[Story] No Worries - ein Tukan auf Abwegen. (Teile 1-28)

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

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_Belgarion_
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Post by _Belgarion_ » Thu, 10. Apr 08, 18:04

Auf jeden Fall wieder sehr gelungen. Freu mich schon auf das nächste Kapitel.

MfG _Belgarion_
Eine Blase voll Luft fürchtet spitze Nadeln.

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jorganos
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Post by jorganos » Sat, 12. Apr 08, 11:10

Die zwanzigste Episode mit dem abwegigen Tukan, und der letzte Teil des dritten Kapitels, das jetzt ebenfalls als pdf-Version der Teile 14-20 vorliegen sollte.

Wie üblich ist der nächste Teil schon wieder in Arbeit.

Gibt es irgendwelche Wünsche oder Anregungen für die weitere Geschichte?


Teil 20

*****

Glaubte man den Angaben auf dem Gravidar und der taktischen Systemkarte, war in Aladnas Hügel alles friedlich. Die Stationen standen an ihren erwarteten Positionen, Handelsschiffe und Systempatrouillen verkehrten hauptsächlich zwischen Süd- und Westtor.

Auf der Brücke der "No Worries" war man da skeptischer, aber die Überprüfung mit den Außenkameras ergab erst einmal keine Diskrepanzen. Das Schiff nahm Kurs auf die Kampfdrohnenfabrik, um ein paar mehr Optionen bei Angriffen zu haben.

"Fea, auf die Brücke! Entschuldigen Sie bitte, Miss Verdun, aber ich muss Sie und Ihren Kameramann bitten, die Brücke zu verlassen. Wir müssen dringend Systemdiagnosen durchführen. Hwit, begleitest du unsere Gäste? Wir schalten dich in deinem Büro auf."

Von den entgegenkommenden Passagieren blockiert, zapfte sich der Split noch einen schnellen Proteincocktail, bevor er sich auf der Brücke meldete.

"Was los sein mit Sensoren? KI infiziert?"

"Das wollte ich dich auch fragen. Tia, Tras, Doc, irgendwelche Meinungen?"

"Liebe Freunde, lasst uns die Aufzeichnungen prüfen. Wenn wir die ursprünglichen IDs mit den seltsamen abgleichen können, finden wir vielleicht eine Systematik." Der Borone klickte sich durch das Archiv.

"Was das nützen sollen?" fragte Fea aufgebracht. "Wenn Sensordaten könne zuordnen erst wenn tot, nicht brauchen Sensoren."

"Wasss war denn diesssmal alless betroffen?" fragte Trasulias. "Letzsstess Mal waren die Koordinaten Müll und ein Teil der Kennungen Blödssinn."

"Die Koordinaten waren korrekt. Auch die Asteroiden stimmten noch, aber alles mit Energiesignatur war absoluter Mumpitz." Tia stand hinter dem Boronen und prüfte die Aufzeichnungen.

"Rohdaten noch haben?" fragte Fea. "Direkter Sensoroutput, Transponder-Codes..."

"Leider nein.. Die Qualitätsssaufzsseichnungen ssspeichern nur die Ergebnisssse."

"Das ändern müssen."

Auf den meisten Schiffen wäre das ein mittelgroßer Auftrag für einen Datendienstleister gewesen, wie sie auf Aufrüstungsdocks und Handelsstationen aller Art zu finden waren, aber mit Trasulias und Hwitnoarmanckimpeir war das Entwicklerteam bereits an Bord.

*****

Bruder Jerro Tull erwachte in einem hellen Raum, umgeben von weiß gekleideten Gestalten. Er fühlte sich halbwegs schwerelos und herrlich entspannt, und das trotz der Elektroden und Injektionsnadeln, von denen seine Haut nur so wimmelte.

