selens Kopf vorbei und begannen sich in die Wand hinter ihr zu fressen. Selen hob ihre Waffen, sie zielte auf den nächsten Piraten und drückte den Abzug. Sie spürte, wie ihre Finger den Widerstand des Abzuges überwanden und durch den daraus ausgelösten Mechanismus, die Kugeln auf ihren todbringenden Weg geschickt wurden.
Der Rückschlag, nach dem Schuss brachte Selen die Gewissheit. Die Gewissheit wer sie war und wieso sie hier in einer Kombüse Piraten erschoss. Sie verminderte das Leid Anderer, indem sie sich das Leid auflud. Was hätte dieser Argone, den sie gerade erschoss noch tun können. Hätte er ein wundersames Heilmittel entdecken, oder das Leid der Unschuldigen verringern können, oder war er ein ruchloser Mörder und Dieb. Wahrscheinlich Letzteres, versuche sie ihr Gewissen zu beruhigen. Das erste Projektil traf den armen Argonen in die Brust. Blut spritzte, als es in das Fleisch eindrang. Das zweite Projektil trat unmittelbar danach in den Kopf des Mannes ein. Sein schmerzverzerrtes Gesicht erschlaffte zu sehens, als die Kugel den Hinterkopf wie eine Blüte geöffnet hatte. Der tote Körper sackte zu Boden.
Jetzt war ihr die gesamte Aufmerksamkeit gewiss. Der Knall der Pistolen hatte auch dem letzten Piraten die Bedrohung durch Selen klar gemacht. Selen ging hinter einem Tisch in Deckung. Am anderen Ende des Raumes hatten sich die Piraten verschanzt. Drei Argonen und ein Teladi links von ihr und ein Paranide und ein Split rechts von ihr. Ihr Plan könnte aufgehen. Sie wagte sich kurz aus der Deckung und streckte den Teladi und den Paraniden mit mehreren Schüssen nieder. Sie steckte die Pistolen wieder in die Holster zurück, ihre Magazine waren leer. Die Pistolen wieder zu laden wäre kein Problem gewesen, doch Selen, sah das im Moment noch als Training an. Sie musste erst wieder fit werden. Sie zog das Messer, das sich an ihrem Oberschenkel befunden hatte und spähte über die Tischplatte hinaus. Immer wieder sah sie den Kopf eines Argonen aus der Deckung kommen. Ihre Finger umschlossen den Griff des Messers. Ruhig beobachtete sie den Argonen, während ihre Deckung mit Schüssen eingedeckt wurde. Als sie sich sicher war, dass sie ihn treffen würde, stand sie auf und warf das Messer schwungvoll in seine Richtung. Mit einem hässlichen Geräusch landete es in seinem Ziel. Man hörte noch einige Mizuras das Röcheln und Husten des Opfers, bis es still wurde.
Noch drei Ziele. Selen zog das Katana. Mit einem Sprung überwand sie den Tisch und legte den restlichen Weg zu den gegnerischen Deckungen in einem kurzen Spurt zurück. Auch hier sprang sie über den Tisch. Die beiden Argonen waren sehr überrascht, als die schwarz gekleidete Selen ihnen plötzlich gegenüberstand. Panisch versuchten sie sich zu verkriechen, als Selen mit dem Katana ausholte und in einem gewaltigen Schlag knapp über ihre Schultern hinwegfegte. Die Körper zuckten noch als Selen das Katana von Blut säuberte und wieder in die Scheide steckte. Nun kam der schwierigste Teil. Der Split.
Selen wollte ihn nicht töten, sie musste ihn auf ihre Seite ziehen. Nur so war es ihr möglich auf die Piratenbasis zu gelangen. Natürlich hätte sie irgendeinen Piraten zwingen können ihr die Codes und Passwörter und was es sonst noch nötig war zu geben, doch die Gefahr, dass sie sich als falsch herausstellten, war einfach zu gross. Bei einem Split war das etwas Anderes, wenn er etwas sagen würde, dann nur die Wahrheit. Aber die konnte sie nicht auf die Schnelle aus ihm herauspressen, das würde Tage dauern, deshalb war es wichtig, dass sie ihn auf ihre Seite zog. Das war für sie kein Problem, denn sie war eine Akatt u‘Tschaa, eine Bevollmächtigte des Patriarchen. Dies war ein ganz besonderer Titel, den nur sehr wenige Personen, eigentlich nur ein bis zwei Split pro Dynastie, bekamen. Dieser Titel stufte sie direkt nach dem Patriarchen und dem Rat des Clans ein. Sie war eine äusserst mächtige Persönlichkeit bei den Split.
Zu diesem Titel kam sie vor etlichen Jazuras, als der Patriarch Rhonkar erst wenige Wochen auf dem Thron weilte. Ihre Aufgabe war es gewesen, den Patriarchen ohne sein Wissen zu beschützen. Es war ein schwieriges Unterfangen, doch es gelang ihr mit Bravour. Als sie den Planeten nach dem erfolgreichen Abschliessen der Mission verlassen wollte, wurde sie von der 200 Mann starken Leibwache des Patriarchen umzingelt und zum Palast gebracht. Die Leibwache wollte sie zwingen vor Rhonkar zu knien. Doch sie widerstand all ihren Bemühungen, egal was sie für Mittel einsetzten, ob Schläge, Elektroschocks oder pure Gewalt, sie widerstand allem. Das beeindruckte den Patriarchen so sehr, dass er ihr als erstes Wesen überhaupt erlaubte, mit ihm von Angesicht zu Angesicht zu sprechen.
