Kapitel VI
Der Vorbote
3 Stazuras und 11 Mizuras bis zum Exodus
Das Blau des einst wunderschönen Planeten Saa-Rus war von schmutzig gelben Wolken überdeckt worden. Bei diesem Anblick lief es wohl jedem in der Flotte kalt den Rücken hinunter. Die Xenon hatten den Planeten als Testzone missbraucht, was letztendlich zur atomaren Verseuchung der ehemaligen Boronenkolonie führte.
Die Flotte hatte längst das Tor durchflogen, doch gab es bis auf eine kleine Jägerstaffel noch keinen Feindkontakt. Der Flottenverband hatte sich inzwischen aufgeteilt in die zwei besprochenen Kampfverbände. Comander Vour war nach dem Gespräch mit Secura und seiner Tochter zurück auf die Brücke gekehrt und hatte Kurs auf die westliche Seite des Planeten genommen, wo sich laut dem Navigator der das Sichtverbesserungssystem nutzte einige tiefschwarze Xenonträger deutlich von der Atmosphäre des Planeten abhoben.
General Raider hatte in der Zwischenzeit Kurs auf die Ostseite des Planeten genommen, wo bedrohlich ein metallisch grauer Zylinder in der Geostationären Umlaufbahn des Planeten lag.
Ana saß in ihrem guten alten Falken. Zum Glück hatte Scott es geschafft sie aus der Krankenstation zu bringen und sie mit letzten Kräften in den Falken zu hieven. Ana hatte ihre Position an der linken Flanke der Endeavour eingenommen. Als Wingmen fungierten Scott und Ltd Jason. Anas Knie schmerzte trotz des Schmerzmittels, welches ihr auf der Krankenstation verabreicht wurde, noch höllisch. Sie fühlte sich krank und ausgelaugt. Hätte man sie gezwungen zu gehen, wäre sie eventuell tot zusammengebrochen. Aber dies kümmerte sie nicht. Ana wollte dabei sein, dabei sein wenn sie und die gesamte Flotte die Gemeinschaft der Planeten retten. Nun waren sie und die Endeavour mit ihren Schiffen der Atmosphäre schon sehr nahe. Die Xenonschiffe waren nun deutlich zu erkennen. Ana zählte 4 Träger und 6 Zerstörer. Der Angriff konnte also beginnen.
Jon Vour saß auf der Brücke der Endeavour und dachte über das nach, was ihm seine Tochter vor ein paar Mizuras wissen ließ. Doch er konnte nicht glauben, dass dieser immer pünktliche, sehr kompetente und offene General ein Geheimnis hatte. Er hätte Ayleen nicht wegschicken dürfen. Nun war sie sicherlich zutiefst enttäuscht von ihrem Vater. Er wollte immer ein guter Vater sein, doch er hatte versagt. Inzwischen war Securas Shuttle sicherlich schon wieder im sicheren System Argon Prime.
Doch nun konzentrierte sich Vours Blick wieder voll und ganz auf die Flotte der Xenon. Noch schienen sie die Endeavour noch nicht entdeckt zu haben. Der Countdown lief erbarmungslos und wenn General Raider den Laser nicht schnell genug vernichtet, wäre die Flotte und die GDP hoffnungslos verloren. :::3:09::: zeigte die Uhr an. Bis jetzt lief alles ganz gut und die Xenonschiffe waren noch 20 Milometer entfernt. Weit, weit weg. Doch der Bordcomputer schlug Alarm:
„Warnung, Rakete im Anflug!“, ein kontinuierlich schneller werdendes piepen verriet den Abstand der Rakete zum Schiff.
„Das fängt ja gut an!“, stöhnte Vour. „Computer Rakete identifizieren.“
„Identifikation…Einen Moment bitte…Thermonuklearrakete Goliath, Sprengkraft: eineinhalb Gigajoule, Geschwindigkeit 200 Meter pro sezura, Entfernung 16,7 Standardkilometer, Sprengradius: eineinhalb Kilometer, Gewicht…“
„Ja, ja ist ja gut! Mist wir haben ein Problem! Mr. Tholme, kontaktieren sie alle Jäger. Sie sollen sich mindestens 1,75 Kilometer von unserem Schiff entfernen. Und geben Sie Asder den Befehl die Rakete aus sicherer Entfernung abzuschießen.“
“Verstanden Comander.“, antwortete der Kommunikator.
„Ltd. Asder, Sie haben Auftrag die im Anflug befindlich Rakete zu eliminieren. Halten Sie Abstand von etwa 1,75 Kilometern, um sie zu zerstören.“, klang die Stimme des Kommunikators aus Scotts Lautsprecher.
„Ana, Sorry ich muss die Position verlassen, hab Auftrag die Rakete zu Vernichten. Scott Ende“
Scott ging auf Maximalschub und drehte in einer sanften Biegung seinen Bug Richtung Nordwesten des Planeten. Laut Gravidar musste sie dort sein.
