[Story] No Worries - ein Tukan auf Abwegen. (Teile 1-28)

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

Moderators: HelgeK, TheElf, Moderatoren für Deutsches X-Forum

User avatar
jorganos
Posts: 323
Joined: Thu, 12. Aug 04, 14:04
x3tc

Post by jorganos » Sat, 15. Mar 08, 20:33

Teil 10 im Anflug.

Die "Hard Place" werde ich so schnell noch nicht los...


*****

"Dasss issst mal wieder typischhhh für die Argonen! Nur weil unssere Völker der Profitgilde angehören, behandeln die unsss wie Sssstaaatsssfeinde!"

"Dabei Argonen uns abgeschossen haben. 90% jedenfalls. Khaak Bomber nur noch Reste beseitigen."

"Den unheiligen Aktenverschiebern stinkt es doch nur, dass sie keine vollständige Dokumentation über uns haben. Die halten Neugier für eine Tugend!"

Auf dem Gang vor den Geheimdienstbüros der "HL Hard Place" störten sich die Crewmitglieder der "No Worries" nicht weiter an der Anwesenheit von 6 Marines in Sturmausrüstung, während sie ihrem Unmut über den Zwangsaufenthalt Luft machten. Wenn überhaupt jemand, dann hatten ihre Gastgeber sich etwas zuschulden kommen lassen.

Trasulias waren die argonischen Bänke unheimlich. Wenn sie mit den Füssen vorne auf der Podestfläche auftrat, war einfach nicht genug Platz für ihren Schwanz, so dass sie ständig ein leichtes Übergewicht nach vorne ausgleichen musste. Allmählich drohte der Schwanz dabei zu verkrampfen. Der Tukan hatte natürlich genial entworfene Design-Sitze, die jeder bekannten Spezies maximalen Sitzkomfort versprach (das war immerhin billiger, als Auslaufflächen bereitzuhalten, und im Zweifel konnte man ja den Sitzabstand verringern). Überhaupt war das Argonenschiff eine ziemliche Fehlkonstruktion, wie ein Besuch des Besucherklos klargemacht hatte. Schaltelemente weit jenseits bequemer Trittweite, Waschgelegenheiten, die das Wasser nur in grossen Schwällen abgaben, und recht sinnlose Zierbrunnen oberhalb des Scheitels. Und ein viel zu kleiner Fäkalienablass im Boden, noch dazu mit einem viel zu engen Gitter verschlossen. Sie war gezwungen gewesen, einen der Kunststoffbeutel zu benutzen und manuell in Sammelbehälter zu verbringen.

*****

"Miss Hwitnoarmanckimpeir, würden Sie bitte wieder reinkommen?"

Anscheinend hatten die Bürokraten die Kosten erst einmal untereinander aufgeteilt.

Einer der beiden Vernehmungsbeamten - Euen, wenn sie sich recht erinnerte - übernahm wieder die Befragung.

"Kommen wir wieder zu Ihrer Übernahme der Flüchtlinge."

"Lese Er doch die Passagierliste. Alles dokumentiert. Schliesslich ist die No Worries ein zertifizierter Passagiertransporter mit protokollierten Prozeduren und Qualitätsaufzeichnungen."

Hwitnoarmanckimpeir war in dieser Hinsicht vollkommen beruhigt. Das Qualitätsmanagementsystem der No Worries zeichnete gewissenhaft jede Menge Qualitätsindikatoren auf, ohne auch nur ansatzweise auf irgendwelche bekannten Missstände einzugehen. Tatsächlich war das Vorschlags- und Verbessungswesen speziell dafür optimiert worden. Manchmal fragte sich die Paranidin, warum Trasulias ihren Abschluss an der Akademie von Firmenstolz nicht im Fernstudium nachholte, sie hatte jedenfalls mit dieser Software unheimlich viel Talent bewiesen.

"In der Tat, in der Tat. Unsere Rechtsabteilung ist immer noch damit beschäftigt, die Unterlagen, die übertragen wurden, daraufhin zu sichten. Was wir eigentlich wissen wollen, wie steht es mit irgendwelchem Bergungsgut?"

"Aus Zeitmangel war nur die Aufnahme von Handgepäck der Passagiere möglich. Eine Sicherheitskontrolle des Handgepäcks war in der Eile nicht möglich, daher haben wir jegliche Mitverantwortung für mitgeführtes Gepäck vertraglich ausgeschlossen. Jegliches Stationseigentum, das auf unseren Tukan verladen wurde, unterliegt damit der Verantwortung der Passagiere."

"Aber Sie haben vorher noch mit dem Verladesystem der Station kommuniziert?"

"Natürlich. Zweck unseres Aufenthaltes war der Nachkauf von Energiezellen, da unsere Sprungreserven aufgebraucht waren."

"Nun ja, ein Erkundungsteam hat die Überreste der Station gescannt, und dabei sind uns Diskrepanzen im Lagerbestand aufgefallen."

"Das Fracht-Manifest der No Worries steht Ihnen zur Verfügung, Unheiliger. Wir weisen auf den überhöhten Preis beim Erwerb der Energiezellen hin - zum Zeitpunkt der Transaktion waren die Lagerbestände der Station minimal, und eine Produktion fand nicht statt."

"Na gut, im Fall der verschwundenen Kristalle kommen wir also nicht weiter. - Leo, du bist dran."

"Gut. Miss Hwitnoarmanckimpeir, Ihre Tätigkeitsbeschreibung enthält auch Personal-Aufgaben?"

"Das ist korrekt. Allerdings fragen wir uns, ob wir hier nur bekannte Fakten bejahen sollen."

"Nun, ich habe hier in Ihren Personalakten einige Unschärfen entdeckt, denen ich gerne nachgehen würde."

"Unheiliger, die "No Worries" Touristik OHG respektiert die Privatsphäre ihrer Mitarbeiter und hat satzungsgemäss auch die Verpflichtung, im Umgang mit Behörden den Datenschutz aufrechtzuerhalten."

Leo verzog einmal mehr die Muskulatur um seine Kiefer herum. Der Zweiäugige schien sich unwohl zu fühlen, trotz der vollständigen Kooperation ihrerseits. Hwitnoarmanckimpeir kannte die Symptome von ihren Aufgaben als Reisebegleiterin. An Bord der "No Worries" hätte sie ihm jetzt ein Gratisgetränk angeboten.

"Vielleicht könnten Sie trotzdem einige Kleinigkeiten erhellen? Die Zusammensetzung ihrer Crew erscheint uns doch etwas ungewöhnlich."

"Unheiliger, unsere Crew besteht aus Anteilseignern der OHG. Unabhängig von der Höhe der finanziellen Einlage bilden wir gleichberechtigt das Aufsichtsgremium, das die Entscheidungen der Exekutive absegnet. Wir kennen viele Holdings mit ähnlicher Eigentümerstruktur. Worauf will Er hinaus?"

"Na gut. Ihr Mechaniker hat sich bei seiner Befragung auffällig verhalten. Wir müssen da leider etwas nachhaken. Wie kam der Split namens Fea r'Rttg an Bord, und was hat er vorher gemacht?"

"Unheiliger, Er hat Glück: Diese Personalentscheidung fällt tatsächlich in unsere Amtszeit, und Auskunft darüber ist laut Zertifikationsbestimmungen freigegeben. Fea r'Rttg entstammt einer Ingenieursline der Tkr, die schon wegweisende Konzepte für die Kaiman- und Drachenreihe entwickelt hat. Diese vertieften Kenntnisse wurden in der Familienakademie weitergegeben. Nach dem Verlust der Konstruktionskontrakte mit den Rhonkar ist seine Familie ins Renngeschäft eingestiegen. Fea war der Chefmechaniker seines in Rennkreisen noch bestens bekannten Cousins Hua r'Rttg, bis zu dessen Tod bei einem Rennen in Weg zur Freiheit. Eine SQUASH-Mine auf dem Rennkurs. Er hat danach auf der Station des Ausrichters Wartungsarbeiten vorgenommen. Wir hatten ihn dort während unserer vorherigen Anstellung getroffen, und nachdem die No Worries für die Zertifizierung noch einen qualifizierten Mechaniker benötigte, beschäftigen musste, haben wir ihn in die Crew eingeführt."

"Und wie kam es, dass Sie dort waren?"

"Wir hatten für die paranidische Lotteriegesellschaft Manipulationen von Glücksspiel verfolgt. Nach Differenzen mit in der Hierarchie höherrangigen wurde uns nahegelegt, eine andere Karriere zu verfolgen, deshalb haben wir als Spezialist für Kasinosicherheit und auch verdeckt als Croupier im dortigen Kasino gearbeitet. Selbst eine Station argonischer Bauart hat unter Teladi-Management nur eine sehr eingeschränkte Auswahl an Orten, an denen man sich nach Dienstende aufhalten kann."

"Das erklärt mir allerdings nicht, wieso Sie sich in die Crew eingekauft haben, und womit..."

"Womit geht Ihn nichts an. Der Grund für den Stellenwechsel war, dass die Unstimmigkeiten im Kasino aufgedeckt waren, und die Position als Spezialist nicht viel länger erhalten geblieben wäre."

"Miss Hwitnoarmanckimpeir, so kommen wir nicht weiter. Sowohl Ihre Akte als auch die Ihres Crewkameraden Fea r'Rttg zeigen Unstimmigkeiten mit Ihren jeweiligen Machthabern, wie sie typisch sind in Cover-Stories in unserem Geschäft. Ihre Schiffsunterlagen sind hier angeblich beschädigt angekommen. Das riecht nach Manipulation!"

"Will Er uns damit etwa unterstellen, dass wir unser Schiff in die Schussbahn ihrer Schlachtschiffkiller gelenkt haben, um in diese Verhörräume einzudringen? Leidet Er an Verfolgungswahn? Oder soll mit diesem Schattenfechten von der Rolle der Argonischen Flotte bei der Zerstörung unseres Schiffes abgelenkt werden?"

Euen, der zweite Beamte, versuchte den Rückzug seines Kollegen zu decken. "Madam, wir haben es hier mit einer ungewöhnlichen Anhäufung von Datenverlusten zu tun."

"Und wir stehen Ihm als bequemer Sündenbaka zur Verfügung? Untersuche Er doch die Hintergründe unserer Passagiere. Unsere Dokumentation erfüllt jeden Standard der Zertifikation, die uns sogar Flottenaufträge ermöglicht. Vorausgesetzt, der argonische Geheimdienst stellt sich der Auszahlung der Bergungsversicherung nicht in den Weg."

Hwitnoarmanckimpeir schälte sich aus dem für ihre Anatomie ungeeigneten Sitzmöbel heraus. "Wenn die Unheiligen noch weitere Fragen haben, empfehlen wir das Studium der überlassenen Unterlagen. Marine, gebe er die Tür frei."

Die Paranidin fühlte sich längst nicht so souverän, wie sie sich - nicht zuletzt Dank der Ausbildung in der Hierarchie - gegenüber den Argonen gegeben hatte. Ein Diener der Dreidimensionalität war geschult, den Raum in seiner Umgebung mit seiner Präsenz auszufüllen. Kala-Shun war nichts weiter als die physische Ausübung dieser Disziplin.

Das Problem mit der Position der "No Worries" war, dass die Argonen selbst unter maximaler Hilfestellung entsprechend der Bedingungen des Bergungsabkommens alle zukünftigen Aktivitäten der Mannschaft auf Eis legen konnte. Praktisch das gesamte Vermögen der Besatzung war in das Schiff und die benötigten Zertifikate investiert worden. Ohne ein Schiff gab es keine Möglichkeit, aus diesem Kapital auch Profit zu schlagen. Es sei denn... Das musste sie mit dem Skipper und Trasulias klären. Aber nicht auf diesem Schiff, das mehr Ohren hatte als ein Nif-Nakhischer Blindgleiter.

*****

Auf dem Flur verdrückte Fea r'Rttg gerade seine vierte Portion Kalamari. Dieses argonische Tentakelmenü übertraf seiner kulinarischen Meinung nach den Geschmack boronischer Tentakeln bei weitem. Er konnte den Ammoniakausdünstungen einfach nichts abgewinnen, die er während seiner Zeit als Prozesszeuge der Spionagetribunale in Ghinns Flucht bei der Hinrichtung der boronischen Spione probieren konnte. Solange der Schiffsarzt nicht in der Nähe war, könnte er die anderen vielleicht zu einer Erweiterung der Menüliste des Schiffs überreden. Ausserdem kannte er ein Restaurant auf dem Ausrüstungsdock in Familie Tkr, wo er mehrere Container dieses Zeugs mit gutem Gewinn verkaufen könnte.