Eine unheimlich sympathische Stimme stellte ihm Fragen. Ja-Nein-Fragen. Das war wohl erstmal auch besser so, irgendwie hatte er Schwierigkeiten, Lippen, Zunge oder Stimmbände zu kontrollieren.

"Waren Sie Passagier auf dem Tukan 'No Worries'?" Ja doch. Wie oft wollen die ihn das noch fragen? Er hätte sich eine Kopie des Interviews mit dem GalNet-Team geben lassen sollen, das hätte ihm sicherlich etliche Fragen der Split und jetzt auch dieses Sympathen erspart.

Eine andere weißbekittelte Gestalt reagierte auf die EKG-Ausschläge, die diese Gedanken bewirkten. "Sollte ein Ja sein."

"Haben Sie Kontakte zur Split-Unterwelt?" Könnte man meinen, so wie die ihn aus der Bar rausgezerrt und zusammengeschlagen hatten.

Der andere Weißkittel zögerte. "Unklare Aussage. Anders formulieren."

"Haben Sie an Bord der No Worries etwas ungewöhnliches bemerkt?" Den Gestank von dieser verdammten Lebendfracht, und ein ungewöhnliches Talent, mit dem Sprungantrieb in Problemen zu landen.

"Ein deutlicheres Ja." Weißkittel 2 überprüfte neben der EKG-Kurve auch noch Temperatur, Hormonspiegel und andere Faktoren. "Eine klare Negativ-Aussage wäre nützlich."

"Besitzen Sie ein eigenes Schiff?" Scherzbold. Mit einem eigenen Schiff hätte Jerro die Passage nicht buchen müssen, und etwas besseres als ein Job in einer Bar wäre auch drin gewesen.

"Ein sauberes Nein. Ok, kannst anfangen."

*****

Teta Nu mampfte fleißig an seinem zweiten BoFu-Würfel des Tazuras, während er eine Zuordnung der Transponder-IDs vor und nach der Fehldarstellung korrelierte und dann die Konsistenz der falschen Daten überprüfte. Glücklicherweise tat die KI dabei den Hauptanteil der Arbeit. Der Borone ertappte sich wieder und wieder bei der Planung, wie er seine Kabine einrichten wollte.

"Tia, ich habe hier zwei weitere ungewöhnliche Umstellungen von schiffsbezogenen IDs und darstellungsbedingten Typklassen. Die räumlichen Koordinaten sind bei der zweiten wundersamen Umstellung auch versprungen, allerdings nur um wenige Grad, beim dritten Mal waren sie wieder normal. Die umstellenden Ereignisse stimmen mit aufgezeichneten Schildschwankungen der beteiligten Kombattanten in unserer Kommunikationsreichweite überein. Als vorläufige, auf diesen seltsamen Beobachtungen beruhende Hypothese kann ich anbieten, dass Energieentladungen innerhalb der Kommunikationsreichweite eine unerwartete Verschiebung der Bibliotheksreferenzen mit sich führen."

"Kein boronisches Gebabbel, Doc. Wenn wir in ein Gefecht geraten, fangen die taktische Karte und das Gravidar zu spinnen an?"

"Ausgezeichnet korrekt, liebe Tia. Danach sieht es aus." Nus Rücken juckte ziemlich unerträglich, also suchte er nach Möglichkeiten, sich an den betroffenen Stellen zu scheuern.

"Also, dann, wenn wir uns am meisten darauf verlassen müssen, versagt das System. Na klasse."

Der Borone verspürte den dringenden Bedarf nach erhöhten BoGas-Konzentrationen, aber sein Umweltanzug war bereits bis zum Anschlag aufgedreht. "Tia, ich muss auf die Krankenstation. Mein Anzug..." Ohne groß eine Reaktion abzuwarten, stürmte der Schiffsarzt durch die Mannschaftsmesse zur Treppe zur unteren Ebene. Die Argonin sah ihm leicht besorgt nach.

