Story: Boro Pi Teil I - Das Para Para (743)

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Boro Pi
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Story: Boro Pi Teil I - Das Para Para (743)

Post by Boro Pi » Fri, 30. Jul 04, 14:10

Friede,

sieh an, ein Kreativforum, dann werde ich euch mal mit meinen alten Geschichten erschlagen. Die Zahl hinter den Titeln gibt das X-Jahr an, in dem die Geschichte spielt. Viel Spaß.

Das Para Para (743)

Kapitel 1 - Der Schmuggler von Königstal

Es schien ein ganz normaler Tazura in der Handelstation ‚Königstal’ zu werden, etliche Schiffe legten an oder flogen wieder ab. In den Geschäften, Büros und Lagerhallen wurde fleißig gefeilscht und in Dis Imbiss führten Mechaniker, Piloten und Händler angeregte Unterhaltungen. So schenkte auch wie üblich niemand der großen Anzeige, die in der Zentralen Halle gegenüber der Filiale der Teladi Company angebracht war und die ankommenden und abfliegenden Schiffe auflistete, wirkliches Interesse. Dort war die Ankunft eines Schiffes von der Oberfläche von ‚Ni-Sha-La’, dem boronischen Heimatplaneten, angegeben. Das kam zwar seltener vor, aber auch nichts derart Besonderes war, dass jemand der Wenigen, die einen Blick auf die Anzeige warfen, weil sie Besuch oder Geschäftspartner erwarteten, diesem Schiff etwas seiner Aufmerksamkeit abgeben würden. Auch dass der Imperiale Captain der Station die Besucher persönlich an der Schleuse empfing, machte die Angelegenheit in keinster Weise interessanter, da auch die Fremden an Bord wussten, dass Boronen ein nahezu übertrieben höfliches Volk sind.
Mehr Aufmerksamkeit dagegen erhielt ein boronischer Raumspritschmuggler, der durch Polizeikräfte aufgegriffen worden war und sich diesen ergeben hatte. Die Polizisten führten ihn in ihr Büro, das bewusst so angelegt war, dass Übeltäter die Zentrale Halle passieren mussten, um von Allen gesehen zu werden und ihre Abneigung gegen den Kriminellen zu schmecken. Dieses Gefühl sein Gesicht zu verlieren, bringt nach Meinung boronischer Psychologen viele kleinere Verbrecher dazu ihren krummen Pfad wieder zu verlassen. So wurde nun dieser Pilot zum alleinigen Gesprächsthema, was er geschmuggelt hätte oder ob er gar wegen etwas Anderen verhaftet worden sei. Währendessen begann im Polizeibüro das Verhör. Sichtlich beunruhigt blickte der Pilot den Oberkommissar der Station in die Augen. Nicht mal das kleinste Hormonwölkchen ging von ihm aus und auch von seiner Mimik war seine Gemütslage nicht anzulesen. Nur wenige Boronen waren wie der Kommissar zu solch eine disziplinierte Körperkontrolle fähig, dies musste lange erlernt werden. Er fing überraschend ruhig zu fragen an: „Nun wie schmeckt, klingt und lautet der Name und Titel des glücklosen kosmischen und frechen Piraten und Freibeuters?“
Der Pilot zögerte: „Boro Pi.“
„Und warum und weshalb hatten sie den verwirrenden und unlustigen Raumsprit und Whisky unser haarigen argonischen Freunde und Verbündete geladen, transportiert und an Bord?“
„Das war ausschließlich und allein für meinen eigenen Bedarf und Gebrauch, ich gebe und feiere nächste Wozura ein schillernd schönes, glänzend ästhetisches und freudvolles Fest für mich, sowie meine lieben und feinen Freunde.“
„Mit den zahlreichen Raumsprit von ganzen 300 Einheiten? Sie scheinen einen wahrlich großen, ehrlich reichen und unüberschaubaren Freundeskreis ihr Eigen nennen zu können und zu wollen.“
Boro fing an, darüber nachzudenken, ob dies jetzt wohl schon die unangenehmste Stelle des Verhörs war, oder ob diese noch käme. Er entschied sich dem Kommissar die schlagfertigste Antwort zu geben, die ihm einfiel, während sich eine Wolke seine Unruhe sanft im Raum verbreitete: „Tja – und Tja.“
„Ich nehme an, glaube und vermute doch richtig und der Wahrheit nah, dass sie ihre unfein illegalen Spirituosen und Alkoholika in ‚Herrons Nebel’ erstehen und käuflich erwerben?“
„Eh,... Ja – und ja. Woher und wieso wissen sie dies so genau und detailliert?“
„Aber mein lustig irritierter und nervöser Captain Pi, einem jedem und allen ist bekannt und allgemein vertraut, dass dort in selbigen System die größte, wichtigste und bedeutendste Brennerei und Fabrikation argonischen Raumsprits und Whiskys der ganzen unermesslich weiten und tiefen schwarzen, stillen und feinen Galaxis im All frei schwebend gelegen und stationiert ist. Auch wenn und obwohl die lustigen und ansonsten fleißigen Behörden der ästhetisch haarigen Argonen oft, häufig und meist vorgeben und so tun als wüssten, ahnten und vermuteten sie es nicht und in keiner Weise.“
„Und dennoch und trotzdem tun und unternehmen selbige lustige Argonen nichts dagegen? Ein unlustiger, schändlicher und gänzlich unbegreiflicher Skandal!“
„Captain, wenn sie nicht mehr grämigen, böse verzehrenden Ärger und Unbill haben und besitzen möchten und wollen, halten, schließen und stoppen sie besser ihren schwung- und redevollen Rüssel!“ Trotz seiner Selbstbeherrschung ging ein bitter schmeckendes Wölkchen Empörung vom Kommissar Fu aus.
„Ja – und ja.“
Ein weiterer Offizier kam nun ins Zimmer und klickerte dem Oberkommissar leise etwas zu. Dieser erhob sich feierlich und baute sich vor Boro auf: „Ich bedaure endlos und zutiefst und entschuldige mich viel- und mehrmals, doch bedarf, verlangt und benötigt man meiner gerade jetzt in diesen selbigen Momente unverzüglich an anderer Stelle. Wir jedoch und hingegen müssen ein andermal weiter und fortführend mit einander schmecken, klicken und unseren Dialog beenden. Ich hoffe, wünsche und verlange sehr und ausdrücklich, dass sie noch etwas hier rastend verbleiben.“ Er wandte sich kurz einer der Wachen zu: „Zelle vier!“

Nachdem er angekommen war, schmeckte der Oberkommissar deutlich wie ungehalten der Imperiale Captain über Fus leichte Verspätung war. Zwar hatte die Übergabe noch nicht angefangen, aber man hatte ihn im Interesse der Sicherheit doch etwas eher erwartet.
Ringsum war man noch immer mit seinen alltäglichen Arbeiten beschäftigt, als plötzlich ein Borone in prunkvoller Zeremoniellrobe und einem perlenbesetzten Nividiumstab aus dem Büro des Imperialen Captains herauskam und gemächlich zur Mitte der Zentralen Halle schwamm. Der Geschmack von Weisheit des Alters begleitete ihn. Als er mit dem Ende des Stabes dreimal hart auf dem Boden schlug, hatte er schon längs die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich gezogen: „Ihre allerhöchste liebe, lustige und ästhetische Majestät Königin Atreus des Königinnenreichs Boron!“
Jeder an Bord war vor Überraschung fast gelähmt, die Königin. Unzählige Augenpaare wanderten zu dem hohen Torbogen, der die Zentrale Halle mit den Hangars verband, doch zur Vergrößerung der allgemeinen Verwunderung kam die Königin ebenfalls aus dem Büro des Imperialen Captains, sie musste bereits vorher unbemerkt die Station erreicht haben. Das Wasser reicherte sich schnell mit der lieblich milden Süße von Larhormonen an. Nach einigen Augenblicken, die den staunenden Boronen wie eine Ewigkeit vorkam, schlug der Zeremonienmeister wieder seinen Stab dreimal auf den Boden: „Seine höchstehrbare und heilige Herrlichkeit, Kardinal Slikelmanckfong, Jünger der heiligen Dreidimensionalität und Gesandter des Priesterimperators Xaar Maximus Paranidia!“
Der alte paranidische Priester, der nun durch den Torbogen hereinkam, trug eine schwere mit mehreren elektrischen Schlössern gesicherte Kiste. Natürlich trug er auch einen Raumanzug, mit dem er die Bogas- und Ammoniakhaltige Wasseratmosphäre der boronischen Station mühelos durchschreiten konnte. Mithilfe von Magnetstiefeln konnte er sich zwar langsam, aber relativ normal bewegen. Er trat bis auf wenige Schritte an die Königin heran und verbeugte sich tief, wobei er die Kiste weiterhin fest in seinen Händen hielt.
Jedem war klar, dass das Protokoll verlangte, dass die Königin zuerst das Wort ergreift: „Mein lieber lustiger Slikelmanckfong, bitte erhebt Euch und blick auf. Euer Besuch ehrt, freut und verzaubert Uns zutiefst. Doch seht und findet Ihr Uns auch tief erstaunt und stark verwundert, so sprecht, erklärt und legt dar, warum Ihr Eure weite und lange Reise allein und ohne Begleitung angetreten, begannen und in Angriff genommen habt.“
„Eure Majestät wird letztlich ebenfalls analysieren, dass wir zum Wohle unser heiligen Mission und zur Sicherheit unser Person, sowie mehr noch der Fracht wie ein unscheinbarer Händler hierher zogen, um so das Erkennen unseres Auftrages unter Feinden des Glauben zu unterbinden.“
„Wahrlich und in der Tat, eine kluge, schlaue und weise Entscheidung. Wir hoffen und wünschen aus unsern freudvollen Herzen, dem Zentrum Unseres Seins, dass Ihr gänzlich Recht hattet und ohne Zwischenfälle und unfeine ungewollte Unterbrechungen hierher gelangen und kommen konntet.“
„Ja, Eure Majestät, es gab keinerlei Irritationen unseres Weges.“ Er öffnete geschickt in erstaunlich kurzer Zeit die Schlösser und öffnete die Kiste. Er stellte sie ab und nahm ein Objekt heraus. Ein leises Klicken und Wolken der Bewunderung gingen durch die Halle, alle Anwesenden waren sich einig, dass dies das mit Abstand kunstfertigste Stück Majaglit war, das jemals geschmiedet worden war. Der Priester hob es hoch über seinen Kopf und gebot der Menge mit einem kurzem Blick zu schweigen: „So freuen wir uns, unsere heilige Mission erfolgreich abzuschließen und Eurer Majestät im Namen Seiner Majestät des Priesterimperators Xaar Maximus Paranidia das Para Para für die Spanne von sechs Tazuras übergeben zu dürfen. Mögen wir so ein weiteres Jahrhundert des Friedens zwischen den beiden Monarchien der Galaxis einläuten.“
Nur wenige Boronen waren so gut mit der paranidischen Religion vertraut, die Bedeutung dieses Artefakts, das ihre Königin gerade annahm, zu kennen. Das Para Para ist für die Paraniden das heilige Symbol des Friedens. Der Überlieferung nach wurde es am Anfang der Zeit von den Göttern der Heiligen Dreidimensionalität selbst aus dem Haus der riesigen Urmajaschnecke Jumis geschmiedet. Es ist seit Urzeiten im Besitz der Pontifegni und stellt die Basis des paranidischen Weltbildes dar, in dem die Religion über dem Staat steht. Denn damit ein Friedensvertrag legitim werden konnte, musste er mit dem Wachsabdruck des Para Paras besiegelt werden. So gewannen die Pontifegni als Besitzer des Para Paras immer mehr Einfluss in den vielen Jahrhunderten, bevor sich die einzelnen Königreiche von ‚Paranid Prime’, teils durch Kriege, teils durch Diplomatie, zu einem Imperium vereinten. Auch heute noch ist für die Paraniden das Para Para Siegel notwendig, um einen Friedensvertrag mit den anderen Völkern zu legitimieren. Zudem schreiben die Dogmen vor, dass das Para Para immer zu Jahrestagen eines Friedensabschlusses, welche durch 300 teilbar sind, für eine Weile in die Obhut der beiden Vertragspartner übergeben wird.
„Richtet dem Imperator aus, meldet und verkündet ihm, dass Uns kein Geschenk und keine Gabe jemals und zu irgend einer Zeit mit mehr fröhlicher Freude und lustigen Stolz erfüllt und bewegt hat als diese ästhetische und heilige Gabe, fein in seiner Verarbeitung, Uns für eine kurze Frist und Spanne der endlos und immerdar verfließenden Zeit anvertraut und übergeben wurde. Doch erbitten und fragen Wir Euch untertänigst und freudig auf nette Antwort hoffend nicht sofort und sogleich wieder abzureisen, sondern noch etwas hier in unserer tiefen nicht trübbaren Freundschaft zu verbleiben, um mit Uns zu feiern und sich der Freude hinzugeben, aber auch und sowohl, um Euch von den Strapazen und Anstrengungen Eurer langen Reise zu erholen, um Kraft, Freundschaft und Ruhe zu finden und zu immer wieder neu zu entdecken. Es wurde Euch auch ein geräumiges, schön und fein eingerichtetes Quartier mit einer Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre sorgsam angefüllt und vorbereitet, damit Ihr diesen zwar schmuckvollen, doch auf Dauer und Zeit sicherlich unangenehmen Anzug auch mal herausschlüpfend ablegen und bei Seite legen könnt.“
„Wie könnten wir eine derart großzügige Einladung Eurer Majestät zurückweisen. Doch möchten wir uns primär persönlich vergewissern, dass das Para Para vor jedem Zugriff sicher untergebracht wird.“
„Natürlich, selbstverständlich und ohne Zweifel verstehen Wir Euer innerlich wichtiges und äußerlich vorgebrachtes Anliegen. Der stählend harte und wahrlich stabile Tresorraum der Station wurde mehrfach zusätzlich und erweiternd gepanzert, verstärkt, ausgebaut und elektronisch gesichert. Der Zugangscode, lang, kompliziert und ausgetüftelt, wurde in zwei gleiche, Teile, reich an Zahlen und Wörtern, gespalten und getrennt. Ein jeder dieser schlauen, mathematischen Teile, welche der schmucken geometrischen Ästhetik Eures Volkes gefallen und mit Freude erfüllen wird, ist jeweils und allein nur einer Person bekannt, vertraut und ihrem Geiste offen gelegt. Zudem steht ein ganzes Team von zuverlässigen, mutigen und vertrauenswürdigen Wachen bereit und zur Stelle.“
„Dennoch wünschen wir gerne selbst zu sehen wie das wertvolle Relikt dort geschützt wird, um dem Priesterimperator versichern zu können, dass es guter Obhut verbleibt.“
„Eure freundliche, nette und weise Bitte soll Euch gewährt und erlaubt sein. Begleitet und zieht mit dem Imperialen Captain und den Oberkommissar der Station, die Euch alsbald in Kürze den lustig festen und trutzstarken Tresorraum öffnen, erschließen und zugänglich machen werden und Euch zu Eurer vollsten Beruhigung und innigsten Zufriedenheit mit den freudig effizienten Sicherheitsanlagen vertraut und bekannt machen werden. Wir sind fest und gänzlich überzeugt, dass Ihr alles und jegliches noch gar winziges Detail zu Eurer vollsten, tiefsten und besten Zufriedenheit finden werdet. Nehmt das Para Para so lange und für diese verspielt kurze Dauer wieder und erneut an Euch und kommt nach dessen sicheren Verschluss zu den Feier- und Festlichkeiten, lieber lustiger Freund Slikelmanckfong, Kardinal der religiösen Lehren und Dogmen der Paraniden.“
„Wir verneige uns in Demut vor Eurer Güte und Freundschaft, Majestät.“