Als die Paranidin endlich wieder aus dem Büro herauskam, saugte der Split genüsslich schlürfend den letzten Tentakel ein.

"Die fertig sein, oder noch Babyholos sehen wollten?"

"Wenn es nur das wäre..."

*****

Als der Marine Trasulias aufforderte, ihm zu folgen, wäre sie beinahe von der Bank gefallen. Zwar kann die Muskulatur der Teladi über längere Zeit eine konstante Kraft viel besser aufrechterhalten als die heissblütigerer Spezies, aber der Schwanz einer Teladi war weder zum Heben von Gewichten noch zum Abstützen des Körpergewichts ausgelegt. Die Umwelttechnikerin kletterte umständlich rückwärts von der Plattform herab und fragte sich, welche Art Folter sich die Verhörleute jetzt noch ausgedacht hatten.


*****

Nachdem die Paranidin das Büro verlassen hatte, musterte Euen Gardna seinen Kollegen Leo Danna. "Das sind ganz abgebrühte Gestalten. Ich schlage vor, dass wir die auf die Überwachungsliste Orange setzen."

"Transpondermodifikation und regelmäßige Beschattung durch örtliche Agenten? Haben wir dafür genug?"

"Wann hast du zuletzt eine derartig dichte und dabei nichtssagende Dokumentation gesehen? Das müssen absolute Profis sein!"

silenced
Posts: 4967
Joined: Tue, 20. Jun 06, 19:43
x4

Post by silenced » Sat, 15. Mar 08, 21:16

°lechz°

und mir juckts auch in den fingern ... ideen schwirren durch den kopf ... unglaublich ôô
... what is a drop of rain, compared to the storm? ... what is a thought, compared to the mind? ... our unity is full of wonder which your tiny individualism cannot even conceive ... I've heard it all before ... you're saying nothing new ... I thought I saw a rainbow ... but I guess it wasn't true ... you cannot make me listen ... I cannot make you hear ... you find your way to heaven ... I'll meet you when you're there ...

Highlanderhgn732
Posts: 12
Joined: Wed, 16. May 07, 11:48

Post by Highlanderhgn732 » Mon, 17. Mar 08, 10:49

Klasse Story. :lol:
Wann geht´s weiter???

Bin mal gespannt, wie die ganze Geschichte sich auflösen wird.
sic semper tyrannis

User avatar
jorganos
Posts: 323
Joined: Thu, 12. Aug 04, 14:04
x3tc

Post by jorganos » Mon, 17. Mar 08, 19:53

Hier nun der elfte Streich. Eigentlich passiert hier gar nichts... Ich hoffe mal, es bleibt trotzdem unterhaltsam. Momentan wäre "Ein Tukan in Abwesenheit" vielleicht der bessere Story-Titel.


Teil 11

Tia Silsarna nahm im Sessel des taktischen Beobachters der Eklipse Platz.Teta Nu und die drei Passagiere hatten Platz in der kleinen Messe des neuartigen argonischen Militärschiffs gefunden.

Der neue Schiffstyp kam ihr eher wie eine kleine Korvette als wie ein schwerer Jäger vor. Abstriche gab es beim Zugang zum Frachtraum, durch das Weglassen jeglicher Andockvorrichtungen - die bei den Schiffen der M6-Klasse seit den Patentprozessen auch nur noch zu besseren Frachtschleusen degradiert worden waren, und beim Schildgenerator. Die höhere Geschwindigkeit und Wendigkeit wog das sicherlich wieder auf, und zwei unabhängige Geschütztürme versprachen jedem Angreifer unangenehme Überraschungen.

Wie bei Militärschiffen üblich war es eng im Inneren. Die Piloten- und Kommandokanzel war mit ihren sechs Konsolen groß genug, um eine Kampfgruppenleitstelle unterzubringen. Kojen und Messe drängten sich zwischen den Generatoren. Der Frachtraum im Bauch des Schiffs kam Tia nicht sonderlich grosszügig vor, ermöglichte aber die Bunkerung von ansehnlichen Mengen Sprungenergie und Munition.

Tia überlegte sich, wie sie ein solches Schiff für den Eigenbedarf anpassen würde. Als Soloflieger wäre es wahrscheinlich recht gewöhnungsbedürftig, also müßten die Kojen zu etwas geräumigeren Kajüten umgewandelt werden, wahrscheinlich zu Lasten der Messe. Den Aufenthaltsbereich könnte man in den hinteren Teil der Pilotenkanzel verlegen...

Die Zeiten, in denen sie mit einem modifizierten Bussard Freihändler eskortiert oder Transporte von unliebsamen Konkurrenten ihrer Auftraggeber abkassiert hatte, lagen jetzt definitiv hinter ihr. Der Einstieg in Aldun Seleks etwas verrückte Touristikgesellschaft hatte sie aus dem zwielichtigen Umfeld herausgerissen, in das sie durch ihren Studienabbruch abgeglitten war. Die Zollakademie von Zwei Welten mag zwar keine Eliteschule gewesen sein, aber auch dort fraßen die Kosten ihr geringes Erbe schneller auf, als sie den Abschluss hätte erreichen können. Wenigstens hatte man ihr dort einige nützliche Fähigkeiten beigebracht.

"Wir erreichen jetzt Sektor Raumkrautgraben." Zieladresse für Harnon Simms, einen dicklichen, etwas griesgrämigen Handelsvertreter für Erntezubehör. Simms hatte die Zeit an Bord der No Worries bis zur Zuladung der Lebendfracht in Ianamus Zura eigentlich genossen, insbesondere die Freizeitangebote. Aber mit neuen Umwälzpumpen für das Recycling von Agrarprodukten im Gepäck waren ihm solche Umstände anscheinend nicht sonderlich fremd. Ob ihn auf der Teladianium-Giesserei angenehmere Aromen erwarteten, wagte Tia zu bezweifeln. Nicht umsonst wurde teladianischer Schlamm als Bioprodukt deklariert.

*****

Teta Nu fühlte sich wie ein siebenter Tentakel, oder wie ein Anstandsrüssel in einer dieser antiken Familienklamotten in 2,5D. Er hatte die drei Passagiere schon an Bord der Hard Place untersucht, und im wesentlichen die Diagnosen bestätigt, die er schon bei ihrem Reiseantritt gestellt hätte. Harnon Simms brauchte dringend eine Diät und Nahrungsumstellung, Fido Wells hatte ein Alkoholproblem (nach relativ kurzer Zeit auch das, dass er keinen mehr bekam), und Bruder Jerro Tull bekam die vegetarische Kost der Goner bei seiner Blutarmut nicht wirklich gut. Wie auch immer, der Vertrag sah vor, dass die Passagiere von zwei Crewmitgliedern begleitet wurden, und nutzlose Verhöre hatte er schon genug erlebt. Meist allerdings auf der anderen Seite des Tisches.

Von der Crew der Eklipse bekam er nicht allzuviel zu sehen - die beiden Schützen kamen kaum aus ihren Kanzeln raus, und Pilot und Kopilot sassen vorne. Da sich sein Vorrat an Smalltalk mit diesen Passagieren schon während des Fludes nach Ceos Buckzoid aufgebraucht hatte und die Messe im Gegesatz zur Kommandokanzel auch keine interessanten Neuerungen aufwies, überließ sich der Borone der Introspektive.

Tatsächlich war ihm seit der Zerstörung der "No Worries" aufgefallen, dass er emotional wie auch physiologisch etwas neben sich schwamm. Allerdings führte er dies - wie auch die leicht geschwollenen Stellen an seinem Rücken - auf die Begleitumstände des Schiffbruchs zurück. Nur lag er mit dem Verdacht auf Trauma falsch...

*****

Trasulias war fix und fertig. Die beiden Sicherheitsleute hatten auch unter die unzugänglichste Schuppe tasten wollen - im übertragenen Sinne. Die einzige physische Foltermethode, die sie eingesetzt hatten, war der gepolsterte Stuhl gewesen, auf den sie sich hatte kauern müssen. Wenigstens hatte sie hier ihren Schwanz raushängen lassen können.

Ansonsten war sie sich vorgekommen wie beim Zertifizierungsaudit. Endlos viele Bordprozeduren waren sie durchgegangen, die Abläufe des Reportwesens und der automatischen Erfassung wieder und wieder durchgegangen, für jeden Dokumenttyp einzeln. Gut, sie hatte die Software entwickelt, und hatte erhebliche Abweichungen vom üblichen Prozedere eingebaut, aber entweder unterstellten die ihr systematische Manipulation der Aufzeichnungen, oder - sie schauderte - die wollten ihr Managementsystem nachbauen. Durch ihren vorzeitigen Abgang von der Akademie in Firmenstolz unterlag das nicht der dortigen Copyright-Regelung für Seminar- und Abschlussarbeiten!

Sie vermisste ihr Nest an Bord des Tukans. Gut, und die Annehmlichkeiten eines Teladi-Schiffs vermisste sie auch. Die Argonen schienen wie die Boronen aus dem Wasser zu stammen, hier gab es keine Staubbäder oder Rückenkratzer, nur Duschen oder Schwitzbäder. Noch dazu teilte sie ihre Untekunft mit Hwitnoarmanckimpeir und Fea r'Rttg, und zwischen den meditativen Katas der Paranidin und der Stressbewälktigung des Split blieb nicht viel Nistraum für eine kleine Teladi.

"Passsss doch auf!" Mit Mühe und Not entging sie einem Drehtritt des Mechanikers, der die Matratze seiner Liege zu einem Punchingball umfunktionioert hatte. "Lassss mir doch wenigssstensss eine Rückzssugsssmöglichkeit!"

"Was nicht töten hart machen," grunzte der Split. Die Matratze zeigte deutliche Abnutzungserscheinungen, also lohnte es sich ein wenig, darauf einzudreschen. Obendrein reagierten die Marines vor der Tür so herrlich paranoid auf die ständigen Schläge und Tritte. Das hier war zwar kein Urlaub, aber zumindest ein paar kleinere Freuden wie Ammoniak-freie Tentakeln und kontrollierte Zerstörung der EInrichtung verhinderten, dass er depressiv wurde.

Hwitnoarmanckimpeir intonierte einige Hymnen an die Dreidimensionalität, mit ausgeschaltetem Vocalizer. Das, was davon im hörbaren Bereich für die Teladi lag, stellte ihr den Rückenkamm auf.

In diese Idylle trat der Skipper ein.

"Leute, die Bürokraten hier halten alles auf. Tras, kannst du mal die Spesenabrechnung für den Ersatztransport der ursprünglichen Passagiere prüfen? Die müssen da irgendwo einen Kommafehler gemacht haben. Fea, hör auf, auf die Wand einzutreten - wir beide müssen die Ausstattung durchgehen."

Die Paranidin aktivierte ihren Vocalizer. "Wann hören die auf, uns wie politische Gefangene zu behandeln?"

"Wenn wir wieder auf unserem Schiff sind. Die tun fast so, als wäre die Bergung von Stationspersonal bei ausfallenden Schilden ein Kapitalverbrechen. Hwit, die Boroninnen beschweren sich, dass wir den Flügelkraken nicht mit rausgebracht haben. Wieso eigentlich nicht?"

"Der hatte sich vor dem Mini-Ghok in die Kabeschächte geflüchtet und befand sich nicht in den Rettungssphären. Allerdings sehen die Haustierbestimmungen vor, dass im Verlustfall ein Klon des Tieres bereitgestellt werden kann."

"Die Versicherung macht so schon Ärger. Wahrscheinlich werden wir in näherer Zukunft mal einen Aufpasser aufs Auge gedrückt bekommen."

"Dasss sssowiessso. Nach diesssem Höllenritt sssteht eine Rezsssertifizssierung an."

"Dann hoffentlich Komprimierung nicht wieder flackern und alle Sitze belegen können."

*****

Die Geheimdienstabteilung der "HL Hard Place" schob Doppelschichten. Die Überprüfung der Stationsflüchtlinge und die Nachforschungen über den Verbleib des Managements sowie der Kristallbestände des Solarkraftwerks wurden auf die Sektorpolizei übertragen (die ihrerseits damit hoffnungslos überfordert war), während alle verfügbaren Kräfte auf die Crew und die Unterlagen der "No Worries" gerichtet wurden.

Leo Danna leitete die akustische Überwachung. Seit nunmehr 38 Stunden auf den Beinen kämpfte er einen verzweifelten Kampf, um die von der Paranidin verbreiteten Störgeräusche zu eliminieren. Die Tatsache, dass paranidische Hymnen algorithmischer Natur sind und der bei der digitalen Kompression akustischer Daten verwendeten Verfahren sehr ähneln, reduzierte einen Großteil der Tonaufnahmen zu Datenmüll. Die wenigen verwendbaren Passagen waren lückenhafter als die durch die Explosion der "No Worries" entstandenen Datenverluste in den Bergungsdaten. Leo schrieb in seinen Bericht, dass die Abteilung R&D von diesen Profis nur lernen konnte.