Rhonkar war sehr direkt, wie für einen Split üblich. Er sagte ihr geradewegs ins Gesicht, weshalb er sie herbringen lassen hatte. Er mochte es nicht, wenn er von jemandem auf Schritt und Tritt überwacht wurde, und sei es für seine Sicherheit. Doch er bewunderte Selen für den Mut den sie hatte und ihre Sturheit. Auch ihre Kenntnisse der Splitsprache beeindruckten ihn. Nach einem langen Gespräche mit ihr gab er ihr irgendwann ein handgeschnitztes Medaillon und entliess sie. Als sie den Thronsaal verlassen hatte, fragte sie eine der Wachen, was für eine Bedeutung dieses Medaillon hatte, denn der Patriarch machte niemandem nutzlose Geschenke. Meist gab es als Geschenk einen rituellen Splitdolch oder eine Waffe und kein handgeschnitztes Medaillon. Anstatt sie anzuschnauzen, wie es sonst üblich war, fiel er sofort auf die Knie und nannte Selen Akatt u’Tschaa. Nach vielen Ehrüberhäufungen kam er endlich auf den Punkt und erklärte ihr ehrfürchtig die Bedeutung ihres Anhängers. Seither hatte sie nichts mehr von einem Split zu befürchten. Ein jeder, und sei er ein noch so ehrloser Split, anerkannte ihr Position und führte ihre Befehle sofort und gewissenhaft aus. Es hatte ihr schon einige Male grosse Dienste erwiesen.
Und jetzt würde es wieder einmal soweit sein. Der Split schoss immer noch auf die Deckung. Wütend schrie er die wildesten Splitflüche aus seinem Leib, um Selen einzuschüchtern. Selen zeigte sich unbeeindruckt, sie wartete einfach. Sie wartete darauf, dass dem Split die Munition ausging und er in den Nahkampf überging. Noch einige Treffer erschütterten ihre Deckung bis ein Klicken ihr anzeigte, dass die Waffe des Splits leergeschossen war.
Sie erhob sich, wagte sich aus der Deckung. Etwa fünf Meter entfernt stand der Split. Er hatte einen Ghoktöter gezogen. Ein langes geschwungenes Messer. Selen hob ihre Hände um zu zeigen, dass sie nicht vorhatte mit ihm zu kämpfen. Der Splitpirat lächelte, ein leichtes Spiel dachte er. Er wollte gerade auf Selen losstürmen. Als sie mit ihren Händen die Splitgebärde für gehorche oder stirb formte, was etwas merkwürdig aussah, da sie nur fünf Finger pro Hand hatte. Doch der Split verstand das Zeichen sofort. „Du wagst es die heiligen Zeichen der Split zu verwenden du unwürdige Kreatur!!“, fauchte er voller Hass. Selen war noch immer unbeeindruckt, mit Bedacht wählte sie ihr nächsten Worte aus: „Gehorche oder stirb. Das ist mein Befehl, mein Wille. Ich bin eine Akatt u’Tschaa. Wenn du den Zorn des Patriarchen auf dich ziehen willst in dem du mich, eine unbewaffnete Akatt u’Tschaa, töten willst, dann komm her. Doch glaube nicht, dass du gewinnen kannst, auch wenn du eine Waffe trägst.“ Selen liess ihre Worte wirken. Dann holte sie das Medaillon aus einer Tasche des Anzuges und legte es an.
Zu erst sah es nicht so aus, als ob sich der Split ihr beugen würde. Ein starker Wille, bemerkte Selen für sich. Doch dann lies der Split seine Waffe fallen und ging vor Selen in die Knie. „Dein Wille ist mein Auftrag, ehrenvolle Akatt u’Tschaa. Bitte verzeih meine beleidigenden Worte. Mein Name ist Cho k’Takk, der in Ungnade gefallene Sohn von Arak und Salta. Was kann ich für euch tun?“, sprach der Split. „Cho k’Takk deine Worte sind verständlich für Unwissende.“, sagte Selen, während sie die Gebärde der Vergebung formte, „doch erlaube dir nie wieder Ungehorsam. Ich habe eine wichtige Mission und brauche Unterstützung. Ich muss in die Piratenbasis gelangen ohne allzu grosse Aufmerksamkeit zu erregen. Ich brauche einen Führer der mich an verschiedene Orte bringen kann, ohne dass ich gesehen werde. Bist du dieser Aufgabe gewachsen, Freundfeind Cho?“ „Ja, das bin ich, ehrenwerte Akatt u’Tschaa! Doch ich bitte euch, warte im Quartier des Kapitäns auf unsere Ankunft an der Basis. Noch sind nicht alle Piraten auf dem Schiff eliminiert und es wäre komplizierter mit euch durch das Schiff zu gehen, als wenn ich alleine gehen würde.“, erwiderte der Split. Selen nickte und liess sich den Weg zur Kajüte des Kapitäns erklären. Sie nahm sich noch eine Essensration aus einer Schublade der Kombüse und machte sich auf den Weg. Den Kapitän würde sie wohl nicht mehr treffen, er war das erste Opfer gewesen.
Wie immer ist Kritik erlaubt und sogar gewünscht! Keine Angst ich beisse nicht
Viel Spass beim Lesen!!