Boro war mittlerweile schon fast zwei Tazuras in seiner Zelle und fing allmählich ernsthaft an sich zu fragen, wann wohl endlich sein Verhör weiterginge. Nicht dass er gern das Verhör führen würde, aber es wäre zumindest interessanter als die ganze Zeit nichts zu tun. Zudem hoffte er, dabei nebenbei zu erfahren, was an Bord eigentlich los war. Abgesehen von der hellen Aufregung der Wachen und anderer Boronen an Bord erschmeckte er nicht viel. So war Boro dann auch gut gelaunt, als ihn nun eine der Wachen zum Verhör abführte. Der Anblick des Oberkommissars versetzte ihn in Verwunderung, von dem souveränen und ruhigen Fu, der ihn vorgestern verhört hatte, war nur noch ein trauriger Schatten geblieben. Dichte Wolken von Sorgen und Angst umgaben den Kommissar. Er schickte alle Wachen hinaus, blickte Boro ernst an und zögerte. Schließlich fasste er sich: „Wir haben nun das angeforderte, bestellte und verlangte Material über sie von unserem vertrauten, verdeckten Verbindungsmann in der Piratenbasis ‚Wolken der Atreus’, die in erfürchtiger Ruhe still, heimlich und gemächlich um den Planeten Tethys kreist, bekommen und erhalten. Dieser hat uns versichert, beteuert und garantiert, dass sie prinzipiell den Schmuggel und illegalen Handel mit riechenden, fremdartig schmeckenden Raumkraut und lieblichen, zarten, schützenswerten Raumfliegen, sowie Morde ablehnen, was ich zutiefst und äußerst bedauere und Schade finde .“
„Wie und was? Sie bedauern dies und finden es Schade?“
„Ja – und ja, denn für ein derartiges unlustiges Vergehen und Verbrechen, könnte, vermöchte und müsste ich sie viel länger und anhaltender in ein unfeines Gefängnis verfrachten, bringen und stecken.“
„Raumspritschmuggel und –transport ist wahrlich, sicher und in der Tat harm- und bedenkenlos, so wie Raumsprit an sich, lustig Gaumen und Magen kitzelnd und erfreuend, auch nach meiner Meinung und Ansicht. Wie lange bekomme und erhalte ich denn nun und jetzt? Ein halbes Jazura, in seiner Gänze und angenehmen Kürze?“
„Nein nicht! Nur und allein weil sie, wie sie es darlegen, bezeichnet und beschreiben, harmlose Verbrechen, Vergehen und Straftaten begangen und gemacht haben, sind sie aber nicht niemals unschuldig und unbescholten! Unser lustig und freudig erzählender Verbindungsmann hat uns auch berichtet, erläutert und offen gelegt, dass sie zu den ersten besten und wichtigsten Adressen für schnelle große und von Qualität hohe Raumspritlieferungen zählen und gehören und daher viele Freunde, Verbindungen und Beziehungen in der unästhetischen, verderblichen Unterwelt haben, besitzen und ihr Eigen nennen könnte.“
„Lustige feundlich und unfreundliche Leute mit Namen, Bild und Wesen zu kennen ist aber nicht strafbar, schlecht oder falsch.“
„Wahrlich und in der Tat nicht und keineswegs, Boro Pi, Lieferant von Raumsprit. Kennen sie einen unlustigen Split, genannt, gerufen und bekannt als Ha t’Ktt?“
Was war hier los? Er selbst schien den Kommissar gar nicht zu interessieren, sondern nur seine Beziehungen? Dieser muss hinter etwas völlig anderem her sein, was ihm offenbar deutlich Sorgen bereitete: „Nein nicht, habe seinen lustigen Namen nicht niemals geschmeckt. Womit lebt, handelt und arbeitet er denn an sich und gewöhnlich?“
„Jagd, Transport und Verkauf von armen, glück- und hilflosen Raumfliegen.“
Es wurde immer geheimnisvoller. Raumfliegen gelten zwar bei den Boronen direkt nach Sklaven als illegalste Fracht überhaupt, dennoch dürfte wohl ein Raumfliegenschmuggler dem Oberkommissar der wichtigsten boronischen Raumstation nicht derart um den Schlaf bringen: „Arme Raumfliegen, meinen und sagen sie? Nein nicht mein Metier und Bereich. Aber ich denke, glaube und ahne, dass ich weis, wo und an welcher Stelle ich in Erfahrungen bringen und bekommen könnte, wo sich der frech unlustige Split versteckt, herumtreibt und aufhält. Doch natürlich und mit großer Sicherheit, kann und vermag ich das nicht niemals von hier aus.“
„Sie meinen, glauben und denken also, dass ich sie für die möglicherweise lange Suche nach diesem merkwürdig komischen Split frei, hinfort und schwimmen lasse?“
„Ja – und ja, ich denke, glaube und bin gänzlich überzeugt, dass hier und jetzt aus eben selbiger Richtung die Strömung fließt.“
„Und sie sind einverstanden und bereit, Ha t’Ktt, Jäger unglücklicher Raumfliegen, zu suchen, aufzuspüren und ausfindig zu machen, wenn ich ihnen dafür und deswegen fröhlich erlösende Straffreiheit und die möglicherweise benötigten Spesen, Unkosten und Credits zusichere, verspreche und übergebe?“
„Sie wollen, wünschen und sind bereit mir meine Spesen und Ausgaben zu bezahlen, finanzieren und auszugleichen? Ist die Sache und Angelegenheit denn so wichtig, schwerwiegend und bedeutend?“
„Ja – und ja.“
„Und wenn ich mich all diesen verweigere, Nein nicht sage und ablehne?“
„Dann verlassen und entschwinden sie ihrer unfein eng und kleinen Zelle erst, wenn die lustige, weise aber noch nicht geborene Ururenkelin von unser lieblichen, geschätzten und schönen Lar Menelaus, Repräsentantin des Königinnenreichs Boron, zur guten alleinigen Königin erwählt, gekrönt und erhoben wird! Selbiges und Gleiches gilt natürlich auch, sowieso und gerade, falls sie versuchen und begehren sollten einfach, schlicht und kurzum abzuhauen, zu verschwinden oder zu fliehen.“ Ein Hauch Hormone untermalte die Aussage und machte deutlich, wie ernst Fu dies meinte.
„Sie haben mich gänzlich überzeugt, überredet und für sich gewonnen. Also worum und worüber geht es, handelt es sich und ist die Rede.“
„Ha t’Ktt, unrühmlicher Split, war gestern am vorigen Tazura hier an Bord, unter dem erfundenen und unwahren Vorwand Handel und Geschäfte betreiben zu wollen und zu gedenken, aber und allerdings hat er nach unseren besonders feinen und gründlichen Recherchen und Ermittlungen mit niemandem und keinerlei Person an Bord überhaupt geredet, gesprochen und kommuniziert. Daher, deshalb und deswegen halten wir ihn und sehen in ihm für den Hauptverdächtigen, Verantwortlichen und Schuldigen, letztlich und folglich für den, der gestern das Para Para, das kurzzeitig und vorübergehend hier verweilen und verbleiben sollte, gestohlen, entwendet und unerlaubterweise unfein entfernt hat. Wissen sie und ist ihnen bekannt, was es mit selbigem heiligen Objekt, Relikt und Artefakt der Paraniden auf sich hat, Captain Pi, ehemaliger Pirat?“
Boro war zunächst einige Sezuras still. Er musste das alles erst verarbeiten: „Ja – und ja, ich weis was das Para Para, Zeichen des Friedens, Haus der Jumis, ist. Exoboronische Religionen, Kulte und Lehren war und gehörte zu meinen hoch geschätzten Lieblingsfächern in der Schule. Aber wer klaut, stielt und entwendet das Para Para. Ich glaube nicht und kann mir nicht vorstellen, dass ein frecher unschöner Hehler es kauft, erwirbt oder an sich bringt. Und ein jemand, der wes dennoch entwendet, klaut und mit sich nimmt, würde doch nicht niemals so viele und zahlreiche Spuren zurück- und hinterlassen.“
„Nun, das letztgenannte, wahrlich befremdliche, kann und vermag ich ihnen auch nicht erklären. Aber zum ersten anderen Punkt, dem Motiv, dem Grund für die frevlerische Tat, habe ich eine findige und einfache Vermutung und Theorie: Ha t’Ktt, Dieb des Para Para, hat es sicher, garantiert und wahrlich nicht gestohlen und seinem Platz entzogen, um es schlicht zu verkaufen und sich seiner wieder entledigen. Ich denke, vermute und glaube, dass er im Auftrag und auf Geheiß einer einzelnen oder mehrerer vielen unlustigen Splitfamilien, die versuchen das fröhlich knuffige Königinnenreich in einen bösen und lieblosen Krieg und Konflikt mit den Paraniden zu verwickeln und verstricken, arbeitet. Und wenn die großen, dreiäugigen Paraniden erst mal vom Diebstahl und dem Frevel erfahren und es mitbekommen, können und vermögen sie sich sicher die unschön kriegerische Reaktion vorstellen und als Bild im Geist aufrufen, vor allem und besonders, weil die stolz kämpfenden Paraniden ihrer Meinung und Ansicht nach nur und ausschließlich mit dem kunstvoll ästhetischen Para Para Frieden schließen, gewähren und geben können. Deshalb müssen und sollten sie sich auch beeilen, Boro Pi, neuer Freund in großer Not. In fünf Tazuras erwartet der Priesterimperator die Rückgabe.“
Mit diesen Worten öffnete der Oberkommissar eine Geheimtür an der Seite seines Büros. Hinter der Tür schwammen sie nach rechts durch einen schmalen verschlungenen Gang zum Hangar. Der Gang verschwand hinter der Tür auch nach links, aber Boro konnte nicht erkennen wohin er in dieser Richtung führte, vermutete aber, dass er noch mindestens bis zum Büro des Imperialen Captains weiterging. Während er dem Kommissar folgte, drückte dieser ihm ein Bündel in seinen rechten Tentakel, ein kurzer Blick zeigte Boro, dass es seine persönlichen Besitztümer waren, die man ihm bei der Verhaftung abgenommen hatte: seine ID-Karte, einige Stücke Bofu, seinen Handlaser, die Fernsteuerung seines Schiffes, an der ein winziger Anhänger aus falschem Majaglit hing, seine Kreditkarte, und sogar eine Flasche Raumsprit besten Jahrgangs. Der Kommissar erklärte: „Wir haben 5.000 Credits auf ihr Konto als Bezahlung und Ausgleich der Spesen übertragen. Das dürfte und sollte genug und ausreichend sein. Und merken sie sich und vergessen es nicht niemals, sie sollen Ha t’Ktt, Raumfliegenjäger der Split, nur aufspüren und ausfindig machen, nicht aber und keinesfalls aktiv werden und selbstständig etwas tun. Das erledigt und macht dann schon und sicherlich einer unserer lustigen, geschickten und frohen Agenten.“
„Ja – und ja.“
„Gut, schön und bestens. Bedenken sie und machen sie sich es klar, dass sie diese wichtige und aufregende Mission im treuen besten Dienste für unsere geliebte lustige und weise Königin ausüben, durchführen und betreiben. Wir können und dürfen uns keinen Misserfolg erlauben und genehmigen, da er bösen Krieg herbei bringen würde. Und sie dürfen nicht niemals jemand mitteilen, zeigen oder andeuten für wen sie arbeiten und unterwegs sind! Alles top secret, wie ein lustiger Argone es sagen würde.“
„Natürlich, sicherlich und auf jeden Fall. Wissen und ahnen sie, was meine amüsanten Geschäftspartner und –freunde mit mir machen und tun, wenn sie heraus- oder mitbekommen würden, dass ich für die boronische Regierung arbeite?“
Kommissar Fu war amüsiert: „Nun, dann dürften und sollten wir hier und in dieser Hinsicht abgesichert und unbesorgt sein.“
Auch Boro war amüsiert, doch hörte dies schlagartig auf als sie endlich den Hangar erreichten. Sein Schiff, ein Delphin mit dem Namen ‚Boros Geist’, lag nun direkt vor ihnen. Die Schiffswände waren noch immer übersät mit hässlichen verrußten und verbrannten Stellen; Spuren des Waffenfeuers des Kampfes, nach dem Boro verhaftet wurde. Offenbar hatte aber niemand seitdem irgendwelche Reparaturen am Schiff durchgeführt: „Wollen sie damit etwa sagen, andeuten und mir zu verstehen geben, ich soll Ha t’Ktt, den Frevler am Frieden zwischen Boronen und Paraniden, mit diesem Wrack suchen, aufspüren und finden?“
„Lustiger Boro Pi, Captain der ‚Boros Geist’, sieht so ein stolzes Schiff aus, das eine wichtige und geheime Mission für unsere geliebte Regierung durch- und ausführt? Nein nicht! Das ist sozusagen und gewissermaßen ihre gute und effiziente Tarnung und Verkleidung.“
„Sie haben also mein unfein angeschlagen und merklich getroffenes Schiff für meine eigene Sicherheit und meinen Schutz nicht repariert und instand gesetzt?“
Boro war zu schlecht gelaunt, um auf eine Antwort zu warten. Er stieg ein und dockte sofort ab. Fu schaute dem Schiff nachdenklich nach, während es zur Schleuse flog und dann in Richtung ‚Teladi Profit’ verschwand.
Kapitel 2 - Das Majaglitkartell