Euen Gardna leitete die elektronischen Analysen. Die im Standardformat der Gemeinschaft der Völker vorliegenden Daten enthielten elektronische Signaturen, die nicht ohne weiteres deutbar waren, anscheinend eine obskure Hardwareemulation. (Tatsächlich hatten Trasulias und Fea r'Rttg diverse ältere elektronische Bauteile, die an Bord waren, zu einem Koprozessor für die dumme Schiffs-KI zusammengebastelt. Diese Nicht-Standard-Konstruktion benutzte eine antike, Hardware-orientiere Programmiersprache, die Fea r'Rttg standardmäßig zum Tuning der Rennmaschinen eingesetzt hatte.) Euen und seine Leute hatten Klartext-Zugriff auf alle offiziellen Daten der "No Worries", die die Übertragung überstanden hatten, aber auch kein bisschen mehr. Auch Euen verfasste einen Bericht, in dem er sich über die Ultrakryptischen SIgnaturen der Aufzeichnungen ausliess und den Programmierern und Dechiffrierungsspezialisten Hausaufgaben stellte.

Roswell Gusta, Vizedirektor des argonischen Geheimdienst und rechte Hand von Ban Danna, genehmigte die Einsatzgruppe Tukan, dreissig höchstdotierte und aufwendig ausgebildete Spezialisten, die den verdeckten Machenschaften von Aldun Selek und seiner Crew auf die Schliche kommen sollten. Ein Mammut diente der Einsatzgruppe als Basis, eskortiert von vier Korvetten der Zentaurklasse und einem gemischten Jägerverband.

*****

Wie Aldun Selek vorausgesehen hatte, beschloss die Versicherungsgesellschaft, den Fall der No Worries gezielt zu verfolgen. Sie beauftragten drei private Ermittlungsagenturen aus verschiedenen Winkeln der Völkergemeinschaft.

*****

Samita Verdun war freie Berichterstatterin für die GalNet Newsagentur, Sie hatte von der Evakuierung in letzter Sekunde durch den Tukan erfahren und bereitete ein Aufzeichnungsteam für diese Story vor. Ihr Redakteur hatte ihr einen ausreichenden Vorschuss gegeben, mit dem sie sich auf einem Schiff vor Ort einmieten konnte.
Last edited by jorganos on Mon, 17. Mar 08, 20:41, edited 1 time in total.

silenced
Posts: 4967
Joined: Tue, 20. Jun 06, 19:43
x4

Post by silenced » Mon, 17. Mar 08, 20:30

man wundert sich eigentlich immer wieder wie diese verschiedenen rassen miteinander ueberhaupt zurechtkommen koennen ôô


der letzte teil war richtig gut =), mehr infosssss
... what is a drop of rain, compared to the storm? ... what is a thought, compared to the mind? ... our unity is full of wonder which your tiny individualism cannot even conceive ... I've heard it all before ... you're saying nothing new ... I thought I saw a rainbow ... but I guess it wasn't true ... you cannot make me listen ... I cannot make you hear ... you find your way to heaven ... I'll meet you when you're there ...

User avatar
jorganos
Posts: 323
Joined: Thu, 12. Aug 04, 14:04
x3tc

Post by jorganos » Wed, 19. Mar 08, 22:48

Teil 12 muss leider noch ein wenig geschliffen werden. Ausnahmsweise habe ich schon den Schluss fertig, aber dann fiel mir auf, dass der Anfang noch nicht stimmte. Sollte aber morgen oder spätestens übermorgen kommen...


Was das Zusammenspiel der Rassen angeht, verweise ich nur auf das klassische Fantasy-Klischee "ein Mensch, ein Elf, ein Zwerg, ein Halbling...". Die verschiedenen Anschauungsweisen kollidieren schon mal, eröffnen aber auch eine größere Flexibilität. Für einen Passagierraumer ist eine so gemischte Crew eigentlich ein Vorteil, da man nie im Voraus weiss, wen man an Bord nimmt.

Shark_HH
Posts: 28
Joined: Mon, 19. Nov 07, 22:30
x2

Post by Shark_HH » Wed, 19. Mar 08, 22:49

entlich bin ich auch mal wieder zum lesen gekommen!

Nur weiter so, ich hoffe der Geheimdienst (mit ohne Ahnung :o )
beißt sich die Zähne dran aus...
und rums is die Presse wieder da...

User avatar
jorganos
Posts: 323
Joined: Thu, 12. Aug 04, 14:04
x3tc

Post by jorganos » Tue, 25. Mar 08, 10:40

Moin allerseits. Über Ostern ist leider nicht allzuviel passiert. Ich habe Teil 12 gründlich überarbeitet und den ursprünglich geschriebenen Text immer weiter nach hinten verschoben. Damit die Story nicht ganz in Vergessenheit gerät, hier erstmal die bereits überarbeiteten Sachen.


Teil 12


Die Quarantäneabteilung der Krankenstation der "HL Hard Place" war nach wie vor reichlich belegt. Aldun Selek schluckte nervös, als er die erwartungsvolle Menge ansprechen sollte. Die Flüchtlinge aus dem Sonnenkraftwerk hatten jetzt einen Tag mit Untersuchungen, Befragungen und Überwachung hinter sich.

"Meine Damen, Herren und andere Sophonten, ich habe einige Mitteilungen für Sie. Zuerst die schlechte Nachricht: Wie Sie wahrscheinlich bemerkt haben werden, ist unser Schiff, der TP No Worries, durch sogenanntes Friendly Fire so stark beschädigt worden, dass es durch wenige Treffe eines Khaak Bombers zerstört wurde. Dass Sie diese Durchsage noch hören können, verdanken Sie dem Abschluss einer Bergungsversicherung und dem prompten Transport auf dieses Schiff, die HL Hard Place. Die medizinischen Untersuchungen haben ergeben, dass Sie ernsthafte Verletzungen vermeiden konnten."

"Leider sind die Teile Ihres Handgepäcks, die Sie nicht mit an den Sitzen hatten, nicht mit evakuiert worden. Dies gilt zu unserem Bedauern auch für den Flügelkraken, der in die Versorgungsschächte des Schiffs eingedrungen war."

"Wir werden versuchen, so viel wie möglich aus den Trümmern der No Worries zu bergen. Sollten sich unersetzbare Erinnerungsstücke unter dem verlorenen Gepäck befinden, würden Sie uns die Arbeit ungemein erleichtern, indem Sie eine Beschreibung und eine Nachsendeadresse hinterlegen. Den Flügelkraken werden wir nach Möglichkeit klonen."

"Was jetzt Ihre Weiterreise und die mit uns abgeschlossenen Beförderungsverträge angeht, so kann ich Ihnen mitteilen, dass die argonische Kriegsopferhilfe die Kosten für die Überfahrt von der Station übernimmt und Ihnen zur Weiterfahrt auf die hiesige Handelsstation ein Ersatzschiff bereitstellt. Wir hätten Sie gerne selbst bis zum vereinbarten Ziel geflogen, aber durch Verzögerungen bei der Auslieferung des Ersatzschiffs können wir dies leider nicht anbieten."

"WIr wünschen Ihnen eine gute Weiterreise, hoffen, Sie bald wieder in unseren Schiffen begrüßen zu dürfen, danken für Ihre Reise mit der No Worries OHG und sagen Tschüss und Auf Wiedersehen."

Anschliessend verbrachte der Skipper der "No Worries" etwa 30 Mizuras mit der Beantwortung immer der gleichen Fragen. "Ja, wir werden uns danach umsehen." ""Stellen Sie einfach sicher, dass Sie unter einer Nachsendeadresse zu erreichen sind, Der Argonische Hilfsfond für Kriegsopfer wird als zentrale Anlaufstelle zur Verfügung stehen."

Schliesslich war alles überstanden. Das Trio der drei Boroninnen hatte am längsten gewartet, hatte dann aber irgendwie rumgedruckst und nur über eine Designerhandtasche und den Flügelkraken gesprochen. Irgendwie war sich Aldun sicher, dass da etwas unausgesprochen geblieben war.

*****

Die Eklipse mit den Cockpit-Passagieren hatte auch den letzten Zielort - das Aufrüstungsdock in Firmenstolz, wo Bruder Jerro eine Stelle in einer Hafenbar antreten wollte - angeflogen und befand sich auf dem Rückflug nach Herzenslicht. Das letzte Stück wurde ohne Sprünge zurückgelegt, als ausserplanmäßige Patrouille. In Hatikvahs Glaube gab es einen kurzen Feuerwechsel mit einer leichten Piraten-Spähpatrouille, aber die Piloten der M5 bewiesen gesunden Menschen-, Paraniden- und Boronenverstand und verzichteten auf eine längere Konfrontation mit den Geschütztürmen des schweren Bombers.

*****

"Na gut, wenn Sie uns kein Schiff stellen wollen, werden wir eins chartern." Entnervt beendete Aldun Selek das Gespräch mit dem Kömmandeur der "HL Hard Place" und bereitete einen Missionstext für die Bulletinboards der umliegenden Systeme vor.

"Benötigen Schiff für Bergungsarbeiten in Herzenslicht und Aladnas Hügel. Zahlen 3500 Credits. Docken Sie an die HL Hard Place im Sektor Herzenslicht an und nehmen Sie unser Bergungsteam an Bord."

*****

Tia bedachte den Wartungstechniker mit einem entnervten Augenaufschlag. Sie und Trasulias waren losgeschickt worden, um die Ausrüstung für den Ausseneinsatz zusammenzukaufen. Nichts besonderes, lauter Kleinteile und Verschleißgüter, aber die Lageristen der "HL Hard Place" benahmen sich, als würde sie klassifizierte Spionagehardware erwerben wollen.

"Kommen Sie, Senior Tech Smit, was soll denn schon dabei sein? Sie wissen doch so gut wie ich, dass Raumanzüge in havarierten Sektionen keinen ausreichenden Schutz bieten. Würden Sie da ohne Bergungspanzer reingeschickt werden, könnten Sie das als kriminellen Befehl verweigern! Und wir sollen komplett gegen diese Sicherheitsbestimmungen verstoßen?"

"Ich habe meine Befehle!"

Tatsächlich hatte der Geheimdienst die Anweisung gegeben, jegliche Materialanforderung durch die Crew der "No Worries" nur verzögert auszugeben, damit die Materialien mit Überwachungsvorrichtungen aufgerüstet werden konnten. Das konnte Piku Smit natürlich nicht zugeben, also zog er sich auf diese klassische Ausrede zurück. Die Reaktion der exotisch attraktiven Tia veranlasste ihn dennoch zu einigen Erklärungen.

"Sie müssen verstehen, dies ist eine Materialausgabe für militärische Einsätze, und kein ziviler Ausrüster."

"Senior Tech Smit, die 'No Worries' ist, beziehungsweise war, ein argonisch registriertes Schiff, mit argonischen Zertifikaten und einer Bergungsversicherung, in der 'jegliche zumutbare Unterstützung durch die offiziellen Stellen' zugesichert wird. Diese offiziellen Stellen sind hier an Bord der 'Hard Place', und wir haben hier ein Requisitionsformular von Ihrem Logistikbüro. Wo liegt das Problem?"

"Argonische Registration? Da steht Trantor!"

"Wir hatten Glück und waren unterwegs, als die Khaak zuschlugen. Ehrlich gesagt ist es mir ein Rätsel, warum die Handelsstation nicht wieder aufgebaut wurde. - Wie auch immer. Noch einmal fürs Protokoll: wir benötigen vier Sätze Raumanzugsarmierung für Havariesektionen, eine Schwebepalette, einen tragbaren Generator sowie einen Standardsatz Werkzeuge für die Schadenseindämmung. Das kann jeder Paranidische Fanatiker im argonischen Raum problemlos erwerben. Warum wir nicht?"

PIku Smit wurde von einer Kurzmitteilung auf seiner Lagerverwaltung erlöst. Anscheinend hatten die Techniker des Geheimdienstes ihre Ostereier versteckt, jedenfalls war die Bestellung freigegeben worden.

"Sie haben Glück, Miss Silsarna. Wie es aussieht, gab es da ein Problem mit der Freigabe."

Tia und Trasulias nahmen die Schwebepalette in Empfang und machten sich auf den Rückweg in ihre Quartiere.