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Kapitel 3: Fressen und gefressen werden
Nun war Selen schon seit Stazuras in dieser engen Fluchtkapsel gefangen. Es war todlangweilig darin. Man konnte nichts machen. Nur stumm vor sich hin brüten und darauf hoffen, dass die dämlichen Piraten die Fluchtkapsel endlich finden würden. Aus lauter Langeweile begann Selen ein Wortspiel. Sie nahm das Wort Fluchtkapsel, wandelte es zu Fruchtkapsel um, danach wurde es zur Furchtkapsel und so weiter und so fort. „Boa, ist das langweilig hier drin!“, rief sie irgendwann, als ihr keine sinnvollen Wörter mehr einfielen. Langsam machte sie sich doch Sorgen, dass diese unfähigen Piraten sie eventuell nicht finden würden. Und der Sauerstoff ging langsam aber sicher auch zur Neige, von der Energie ganz zu schweigen. Wenigstens hatte sie es geschafft diesen dämlichen Rettungsschaum zu verflüssigen. Die dabei auftretende Wärme hatte ihr gut getan, doch jetzt begann die Kälte an ihren Kräften zu zehren. Und mit der Kälte kam die Wut. Die Wut auf diese unfähigen Piraten, diesen elenden lispelnden Teladi und all die anderen inkompetenten Wesen, auf die sie während ihrer Reise noch treffen würde.
Der Sauerstoff neigte sich immer mehr dem Ende zu und die klirrende Kälte lies Selens Glieder immer schwerer erscheinen. Die Müdigkeit übermannte sie immer mehr, dagegen konnte auch ihre immer noch im Bauch schwelende Wut nichts ausrichten. Die Augenlieder wurden immer schwerer und schwerer. Die Kälte spürte sie schon gar nicht mehr. Immer mehr verfiel sie den Fängen des Ewigen Schlafes. Sie merkte kaum noch die Erschütterungen, als die Kapsel in ein Schiff gezogen wurde. Doch sofort versuchte sich wieder aufzurichten. Es fiel ihr schwer, am Liebsten wäre sie einfach wieder auf den Boden gefallen, um sich ihrem Schicksal zu ergeben. Aber das wollte sie nicht. Das konnte sie nicht. Noch nie war sie vor jemandem gekniet. Noch nie und heute wollte sie schon gar nicht damit anfangen. Die ganze Kapsel erzitterte, als langsam die künstliche Schwerkraft wieder einsetzte und die ganze Kapsel über den Deckboden des Schiffes schrammte. Selen wurde durch die Erschütterungen wieder auf den Boden geworfen. Erneut erhob sie sich, dieses Mal schneller. Sie war wieder hellwach.
Nun waren Geräusche draussen zu hören. Es klang nach mehreren Personen. Mindestens drei Argonen, ein Split und ein Teladi, dessen war sich Selen durch ihre Ausbildung sicher. Nach den Schritten nach zu urteilen, waren sie nur leicht bis gar nicht bewaffnet.
Ein tiefes Klonk ertönte, als der Schliessmechanismus der Türe geöffnet wurde. Etwas Dampf gab dem ganzen irgendwie eine mystische Note, als die Türe langsam nach oben aufschwang und die Sicht nach Draussen freigab.
Vor ihr stand ein kümmerlicher Piratenhaufen. Selen hätte am Liebsten lauthals losgelacht, als sie die Piraten sah. Die zerfetzte Kleidung und ihre grimmigen Gesichter passten fast schon perfekt in ein Klischee. Ihr übler Geruch trug den Rest dazu bei. Selen versuchte ein möglichst verzweifeltes und dankbares Gesicht aufzusetzen, als sie aus der Kapsel trat: „Ohh, danke, dass sie mich gerettet haben. Ihnen habe ich mein Leben zu verdanken. Ich danke ihnen so sehr. Mein Name ist Anika. Ich bin Gonerin und möchte die Geheimisse des Universums verkünden“ Ohh. Ich bin Gonerin und möchte mich bedanken, dass ihr mein Leben gerettet habt, äffte sie ein Pirat nach. Ein Anderer, wohl ihr Anführer, brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Er trat einen Schritt vor und begann irgendwas von Gefangenschaft und Sklaven zu reden.
Es interessierte Selen überhaupt nicht, sie war nur auf der Durchreise. Sie blickte sich lieber ein bisschen um. Der Hangar in dem sie waren gehörte zu einer Korvette, dem sehr aggressiven und kantigen Baustil nach war es ein alter Split Drache. Sehr zuverlässige und gute Schiffe. Sie waren robust und hatten gute Kampfeigenschaften, brauchten aber einen wirklich fähigen Piloten, um effektiv zu sein. Es wunderte Selen, dass ein Split sein Schiff aufgegeben hatte. Als sie einen Blick zur Türe warf, wurde ihr aber schlagartig klar, dass das Schiff niemals einem Split gehört hatte. Es hatte Fussschalter, jetzt wunderte es Selen nicht mehr wie die Piraten zu diesem stattlichen Schiff kamen.
Endlich wurde sie weggebracht. Der Split und einer der Argonen brachten sie durch viele übel riechende und mit Schmutz bedeckte Gänge in den Gefängnistrakt. Die Piraten zeigten sich in solchen Fällen immer wieder als sehr erfinderisch. Da nur die militärischen und polizeilichen Schiffe Arrestzellen hatten, wurde meist ein nicht sehr oft benutzter Teil des Schiffes dafür umgebaut. Hier war es ein Quartier. Eigentlich war das ja gar nicht so übel, fand Selen, ein Bett und genügend Platz und vielleicht roch es darin auch gar nicht so übel wie draussen.
