[story] - Drachenland -

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

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Alexander-JJ
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[story] - Drachenland -

Post by Alexander-JJ » Tue, 20. Sep 05, 17:45

INFOS ZUR STORY:


Titel: DRACHENLAND

Autor: Alexander-JJ

Genre: SF

Warnung: Technik, Design usw usw befinden sich auf dem Stand von X-Tension.

Alterskategorie: ab 12

Fan-Fiktion zu: X-BtF und X-TENSION 2.0

Storyinhalt: Kurz nach den Ereignissen in X-BTF beginnt die Erforschung der Neuen Sektoren östlich des Gebietes der Split und Paraniden. Die Piraten suchen nach ihrem Platz im Universum, die Boronen nach einem uralten Aktefakt und ein junger Sklave nach einem Grund nicht Selbstmord zu begehen.

Haupt/Nebencharaktere: Gabriel (Argone), Kalman (Paranide)

Danksagungen: an alle die diese Geschichte gelesen haben, sie gerade lesen und noch lesen werden :)



So, jetzt gehts los:




DRACHENLAND

„Spinnen weben die Behänge im Palast der Caesaren. Eulen rufen die Wachen auf den Türmen von Afrasiab."

- Autor unbekannt



PROLOG

# Sternensystem: unbekannter Sektor
# Status: unerforschtes Gebiet
# Datum: 11 / 742

Das alte System am Rande Halmnan-Aurora lag seit Äonen verlassen da. Drei mittelgrosse Gasriesen samt ihren Monden, zwei ausgedehnte Asteroidenfelder, eine relativ kleine Sonne und ein überwiegend mit Wasser bedeckter Planet bildeten den Kern des Systems. Weit draussen, jenseits des letzten Gasriesen, kreisten unzählige Eisbrocken um den namenlosen Stern. Das System schien noch nie Heimat für irgendeine intelligente Spezies gewesen zu sein. Nur die beiden uralten Sprungtore zeugten von der kurzzeitigen Anwesenheit intelligenter Wesen.
Beide Sprungtore befanden sich in relativ schlechtem Zustand. Viele tausend Jazuras lang hatte niemand diese Sprungtore gewartet, repariert oder mit moderneren Komponenten ausgerüstet. Sehr lange Zeit schienen die Völker der Galaxie dieses System vergessen zu haben.

Eines Tazuras jedoch erschien ein kleines Raumschiff im Zentrum des westlichen Sprungtores. Das kleine Raumschiff nahm sofort Kurs auf den einsam und verlassen daliegenden, wasserbedeckten Planeten. Seine Triebwerke liefen unter Vollast, als wenn der Pilot Angst vor Verfolgern hätte. Doch nichts und niemand folgte dem kleinen Schiff.

Vorsichtig manöverierte der Pilot der umgebauten M4-Piranha am Rande der Atmosphäre des unbekannten Planeten entlang. Die leistungsstarken Sensoren des M4-Piranha tasteten nach und nach die gesamte Oberfläche des Östlichen Archipels ab. Das Schiff war extra für diese Forschungsmission gebaut worden. Es besass nur einen leichten Asteroidenlaser und nur ein einziges 1MW-Schild, jedoch die leistungsstärksten Sensoren die jemals gebaut wurden und einen Hangar voller modernster Forschungssatelliten.
Weisse Wattewolken zogen langsam unter seinem Forschungsschiff hindurch. Fast wäre Hako-Go ins Träumen geraten. Diese Welt erinnerte ihn an die uralten Legenden der Boronen. Es stimmte einfach alles. Die aktiven Vulkane, die gewaltigen Stürme, die vielen kleinen Inseln ... und vor allem die Form des Östlichen Archipels.
Wie in den Legenden war das Archipel durch einen gewaltigen Meteoriteneinschlag entstanden. Vor Äonen war ein riesiger Gesteinsbrocken mit hoher Geschwindigkeit auf den Planeten aufgeschlagen und hatte einen gewaltigen Krater hinterlassen. Die Inseln waren sozusagen der Rand dieses Kraters. Selbst die Ausmaße des Kraters stimmten genau mit den Legenden überein.
Das konnte kein Zufall sein.
Die uralten Legenden waren also tatsächlich wahr. Irgendwo dort unten lag die Erlösung für das boronische Volk. Davon war Hako-Go felsenfest überzeugt. Nicht umsonst hatte er achtzehn ganze Mazuras die Neuen Sektoren durchsucht. Jetzt, nachdem die Xenon von den Flotten der Argonen, Teladi und Boronen vernichtet worden waren, stand einer gründlichen Analyse dieser bisher unbekannten Welt nichts mehr im Wege.
Hako-Go steuerte sein Schiff gekonnt noch näher an die Oberfläche des Planeten heran. In dieser relativ niedrigen Höhe war sein Schiff einem Angriff schutzlos ausgeliefert. Aber da es keine Xenon mehr gab, erwartete Hako-Go auch keinen Angriff. Die Sensoren zeichneten derweil immer mehr Daten auf und der Schiffscomputer kopierte sie augenblicklich in die Speicherbänke einer modernen Nachrichtenkapsel.
Sobald die erste Analyse abgeschossen war, würde er zwei Nachrichtenkapseln abschicken. Eine zur Stardust und eine direkt zum boronischen Wissenschaftszentrum auf Nishala. Lar Daro, der wohl intelligenteste boronische Wissenschaftsethiker, wartete sicherlich schon ungeduldig und in freudiger Erwartung auf diese Daten.

Zwei Sektoren entfernt wartete die Crew der Stardust, eines Transporters der TS-Delphin Klasse, sicher schon ungeduldig auf seine Rückkehr. Nez-Mi, die angesehene Wissenschaftsethikerin und Leiterin dieser Forschungsmission, hatte ihm nur drei Stazuras Flugzeit bewilligt. Einerseits verstand Hako-Go diese Vorsichtsmassnahme, andererseits wollte er diesen unbekannten Planeten weiter erforschen und ihm alle Geheimnisse entreissen.
Doch für eine gründliche Analyse war die Stardust viel besser gerüstet als seine M4-Piranha. Schweren Herzens löste er sich von dem wunderbaren Anblick des unbekannten Planeten und griff nach den Schubkontrollen.
In diesem Moment fiel ein Schatten auf Hako-Go´s Gesicht. Er war nicht mehr allein. Da sein Schiff das einzige boronische Schiff in diesem Sektor war, musste es sich bei dem Neuankömmling um ein Schiff einer anderen Spezies handeln.
Mit Erleichterung stellte Hako-Go nach mehreren Sezuras des perfekten Schreckens fest das der Neuankömmling kein Xenon war. Fast schon beiläufig stellte er eine Kommunikationsverbindung mit dem fremden Schiff her. Hako-Go war sich sicher das die Fremden ebenfalls Forscher waren. Aus seiner Sicht sprach nichts gegen einen Austausch von neu erworbenem Wissen.

Sechs Stazuras später endete der Datentransfer zwischen dem fremden Schiff und Hako-Go´s M4-Piranha. Die Fremden hatten ziemlich viel über die angrenzenden Sektoren herausgefunden, auch wenn sie keinen Sektor so gründlich erforscht hatten wie das Boronen in einer vergleichbaren Situation tun würden.
Hako-Go bedankte sich überschwenglich bei den Fremden und setzte einen Kurs, der ihn aus der Atmosphäre des unerforschten Planeten herausbrachte. Es wurde Zeit das er sich auf den Rückweg zur Stardust machte. Die anderen Forscher mussten unbedingt erfahren war er herausgefunden hatte. Möglicherweise hing davon die Zukunft des boronischen Volkes ab.



Fortsetzung folgt ...
Last edited by Alexander-JJ on Sun, 8. Oct 06, 16:43, edited 1 time in total.

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Post by Deleted User » Tue, 20. Sep 05, 18:12

Friede, ach schön.......eine Boronenstory :roll: . Um die Story zu beurteilen, musst du allerdings noch ein bisschen mehr schreiben-->ich bin gespannt :wink: .

MFG To Nie wieder rumschleimen :D

Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ » Tue, 20. Sep 05, 18:18

Deleted User wrote:Friede, ach schön.......eine Boronenstory :roll: . Um die Story zu beurteilen, musst du allerdings noch ein bisschen mehr schreiben-->ich bin gespannt :wink: .

MFG To Nie wieder rumschleimen :D


Keine Bange, das wird keine Boronenstory ... ;)
XT-Fan-Story von mir:

- DRACHENLAND (fertig)

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Post by Deleted User » Tue, 20. Sep 05, 18:31

Hast wohl Angst vor dem "Boronenschlächter" Four was :D .

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Samuel Creshal
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Post by Samuel Creshal » Tue, 20. Sep 05, 18:46

Deleted User wrote:Hast wohl Angst vor dem "Boronenschlächter" Four was :D .
Nicht nur Four schlachtet Boronen... :twisted: Leber gefällig?

Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ » Tue, 20. Sep 05, 19:04

KAPITEL 1

# Sternensystem: Antigone Memorial
# Status: Argonische Föderation
# Datum: 01 / 743

Sandwell, Ort der ewigen und endlosen Wüsten, Ort der Visionen und Religionen, Ort des Gedenkens und der Erinnerungen. Hierher kamen jede Jazura hunderttausende Argonen um ihrer Gefallenen zu gedenken.
Cirka zwei Kilometer neben der verdrehten und zerschmetterten Hülle der Medic-1 erhob sich ein altertümliches Fort aus gelben Steinen. Dieses Fort war zum Schutz der wichtigsten Gedenkstätte des Planeten vor mehr als zweihundert Jazuras errichtet worden.
Während des Ersten Xenon-Konfliktes vor ein paar hundert Jazuras hatten einige M4-Xenon-M den Antrieb der Medic-1 lahmgelegt. Das Schiff war in die Atmosphäre von Sandwell gestürzt und hart auf dem Boden aufgeschlagen. Niemand an Bord hatte diese Katastrophe überlebt. Später hatten die Argonen aus den Überresten der Medic-1 eine Gedenkstätte gemacht.
Zwischen Fort, Gedenkstätte und einer fünf Kilometer entfernten Landeplattform erstreckten sich mit schwarzen Quadern gepflasterte Wege. Ansonsten gab es nur zwei Dutzend Gedenktafeln, vielleicht dreissig kränklich aussehende Palmen, ein paar Grasbüschel, die sich standhaft weigerten zu einer ansehnlichen Wiese zu werden, und schliesslich die fünfzig Milizionäre der lokalen Garnison.