"Wir können von Glück reden, dassss sssie die Atemluft nicht ganzss ssso bürokratischhh handhaben, oder wir wären erssstickt..."

"Wie, kennst du das Atemabluftentsorgungsformular etwa nicht?"

Trasulias blickte ihre Kollegin besorgt an. Lebenserhaltungssysteme waren eine verantwortliche Aufgabe, und sie fürchtete, bei den gesetzlichen Auflagen nicht auf dem Laufenden geblieben zu sein.

"Die haben dafür ein Formular? Wie berechnen sssie dasss denn?"

Tia schluckte ein paar mal, aber dann konnte sie ihr Gekicher nicht mehr zurückhalten.

"Grässsliche assstsschhwingende Warmblüter..." Die Teladi flackerte beleidigt mit ihrer Stirnschuppe.

*****

Fünf Sezuras später hatte die Crew einen altersschwachen Discoverer gechartert. Aldun, Fea r'Rttg, Tia und Trasulias hatten ihre Anzüge für EVA-Arbeiten ausgerüstet, Hwitnoarmanckimpeir und Teta Nu saßen an den Com- und Nebenkontrollen des M5, während der Pilot in seinem Cockpitsessel vor sich hindöste, nachdem er das Schiff zu den Koordinaten gesteuert hatte, an denen die No Worries zerstört worden war, und einen Navigationssatelliten mit Wracksignal ausgesetzt hatte, damit das Bergungsteam nicht von durchrauschenden Schiffen gefährdet wurde.

Der Khaak hatte die Triebwerkssektion getroffen und die Reaktor- und Stützmassetanks gesprengt. Den Reaktor selbst hatte er knapp verfehlt, so dass ein Großteil des Tukans als Trümmer durch das Vakuum schwebte. Aldun schätzte, dass die Crew noch einen halben Tazura hatte, bevor die Nanobots auf die Abwesenheit des Transpondersignals reagieren und die Wrackteile in unschädlichen Raumstaub zerlegen würden.

Die Crew hatte Signalgeber an ihren Raumanzügen, die die Freisetzung der Nanobots aufhalten konnte, solange der Navsat seine Signale aussandte.

Der Rumpf vor der Triebwerkssektion war durch die Explosion in drei größere Teile zerbrochen. Cockpit und Crewquartiere waren in einem Stück, wenn auch mit einem Riss entlang der Fortsetzung der Flügel, von der letzten Position weggedriftet. Die Passagier- und Frachtsektion war entlang der Schiffsachse auseinandergebrochen und driftete mit den Resten der beiden Flügel durch den Raum, als hätte jemand ein Hähnchen mit der Schere tranchiert.

Schuld war der Totalausfall der Subraumkompression. Die dadurch gestauchten Sektoren des Frachtraums hatten sich entfaltet und die Schiffsflanken auseinandergedrückt.

Die in den Reihen 7 bis 12 abgelegten Habseligkeiten waren - wie von den zertifizierten Protokollen verlangt - mit Haltenetzen gesichert worden, eigentlich, um zu verhindern, dass sie bei plötzlichen Manövern zu Geschossen im Passagierraum wurden. Das bedeutete, dass der Großteil dieses Gepäcks noch eingesammelt werden konnte, wenn es der Crew gelang, in die unkontrolliert driftenden Wrackteile einzudringen.

"Ok, Leute. Jeder weiß, was zu tun ist?" Aldun Selek sah sich in der Schleuse um.

"Ich sichere den hinteren Frachtraum, berge, was immer da noch an Datenschnipseln überlebt hat, und sämtliche Hardware, die noch irgendwie zu retten ist." Tia machte sich da wenig Hoffnungen. Schon im Vorbeiflug hatte sie erkennen können, dass von der Geschützkanzel nichts übriggeblieben war. Mehrere direkte Treffer - sowohl argonische wie Khaak - hatten Antriebsaggregate und Heckgeschütz zu Schlacke verarbeitet.

"Ich sssammle dasss Kabinengepäck ein." Trasulias hatte mehrere Sammelnetze mit Positionsbojen dabei, die ein Einsammeln mit dem Discoverer ermöglichen sollten.

"Split greifen bewegliche Hardware, was können reparieren."

"Ok. Ich halte nach Überrresten von dem boronischen Vieh Ausschau. Wo sagtet ihr hatte sich das verkrochen?" Der Skipper hatte ein forensisches Kit zur Sicherung von DNA oder Organen an seinem Anzug befestigt. Eigentlich wäre das Teta Nus Aufgabe gewesen, aber für den Boronen stand kein geeigneter Bergungspanzer zur Verfügung.

"In den Belüftungssssschächten backbord, hinter den Gepäckfächern!"

"Da kommt Freude auf. Ok, wenn wir das alles haben, geht es zu den Crewkabinen. Wir nehmen mit, was das Vakuum überstanden hat."

Das argonische Militär hatte angeblich die Überreste nur im Vorbeiflug gescannt und keine weiteren Maßnahmen ergriffen. Tatsächlich mussten die No Worries feststellen, dass etliche Datenträger und Aufzeichnungsgeräte aus der Cockpitsektion fehlten (allerdings waren die modifizierten Spielekonsolen, die Fea und Trasulias als Koprozessoren eingesetzt hatten, nicht angetastet worden). Die privaten Gegenstände in den Crewkabinen waren anscheinend für eine Off-Site-Diagnose exakt gescannt worden. Wer immer dort eingedrungen war, hatte auch versucht, die Nanobots per Override zu aktivieren, war aber an den Failsafes gescheitert. Aldun Selek hatte dieser Funktion schon misstraut, als er noch als angestellter Pilot für die TUI geflogen war, und entsprechende Modifikationen vorgenommen. Nur deshalb gelang es der Crew, persönliche Andenken oder Kleinigkeiten anstelle von Raumstaub an Bord des gemieteten Discoverer zu bringen.

Schliesslich versammelten sich die Crewmitglieder in der Frachtschleuse, aktivierten den modifizierten Override und sahen schweigend zu, wie die Trümmer des Tukan zu Raumstaub zerfielen.

*****

silenced
Posts: 4967
Joined: Tue, 20. Jun 06, 19:43
x4

Post by silenced » Tue, 25. Mar 08, 11:14

das bitte jetzt jeden morgen =)
... what is a drop of rain, compared to the storm? ... what is a thought, compared to the mind? ... our unity is full of wonder which your tiny individualism cannot even conceive ... I've heard it all before ... you're saying nothing new ... I thought I saw a rainbow ... but I guess it wasn't true ... you cannot make me listen ... I cannot make you hear ... you find your way to heaven ... I'll meet you when you're there ...

Deleted User

Post by Deleted User » Tue, 25. Mar 08, 21:25

*RRRRRRRRRAATSCH*
(mich hats zerissen vor lachen)
:rofl: :rofl: :rofl: :rofl: :rofl: :rofl: :rofl: :rofl:

Shark_HH
Posts: 28
Joined: Mon, 19. Nov 07, 22:30
x2

Post by Shark_HH » Wed, 26. Mar 08, 14:19

mal wieder erste sahne :)
"Wir können von Glück reden, dassss sssie die Atemluft nicht ganzss ssso bürokratischhh handhaben, oder wir wären erssstickt..."

"Wie, kennst du das Atemabluftentsorgungsformular etwa nicht?"
:o
:D

User avatar
jorganos
Posts: 323
Joined: Thu, 12. Aug 04, 14:04
x3tc

Post by jorganos » Wed, 26. Mar 08, 20:46

So, hier dann der nachfolgende Teil, dessen Schluss ursprünglich für Teil 12 vorgesehen war.


Teil 13

Eine Sezura später näherte sich der Discoverer den Überresten des Solarkraftwerks in Aladnas Hügel. Ein Überwachungssatellit erklärte den Bereich zu polizeilichem Sperrgebiet und verlangte eine Identifikation. Wie Hwitnoarmanckimpeir vermutet hatte, akzeptierte die Sonde den Code der Bergungsversicherung als Legitimation, und die Crew begann in gleicher Rollenverteilung wie beim Wrack der "No Worries", in die tote Station einzudringen.

Tia vorne weg, mit dem Karabiner in Bereitschaft, gefolgt von Fea r'Rttg, der neben seiner Zimmerflak die Werkzeuge und den tragbaren Generator zum Reaktivieren von Systemen wie Schotts oder Infoboards bei sich hatte. Trasulias steuerte eine Frachtpalette mit weiterem Gerät sowie Sammelbehältern. Der Skipper sicherte nach hinten und hielt über ein Glasfaserkabel-Relais die Kommunikation mit dem Discoverer aufrecht.

An Bord des Discoverers überwachten Teta Nu und Hwitnoarmanckimpeir das Außenteam und ihr Vorankommen mit Hilfe eines holographischen Modells der Station.

Natürlich war das Team der No Worries nicht der erste Suchtrupp, der die Überreste der Station durchstöberte. Militär und Geheimdienst dürften die üblichen Stellen abgegrast und Beweisstücke gesichert haben. Mindestens ein Trupp Piraten würde sich nach vergessenen Wertsachen umgesehen und mit etwas Pech unangenehme Überraschungen hinterlassen haben. Entsprechend vorsichtig bewegte sich Tia, die mit derartigen Aktionen die meiste Erfahrung hatte.

"Werte Mitstreiter, euch erwartet ein Schott 30 Meter voraus, 40 Grad links" - Teta Nu wackelte mit seinem rechten Tentakel durch ein Display mit einem Standard-Grundriss eines argonischen Solarkraftwerks M, auf dem die Transpondersignale der Gruppe eingeblendet waren. Hwitnoarmanckimpeir sass an den Scannern und überwachte alle Energiesignale in dem Stationswrack. Die Station war weitestgehend tot - mit der Zerstörung der Solarpanele kam die Hauptversorgung der Station zum erliegen, und die Notstromaggregate hatten sich nicht aktiviert. Vereinzelte Solarpanele lieferten immer noch Energie, zu wenig, um die Stationssysteme in Gang zu halten, aber zuviel, um einfach alle Leitungen als tot zu betrachten.

Das Ziel der Gruppe war ein Kommunikationsrelais, dessen temporärer Speicher noch Daten der letzten Transaktionen enthalten sollte. Die Datenspeicher der Hauptrechner der Station waren schon ins forensische Labor der "HL Hard Place" abtransportiert worden, aber bei der Auseinandersetzung mit der Versicherung konnte ein unabhängiger Datensatz bares Geld wert sein.

"Copy, Nu. Schott ist da, und offen. Was erwartet uns?" Tia hatte vorsichtshalber hinter dem Schott Deckung gesucht, während der Rest der Gruppe um die Ecke wartete.

"Laut Blaupause müsstet ihr den Steuerstand für die Energiezellenbefüllung erreichen, meine Dame. Vier Reihen mit Schaltpulten und -Schränken. In der dritten Reihe soll eine Leiter auf ein Zwischendeck hinaufführen, wo ein Wartungsschott zum Relais führen soll."

"Copy. Hwit, irgendwelche auffälligen Energiesignaturen?"

"Schwer zu sagen. Was da noch an Restenergie durchläuft, trifft die Verteiler im Zwischendeck unter euch. Euer Funkrelais gibt ein klares Signal, sonst nichts deutliches."

Tia gab dem restlichen Trupp Handzeichen, bevor sie mit dem Karabiner im Anschlag das Kontrollzentrum betrat. Durch den Ausfall der Schwerkraftgeneratoren waren Sprünge oder hastige Bewegungen problematisch. Das einzige, was den Trupp am Boden hielt, waren die Magnetsohlen der Bergungsrüstungen. Tia hatte in ihrer früheren Karriere mit eigenen Augen gesehen, wie übereifrige Enterkommandos im Schweben wie Jahrmarktballons abgeschossen worden waren, und achtete auf ihre Bodenhaftung.

"Nu, vergiss die Blaupause - hier drinnen kreuzen sich zwei Einschusstunnel. Wir werden Koordinaten brauchen!"

Hinter ihr schwebte Fea r'Rttg durch das Schott - den Generator wie einen Null-G-Rugbyball unter dem linken Arm eingeklemmt, die Projektilwaffe schussbereit in der rechten Hand. Die Werkzeuge an seinem Reparaturgürtel tanzten um seine Hüfte wie ein Ballettrock, als sich der passionierte Rugbyspieler um die eigene Achse drehte, um mit den Sohlen an einem Schaltschrank zum Stehen zu kommen - im rechten Winkel zum "unten" der Argonin.

"Sehen nicht gut aus. Obere Plattform verdampft."

Teta Nus Stimme blieb unaufgeregt. "Liebe Kollegen, könnt ihr mir die Einschussvektoren übermitteln?"