Unsanft wurde sie in das Quartier hinein gestossen. Irgendetwas stimmte nicht. Diese Zelle war überhaupt nicht wie eine Zelle ausgestattet, eher wie 5-Sterne Hotelzimmer. Ein grosses, rotes, herzförmiges Bett bildete den Mittelpunkt des Raumes. Jeweils auf einer Seite des Bettes stand ein kleines Nachttischchen mit einer altmodisch wirkenden Lampe. Die Lampen verstrahlten ein angenehmes gelboranges Licht. Aus den Lautsprechern, die in die Decke des Zimmers eingelassen worden waren, rieselte ein wohlklingender Teladi Blues. Alles war sehr romantisch eingerichtet. Überall auf dem Boden lagen Rosenblätter, was der romantischen Note des Zimmers, den letzten Schliff gab.
In Selen keimte ein böser Verdacht. Das war keine Arrestzelle im herkömmlichen Sinn, sondern ein Liebesnest für einsame Piraten. Schlagartig wurde es Selen klar, die wollten sie vergewaltigen! Sie, die beste Agentin der Wächter. Das kam Selen nun überhaupt nicht gelegen, obwohl sie immer wieder mal auf ein spezielles Sexuelles Erlebnis stand. Doch jetzt passte es ihr überhaupt nicht. Nicht einmal konnte es so ablaufen wie sie es geplant hatte. Die Wut in ihrem Bauch, die gerade erst abgeklungen war, meldete sich nun zurück.
Sie würde erst versuchen mit den Piraten zu reden, bevor sie noch etwas tat, was sie später vielleicht bereuen würde.
Die Luke öffnete sich und ein schon halbnackter Pirat stürmte auf sie zu. Es war der Anführer der Piratengang. Seine fettigen schulterlangen Harre peitschten ihm bei jedem Schritt ins Gesicht. Die ausgebeulte Hose hatte er schon ausgezogen und sein verschwitztes Hemd war geöffnet. Das reden konnte Selen jetzt wohl vergessen. Sie warf ihre Kutte schwungvoll ab, damit sie nicht so eingeengt in ihren Bewegungen war. Flatternd, in einem hohen Bogen, flog die Kutte auf das grosse herzförmige Bett hinter ihr. Immer noch rennend riss der Argone die Augen auf. Er versuchte sein Tempo zu verlangsamen, aber es war zu spät. Selen schlug zu. Nicht all zu fest, denn sie wollte noch ihren Spass haben. Die Nase machte ein knirschendes Geräusch, als sie die Bekanntschaft mit Selens Faust machte. Sich die Nase haltend, taumelte der Pirat zurück. Er schüttelte seinen Kopf um wieder klar zu werden. Selen hatte wohl etwas zu viel Kraft in den Schlag gelegt. Das wutverzerrte Gesicht des Piraten verzog sich zu einer schaurigen Fratze, als er aufschrie und einen Dolch zückte. Die ersten Blutstropfen kamen aus der Nase und fielen gen Boden. Mit einem gewaltigen Schlachtruf begann der Pirat, mit erhobenem Dolch, auf Selen los zu rennen. Geschickt fischte Selen seinen Arm aus der Luft, machte eine halbe Umdrehung und warf den Pirat über ihre Schulter auf das Bett. Das Kampftraining bei den alten japanischen Meistern machte sich wieder einmal bewährt. Noch während sie ihn warf, wechselte das Messer seinen Besitzer. Eiskalt flüsterte Selen dem Piraten zu: „Wenn ich du wäre würde ich da liegenbleiben und beten, dass ich nicht auf die Idee komme dich zu töten.“ Aus lauter Angst konnte der Argone ihr nicht antworten, er nickte nur heftig mit dem Kopf.
Selen lief in Richtung Tür. Sie hatte schon lange bemerkt, dass der Pirat noch eine Sklavenklinge, eine Hoch-Energie Plasmawaffe, auf dem Rücken festgeschnallt hatte, doch wollte sie ihm eine Chance geben. Sie hatte schon fast die Tür erreicht, als sie das typische Summen der Sklavenklinge hörte, sie sich gerade auflud, um ihr tödliches Plasma Selen entgegen zu schleudern. Trotz der gefährlichen Situation bemerkte Selen wieder einen Vorteil von alten ballistischen Waffen, man konnte ohne Vorwarnung schiessen.
Blitzschnell drehte sich Selen um die eigene Achse und liess das Piratenmesser mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk in Richtung des Piraten fliegen. Ein leises, leicht knackendes, Geräusch entstand, als das Messer sein Ziel fand. „Ich habe dich gewarnt“, flüsterte Selen. Sie sagte es nicht wirklich zum toten Piraten, dem ein Dolch mitten im Hals steckte und dessen Ende hinten wieder austrat, sondern eher für sich, um dem schlechten Gewissen vorzubeugen.
Sie liess den Toten alleine zurück. Auf dem Gang musste sie sich erst orientieren. Als sie hierher gebracht wurde hatte sie nicht auf den Weg geachtet, da sie gedacht hatte, sie würde als Sklavin verkauft werden. Doch der Plan hatte sich nun grundlegend geändert. Da sie nicht wusste wohin sie gehen musste, entschied sie sich dorthin zu gehen wo es weniger schlimm roch. Sie hob also den Kopf ein wenig und schnüffelte nach dem besten Weg. Zuerst roch es auf beiden Seiten gleich schlecht, bis ihr ganz sanft der wohlriechende Geruch von Essen in die Nase strömte. Sie entschied sich dem Duft zu folgen. Noch einige Mizuras irrte sie durch das Schiff, immer dem Duft folgend, der immer stärker wurde. Schliesslich gelangte sie vor eine halbgeöffnete Luke, aus der laute Essgeräusche und Stimmengewirr zu hören waren. Sie hatte die Kombüse gefunden.