Bis hierin hatte er einfach nur fliegen müssen, nun wurde es ernst. Das Zimmer war klein und sparsam aber nicht spärlich eingerichtet, an zwei Seiten waren große Fenster angebracht. Durch das eine hatte man eine wundervolle Aussicht auf die Sterne und den Planeten; durch das andere konnte man die Anlagen sehen, mit denen hier im Glückspalast die Droge Raumkraut hergestellt wird. Ein Paar neugieriger gelber Augen blickte ihn an: „Boro Pi, willkommen. Bist ja lange nicht mehr hier gewesssen. Was führt dich zu mir? Raumsprit willst du mir wohl heute nicht verkaufen, dein Frachtraum ist leer. Willst du vielleicht etwasss aus unserem Sortiment erwerben?“
„Nein nicht, ich handle und gebrauche niemals nicht unlustiges Raumkraut, dass weist du und ist dir bekannt.“
„Schade. Also, wie können wir stattdesssen gemeinsam Profit machen?“
„Ich suche einen lieblosen grimmigen Raumfliegenhändler. Du sollst sie ja alle kennen und ihre Name wissen.“
„Wieso sssollte ich Raumfliegenhändler kennen.“
„Weil deine trinkfreudige und dann fröhliche Buchhalterin, nachdem sie mir bei meinem letzten Besuch, lange zurückliegend, fast, beinahe und nahezu die halbe Ladung und Fracht allein und ohne Hilfe ausgetrunken und weggesoffen hat, mir erzählt, berichtet und vergewissert hat, dass alle die unnetten Raumfliegenjäger des nördlichen Teladiterritoriums, reich an Jägern dieser Art, ihre bedauernswerte und unglückliche Beute bei dir abliefern und vorbeibringen. Und du verkaufst sie heimlich und ungesehen und gibst sie weg gegen Profit an die Split.“
„Oh, diese Idiotin. Gut, gut, ich kann dir sssicher Informationen geben, wenn wir uns über den Preisss einigen können, versteht sich.“
„Eigentlich und an sich dachte und glaubte ich, du würdest mir diesen kleinen netten und freundlichen Gefallen wegen unserer guten alten Freundschaft und Verbundenheit gewähren und tun. Im Gegenzug und als Ausgleich vergesse und verdränge ich dafür den Behörden mitzuteilen und ihnen zu sagen, was du außer qualmenden Raumkraut noch so verkaufst und damit handelst.“
„Und wenn schon, man würde esss nicht wagen, sich mit Hohindras Hebalisos Hurilis III. anzulegen.“
„Aber Hurilis, ich bitte und ermahne dich ungläubig, für deinen sicher klangvollen und klangvollen Namen, halb ein Titel, kannst und vermagst du dir doch nichts niemals etwas kaufen und erlangen. Es ist doch schon viele in der Zeit verflossene Jahrhunderte her, dass deine Vorfahren, Ahnen und Eiältere die fröhlich stolzen Vorsitzenden der lustigen und reichen Teladi Company waren und gewesen sind und ich kenne sie und ihre verspielten Namen auschließlich und allein nur deswegen, weil du mir bei jedem meiner frohen Besuch von ihnen und ihren Taten erzählst und berichtest.“
„Tsssch, also gut, wasss willst du wissen?“
„Was und wie viel kannst und vermagst du mir über den frechen Ha t’Ktt, Jäger der Marcusfliege, erzählen, berichten und meinem Wissen beisteuern?“
Hurilis hackte mit ihren Krallen auf den großen Tasten ihres Computers herum. Nach einigen Mizuras wandte sie sich wieder Boro zu: „Hier hab’ ich ihn ja, schon lang nicht mehr da gewesssen, hält sich normalerweise im Handelshafen ‚Rhonkars Feuer’ auf, fliegt einen Frachter des Typs Ganymed. Hier hast du die Registrierungsnummer.“
Boro wollte gleich aufbrechen: „Endlosen und tiefen Dank, Hohindras Hebalisos Hurilis III, Nachfahre großer Ceos, auf und hin nach ‚Rhonkars Feuer’. Man sieht und schmeckt sich in Bälde und Kürze sicher und wahrlich wieder.“
„Moment, du willst doch nicht etwa mit deinem alten Delphin in die Splitsektoren fliegen. Selbst wenn sie dich nicht gleich abknallen, werden sssie dich sicher nicht im Handelshafen andocken lassen.“
Boros Gesicht wurde gelblich, was dem Erblassen eines Argonen gleichkam Er merkte plötzlich, dass er das wichtigste die ganze Zeit übersehen hatte: Er als Borone konnte niemals unbemerkt im Splitraum Nachforschungen betreiben: „Beim Schleimigen Boron, daran habe ich bis gerade und jetzt nicht niemals gedacht!“
„Natürlich würde man dich sssofort landen lassen, wenn sie dich für einen Split halten. Und wenn du erst mal im Handelshafen drin bist, hast du das meiste schon geschafft.“
„Ja – und ja, aber wieso und warum sollte und könnte ein grimmiger haariger Split mich für einen der seinen halten und ansehen?“
„Nun, weil du mit einem Splitschiff fliegst, dasss erwartet man von einem Boronen nicht. Ich habe zufällig eine werksneue Mamba im Hangar stehen, die ich dir günstig überlasssen könnte.“
Das Funkeln in Hurilis Augen, als sie ‚günstig’ sagte, verriet Boro, dass dieses Geschäft seine Mittel deutlich überschritt, aber er versuchte es trotzdem: „Ich habe und besitze viele Credits, 5.000 an der Zahl.“
„5.000 Creditsss? Dafür würde ich dir nicht mal eine Fledermaus ohne Triebwerk verkaufen, aber was hälssst du von Leasing? Du gibst mir deine 5.000 Creditsss und dein jetziges Schiff als Sicherheit und wenn du mir die Mamba nach deinem Ausflug nach ‚Rhonkars Feuer’ wieder zurückbringst, sehen wir dann wie viel du zurückkriegst oder draufzahlen musst.“
Es war ein typisches Teladiangebot. Boro war klar, dass Hurilis ihn über den Tisch ziehen wollte, und dass er, egal wie schnell und in welchem guten Zustand er das Schiff zurückbringen würde, draufzahlen musste, aber es war seine einzige Chance: „Ja – und ja. Ich nehme an und bin einverstanden.“
„Esss freut mich, dasss wir doch noch gemeinsam Profit machen können.“

Boro war selbst erstaunt wie problemlos er das Splitterritorium durchqueren konnte. Er wurde nur im Sektor der Familie Zein kurz gescannt und erhielt den Funkspruch, dass er Glück habe, dass sein Schiff nicht auf die Familie Njy registriert sei. Zudem wurde ihm gesagt, dass er sich vor den ruchlosen Njys in Acht nehmen sollte, und dass er sein Bildübertragungsgerät reparieren sollte. Hurilis hatte ihm den Tipp gegeben bei Kommunikation nur auf Audio zu gehen und ein defektes Bildübertragungsgerät vorzutäuschen. Der Tipp war sogar gratis, was aber wohl daran lag, dass Hurilis ihre Mamba heil wiederhaben wollte.
Das automatische Kommunikationssystem des Handelshafen ‚Rhonkars Feuer’ gab ihm Landeerlaubnis und er dockte an. Nun stellte sich das nächste Problem, denn jetzt musste er in die Station hineingehen, womit er seine Tarnung aufgeben musste. Im Hangar arbeiteten zwei Mechaniker an dem Antrieb eines Split Mulis. Boro wartete bis sie ihre Arbeit beendet hatten und verschwanden. Er stieg aus und sah sich im Hangar um, dabei fing die überdimensionale Leuchtreklame an der großen Hangarwand gegenüber der Schleuse sofort seine Aufmerksamkeit ein. Sie war an vielen Stellen beschädigt oder verschmutzt, dennoch war der Schriftzug noch gut lesbar: „Besuchen Sie den größten Sklavenmarkt der Galaxis im Sektor ‚Chins Wolken’. Wir bieten die besten Exemplare aller Spezies und Familien. Auch der Chin kauft bei uns.“ Diese Werbung verwunderte Boro nicht weiter, zwar wusste er dass der Sklavenhandel im Splitterritorium offiziell verboten war, allerdings wusste er auch, dass die Wörter ‚offiziell’ und ‚verboten’ einem durchschnittlichen Split nicht viel bedeuten.
Links und rechts des Hangars waren große Tore hinter denen die langen Gänge anfingen, die den Hangar mit dem Ring der Station verband, wo sich die Spelunken und Geschäfte befinden. Dort dürfte auch Ha t’Ktt zu finden sein, falls er überhaupt an Bord war. Boro war noch immer dabei darüber nachzudenken, was er jetzt tun sollte, als er in der Nähe des rechten Tors einen Ganymed bemerkte. Ein kurzer Scan mit den Bordsensoren der Mamba ließ Boro nun zufrieden aufatmen, die Registrierungsnummer stimmte, es war das Schiff von Ha t’Ktt.
Natürlich musste dass nicht heißen, dass er auch an Bord war, aber es war eine Spur. Boro nahm nun seinen Handlaser und machte sich auf den Weg den rechten Gang hinunter. Das Anti-Gravitations-Gerät in seinem Raumanzug ließ in knapp über den Boden schweben, indem es seine Schwimmbewegungen in der Gasatmosphäre imitierte. Der Gang war lang und leer und in gleichmäßigen Abständen waren an beiden Seiten die Zugänge zu den einzelnen Frachträumen. Die Wände waren mit Essensresten und anderen Müll verschmutzt und zudem mit Graffitis und Sprüchen übersäht, von denen ‚Tod allen Boronen’ noch zu den Harmloseren gehörte. Es roch fürchterlich und Boro war zum erstenmal in seinem Leben froh, fast überall einen Schutzanzug tragen zu müssen, als er die Geruchssensoren ausschaltete. Links fiel sein Blick nun auf einen Wandgraffiti, der eine mit viel Mühe hässlich gezeichnete Boronin zeigte. Von ihren Tentakeln gingen Fäden aus, wie bei einer Marionette. Diese Fäden endeten in den Füßen einer ebenfalls furchterregend gezeichneten Raumfliege, welche offenbar der Puppenspieler sein sollte.
Plötzlich hörte er aus einem nahen Frachtraum Stimmen: „Wo ist letzte Lieferung?“
„Ich sagte ihm schon, hab’ diesmal nichts dabei, kann ihm aber demnächst 100 Einheiten mitbringen.“
„100 Einheiten? Das soll ich wohl glauben, wie? Wo will er denn 100 Einheiten Raumfliegen kaufen?“
„Ich habe da ein gutes Angebot erhalten, aber das ist meine Quelle. Ich sag nicht wo!“
„Und wie will er das bezahlen?“
„Das lass meine Sorge sein.“
„Nein, Ha t’Ktt, ich glaube ihm nicht, ich glaub eher, dass er sich aus dem Staub will machen, ohne Schulden abbezahlt zu haben.“
Es blieb einige lange Sezuras still, dann fielen Schüsse. Boro rief sich sofort in Erinnerung zurück, dass er ja nur Ha t’Ktts Aufenthaltsort ausfindig machen und nicht aktiv werden sollte. Das kam ihm gerade recht, denn es erlaubte ihm sofort zu entschwinden. Er schwebte so schnell wie möglich den Gang hinunter. Hinter sich hörte er jetzt wieder Schüsse, Schreie und Laufschritte. Er hoffte, dass die Split, die nun aus dem Ring in den Gang stürmten, ihn wegen der schlechten Beleuchtung nicht sofort als Borone erkennen würden. Er erreichte den Hangar, hielt zielstrebig auf seine Mamba zu, während sich neben ihm Ha t’Ktts Ganymed langsam in die Luft erhob. Boro wusste, was das bedeutete, Ha t’Ktt hatte seinem Schiff mit einer Fernsteuerung einen vorprogrammierten Befehl gegeben, wahrscheinlich ließ er die Motoren warmlaufen, um schneller fliehen zu können.
Doch der vorprogrammierte Befehl war ein Kampfbefehl, der Ganymed feuerte wild drauf los. Der Krach war an sich schon ohrenbetäubend, doch er hallte noch von den Hangarwänden zurück und Boro glaubte, dass ihm gleich das Trommelfell platzen würde. Ein Schiff nach dem nächsten explodierte unter dem Dauerfeuer des Ganymeds. Das Zerstörungswerk ging schnell voran, da sich die Schilde beim Andocken automatisch zum Be- und Entladen ausschalten. Bevor Boro richtig verstanden hatte, wie diese Hölle aus Lärm und Feuer überhaupt entstanden war, explodierte vor seinen Augen die Mamba. Die Druckwelle presste ihn zu Boden. Instinktiv sprang er so schnell wie möglich wieder auf und stürzte zum Hangarausgang zurück. Dort kam gerade ein Split aus dem Hangartor, der sich immer wieder im Laufen umdrehte und mit seinem Handlaser schoss, während ihn die Salven seiner Verfolger, um die Ohren flogen. Gleichzeitig landete der Ganymedfrachter wieder auf dem Boden und öffnete seine Ladeluke. Die Verfolger des fliehenden Split, bei dem es sich ohne Zweifel um Ha t’Ktt handelte, hatte mittlerweile ebenfalls den Hangar erreicht und nahmen den Schmuggler nun wieder verstärkt unter Beschuss, weshalb Ha t’Ktt sich gezwungen sah, sich zunächst hinter dem Wrack eines Mulis zu verschanzen und sich nur langsam zu seinem Schiff durchzukämpfen konnte.
Wegen des allgemeinen Chaos hatte immer noch niemand Boro bemerkt, welcher sich nun verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit umsah. Alle Schiffe waren zerstört, alle bis auf den Ganymed, dessen Ladeluke noch immer einladend geöffnet war. Boro schwebte hinein und suchte den Zugang zum Cockpit, doch just als er es gefunden hatte, hörte er ein leises Summen. Die Ladeluke schloss sich, Ha t’Ktt musste an Bord sein. Er konnte gerade noch rechtzeitig ein Versteck im Frachtraum finden, als der Split von der Rückseite des Schiffs zum Cockpit stürzte.
Das Schiff setzte sich in Bewegung. Boro war verzweifelt: er konnte nichts tun, und er wusste nicht wohin sie fliegen. Er nahm sich vor in seinem Versteck zu bleiben und wachsam zu sein. Doch der Flug war lang und die Anstrengungen der letzten Stazuras in der für ihn ungewohnt hohen Splitschwerkraft hatten ihn sehr belastet. So übermannte ihn bald ein unruhiger Schlaf.

Ein heftiger Tritt weckte ihn unsanft. Boro blickte in das Gesicht eines hämisch grinsenden, relativ jungen Paraniden, links neben ihm stand ein älterer Paranide und rechts Ha t’Ktt. Der grinsende Paranide hatte sich über Boro gebeugt: „Äußerst interessant, ein blinder Passagier und eine arg seltene Kombination. Ein Borone im Schiff eines Splits. Höchst ungewöhnlich. Was hattest du denn an Bord unseres Freundes Ha t’Ktt zu suchen?“
„Zuerst und zu anfangs will und verlange ich zu wissen und genauestens zu erfahren mit wem ich nun nach diesem unschönen Erwachen rede, spreche und in kommuniziere!“ antwortete Boro trotzig.
Der jüngere Paranide schien wenig beeindruckt und ergriff mit seiner kräftigen Pranke einen von Boros Tentakeln und hob ihn an diesem weit nach oben. Boro baumelte hilflos kopfüber in der Luft, während der Paranide wieder das Wort ergriff: „Wir stellen hier die Fragen, aber wenn es dich interessiert, man nennt uns Klikmanckkahsung, vielleicht sagt dir das ja etwas. Also, wer bist du? Für wem arbeitest du? Und was suchst du hier?“
Das gesunde Grün war aus Boros Gesicht gewichen und machte einem dunklen Zitronengelb Platz. Der Name Klikmackkahsung sagte ihm in der Tat etwas. Sein Gegenüber war in Unterweltkreisen gut bekannt. Er war vor kurzem Chef des Majaglitkartells geworden und seine ‚Mitbewerber’ um diesen Posten sind alle auf mysteriöse Weise verschwunden. Boro überlegte, was er antworten sollte. Wenn zugab, für die boronische Regierung zu arbeiten war er tot, und wenn seine Ausrede nicht glaubhaft wirkte auch. Klikmanckkahsung wurde allmählich ungemütlich. Er schrie Boro an: „Rede endlich!“
„Ich bin und heiße Boro Pi. Ich arbeitete für eine Schuppenknauserin, die mir ihren Namen nicht weder sagte, noch verriet. Ich habe sie in ‚Rhonkars Wolken’ getroffen bei einer Sklavenversteigerung.“ Das klang glaubhaft, hoffte Boro zumindest.
„So und was sollst du für diese Teladi tun?“
Boro kam eine geniale Idee: „Ich sollte und musste für sie genaue, ausführliche und gewissenhafte Nachforschungen anstellen nach einem lustigen Hehler der 100 Einheiten brummender und schwirrender Raumfliegen auf Lager und bei sich haben soll und an einen Ha t’Ktt, dem offenbar bevorzugten Kunden, verkaufen möchte und gewillt ist. Meine Auftraggeberin bat mich und trug mir auf, den Hehler aufzuspüren und zu finden und ihm überzeugend auszurichten und zu melden, dass sie prinzipiell und sowieso, bereit ist mehr und mehr zu zahlen und auf den Tisch zu legen als dieser Split.“
Klikmanckkahsung ließ ihn unsanft fallen: „So, hat sich unser Angebot schon herumgesprochen? Es tut uns Leid für dich, aber das Geschäft ist schon abgewickelt. Wir haben dich beim Verladen der Fracht entdeckt. Und auch, wenn deine Auftraggeberin willens ist so viel zu zahlen hat sie Pech gehabt. Ha t’Ktt hat die Ladung nicht mit Credits von uns erlangt, sondern weil er für uns einen kleinen Auftrag erledigt hat. Leider wirst du nicht dazu kommen, das deiner Auftraggeberin zu berichten. Ein guter Geschäftsfreund, der uns bald wieder eine Visite schenkt, sucht schon lange nach einem brauchbaren boronischen Sklaven. Er heißt übrigens Humko Du.“
Boro wurde fast ohnmächtig, ausgerechnet Humko Du, der bekannteste, beste und teuerste boronische Killer überhaupt.