Tia versuchte, brauchbare Koordinaten mit dem Entfernungsmesser ihres Zielfernrohrs zu ermitteln. "Ok, Nu, meine Position ist drei Meter rechts vom Schott, anderthalb Meter im Raum. Einschusskanal 1 in der Decke 12 Meter in 34 Grad, am Boden 8 Meter in 41 Grad. Kanal 2 in der Decke 9 Meter in 124 Grad, Boden 3 Meter in 172 Grad."

Der Borone markierte die ungefähren Positionen in der Blaupause. "Freunde, das ist haarscharf an unserem Ziel vorbei. Springt an den Rand des Deckeneinschuss Kanal 2. Von da aus sind es an der rechten Wand 2 Meter nach unten und 3 Meter Richtung Schott."

Fea zögerte keinen Augenblick und stiess sich in Richtung der Decke ab, während Tia weiter in den zerstörten Raum sicherte. Der Split stakste die Decke entlang auf die angegebene Stelle zu.

"Zuhören, Tentakelfratze. Vier Schaltschränke teilweise verschmort, nackte Kabel. Wo finden Luke in Rückwand?"

"Zwischen Schrankreihe 3 und 4. Etwa 2 Meter von der Decke."

"Alles aussehen wie Wandpanele. Wo Steuerung?"

"Im Schaltschrank Richtung Schott. Halbe Höhe - so hoch wie das Wartungsschott."

"Gefunden haben. Hier noch Saft auf Leitung. Hwit?"

"Uns erscheint das wie eine Hauptleitung von den Kollektoren. Dürfte genug Power für Lichtbogenschweissen haben."

"Split sch**ssen BoFu. Wo können kappen?"

"Am besten ein Deck höher, meinen wir. Schick Tia durch den Schusskanal - ihr Karabiner sollte ausreichen."

Tia beäugte misstrauisch das Chaos, das die Einschüsse in der Decke hinterlassen hatten.

"Hör mal, Hwit, der Einschusskanal ist keinen Deut besser als die Schalttafel. Wenn ich da reinfliege, steht meine Frisur noch nächste Jazura in alle Richtungen."

"Wasss haltet ihr von einem Kurzsssschlussss?"

Trasulias beeilte sich, einen Lösungsvorschlag zu machen, der nicht darauf hinauslief, dass sie die kleinste im Außenteam war und deshalb durch den Schusskanal kriechen sollte.

"Können klappen. Tras, schneiden Stück von totes Kabel raus!"

"Stop stop stop!" Aldun Selek packte die Teladi an der Schulter, um schlimmeres zu verhindern. "Physikunterricht: Was passiert, wenn wir einen Stromkreis kurzschließen? - Richtig, an der Stelle mit dem größten Widerstand wird es sehr, sehr heiß. Und da die Solarkraftwerke Supraleiter zur Energieübertragung einsetzen..."

"...Kontaktstellen mit Überbrückung größter Widerstand werden. Nicht gut."

Der Skipper überlegte einen Moment. "Hwit, was ist der legale Status der Stationstrümmer?"

"Gemäß interstellarer Verkehrsordnung? Verkehrsgefährdendes Material, kennzeichnungspflichtig."

"Ok, wenn mich meine Erinnerung an die Verkehrsrechtskurse nicht im Stich lässt, darf ein Pilot derartiges Material aus dem Weg schießen. Richtig?"

"Sofern das im Kurs liegt und potentiell das Schiff gefährdet."

"Gut. Hwit, bitte doch unseren Piloten, Kurs auf die Zuleitung von den Solarpanelen zu nehmen."

"Das wäre ein Kollisionskurs!"

"Richtig. Lass ihn sehr sehr langsam darauf zufliegen."

Die ungläubigen Rückfragen des Piloten drangen gedämpft durch die Headsets.

"Ok, Hwit. Jetzt frage bitte den Piloten, ob er das vor ihm liegende Hindernis als potentielle Gefährdung seines Schiffs unter Beibehaltung des derzeitigen Vektors ansieht."

"Wir wurden gebeten auszurichten, dass er das verdammt nochmal tut."

"Sehr schön. Hwit, nimm das zu Protokoll und bitte den Piloten doch, zu versuchen, das Hindernis durch Beschuss aus dem Weg zu räumen."

Die von den Treffern ausgelösten Erschütterungen erreichten das Innenteam.

"Ok, Hwit. Haben wir noch Saft auf der Leitung?"

"Negativ."

"Dann lass den Piloten bitte abdrehen - offensichtlich reichte der Beschuss nicht aus, das Hindernis aus dem Weg zu räumen. - Fea, würdest du jetzt bitte das Schott öffnen?"

"Copy, Skipper." Der Split kappte die Stromversorgung der Steuerungseinheit und schloss sie an den tragbaren Generator an. Wenig später öffneten sich die Wandpanele und gaben den Zugang zum Kommunikationsrelais frei.

"Können wir die Daten abbergen? Ich will hier nicht länger als notwendig rumsitzen."

"Können ausbauen Relais samt Datenspeicher. Passen durch Schotts."

"Dann los."

Ohne weitere Zwischenfälle bugsierte das Außenteam das Kommunikationsrelais aus der zerschossenen Station heraus.

"Kurs Herzenslicht, argonischer Träger 'HL Hard Place'. Tia, Fea, Nu, seht zu, dass wir beweiskräftige Daten bekommen. Ich will endlich wieder ein eigenes Schiff unter den Füssen haben!"

*****

"Hier Anflugkontrolle 'HL Hard Place'. Sie dürfen landen." Der Flugdeckoffizier des Trägers war etwas irritiert, da ihm zwei Angehörige des Geheimdienstes über die Schulter sahen.

"Wo kommen die denn jetzt her?"

"Laut Beacon von einem Bergungseinsatz in Aladnas Hügel."

"Deklarierte Fracht?"

"Forensische Beweismittel."

Leo Danna und Euen Gardna tauschten bedeutungsvolle Blicke aus.

"Professionell. Wie erwartet..."

*****

Der Skipper und seine Crew grübelten über den Schiffsplänen, die ihnen die Versicherungsgesellschaft nach Erhalt der fehlenden Stationsdaten zugeschickt hatte. Die Tukan-Klasse hatte (mal wieder) ein radikales re-Design erfahren und ähnelte kaum noch der alten No Worries - die noch die atmosphärischen Flügel und das Cockpit in der Nase hatte, ein Vorkriegsmodell eben. Die Versicherer hatten sich zähneknirschend darauf eingelassen, ein neueres Modell als Ersatz anzubieten. Die Schiffsausbauten waren kein Problem, aber die Innenausstattung stellte die Crew vor schwere Entscheidungen.

Tras: "Ein Passssaschgierschhhhiff ohne Sssandbad kriegen wir nie zsssertifizssiert!"

Fea: "Brauchen Platz für Schiessbahn!"

Hwit: "Nicht nur einen billigen Holoschrein für die Dreidimensionalität..."

Nu: "Wenn wir den Regenerationstank etwas größer machen, können wir da auch Wellness anbieten!"

Tia: "Du willst doch nur deinen eigenen Pool haben, Nu."

Nu: "Na und, dir reicht ein Waffenschrank ja auch nicht mehr!"

Tia: "Weil die Einstiegsschleuse nicht mehr bei der Geschützkanzel liegt!"

Fea: "Aber dafür bei Crewkabinen."

Skipper: "Leute, wir müssen noch irgendwas streichen. Das Budget für die Innenausstattung liegt momentan bei 140%."

Hwit: "Und wenn wir nur einen ISE statt der PBK in die Kanzel nehmen?"

Fea: "Du wohl spinnen. Nix Reichweite!"

Skipper: "Irgendwo müssen wir sparen. Also erstmal keine Extrawürste mehr!"

Auch wenn auf der "No Worries" ein recht lockerer Umgangston herrschte, hatte der Skipper (beziehungsweise der Wachhabende) das letzte Wort.

Tia studierte noch einmal die Ausstattungslisten und stolperte über einen ziemlich großen Posten. "Skip, hast du dir mal angesehen, was die für Bereitstellung und Einbau der Standard-Teooichware und Paneele nehmen? Ich habe das mal mit den Preisen für die gehobene Ausstattung - Materialwert - verglichen, und wenn wir das Material in einer Kategorie besser zusammenrechnen, kommt dabei weniger als die Hälfte raus."

"Du hast recht. Ok, Fea, Tras, Tia, checkt bitte mal ganz genau, ob da wirklich die komplette Inneneinrichtung ausgetauscht wird. Nu, Hwit, klemmt euch mal hinter die Servicekataloge der Aufrüstungsdocks, Ausstatter und so weiter der Umgebung. Wir sollten ein paar >Angebote einholen."

"Skip, wenn selber machen, Hälfte sparen könnwn."

"Dasss würde unsser Budgssget für die ssonsstige Innenausssstattung auf 95% drücken."

"Gut, die restlichen 5% behalten wir als Reserve für Extraausgaben."

Die No Worries 2 nahm allmählich Gestalt an.

*****

"Ich sag's euch, absolute Profis. Den Plan. die Innenausstattung vor der Übergabe zu verwanzen, könnt ihr vergessen."

"Könne wir denen nicht einen Aktionspreis für eine Luxusausstattung anbieten?

"Zur Selbstmontage? Das merken die sofort."

"Was ist mit dem KI-Kern? Können wir da was drehen?"

"Glaube ich nicht. Die kaufen die Basisausstattung, ohne KI-Kern, und spielen dann ihren alten Kern zurück. Da müßten wir schon eine Kopie basteln, die sich identisch durchmessen lässt und trotzdem mehr kann. Und die unidentifizierten Routinen werden wohl kaum auf Standard-Interfaces laufen."

Die Einsatzgruppe Tukan des argonischen Geheimdienst´ konferierte in einem sehr viel geräumigeren Büro als die observierte Mannschaft der "No Worries".Trotzdem fühlten sie sich ungemütlicher, weil sich ihnen immer neue Schwierigkeiten in den Weg stellten.

*****
Last edited by jorganos on Thu, 27. Mar 08, 08:38, edited 1 time in total.

Deleted User

Post by Deleted User » Wed, 26. Mar 08, 23:31

hmm, was haben die vom Geheimdinst eigendlich gegen die?


Sehr gelungenes Kapitel, gefällt mir sehr. Aber ich teile die Meinung von Fea. ISE nix reichweite haben. Macht schöne Explosionen nicht, wenn trifft Schiff. :P :lol:
Last edited by Deleted User on Thu, 27. Mar 08, 13:34, edited 1 time in total.

silenced
Posts: 4967
Joined: Tue, 20. Jun 06, 19:43
x4

Post by silenced » Thu, 27. Mar 08, 06:19

zimmerflak ... zimmer flak !


naja, ich geh mal auf arbeit, wie gesagt, jeden morgen bitte ein neues kapitel
... what is a drop of rain, compared to the storm? ... what is a thought, compared to the mind? ... our unity is full of wonder which your tiny individualism cannot even conceive ... I've heard it all before ... you're saying nothing new ... I thought I saw a rainbow ... but I guess it wasn't true ... you cannot make me listen ... I cannot make you hear ... you find your way to heaven ... I'll meet you when you're there ...

Ban
Posts: 2176
Joined: Fri, 6. Jul 07, 18:57

Post by Ban » Thu, 27. Mar 08, 17:36

Das Kapitel war richtig gut, die Ausdrucksweise der Völker hast du hut hinbekommen, für die Charaktere gilt dasselbe.
Argone_on_Tour wrote:Sehr gelungenes Kapitel, gefällt mir sehr. Aber ich teile die Meinung von Fea. ISE nix reichweite haben. Macht schöne Explosionen nicht, wenn trifft Schiff.
Ich stimmen zu, ISE nur zu Raketenabwehr taugen. :D

Greetz Ban

Deleted User

Post by Deleted User » Thu, 27. Mar 08, 19:32

@Ban:
Aber auch nur, weil die selber noch sprengstoff mitführen, die Raketen. :lol:

Eine frage, die mich schon seit etwas längerer Zeit quelt...
Wann gibt es ein neues Kapitel?

User avatar
jorganos
Posts: 323
Joined: Thu, 12. Aug 04, 14:04
x3tc

Post by jorganos » Thu, 27. Mar 08, 23:21

So, liebe Leser, ein weiterer Teil des Dramas um die No Worries.

Eine Tageszeitung kann ich dir leider nicht versprechen, silenced, und auch sonst kann ich quälende Warterei nicht ganz ausschließen. Zu Anfang konnte ich einfach drauflosschreiben, ohne auf Kontinuität usw. achten zu müssen. Jetzt bin ich so weit, dass ich der Geschichte eine Richtung geben muss, wenn ich nicht nur reine Slapstick-Action produzieren will. Das dauert halt...