Heute war Ruhetag. Die gut einhundert zivilen Ordnungskräfte, Gärtner und Bauarbeiter, die für die Aufrechterhaltung dieser tief in der Wüste liegenden Gedenkstätte benötigt wurden, hatten frei. Sie versoffen ihren Lohn in den wenigen Kneipen der kleinen Oasen-Hauptstadt. Irgendwo hunderte Kilometer von dem öden Wüstenfort entfernt.
Die meisten Milizionäre hatten sich vor dem grossen Vidschirm in einem der drei Langhäuser des Forts versammelt um sich die neuesten Nachrichten anzusehen:

„Hier ist Wim Tasker mit den News zum grandiosen Sieg über die Xenon ...
Zapp
... Guten Morgen. Hier ist ArgoNet mit einer weiteren Sondersendung zum endgültigen Ende der Xenon-Bedrohung. Wie sie sicherlich schon wissen wurden die kalten, bösartigen und seelenlosen Maschinenwesen restlos ausgelöscht. Der Fluch, der so lange auf allen Lebewesen der Galaxie lastete, ist endlich beendet und wird niemals wieder zurückkehren. ...
Zapp
... Mein Gast ist Admiral ... .
Zapp
Und hier ist unser Experte Florian Myers. Er wird uns erklären wieso die Xenon restlos ausgelöscht wurden und uns nie wieder bedrohen können. Mein zweiter Gast ist General ... .
Zapp
... Sondersendung zum Thema: Das endgültige Ende der Xenon-Bedrohung."

Paul Mang, Soldat der lokalen Miliz und damit Angehöriger der Armee, hielt nicht viel von den offiziellen Nachrichten. Er konnte diese ganze Propaganda nicht mehr hören. Seine Kameraden, alles gute Jungs und Mädels aus den umliegenden Oasen und Agrarkommunen, glaubten so ziemlich jedes Wort, das von ArgoNet verbreitet wurde.
Die Temperaturen waren inzwischen auf mindestens fünfundvierzig Grad Celsius angestiegen und ein beständiger Wind wehte feinen Staub in Pauls Gesicht. Seine ganze blaugraue Uniform war inzwischen von einer solchen Staubschicht bedeckt.
Er dachte an Marlis. Sie war Barmädchen in der kleinen Oasenhauptstadt. Wenn seine Dienstzeit beendet war, würde sie beide einen Ehevertrag schliessen und diese öde Welt verlassen. Sie besass einen alten M4-Buster und er hatte gut elftausend Credits gespart. Damit konnte man sich eine zivile Existenz jenseits von Sandwell aufbauen. Vielleicht würden sie ins Argnu-Geschäft einsteigen. Mit diesen Tieren kannten sie sich ja gut genug aus.

Das alte Fort war quadratisch aufgebaut. Sandgelbe Mauern erhoben sich zehn Meter hoch aus dem Wüstensand, an den Ecken des Forts stand je ein dreissig Meter hoher Turm mit einem Alpha-ISE als Flakgeschütz. Im Zentrum des Forts standen drei antike Langhäuser. In diesen geräumigen Häusern waren die Unterkünfte, die Waffenkammer und die Kommandantur untergebracht. Alle diese Bauwerke waren keineswegs titanstahlverstärkt oder anderweitig gegen massiven Beschuss gesichert.

Aber dem Fort drohte genausowenig Gefahr wie dem Piratenschiff im Orbit des Planeten. Piraten und Soldaten hatten beschlossen sich gegenseitig zu ignorieren.

# # #

An Bord des Piratenschiffes der TS-Muli-Klasse namens Velugha kroch ein junger, vielleicht zwanzigjähriger Mann fluchend über die Stahlplanken des unteren Decks. Wie immer war es seine Aufgabe die Maja-Schnecken zu jagen. Irgendwo über dem Kiel hatten die Viecher ihr Versteck. Sie vermehrten sich fast so schnell wie ihre kleineren Verwandten, die von den Paraniden und anderen Völkern gezüchtet wurden. Im Gegensatz zu ihren kleineren Verwandten stellte diese Majaart eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar.
„Los doch! Vorwärts!" , feuerte ihn die Piratenbraut Patsy aus sicherer Entfernung an.
Der junge Mann fuhr sich mit seiner linken Hand durch seinen dichten braunen Haarschopf und packte seinen Dolch. Keine Sekunde später stürzte aus der Dunkelheit eine Majaschnecke kreischend auf ihn zu. Die dunkle, feuchte Haut des Tieres verschwamm mit der Düsternis und gab der Schnecke ein schreckliches Aussehen.
Fast wäre der junge Mann zurückgezuckt und ein Opfer der Majaschnecke geworden. Doch dann übernahm eine seltsame Kraft die Kontrolle über seinen Körper. Wie schon einmal zuvor schien sich die Zeit zu verlangsamen. Die grosse Schnecke bewegte sich jetzt wie in Zeitlupe. Der junge Mann hatte alle Zeit der Welt dem Tier seinen Dolch in das Kopfteil zu rammen.
Kaum hatte er seine Waffe aus der sterbenden Majaschnecke herausgerissen, stürzte auch schon die Nächste auf ihn zu. Auch dieses Tier schien sich wie in Zeitlupe zu bewegen. Es fiel dem jungen Mann nicht weiter schwer diese Majaschnecke zu töten.
„Gut gemacht!" , sagte eine tiefe Stimme.
Red-Duke, Kapitän der Velugha und Herr über Leben und Tod, trat hervor. Er hielt eine brennende Fackel in der linken und einen Piratensäbel in der rechten Hand. Seine schwere Piratenrüstung war mit allerlei Verzierungen versehen und mehrere Amulette hingen um seinen dicken Hals.
„Aber jetzt lass mich mal."
Der Piratenkapitän kämpfte gegen drei Majaschnecken und tötete sie relativ schnell. Er trug nur zwei Schrammen davon. Dann leuchtete er in ein Loch und schüttelte nachdenklich seinen Kopf.
„Das elende Nest. ... Da kommen wir nicht ran."

Zwei weitere Piraten hackten sich einen Weg durch die Reihen der Schnecken. Sie töteten mindestens vier von den grossen Tieren. Der Rest des Rudels ergriff anschliessend die Flucht und verschwand durch das Loch im Bauch des Schiffes.
„Wir könnten Teer oder Pech ... ." , begann einer der Piraten.
„Was? Willst du uns das Schiff anbrennen? ... Nein, mit eurer Sklavenspielerei ist jetzt Schluss. Ihr sucht euch einen Trupp und geht da runter."
Die beiden Piraten sahen ihren Kapitän unglücklich an. Während der letzten Wochen hatten sie immer wieder für zu schwach befundene Sklaven zu den Ratten hinunter geschickt. Die meisten dieser Sklaven waren dabei umgekommen.
„Wir müssten die Planken aufstemmen, dann neue Planken einziehen, die Majaschnecken erledigen ... ."
„Hör mit dem Gejammer auf, Biffly!"
Der angesprochene Pirat schien sich irgendwie unsichtbar machen zu wollen. Offensichtlich hatte er grosse Angst vor seinem Kapitän.
„Aber, aber ... ." , jammerte der andere Pirat.
Eine Majaschnecke steckte ihr Kopfteil durch das Loch und wurde augenblicklich von Red-Duke erschlagen. Ihr toter Körper erzeugte beim Aufschlag auf den Kiel ein widerliches Klatschgeräusch. Der Pirat Biffly sah dem toten Tier traurig hinterher.
„Ihr macht jetzt diese widerlichen Schnecken platt!" , brüllte Red-Duke. „Oder ich verfüttere euch an die abgerichteten Cheltfische. Klar?"
„Alles klar, Käpt´n." , antworteten die beiden Piraten im Chor.
Als sich der Piratenboss umdrehte rempelte er den jungen Mann an. Mit einem wütenden Knurren schlug er ihm seine Faust mitten ins Gesicht. Sein rechter Zeigefinger deutete auf den jungen Mann.
„Und, Biffly, ich will nie wieder einen Sklaven auf diesem Deck sehen!"

Red-Duke starrte ihn hasserfüllt an. Dann schlug er mit aller Kraft zu. Der junge Sklave duckte sich unter dem Hieb weg, nur um einen Schlag in die Magengrube zu bekommen. Nur Sekundenbruchteile später donnerte Red-Duke dem Jungen seine mit einem Schlagring bewehrte Rechte gegen die Schläfe. Der junge Sklave ging bewusstlos zu Boden. Ein kräftiger Tritt in den Rücken liess den leblosen Körper beiseite rutschen. Der Piratenboss grunzte zufrieden und stieg zum Oberdeck hinauf.

# # #

Red-Duke, Male-Gi und Kyo t´Nnt waren wahrhaft furchteinflössende Piratenanführer. Sie alle standen nebeneinander und starrten ehrfurchtsvoll auf die Golden-Star, einen aufgerüsteten Frachter der TL-Mammut Klasse. Dieses Schiff war das Flaggschiff des mächtigsten Unterweltbosses des bekannten Universums. Prinz Philipp Phildoph, genannt der Silberne Prinz, kam persöhnlich um sich die Ware anzusehen.
Der Prinz war nicht nur sagenhaft reich und absolut skrupellos sondern auch der eigentliche Topmanager des Sakra-Syndikats. Ohne ihn ging in den umstrittenen Territorien fast nichts. Jeder Pirat und jeder Bandit kannte den Prinzen. Und jeder, der nicht auf Raumkraut war, hatte Angst vor diesem Argonen.
Das ging den drei berüchtigsten Piraten des Universums nicht anders. Sie alle hofften das der Prinz finden mochte was auch immer er suchte.