Nach einigen Mizuras des Fliegens kam die Rakete in Sichtweite. Sie war ein riesiges Monster und verdammt schnell. Scott versuchte sie anzupeilen.
„Mist, verdammter! Die Xenon stören das Computersystem!“, stammelte er ungläubig.
„Comander, habe mich hinter die Rakete gesetzt. Automatisches Anpeilen unmöglich! Die Xenon stören das Computersystem….Aargh ein EMP hat mich getroffen! Elektronische Steuermaßnahmen unmöglich…versuche manuelles anpeilen…Mist *Störung* …die *Störung*… Aaaargh.“, tönte es nun aus dem Hauptlautsprecher der Brücke.
„Benutzen Sie die Traktorstrahlen um ihn zurück in den Hangar zu holen. Schnell!“
„Jawohl Comander. Wer soll losgeschickt werden um die Rakete zu Vernichten?“
„Niemand, wir können nichts tun. Offenbar besitzen die Xenon eine EMP Kanone. Wir werden versuchen mit den Geschützen die Rakete zu Vernichten, machen Sie die schon einmal gefechtsbereit.“
„Comander, das Schiff ist zu weit entfernt, wir können nichts machen. Die Traktorstrahlen sind nutzlos!“
„Dann müssen wir näher ran verdammt noch mal!“
Scott war mit der Situation hoffnungslos überfordert. Über ihm hingen funken speiende Drähte aus der oberen Konsole. Die Plasmaleitung leckte und ein Druckverlust kündigte sich an. Scott, der bereits aufgrund des Ausfalls der Lebenserhaltungssysteme eine Atemmaske trug versuchte nun mit Hilfe eines Reperaturkits die leckende Plasmaleitung notdürftig zu flicken. Dies gelang ihm nur teilweise, da das hochätzende Plasma sich durch den Synthex Stoff des Reperaturkits rfaß und nun gierig nach Scotts Körper leckte. „Verdammt! Alle Systeme sind tot!“
Sein Kopf fühlte sich nun eigenartig an. Das musste der Druckverlust sein!
Aufgrund des Überdrucks in seinem Körper entleerte sich alles, was nicht fest war sofort nach außen.
Scott verlor das Bewusst sein da sein Kopf zu implodieren drohte. Er merkte nur noch, dass ein Hieb das Schiff traf. Sollte das das Ende sein?
„Sir, wir haben ihn und ziehen ihn in den Hangar. Medizinisches und mechanisches Personal steht bereit.“
„Das ist ja schön und gut, aber was ist mit der Rakete?“
“Die Geschütze feuern bereits aus vollen Rohren, sind jedoch zu träge um die Rakete zu zerstören.“
“Wo wird sie vermutlich einschlagen?“, erkundigte sich Vour
„In Ebene Null und Ebene Eins, Sir.“
“Mmh…Die unteren Ebenen…Sofort alle evakuieren.“, ordnete Vour an
Das piepen wurde immer hastiger. Piep…..Piep….Piep…Piep..Piep.PiepPiiiieeeeeeeeeep.
Eine markerschütternde Explosion kombiniert mit einem wahnsinnig hellen Lichtblitz versetzte die Crew in Panik. Auf der Brücke vernahm man ein gewaltiges rütteln.
Die Crew lag in ihren Sitzen, die oval um den des Comanders angeordnet waren.
Jon Vour war wohl einer der ersten die aus der Bewusstlosigkeit aufwachten.
Völlig benebelt wies er den Computer an eine vollständige Integritätsprüfung der unteren Ebenen durchzuführen.
Scotts Schiff wurde immer noch mit seiner halbtoten Fracht mithilfe der Tracktorstrahlen Richtung Endeavour gezogen. Von einem Moment zu anderen erfasste eine gewaltige Druckwelle das Schiff und schleuderte es Richtung Planet. Die Frontscheibe zerbarst und der Unterdruck zog Anas besten Freund hinaus in die unwirtlichen und tödlichen tiefen des Alls.
Er fühlte nichts von seinem Tod, denn in dem Moment, als die Scheibe zerbarst, entstand ein enormer Unterdruck im Cockpit und Scotts Kopf und sein gesamter Körper zog sich zusammen um Sekunden später zu implodieren. Seine sterblichen Überreste gefroren in der unendlichen Kälte des Alls rapide.
Das Schiff trieb friedlich auf Saa-Rus zu.
Als Ana das gewaltige Schauspiel beobachtete wurde ihr klar, dass es auf den unteren Ebenen der Endeavour keine Überlebenden geben konnte.
Im Rumpf des Schiffes prangte ein riesiges Loch.
Ab da bitte nochmal lesen!!!