Genug der Vorrede:

Teil 14

Die Crew der No Worries hatte sich im Observationsdeck eingefunden, sobald sie die Meldung über die Anlieferung des Ersatzschiffs erhielten.

"Irgendwie nicht das gleiche..." Aldun Selek bedauerte immer noch, den klassischen Vogel-Look verloren zu haben. Da hätten nur noch zwei Jazuras zu einer -H Kennung für historische Schiffe gefehlt...

"Wir glauben nicht, dass uns das Subraumkompressionsflackern der Reihen 7-12 fehlen wird..." Hwitnoarmanckimpeir hatte als Passagierbetreuerin am meisten darunter zu leiden gehabt.

"Da kommen viel Arbeit auf uns zu." Fea r'Rttg sah seine Freizeit auf unbestimmte Zeit aufgeschoben.

"Wasss würdet ihr davon halten, die Goner-Jungsss ausss Aladnas Hügel nochmal zssu engagschhhhieren?" Mal abgesehen von der Explosion des abgelassenen Wasserstoffs - an der die beiden nicht beteiligt gewesen waren - hatten sich die beiden Wanderarbeiter unter Trasulias Anleitung gut bewährt.

"Können wir uns nur leisten, wenn wir ein paar Frachtaufträge fliegen. Wenn wir den Kahn nicht vollschmeissen, sollten wir eigentlich abschnittsweise dran arbeiten können." Der Skipper war ein wenig beunruhigt wegen des Verdienstausfalls. Zwar hatte die Bergungsversicherung die bis jetzt entstandenen Kosten aufgefangen, aber mit Auslieferung des Schiffs endete diese Schonfrist.

"Erst müssen installieren Grundgerüst, dafür ganzen gefalteten Frachtraum freihaben müssen."

"Mist. Wie steht es mit den Crewkabinen?"

"Die hinkriegen auch mit vollem Frachtraum. Ein, zwei Fahrten vielleicht."

"Gut. Dann müssen wir also ein paar Cockpitpassagiere kutschieren, während wir den Frachtraum ausbauen. Die Crewkabinen und die Zugangsabteile zuerst."

Teta Nu löste sich von der Panoramascheibe, als der angelieferte Tukan längsseits zum Träger lag. "Liebe Freunde, wir sollten uns zu unserem Gepäck gesellen und den Transport auf das Schiff vornehmen lassen."

"Du hast recht, Nu. Alle Mann zur Abfertigung!" Aldun Selek warf noch einen Blick auf die Silhouette des neuen Schiffs, bevor er in die verzweigten Korridore des Trägers aufbrach.

*****

An Bord des Tukans herrschte rege Betriebsamkeit. Außer der Überführungscrew (drei Teladi aus Ianamus Zura, darunter ein männlicher) schwärmte ein Trupp Techniker des Wartungsdienstes des Trägers herum, um die Angaben für die Zulassung aufzunehmen. Normalerweise wäre das die Aufgabe des Ausrüstungsdocks gewesen, aber aus irgendeinem Grund war ein Team des Trägers beauftragt worden und nahm diverse Messungen vor.

Aldun und seine Crew fanden sich in einem ziemlich leeren Frachtraum wieder - außer den sechs Crewmitgliedern und den ebenfalls hineintransportierten Containern von der Bergungsmission befanden sich noch ein paar Container mit dem Material für die Innenausstattung sowie ein Empfangskommittee, bestehend aus einem Vertreter der Versicherungsgesellschaft und dem Piloten der Überführungscrew.

"Käptn Selek und Crew? Guten Tazura, ich bin Hari Norman, Bevollmächtigter der Versicherung für die argonischen Sektoren um Herzenslicht. Pilot Ismanetis und ich werden mit Ihnen die Abnahmeliste durchgehen."

Die Crew machte sich auf eine lange Tour gefasst, während ein Großteil der Techniker sich in den Transporterbereich begab.

*****

Samita Verdun und ihr fünfköpfiges Team hatten jetzt schon vier Tazuras lang kaum Schlaf bekommen. Die Agentur legte Wert darauf, ihre Korrespondenten möglichst wenig durch Paraniden.- oder Splitgebiete reisen zu lassen, deshalb war sie über Wolken der Atreus, Ceos Buckzoid, Profitbrunnen und Firmenstolz geleitet worden - jeweils mit Wechsel des Transporters, nie genug Aufenthalt für eine Übernachtung, und zu kurze Strecken an Bord, um sich erholen zu können. Entsprechend hatte sich eine stark gereizte Stimmung breitgemacht.

Die Handelsstation in Firmenstolz bot zwar einen Transfer zu einem der begehrtesten Urlaubsplaneten des bekannten Raums an, aber damit hatte es sich auch. Transfer, ramschige Souvenir- und Reisebedarfläden, Fast Food-Stände, Kneipen, billige Absteigen, die auch stazuraweise gemietet werden konnten. Das GalNet-Team saß in einer der Wartezonen in unbequemen Sesseln, die angeblich allen Rassen des bekannten Raums den gleichen Komfort anboten. In diesem Fall wohl allen gleich wenig...

Samita hatte sich mit einem der hier erhältlichen, undefinierbaren aber teuren Heißgetränke etwas abseits vom Team niedergelassen und diktierte den Nachrichtenteil ihrer Reportage in ihren digitalen Assistenten (DA). Die beiden Kameraleute und der Tontechniker hockten zwischen ihren Geräten und spielten Karten, die Stylisting lag quer über mehrere Sitze und versuchte zu schlafen. Tego, der Produktionsassistent, versuchte über seinen DA eine Mitfahrgelegenheit nach Aladnas Hügel oder Herzenslicht zu organisieren, aber Gerüchte über Piraten-, Xenon- und Khaak-Aktivitäten auf der Strecke hatten die meisten unabhängigen Piloten überzeugt, die Route zu meiden. Überhaupt hatte Thuruks Bart eine schwere Rezession durchgemacht. Die Agrarproduktion der Split war völlig aus dem Ruder gelaufen - hoffnungslose Überschüsse im Einflussbereich der Familie Njy, Transportengpässe um Familienstolz herum, Stillstand in vielen Fabriken. Entsprechend aggressiv verhielten sich die Piloten der Familien, entsprechend zögerlich bereisten andere Piloten die Systeme.

"Wir reisen hier in eine Region, die fast alle uns bekannten Plagen aufweist. In den Sektoren zwischen Firmenstolz und Herzenslicht bedrohen uns nicht nur alte Völkerfehden, sondern auch ein Übermaß an Piraten, Xenon und sogar Khaak. Das ehemals multikulturelle Zusammenleben der Völker in Akeelas Leuchtfeuer ist durch kontinuierliches Downsizing auf wenig mehr als ein teladianischer Sündenpalast in Gestalt einer Handelsstation zusammengeschrumpft. Ob und welche Stationen in Hatikvahs Glaube überleben, erfährt ein Durchreisender erst bei Systemeintritt. Die ehemaligen Xenonterritorien zwischen Hatikvah und Trantor, einst hoffnungsvoll an die Konföderation von Hatikvah angegliedert, werden von Piratenclans untereinander aufgeteilt, die das Split Familien-Chaos noch als allerhöchste Ordnung erscheinen lassen. Und über die ehemalige Minenkolonie Nopileos Memorial dringen immer wieder Xenon in die zivilisierteren Sektoren ein, fast genauso zerstörerisch wie eingesprungene Khaak-Cluster."

"Wir berichten hier über die Folgen eines solchen Eindringens. Es ist nur wenige Tazuras her, dass ein Xenonverband eine Spur der Verwüstung in den Systemen Hatikvahs Glaube und Aladnas Hügel hinterlassen hat. Wie so oft waren es die Kauffahrer, die zuerst von den Zerstörungen betroffen werden."

"Replay."

"Wie so oft waren es die Kauffahrer, die zuerst von den Zerstörungen betroffen werden."

"Edit: betroffen wurden. Ein typischer mittlerer Vorstoß der Xenon hatte die argonischen Patrouillen unterlaufen und eine Reihe wehrloser Frachter vernichtet. Die schnelleren Teile des Verbandes waren in Herzenslicht eingedrungen, wo ihnen erste Verluste beim Systemeintritt zugefügt wurden."

Der - unter der Hand erworbene - Logbuchauszug einer argonischen Zollpatrouille am Nordtor von Herzenslicht strotzte nur so vor widersprüchlichen Angaben. Eingefärbte Ionenstrahltriebwerke, ein explodierender Abfangjäger der Xenon, ein unidentifiziertes ziviles Schiff, das weniger als eine Mizura im System geblieben war - alles sehr mysteriös, aber keine echten Nachrichten. Die Flottendaten besagten, dass mehrere Schiffe den schnelleren Xenoneinheiten zum Opfer fielen, bevor diese in Höhe des Ausrüstungsdocks von Kampfverbänden des Militärs gestellt und vernichtet werden konnten.

Samita wußte noch nicht, in welchem Licht sie die Flottenaktionen porträtieren würde - als entschlossene Vergeltungsmaßnahme, oder als völlig verspätete Reaktion auf einen Vorstoß, der von Rechts wegen zwei bis drei Sektoren früher hätte eliminiert werden müssen. Sie machte manuell ein paar Notizen in beide Richtungen.

Noch immer keine genaueren Daten über die Ereignisse in Aladnas Hügel. Ein paar Schiffs-IDs, die wenigsten davon regulär erreichbar. Samita und ihr Team mussten dringend weiter. Sie sah sich nach Tego um, aber der Intenisität seiner Gestik nach war der noch keinen Schritt bei der Lösung ihres Transportproblems weitergekommen.

*****

Die Abnahme der neuen "No Worries" bot alles, was Aldun Selek erwartet hatte. Generelle Erfüllung der Forderungen im Leistungsverzeichnis, mit signifikanten Ausnahmen oder Änderungen, die als Garantieleistungen, Preisminderung (sprich: höhere Restsummenauszahlung) oder Abschläge auf zukünftige Versicherungsbeiträge verhandelt werden konnten. Dazu kamen unbestellte (aber bereits eingebaute) Zusatzausstattungen, die natürlich in Rechnung gestellt wurden, von denen aber die Versicherung nichts hören wollte. Angefangen damit, dass die ausliefernde Werft irgendwie vergessen hatte, die Triebwerks- und Steuerungsoptimierungen durchzuführen.

Der Rohbauzustand der Passagier- und Frachtsektion ermöglichte den Ausbau einiger besonders kostspieligen Elemente, sehr zum Ärger der überführenden Teladi, die jetzt zusätzlich zu ihrer Rückpassage auch noch einiges an Frachtraum chartern mussten. Erstaunlicherweise hatte die Crew einstimmig für den Ausbau dieser Neuerungen plädiert, wenn auch aus sehr widersprüchlichen Motiven. Letztlich war es aber dieser kollektive Egoismus, der die Crew zusammenhielt. Das, und der Überlebenskampf gegen den Rest der Welt.

Der Skipper lümmelte sich in den neuen Pilotensessel - genau genommen in die Unterpolster desselben. Den Teladi war es gelungen, ein argonisches Patent zur individuellen Sitzanpassung zu unterlaufen, und so bot der Sessel angenehme und beschleunigungsneutrale Positionen für diverse Anatomien in unterschiedlich dicken Raumanzügen. Das Steuerpult war um ein kleines Touchpad erweitert worden, wohl als Fallbacksystem für die Maus. Fehlte nur noch das Berührungssensitive HUD auf der Brückenscheibe. Richtig, "Brücke". Der Skipper konnte die Oberseite des Transporters auf fast der ganzen Länge des Schiffes betrachten, dafür fehlte das unmittelbare Gefühl der direkten Einflussnahme, das ein Cockpit im Vorderteil eines Schiffes dem Piloten vermittelte.

Die technische Abnahme des Schiffs und die damit verbundene Verkehrstauglichkeitsbescheinigung hatte keine Probleme gemacht. Die Prüfer hatten den Standardzustand aller Systeme dokumentiert oder zumindest zertifiziert. Jetzt galt es, diese Systeme für einen reibungslosen Einsatz zu konfigurieren. Im Wesentlichen bedeutete das, die Standardzustände über Bord zu werfen und die geborgenen Kleinigkeiten von der alten No Worries zu integrieren.