# # #

„Schickt die nächste Gruppe her! Sortiert die Schwachen aus! Red-Duke will den Haufen loswerden! ... Mann! Der Stall hier stinkt!" , rief Sklavenaufseher Carl einem seiner Kumpane zu.
Der massige Mann humpelte auf die Sklaven-Pferche zu. Dabei sah er zu Greg und Jack hinauf und drohte ihnen mit seiner linken Hand. Er konnte die beiden jungen Piraten nicht leiden. Wahrscheinlich hätte er sie sogar getötet, wenn nicht Red-Duke und Patsy ihre schützenden Hände über sie halten würden.
„Biffly, der Stall hier stinkt erbärmlich!" , knurrte er, als er den schäbigen Haufen von Sklaven beäugte und nach denen suchte, die nicht nach einem guten Kauf aussahen. Er würde sie später den Waranen zum Frass vorwerfen. Die Sklaven wurden von Biffly in eine Ecke des Decks getrieben, wobei er sie wahllos mit seiner Peitsche schlug.
„Steht gerade, schaut vernünftig drein! Beweist, dass ihr mehr seit als elende Verbrecher!"
Carl sah zu Biffly hinüber, der gerade einen Sklaven aus der Menge zerrte. Das war schon der vierte unbrauchbare Kandidat. Solche Sklaven waren zuwenig wert. Sie assen und tranken mehr als sie beim Verkauf einbachten. Solche Ware konnte man nicht dem Silbernen Prinzen anbieten. Aber andererseits konnte man auch nicht zuviele Sklaven aussortieren.
„Wie sollen wir jemals Profit machen, wenn die Hälfte den Geist aufgibt? Was ist mit dem da los?"
Carl starrte den jungen Mann an. Er war relativ klein, hatte braune Haare und blaugraue Augen. Seine Haut war seltsam hell. Wie alle Sklaven trug er abgewetzte Kleidung. Er war ein guter Kämpfer, wie er bei der Majaschneckenjagd bewiesen hatte. Aber er sah einfach nicht stark oder schön genug aus. Ausserdem hatte ihn Red-Duke gerade erst zusammengeschlagen. Für so jemanden würde kaum ein Händler einen guten Preis bezahlen.
„Zu klein und zu dreckig." , antwortete Biffly endlich.
Ironischerweise waren die Sklavenaufseher dreckiger als die Sklaven, die jeden Tag im kalten Wasser ein ausgiebiges Bad nehmen mussten. Aber das war Biffly egal. Es war bereits drei Tage her, das er den letzten Sklaven an die speziell abgerichteten Cheltfische verfüttern durfte. Er hoffte das Carl seine Meinung noch ändern würde.
„Er ist vielleicht klein, aber dafür ist er stark. Steck ihn zu den anderen."
Biffly sah seinen Boss traurig an. In seiner zusammengeflickten Piratenrüstung sah er wie ein Idiot aus. Aber an Biffly war schon lange nichts lustiges oder komisches mehr.
„Hmm." , dachte Carl laut nach. „Ich denke wir bekommen einen fairen Preis für den Jungen. Hmm ... steck ihn zu den anderen in den Käfig, Biffly."
Der Junge wurde von Biffly gepackt und zu den anderen Sklaven in den grossen Holzkäfig geworfen. Biffly hoffte das sich der Junge den Schädel einschlug. Da der Junge diese Art der Behandlung gewohnt war, rollte er sich geschickt ab und nahm zu Carls Zufriedenheit keinen Schaden. Die anderen Sklaven halfen ihm auf, was darauf hindeutete, das sie schon einige Zeit zusammen verbracht hatten.



Fortsetzung folgt ...

/edit: Riesenratten durch Maja-Schnecken und Warane durch Chelts ersetzt.

+
Last edited by Alexander-JJ on Thu, 22. Sep 05, 14:28, edited 3 times in total.

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Post by Deleted User » Wed, 21. Sep 05, 17:25

Friede, da hat wohl jemand in letzter Zeit zuviel Gothic 2 gespielt oder :D . Hättest vielleicht andere Namen für die Ratten und die Warane nehmen können (und nur als Zusatz "so ähnlich wie die Warane/ Ratten aus den Legenden über die Erde....." ranhängen), aber ansonsten ganz nett :thumb_up: :roll:....:wink: .

MFG To Nie wieder um 22 Uhr Rasenmähen :D

Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ » Wed, 21. Sep 05, 19:45

Deleted User wrote:Friede, da hat wohl jemand in letzter Zeit zuviel Gothic 2 gespielt oder :D . Hättest vielleicht andere Namen für die Ratten und die Warane nehmen können (und nur als Zusatz "so ähnlich wie die Warane/ Ratten aus den Legenden über die Erde....." ranhängen), aber ansonsten ganz nett :thumb_up: :roll:....:wink: .

MFG To Nie wieder um 22 Uhr Rasenmähen :D

Stimmt, das hätte ich überarbeiten sollen. Ich editiere es bei Gelegenheit.

;)
XT-Fan-Story von mir:

- DRACHENLAND (fertig)

Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ » Thu, 22. Sep 05, 14:25

KAPITEL 2

# Sternensystem: Elenas Glück
# Status: umstrittener Sektor
# Datum: 02 / 743

Sklavenställe waren Orte, die von Händlern in der Hoffnung auf ein günstiges Geschäft aufgesucht wurden. Auf der Velugha waren sie mit Besuchergalerien ausgestattet, die einen Überblick über das Bild erlaubten. Preisangebote wurden über eine Konsole eingegeben. Es gab den Händlern ein gutes Gefühl, diese Kriminellen und den Abschaum des Weltraums einer ehrlichen, und immer irgendwann tödlichen Arbeit zuzuführen.
Prinz Philipp Phildoph nippte an seinem Drink und begutachtete Los Nummer Sieben in dem sich auch Sklave GG114 befand. Jener Sklave, der sich auf der Majaschneckenjagd ausgezeichnet hatte.
„Dieser Haufen sieht lausig aus und stinkt erbärmlich" , sagte er zu Kyo t´Nnt. „Ich nehme die Besten und verkaufe den Rest auf dem Schwarzen Markt in Profitloch."
Dann tippe er sein Angebot in die Konsole ein.

# # #

GG114 war zusammen mit der Gruppe von Los Nummer Sieben schon während der letzten beiden Stopps der Velugha eingepfercht. Das galt unter Sklaven als sehr lange Zeit. Man sah die Leute kaum für längere Zeit, entweder starben sie aus dem einen oder anderen Grund oder sie wurden als Einzelsklaven verkauft, ein Schicksal das relative Freiheit oder schlimmste Höllenqualen bedeuten konnte.
Nach einem gängigen Gerücht wurden Sklaven durch die Schleuse gestossen, wenn sie als minderwertig erachtet wurden. Ein Mann hatte ihm erzählt, das er eine Gruppe von Sklaven gesehen hatte, die im Weltraum trieb, nackt, aber am Code erkennbar, der in ihre Arme tätowiert war. Als er die Gruppe betrachtete bemerkte GG114 ein grösseres Mädchen, das weinte.
„Lass das bleiben, jedenfalls hier. In ihren Augen sieht das nicht gut aus. Sie werden dich schleusen."
GG161 sah zu ihm auf, erstaunt, dass eine andere Person sich um sie zu kümmern schien.
„Es ist wegen meines Arms. Er tut weh."
Das verschmorte Fleisch war immer noch mit Brandblasen bedeckt und auch der charakteristische Geruch war feststellbar. Es war der Code mit dem der neue Sklave markiert worden war. GG114 drückte ihr ermutigend die Schulter. GG 161 schniefte. Sie konnte die Musik hören, die von den Galerien herüberdrang. Über jedem Pferch flackerten die Anzeigen als die Angebote eintrafen und wieder überboten wurden. GG161 glaubte wahrscheinlich ihr Leben sei zuende.
GG114 hatte diesen Blick der Hoffnungslosigkeit schon früher gesehen. Er hatte sich genauso gefühlt und tat es von Zeit zu Zeit noch immer. Diejenigen, die es irgendwie geschafft hatten durchzukommen, fanden Hoffnung, Hoffnung darauf eines Tages frei zu sein oder zumindest einen gutmütigen Herrn zu finden.
„Mein Name ist Gabriel." , sagte GG114. „Wie heisst du?"
„Nena."
Die beiden Sklaven reichten sich die Hände. Für einen winzigen Moment waren sie wieder richtige Menschen.