Auch Selen verspürte langsam das nagende Hungergefühl. Sie hatte schon fast ein Tazura nichts mehr gegessen. Die Frage war, lohnte es sich für das Essen zu töten. War ihr Hunger grösser als die Skrupel jemanden umzubringen. Zum Glück musste Selen nicht weiter darüber nachdenken, als überall um sie herum rote Warnleuchten ansprangen. Kurz darauf begann eine Sirene zu heulen. Sofort war sich Selen im Klaren darüber was gerade passiert war. Man hatte das Piratenoberhaupt tot in seinem Liebesnest aufgefunden und sofort Alarm geschlagen.
Selen sah nur noch zwei Möglichkeiten und beide waren nicht sehr empfehlenswert. Zum Einen konnte sie sich verstecken und darauf hoffen, dass sie die Suche nach ihr bald aufgeben würden, was sehr unwahrscheinlich war. Oder sie könnte sie alle töten, das Problem war nur; wie kam sie danach in die Piratenbasis.
Langsam reifte in ihr ein Plan. Sie benötigte nur noch die Details. Während sie über ihren Plan nachdachte, griff sie auf ihren Rücken und zog die Pistolen aus ihren Halterungen. Mit einem leisen Klick entsicherte sie die Waffen. Sie drückte sich gegen die Wand und atmete noch einmal tief durch. Sie umschloss mit ihren Händen die Griffe der Waffen noch fester. Sie wartete noch zwei Herzschläge, dann schlüpfte sie durch den Spalt in die Kombüse.
Zuerst schienen die Piraten sie überhaupt nicht zu bemerken. Es herrschte ein heilloses Durcheinander. Selen lächelte steif. Bei den Wächtern stand Disziplin und Gehorsam an oberster Stelle und bei einem Notfall wusste jeder, was er zu tun hatte. Hier verfolgte man wohl eine andere Ansichtsweise. Weil ein solches Durcheinander herrschte, nahm sich Selen die Zeit um sich einen Überblick zu verschaffen. Die Kombüse war gross und es gab viele Deckungen. Auch die Stahltische, an denen vor wenigen Sezuras noch gegessen wurde, konnte man zu Deckungen umfunktionieren, indem man sie umwarf. Es gab noch einen zweiten Ausgang genau gegenüber dem Ersten, wo Selen hergekommen war.
Endlich schienen die Piraten zu bemerken, dass in ihrer Kombüse ein Eindringling war. Einige schlecht gezielte Schüsse rauschen an Selens Kopf vorbei und begannen sich in die Wand hinter ihr zu fressen. Selen hob ihre Waffen, sie zielte auf den nächsten Piraten und drückte den Abzug. Sie spürte, wie ihre Finger den Widerstand des Abzuges überwanden und durch den daraus ausgelösten Mechanismus, die Kugeln auf ihren todbringenden Weg geschickt wurden.
Der Rückschlag, nach dem Schuss brachte Selen die Gewissheit. Die Gewissheit wer sie war und wieso sie hier in einer Kombüse Piraten erschoss. Sie verminderte das Leid Anderer, indem sie sich das Leid auflud. Was hätte dieser Argone, den sie gerade erschoss noch tun können. Hätte er ein wundersames Heilmittel entdecken, oder das Leid der Unschuldigen verringern können, oder war er ein ruchloser Mörder und Dieb. Wahrscheinlich Letzteres, versuche sie ihr Gewissen zu beruhigen. Das erste Projektil traf den armen Argonen in die Brust. Blut spritzte, als es in das Fleisch eindrang. Das zweite Projektil trat unmittelbar danach in den Kopf des Mannes ein. Sein schmerzverzerrtes Gesicht erschlaffte zu sehens, als die Kugel den Hinterkopf wie eine Blüte geöffnet hatte. Der tote Körper sackte zu Boden.
Jetzt war ihr die gesamte Aufmerksamkeit gewiss. Der Knall der Pistolen hatte auch dem letzten Piraten die Bedrohung durch Selen klar gemacht. Selen ging hinter einem Tisch in Deckung. Am anderen Ende des Raumes hatten sich die Piraten verschanzt. Drei Argonen und ein Teladi links von ihr und ein Paranide und ein Split rechts von ihr. Ihr Plan könnte aufgehen. Sie wagte sich kurz aus der Deckung und streckte den Teladi und den Paraniden mit mehreren Schüssen nieder. Sie steckte die Pistolen wieder in die Holster zurück, ihre Magazine waren leer. Die Pistolen wieder zu laden wäre kein Problem gewesen, doch Selen, sah das im Moment noch als Training an. Sie musste erst wieder fit werden. Sie zog das Messer, das sich an ihrem Oberschenkel befunden hatte und spähte über die Tischplatte hinaus. Immer wieder sah sie den Kopf eines Argonen aus der Deckung kommen. Ihre Finger umschlossen den Griff des Messers. Ruhig beobachtete sie den Argonen, während ihre Deckung mit Schüssen eingedeckt wurde. Als sie sich sicher war, dass sie ihn treffen würde, stand sie auf und warf das Messer schwungvoll in seine Richtung. Mit einem hässlichen Geräusch landete es in seinem Ziel. Man hörte noch einige Mizuras das Röcheln und Husten des Opfers, bis es still wurde.