Die Crewkabinen waren ein echtes Plus. Mit Hilfe der Subraumkomprimierung war es gelungen, die effektiv nutzbare Fläche zu verdoppeln. Ähnlich wie in den Luxuskabinen des Passagiersegmentes konnten zeitweilig ungebrauchte Kabinenteile wie Nasszelle oder Foodmatik weggefaltet werden. Der persönliche Stauraum hatte sich verdreifacht, ohne den Frachtraum im geringsten zu beeinträchtigen.

Nach längerem Hin- und Her hatte sich die Crew darauf geeinigt, einen Teil der Arbeiten im Aufrüstungsdock von Firmenstolz durchzuführen. zumal in dem System auch Zugriff auf weniger konventionelle Schiffssysteme gegeben war - die unoffizielle Basis in der Nähe des Nordtores.

*****

Das Mammut "Alphonsius Rockfellow" der Geheimdienstgruppe Tukan traf in Herzenslicht ein. Kaum hatte die neue "No Worries" Fahrt aufgenommen und die "HL Hard Place" verlassen, setzte ein reger Pendelverkehr zwischen der "A. Rock" und der "Hard Place" ein. Viele der Techniker, die die technische Abnahme durchgeführt hatten, fanden sich an Bord der "Rock" wieder, wie auch ein beträchtlicher Teil der Verhörbeamten der Hard Place. Ein Teil des Frachtraums war wie eine Kopie der Brücke der No Worries ausgestattet und sammelte Telemetriedaten. Leider fielen die meisten der bei dem Besuch hinterlassenen Systeme im Zuge der Anpassung der No Worries aus, aber die Planung hatte einen solchen 95-Prozentigen Ausfall einbezogen. Schließlich war man auf Profis angesetzt worden. Und Profis würden einige Systeme zur Übermittlung banaler oder sogar falscher Daten aktiv lassen. Bislang lief also alles nach Plan.

*****

"Es könnte schlimmer sein. Anstelle eines Split-Mechanikers und eines Boronen-Arztes könnte ich auch einen Boronen-Mechaniker und einen Split-Arzt haben..."

Aldun Selek versuchte, sich selbst aufzumuntern, bevor er mit der Motivation besagter Crew-Mitglieder begann.

Fea r'Rttg hatte die Jagdleidenschaft gepackt, als er die vielen kleinen Messinstrumente in der Maschinerie als solche erkannt hatte. Daraus musste sich doch was machen lassen! Zu seinem großen Unmut hatte aber der boronische Arzt nicht nur die benötigten Werkzeuge zur Submikromanipulation, sondern auch noch militärische Fachkenntnisse über solche Geräte, die selbst die Feintuning-Kenntnisse eines Rennmechanikers überstiegen, deshalb mußte er mehr übel als wohl mit dem Schffsarzt zusammenarbeiten.

"Pfütze und Technik sich nicht vertragen!" wiederholte der Split ein weiteres Mal.

"Mein grummeliger Kollege möge bedenken, dass mein Berufsstand die meisten technischen Eingriffe in einem unvermindert laufenden System durchführt, und dass ein Großteil dieser mikroinvasiven Eingriffe vom Operateur selbst feinjustiert werden. Das setzt natürlich ein minutiöses Verstehen der Technologie voraus." Der Borone schwamm schon wieder halb den Elfenbeinturm der Grundlagenforschung hinauf.

"Halten Feuchtigkeit weg von Elektronik, Gesehen haben, wozu das führen. Schiff neu ausrüsten müssen."

"Zum Donnerwetter, Fea, Nu, benehmt euch nicht wie kleine Kinder! Fea, diese Teile werden nirgends eingebaut, bevor wir nicht wissen, was für Daten die austauschen und wie wir die Daten für uns behalten können. Ich habe keine Lust, plötzlich von Piraten per Override aufgebracht zu werden. Nu, wir wollen die Dinger einem neuen Zweck zuführen. Ich finde es gut, dass du rausfinden willst. wo genau die herkommen - nach Teladifertigung sieht das jedenfalls nicht ausl Aber darünber wollen wir nicht vergessen, dass das Schiff in Gang kommen muss, und uns mit der Zeit auch das Kapital wegschwimmt. Deshalb brauchen wir die funktionelle Diagnose. Ja, das ist genau wie bei den Marines. Und aus dem gleichen Grund: es geht ums Überleben!"

"Du sicher sein, du wollen springen mit neuem Antrieb?"

"Bin ich, sobald wir die Teile rausgefummelt haben. Wir nehmen jetzt Kurs auf Akeelas Leuchtfeuer, um aufzutanken. Seht zu, dass der Sprungantrieb sauber ist, wenn wir die Energiezellen geladen haben."

User avatar
jorganos
Posts: 323
Joined: Thu, 12. Aug 04, 14:04
x3tc

Post by jorganos » Wed, 2. Apr 08, 12:01

Nach längerer Pause mal wieder eine Episode über die Tukan-Crew.


Teil 15

*****

Der schwere Transporter Alphonsius Rock nahm Kurs auf das Westtor in Aladnas Hügel. Zwei Nova-Jäger eskortierten den Stationstransporter, dessen Fracht so gar nichts mit Stationsaufbau zu tun hatte. Das Schiff war mit der aktuellsten Überwachungstechnik ausgestattet, hatte dutzende Satelliten und Sonden an Bord, und beherbergte in seinem erweiterten Hangar eine leichte Aufklärerstaffel, zwei umgebaute Teladijäger als Landungsboote und Minenleger, Nachrichtendrohnen, Kampfdrohnen und sogar Lasertürme.

Zwei als Zöllner gekennzeichnete Aufklärer flogen scheinbar zufällig nach Akeelas Leuchtfeuer. Sie dienten als Funkrelais für die abnehmende Zahl Überwachungsgeräten an Bord des nagelneuen Tukan namens "No Worries".

Aldun Selek vertraute dem neuen Autopiloten weit genug, dass er während des Fluges die Grundkonfiguration der Sicherheitsvorrichtungen vornahm. Zu allererst galt es, die ab Werk voreingestellten Codes abzuwandeln, um eventuellen Hacker nicht zu offene Türen für manipulierende Eingriffe zu bieten.

Mittlerweile hatten Fea r'Rttg und Teta Nu an etwa zwanzig kleiner Überwachungsvorrichtungen gefunden, die auf unterschiedlichste Art mit dem Schiffs-ID-Transponder kommunizierten. Jegliche Kommunikation konnte verwanzt sein. Da auf diesem Flug keine Passagiere an Bord waren, hatten sie die Überwachungssysteme deaktiviert und auch die interne Kommunikation stark eingeschränkt. Für etwaige Lauscher spielten die Rhonkarschen Symphoniker klassische argonische Musik, für großes Split-Orchester arrangiert, aus dem doch noch geborgenen Privatbestand Fea r'Rttgs. Der Split werkelte gut gelaunt zu den majestätischen Klängen der Rauch-über-Wasser-Suite und summte mit.

"... über Wasser, Feuer im Himmelsze-elt, Rauch... - Verdammt, was das schon wieder sein?"

Schon wieder steckte da ein kleines Bauteil, wo laut Blaupause keins vorgesehen war. Diesmal im Kabelnetz der internen Überwachung.

"Doc, haben noch ein Spielzeug für dich!"

Tia kam neugierig aus dem vorderen Schleusenbereich, wo sie die Unterbauten für die Wandverkleidungen angeschraubt hatte.

"Ich frage mich langsam, wo der ganze Müll herkommt. Das ist doch nicht normal!"

"Doc, endlich kommen!"

"Der hört dich bei diesem Lärm wahrscheinlich nicht."

"Diip p'Rpl laut hören müssen, sonst nix gut." Grummelnd regelte der Split die Kabinenlautstärke runter. "Aber Boxen gut Power haben. Viel Spaß haben werden. - Doc, rüberkommen!"

"Laute Bordgemeinschaft, was gibt es Neues? Noch so ein Gerät unbekannter Funktion und Herkunft?"

"Du haben erfasst. Sehen hier? Haben Kabel gekappt und durchgeleitet. Neuen Kabelstrang brauchen werden!"

"Das hier sind Teladianische Bauteile. Die könnten ab Werk drin sein. Was klappt denn hierhin aus?"

"Waschräume und Heißraum."

"Lass die erst mal drinnen. Die könnten ab Werk drin sein. Tia, schmeiss mal eine der Überwachungskameras an!"

"Mach ich, Doc. Sollte jetzt Signale liefern."

"Eingangssignale messen können. Datenmuster normal."

"Gut, Kamerad r'Rttg, jetzt den Ausgang."

"Gleiches Datenmuster, aber längerer Kopf. Hier Differenzcode."

"Gut... Wenn wir im Dock liegen, testen wir den mal am Hauptrechner. Möglicherweise will hier nur jemand Filmchen drehen, vielleicht auch Gespräche abhören. Noch ein Punkt auf der Checkliste."

"Langsam genug haben. Versicherung, Militär, und jetzt auch noch Schiffswerft? Warum wir nicht gleich Presse an Bord holen?"

*****

Aldun Selek prüfte den Markt in Akeelas Leuchtfeuer auf preiswerte Energie. Der idiotische Schnäppchenfinder des Teladiunternehmens verwies natürlich wieder einmal auf das XL-Kraftwerk fast am anderen Ende des Sektors, aber auch ein M-Kraftwerk bot den gleichen Preis, bei halber Flugzeit.

"Notiere: Trasulias soll den Marktmonitor neu progammieren. Notiz beendet. Ich hasse Standardsoftware!"

"Wer missssbraucht da meinen Namen?" Der Teladi linste aus dem Crewbereich auf die Brücke des Tukan.

"Dein Skipper, Tras. Wie sieht es aus mit der Wiederherstellung unserer alten EDV?"

"Ssssieht prächtig ausss, Ssskipper. Wir müssssen nur diesse KI überarbeiten, und sssschon kannsst du wieder allesss ssso sssehen, wie du esss gewohnt bissst. Natürlich nur, sssofern das OEM-Sssyssstem keine neue Oberfläche hat."

"Weißt du, Tras, wenn die Zertifizierung nicht wäre, würde ich das ganze Vesta rausschmeissen und eine alte Goner-KI unter iX einsetzen. Die blinkend aufpoppenden Warnmeldungen bringen mich irgendwann nochmal dazu, ein Dock zu rammen. - Wie lange brauchen wir für die KI-Überholung?"

"Ssschwer zsssu sssagen. Je nach dem, wie oft wir sssie wieder neu anfahren müssssen."

"Dann lass dir von Hwit mal ein größeres Tablett mit Konzentrationssnacks vorbereiten. In Firmenstolz fahren wir die Kiste runter."

Selek klickte ein paar aktive Felder.

"Sie sprechen mit dem automatisierten Kommunikationssystem."

Selek klickte die Option "Erbitte Landeerlaubnis", bevor die nervige Konservenstimme weiterreden konnte, und steuerte auf die in sein HUD projizierte grüne Kugel zu, ohne sich allzusehr an die von Leuchtkugeln gebildete Gasse zu halten. Die Kurzstreckentraktoren der Andockklammer ergriffen das Schiff, nachdem er auf Nullschub umgeschaltet hatte.

"Ssschon ein komissschesss Gefühl, an einem Sssolarkraftwerk anzsssudocken."

"Diesmal holen wir uns nur die Sprungenergie, die wir letztes Mal nicht bekommen haben. Skipper an Frachtraum, wir nehmen jetzt unsere Ladung Energiezellen an Bord."

Aldun Selek gab der automatischen Verladeeinrichtung die Bestellung ein,

Die Transportkisten wurden über Laufbänder zur Ladeschleuse bugsiert, wo sie von den zwei schiffseigenen automatischen Hebern entgegengenommen und an den vorgesehenen Platz im Lagerraum verschoben wurden.

Tia, die auch als Frachtmeisterin tätig war, bestätigte den Eingang der Transportkisten und den Anschluss an die bordinternen Energieleitungen. Allerdings nur schwer verständlich vor dem Hintergrundgeräusch der Kabinenlautsprecher, aus denen mittlerweile klassische Werke von Angus Young dröhnten, wie sie von den Gonern in Ehren gehalten wurden. Momentan lief gerade die Ode an den altertümlichen chemischen Sprengstoff Trinitrotoluol, zu deren Rhythmus Fea Trägerstützen mit Bolzen in die Wandaufhängungen flanschte.

"Tia, bitte signalisiere Fea doch, dass wir gleich den Sprungantrieb einsetzen werden. Wenn es da also noch Diagnosen oder Reparaturen auf letzte Sekunde geben sollte: Jetzt wäre eine gute Zeit dafür."

"Maschine an Brücke: Nicht können überall sein. Noch warten vor Sprungversuch!"

"Na gut, Fea. Konventionell nach Aladnas Hügel, dann Sprung."