# # #

Der Gong zur Ankündigung des Geschäftsabschlusses ertönte. Die Gruppe Sklaven sah sehnsüchtig auf Tor Nummer Sieben. Es bestand immerhin eine kleine Chance das ihr nächster Herr kein Monster war.
Sie durchschritten den trübseligen Korridor und betraten über eine grosse Schleuse einen gewaltigen Luxusliner, die Golden-Star. Sie waren an Bord ihres neuen Gefängnisses angekommen. Die Aufseher hier waren nicht dreckig und hielten gefährlich aussehende Säbel in den Händen. Solche Waffen waren reiner Luxus. Aber Gabriel wusste aus Erfahrung das jeder dieser Wachen ein Elitekämpfer war. Sie würden die Sklaven mit blossen Händen innerhalb von Sekunden töten können. Ein besonders grosser Soldat trat vor sie.
„Er sein Kyo t´Nnt, Adjutant des Silbernen Prinzen. Hört genau zu, Sklaven-Kreaturen, denn Er wird es nicht zweimal sagen!"
Der Adjutant erklärte die Regeln und natürlich die Strafen. Den Sklaven war es egal. Sie konnten nicht fliehen und irgendwie klangen diese Ankündigungen von Sklavenwärtern immer gleich. Nach der relativ kurzen Ansprache des Adjutanten wurden die Sklaven in einen Lagerraum gebracht. Die Wärter und Soldaten gingen in Hab-Acht-Stellung, als die Tür zu Seite glitt und ein korpulenter Mann erschien.
Er trug silberne Pluderhosen und eine Tunika gleicher Farbe, die für eine zierlichere Figur entworfen worden waren. Die Besatzung und die Sklaven bemühten sich ein Grinsen zu unterdrücken. Diejenigen die es in der Vergangenheit nicht geschafft hatten, hatten sich entweder am falschen Ende der Schleuse wiedergefunden oder die ihnen verbliebene Lebensspanne neigte sich rapide dem Ende zu. Der Silberne Prinz stolzierte an der Reihe der Sklaven vorbei. Er kam vor Gabriel zum Stillstand und beugte sich zu ihm herunter.
„Dein Name?"
„Gab ... ähh ... GG114, Sir."
„Wie sehe ich aus?" sagte der Prinz, während er verzweifelt die Stirn furchte. Gabriel, von den Ereignissen völlig verwirrt, brachte die ersten Worte hervor die ihm in den Sinn kamen.
„Sehr silbern, mein Lord."
Die Augenbraunen des Prinzen schienen auf der Stirn herumzuwandern, bevor sie über den hervorquellenden Augen zur Ruhe kamen. In einem Versuch die Situation zu retten sagte Gabriel scheu:
„Etwas dreckig ... hier, Sir ... Verzeihung."
Die Augenbraunen bewegten sich einen Zentimeter nach oben, während sich das Gesicht von ihm entfernte. Der Prinz lächelte.
„Nehmt diesen hier! Und benutz das nicht." , sagte er zu dem riesigen Split, der den Säbel bereits zum Schlag erhoben hatte. Prinz Philipp Phildoph zeigte auf Nena.
„Die hier auch. Den Rest steckst du zu den Lagerarbeitern. Diese beiden hier werden meine neuen Diener."

# # #

Der winzige Raum in den Gabriel und Nena gebracht wurden war vernüftig eingerichtet. Je zwei Betten, Stühle und kleine Schränke standen um einen recht grossen Tisch herum. Ein dicker Teppich aus feinstem Gewebe bedeckte den Fussboden. Das Quartier war luxuriöser eingerichtet als die Wohnung seiner Familie.
Die ungewohnte Sauberkeit veranlasste Gabriel die Wände und den Boden zu betasten. Nena hatte unterdessen einen der Overalls angezogen. Schweigend zog Gabriel den anderen an. Der Aufseher hatte gesagt das dies das Zimmer der persöhnlichen Diener den Prinzen sei. Gabriel sah Nena an und musste schmunzeln. Sie hätten es weit schlimmer treffen können.
Dann erschien der Aufseher, ein Argone names Josh, und führte sie durch ein Labyrinth von Korridoren zu einer mit Tür die mit fremdartigen Schnitzereien übersät war. Der Öffnungsmechanismus stöhnte gequält unter einem Gewicht das seine Spezifikationen überstieg, als er die Tür zur Seite zog und den Blick auf den Raum dahinter freigab. Der Duft von Nelken war beinahe überwältigend. Prinz Philipp Phildoph sass in einem grotesk verzierten Sessel und rief mit winkenden Armen:
„ Kommt her! Kommt her! Ich habe euch zu meinen persöhnlichen Dienern bestimmt. Und eure neuen Namen sind ... hmm" , seine Augen suchten die Decke nach einer Eingebung ab, „ ... Sklave und Sklavin."



Fortsetzung folgt ...

*

Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ » Sun, 25. Sep 05, 10:53

KAPITEL 3

# Sternensystem: Raumkrautgraben
# Status: Teladi-Company
# Datum: 03 / 743

Leise plätscherte das Wasser über den wunderschönen Felsen hinab in das geradezu atemberaubende Meer. Die Sonne ging gerade hinter dem Horizont unter und übergoss die gesamte Küstenlinie mit blaugelben Licht. Weit oben am Himmel zogen einige Möwische ihre Kreise. Sie demonstrierten ihre überlegenen Flugkünste mit atemberaubenden Flugmanövern. Eine Möwische stürzte sich hinunter, tauchte ins Wasser ein und erbeutete einen der perfekten Seefische. Der Vogel stieg wieder zu seinen wunderschönen Artgenossen auf, während er den Fisch verschlang. Ein lautes Kreischen deutete darauf hin, das der Fisch der Möwische geschmeckt hatte.
Am perfekt geharkten weissen Sandstrand hocken vier kleine Majaschnecken und saugten an unglaublich sauberen Fischen herum. Auch die Majaschnecken waren wundervolle Tiere, extra für Mega Spacium gezüchtet und mit viel Liebe und noch mehr Fachwissen grossgezogen.

Phobass IV war das bedeutendste Touristenzentrum das es für die Boronen gab. Diese aquatische Lebensform mochte die ruhigen Ozeane, Meere und Seen des Planeten. Schon vor sehr vielen Dekasonnen waren die ersten Boronen nach Phobass IV gekommen um sich dort zu erholen. Später hatten die Teladi, die besten Händler und Geschäftemacher der Galaxie, dieses System erschlossen und Phobass IV in ein gewaltiges Touristenzentrum verwandelt.
Seitdem Ceo Ssuphandros Mikimades Isemados III Generaldirektor des Teladi Unternehmens, also praktisch Herrscher über alle Teladi, war Phobass IV noch weiter zum Touristenzentrum ausgebaut und weitgehend auf die Bedürfnisse der Boronen abgestimmt worden. Ein Massnahmenpaket war verabschiedet und dann schnellstens durchgeführt worden, das aus den Meeren von Phobass IV so etwas wie ein Boronenparadies gemacht hatte. Dazu gehörten auch spezielle Züchtungen von Majaschnecken, Möwischen und Seefischen. Boronen versuchen, wo immer möglich, mit der Natur im Einklang zu leben. Weite Teile von Phobass IV erweckten jetzt den Eindruck, als handele es sich um unberührte Natur.
Die Investitionen der Teladi hatten sich inzwischen mehr als ausgezahlt. Jede Jazura kamen Millionen und Abermillionen Boronen nach Phobass IV, machten dort Urlaub und füllten die Kassen der Teladi mit mehr Credits, als diese sich in ihren kühnsten Träumen vorgestellt hatten.

Mega Spacium war nicht nur das grösste Touristenzentrum auf Phobass IV, es war auch das am besten gesicherte und abgelegenste Touristenzentrum. Minister, Forscher, Ethiker, Prinzen und viele andere hochgestellte Boronen kamen jede Jazura nach Mega Spacium um dort einige Wozuras lang Urlaub zu machen.
Der grösstenteils unter Wasser gelegene Erholungsbereich von Mega Spacium bot den Boronen perfekte Umweltbedingungen. Hier auf Phobass IV liess es sich besser leben als auf der Heimatwelt im System Königstal. Der Luxus war unglaublich, ebenso wie die unberührte Natur und natürlich die ungemein perfekten Tiere und Pflanzen dieses Biotops. Normalerweise tummelten sich tausende und abertausende Boronen in den mit allen erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen abgesicherten Bereichen von Mega Spacium.
Dich diesmal war das Erholungsmeer von Mega Spacium fast leer. Nur drei Boronen waren anwesend.

# # #

Mit kräftigen Stössen bewegte das für boronische Verhältnisse sehr grosse Boronen-Männchen seinen muskulösen Leib durch die Dunkelheit des Ozeans. Seine Bewegungen zeugten von enormer Kraft und grosser Erfahrung. Dabei strengte sich der Borone nicht einmal sonderlich an. Das war auch gar nicht nötig, denn in diesem Ozean gab es keine echten Feinde. Genau genommen gab es nirgendwo noch echte Feinde für die Boronen, wenn man einmal von den aggressiven Split und den schrecklichen, jetzt jedoch ausgerotteten Xenon absah.
Tiere waren jedoch schon lange keine Feinde der Boronen mehr. Früher, vor sehr vielen Äonen, hätte der Borone seine Familie vor allerlei Gefahren beschützen müssen. Vor allem da seine Frau erst vor vier Jazuras ihr gemeinsames Kind geboren hatte. Dieses instinktive Verhalten besass immer noch jeder Borone. Der Borone lächelte vergnügt und stiess eine weitere Hormonwolke reinen Glücks aus. Wie fast alles, was geschah, fanden Boronen auch die eigene Evolution belustigend.
Boronen waren relativ kleine, blaugraue bis blassblaue Wasserlebewesen. Aus ihren kleinen Körpern wuchsen vier stämmige Tentakel und Anzahl dünnerer Ärmchen oder Antennen. Die riesigen, scheibenförmigen Augen und die rüsselähnliche Schnauze gaben den Boronen ein bemerkenswertes aber auch lustiges Aussehen.

Weiter unten, cirka zweihundert Meter unter dem Boronen, setzte sich Prinzessin Menelaus von ihrer Mutter ab und schwamm so schnell sie konnte auf das nächste Höhlensystem zu. Königin Atreus sah ihrer Tochter belustigt nach. Die junge Boronin wollte wieder einmal Verstecken spielen. Genau zu diesem Zweck hatten die Teladi diese Höhlensysteme erschaffen. Schon unzählige junge Boronen hatten hier gespielt.
Grüne, blaue, rote und gelbe Kristalle verbreiteten angenehmes Licht, warfen seltsame Schatten auf die Boronen und sorgten für allgemeine Erheiterung. Nebenbei sorgten diese Unterwasserlichter auch dafür, das Boronenkinder die Höhlensysteme ohne Probleme finden und vor allem wieder verlassen konnten.
Von weiter oben schoss König Rolk wie ein Pfeil heran. Sein massiver Körper rauschte an Atreus vorbei, stiess dabei eine weitere Hormonwolke des Glücks aus und preschte hinter Menelaus her. Ein paar von Rolks Ärmchen und Antennen berührten sanft Atreus. Das warme Nass strudelte belebend durch Nüstern und Kiemen der Königin. Die Hormonwolke ihres Lebensgefährten und Vaters ihres Kindes verriet der Königin noch mehr als bloss dessen Belustigung. Eingepackt in die verwirrende und belustigende Vielfalt von neunhundertundelf Geschmacksrichtungen filterten ihre Schmecker auch noch Stolz, Freude, Bewunderung, Verwunderung, etwas Besorgnis und natürlich grenzenlose Liebe zu Menelaus aus der Hormonwolke ihres Lebensgefährten heraus.
Kein Zweifel war möglich, sie hatte den richtigen Mann zum Gefährten genommen. König Rolk war ein sehr guter Vater, ein sehr guter Diplomat und Wissenschaftsethiker und er würde auch wieder ein sehr guter König sein. Bald, wenn dieser Urlaub zuende ging und der Ernst des Lebens sie wieder in Beschlag nehmen würde.