Ha t’Ktt legte bald danach ab, während Boro in eine kleine Zelle gesperrt wurde, in die nur durch ein winziges Fenster Licht hineinfiel. Dort musste er nun warten bis Humko Du kam. Er schwebte etwas nach oben, um das Fenster zu betrachten. Das Gitter war fest und unbeweglich und selbst wenn er es lösen könnte, war die Öffnung doch zu klein, es gab keine Ausbruchmöglichkeit. Er fragte sich, was nun mit ihm passieren würde und blickte aus dem Fenster, weil es das Einzige war, was er tun konnte. Auf der anderen Seite des Gitters war eine große Werkshalle, wo etliche Kunstschmiede und Maschinen Majaglit herstellten, offenbar war er an Bord einer Raumschmiede. Das fertige Majaglit wurde über Laufbänder, von ihm aus gesehen zum linkem Rand der Halle transportiert, und dort neben einem Tor, das wahrscheinlich zum Hangar führte, gestapelt. Über dem Tor war eine Anzeige angebracht, auf der die angedockten Schiffe aufgelistet waren. Die paranidischen Schiffsnamen sagten ihm aber nichts, doch schien es ihm als ob er einen dieser Namen schon mal gelesen hatte, nur konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern wo. Es handelte sich um einen Frachter, der aber offenbar weder be- noch entladen wurde, sondern der die vollen sieben Stazuras, die Boro in seiner Zelle verbrachte, angedockt blieb.
Nach diesen sieben Stazuras zeigte die Anzeige nun das Andocken eines Kampfschiffes des Typs Aal an, die ‚Nautilus’. Und kurz darauf sah Boro, wie ein Borone die Werkshalle betrat und sofort von Klikmackkahsung und dem älteren Paraniden begrüßt wurde. Boro ließ sich auf eine Pritsche zurückfallen und wartete. Es dauerte nicht lange bis die Zellentür geöffnet wurde und Klikmanckkahsung und Humko Du eintraten: „Na, Humko, haben wir dir zuviel versprochen?“
Humko beäugte Boro misstrauisch: „Also ein wahrlich feines und gutes Prachtexemplar ist das dort von mir nicht, aber wie es die haarigen Argonen sagen und meinen: ‚Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul’; auch wenn ich keine Ahnung hab und nicht weis, was ein geschenkter oder ungeschenkter Gaul ist. Ich werd ihn einfach mal testen und ausprobieren. Unwerter Sklave, folge mir!“
So folgte Boro langsam dem Killer, der sich offenbar nicht daran störte, dass sein Sklave das Gespräch mit Klikmanckkahsung mitbekam: „Wie sieht und schaut es mit meiner Bestellung aus, mein lieber paranidischer Freund?“ Humko sprach für einen Boronen mit vergleichsweise kurzen Sätzen, was daran lag, dass sehr früh unter die Piraten gegangen war.
„Die 180 Einheiten Majaglit stehen bereit. Wir können sie jederzeit auf dein Schiff transferieren.“
„Aber ich bitte dich, bemühe doch deine werten und teuren Arbeiter nicht damit, mein Sklave kann gleich, umgehen und sofort die Kisten tragend einladen, während wir mit dem alten lustigen Fanatiker über meinen Anteil bei dieser Aktion reden.“
Boro wusste, dass es das Dümmste war, das er tun konnte, aber er fragte trotzdem. Er hatte seine Neugier gelegentlich nicht unter Kontrolle: „Um was für eine und welche Art von Aktion handelt es sich und geht es denn bei dem soeben erwähnten?“
Er hatte keine Ahnung, wo Humko Du auf einmal die Peitsche herhatte, aber sie fuhr jetzt fünfmal gnadenlos auf ihn hernieder, trotz des Druckanzuges, waren die schmerzvollen Schläge, deutlich spürbar gewesen: „Ein unwerter Sklave hat seinen feinen und würdigen Herrn nicht niemals ungefragt anzureden, merke dir das und vergesse es nicht!“
Klikmanckkahsung hingegen nahm die Sache eher belustig auf: „Du glaubst wahrhaftig, dass wir dir jetzt erläutern worum es geht, Boro? Dies ist keiner von jenen schlechten argonischen Krimis.“
Boro merkte, dass er lieber Sklave bei Klikmanckkahsung sein würde, doch hatte er ja nicht die Wahl. Sie passierten die Werkshalle bis zu der Stelle wo die Kisten mit Majaglit gestapelt wurden. Das Tor zum Hangar war jetzt geöffnet und dahinter stand die Nautilus, die sich äußerlich von allen anderen Aalen, die Boro je gesehen hatte unterschied. Statt zwei eiförmigen Triebwerken, hatte die Nautilus drei kleinere nebeneinander, zudem schien das Schiff etwas länger, aber auch flacher als andere Schiffe dieses Typs zu sein und das Metall glänzte ungewöhnlich.
„Da guckst und staunst du, Sklave. Die ästhetische Nautilus ist das schnellste M3-Kampfschiff der weiten Galaxis, die Triebwerke sind paranidisch, aus flinken Pegasi ausgebaut. Die Hülle habe ich bei den Teladi mit gutem teuren Nividium verstärken lassen und bei einem Splitmechaniker aerodynamischer machen lassen. So und nun lädst du selbige Kisten ein, die dort stehen! Ich habe zu tun und bin beschäftigt.“
„Aber die unschön schwer wirkenden Kisten und Container, deren Inhalt glänzendes Majaglit ist, sind fast, beinahe und annähernd so groß und hoch und wie ich in meiner gestrecktesten Statur!“
Wieder ließ Humko mehrmals die Peitsche niederknallen: „Widersprich nicht niemals, Sklave!“
Daraufhin verschwanden Humko und Klikmanckkahsung, während Boro unter Aufsicht von zwei bewaffneten paranidischen Wachen die Kisten verlud. Die Arbeit war hart und langwierig. Nach schier endlosem Kistenschleppen kam Humko zurück und nickte den Wachen zu: „Sie können jetzt gehen und Pause machen, ich übernehme jetzt und hier persönlich, danke!“
Danach wandte er sich Boro zu und schrie ihn an, wobei er erneut Gebrauch von seiner Peitsche machte: „Du faules Stück unwerten Planktons! Du hast gerade einmal und nur die Hälfte der Kisten verladen. Was meinst und glaubst du eigentlich wie lange ich hier zu bleiben gedenke? Ab jetzt arbeitest du gefälligst zügiger, rascher und schneller!“
Mit unendlichen Mühen verlud Boro zwölf weitere Kisten, während Humko ihn immer wieder mit der Peitsche bearbeitete, doch dann ließ er die nächste Kiste einfach hinter sich fallen und schmiss sich auf dem Boden. Sein Rücken schmerzte bereits so stark, dass er Humkos Schläge beinahe schon nicht mehr spürte. Er hörte die kreischende Stimme seines Besitzers, hörte aber nicht was sie sagte. Er blieb reglos liegen, während sich in ihm ein Hassgefühl entwickelte, wie er es noch nie empfunden hatte. Ohne zu wissen woher er die Kraft dazu nahm, sprang er auf und griff mit einem seiner Tentakel energisch in die Richtung, aus der Humkos Beschimpfungen kamen, bekam etwas zu fassen und schleuderte es über seinen Kopf nach hinten. Erst als er hinter sich den Aufschlag des Gegenstandes vernahm, hatte er seine Rage wieder soweit unter Kontrolle, dass er realisierten konnte, was er gerade gemacht hatte. Er hatte Humko dessen Helm vom Kopf gerissen und weggeschleudert. Der Killer raste nun keuchend in die Richtung des Helms, brach aber nach wenigen Längen in der für ihn tödlichen Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre zusammen. Boro schwebte nun zur Einstiegsluke der Nautilus, um mit dem Schiff zu fliehen. Auf der Rampe drehte er sich nochmals um und blickte auf den verzweifelt um Wasser ringenden Humko Du. ‚Das ist die Art und Weise wie ein grimmig böser und unlustiger Split einen bis dato glücklich freudigen Boronen töten, umbringen und sein Leben beenden würde, langsam, leidvoll und grausam’, ging es ihm durch den Kopf. Trotz der festen Überzeugung, dass er es besser lassen sollte, stürzte er zum Helm und anschließend zu Humko zurück. Genau als er ihm notdürftig den Helm, dessen Befestigungsbolzen gerissen waren, auf den Kopf setzte, kamen Klikmanckkahsung und die beiden Wachen wieder, der sich offenbar nur von Humko Du verabschieden wollten. Sie nahmen Boro sofort unter Beschuss. In der Deckung der verstreuten, noch nicht verladenen Frachtkisten erreichte dieser dennoch die Nautilus und dockte ab. Klikmanckkahsung tobte, als das automatische Hangarsystem, trotz des Stationsalarms, dem ihm bekannten Schiff die Schleuse öffnete.
Boro hatte Glück, dass die Anzeigen der Nautilus, obwohl so viele fremde Systeme im Schiff eingebaut waren, rein boronisch waren. So fand er sich schnell zurecht und entdeckte auch direkt den Beschleunigungsknopf. Jetzt kam es darauf an, ob es sich bei der Nautilus wirklich, wie es Humko gesagt hatte, um das schnellte M3-Kampfschiff der Galaxis handelt, da nun hinter ihm die Verteidigungsschiffe der Raumschmiede die Schleuse verließen und die Verfolgung aufnahmen. Die Beschleunigung presste ihn gewaltsam in den Sitz, der offenbar für derartige Situationen extra dick gepolstert war. Als er das Nordtor erreichte, hatte er die Kampfschiffe schon weit hinter sich gelassen, nur die Jäger vom Typ Pegasus konnten mithalten und hielten die Nautilus unter scharfem Beschuss. Sie konnten zwar die starken Schilde des Aals nicht ernsthaft beschädigen, versuchten aber das Schiff in Kämpfe zu verwickeln bis die Kampfschiffe eintreffen würden. Boro durchschaute den Plan und flog unbeirrt durch das Tor. Er erreichte das System ‚Elenas Glück’ und nahm nun Kurs auf die argonische Grenze, während die Jäger noch immer wie Mücken um sein Schiff herumschwirrten. Im Raum der Argon Föderation stellten sie jedoch die Verfolgung ein und kehrten um, als argonische Polizeischiffe das einseitige Feuergefecht bemerkten.

Boro Pi
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Kapitel 3 und 4

Post by Boro Pi » Fri, 30. Jul 04, 14:20

Kapitel 3 - Unter Piraten

„Gib und bringe mir eine lustig große und ordentliche Portion und Menge Bofu und einen Gaumen kitzelnden doppelten Raumsprit, Massadryehs Ynejaweos Yooses VI, Inhaberin einer Kneipe in der Piratenbasis ‚Wolken der Atreus’! Das habe ich mir nämlich wirklich, echt und ohne Zweifel verdient und habe ein Anrecht darauf.“
Die Schmugglerkneipe in der Piratenbasis war wie immer gut besucht und Yooses hatte gut zu tun, zusammen mit ihren drei Gehilfinnen die Kundschaft zu bedienen, die unterschiedlichen Speisen zuzubereiten, Randalierer rauszuschmeißen, Geschäfte abzuwickeln, Gerüchte aufzuschnappen und diese sofort teuer weiterzuverkaufen. Allerdings verdienen die vier Teladi mehr als gut dabei, weshalb sie die Arbeiten immer motiviert angehen.
„Kommt sofort, Boro. Aber ssseit wann bestellst du denn Raumsprit, sonst verkaufst du mir dasss Zeug doch?“
„Ich habe, besitze und führe mit mir derzeit andere Fracht, bestes, feines und ästhetisches Majaglit. Kann und sollte ich dich für einige unlustig schönen, eleganten Stücke interessieren, ich brauche und bedarf nämlich und in der Tat ein paar wenige aber harte Credits?“
„Kannst du wenigstensss dein Essen bezahlen?“
„Ja – und ja, mit selbigen feinen und schönen Majaglit, geschmiedet von Meistern der Paraniden. Zwei Kisten als Bezahlung und Gegenwert für das köstliche und fein delikate Essen, einverstanden und bereit dazu?“
„Zwei Kisten für ein Essen? Sssoviel? Hast du dasss Zeug etwa geklaut? Dann will ich damit nichtsss zu tun haben.“
„Stelle dich nicht so an und spiele mir nichts vor, Massadryehs Ynejaweos Yooses, bekannte Hehlerin allen Gutes. Seit wann und wie lange stört und hindert es dich, ob die lustige, frische und meist gute Ware, die du verkaufst und anbietest zuvor geklaut, entwendet und ihrem Besitzer entfernt wurde? Bedenke doch nur und ruf es dir in den Geist wie gut, problemlos und schnell du den arg schönen Schmuck an die zahlungsfreudigen haarigen argonischen Touristen unten auf Tethys verkaufen und unter sie bringen kannst. Die zahlen, berappen und legen dir vor sicher das Dreifache vom normalen, eigentlichen und ursprünglichen Wert.“
„Drei Kisten?“
„Ja – und ja, also drei schwere, große und reich gefüllte Kisten, wann kommt mein deliziöses, wohlschmeckendes und rein boronisches Essen?“
„In etwa einer Inzura. Du kannst ja inzwischen die Kisten ausssladen. Kokalis zeigt dir meinem Frachtraum.“ Yooses rief die Gehilfin zu sich: „Kokalis, dieser Pilot hat ein paar schöne Kisten Majaglit für unsss. Hilf ihm beim Ausladen!“
Das Ausladen ging schnell voran, da Yooses einen Antischwerkraftskran in seinem Frachtraum direkt am Haupthangar besaß. Boro kam zurück in die Kneipe, wo die Teladi bereits einen Tisch für seinen gut zahlenden Kunden gedeckt und das Essen serviert hatte. Um den Tisch herum hatte Yooses ein Kraftfeld von eineinhalb Längen Durchmesser erzeugt und es mit Wasser gefüllt. So konnte Boro dort seinen Helm abnehmen um zu essen. Mastirandis, eine von Yooses Gehilfinnen war heil froh, dass Boro endlich kam, weil sie offenbar die letzten Mizuras damit verbracht hatte, boronische Piraten von Boros unbesetztem Tisch wegzujagen.
Boro aß sich in aller Ruhe satt. Die Anstrengungen der letzten Tazuras hatten ihn hungrig gemacht. Als er fast fertig war, setzte sich Yooses an seinen Tisch: „Man munkelt, dasss du ein neues Schiff hast, Boro.“
„Das stimmt und ist richtig und zutreffend. Oryiapeos Lossocdreos Kokalis I, fleißige Gehilfin von Massadryehs Ynejaweos Yooses VI, hat den wahrlich flinken und schnellen Aal schon und bereits gesehen, erblickt und staunend bewundert.“
Die Teladi schien sichtlich verwirrt, sie schaute sich fragend nach Kokalis um. Diese war erst vor wenigen Mizuras zurückgekommen, da sie erst noch das Majaglit inspiziert hatte. Yooses rief ihr zu: „Kokalis, du hast Boros Aal gesehen?“
„Tssh. Ja, Chef.“
Yooses Verwirrung vergrößerte sich, es gab hier ganz offenbar etwas, dass sie nicht verstand. Sie mummelte einige Sätze in der Teladisprache, so dass Boro sie nicht verstand. Danach fasste sie sich und setzte sein perfektes Pokerface auf. Sie blickte Boro einen Augenblick nachdenklich an, dann setzte sie wieder zu einem Gespräch an: „Weist du, Boro, ich hab mir überlegt, drei Kisten Majaglit für ein Essen issst wirklich viel, ich gebe dir auch eins von unseren Zimmern, damit du dich bisss morgen ausruhen kannst.“
Nun lag die Verwirrung bei Boro, der gerade auf seinem letzten Bissen Bofu rumkaute. Etwas war hier faul, wenn Yooses wusste, dass er ein neues Schiff hatte, warum verwunderte es sie dann anderseits? Und warum war die Teladi freiwillig bereit, ihm sozusagen umsonst ein Zimmer bereitzustellen?
„Ich werd es überdenken, mir überlegen und mir durch den Kopf gehen lassen, Massadryehs Ynejaweos Yooses.“
Er musste nicht überlegen, er wusste, dass er sofort verschwinden sollte, wenn Yooses ihn bis morgen dabehalten wollte. Er machte sich langsam und möglichst unauffällig auf den Weg zum Hangar. Bald bemerkte er, dass Kokalis ihm folgte. Das reichte ihm als letztes Zeichen dafür, dass er die Station verlassen musste. Er begab sich wieder an Bord der Nautilus und dockte ab. Er musste immer noch nach ‚Königstal’ und Oberkommissar Fu die wenigen Informationen mitteilen, die er über Ha t’Ktt und das Majaglitkartell hatte.