Hwitnoarmanckimpeir und Trasulias, die im Büro der Paranidin an den Ergänzungen der Aufzeichnungsroutinen saßen, registrierten den Schiffsarzt als eine vorbeihuschende blaue Erscheinung, die ungeduldig vor dem Türschott der Krankenstation hin- und hertanzte, während selbiges aufglitt. Wenig später war der Verschluss des Regenerationstanks zu hören, wie er zuknallte.

Der Digitale Assistent der Umwelttechnikerin meldete extreme Ammoniakwerte in der Krankenstation. Trasulias schnappte sich die Atemmaske, die zu ihrer Arbeitsmontur gehörte, und watschelte eilig über den Flur.

Diie Ursache für den Gestank war schnell gefunden. Ohne seinen Insassen hatte der Umwelanzug des Boronen seine Arbeit eingestellt. Das Resultat war eine große Pfütze extrem mit BoGas angeereicherten Wassers auf dem Kabinenboden. Die Teladi schnappte sich den medizinischen Absauger und nahm das gröbste erst einmal damit auf.

"Sssspinnssst du, Doc?" zischelte sie erregt. Dann registrierte sie die rot leuchtende Anzeige des BoGas-Reservoirs an dem Umweltanzug. Komplett geleert.

Der Borone schwebte im Regenerationstank. Trasulias konnte ihn kaum erkennen, weil sich an allen Oberflächen kleien Gasbläschen bildeten. Dort drinnen herrschten Bedingungen wie im boronischen Urschleim, beziehungsweise wie in der Produktionsanlage einer BoGas-Fabrik - selbst für Boronen sehr grenzwertige Bedingungen. Teta Nu wedelte etwas mit den Kopftentakeln, ansonsten verharrte er reglos wie in einer seiner Meditationen.

"Hwit, komm ssschnell mal rüber, mit Doc ssstimmt etwasss nicht." Trasulias und Hwitnoarmanckimpeir hatten gemeinsam an der Fortbildung über Spezies-spezifische Lebenserhaltungssysteme teilgenommen, die sie für die Zertifizierung benötigt hatten.

Die Paranidin kam bis zum Türschott ihres Büros, kehrte dann aber um und verschloss das Schott erst einmal. "Belüfte Sie den Bereich, Tras, da werden wir ja blind." Ein Anflug von Panik war selbst in den Basstönen des Vocalizers unverkennbar. Einem Praniden war die Unversehrtheit seiner (oder ihrer) Augen heilig.

Trasulias, der selbst die Augen tränten, stellte die Belüftung der Krankenstation auf Unterdruck, um die Ausbreitung des BoGas zu verlangsamen. Die Luftfilter des Schiffss waren brandneu und sollten die BoGas-Komponenten zuverlässig ausfrieren, zumal die Lebenserhaltungssystem auf komfortable Versorgung von knapp 500 Passagieren ausgelegt waren.

Hwitnoarmanckimpeir schloss mittlerweile ihren Schiffsanzug wie für eine Dekompression und wagte sich in eigene Atmosphäre eingepackt wieder in den Schiffskorridor. "Wie können wir Ihr helfen, Trasulias?"

"Atmosssphärisssche Grenzsswerte. BoGasss für Boronen. Der Doc pfeift ssich gerade konzsssentriertesss BoGasss in dem Regeneratsssionssstank rein."

"Wenn wir uns recht erinnern, können Boronen sogar in einer Atmosphäre aus gleichen Teilen Wasser, BoGas und Standardluft überleben, wenn man den Druck nur langsam senkt. Juvenile Organismen der boronischen Ökologie bevorzugen oft BoGas-reiche Nischen. Hat unser Doc eine Midlife-Krise?"

"Jedenfallsss verbraucht er unsssere BoGasss-Vorräte ssschneller alsss geplant. Bei dem derzssseitigen Umsatzsss reicht dasss ssselbssst bei bevorzsssugtem Recsssycling keine zsswei Tazurasss mehr."