König Rolk hatte seine Tochter fast eingeholt, da verschwand sie in einer der Höhlen. Schon vor Äonen hatten sich Boronenkinder in solchen Höhlen vor ihren Eltern versteckt. Meistens waren diese Höhlen zu klein als das ein erwachsener Borone in jeden Winkel kommen konnten. Dies war hier in Mega Spacium freilich unmöglich. Die Teladi hatten peinlich genau darauf geachtet, das es nirgends einen Ort gab, der nicht für alle erwachsenen Boronen erreichbar war. Wütende Eltern und/oder verstockte Kinder konnte das Teladi Unternehmen nicht gebrauchen.
So fand Rolk seine Tochter schnell. Sie war flink und entwischte ihm mehrmals. Dabei schrie sie vor Vergnügen und ihre Hormonwolke zeigte Rolk, das sie dieses Spiel in vollen Zügen genoss. Das war auch mehr als angemessen, denn normalerweise hatte das Königspaar wenig Zeit für ihre gemeinsame Tochter. Regierungsgeschäfte, Repräsentationsaufgaben, interstellare Reisen und Staatsempfänge verschlangen den Grossteil ihrer Zeit. Aber das Königshaus repräsentierte nun einmal das boronische Volk. Sie mussten ihre Aufgaben ernst nehmen, auch wenn das zu Lasten von Menelaus ging.

Rolk liess seine Tochter noch ein paar mal entwischen. Dann, als sie schon merklich schwächer wurde, stellte er sie. Nach ein wenig spielerischer Gegenwehr drehte sie sich zu ihm um und schmiegte sich an ihren Vater. Ihre kleinen Tentakel schlangen sich um ihn herum. Hier gab es Geborgenheit und Geborgenheit brauchte jeder Borone ebenso dringend zum Leben wie das Wasser. Viele Mizuras lang trieben Vater und Tochter eng umschlungen durch das Höhlensystem. Dann blitzte wieder der Schalk in Menelaus Augen auf. Sie bliess ihrem Vater Wasser in die Augen und versuchte sich von ihm loszumachen.
„Na, na ... soll dich der Seedrache holen?" , fragte Rolk, während er übertrieben blinzelte.
Augenblicklich wurde Menelaus ruhig und wandte sich zu ihrem Vater um. Geschichten über die Seedrachen waren augenblicklich ihr Lieblingsthema. Innerlich beglückwünschte sich Rolk zu diesem grandiosen Einfall. Seine Tochter würde ihn nicht länger durch das Höhlensystem hetzen. Aber er achtete sehr genau darauf dies Menelaus nicht zu zeigen.
„Erzähl mehr von den Seedrachen, Vater! Bitte! Bitte!", rief Menelaus fröhlich und lachte ihren Vater an.

König Rolk setzte sich in die richtige Position. Diese Geschichte konnte man nur erzählen, wenn man ein möglichst bedrohliches Aussehen und Verhalten annahm. Er achtete darauf, das grünes Kristallicht ihm ein düsteres Aussehen gab. Immerhin war das Märchen über die Seedrachen eine Gruselgeschichte.
„Nun ... Seedrachen sind gewaltige Bestien. Sie leben auf Saa-Russ im System Life of the Sea. Oft nennen wir sie auch Saa-Russ, da sie an mythische Ungeheuer aus der Frühzeit des Boronenreichs erinnern. Damals, vor vielen Millionen Jazuras, glaubten die Boronen noch an Dämonen, Gespenster und dumpfe Götzen."
Menelaus riss ihre Augen auf. Sie konnte diese Geschichte tausend Mal hören und war doch immer wieder gleichermassen erschreckt wie interessiert. Dazu kam das ihr Vater diese Geschichten immer mit einer Art Grabesstimme vortrug, die viel zur Gruselstimmung beitrug.
„Die Saa-Russ sind wahrhaft gewaltige Monster." , fuhr Rolk fort. „Sie sind bestimmt dreihundertfünfzig Standardmeter lang und wiegen mehr als fünfhundert Standardtonnen. Die Männchen sind grösser als die Weibchen, dafür haben die Weibchen eine Art Feueratem mit dem sie jeden Gegner in sezuraschnelle zu Asche verbrennen können."
„Feuer? Unter Wasser?" , fragte Menelaus belustigt.
„Ja, meine Tochter. Unsere besten Wissenschaftler haben schon die verschiedensten Theorien darüber aufgestellt. Bis heute weiss jedoch niemand wie die Saa-Russ dieses Feuer erzeugen."
Rolks Grabesstimme war zu einem Flüsterton herabgesunken, während er eine Hormonwolke der Besorgnis ausstiess. Seine Tochter schmiegte sich wieder enger an ihn. Aber ihr ganzes Verhalten zeigte ihm, das sie nicht wirklich Angst hatte.
„Die Saa-Russ sind ziemlich intelligent, genau genommen sind sie bereits eine Art empfindungsfähige Spezies. Freilich macht sie ihre hohe Intelligenz zu noch besseren Jägern."
Rolk wurde ernster und klang jetzt mehr wie ein Lehrer als wie ein Geschichtenerzähler.
„Die meisten uralten Legenden stimmen darüber überein, das die Saa-Russ edle Wesen sind. Bei unseren Vorfahren waren sie Sinnbilder für Macht, Kraft, Gerechtigkeit und Hoffnung. Es gibt zahllose Berichte über Begegnungen mit diesen wilden Seedrachen. Meistens halfen sie den Boronen. Während der Grossen Prüfungen vor vielen Millionen Jahren kämpften die Saa-Russ Seite an Seite mit den Boronen und ermöglichten so den Sieg über die finsteren Höllenbestien. Seitdem sind die Saa-Russ so etwas ... wie ... ich glaube die Argonen würden Engel sagen."
„Engel?" , fragte Menelaus verwirrt.
„Ja, meine Tochter. Engel sind Wesen des Himmels, Helfer in der Not und Abgesandte Gottes."
„Ach so." , rief Menelaus fröhlich. „Engel sind die Sohnen, die Abgesandten des Alten Volkes."
„So in etwa, meine Tochter. So in etwa."
Rolk strich seiner Tochter zärtlich über den Kopf. Mit der Zeit würde Menelaus lernen, das nicht alle Spezies so weit entwickelt wie die Boronen waren und tatsächlich an irgendwelche Götzen glaubten. Aber das war kein Thema für diesen Tag. Rolk beschloss seine Saa-Russ-Geschichte zu beenden.
„Wieder andere sagen das Saa-Russ ... ."
„Wir müssen zurück!" , drängte sich die gebieterische Stimme von Königin Atreus in die Erzählung hinein.
„Och ... ." , murrte Menelaus.
„Wirklich?" , fragte Rolk und erntete einen belustigten Blick von seiner Lebensgefährtin.

Auf dem Rückweg legte sich Menelaus mächtig ins Zeug um vor ihren Eltern im Wohnquartier zu sein. Diese überliessen ihr den Sieg in diesem Wettrennen breitwillig. Menelaus schrie wieder vergnügt auf als sie merkte, das sie die erwachsenen Boronen abhängen konnte.
„Sie wird dies hier vermissen." , meinte Rolk.
Königin Atreus antwortete nicht. Sie blickte nur in die Ferne. Eine seltsame, sehr ernsthafte Aura umgab sie. So etwas kam bei Boronen praktisch niemals vor. Augenblicklich stiess Rolk eine Wolke aus Glückshormonen aus um seine Lebensgefährtin zu erheitern.



Fortsetzung folgt ...

omti
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Gut

Post by omti » Sun, 25. Sep 05, 19:43

Klasse! Aber worum geht es in der Geaschichte eigendlich?
Ohne Neugier wäre die Menschheit immer noch in der Steinzeit oder nicht einmal dort!


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Alexander-JJ
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Re: Gut

Post by Alexander-JJ » Mon, 26. Sep 05, 14:03

omti wrote:Klasse! Aber worum geht es in der Geaschichte eigendlich?

Hintergrund ist die Erforschung und Kolonisierung der Neuen Sektoren nach dem Sieg über die Xenon (also kurz nach X-BTF).

Zudem geht es noch um die boronischen Seedrachen (daher der Name der Geschichte) und um den Sklaven Gabriel.