Er hatte nicht mal ein Viertel der Strecke zum Sprungtor zurückgelegt, als eine kleinere Flotte von Piratenschiffen die Piratenbasis verließ. Dies musste aber nicht zwingend etwas heißen, weshalb Boro zwar immer nervöser wurde, allerdings nicht die Triebwerke der Nautilus auf Höchstleistung stellte, um nicht unnötig aufzufallen. Die Piratenschiffe näherten sich langsam. Offenbar führt ihr Kurs zufällig auch durch ‚Rolks Los’, dachte Boro, um sich selbst zu beruhigen. Am Tor waren die Schiffe nur noch wenige hundert Längen hinter ihm, und sie erreichten ‚Rolks Los’ nur kurze Sezuras nach der Nautilus. Von Norden her näherte sich eine weitere Piratenflotte, die sich wie die erste aus einer bunten Mischung aller Kampfschifftypen der Piraten zusammensetzte. Das Führungsschiff der entgegenkommenden Flotte war allerdings ein Teladi Falke. Die Piraten waren nun vor und hinter der Nautilus. Boro bekam es allmählich ernsthaft mit der Angst zu tun und als der Falke sein Schiff scannte wusste er schon längst, dass es die Piraten auf ihn abgesehen hatten. Kurz nach dem Scan öffnete der Falke einen Kommunikationskanal und in Boros Cockpit wurde das Bild des Piloten projiziert, es war Hurilis: „So sieht man sich wieder, Boro Pi. Einen sehr interesssanten Aal fliegst du da, er dürfte alsss Entschädigung für meine Mamba ausreichen.“
„Dieses stolz flinke und schöne Schiff und Raumgefährt ist wohl etwas, wenn nicht gar deutlich viel mehr wert als deine einstig schöne und ästhetische Mamba, Honhindras Hebalisos Hurilis III, wutentbrannte und Profit erstrebende Schuppenknauserin.“
„Boro, zum einem bissst du hier nicht in der Lage zu verhandeln und außerdem schuldest du mir noch einige Creditsss für die Informationen über Ha t’Ktt.“
„Moment, Hohindras Hebalisos Hurilis, dieses wahrlich wenig lukrative Geschäft haben wir bereits abgewickelt und beendet.“
„Da wusste ich aber noch nicht, dasss du die Informationen brauchst um ihn zu töten. Wie viel Kopfgeld hassst du eigentlich dafür bekommen?“
Boro war einen Augenblick nicht fähig irgendetwas zu antworten. Wieso passierte immer wieder etwas, das nicht ins Bild passte: „Ha t’Ktt, ehemals grimmiger von mir verfolgter Split, ist tot?“
„Tu nicht so als ob du dasss nicht wissen würdest. Also übergib mir dein Schiff und ich lasss dich leben, was hältssst du davon.“
„Nicht niemals, Hohindras Hebalisos Hurilis III!“ Bei diesem Satz hatte Boro den Aal schon gewendet und feuerte wild drauf los. Zwei kleinere Piratenschiffe gingen in Flammen auf. Die anderen nahmen die Nautilus nun von allen Seiten unter Beschuss. Boros einzige Chance war ein Rückstoß durch das Tor, weshalb er sich nun dorthin durchkämpfte.

Die Schilde des Aals waren schon um mehr als die Hälfte heruntergeschossen, als Boro durch das Sprungtor nach ‚Wolken der Atreus’ zurückstürzte, und die Piraten verfolgten ihn noch immer. Allerdings waren sie jetzt hinter ihm, und er konnte voll beschleunigen. Er hielt auf die Handelsstation zu und rief diese: „Handelsstation bitte kommen – Erbitte Hilfe und Beistand, werde unfein angegriffen.“
„Identifizieren Sie sich und erklären und sagen Sie wer Sie sind!“
„Boro Pi, freier Händler, ich habe wichtige und lang ersehnte Informationen für Oberkommissar Imu Fu, Wahrer der Sicherheit auf der Königlichen Handelsstation Königstal.“
Die Schleuse der Handelstation öffnete sich sofort und ein großes Kontingent boronischer Kampfschiffe verließ die Station. Boro wendete nun siegesbewusst erneut und stellte sich den Piraten. Nach einer längeren erbitterten Raumschlacht zwischen den Piraten und Boronen zogen sich Hurilis und ihre Schergen zurück. Die Boronen nahmen allerdings nicht die Verfolgung auf, sondern sammelten sich rings um die Nautilus. Boro wurde vom Führungsschiff gerufen: „Boro Pi, gerettet und sogleich wieder bedrohter Pilot, landen und docken Sie sofort, unverzüglich und ohne Zögern in der hiesigen, sich schön drehenden Handelsstation! Sie sind hiermit verhaftet, festgenommen und überführt. Leisten und bereiten Sie keinen garstigen, widerspenstigen und sinnlosen Widerstand!“
Boro war verwirrt. Gehörte das jetzt zur Tarnung seines Auftrages: „Was wird mir denn Unfeines vorgeworfen?“
„Mutwillige Zerstörung und Vernichtung einer heiligen paranidischer Reliquie, Missbrauch von Ihnen in bester Absicht anvertrauten Geheimdienstinformationen, Behinderung, Störung und Unmöglichmachung einer für aller Friede wichtigen Operation des Königlichen Geheimdienstes, böser, unfeiner und unwerter Hochverrat und Mord an Ha t’Ktt, unglücklich toter Split.“
Dies war garantiert nicht mehr Tarnung, irgendetwas stimmte hier überhaupt nicht, aber es blieb ihm wohl nicht anderes üblich als sich zu ergeben. Er steuerte langsam auf die Handelsstation zu, deren Schleuse sich wieder öffnete. Die boronischen Schiffe umkreisten ihn weiterhin dicht. Die Nautilus näherte sich allmählich den riesigen sich drehenden Metalltentakeln mit denen alle boronische Handelsstationen verziert sind. Boro versuchte seine Gedanken zu ordnen; Ha t’Ktt war tot, soviel stand fest und jeder hielt ihn für den Mörder. Aber wer hat Ha t’Ktt getötet und wie hatte dieser Jemand alle Spuren auf ihn gelenkt? Und was bedeutet die ‚Zerstörung einer paranidischen Reliquie’; hat dieser seltsame Jemand etwa das Para Para zerstört? Das würde einen verheerenden Krieg zwischen den Boronen und den Paraniden bedeuten, und man gab ihm, Boro, die Schuld dafür, weshalb wohl auch Hochverrat auf der Anklageliste stand. Es waren nur noch wenige Längen zwischen Boros Schiff und der Schleuse, als er damit begann abzuschätzen, welche Strafe er zu erwarten habe. Die Antwort war leicht zu finden: Tod.
Er riss die Nautilus sofort nach oben, einer der Heckflügel schleifte laut über die Außenwand der Station. Boro gelang es knapp den rotierenden Tentakeln bei diesem riskanten Flugmanöver auszuweichen, was aber den Vorteil hatte, dass die Boronen, als sie begriffen, was ihr Gefangener da tat, nicht sofort das Feuer eröffnen konnten, da die Gefahr die Station zu treffen zu groß war. Erneut musste Boro fliehen und war aufs Neue heilfroh über die leistungsstarken Triebwerke seines Aals. Er steuerte auf das Südtor zu, hinter dem das Niemandsland lag, das nach dem letzten Xenonkrieg zwischen den Imperien entstanden war. Dort gaben die Boronen bald die Verfolgung auf, als sie einsahen das die Nautilus zu schnell für sie war.
Boro flog nach ‚Bala Gis Freude’, einem trostlosen System jenseits aller Handelsrouten, und versteckte sein Schiff hinter dem dünn besiedelten Mond. Von hier aus konnte er den ganzen Sektor scannen, war aber selbst schwer auszumachen. Er dachte nach, während er die Scanneranzeigen beobachtete, die nichts Ungewöhnliches berichteten, außer dass sich doch mal ein Frachter hierhin verirrt hatte. Boro musste sich überlegen, wo er noch hin konnte und die Antworten gefielen ihm überhaupt nicht. Bei den Split und auch, sobald der Krieg begänne, bei den Paraniden konnte er sich als Borone nicht sehen lassen. Bei den Boronen wiederum wurde er gesucht und bei den Argonen somit auch, weil die beiden Völker einen soliden Auslieferungsvertrag haben. Es blieben nur die Teladi, wo das Überleben allerdings finanzielle Ansprüche stellt, die er wohl nicht lange durchhalten könnte, vor allem nicht, wenn Hurilis und das Majaglitkartell Kopfgeldjäger auf ihn ansetzten.
Eine totale Verzweiflung machte sich in ihm breit, wich aber sofort wieder einem Quäntchen Hoffnung als Boro sich die Scandaten des einsamen Frachters genauer ansah. Er startete sofort die Triebwerke und hielt zielstrebig auf den Muli zu.

Der Frachterkapitän ignorierte Boros Kommunikationsversuche zunächst, hielt es aber nach einer kurzen Salve der Nautilus doch für die bessere Entscheidung: „Hey, kleiner Pirat stellt sofort Feuer ein! Er weis wohl nicht mit wem er sich anlegst, wie? Ich Kao t’Ztk, ich gehör zu Cyperpunks und wenn meine Kollegen merken, dass ich aufgehalten worden bin, wird es ihm bald ziemlich schlecht gehen.“
„Ich weis genau, exakt und bestens, dass du ein lustig programmierender Cyperpunk bist und ihnen zuzählst, darum bin ich auch hier anwesend und vor dir. Ihr oft lustigen, manchmal grimmigen Jungs schuldet mir noch eine große, nicht unbedeutende Menge Geld und Credits. Deine Fracht reicht aus und ist genug eure Schulden und Rückstände zu tilgen, auszugleichen und zu bezahlen.“
„Ach, und wie viel wir schulden ihm, kleiner Pirat?“
„Stolze und ganze unglaubliche 30.000 Credits für etliche unbezahlte und nicht getilgte Lieferungen belebenden und lustigen argonischen Raumsprits und Whiskys.“
„Ha, mein Laderaum ist voll mit argonischen Mikrochips, die deutlich mehr wert sind. Also verschwinde!“
Mit diesen Worten beendete der Cyperpunk das Gespräch und setzte seinen Kurs fort. Er kam aber nicht weit, da er bald wieder einige Salven der Nautilus ausgesetzt war. Kurz bevor die Schilde des Frachters zusammenbrachen, rief Boro den Kapitän erneut und forderte ihn auf, seine Fracht abzuwerfen, was er diesmal bereitwillig tat. Boro sammelte die Mikrochips ein und rief anschließend nochmals den fliehenden Frachter: „Jetzt und hier habe ich mein wertvolles Pfand ein- und aufgesammelt und nun fliegen und reisen wir zu eurer schönen und herrlich produktiven Station und verhandeln und reden mit deinen zahlreichen, chaotischen, doch intelligenten Kollegen darüber, unter welchen Bedingungen und Umständen, ihr eure teuren, bereits lieb gewonnen und wichtigen Mikrochips wiederbekommt, zurückerhaltet und erneut in euren Besitz überführen könnt.“
Der Flug zum Computerwerk der Cyperpunks verlief völlig ereignislos. Nachdem der Frachterkapitän seinen Kollegen an Bord die Situation erklärt hatte, dockten beide Schiffe an. Es dauerte dann über eine Stazura, bis die anarchistisch organisierten Cypherpunks untereinander geklärt hatten, wer mit Boro verhandeln sollte. Schließlich wurde ein Grüppchen von vierzehn Punks unterschiedlicher Spezies ausgewählt, die sich mit Boro im Verhandlungszimmer auf den Boden setzten. Im Verhandlungszimmer gab es keine Möbel, weil sich bisher keiner gefunden hatte, der welche auftreibt. Ein Split richtete sich zuerst an Boro: „Also, Pilot, unter welchen Bedingungen er uns geben Mikrochips zurück?“
„Ich dachte, vermutete und wollte vorschlagen, dass sie eine erstklassige und unübertrefflich gute Diebstahlsicherung für mein ästhetisches, formschönes und wunderbares Schiff programmieren, erstellen und entwickeln könnten, mit einem nichtknackbaren, unlösbaren und alles schützenden Sicherheitscode und einigen lustig unnetten und plötzlichen Überraschungen für mögliche garstige und respektlose Diebe.“
Mehrere Cyperpunks: „Welche Art von Überraschungen?“
„In etwa und ungefähr so, dass mein Schiff, bemerke es den drohenden Diebstahls, dann anfängt, beginnt und startet den Hangar auseinander zunehmen, anzugreifen und zu beschädigen, bis es von mir ein erlösendes, rettendes und befreiendes Entwarnungssignal bekommt, erhält und zugesandt bekommt. Ich habe kürzlich, neulich und unlängst ein derartig fein effizientes Sicherheitsprogramm im Einsatz gesehen, erlebt und gefürchtet.“
Die Punks berieten sich kurz und schienen schnell zu einem Ergebnis zu kommen. Ein Argone erhob sich und ging auf Boro zu: „Gut, wir sind im Geschäft, Pilot. Wir fangen sofort an und hoffen in etwa einer halben Stazura fertig zu sein. Bis dahin erhältst du ein Gästequartier.“
„Wie und was? Ihr alle fleißigen Cyperpunks und Programmierer braucht, benötigt und bedürft dafür nur eine lächerlich kurze halbe Stazura?“
Der Argone grinste: „Hey, Mann, wir sind Cyperpunks, wir sind die besten Programmierer der Galaxis.“
Ein Borone führte Boro zum Gästequartier für Boronen, das im Gegensatz zum Verhandlungsraum großzügig mit allem ausgestattet, was man auch in einem erstklassigen Hotelzimmer auf Tethys erwarten konnte, wie einem 3D- Fernsehgroßbildprojektor und einem Bett mit Laken aus feinster boronischer Algenseide. Boro nutzte die Gelegenheit, mal etwas fernzusehen, wozu er sonst als Pilot nur selten kam. Also zappte er sich durch die 1093 boronischen Sender.
Kapitel 4 - Xyla