Die Paranidin ging in die Krankenstation und versuchte, mit dem Boronen Kontakt aufzunehmen - vergeblich, Teta Nu hatte sich mal wieder in Trance versetzt, und unterhalb einer Reanimationsanwendung kannte die Crew da nichts, was ihn zurückgeholt hätte.

*****

Aldun Selek war dringendst reif für eine Schlafperiode. Anders als die meisten Frachterpiloten konnte man in einem Personentransporter nur selten den Singularitäts-Zeitverzerrungs-Antrieb, kurz SINZA, einsetzen - hauptsächlich für Zubringerflüge mit Personal für Stationen, oder bei reinen Frachtflügen. Auf Charterflügen wie diesem war das so gut wie ausgeschlossen, weil die Passagiere im Allgemeinen (und die derzeitigen Passagiere im Besonderen) Wert darauf legten, ihre Zeit an Bord auch zu nutzen.

Wenigstens etwas Ruhe konnte sich der Skipper gönnen, seit der Autopilot den Anflug auf die Kampfdrohnenmanufaktur genommen hatte. Kaum hatte er die Augen geschlossen, betraten Tia und Fea die Brücke.

"Skipper, Problem nicht so schnell lösen können, aber Idee haben." Aldun öffnete vorsichtig ein Auge, um einen eifrig gestikulierenden Split zu sehen.

Tia wirkte nicht weniger eifrig. "Skip, Fea meint, wir können eine Wartungsbrücke aufbauen, ähnlich wie die telemetrischen Kontrollstände bei den Raumtorrennen. Da könnten wir mit den Rohsignalen arbeiten, und im Zweifelsfall danach unsere Zuordnungen machen."

"Also nicht komplett blind rumfliegen, sondern wenigstens Silhouetten sehen. Besser als nichts. Wie teuer wird das?"

"An dir Teladi verlorengegangen sein. Glück haben, wenn plündern zweiten Konferenzraum, alles an Bord haben was brauchen."

Aldun Selek machte eine unglückliche Grimasse. Das war jetzt schon das zweite Mal innerhalb weniger Stazuras, dass er mit einem Teladi verglichen wurde. Vielleicht sollte er beim Rasieren aufpassen, ob ihm schon Schuppen wuchsen. "Ok, Fea, du hast grünes Licht. Wie lange brauchst du, und wo soll die Kontrollbrücke hin?"

"In den Bug, in mein Büro," sagte Tia. "Der Platz reicht gerade so, und die Leitungen des Überwachungssystems haben genug Kapazität für den zusätzlichen Datentransport."

"Halben Tazura brauchen werden," fügte Fea hinzu. "Nichts neues sein. Wie alte Zeiten bei Rennen."

"Bestens. Tia, kannst du den Autopiloten beim Andockmanöver überwachen? Ich habe meine zulässige Flugzeit schon längst überschritten."

"Kein Problem, Skipper. Ruhe sanft..."

*****

Das GalNet-Team konferierte in ihrem zum zeitweiligen Studio umfunktionierten Konferenzraum.

"Keine Ahnung, was so etwas verursachen könnte," meinte Hark, der neben der Kamera auch die Administration der Feldausrüstung in der Hand hatte und somit ihr technischer Experte war - bis sie eine echte Autorität auf dem Sektor interviewen konnten.

"Was auch immer es ist, es trägt die Logos des Teladi-Unternehmens und Gates Vesta. Kann GalNet es sich leisten, sowas aufzudecken?" Tego war wie immer auf die Business-Seite eines Unternehmens fixiert.

"Ich schätze mal, die werden eher mehr als weniger Geld in Public Relations pumpen, wenn das hier publik wird. Und dann sind da noch Konkurrenzanbieter - ich denk mal, GalNet könnte finanziell schlechter abschneiden, wenn sie hierüber schweigen, selbst mit einem reichlich vergoldeten Knebel." Samita fing an, sich für dieses Thema zu erwärmen. "Tonio, spiel mir nochmal das Interview mit dem Goner-Jungen vor. Der Teil darüber, wie der Autopilot das Schiff direkt in den Rachen eines Khaak-Clusters geschickt hatte."