Noch drei Ziele. Selen zog das Katana. Mit einem Sprung überwand sie den Tisch und legte den restlichen Weg zu den gegnerischen Deckungen in einem kurzen Spurt zurück. Auch hier sprang sie über den Tisch. Die beiden Argonen waren sehr überrascht, als die schwarz gekleidete Selen ihnen plötzlich gegenüberstand. Panisch versuchten sie sich zu verkriechen, als Selen mit dem Katana ausholte und in einem gewaltigen Schlag knapp über ihre Schultern hinwegfegte. Die Körper zuckten noch als Selen das Katana von Blut säuberte und wieder in die Scheide steckte. Nun kam der schwierigste Teil. Der Split.
Selen wollte ihn nicht töten, sie musste ihn auf ihre Seite ziehen. Nur so war es ihr möglich auf die Piratenbasis zu gelangen. Natürlich hätte sie irgendeinen Piraten zwingen können ihr die Codes und Passwörter und was es sonst noch nötig war zu geben, doch die Gefahr, dass sie sich als falsch herausstellten, war einfach zu gross. Bei einem Split war das etwas Anderes, wenn er etwas sagen würde, dann nur die Wahrheit. Aber die konnte sie nicht auf die Schnelle aus ihm herauspressen, das würde Tage dauern, deshalb war es wichtig, dass sie ihn auf ihre Seite zog. Das war für sie kein Problem, denn sie war eine Akatt u‘Tschaa, eine Bevollmächtigte des Patriarchen. Dies war ein ganz besonderer Titel, den nur sehr wenige Personen, eigentlich nur ein bis zwei Split pro Dynastie, bekamen. Dieser Titel stufte sie direkt nach dem Patriarchen und dem Rat des Clans ein. Sie war eine äusserst mächtige Persönlichkeit bei den Split.
Zu diesem Titel kam sie vor etlichen Jazuras, als der Patriarch Rhonkar erst wenige Wochen auf dem Thron weilte. Ihre Aufgabe war es gewesen, den Patriarchen ohne sein Wissen zu beschützen. Es war ein schwieriges Unterfangen, doch es gelang ihr mit Bravour. Als sie den Planeten nach dem erfolgreichen Abschliessen der Mission verlassen wollte, wurde sie von der 200 Mann starken Leibwache des Patriarchen umzingelt und zum Palast gebracht. Die Leibwache wollte sie zwingen vor Rhonkar zu knien. Doch sie widerstand all ihren Bemühungen, egal was sie für Mittel einsetzten, ob Schläge, Elektroschocks oder pure Gewalt, sie widerstand allem. Das beeindruckte den Patriarchen so sehr, dass er ihr als erstes Wesen überhaupt erlaubte, mit ihm von Angesicht zu Angesicht zu sprechen.
Rhonkar war sehr direkt, wie für einen Split üblich. Er sagte ihr geradewegs ins Gesicht, weshalb er sie herbringen lassen hatte. Er mochte es nicht, wenn er von jemandem auf Schritt und Tritt überwacht wurde, und sei es für seine Sicherheit. Doch er bewunderte Selen für den Mut den sie hatte und ihre Sturheit. Auch ihre Kenntnisse der Splitsprache beeindruckten ihn. Nach einem langen Gespräche mit ihr gab er ihr irgendwann ein handgeschnitztes Medaillon und entliess sie. Als sie den Thronsaal verlassen hatte, fragte sie eine der Wachen, was für eine Bedeutung dieses Medaillon hatte, denn der Patriarch machte niemandem nutzlose Geschenke. Meist gab es als Geschenk einen rituellen Splitdolch oder eine Waffe und kein handgeschnitztes Medaillon. Anstatt sie anzuschnauzen, wie es sonst üblich war, fiel er sofort auf die Knie und nannte Selen Akatt u’Tschaa. Nach vielen Ehrüberhäufungen kam er endlich auf den Punkt und erklärte ihr ehrfürchtig die Bedeutung ihres Anhängers. Seither hatte sie nichts mehr von einem Split zu befürchten. Ein jeder, und sei er ein noch so ehrloser Split, anerkannte ihr Position und führte ihre Befehle sofort und gewissenhaft aus. Es hatte ihr schon einige Male grosse Dienste erwiesen.
Und jetzt würde es wieder einmal soweit sein. Der Split schoss immer noch auf die Deckung. Wütend schrie er die wildesten Splitflüche aus seinem Leib, um Selen einzuschüchtern. Selen zeigte sich unbeeindruckt, sie wartete einfach. Sie wartete darauf, dass dem Split die Munition ausging und er in den Nahkampf überging. Noch einige Treffer erschütterten ihre Deckung bis ein Klicken ihr anzeigte, dass die Waffe des Splits leergeschossen war.
Sie erhob sich, wagte sich aus der Deckung. Etwa fünf Meter entfernt stand der Split. Er hatte einen Ghoktöter gezogen. Ein langes geschwungenes Messer. Selen hob ihre Hände um zu zeigen, dass sie nicht vorhatte mit ihm zu kämpfen. Der Splitpirat lächelte, ein leichtes Spiel dachte er. Er wollte gerade auf Selen losstürmen. Als sie mit ihren Händen die Splitgebärde für gehorche oder stirb formte, was etwas merkwürdig aussah, da sie nur fünf Finger pro Hand hatte. Doch der Split verstand das Zeichen sofort. „Du wagst es die heiligen Zeichen der Split zu verwenden du unwürdige Kreatur!!“, fauchte er voller Hass. Selen war noch immer unbeeindruckt, mit Bedacht wählte sie ihr nächsten Worte aus: „Gehorche oder stirb. Das ist mein Befehl, mein Wille. Ich bin eine Akatt u’Tschaa. Wenn du den Zorn des Patriarchen auf dich ziehen willst in dem du mich, eine unbewaffnete Akatt u’Tschaa, töten willst, dann komm her. Doch glaube nicht, dass du gewinnen kannst, auch wenn du eine Waffe trägst.“ Selen liess ihre Worte wirken. Dann holte sie das Medaillon aus einer Tasche des Anzuges und legte es an.