Die halbe Stazura waren fast um, als Boro mal wieder bei einem Nachrichtensender der KRN durchzappte, der sofort seine Aufmerksamkeit erregte, denn neben dem Sprecher drehte sich langsam ein Bild des Para Paras: „Wir bekommen und erhalten soeben und unmittelbar in diesen Augenblick noch eine hochaktuelle, noch kaum bekannte aber dennoch wichtige Meldung, Nachricht und Neuigkeit herein. Wie die lustige, emsige und nie ruhende Pressestelle des Hofes erst jetzt und soeben mitteilte und vermeldete, wurde vor drei Tazuras das heilige Para Para aus der großen, schönen und sich gemütlich drehenden Königlichen Handelsstation Königstal durch Ha t’Ktt, grimmiger Raumfliegenjäger der Split, gestohlen, entwendet und unbegreiflicherweise mitgenommen. Bei diesem Objekt, Relikt und heiligen Artefakt handelt es sich um den möglicherweise und vielleicht heiligsten Gegenstand der paranidischen Religion und Lehre. Gestern erhielt, bekam und erlangte der Geheimdienst der lustigen haarigen Argonen im Sektor des weiten Raumes ‚Aladnas Hügel’ einen anonymen Hinweis, dass Ha t’Ktt, glückloser Dieb und Kriminelle, mit dem wertvoll feinen Para Para auf dem weiten, oft genug gefährlichen Weg nach ‚Familienstolz’ sei und dorthin reise und fliege und dabei ‚Hatikvahs Glaube’, endlos schönes, doch gefährlicher Sektor der Freien Liga, passieren, durchqueren und durchfliegen würde. Die sofort, unverzüglich und umgehend losgeschickten mächtigen, raschen und stolzen Kampfschiffe fanden allerdings nur und allein noch das trostlose, traurige und unschöne Wrack des Frachtschiffes, dem Typ nach ein Ganymed der Paraniden, sowie einzelne, nicht wieder ineinandersetzbare und unschöne Bruchstücke des Paras Pa...“
„Wir haben fertig, Pilot. Hier Fernbedienung für Sicherheitssystem, er muss noch einstellen Code.“
Boro fuhr herum. Eine große Wolke Schrecken verließ seine Poren. Hinter ihm stand Kao t’Ztk in einem Raumanzug und reichte ihm einen kleinen elektronischen Gegenstand. Boro hatte ihn gar nicht eintreten gehört, was zum einen an der Nachrichtensendung lag, die etwas Licht in diese verwirrende Angelegenheit brachte, und zum anderen daran, weil ein Cyperpunk, besonders wenn er ein Split ist, keine Notwendigkeit darin sieht zu klingeln oder zu klopfen, wenn er ein Privatquartier betritt.
Boro nahm die Fernbedienung entgegen: „Vielen und großen Dank, Kao t’Ztk, emsiger Händler der Cyperpunks.“
Er wandte sich wieder den Nachrichten zu: „In den unglücklich traurigen und bedauernswerten Überresten des Schifflogbuchs fanden die lustigen haarigen argonischen Agenten den letzten Funkspruch, den Ha t’Ktt, getöteter Pirat und Jäger, erhielt, zugesandt bekam und erreichte.“
Das Bild der Aufzeichnung war total verzerrt. Undeutlich war ein Borone zu sehen. Wer es war ließ sich nicht eindeutig erkennen, aber Boro wusste, dass es Humko Du war: „Es konnte folgende kurze, böse und unschöne Übertragung rekonstruiert und wiederhergestellt werden: „Unfriede, Ha t’Ktt, Verräter und Betrüger meines Anteils, ich bin es und hier, Boro Pi, treuer Geschäftspartner und Komplize. Wolltest und wünschtest du etwa mit meinem feinen, hohen und großen Anteil zu verschwinden, abzuhauen und davonzufliegen? Sterbe schön und werde fein getötet.“ Boro Pi, gewitzter böser Pirat, war kurz und unlängst vorher und vorher vom Geheimdienst ihrer lustigen Majestät Lar Atreus als heimlich verdeckter Undercoveragent rekrutiert, angeworben und gewonnen worden, um Ha t’Ktt zu suchen aufzuspüren und zu finden. Nun weisen die anklagenden, gefundenen, traurig stimmenden Hinweise und Indizien darauf hin, dass sie Komplizen waren und gewesen sind, und dass Boro Pi, jähzorniger Krimineller, in Streit über die ungleiche und nicht wie ursprüngliche geplante Beuteverteilung das Para Para vernichtete, zerstörte und seine Geschichte beendete. Der Priesterherzog und Pontifex Xaar Maximus Paranidia hat verlauten und verkünden lassen und sagte, dass er den feinen, guten und gerechten Frieden noch bis Ablauf und Ende der Rückgabefrist in drei schrecklich kurzen, grässlich schnell vergangenen Tazuras aufrechterhalten und beibehalten will und wird, danach und anschließend ist aber mit einem bösen, tötenden und unlustigen Krieg zwischen den Boronen und den Paraniden zu rechnen und davon auszugehen. Die unglückliche und enttäuschte boronische Regierung hat für die Ergreifung, Festnahme und Überführung von Boro Pi, Schuldigem an drohenden Krieg, ein hohes und lohnenswertes Kopfgeld in Höhe und Wert von 5.000.000 Credits ausgesetzt, ausgeschrieben und versprochen. Sehen, Schmecken und hören Sie jetzt gleich und sofort im Anschluss eine detaillierte, genaue und wichtige Sondersendung zum Thema.“
„5.000.000 Credits kann ich gut brauchen.“
Boro wurde auf einmal schlagartig bewusst, dass Kao t’Ztk den Raum die ganze Zeit nicht verlassen hatte. Boro drehte sich nochmals um und sah angsterfüllt in das Gesicht des Split, der seinen Handlaser gezogen hatte und dessen Augen dämonisch blitzten. Eine ewig erscheinende Sezuras verstrich, Kao t’Ztk sagte kein Wort, er genoss den Moment, und Boro sagte vor Angst kein Wort, nur der Fernseher war zu hören, die Sondersendung hatte begonnen und rollte die Geschehnisse mit allen Details auf: „Vor vier vergangenen Tazuras erreichte der lustige und ehrenwerte paranidische Kardinal Slikelmanckfong, Gesandter des Priesterimperators Xaar Maximus Paranidia, mit dem heiligen zur Zeit alles bewegenden Para Para die fröhliche Königliche Handelsstation ‚Königstal’. Zur Tarnung und um nicht erkannt zu werden passierte und durchquerte er völlig alleine und auf sich gestellt den großen, meist friedlichen argonischen Raum mit dem alten, lustige Gebrauchsspuren zeigenden Sojafrachters Xyla vom Typ Ganymed.“
Seine Verwunderung riss Boro vollkommen aus seiner Angststarre: „Haben die gerade und soeben ‚Xyla’ gesagt und gemeint?“
Die ungetrübte Vorfreude des Tötens wich aus Kao t’Ztk Gesicht. Er verstand nicht, was sein Gefangener auf einmal hatte: „Nicht weis, nicht zugehört.“
Boro wurde sich auf einmal der Fernsteuerung für die Diebstahlsicherung der Nautilus bewusst, die er noch immer in einem seiner Tentakel hielt. Er hielt sie hoch: „Grimmiger Split, lass mich gehen und entkommen oder ich lasse mein lustig präpariertes Schiff die ganze Station hochjagen, zerstören und demolieren!“
Es war ein Bluff, er hatte ja noch keinen Code eingegeben, doch es schien zu wirken. Kao t’Ztk lies seine Waffe sinken und reichte sie Boro. Aber als dieser sie gerade zu packen hatte, versuchte der Split sie mit aller Gewalt zurückzuzerren: „Du Code nicht eingestellt hast. Ich war hier und weis es!“
Die beiden begannen miteinander zu ringen und versuchten die Waffe an sich zu reißen. Der Split war Boro körperlich weit überlegen und gewann allmählich die Überhand, als Boro eine Idee hatte. Er schleuderte seine Fernbedienung mit aller Wucht gegen die Wand. Der Aufschlag erzeugte ein leises dumpfes Geräusch, das Kao t’Ztk für den Bruchteil einer Sezura ablenkte. Boro nutzte diesen Augenblick und rammte den Laser mit aller Kraft in die Rippen des Splits. Der Cypherpunk fuhr vor Schmerzen zusammen und verlor den Halt an der Waffe. Boro zog sie an sich, sprang auf und hämmerte die Laserpistole auf den Kopf seines Gegners, der nun bewusstlos zu Boden sank.
Boro zog sich seinen Schutzanzug über, schnappte sich seine Fernbedienung, stürzte aus dem Quartier und raste die langen Korridore zum Hangar hinunter. Er konnte nur hoffen, dass die anderen Cypherpunks noch nichts von dem Kopfgeld gehört hatten. Keuchend erreichte er die Nautilus, neben der ein Argone stand: „Na, du hast es aber eilig, Borone. Hier, dein Schiff wartet schon auf dich. Guten Flug.“
Er beruhigte sich sofort innerlich wieder: „Vielen schönen und besten Danke, lustiger haariger Kumpel.“
Boro stieg ein, flog sofort los und fühlte die Erleichterung, als er die Schleuse verließ. Nun waren zwar endgültig alle hinter ihm her, aber mit der Nautilus und dem neuen Sicherheitssystem hatte er noch Überlebenschancen. Er stellte den Code ein und dachte nach, wohin er jetzt fliegen sollte. Die ‚Xyla’ ging ihm allerdings nicht aus dem Kopf, weshalb ihm nur ein Ziel einfiel. Dort hinzufliegen käme zwar einem Selbstmord gleich, aber es war das einzige was er tun konnte.

Boro wusste, wir töricht seine Neugier war, die ihn hierher gebracht hatte, aber es war ihm egal. Er wollte endlich wissen, was eigentlich los ist, und mit all seinen Verfolgern war er eh nirgends sicher. Also war er nun hier in ‚Split Feuer’ und steuerte die Nautilus auf die Raumschmiede des Majaglitkartells zu. Die Station schwebte düster und bedrohlich vor ihm. Die Außenbeleuchtung war komplett ausgeschaltet und auch aus den Fenstern entwich kein Lichtstrahl. Es sah so aus, als ob die Schmiede verlassen und aufgegeben worden war, doch ein Scan zeigte Boro, dass die Notenergie und die Lebenserhaltung noch aktiv waren. Er hatte eigentlich erwartet, dass die Station ihm eine kampfstarke Flotte entgegen schickt, sobald er den Sektor erreicht, aber nicht das hier. Die Sache wurde immer geheimnisvoller.
Er wagte es und rief die Station. Das automatische Kommunikationssystem gab ihm die Landeerlaubnis und die Schleuse öffnete sich. Die Schiffsscheinwerfer der Nautilus warfen nur wenig Licht in die unbeleuchtete Schleuse. Langsam landete Boro im Hangar, der fast leer war, lediglich ein Kampfschiff vom Typ Prometheus und ein Ganymedfrachter standen dort einsam. Noch bevor die Nautilus aufgesetzt hatte, hatte Boro den Frachter gescannt, es war die ‚Xyla’.
Als sich die Ladeluke öffnete, fiel ein langer schmaler Lichtstreifen in die Finsternis des großen Raumes. Boro beobachtete seinen Schatten, den er in den Streifen warf, welcher nun allmählich verschwand als sich die Luke hinter ihm wieder schloss. Absolute Dunkelheit und Stille umfing ihn nun. Er wartete und horchte einige Sezuras, hörte aber nichts, dann schaltete er seine Taschenlampe ein.
Er schwebte langsam zur ‚Xyla’ hin. Rechts neben dem Frachter ragte das große Tor zwischen dem Hangar und der Werkshalle wie ein riesiges offenes Maul empor. Boro flog in die Werkhalle hinein und ließ im Vorbeischweben sein Licht über die Maschinen und Laufbänder gleiten. Alles lag still in der schweigenden Schwärze.
Das plötzliche Einsetzen von einem halben Dutzend Großscheinwerfer blendete Boro, er hörte die Stimme von Humko Du: „Ich begrüße dich, Boro, und heiße dich willkommen. Ich muss zugeben, du überrascht und verwundert mich immer wieder und aufs Neue: Nicht nur, dass du mich überwältigt hast, nein nicht, du hast es tatsächlich und wahrlich geschafft bis jetzt und hier zu überleben und das bei der unglaublichen, allzu verlockenden Summe von fünf Millionen Credits Kopfgeld, die auf dich ausgesetzt sind. Und nun überraschst du mich nochmals, indem du hierher zurück- und wiederkehrst. Ich bitte dich höflichst, inständig und ausdrücklich mein lieber lustiger Exsklave, befriedige meine Neugierde: Was, beim Schleimigen Boron, führt und bringt dich erneut hierher?“
Boro sah noch immer nichts: „Die Xyla.“
„Meine beißende und nagende Neugier kann sich mit deiner wohl nicht messen. Ja – und ja, die Xyla ist hier, und sie war im gar fernen ‚Königstal’, als du da warst und sie war auch und gleichfalls hier, als du hier in deiner muckeligen, bequemen und gemütlichen Zelle saßest und sehnsüchtig auf mich gewartet hast. Und ich habe eine gute, nette und feine Nachricht für dich, weil du mir mein Leben gerettet hast, lass ich dich, großzügig wie ich bin, einen ganzen, vollen und langen Tazura leben und erschieße und töte dich erst morgen.“
Allmählich nahm Boro in dem grellen Licht wieder einige Konturen wahr. Ringsum war über ihn entlang der Wände eine Balustrade. Dort waren die Scheinwerfer angebracht. Direkt über ihm schwebte dort auch Humko Du und überall waren auf einmal bewaffnete Paraniden, die ihre Lasergewehre in Anschlag hatten.
„Liefere mich doch lieber lebend, atmend und seiend den Behörden aus, dann bekommst du sicher mehr Kopfgeld.“
„Oh ja – und ja, Boro Pi, ängstlichster Borone der je gesehen ward, gute lustige Idee, vielleicht geben sie mir noch eine Million mehr oder so?“
„Wäre doch möglich und nicht auszuschließen.“
Humko Du war sichtlich amüsiert: „Du hast überhaupt keinerlei Ahnung und Idee, worum es hier geht, nicht wahr, Boro, treuloser Exsklave? In ein paar lachhaft kleinen Tazuras, wenn unsere Operation abgeschlossen ist, sind diese 5 oder 6 Millionen unbedeutende, nichtige und kaum erwähnenswerte Peanuts für mich. Und nach allem, was passiert, vorgefallen und geschehen ist, würde ich für keinen Betrag darauf verzichten, dich höchstpersönlich und selber umzubringen.“
Eine der Wache hatte sich währenddessen von hinten Boro genähert und entriss ihm seinen Handlaser, die Lampe und die Fernbedienung für das Sicherheitssystem der Nautilus. Nachdem der Paranide alles bei Humko abgeliefert hatte, sprach dieser weiter: „Sieh an, schau an, eine Diebstahlsicherung und wohl die Beste, Überlegendste und Ausgeklügelste, die ich bisher gesehen habe. Du hältst dich für sehr schlau, intelligent und gewitzt? Aber versuch dein System jetzt mal zu aktivieren, zu starten und einzuschalten, wenn ich die Fernbedienung habe. Nun vielleicht hast du Glück und jemand hier an Bord vergisst kurzzeitig, vorübrgehend und für einen Augenblick dass dieses System existiert und versucht dann dein Schiff aufzubrechen und zu klauen.“

Zwei Wachen brachten Boro in eine Zelle, dieselbe in der er zwei Tazuras vorher gewesen war. Dort legte er sich auf die Metallpritsche und wartete. Plötzlich ertönte das laute Knallen mehrerer Explosionen. Bald öffnete sich die Zellentür und die beiden Wachen kamen wieder herein und zerrten Boro hinaus. Während sie ihn über die Gänge trugen hörte Boro eine Durchsage von Humko Du über die verschiedenen Bordlautsprecher, an denen sie vorbeikamen. Die Lautstärke war auf Maximum gedreht, um die Explosionen zu übertönen: „Du dreckiger unfeiner Bastard Boro, ich hätte wissen müssen, dass du dein Sicherheitssystem darauf programmiert, angewiesen und befohlen hast loszufeuern, wenn du dich nicht rechtzeitig meldest. Ja – und ja, du hast gewonnen! Ich lasse dich laufen, gehen und verschwinden, wenn du mit diese Höllenmaschine aus dem Hangar entfernst, bevor sie die ganze Station zerstört, beseitigt und vernichtet hat.“
Eine der Wachen drückte Boro die Fernsteuerung in den Tentakel. Boro tippte nun schnell seinen Code ein. Kurz darauf erreichten sie den Hangar, in dessen Mitte die Nautilus stand. Der Großteil der Hangarwände war von tiefen Furchen und klaffenden Rissen durchzogen, die der Aal mit seinen Plasmawerfern gezogen hatte. Trümmerteile der Wände und des Prometheuskampfschiffes waren überall auf dem Boden zerstreut. Es war ein unheimlicher Anblick. Aber viel gespenstischer wirkte die Xyla, die hinten in ihrer Ecke das Feuerwerk fast unbeschadet überstanden hatte. Eine verrußte Stelle an der Oberseite des Schiffes war der einzige Schaden, den sie davon getragen hatte. Beim Anblick des Schiffes lief es Boro eiskalt den Rücken herunter. Er verharrte einen Augenblick, weil es ihm so vorkam, dass die Xyla ihn jetzt wie ein unsterblicher böser Dämon angrinste.
Er schüttelte dieses Gefühl sofort wieder ab und stieg in die Nautilus ein. Er dockte ab, verließ die Schleuse, beschleunigte auf Höchstgeschwindigkeit und beobachtete amüsiert, wie die Entfernung zur Raumschmiede stetig anstieg. Stolz sagte er sich: „Na, Humko Du, gefährlicher Killer, wer ist hie und jetzt wohl und wahrlich der Schlauere, Klügere und Intelligentere von uns beiden?“
„Du sicher nicht niemals, Boro Pi!“ Boro spürte plötzlich den kalten harten Lauf eines Handlasers in seinem Rücken. Offenbar war Humko sofort an Bord gegangen, als Boro das Sicherheitssystem abgeschaltet hatte. Boro war direkt in die Falle gelaufen.
„So, Boro Pi, dümmster der Boronen, wende und drehe mein Schiff und lass uns zurückfliegen. Und wir wollen, begehren und wünschen zu verhindern, dass du dein sehr unlustiges System wieder einschaltest.“ Bei diesen Worten griff Humko Boro in die Tasche und fischte die Fernsteuerung heraus.
Boro tat, was man ihm sagte und flog zur Raumschmiede zurück. Humko rief die Station und teilte seinen Leuten mit, dass ihr Plan funktioniert habe. Die Nautilus drosselte ihr Tempo auf Andockgeschwindigkeit herunter, die grünen Positionslichter wurden eingeschaltet und leuchteten dem Schiff die Einflugschneise. Das Schleusentor öffnete sich langsam etwa hundert Längen vor dem Aal.
Plötzlich stieß aus der Schleuse ein riesiger Feuerkegel empor und umschlang die Nautilus für wenige Millisezuras bevor das Feuer im Vakuum des Alls erstickte. Fast gleichzeitig zerbarst die Raumschmiede wie ein zu stark aufgeblasener Ballon. Boros Instinkt ließ ihn sofort die Triebwerke stoppen, doch bevor sein Tentakel überhaupt die Schaltfläche erreichte, wurde der Aal zuerst von der Druckwelle erfasst und anschließend von den Trümmern der Station bombardiert.