Tonio kam der Aufforderung nach, und das Team betrachtete das Interview auf dem Hauptbildschirm, jeder aus seiner ganz persönlichen, professionellen Sicht. Luisa zum Beispiel machte sich Notizen, wo das Make-up unvorteilhaft in dem Holo erschien, damit das bei der elektronischen Nachbearbeitung rausgeschnitten werden konnte. Tonio bemerkte, wie man mit einer nachträglich eingefügten Lichtquelle die Perspektivwechsel der Kameras prägnanter gestalten konnte, während Mac sich über die Aussteuerung der Nebengeräusche Gedanken machte.

Schrecklich viel hatte der Goner zu dem Thema nicht zu berichten - er hatte sich bei einem früheren Manöver den Kopf gestoßen und kam in einer Schutzhülle der Sitzreihe wieder zu Bewußtsein, nur um wenig später auf den Träger "TL Hard Place" transportiert zu werden. Seine Informationen über die Vorgänge hatte er hauptsächlich von der Crew des zerstörten Schiffes.

"Wir sollten die Überlebenden der Crew ausfindig machen." meinte Samita.

*****

Leo Danna und Euen Gardna beobachteten das Verhör des Goners auf den Monitoren eines Kontrollraums an Bord der "A. Rockfellow".

"Was fragen die ihn denn jetzt noch?" wollte Euen wissen, der eher von der technischen Seite des Dienstzweiges kam. Leo hatte mehr HumInt-Erfahrung, und außerdem eine Ausbildung in den Grundlagen moderner wie klassischer Konditionierungstechniken.

"Die prüfen, inwieweit Tulls Erinnerungen beeinflusst worden sind. Die Split scheinen die eher klassische Doppelbefragung durchgeführt zu haben. Primitiv, aber wirksam - das Opfer wird zunächst ohne Folter befragt, um dann unter der Folter den gleichen Fragenkatalog noch einmal abzuarbeiten. EIn geschickter Inquisitor kann in der zweiten Phase Fakten vorschlagen, die das Opfer gleichwertig zu eigenen Erinnerungen aufnimmt."

"Ich dachte, Aussagen unter Folter haben geringen Nutzen?"

"Soweit richtig, wenn du nur die unter Folter gewonnenen Aussagen hast. Ein wenig "Guter Bulle - Böser Bulle" vorweg, und du bekommst eine Aussage, auf die hin du dein Opfer abklopfen kannst. Erstaunlich effektiv, wenn du chemisch induzierte Beeinflussung ausschließen willst - die hirneigenen Neurotransmitter können chemische Blockaden bei ausreichender Reizüberflutung ausschalten."

"Und die Split haben das Zufügen von Schmerzen zur Perfektion getrieben."

"Stimmt. Deshalb kommt diese Methode bei diesem Zeugen auch nicht mehr in Frage. Unsere Leute müssen jetzt also über chemisch und physikalisch induzierte Trance in seinen Kopf eindringen."

"Hatte er irgendwelche Rückstände von früheren Drogen?"

"Keine, die wir kennen, aber dafür einen ganzen Cocktail von Spuren von Naturstoffen, die wir nicht zuordnen und erst recht nicht in der Wirkung der Kombination voraussagen können. Erinnerst du dich noch an die Maja-Moos-geschichte?"

"Wo irgend so ein Hobbyzüchter seine Maja-Schnecken mit teladianischem Moos gefüttert hatte und dann dieses Halluzinogen aus deren Schleim gewonnen hatte?"