*****

Der Sprung zum Osttor von Firmenstolz verlief reibungslos. Vierzig Energiezellen waren nur noch inaktives Rohmaterial für die Silizium-Rückgewinnung und landeten automatisch in den Recyclingbehältern.

Firmenstolz bot den üblichen Anblick - teladianische Fabriken und Zubringer, Transporte mit Pauschaltouristen und Urlaubssouvenirs wie auch Piratenjäger zu Beginn oder Ende ihrer Raubzüge. Ausreichend "interessant", um für einen Großteil der Wegstrecke zwischen Sprungtor und Aurfüstungsdock den Autopiloten deaktiviert zu lassen und auf die Annäherung dubioser Schiffe zu scannen.

Diverse nebenberufliche Polizisten scannten die Frachtcodes der Container vorbeifliegender Schiffe. Die teladianische Polizeilizenz ließ sich ohne große Kontrolle der Antragsteller erwerben, und viele hoffnungsvolle Kopfgeldjäger lauerten lieber hier als im deutlich piratenreicheren Sektor "Neuer Verdienst" auf ihre ersten Kunden. Vielleicht ja auch Kandidaten, die genausogerne kaperten wie legale Angriffe durchführten.

Beim dritten "Sie werden gescannt!" der Blechkastenstimme hatte Fea r'Rtg genug. "Skipper, mich an Geschützkanzel lassen. Partikelscan durchführen wollen."

"Immer mit der Ruhe, Fea, du bist nicht dran. Tia hat noch 20 Stazuras Rückstand in der Kanzel. - Und Tia, Zielaufnahme bei den scannenden Schiffen ja, Beschuss erst auf Freigabe."!

"Spaßbremse sein. Mit Asteroiden spielen..." Sichtlich enttäuscht wandte sich Fea wieder seinen Innenausbauarbeiten zu.

"Aufrüstungsdock, hier Tukan Frachter ITP1423. Erbitten Landekoordinaten für die reservierte Wartungsbucht."

"Sie sprechen mit dem automa..."

"Verbindung mit Person." Der Skipper konnte die Automatenstimme nicht mehr hören und übersprang so viel von den Ansagen, wie irgend möglich. "Antirides Heliografos Temistokles IV. Nein, nicht das Büro. Temi, geh ran, verdammt nochmal!"

Seleks Kontakt erfüllte diesen Wunsch zunächst nicht. Stattdessen dudelte eine belanglose teladianische Melodie durch den Kom, die angeblich die Konsumfreude anheben sollte. Aldun war sich da nicht so sicher - bei ihm lösten derartige Klänge den Wunsch aus, sich wie ein Split zu benehmen. Aber vielleicht waren wütende Split ja kauffreudiger. Weder Trasulias noch Fea würden ihm da Auskunft geben.

"Firmensstolzss Yachtssserviccce, womit können wir Ihnen behilflich ssein?" Ein grauhäutiger Teladi mit schräg sitzendem Turban erschien auf dem Display.

"Temi, hier Aldun Selek. Wir wollen die Anpassungen durchführen, die ich dir angekündigt habe. Wo sollen wir docken?"

"Sselek, altess Hausss, sso ssieht man ssich wieder! Wasss isst mit der alten 0815 passssiert?"

"Bergungsversicherung, und dann hatte die Werft in Ianamus Zura keine alten Modelle mehr auf Lager. Dabei ist in dem Sektor keine der Ausstellungshallen abgebaut worden."

"Die Zsseiten ändern ssich, Sselek. - Ihr habt Freigabe für Blau 7. Immer den Pfeilen nach!"

******

Der in Herzenslicht gestartete TL "A. Rockfellow", schwerer Transporter der Mammut-Klasse, passierte das Sprungtor von Thuruks Bart nach Firmenstolz, wenig später gefolgt von zwei Discoverer-Scoutschiffen mit der Kennung "Taxidienst", die auseinanderliegende Stationen im System anliefen, während der Großtransporter Kurs auf das Nordtor nahm. An Bord der beiden Discoverer arbeiteten die Passagiere unter Hochdruck an der Erfassung und Vorabanalyse des Funk- und Datenverkehrs, insbesondere der Daten der No Worries. Deren Transpondersignal ("Frachtguttransport") lieferte immer noch einige Betriebsdaten, wie sie auch in der Black Box gespeichert wurden. Wenig später riss das Signal ab, als die Andockklammern des Aufrüstungsdocks das Schiff in Empfang nahmen.

Ein Teladi Falke Frachter legte mit zehn Passagieren von dem Mammut ab und nahm Kurs auf das Ausrüstungsdock. Die Passagiere setzten sich aus vier Marines in leichter Ausrüstung, vier als Dockarbeiter gekleideten Schiffssytem-Spezialisten sowie zwei Datenanalytikern zusammen, eine anscheinend dem gehobenen Management angehörende Brokerin und ein eher der Subkultur zuzurechnender Programmierertyp im charakteristischen Schlabberlook. Ihre gemeinsame Aufgabe war es, die Umbauarbeiten an dem Tukan zu verfolgen und - sofern möglich - Überwachungssysteme oder Hintertüren einzubringen.

Unterdessen zogen Datenanalysten die Passagedaten der Sprungtore, Verkehrsüberwachungsdaten der Stationen und Zollunterlagen in die wartenden Massenspeicher der Computersysteme der Rockfellow, um Querverbindungen und Kontakte der No Worries ausfindig zu machen.

"Antirides Heliografos Temistokles IV: selbständiger Yachtservice an Bord des Aufrüstungsdocks, ehemaliger Mitarbeiter der Teladi Universumsreisen Inc., fünf Angestellte, spezialisiert auf individuelle Modifikationen und Sonderanfertigungen. Kontakte zu der Piratenstation, aber nach teladianischer Businessethik absolut weiße Weste. Mit anderen Worten, ein offizieller Zulieferer für die Piraten, aber auch Aufträge legitimer Unternehmen aller Größenordnungen. Kontaktperson an Bord des Tukan: Aldun Selek, ebenfalls ehemaliger TUI-Angestellter. War anscheinend schon an Umbauten des ursprünglichen Tukan beteiligt gewesen, als der noch für die Passagierlinie flog. Laut Unterlagen hat Selek hier seit seiner Entlassung viermal Wartungsarbeiten durchführen lassen."

"Bei größerern Aufträgen nimmt Temistokles Kontraktunternehmen oder freie Arbeitstrupps als Subkontrakteure an. Damit könnten wir ein Team an Bord kriegen."

"Anweisung geht raus."

*****

Samira hatte schließlich nachgegeben und Tego eine Unterkunft in einem Hospiz für Wanderarbeiter mieten lassen. Die enge Kabine bot zwei dreistöckige Etagenbetten, ein Waschbecken, einen kleinen Tisch und zwei Stühle sowie kleine Info- und Entertainmentterminals in den Betten. Zwei container-ähnliche Spinde boten Platz für einen Teil der Ausrüstung. Das ganze zu einem Preis, für den sie auf einer argonischen Handelsstation eine Suite hätte mieten können.

Tego war mit seinen Bemühungen, einen geeigneten Transporter aufzutreiben, nicht weitergekommen. Die Linienpiloten, die die Pauschaltouristen anlieferten, verbrachten ihre Freizeit lieber auf dem Planeten - die meisten hatten diese Tour als Bonusleistungen ihrer Geschäftsführungen erhalten und würden einen Teufel tun, ihre wertvolle Landgangzeit für das Kutschieren von Presseleuten zu opfern.

Herkömmliche Frachter oder Militärschiffe kamen nicht in Frage, weil Samira auch die Studiopassagen während der Fahrt aufzeichnen musste. Das, oder mit total veralteten News nach Hause schleichen.

Schließlich näherte sich Tego mit einem Hoffnungsschimmer. "Samira, ich könnte da etwas haben. Ein Tukan einer kleinen privaten Fluggesellschaft hat zu Wartungsarbeiten im Aufrüstungsdock angelegt. Voraussichtlich morgen dürften die Arbeiten beendet sein, und noch liegt kein Flugplan vor. Reicht uns das?"

"Wir müssen nehmen, was wir kriegen. Dranbleiben, Tego, uns läuft die Story davon."

*****

Der Teladi mit dem schief sitzenden Turban watschelte auf Aldun Selek zu. "Ssselek, du alter Pirat, wasss hasst du mit dem alten Tukan gemacht?"

"Das ist eine lange Geschichte, Temi. Lass uns lieber erstmal regeln, was wir mit dem neuen machen."

"Wie du meinssst. Wird deine Crew eigentlich immer grösssser?"

"Darf ich vorstellen: Fea r'Rtg, unser Bordmechaniker und Ingenieur, und Hwitnoarmanckimpeir, Liaison für Passagiere und Rechtsabteilung. Den Rest kennst du ja."

"Von den r'Rtgsss auss Tkr?" Temistokles musterte den Split.

"Raumtorrennen, Mechaniker von Hu r'Rtg, Vetter gewesen sein. Bis Únfall mit Squash-Mine in Weg zur Freiheit."

"Alle Achtung, dasss war ein ssicherer Kandidat für Rang. - Ok, Aldun, wie können wir gemeinsssam Profit erwirtssschaften?"

"Wir haben hier ein fabrikneues Schiff mit allen Standardeinstellungen, Innenverkleidungen noch nicht montiert. Mit den üblichen Problemen ab Werk. Ich habe die Blaupausen und den aktuellen Stand der Dinge hier auf dem Datenträger, lass uns das in deinem Planungsbüro besprechen."

"Wie du meinssst. Tretet ein, Crew von Aldun Sselek."

Das Planungsbüro hatte nicht nur einen hervorragenden Holoprojektor zur Anzeige der Blaupausen, sondern war auch abhörgesichert, wie Aldun aus früheren Besuchen hier wusste.

"Wo drückt der Ssstiefel?"

"Fea, übernimm mal."

"Machen das, Boss. Heftige Infektion mit Wanzen haben. Unterschiedliche Typen, Doc hier sagen. Viele mit KI oder Transponder verbunden. Transponder reinstes Tagebuch. Schauen hier, hier, und hier." Der Split zeigte mit der Kralle auf die entsprechenden Leitungen.

"Eine Kategorie mit Blackbox-Daten aus Steuerung verbunden. Doc sagen können umprogrammieren für Eigenbedarf. Nur müssen Transponder rausnehmen. Dann hier, hier und hier Override-Schalter gefunden. Ausgebaut haben, zur Ansicht mitgenommen. Rechnen mit mehr."

Der Split kratzte sich am Kinnbart. "Nicht kennen Aktivierungssequenzen, also rausnehmen oder durch eigene ersetzen müssen. Telemetrie-Module von Rennvögeln da gut gehen."

"Wer hat denn sso ein Interesssse an euch?"

Aldun zuckte mit den Schultern. "Versicherung, Militär, und Profitjäger in der Schiffswerft. Ein Teil der internen Sicherheitseinrichtungen ist mit einer Paparazzi-Routine in der KI verknüpft. Temi, die Overrides kannst du behalten. Ich bin sicher, dass du dafür Abnehmer findest. Wir brauchen wieder personalisierte Destruktornanobots, ohne die wären unsere persönlichen Kleinigkeiten jetzt auch Raumstaub. Ansonsten muss die Kiste für eine Rezertifizierung vorbereitet werden, und das bedeutet auch, dass wir die Innenausstattung zumindest funktional kriegen."

"Dasss kann dauern."

"Wir haben schon einige Vorarbeiten unterwegs erledigt, und die Crew fasst mit an. - Kinder, vier Stazuras Freizeit, danach Arbeitsbesprechung. Nicht für uns, Temi, wir arbeiten einen Zeitplan aus...

*****

"Außenteam an Rockfellow: Benötigen zusätzliche Mittel, wenn wir den Yachtservice infiltrieren sollen. Die arbeiten mit eigenem Personal und der Crew. Vorschlag: Nachrüstungen bei dem Truppentransporter."

"Akzeptiert. Senden die Cover-Story als Anhang."

*****

Deleted User

Post by Deleted User » Wed, 2. Apr 08, 13:15

Jetzt hab ich wegen dir einen Tukan gekauft ^^

Tolle Kapitel, muss man schon sagen ^^

jadmanthrat
Posts: 695
Joined: Sat, 22. Apr 06, 14:07
x3tc

Post by jadmanthrat » Wed, 2. Apr 08, 15:46

keine schlechte idee eigentlich^^ aber dann muss ich dem argonischen militär auch noch mein mammut leihen...

die geschichte wird immer besser, weiter so :!: :thumb_up:

Post Reply

Return to “Kreative Zone”