Zu erst sah es nicht so aus, als ob sich der Split ihr beugen würde. Ein starker Wille, bemerkte Selen für sich. Doch dann lies der Split seine Waffe fallen und ging vor Selen in die Knie. „Dein Wille ist mein Auftrag, ehrenvolle Akatt u’Tschaa. Bitte verzeih meine beleidigenden Worte. Mein Name ist Cho k’Takk, der in Ungnade gefallene Sohn von Arak und Salta. Was kann ich für euch tun?“, sprach der Split. „Cho k’Takk deine Worte sind verständlich für Unwissende.“, sagte Selen, während sie die Gebärde der Vergebung formte, „doch erlaube dir nie wieder Ungehorsam. Ich habe eine wichtige Mission und brauche Unterstützung. Ich muss in die Piratenbasis gelangen ohne allzu grosse Aufmerksamkeit zu erregen. Ich brauche einen Führer der mich an verschiedene Orte bringen kann, ohne dass ich gesehen werde. Bist du dieser Aufgabe gewachsen, Freundfeind Cho?“ „Ja, das bin ich, ehrenwerte Akatt u’Tschaa! Doch ich bitte euch, warte im Quartier des Kapitäns auf unsere Ankunft an der Basis. Noch sind nicht alle Piraten auf dem Schiff eliminiert und es wäre komplizierter mit euch durch das Schiff zu gehen, als wenn ich alleine gehen würde.“, erwiderte der Split. Selen nickte und liess sich den Weg zur Kajüte des Kapitäns erklären. Sie nahm sich noch eine Essensration aus einer Schublade der Kombüse und machte sich auf den Weg. Den Kapitän würde sie wohl nicht mehr treffen, er war das erste Opfer gewesen.
Wie immer ist Kritik erlaubt und sogar gewünscht! Keine Angst ich beisse nicht

Last edited by x_treme 12 on Sat, 30. Jun 07, 23:52, edited 2 times in total.
Du hast Lust auf eine geheimnisreiche, anspruchsvolle und mit einigen blutigen Szenen gewürzte Geschichte? Dann lies Dark Horizon.
Nichts für schwache Nerven!
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- Joined: Thu, 18. Aug 05, 13:04
Ich fands eigentlich gar nicht schlecht. Du hast den Kampf auf dem Schiff gut beschrieben und für meinen Geschmack war es nicht zu viel auf einmal (Gut wenn man unbedingt wollte, hätte man den Kampf noch detailreicher gestalten können und eventuell die Sache mit dem Patriarchen der Split im nächsten Kapitel erwähnen. Aber so wie es hier geschrieben ist, finde ich es auch gut).
Meiner Meinung nach sind Dir diesmal ein paar mehr Fehler unterlaufen als bei den beiden ersten Kapiteln. Es waren einige Fehler bei der Groß- und Kleinschreibung, ein paar Tippfehler und ein oder zweimal hast Du ein Wort überflüssigerweise ein zweites Mal in einem Satz verwendet, wie z.B. hier: "Und der Sauerstoff ging langsam aber sicher ging auch zur Neige,..."
Das sind m.E. nach wieder nur Kleinigkeiten, da sie aber in diesem Kapitel häufiger auftreten, fände ich es wünschenswert, dass sie behoben werden.
Ich hätte jetzt auch noch mal eine Frage zu Selen:
Meiner Meinung nach sind Dir diesmal ein paar mehr Fehler unterlaufen als bei den beiden ersten Kapiteln. Es waren einige Fehler bei der Groß- und Kleinschreibung, ein paar Tippfehler und ein oder zweimal hast Du ein Wort überflüssigerweise ein zweites Mal in einem Satz verwendet, wie z.B. hier: "Und der Sauerstoff ging langsam aber sicher ging auch zur Neige,..."
Das sind m.E. nach wieder nur Kleinigkeiten, da sie aber in diesem Kapitel häufiger auftreten, fände ich es wünschenswert, dass sie behoben werden.
Ich hätte jetzt auch noch mal eine Frage zu Selen:
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Du hast geschrieben, dass Selen bei den alten japanischen Meistern gelernt hat. Steht dies im Zusammenhang mit Selens Herkunft oder ihrem "Beruf"?
Eine Blase voll Luft fürchtet spitze Nadeln.
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- Joined: Sat, 22. Oct 05, 14:45
Nun ja ich muss gestehen, dass ich diesmal die Abschlusskontrolle nicht gemacht habe. Ich war irgendwie das ganze Wochenende über müde. Kein Plan woher das kommt. Deshalb wird es auch mehr Fehler drin haben. Das mit dem Patriarchen wollte ich eigentlich nur am Rande erwähnen, dann ist es aber mehr geworden. Und jetzt ist es weder eine Randnotiz, noch eine befriedigende Erklärung. Später werde ich sicher nochmals darauf eingehen. Ich weiss nur noch nicht genau wann.
Spoiler
Show
Eigentlich ein wenig von beidem. Auf ihrem Heimatplanet, wurde die Tradition hoch eingeschätzt. Von Generation zu Generation wurden alte Familiengeheimnisse weitergegeben. Doch je mehr die Technologie die Kultur zu ersetzen begann, umso mehr Geheimnisse wurden vergessen. Als sich Selens Besonderheit abzuzeichenen begann, wurden ihr möglichst viele Geheimnisse anvertraut, damit sie nicht vergessen wurden.