Der Bordcomputer meldete sich kurz: „Schilde kritisch!“
Die beiden Boronen waren still und starrten regungslos hinaus auf die Stelle im schwarzen Nichts, an der sich vor wenigen Sezuras noch die Raumschmiede wie ein Koloss vor ihnen auftürmte. Humko Du hatte seine Waffe fallen lassen, aber weder er noch Boro machten Anstalten sie aufzuheben.
Humko fasste sich als erster wieder: „Diese verlogenen unwerten Mistparaniden! Das werden sie mir büßen und bezahlen!“
Boro noch immer unter Schock blickte sich fragend um: „Was und was war das?“
Humko nahm lässig seinen Handlaser wieder auf und erklärte mit einer Ruhe, die Boro Angst einjagte: „Eine DY7- Zeitbombe, hohe vernichtende und alles zerreißende Explosionskraft und nahezu unsichtbar für jeden Scanner, was besonders, gerade und vor allem für die Reststoffe gilt. Perfekt, um den Behörden einen schrecklichen, unschönen und keinen Verdacht erregenden Unfall vorzutäuschen.“
„Und wieso und woher weist und kennst du das so genau, exakt und detailliert?“
„Das ist mein Job und Beruf. Ich baue, konstruiere und fertige diese Teile, setze sie ein und weis daher auch wie ihre Explosion aussieht.“
„War das etwa auch und ebenfalls eine von deinen selbigen gerade erwähnten Bomben.“
Humkos Gesichtszüge verzogen sich düster: „Ja – und ja, das war eine von meinen guten und feinen Sprengsätzen. Das war mein Teil vom Deal, ich sollte und musste zwei Bomben bauen und liefern. Mit einer haben wir Ha t’Ktt, dummer keinen Verdacht schöpfender Split, beseitig und die andere war angeblich für ‚unvorhersehbare Komplikationen’. Ich sollte sie vorläufig, zunächst und aufs Erste in der Xyla einbauen, haben mir meine Geschäftspartner gesagt. Und jetzt haben sie versucht, probiert und geplant, mich mit meinem eigenen Sprengsatz zu töten.“
Zu Boros endgültiger Verwirrung sicherte Humko seinen Laser, steckte ihn in den Halfter und setzte sich neben Boro auf den Copilotenplatz: „So Boro Pi, neuer Pilot der Nautilus, am besten bringst und fliegst du mich nach ‚Paranid Prime’.“
Boro war zunächst unschlüssig was er tun sollte. Er erhob sich langsam und schwamm im Cockpit auf und ab. Humko Du schien ihn gewähren zu lassen und auch ansonsten nicht weiter zu beachten. Er saß nahezu dösend auf dem Stuhl. Als Boro dies merkte, näherte er langsam von hinten, griff vorsichtig in Humkos Halfter und riss dann ruckartig den Laser heraus. Er entsicherte ihn sofort und zielte auf den immer noch nicht reagierenden Humko. Gerade als Boro abdrücken wollte, sagte Humko: „Los und los, Boro, drücke ab, ich bin das einzige Wesen, das weis, informiert ist und glaubt, dass du die Dinge, die man dir vorwirft, nicht getan, begannen und verbrochen hast. Und nur ich kann dafür sorgen und es bewirken, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Also erschieße mich endlich und ohne weiteres unnützes Zögern oder setze Kurs auf ‚Paranid Prime’.“
Boro setzte sich nervös auf den Pilotensessel und flog los, wobei er Humko Du jede Sezura im Auge behielt und weiterhin den Laser auf ihn gerichtet hatte. Humko schien Boros Verhalten eher zu belustigen. Nach einiger Zeit fragte er unverfroren: „Boro Pi, hoch bewaffneter neuer Verbündeter, gib mir endlich meinen Laser wieder.“
„Ja – und ja, natürlich, sicher und garantiert, damit du mich erschießen, töten und ermorden kannst?“
„Nein nicht, es wäre für meine verlogenen, unwerten und keines Vertrauen würdigen Geschäftspartner viel zu vorteilhaft, wenn du tot wärst. Wir müssen jetzt wohl oder übel zusammenarbeiten und die beiden aufhalten, stoppen und ihren Plan verhindern. So bekomme ich meine dürstende Rache und deine unschön befleckte Ehre wird rein gewaschen.“
„Woher und wie soll ich wissen und ahnen, ob ich dir wahrlich vertrauen und glauben kann?“
„Tu es oder tu es nicht niemals.“
Boro überlegte lange. Er schmeckte keine schlechten Absichten, doch war nicht auszuschließen, das Humko wie Kommissar Fu seine Hormonausstöße unter Kontrolle hatte. Aber hatte er denn eigentlich die Wahl, Humkos Angebot auszuschlagen? Wenn sein Ansehen nicht bald wieder hergestellt würde, würden ihn die Kopfgeldjäger bis in alle Ewigkeit gnadenlos jagen. Sie erreichten gerade ‚Paranid Prime’ als Boro die Waffe an Humko übergab: „Ja – und ja, ich muss und werde dir wohl vertrauen, also wen suchen wir eigentlich und spüren ihnen nach?“
„Den lieben Klikmanckkahsung, einst bester Freund von mir, und den Kardinal Slikelmanckfong.“
„Slikelmanckfong, den Kardinal, der das immer wieder genannte Para Para nach ‚Königstal’ gebracht und transportiert hat, der gehört, rechnet sich und zählt gleichfalls zu euch?“
„Klar, sicher und natürlich, er hat es ja auch aus dem boronischen Tresorraum gestohlen. War keinerlei Problem für ihn, weil ihm jeder bereitwillig und ausführlich das wahrlich nicht schlechte, ausgeklügelte Sicherheitssystem erklärt hat.“
„Warum dieser Umstand und Aufwand, wieso, weshalb und warum hat er es nicht gleich und umgehend beim Transport gestohlen, mit sich genommen und entwendet?“
„Damit niemand und keine Peson auf die Idee kommt, er hätte was mit der Sache zu tun und zu schaffen. Außerdem brauchten wir die falsche Spur mit Ha t’Ktt, Bauernopfer eines großen Plans, damit alle denken, das Para Para sei zerstört, vernichtet und in Einzelteile gesprengt worden.“
Sie hatten den Planeten erreicht, und Boro begann mit dem schwierigen Manöver eines Senkfluges durch die Atmosphäre. Er hatte Schwierigkeiten sich aufs Fliegen zu konzentrieren. Zu sehr brannte ihm eine Frage auf der Zunge. Humko merkte dies offenbar, weil er prompt die Antwort gab: „Ja – und ja, Boro Pi, das Para Para, das zerstört wurde war nur eine Kopie und kunstvolle Fälschung des Majaglitkartells. Das echte, einzig wahre und unverkennbare Para Para haben meine guten Geschäftsfreunde.“
„Aber wieso und warum? Was haben sie damit vor und gedenken sie damit zu tun?“
Die Nautilus setze sanft auf einer Landeplattform des Raumhafens der paranidischen Hauptstadt Xaarxang auf. Die beiden Boronen schlüpften in ihre Raumanzüge und schwebten hinaus. Humko versuchte sehr bedeutungsschwer zu klingen: „Hast du nie darüber nachgedacht, welch unbeschreiblich große, Welten umstürzende Macht man besitzen könnte und würde, wenn man als einziger von der Existenz des Para Paras weis?“

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Kapitel 5

Post by Boro Pi » Fri, 30. Jul 04, 14:21

Kapitel 5 - Die Heilige Ebene

Boro wollte Humko eigentlich fragen, was er damit meint, aber er vergaß seine Frage zunächst, weil der Anblick, der sich ihm nun bot so überwältigend war. Es war die Skyline von Xaarxang, die ihn so in den Bann gezogen hatte. Die paranidische Architektur war in erster Linie auf Monumentalität ausgelegt, allerdings nie in einem Maße, dass die pure Größe die Ästhetik zerstören konnte. Gigantische, wie ein Schraubengewinde in sich selbst gedrehte, Megatower von häufig mehr als 300 Etagen, die mal mit einer Speerspitzenähnlichen Form, mal mit einer Stufenpyramide, meist aber mit einer mit kunstvollen Ornamenten versehenden Kuppel abschlossen. Sie standen in großzügigen Abständen zueinander, welche durch geräumige Grünanlagen und kleinere Gebäude aufgefüllt wurden. Direkt südlich des Raumhafens erstreckten sich die Gärten des Xaars, einer der größten und schönsten Parkanlagen der Galaxis, in dessen Mitte ein riesiger klar schimmernder See lag. Überall wimmelte es von kleineren Raumschiffen, Orbitalgleitern, Atmosphärenflugmaschinen und automatischen Versorgungsdrohnen, welche wie ein chaotischer Mückenschwarm das Panorama durchzogen. Und über allem thronte ein strahlend blauer Himmel, welcher Boro am meisten beeindruckte, da er schon seit Jazuras nicht mehr unten auf einem Planeten war.
Humkos Stimme klang sehr weit entfernt, obwohl er noch immer gleich neben Boro stand: „Boro Pi, Reisender auf Paranid Prime, träume nicht. Wir müssen unsere unwerten, verlogenen und falschen Freunde bis spätesten morgen gefunden haben. Komm wir müssen ein Airtaxi mieten und anheuern die Nautilus wäre zu auffällig. Ich hoffe und wünsche innigst sie haben mir die richtige Adresse gegeben.“
„Welche Adresse und Anschrift meinst du und willst du andeuten?“
„Klikmanckkahsung und Slikelmanckfong, wahrlich heuchlerische Geschäftspartner, haben mir gesagt wo ich sie erreichen kann, falls etwas passieren sollte, während ich auf ihre vormals deaktivierte, nun für Ewig ruhende Station aufpasse. Nun ich würde sagen, denken und vermuten, es ist was passiert, also werde ich mich mal bei ihnen melden.“
Ein Airtaxi zu bekommen war kein großes Problem, da ständig Dutzende am Raumhafen warteten. Sie stiegen gleich in das erste freie ein, und Humko gab den Fahrer eine knappe Angabe: „Imperial Plaza Hotel.“
Offenbar hatten sie einen gesprächigen Taxifahrer erwischt: „Ah, Touristen. Kleine Stadttour gefällig, kostet nur ganz wenig mehr? Es gibt viel zu erblicken: Die Gärten des Xaars mit dem Zoo oder das Paranidische Staatsmuseum und ...“
Humko gab seiner Stimme einen deutlichen Unterton: „Imperial Plaza Hotel, bitte und bitte!“
„Nun gut, keine Stadttour, aber sie dürfen heute Abend nicht das Große Konzil auf der Heiligen Ebene missen, weit draußen außerhalb der Stadt. Ey, wir bringen euch hin. Diese Zusammenkünfte sind sehr, sehr rar, es ist die erste, die wir erleben. Soll um das Para Para gehen.“
Humko harkte nach: „Heute und diesen Abend schon? Ich habe gehört und in Erfahrung gebracht, das Große Konzil sei erst morgen?“
„Ja, sollte es eigentlich auch sein, aber dem Kardinal Slikelmanckfong war die Angelegenheit so wichtig, dass er den Priesterimperator dafür gewonnen hat das Konzil vom siebten auf den zweimal dritten Tag vorzuziehen. Wir persönlich geben zwar nicht soviel auf Gerüchte, aber angeblich soll einer von euern Landsleuten das Para Para entwendet und paralysiert haben. Soll ein schönes Kopfgeld für den Kerl geben. Neulich haben sie überall Phantombilder vom den Typ veröffentlich. Wir glauben aber nicht, dass sie ihn fassen.“
Boro blickte nervös zu Humko rüber, der aber unberührt und gelassen aus dem Fenster schaute. Nach einigen Mizuras wandte sich Humko wieder kurz angebunden dem Fahrer zu: „Hören sie, wir haben uns doch richtig, korrekt und genau verstanden, hoffe ich: keine Stadttour. Bringen Sie uns einfach zum Imperial Plaza Hotel!“
„Ja, schon verstanden, unsere Reise wird bald zu Ende sein.“
Humko lehnte sich wieder zurück und schaute hinaus. Boro entspannte sich wieder, offenbar hatte der Paranide ihn nicht erkannt. Plötzlich fuhr er erschrocken zusammen. Humko hatte auf einmal seinen Handlaser gezogen und war mit der gleichen Bewegung nach vorn gesprungen, wo er den Laser dem Fahrer fest auf sein Kinn presste: „Imperial Plaza Hotel, bitte und bitte! Konzentrieren sie sich und passsen sie auf! Sie hätten sich beinahe verflogen, vertan und verirrt und uns zur Polizei gebracht.“
Der Fahrer war sichtlich verängstig, als er das Taxi auf der Rückseite des Hotels landete. Humko steckte seinen Laser wieder ein und begann in seiner Tasche zu kramen: „Und wie viel bekommen, erhalten und kriegen sie für den Flug?“
Der Paranide starrte Humko mit seinen drei ängstlichen Augen an: „Ach, wir haben sie doch gerne geflogen. Sie stehen nicht in unsrer Schuld.“
Humko zog amüsiert eine kleine grünliche Tablette aus seiner Tasche hervor: „Das kann, will und darf ich nicht annehmen, bitte und bitte, diese Tablette ist für sie.“
„Wir sollen dieses Ding schlucken?“
„Ja – und ja!“
Der Taxifahrer schluckte die Tablette widerwillig und sank sofort bewusstlos zusammen. Boro war außer sich: „Du hast den armen, unglücklichen und mit keiner Schuld behafteten Kerl umgebracht!“
„Ganz ruhig, Boro Pi, Freund der Paraniden, Feind von Gewalt, der schläft nur. Komm hilf mir mal, wir müssen den Kerl verstecken.“
Unter größter Anstrengung hievten die beiden Boronen den großen erschlafften Körper des Paraniden in die Gepäckluke des Taxis. Anschließend machten sie sich auf den Weg zum Eingang des Hotels. Das Foyer des Hotels war riesig, vergoldete Marmorpfeiler stützten das mit Deckengemälden verzierte Gewölbe und herrliche Teppiche mit vielen ineinander übergehenden bunten Mustern bedeckten den Boden, sowie einige der Wände. Gegenüber den Drehtüren des Eingangs waren neun symmetrisch angeordnete und elegant gestaltete Fahrstühle angebracht. Entlang der linken Wand lag die über 30 Längen lange Rezeption und an der rechten reihten sich einige kleinere Geschäfte und sogar ein Hoteleigener Schrein aneinander.
Humko schwebte zielstrebig auf einen Empfangschef zu: „Friede, Klikmanckkahsung, ein guter Freund von mir, wohnt, logiert und quartiert hier. In welchem Zimmer und Raum kann ich ihn finden?“
Der Empfangschef blickte ernst auf den Boronen herab, der ihm etwa bis zur Hüfte reichte: „Herr Klikmanckkahsung hat uns sehr ausführliche Weisungen gegeben, dass er nicht gestört werden möchte. Wir sollen lediglich Kommunikationsanfragen ausgewählter Personen durchstellen.“
„Sie sollen doch sicher auch Gespräche mit Humko Du durchstellen und mit ihm verbinden, dass bin nämlich ich, hier ist meine ID- Karte.“
Der Paranide rief einige Informationen auf seinem Computer auf und beäugte anschließend die ID- Karte: „Ja, Ihre Gespräche sollen wir durchstellen. Wir denken, dann können wir Ihnen auch die Zimmernummer anvertrauen, Zimmer 2385. Wir weihen Herrn Klikmanckkahsung darüber ein, dass Sie hier sind.“
Der Empfangschef wollte gerade das hausinterne Kommunikationssystem einschalten, aber Humko ergriff seinen Arm: „Nein nicht, künden sie mich bitte nicht an! Ich will ihn überraschen und mit meiner Anwesenheit verblüffen.“
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wandte sich Humko ab und flog schnell auf einen der Lifts zu. Boro, der beim Gespräch zwischen Humko und dem Empfangschef still daneben gestanden hatte, folgte ihm. Sie wählten einen leeren Fahrstuhl und stiegen ein.
Sie fanden das Zimmer schnell und warteten bis der Flur leer war, dann zog Humko seinen Laser und warf sich mit aller Kraft gegen die Tür, die sich dadurch krachend öffnete. Sofort sprang Humko wieder auf und ließ seinen Blick durch das Hotelzimmer schweifen. Boro kam vorsichtig hinter ihm her. Humko ließ seine Waffe sinken: „Mist und Mist, sie sind bereits weg.“
Boro sah sich im großen Zimmer um und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen: „Hörst, vernimmst und bemerkst du das auch, Humko, beeindruckender Bezwinger von Türen?“
Erst blickte Humko Boro nur ungläubig an, doch vernahm er auch ein leises Keuchen aus einer der Schränke. Er schwebte vorsichtig darauf zu, riss die Tür auf und hatte seinen Laser sofort wieder fest mit seinen Tentakel ergriffen. Er steckte ihn aber gleich wieder ein, als er den grausam zugerichteten Klikmanckkahsung erblickte. Dieser begann zu röcheln und sich zu bewegen. Humko beugte sich über ihn, als er merkte, dass Klikmanckkahsung ihm etwas sagen wollte: „Er war es, Slikelmanckfong, eurgh, er wollte uns alle betrü..., eurgh arrrrghhh, gen. Hilf mir!“
Humko richtete sich wieder auf, zog seinen Laser und erschoss Klikmanckkahsung kurzum. Danach drehte er sich nach Boro um, der ihm entsetzt anstarrte: „Slikelmanckfong hat ihn mit einem Organverbrenner beschossen, Boro, zu Tode erschreckter Freund. Helfen konnte man ihm nicht mehr, nur noch von seinen Schmerzen, Leiden und Qualen erlösen. Komm wir müssen weiter! Das Konzil beginnt, startet in lediglich einer Stazura!“