"Genau. Das Zeug landete als eine von mehreren nicht-illegalen Substanzen in einer Hangar-Party. Diejenigen, die zusätzlich zu dem Zeug den damals absolut hippen Stott-Schnaps gekippt hatten, bekamen den Horrortrip ihres Lebens und verhielten sich wie Split-Berserker. Die Sicherheitskräfte der Station mussten die Atmosphäre der Hauptkorridore ablassen, um die Lage unter Kontrolle zu bringen."

"Die Befragungsprotokolle von der Hard Place hatten da doch was über seltsame Reaktionen bei den Boronen."

"Stimmt. Angeblich wurden die zu Berserkern."

"Die Schiffssicherheit der Hard Place hatte doch Bildmaterial von den Teladi konfisziert. Was ist daraus geworden?"

"Keine Ahnung." Leo überprüfte den Index der Anlagen. "In diesem Paket sind die nicht mit drin, Lass uns die Hard Place kontaktieren."

*****

Eine Stazura später hatten Euen und Leo das Material schon anderweitig gefunden. Ein Teladi hatte die Bilddaten auf einen Speicherchip kopiert, den er wohl als Hautschuppe getarnt an den Vernehmungsbeamten vorbeigeschmuggelt hatte, und diese auf MyHolo.te hochgeladen. Die technisch recht hochwertigen Aufnahmen zeigten einen seltsam angetörnten Boronen, der eine muskulöse Argonin in Security-Montur scheinbar mühelos durch die Luft wirbelte und in das Mobiliar schleuderte.

"Platz 15 in den ´Top100 der populärsten Downloads, und diese inkompetenten Flaschen auf der Hard Place schaffen es nicht, uns die von ihnen konfiszierten Aufnahmen zuzuschicken." Euen Gardna zweifelte manchmal an den Rekrutierern des Geheimdienst, "Fehlt jetzt nur noch, dass wir das GalNet-Interview als Bootleg angeboten bekommen."

"Da sagst du etwas," meinte Leo Danna. "Wir haben doch einen der Info-Hacker auf dem Dock in Firmenstolz zurückgelassen. Der soll mal den Schwarzmarkt abkopfen."

Ban
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Post by Ban » Sat, 12. Apr 08, 16:38

Gibt es irgendwelche Wünsche oder Anregungen für die weitere Geschichte?
Ja, eine Fortsetzung und keine Verschlechterung der Qualität. :D

Die Story gefällt mir, bin mal gespannt, in was die No Worries al nächstes reingerät.
Vielleicht fliegen die in einen Khaak-Schwarm, der auf dem Gravidar wie ein Militärkonvoi aussieht. :D

Greetz Ban

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DeiNaGoN
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Post by DeiNaGoN » Sun, 13. Apr 08, 00:49

Soo... Ich hab jetzt mal pdf numero uno gelesen, und mir hats gefallen :D
Ein paar Anmerkungen: Man schreibt "Maneuver" eigentlich "Manöver". Der Name eines Teladi hat mich sehr an einen griechischen Feldherrn und Politiker( zumindest glaube ich mich erinnern zu können, dass er Feldherr war) erinnert (Themistokles... ). Der andere Teil seines Namens ist auch witzig, Heliografos bedeutet soviel wie "Himmelsschreiber"...
Richtig witzig war der Humor in der Story (Gates Vesta, usw..)
Jetzt werd ich demnächst nochmal den zweiten pdf teil lesen, weil heute werkel ich noch ein wenig an meiner Story...

Greetz, DeiNaGoN

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jorganos
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Post by jorganos » Mon, 14. Apr 08, 00:46

DeiNaGoN wrote:Soo... Ich hab jetzt mal pdf numero uno gelesen, und mir hats gefallen :D
Freut mich.
Ein paar Anmerkungen: Man schreibt "Maneuver" eigentlich "Manöver".
Dann oute ich mich mal als antediluvianischer Angehöriger der Generation vor der Rechtschreibdeform (genau so gemeint). Die ganze Aktion hat nix gebracht. Inzwischen schreibt jeder, wie es ihm passt.
Der Name eines Teladi hat mich sehr an einen griechischen Feldherrn und Politiker( zumindest glaube ich mich erinnern zu können, dass er Feldherr war) erinnert (Themistokles... ). Der andere Teil seines Namens ist auch witzig, Heliografos bedeutet soviel wie "Himmelsschreiber"...
Sonnenschreiber - antike Methode für Telegraphie mit Spiegeln. Ich konnte mir gerade noch so verkneifen, den ersten Namen "Aristides" zu machen.