;)
XT-Fan-Story von mir:

- DRACHENLAND (fertig)

Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ » Mon, 26. Sep 05, 14:12

KAPITEL 4

# Sternensystem: Ceo´s Buckzoid
# Status: Teladi-Company
# Datum: 04 / 743

Der gut sechshundertfünfzig Meter lange Frachter der TL-Orca-Klasse schwebte im Orbit eines namenlosen Gasriesen, eskortiert von zwei Transportern der TS-Delphin-Klasse, einem Dutzend M2-Piranha und einem Dutzend M3-Aal. Die vierundzwanzig Kampfschiffe sicherten die königliche Yacht „Äquatorialstrom" gegen jegliche Angreifer ab. Normalerweise übernahm ein Zerstörer der M2-Muräne-Klasse die Fernsicherung. Doch hier, inmitten des Hoheitsgebietes der Teladi, war das nicht nötig.
„Andockmanöver abgeschlossen." , sagte der Bordcomputer nur sehr wenig belustigt.
„Sicherheitskontrolle ... abgeschlossen. Keine verdächtigen Personen und/oder Gegenstände an Bord. Sie können die Yacht jetzt betreten, oh grossartige und lustige königliche Hoheiten."
Der Sicherheitschef des Frachters war definitiv nicht belustigt. Seine Aufgaben waren allesamt ernster Natur. Diese aus boronischer Sicht bedauerliche Tatsache zwang ihn dazu, sich Humor an den unmöglichsten Stellen zu suchen. Diesmal sorgte Menelaus Kopfschmuck aus Phobass-IV Algen für die nötige Aufheiterung. Halbwegs belustigt führte der Sicherheitschef die königlichen Hoheiten zu ihren Quartieren.
„Wir verlassen das System in cirka vier Stazuras. Haben sie noch irgendwelche Wünsche ... von einem neuen Kopfschmuck für ihre Tochter abgesehen natürlich."
Der Sicherheitschef duckte sich in weiser Voraussicht. Keine Sezura später platschte Menelaus Algenkopfschmuck an die Schottwand neben dem Sicherheitschef. Allgemeines Gelächter entspannte die Situation. Dann wandte sich der bewaffnete und gerüstete Borone wieder seinen Aufgaben zu und liess die Königsfamilie allein.
„Ich will paranidischen Schmuck!" , verlangte Menelaus kategorisch.
„Ach ja ... ." , seufzte Königin Atreus.

# # #

Auf der Brücke der Äquatorialstrom beobachtete ein gänzlich ernster Kapitän die Gravidaranzeigen. Zwei Blips separierten sich und kamen mit hoher Geschwindigkeit näher. Es handelte sich um M5-Kampfschiffe der Split. Diese aggressive Rasse hasste die Boronen geradezu abgrundtief. Ausserdem standen die Split in dem Ruf auch Kamikaze- und Amokflüge auszuführen, wenn ihr Hass jegliche Vernunft aus ihren Gehirnen vertrieben hatte.
Es war also durchaus möglich das die beiden M5-Wolf den Frachter der TL-Klasse angreifen würden. Freilich konnten die beiden kleinen Scouts nichts gegen die 125-MW Schilde der Äquatorialstrom ausrichten. Andererseits gab es immer mal wieder Gerüchte über erfolgreiche Kamikazeangriffe. Was, wenn die Trümmer der Scouts einen Schwachpunkt des TL trafen? Gab es überhaupt solche Schwachpunkte am Schiff der Königin?
Der Kapitän der Äquatorialstrom trommelte mit seinen langen Tentakeln auf die Steuerungskonsole. Seine zehn Brückenoffiziere warteten allesamt auf Anweisungen. Die Entscheidung lag bei ihm. Er war verantworlich für das Überleben der königlichen Familie. Vielleicht lieferten sich die Split nur eine Art Wettrennen, wie es bei ihrem Volk sehr oft vorkam. Andererseits war gerade eine argonische Senatorin ermordet worden. Vielleicht war dies ja nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe von politisch motivierten Morden.
„Rufen sie sie, oh fähiger Kommunikationsspezialist." , wies er den Kommunikationsoffizier an.
„Keine Antwort."
„Abstand 8.000 Meter, Ziele nähern sich schnell." , sagte der Navigationsoffizier
„Schicken sie ihnen eine Warnung!" , befahl der Kapitän
„Abgeschickt ... Moment ... nein, keine Reaktion, keine Antwort."
„Zwei Hornissen klarmachen."
„Abstand 6.000 Meter." , erklang die Stimme des Navigationsoffiziers.
„Hornissen feuerbereit."
Eine Hormonwolke, durchsetzt mit Zweifel, Entschlossenheit und etwas Starrsinn waberte durch den Kommandoraum des TL-Orcas.
„Abfeuern!" , befahl der Kapitän mit belegter Stimme.
„Abstand jetzt 4.000 Meter, verringert sich schnell. Ziele haben soeben ihre Booster aktiviert!"
Der Frachter der Orca-Klasse ruckte nicht einmal, als die schweren Raumraketen aus ihren Lafetten schossen. Die beiden M5-Wolf blieben auf Kurs und beschleunigten sogar noch. Ihr derzeitiger Kurs zeigte direkt auf die Brücke der Äquatorialstrom.
„Treffer ... und ... Treffer." , meldete der Waffenoffizier.
Die beiden roten Blips zerstoben zu tausend Sekundärechos. Beide M5-Wolf waren von den Raketen frontal getroffen und augenblicklich zerstört worden. Kein Kampfschiff konnte einen direkten Treffer dieser Raketen überstehen und die kleinen M5-Scouts schon gar nicht.

# # #

Endlose Zahlenreihen flackerten über die Flüssigkeitsanzeige des boronischen Supercomputers. Alle boronischen Spezialschiffe, wie etwa Kommandoschiffe des Geheimdienstes oder neueste Prototypen, besassen diesen hypermodernen Computer. Intern wurde das Gerät einfach nur Z-44 genannt. Wer auf diese völlig humorlose Bezeichnung gekommen war, war leider nicht mehr festzustellen.
„Wir haben ein Problem, oh lustige und gütige Majestät." , plärrte die Stimme des Sicherheitschefs aus dem Vidcom. „Zwei Split wollten ... ."
König Rolk zuckte mit einige Antennen verärgert auf. Solche Störungen waren ganz und gar nicht lustig. Etwas wütend deaktivierte er das Vidcom und leitete die Anfrage an seine Lebensgefährtin weiter. Immerhin hatte er Wichtigeres zu tun als den öden Berichten seines Sicherheitschefs zuzuhören.
„Ah ... das ist es ja ... sehr gut, wirklich ausgezeichnet."
Auf dem Flüssigkeitsschirm erschien ein tiefblauer, mit gewaltigen Ozeanen bedeckter Planet. Kilometerhohe Wellen peitschten regelrecht in den Wolkenverhangenen Himmel auf. Die Landmassen waren extrem klein, nicht mehr als winzige Eilande inmitten der tosenden Wassermassen. Zwei gewaltige Vulkane spuckten gerade Feuer, Asche und Dampf aus. Schwarze Wolken verdunkelten riesige Gebiete in Äquartornähe. Dort tobten gerade verheerende Sommerstrüme. Ohne Zweifel war dies eine tektonisch und geologisch äusserst aktive Welt.
„Saa-Russ ... ." , flüsterte König Rolk ergriffen.
Die Märchen über die Seedrachen waren möglicherweise mehr als nur Legenden aus längst vergangenen Zeiten. Rolk streckte einen Haupttentakel aus und strich behutsam über die Flüssigkeitsanzeige des Z-44 Computers. Die Saa-Russ Legenden hatten ihn auf seltsame Art und Weise ergriffen.
„Life of the Sea!" , sagte er laut. „Wir müssen ... ."

Unvermittelt raste etwas schräg durch das Bild, dann wirbelten seltsame Bilder wie wild umher und schliesslich versank alles im statischen Rauschen. Die Übertragung war abgebrochen worden. König Rolk liess sie die Aufzeichnung einige Sezuras zurückfahren und verlangsamte die Wiedergabe um den Faktor Einhundert.
Doch auch so war nur ein Schemen zu erkennen. Möglicherweise war ein Split-M3 durch das Sichtfeld der Kamera gerast. Es könnte jedoch auch ein Xenon-M4 gewesen sein. Oder sogar ein Argon-M3. Selbst Z-44 konnte diesen Schatten nicht analysieren. Die Bilder danach zeigten nur noch wirre Eindrücke eines zerbrechenden M4-Piranha. Irgendetwas war mit grosser Wucht auf das leichte Kampfschiff geprallt und hatte es zerstört. Der Pilot war nicht einmal dazu gekommen seinen genauen Standort anzugeben.
Frustiert und etwas wütender als zuvor schaltete Rolk den Supercomputer Z-44 ab. Sollten die Teladi die Saa-Russ zuerst finden, würden sie sie ohne zu zögern in ihre Zoos schleppen und wie lebende Puppen ausstellen. Eine grauenhafte Vorstellung für einen Boronen. Die Split würden die Saa-Russ wahrscheinlich auf der Stelle ausrotten, und sei es nur um die Boronen zu ärgern. Nur das Alte Volk wusste was die Paraniden mit den Saa-Russ anstellen würden.
Nein, die Boronen mussten die Saa-Russ zuerst finden. Sie mussten sie finden und das System sichern bevor es eine andere Spezies tun konnte. Nur dann konnte man die alten Legenden nutzen um dem boronischen Volk einen neuen Anker zu geben, ein geistiges Zentrum um das sie sich scharen und damit ihr eigenes Überleben sichern konnten.
Die Stardust befand sich glücklicherweise immer noch in den Neuen Sektoren. Sie konnte das System überprüfen und weitere Analysen anfertigen. Zum Glück war das Schiff mit Alpha-EPWs und zwei 25-MW Schilden ausgestattet worden. Egal wer oder was den M4-Piranha vernichtet hatte, dieser Jemand würde wahrscheinlich an der Stardust scheitern.
König Rolk nickte zufrieden. Die Stardust würde das System bis zur Ankunft eines besser ausgerüsteten boronischen Forschungsschiffs und einer bewaffneten Eskorte sichern. Es musste nur sichergestellt werden das niemand erfuhr welche kostbaren Schätze sich in diesem abgelegenen System verbargen.

# # #

Die TL-Orca namens Äquatorialstrom flog weiter mit Höchstgeschwindigkeit auf das Raumtor zu. Hinter ihr dehnte sich die dünne Trümmerwolke der beiden M5-Wolf immer weiter aus. Nur einige wenige Trümmer waren grösser als eine durchschnittliche menschliche Hand. Auch diese Trümmer rotierten immer weiter durch die Unendlichkeit des Alls, hinein in ewige Dunkelheit und endgültiges Vergessen.