Selbst aus einer Entfernung von zwei Kilometern hatte man die gewaltige Druckwelle noch deutlich gespürt, und zwar so deutlich, dass Ana förmlich weggeschoben wurde und sich überschlug.
Was war mit Scott passiert? Er hatte doch den Auftrag gehabt die Rakete zu zerstören. Etwas musste passiert sein, denn Scott war ein guter und zuverlässiger Pilot. Hoffentlich war er noch am Leben.
„Die Integritätsprüfung der unteren Ebenen ist Abgeschlossen. Statusbericht:
Künstliche Schwerkraft ausgefallen, Druckverlust Ebene null Sektor Gamma, Schildschaden 75 Peozent,
Rumpfschaden 67 Prozent, Lebenserhaltungssysteme ausgefallen. Strahlung 7 Gray. Feuer auf Ebene eins Sektor Alpha, Chi, Phi, Omikron und Omega. Rapider Sauerstoffverlust Ebene eins und null.
Neutronenreaktor Ebene null beschädigt, Sprungantrieb zerstört, Schildgenerator stark beschädigt, Triebwerk zwei und vier beschädigt.“, rasselte der Computer den Schadensbericht der Integritätsprüfung herunter.
„Verdammt, das war der Schlimmste Fall. Wir treiben nun hilflos im All! Sergeant Galia, schicken sie ein Team da unter, sie sollen verletzte und tote bergen, die Strahlung ermitteln, einen Statusbericht abliefern und notdürftige Reperaturen durchführen.“
„Ana, so impulsiv, wie sie war beschloss Scott zu suchen. Sie hatte ihn zuletzt gen Nordwesten des Planeten fliegen sehen. Auch sie drehte mit einer eleganten Drehung bei und flog nun direkt auf den westlichen Ausläufers des Nordpols von Saa-Rus zu.
Auf dem Gravidar war nun deutlich ein Objekt zu erkennen. Und tatsächlich, es war Scott Bussard!
Ana fiel ein Stein vom Herzen. Die Freude verflüchtigte sich aber schnell, nachdem Ana das riesige Loch in der Frontscheibe des Bussards sah. Doch sie hatte keine Zeit mehr, um Scott zu trauern, als sie den gewaltigen EMP-Blitz sah, der au sie zukam. Es war zu spät. Der Blitz würde, wie bei Scott ale Lebenserhaltungssysteme deaktivieren und einen Unterdruck hervorrufen. Ana hatte nur eine Chance:
Sie musste in den Raumanzug kommen bevor der Unterdruck entstand, das war ihre einzige Chance.
Es gab da nur ein Problem. Sie war nahezu bewegungsunfähig und im ohnehin schon engen Cockpit mit einer zerstörten Kniescheibe herumzukrauchen und nach einem alten Raumanzug zu suchen war nicht gerade gut. Der Blitz traf Anas Schiff und sofort wurden alle Schirme schwarz und die Geräusche verstummten.
Was sollte sie tun? Würde sie zuerst erfrieren oder an Sauersstoffmangel sterben? Oder würde das Vakuum des Alls ihr Schiff, das natürlich nun ohne Schilde war langsam zerquetschen?
Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie den Willen hatte zu überleben.
„Comander, hier Charles Fleen vom Team Beta. Wir haben hier tödliche Strahlungswerte, wir können nicht weiter vorrücken, das wäre tödlich. Aufgrund der künstlichen Schwerkraft fliegen hier überall Trümmer durch die Gegend. Es ist wie in einem Albtraum!
Da, da, da vorne! Da liegt jemand. Comander wir haben hier einen Toten. Er ist übel zugerichtet! Seine Haut ist verschwelt und sein Schädel ist bis auf den Knochen ausgebrannt! Der restliche Körper ist zudem zusammengezogen. Seine Wirbelsäule ist gebrochen. Was für ein fürchterlicher Anblick!
Sir, sollen wir den verletzten mitbringen?“, fragte Fleen aus Bergungstrupp Beta den Comander.
„Ja, bringen sie ihn wie die anderen mit.“
„Wir haben den Schildgenerator erreicht. Ab jetzt können wir nicht weiter gehen. Es ist außerdem auch viel zu heiß!
Mmh…eine leckende Plasmaleitung. Jungs, flickt die Leitung zusammen und leitet den Lasergenerator auf die Schilde um!“
“Verstanden Sir“
Ana befand inzwischen fast in ihrem Raumanzug. Sie musste nur noch ihren Helm aufsetzten. Sie vernahm ein leises Knacken. Die Scheibe würde jeden Moment brechen! Mit einem sanften Zischen schloss sich der Anzug. Nur einen Wimpernschlag später zerbrach die Scheibe. Ein Splitter schlug ein Loch in Anas Anzug. Sie war verloren. Aus dem riesigen Loch entströmte unaufhörlich wertvoller Sauerstoff. Sie musste es irgendwie flicken!
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