Teladi-Namen klingen für mich ein wenig griechisch, und wenn ich an den Reeder Onassis denke, ist der große CEO nicht so weit.

Am meisten Spaß machen mir immer noch die Split-Namen.


Teil 21 ist noch nicht ganz so weit. Hab da nen ziemlich langen Textblock, bei dem ich mir noch nicht sicher bin, ob der bleibt.

@Ban:
Gravidar bleibt ein Problem, das sich allmählich ausweitet. Ich neige da eher zu Xenon als Khaak, aber alle anderen sind auch willkommen.

Was haltet ihr denn so von Bürgerkriegen?

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DeiNaGoN
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Post by DeiNaGoN » Mon, 14. Apr 08, 13:45

@ jorganos
Helios...das griechische Wort, dass ich immer mit Uranos (= Himmel) verwechsle :D
btw: Irgendwie peinlich, für einen der Griechisch LK gewählt hat :D

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jorganos
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Post by jorganos » Tue, 15. Apr 08, 23:28

Nun endlich geht's weiter. Nächsten Teil passiert auch wieder was...


Teil 21

*****

Tupmanckellot gab seinem Piloten die Anweisung, das Aufrüstungsdock in Herzenslicht anzufliegen. Die Eskorte des schweren Transporters vom Typ Herkules - drei Dreiergruppen Perseus - belauerte mit einsatzbereiten Feuersturm-Torpedos die örtlichen Großkampfschiffe. Viel zu oft fielen paranidische Schiffe "versehentlich falschen Zielauflösungen" im argonischen Raum zum Opfer.

Tupmanckellot, Ermanckalsat & Partner war ein erfolgreiches mittelständisches Unternehmen mit eigenen Produktionsstandorten in Imperialer Grenzbezirk, Herzogs Vision und Unheilige Herkunft, mobilem Bergbau, Zulieferungshandel mit Produkten aus Fremdherstellung und einem nicht näher eingegrenzten Geschäftsbereich, der Bergungsunternehmungen, Informationsbeschaffung, Inkasso und gelegentlichen Polizeieinsätze umfasste.

Tupmanckellot hatte die Firma mit wenig mehr als einem gebrauchten Demeterfrachter und etwas Taschengeld gegründet. Er entstammte einer unbedeuteten Familie aus Herzogs Vision, die die Raumschmieden der näheren Sektoren mit gehobenen paranidischen Lebensmitteln versorgte. Sein Rang in der Hierarchie der Dreidimensionalität war so niedrig, dass ihn nicht viel von den unheiligen Paraniden der neuen Systeme um Reich des Kardinals trennte, auch wenn er sich über die Jazuras zumindest einen guten Ruf bei den Priesterbürokraten hatte erarbeiten können. Seine Sprungfrachter belieferten gerade die entlegeneren boronischen und Split-Sektoren mit Sojagrütze, insofern hatte er sich an die Familientradition gehalten. Auf dem Rückweg transportierten seine Frachter BoGas, Stott-Gewürze, Nostrop- oder Rastar-Öl, die bei den paranidischen Agrarbetrieben guten Absatz fanden.