Fortsetzung folgt ...
Last edited by Alexander-JJ on Mon, 26. Sep 05, 17:45, edited 1 time in total.

omti
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Post by omti » Mon, 26. Sep 05, 16:16

Klasse. weiter so!
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Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ » Sat, 1. Oct 05, 17:49

KAPITEL 5

# Sternensystem: Firmenstolz
# Status: Teladi-Company
# Datum: 05 / 743

Die beiden Sklaven Gabriel und Nena verbrachten ihren ersten Mazura auf der Golden-Star damit ihre Pflichten zu lernen. Sie bestanden unter anderem darin Speisen vorzukosten, erlesene Getränke zuzubereiten und Entscheidungen zu treffen, wie etwa welche Tunikas, Pluderhosen und Turbane an bestimmten Tazuras getragen werden sollten.
Die Quartiere und Kojen an Bord des TL-Mammuts waren gross und luxeriös eingerichtet. Zahlreiche Söldner, Piraten und Sklaven verrichteten hier ihre Arbeiten. Sie alle waren Teil eines perfekt funktionierenden Systems. Gabriel wusste nicht viel von Raumschiffen und deren Crews, doch was er auf der Golden Star sah, überzeugte ihn das die Piraten sehr fähige Leute waren.

Die ersten Wozuras verbrachten Gabriel und Nena unter der pausenlosen Aufsicht einer Wache. Nach einiger Zeit bekam Gabriel heraus das der Mann Josh hiess und von Ringos Mond stammte. Er war, anders als Kyo t´Nnt, ein Söldner.
Josh erklärte ihm einmal, das es bei der Argonischen Raumflotte nicht mehr wie früher war. Mehr sagte Josh nicht und Gabriel traute sich nicht weiter zu fragen. Während der sechsten Wozura ihres Dienstes holte Josh ihn zum ersten Mal zum Training.

# # #

Schon bald bemerkte Josh das der Junge kein Konditionstrainung mehr nötig hatte. Die lange Gefangenschaft hatte ihn hart und gemein gemacht. Gemein genug um als Messerkämpfer zu Erfolg zu kommen. Aber der Silberne Prinz brauchte echte Krieger, keine Messerstecher.
„Los Junge, du benutzt den leichten Säbel als wollest du Holz hacken. Das kannst du bestimmt besser."
Josh wich dem ungeschickten Hieb des Holzschwertes aus. Der Junge hatte Kraft, aber er wusste nichts über den Schwertkampf. Josh parierte den zweiten Schlag mit seinem eigenen Holzschwert und versetzte dem Jungen einen kräftigen Tritt in die Rippen. Völlig aus dem Gleichgewicht gebracht krachte Gabriel zu Boden. Sein Holzschwert wirbelte ausser Sicht davon.
„Na los, Junge, hoch mit dir. Ein echter Feind tötet dich auch, wenn du auf dem Boden liegst."
Josh warf dem Jungen ein hölzernes Einhandschwert zu. Der Junge fing es recht ungeschickt auf und ging umgehend in Angriffspostion.
„Nein, nein!" , sagte Josh. „Du musst Platz gewinnen. Ich habe einen schweren Piratensäbel! Denk daran!"
Gabriel drehte sich blitzschnell zur Seite und sprang mit einem gewaltigen Satz über einen Übungsbarren. Seine Bewegungen wirkten elegant und flüssig. Sollte er überleben, würde aus ihm eines Tages ein guter Nahkämpfer werden. Da war sich Josh ganz sicher.

Aber noch war es nicht soweit. Josh wehrte den Schlag mühelos ab und schlug Gabriel seine linke Faust auf dessen rechtes Knie. Verzweifelt ruderte Gabriel mit den Armen und ging erneut zu Boden. Doch anders als vorhin sprang er sofort wieder auf, bereit den Kampf fortzusetzen.
„Na also, geht doch."
Jetzt tauschten Josh und Gabriel eine ganze Reihe von Schlägen und Gegenschlägen aus. Josh konzentrierte sich darauf den Jungen zu ermüden. Es dauerte ziemlich lange bis es ihm gelang. Der Junge hatte mehr Potential als er gedacht hatte. Zudem erinnerte ihn das Training an seine Zeit bei der Argonischen Raumflotte. Damals hätte sich Josh solche Rekruten gewünscht. Damals wäre er für das Argonische Volk willig in den Heldentod gegangen. Aber es hatte nicht sein sollen.
„Das reicht jetzt." , sagte Josh.
Erschöpft liess sich Gabriel an einem der aufrecht stehenden Übungsmatten zu Boden sinken.
„Du bist ganz gut. Wir werden jetzt jeden Tag trainieren. In ein paar Monaten bist du der beste Schwertkämpfer jenseits von Kyo und den alten Splitchampions."
„Warum machen wir das eigentlich? Ich meine, wozu diese uralten Waffen? Gibt es denn keine Strahler oder wenigstens Projektilwaffen?"
Josh zwirbelte sich seinen langen schwarzen Schnurrbart und setzte sich neben Gabriel.
„Eines Tages wirst du ein Raumschiff entern müssen ... oder du wirst selber geentert. Oft ist es besser in solchen Situationen Hieb- und Stichwaffen einzusetzen. Früher haben sich einige Piraten selber umgebracht als die an Bord losballerten und die Hülle in ein Sieb verwandelten. ... Ausserdem muss sich jeder Pirat verteidigen können. Schon allein wegen solcher Drecksschweine wie Biffly. Die verprügeln gerne mal eine wehrlosen Sklaven."
Aus seinem Rucksack kramte Josh zwei Blätter frisches Raumkraut heraus. Ohne Hast begannen die beiden Argonen zu kauen.

# # #

Verglichen mit anderen Raumschiffen kroch die Golden-Star geradezu durchs All. Das war jedoch kein Nachteil für die Piraten. Solange sie sich auf dem Gebiet der Teladi-Company befanden, waren sie sicher. Piraten und Teladi waren inoffizielle Verbündete. Die Piraten bildeten eine Pufferzone zu den mächtigen Argonen und bescherten den Teladi noch dazu per illegalem Handeln grossen Profit. Der Vorsitzende CEO Isemados sah dieses Bündnis nicht gern, konnte aber nur wenig dagegen tun. Mehr als zwanzig hochrangige Manager der Teladi-Company waren auch Mitglieder des Sakra-Syndikats und somit kleine Piratenbosse.
Dem Kurs und der Geschwindigkeit der Golden-Star angepasst flog die Profitquelle-One, das Flaggschiff der Teladi-Company. Wie auch die Golden-Star war die Profitquelle-One ein voll aufgerüsteter Frachter der TL-Klasse, in diesem Fall jedoch ein TL-Albatros. Um beide Schiffe herum hatten gut dreissig Kampfschiff aller teladianischen Typen Stellung bezogen. Teladi und Piraten mochten Verbündete sein, doch kein Teladi würde ihnen jemals vertrauen.

„Mein lieber General Sshaka!" , sagte der Silberne Prinz beinahe feierlich zu seinem Gast. Dieser sträubte seine gelbrote Stirnschuppe und rollte mit seinen dunkelroten Augen. Teladi waren eigentlich hellgrüne, normalgrosse und aufrechtgehende salamanderähnliche Echsen. Im Alter verfärbten sich die Schuppen nach und nach von gelblich bis braun. Die Augen der Teladi bekamen einen Rotstich. Doch so extrem wie bei General Sshaka wurde es normalerweise nicht. Allerdings war der General auch mindestens zweihundert Jazuras alt.
„Issch nehme die Einladung dankend an, Prinzsz."
General Sshaka setzte sich in einen der kunstvoll verzierten Holzsessel. Weiche Kissen aus bester argonischer Produktion sorgten für die nötige Bequemlichkeit. Dann starrte Sshaka den Piratenboss nur an.
Nach einer ganzen Weile wurde es dem stocksteif dastehenden Kyo t´Nnt zu dumm. Er deutete mit seinem Piratensäbel auf das All und machte eine kreisende Handbewegung.
„Will Er dies nicht besitzen? Kommt Teladi-Kreatur nicht zu uns um zu verhandeln?"
„Tzsh!" , zischte der General leise. „Dasss ishst richtig. Die Teladi sssuchen nach neuen Profitquellen jensseitss der bekannten Sssektoren. Hinter Hatikvahsss Glaube, Imperatorsss Graben und Chinsss Wolken ershstrecken sssich die unerforssschten Sssektoren. ... Die Sssplit haben ershst kürzszlich ssschwere Verlussste erlitten und die Paraniden ssscheinen wenig Interessse an den Neuen Sssektoren zszu haben. Dasss ishst unshsere Szchanczse ... tsh ... unshser zukünftiger Profit."

Prinz Philipp Phildoph und Kyo t´Nnt beugten sich interessiert vor. Das die Split im System Cho´s Niederlage schwere Verluste erlitten hatten war bisher nicht mehr als ein Gerücht gewesen. Aber möglicherweise waren sie einige Zeit lang nicht in der Lage grössere Operationen durchzuführen. Die Paraniden hingegen interessierten sich nur für ihren Glauben.
Offensichtlich hatten die Teladi im Gegensatz zu allen anderen Völkern bereits einen kurz vor der Ausführung stehenden Plan gefasst. Ebenso offensichtlich war, das sie zur erfolgreichen Ausführung dieses Plans die Piraten brauchten. Das versprach sowohl Profit als auch neue politische Querverbindungen die eines Tages sehr nützlich sein würden.



Fortsetzung folgt ...

omti
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Post by omti » Sun, 2. Oct 05, 16:01

Klasse mach weiter so!
Ohne Neugier wäre die Menschheit immer noch in der Steinzeit oder nicht einmal dort!


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Deleted User

Post by Deleted User » Tue, 4. Oct 05, 17:47

Friede, ich hab momentan zwar eigentlich keine Zeit, aber ich hab dir ja noch eine "Bewertung" versprochen :wink: -->deswegen lese ich mir deine Story in den nächsten Tagen mal komplett durch (wenn ich Glück hab läst mein Chefchen das auch bei der Arbeit durchgehen :D ), bis zum Freitag :wink: .