Eines dieser Geheimnisse brachte sie auch zu ihrem 'Beruf'. Aber mehr möchte ich nicht verraten. Eigentlich wollte ich Selens Vergangenheit immer etwas im Dunkeln lassen, doch je mehr ich darüber nachdenke wird es doch ein Kapitel geben, das ihre Vergangenheit beleuchtet. Wenigstens einen Teil davon.
Eines dieser Geheimnisse brachte sie auch zu ihrem 'Beruf'. Aber mehr möchte ich nicht verraten. Eigentlich wollte ich Selens Vergangenheit immer etwas im Dunkeln lassen, doch je mehr ich darüber nachdenke wird es doch ein Kapitel geben, das ihre Vergangenheit beleuchtet. Wenigstens einen Teil davon.
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Nichts für schwache Nerven!
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- Joined: Sat, 28. Feb 04, 15:18
Insgesamt sehr gut. Hier zwei Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:
- die Dialoge könnten ruhig noch "lebendiger" sein
- die Dialogzeilen sollten untereinander und nicht nebeneinander stehen
z.B. so nicht:
"Ich habe Hunger." , sagte Aron. "Ja, da hast du recht." , meinte James.
sondern eher so:
"Ich habe Hunger." , sagte Aron
"Ja, da hast du recht." , meinte James.

- die Dialoge könnten ruhig noch "lebendiger" sein
- die Dialogzeilen sollten untereinander und nicht nebeneinander stehen
z.B. so nicht:
"Ich habe Hunger." , sagte Aron. "Ja, da hast du recht." , meinte James.
sondern eher so:
"Ich habe Hunger." , sagte Aron
"Ja, da hast du recht." , meinte James.

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- Posts: 316
- Joined: Sat, 22. Oct 05, 14:45
Ich habe mir schon fast gedacht, dass einmal eine solche Kritik kommt. Ich muss sagen, im Dialoge schreiben, bin ich Niete. Ich kann sie einfach nicht so rüberbringen, wie ich sie im Kopf habe.
Dass ich die Dialogzeilen untereinander schreiben sollte, werde ich im nächsten Kapitel ausprobieren, mal sehen wie es wird. Ich habe ein bisschen Angst davor, dass sich die Geschichte zu weit auseinander zieht, wenn die Dialogzeilen untereinander stehen.
Aber das nächste Kapitel wird noch etwas auf sich warten lassen. Bald habe ich Ferien
und werde wohl nicht zum Schreiben kommen. Und vorhermuss ich noch mein Zeigniss feiern 
Dass ich die Dialogzeilen untereinander schreiben sollte, werde ich im nächsten Kapitel ausprobieren, mal sehen wie es wird. Ich habe ein bisschen Angst davor, dass sich die Geschichte zu weit auseinander zieht, wenn die Dialogzeilen untereinander stehen.
Aber das nächste Kapitel wird noch etwas auf sich warten lassen. Bald habe ich Ferien


Du hast Lust auf eine geheimnisreiche, anspruchsvolle und mit einigen blutigen Szenen gewürzte Geschichte? Dann lies Dark Horizon.
Nichts für schwache Nerven!
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- Posts: 170
- Joined: Sat, 16. Jun 07, 23:23
Ich meld mich mal zu Wort.
Scheint eine ganz nette Geschichte zu werden und für zwischendurch finde ich die Sprache ziemlich niveauvoll, fast so wie ein professioneller Schriftsteller schreiben würde.
Deine Story könnte ein paar mehr Dialoge vertragen, aber nicht zu viel, soll ja kein Hörbuch werden.
Ansonsten gibt es nicht viel zu meckern, gut aufpassen bei Verwendung von Jazuras und Jahren, das darf nicht wechseln, aber sonst bin ich sehr gespannt was für ein Geheimnis diese Frau verbirgt. Benutzt alte Waffen, erledigt Geheimaufträge (von wem?), benutzt (anscheinend) asiatische Kampftechniken. Wenn das Niveau konsequent so hoch bleibt kann sich Helge Kautz warm anziehen.
Scheint eine ganz nette Geschichte zu werden und für zwischendurch finde ich die Sprache ziemlich niveauvoll, fast so wie ein professioneller Schriftsteller schreiben würde.
Deine Story könnte ein paar mehr Dialoge vertragen, aber nicht zu viel, soll ja kein Hörbuch werden.
Ansonsten gibt es nicht viel zu meckern, gut aufpassen bei Verwendung von Jazuras und Jahren, das darf nicht wechseln, aber sonst bin ich sehr gespannt was für ein Geheimnis diese Frau verbirgt. Benutzt alte Waffen, erledigt Geheimaufträge (von wem?), benutzt (anscheinend) asiatische Kampftechniken. Wenn das Niveau konsequent so hoch bleibt kann sich Helge Kautz warm anziehen.

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- Posts: 316
- Joined: Sat, 22. Oct 05, 14:45
Danke dass du mich daran erinnert hast. Schande über mein Haupt, dass ich das nicht bemerkt habe. Das wird sofort korrigiert. Für wen, bzw. für welche Organisation, sie die Aufträge erledigt habe ich schon, am Rande erwähnt.
Etwas mehr Klarheit über einige Hintergründe wird das nächste Kapitel geben, wenn es denn Mal fertig ist.
Ausserdem noch zur Info: 1 Jazura = 1,36 Jahre
Etwas mehr Klarheit über einige Hintergründe wird das nächste Kapitel geben, wenn es denn Mal fertig ist.
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