Humko setze sich ans Steuer des Airtaxi, das sie hinter dem Hotel stehen gelassen hatten und nahmen Kurs auf den Raumhafen: „Wir nehmen jetzt doch wieder den lustig flinken und schnellen Aal, sonst kommen wir zu spät.“
Boro fiel wieder ein, dass er Humko noch immer nicht gefragt hatte, was Slikelmanckfong eigentlich mit dem Para Para vor hatte: „Gänzlich zu spät für wen oder was?“
„Boro, beim schleimigen Boron, bist du denn noch immer nicht darauf gekommen und hast es nicht verstanden? Die paranidische Religion lehrt, sagt und behauptet, dass der Priesterimperator unfehlbar ist. Er kann sich also nicht niemals irren.“
„Ja – und ja. Und?“
„Sobald er etwas verkünden, aussprechen und betonen würden, was nachweisbar ein Irrtum wäre, verliert er die Legitimation sein Amt zu behalten. Die Paraniden würden es als ein Zeichen der Heiligen Dreidimensionalität verstehen, auslegen und auffassen, dass er ein Betrüger ist, der sich sein Amt durch Pakte mit den dunklen Mächten erschlichen hat. Wenn also Xaar Maximus Paranidia dem gläubigen, wartenten und bislang ihm immer treuen Volk verkündet, das Para Para sei zerstört und Slikelmanckfong das Gegenteil beweisen kann, könnte er ihn stürzen. So würde er zum alleinigen und einzigen legitimen Oberhaupt aller Paraniden.“
Sie landeten das Airtaxi direkt neben der Nautilus und flogen sofort los in Richtung der Heiligen Ebene. Humko flog und Boro machte einen Nachrichtensender der IPN an, um den Verlauf des Konzils zu verfolgen. Dieses hatte soeben begonnen. Am Westrand der Ebene stand ein gigantischer Tempel, der das ganze Umland überragte. Vor dem Tempel gab es einem erhöhten Platz, auf dem nun der Priesterimperator mit seinem Gefolge umjubelt einzog. Direkt hinter ihm folgte Slikelmanckfong in einen langen grauen Umhang gehüllt. Ohne weiteres Zeremoniell wandte sich der Imperator, nachdem alle ihre Plätze eingenommen hatten, an das wartende Volk: „Liebe Kinder, wir versammeln uns heute in der traurigsten Stazura, die die starken und treuen Herzen der Paraniden jemals erleben mussten.“
Humko kreiste mit der Nautilus über der Ebene und suchte verzweifelt nach einer Landemöglichkeit. Allerdings war alles voll mit Gläubigen, die das Schiff nicht mal bemerkten, weil sie gebannt auf ihren Priesterimperator blickten. Dieser bemerkte das Schiff und unterbrach seine Rede, fuhr aber nach energischen Drängen durch den Kardinal fort: „Als unser Bruder, der Kardinal Slikelmanckfong, das heilige Para Para den Boronen anvertraute, verdunkelte sich der Himmel der Paraniden für immer. Nicht nur dass das Para Para gestohlen wurde, nein, es wurde auch...“
Boro schrie panisch auf: „Er wird es gleich sagen, Humko!“
Humko riss das Schiff hinunter, zog es erst wenige Längen über den Boden hoch, sauste knapp über die Köpfe der Menge und nahm das Tempeldach unter Feuer. Der alte Tempel stürzte sofort in sich zusammen, Sicherheitskräfte stürzten auf den Tempelplatz um den Imperator in Sicherheit zu bringen. Die Menge strömte chaotisch auseinander. Humko setzte zur Ladung auf dem nun geräumten Tempelplatz an, während die paranidischen Sicherheitskräfte den Platz abriegelten.
Die Paraniden nahmen ihre schweren Lasergewehren in Anschlag als sich die Ausstiegsluke der Nautilus öffnete und Boro und Humko das Schiff verließen. Humko sprach leise, so dass nur Boro ihn hören konnte: „Pi, jetzt bist du mal wieder mit einer guten Idee dran!“
Boro nickte und rief den Paraniden zu: „Wir ergeben uns und bekennen, erklären und sprechen uns selbst schuldig den Tempel zerstört zu haben!“
Humko glaubte seinen Ohren nicht: „Boro, dummer Borone, meinst du die mildern unser Todesurteil ab, weil du gestanden hast.“
Boro lies sich nicht beirren und redete weiter: „Der Priesterimperator und Pontifex soll über uns richten und urteilen.“
Eine laute schrille Stimme erschallte, es war Slikelmanckfong: „Sie haben versucht uns alle zu töten. Sie haben kein Recht noch Forderungen zu stellen. Richtet sie umgehend hin.“
Die Sicherheitskräfte wollten abdrücken, doch Maximus Paranidia ergriff das Wort: „Nein! Wenn diese Frevler uns als Richter erbitten, werden wir auch ihr Richter und der Vollstrecker ihrer Strafe sein!“
Der Kardinal wandte sich energisch dagegen: „Nicht doch, Euer Heiligkeit, Ihr dürft diesen Ketzern nicht die Gunst eines letzten Wunsches gewähren.“
„Doch werden wir es tun. Die Feinde des Glaubens sollen durch unsere Hand sterben!“
Der Priesterimperator schritt mit blutunterlaufenden Augen schnell auf die beiden Boronen zu, dicht gefolgt von Slikelmanckfong und Priesterherzog Liromancknat, dem Ersten Berater des Imperators. Er baute sich vor den beiden Boronen auf: „So ihr Frevler, sagt uns eure Namen!“
„Das ist Humko Du, und ich bin und heiße Boro Pi.“
„Boro Pi!“ schrie Maximus Paranidia so laut, dass Liromancknat erschreckt zusammen fuhr. Er hatte noch nie erlebt, dass der alte Priesterimperator die Beherrschung verlor. Er riss Boro mit einer seiner Pranken hoch in die Luft: „Boro Pi! Am liebsten würden wir dich sofort zerquetschen, aber wir haben euch gewährt, dass wir über dich richten werden, also bringe rasch deine Verteidigung vor, damit wir dich schnell töten können!“
„Slikelmanckfong hat das Para Para gestohlen und er hat es noch immer! Es wurde nie zerstört. Er will Euch damit stürzen!“
„Ihr dürft diesen Unheiligen kein Wort ihrer frevlerischen Irrlehren glauben, Eure Heiligkeit!“ schrie der Kardinal.
„Werden wir auch nicht, Sohn des Glaubens.“ Der Priesterimperator zog Boro so nahe an sich heran, dass dieser zunächst dachte, er wollte ihn fressen: „Du bist ein schlechter Lügner, Borone. Du sagst, ihr seid unschuldig, und warum habt ihr unser Heiligtum zerstört, oder wollt ihr das etwa auch leugnen!“
Humko wandte sich ein: „Wir mussten handeln und etwas tun, um Euch zu unterbrechen, Eure Heiligkeit, sonst hättet Ihr verkündet, dass das Para Para zerstört und vernichtet worden sei, und der Kardinal hätte es herausgeholt und euch vor allen Paraniden als fehlbar entblößt. Durchsucht ihn, er hat es sicher dabei.“
Der Priesterimperator riss nun auch Humko in die Höhe und warf dann beide Boronen gewaltsam auf den Boden: „Wir haben genug von euren Irrlehren! Ihr werdet die ersten Toten des Krieges zwischen unseren Völkern sein!“
Er zog ein geschwungenes gezacktes Messer heraus und hielt es Boro an die Kehle und wartete. Slikelmanckfong drängte: „Nun tötet ihn schon, Eure Heiligkeit.“
„Lass uns noch einen Moment die Angst in seinen Augen genießen.“
Es war unerträglich, Boro konnte nicht mehr in das Gesicht des großen Paraniden blicken, in dessen Zügen bloße Blutgier zu lesen war. Er hoffte er würde endlich schneiden, damit es vorbei wäre. Plötzlich hörte er die Stimme Liromancknats: „Haltet ein, Eure Heiligkeit, bedenkt doch, wenn sie sagen, Slikelmanckfong hätte das Para Para bei sich und es ist eine Lüge, er es also nicht bei sich hat, würden sie nichts gewinnen. Also warum sagen sie es? Ich denke wir sollten den Kardinal doch durchsuchen.“
Der Imperator fuhr herum und schaute den Priesterherzog nachdenklich an, man konnte ihm ansehen, wie sich in seinem mächtigen Schädel langsam die Erkenntnis durchsetze, dass sein Berater nach jeder Logik Recht hatte. Er wandte sich Slikelmanckfong zu: „Es tut uns leid, Sohn des Glaubens, aber wir müssen darauf insistieren, dass du dich durchsuchen lässt.“
Slikelmanckfong sprang zurück als sich ihm die Wachen näherten. Er warf seinen Umhang zurück und zog eine Laserpistole, die er darunter versteckt hatte und richtete sie auf den Priesterimperator. An seinem Gürtel steckte nun gut sichtbar für alle das Para Para. Seine Stimme klang schrill und verrückt: „Wenn irgendeiner eine falsche Bewegung macht, ist der Priesterimperator tot! Die Wachen sollen ihre Waffen niederlegen und verschwinden. Und keine Tricks!“
Die Paraniden waren unschlüssig, bis Maximus rief: „Tut was er sagt, liebe Kinder, und habt keine Furcht, die Heilige Dreidimensionalität wird uns beschützen.“
Nachdem die Sicherheitskräfte das Gelände restlos geräumt hatten, richtete sich der Priesterimperator wieder an den Kardinal. Er zeigte keinerlei Anzeichen von Angst: „Warum, Slikelmanckfong?“
„Wir hatten eine Vision: die Heilige Dreidimensionalität hat uns allein zum Oberhaupt der Paraniden erkoren. Wir sind die Reinkarnation von Paranidashrat. Eure Dynastie hat den Thron des Imperiums vor langer Zeit unrechtmäßig gestohlen und Chaos im Universum verbreitet. Wir werden die Ordnung wieder herstellen. Wir sind allmächtig! Und nun musst du sterben Maximus! Du hast uns geglaubt, du bist fehlbar!“
Seine Augen funkelten wirr: „Du hast recht, Maximus. Die Furcht in euren Augen ist ein Genuss. Wir werden ihn uns noch ein paar Sezuras gönnen.“
Plötzlich sprang Humko den Kardinal an, der zu sehr auf den Priesterimperator geachtet hatte. Sie rangen mit einander, dann löste sich ein Schuss und direkt danach flog der Laser in einem hohen Bogen weg. Slikelmanckfong sprang auf und rannte zu einer Rampe an der Seite des Tempels, wo Pegasi- Schiffe bereitstanden, die eigentlich dem Imperator bei einem Notfall eine schnelle Flucht ermöglichen sollten. Er stürzte in die ‚Blitz des Zeus’, dem M5 des Priesterimperator und schoss damit in den Nachthimmel.
Boro raste auf einen weiteren Pegasus zu, aber Maximus Paranidia hielt ihn zurück: „Lass ihn, Sohn fremden Glauben. Der gelangt nicht weit! Wir sollten lieber nach deinen Freund sschauen.“
Boro beugte sich über Humkos Körper und brach traurig zusammen; Humko Du war tot. Es war ihm egal, dass Humko ihn gestern noch umbringen wollte, heute war es der beste und einzige Freund, der nun leblos vor ihm lag. Der Priesterimperator kniete sich neben Boro nieder und begann, ein boronisches Gebet zur Ehrung der Toten zu rezitieren. Boro schaute verblüfft zu ihm hinauf. Er hätte nie erwartet das Maximus Paranidia derartig Respekt gegenüber den Ritualen andere Religionen besaß. Sobald er seine Verwunderung unter Kontrolle hatte, betete er mit. Nachdem sie fertig waren, hob Xaar Maximus Paranidia die Leiche hoch, um sie auf den Resten des Altars aufzubahren. Alle Anwesenden erstarrten, als der Imperator Humko hoch hievte, unter ihm lag es: das Para Para, er hatte es Slikelmanckfong noch entreißen können.

Es war das größte Fest, das es je auf ‚Ni-Sha-La’ gegeben hatte. In den großen Hallen des Königlichen Palasts feierten die Boronen und die Paraniden, dass der Krieg in letzter Sezura noch verhindert werden konnte. Alles war zugegen, was bei den beiden Spezies Rang und Namen hatte. Gerüchte machten im Saal die Runde; angeblich soll Königin Lar Atreus dem Priesterimperator zugesagt haben, die Kosten für den Wiederaufbau des Tempels auf der Heiligen Ebene zu übernehmen.
Boro versuchte sich zu amüsieren. Er aß etwas, er unterhielt sich mit diversen Gästen und tanzte mit Prinzessin Menelaus, aber es gelang ihm nicht sich zu entspannen. Bei der ersten Möglichkeit zog er sich unauffällig zurück und schwamm hinaus in den weiten Boronischen Ozean. Nach einiger Zeit setzte er sich auf einen einsamen Felsen knapp unter der Wasseroberfläche. Er sah hoch in den Sternenhimmel und gedachte still Humko Du, der als einziger Borone in die Liste der paranidischen Märtyrer aufgenommen worden war.

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