MFG To Ni

Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ » Tue, 4. Oct 05, 17:51

Deleted User wrote:Friede, ich hab momentan zwar eigentlich keine Zeit, aber ich hab dir ja noch eine "Bewertung" versprochen :wink: -->deswegen lese ich mir deine Story in den nächsten Tagen mal komplett durch (wenn ich Glück hab läst mein Chefchen das auch bei der Arbeit durchgehen :D ), bis zum Freitag :wink: .

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Kein Problem. Ausserdem bin ich noch lange nicht fertig. Lass dir also ruhig Zeit.


:)
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Alexander-JJ
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Post by Alexander-JJ » Tue, 4. Oct 05, 17:55

KAPITEL 6

Sternensystem: Energiezirkulum
Status: Argonische Föderation
Datum: 05 / 743

Langsam legte Kalman den letzten Stein auf das Grab. Einen Grabstein oder eine Inschrift hielt er nicht für nötig. Diesen durch eine hausgemachte Katastrophe zerstörten Planeten würde sowieso niemals wieder jemand besuchen.
Dennoch richtete der ein kleines Gebet an Xayon, seinen Gott, und bat um Vergebung seiner Sünden. Er senkte sogar den Kopf im richtigen Winkel, wie es ihm die Priester der Heiligen Paranidischen Gemeinschaft vor so langer Zeit beigebracht hatten. Die Heiligen Worte kamen ihm in den Sinn. Leise begann er sie zu rezitieren.

„Nur wer drei Augen hat, kann das Konzept der Dreidimensionalität wirklich begreifen. Nur wer das Konzept der Dreidimensionalität wirklich begreift, ist heilig."

Kalman richtete sich auf und sah sich ein letztes Mal um. Er war ein hochgewachsener, grauhäutiger und dreiäugiger Paranide. Seine skelettartigen, mehrgliedrigen Arme griffen nach einem letzten Stein und wuchteten ihn als provisiorische Grabplatte auf das Grab. Wie die meisten seiner Artgenossen war Kalman über zwei Meter gross und bestand mehr oder weniger aus Haut und Knochen. Seine pupillenlosen Augen verrieten nie wohin er gerade blickte. Dies war ein enormer Vorteil gegenüber allen anderen Völkern, mit Ausnahme der schrecklichen Xenon natürlich.
Kalman hielt noch einen Moment inne und stand dann auf. Trotz des wuchtigen Raumanzuges bewegte er sich mit grosser Kraft und Sicherheit durch die seit langer Zeit leeren Strassen der einstigen argonischen Industriekolonie.

Von den ursprünglich recht beeindruckenden Bauten der argonischen Kolonie waren nur noch wenige, völlig nutzlose Ruinen übrig. Einst war diese Kolonie ein wichtiger Aussenposten, ein Zentrum der Atom- und Neutronenindustrie, gewesen. Aber auch das Wissen und all die wunderbaren Geheimnisse der argonischen Atomphysiker waren inzwischen verschwunden.
Lange vor der argonischen Kolonie hatte es auf Shipfal eine Kolonie der Boronen gegeben. Diese seltsam lustigen Wasserlebewesen waren vor langer Zeit verschwunden. Niemand wusste genau warum sie die Kolonie aufgegeben hatten. Kalman vermutete das es mit der Expansion der Split zusammenhing. Boronen und Split waren seit Urzeiten Erzfeinde.
Doch von den boronischen Ruinen war praktisch nichts mehr übrig. Die Explosion des Planeten vor vier Jazuras hatte sie restlos zerstört. Dies war definitiv nicht der Ort, den er auf der uralten Papierkarte vor langer Zeit gesehen hatte.

Kalman erinnerte sich noch sehr gut an die geheimnisvolle Karte, die er erstmals auf der Golden-Star gesehen hatte. Prinz Philipp Phildoph hatte damit auf einem Empfang für Konzernmanager und reiche Händler geprahlt.
Damals war Kalman noch ein idealistischer, tief gläubiger Paranide gewesen. Er hatte geglaubt, das ihm der Prinz die Karte für eingehende Studien überlassen würde. Immerhin zeigte die antike Karte den Weg zu einem sagenhaften wissenschaftlichen, höchstwahrscheinlich auch spirituellem Schatz. Aber der Prinz hatte ihn nur verächtlich angeblickt und seine uralte Karte von einem seiner Sklaven wegbringen lassen. Kalman riss sich von diesen Gedanken los.

Schon sehr lange erforschte er die abgelegensten Gebiete des Weltraums. Sehr oft fand er nichts von Bedeutung. So war es auch mit der Kolonie hier auf Shipfal gewesen. Doch gerade deshalb war es das perfekte Grab für seine Sklavin gewesen.
Das sie habgierig war, hatte er bereits drei Tage nach ihrem Kauf festgestellt. Aber erst als sie heimlich seine Konten plünderte, seine Aktien verkaufte und Geschäfte hinter seinem Rücken abschloss, war er wirklich misstrauisch geworden. Eines Tages hatte sie sein Tagebuch entdeckt und begriffen, das er seit Jahren diesen Ort auf der geheimnisvollen Karte suchte. Sie hatte umgehend versucht dieses Wissen gegen ihn zu verwenden. Eine Weile hatte er sich nicht entscheiden können ob er sie weiterverkaufte oder einfach umbrachte. Schliesslich hatte sie ihm die Entscheidung abgenommen.

Er hatte ihr von einer argonischen Kolonie voller Schätze erzählt und sie mit auf diese Expedition genommen. Sie musste einfach davon ausgehen, das er den sagenhaften Ort gefunden hatte. Es war sozusagen ein letzter Test gewesen. Vorsorglich hatte er alle Waffen an Bord unbrauchbar gemacht. Trotz allem war es ein Schock für ihn gewesen, als sie eine Laserpistole auf ihn richtete. Ihr Lachen klang hell und fröhlich als sie den Abzug durchzog.
Kalman hatte zeitgleich seinen Zeremoniedolch geworfen. Jeder Paranide lernte schon frühzeitig mit diesem Dolch umzugehen. Er war zugleich Ehrenabzeichen und tödliche Waffe. Die Klinge des Dolches hatte sich tief in die Brust seiner Sklavin gegraben, ihren Raumanzug aufgerissen und sie so innerhalb von Sezuras getötet.
Sie war gestorben bevor sie erkennen konnte was schief gelaufen war.

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Kalman hatte seine umgebaute M3-Prometheus erreicht. Auf Luxus hatte er schon immer grossen Wert gelegt. Sein ganzes Schiff war völlig auf seine Wünsche und Bedrüfnisse zugeschnitten worden. Dicke Teppiche bedeckten die Böden, uralte Gemälde aus längst vergangenen Zeiten hingen an den Wänden und echte Holzmöbel ersetzten die ursprüngliche Ausstattung der M3-Prometheus.
Langsam zog er den Raumanzug aus. Wasserpfützen bildeten sich in der Schleuse. Kalman wartete bis die hocheffektive Lüftungsanlage die Schleuse und seinen Körper getrocknet hatte. Dann zog er seinen blaugrauen Overall an und betrat die Kabine seiner ehemaligen Sklavin. Sie hatte in den acht Mazuras ihrers Zusammenlebens eine Menge unnützer Dinge zusammengetragen.
Kalman beschloss alles in eine Kiste zu packen und im nächstbesten Gasriesen zu versenken. Es war besser wenn man nichts zurückbehielt. Für einen Moment hielt er inne und betrachtete ein albernes Spielzeug. Es war eine antike Glaskugel aus den goldenen Zeiten des boronischen Königinenreiches. Im Inneren der Kugel wabberte eine Art Nebel umher. Angestrengt versuchte Kalman Details zu erkennen. Nach einer ganzen Weile schien es so, als würde der Nebel auseinandergerissen. Ein Totenschädel grinste ihn an. Vor Schreck liess Kalman die Kugel fallen. Ein meckerndes Lachen ertönte.
Fast hätte er in das Lachen mit eingestimmt. Dann erfasste sein Verstand die Situation. Die Kugel war ein Scherzartikel aus längst vergangenen Zeiten. Seine Sklavin hatte solche Dinge zu gerne gehabt. Ein weiterer Charakterfehler an ihr.
Aber jetzt war sie tot. Seine Geheimnisse würden weiterhin vor allen anderen Wesen sicher sein. Kalman riss sich zusammen und schloss die Kiste. Er vergewisserte sich das er nichts übersehen hatte. Nichts war für ihn schlimmer als alte, unangenehme Erinnerungen. Dann zog er sich ins Cokpit zurück und aktivierte den Autopiloten. Er fühlte die angenehme Wärme der Drogen, die ihn sanft in den Schlaf zogen. Zu der Ausstattung seiner M3-Prometheus gehörte ein moderner Simulator mit mehr als eintausend Traumsimulationen. Der Simulator war beste Hardware aus der Argonischen Föderation und die Traumsequenzen waren von boronischen Künstlern erschaffen worden. Bis zu seiner Ankunft im System Profitloch würde es ausreichen.

Während Kalman in den wundersamen Traum hinabglitt schweiften seine Gedanken ein letzes Mal zu seiner toten Sklavin ab. Ohne weibliche Gesellschaft würde er es keine drei Mazuras aushalten. Das war seine zweite grosse Schwäche, aber auch die Garantie dafür, dass er nicht durchdrehte wie die meisten einsamen Abenteurer. Allerdings würde er sich das nächste Mal eine ältere Sklavin kaufen, eine vor der Sorte, die dankbar für das Leben an seiner Seite war. Eine Sklavin die sich nicht gleich selbst umbrachte, wie die Vorgängerin seiner jetzt toten Sklavin.
Mit seinem letzten klaren Gedanken, kurz bevor der Traum ihn gefangen nahm, fiel Kalman ein, dass er nicht mal die Namen all der Frauen kannte, die im Laufe der Jahre an seiner Seite gestorben waren.



Fortsetzung folgt ...

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omti
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Klasse

Post by omti » Tue, 4. Oct 05, 19:57

Klasse, weiter so! :thumb_up:
Ohne Neugier wäre die Menschheit immer noch in der Steinzeit oder nicht einmal dort!


Money implies poverty - Ian Banks: The State of the Art

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