Trotz all dieser hart erarbeiteten Erfolge hatten ihn die Hierokraten des paranidischen Imperiums weitgehend ignoriert, wenn es um Regierungsaufträge ging. Spenden und gemeinnützige Einsätze hatten sein Ansehen so weit gesteigert, dass er paranidische Großkampfschiffe hätte bestellen können, aber das war es dann auch in Punkto Respekt. Irgendwann war es ihm zu bunt geworden, und er hatte den hoch-defizitären Mini-Konzern Ermanckalsats, des Priesterherzog von Unheilige Herkunft, mehrheitlich übernommen und diesen als Partner in das Unternehmen geholt. Ermanckalsats Rang und Name eröffnete auf einmal den Weg zu Regierungsaufträgen als Schiffsausrüster. Dummerweise bestanden die Regierungsvertreter auch darauf, mit Ermanckalsat zu verhandeln, weswegen Tupmanckellot sich mehr und mehr auf die unkonventionellen Aspekte seines Unternehmens konzentrierte.

Als Havariekommissar und Bergungsexperte war es ihm gelungen, allmählich das Vertrauen des Versicherungsunternehmens der Goner-Sekte zu erwerben und bei ungewöhnlichen Havarien Schadensansprüche und egentuelle Restwerte fest- und sicherzustellen. Der aktuelle Auftrag war recht hoch dotiert - eine Reihe von Zwischenfällen östlich der ehemaligen Xenon- und derzeitigen Piratensektoren, bei denen unter anderem ein Solarkraftwerk und einige Schiffe zerstört worden oder verschwunden waren. Unter anderem galt es, das Solarkraftwerk wieder aufzubauen. Bei erfolgreichem Abschluss der Nachforschungen dürfte ihm und seinem Unternehmen endlich die Technologie des Fracht- und Personentransporters der Goner verfügbar gemacht werden. Schon aus diesem Grund war das hier Chefsache, auch wenn es ihn in die argonischen Sektoren verschlug.

Nebenbei ging es auch um die Erweiterung der Produktpalette. Ermanckalsat stand in Verhandlungen über die Produktion von Raketen, und Tupmanckellot erwog, seine Produktpalette um Stoffrheime und das Ausgansmaterial, delexianischer Weizen, zu erweitern, die bei der Produktion der Gefechtsköpfe und Raketensysteme unerlässlich waren.

Tupmanckellot sollte hier mit Vertretern der argonischen Kriegsopferhilfe Kontakt aufnehmen. Dabei würde er wahrscheinlich wieder eine substantielle Spende übergeben müssen, um mit hinreichend hochgestellten Unheiligen ins Gespräch zu kommen.

Ein vorausgeschickter Pegasus Aufklärer hatte gemeldet, dass die Stationstrümmer im Nachbarsystem mit Navigationsbaken der hiesigen Polizei markiert waren. Er würde also erst aufräumen müssen, bevor er den Wiederaufbau einleiten konnte.

*****

Tia orderte ein Dutzend Kampfdrohnen von der Manufaktur. Fea schimpfte zwar darüber, wie der Frachtraum immer weniger Platz für die laufenden Arbeiten bot, aber der hätte auch gemeckert, wenn sie keine an Bord genommen hätten. Spätestens bei der nächsten Begegnung mit Khaak oder Xenon.

Auf der Kommunikationsanzeige sah sie neben dem öffentlichen Newsfeed auch ein Gespräch aus der Passagiersektion mit der Station. Als Sicherheitsbeauftragte bedauerte sie fast, dass nur der öffentliche Feed noch mit der Wanze infiziert war. Sie entschloss sich für die nächstbeste Möglichkeit und befragte Hwitnoarmanckimpeir wegen des Anrufs.

"Wir haben den vermittelt. Einer der Kameraleute fragt wegen modifizierten Drohnen an - angeblich kauft GalNet derartig modifizierte Kampfdrohnen überall an. Statt Laser tragen die Aufzeicnungsgeräte."

"Klingt nützlich."

"Wir denken, dass ein billiger M5 Aufklärer unter Fernsteuerung ähnlich nützlich wäre und nicht so schnell den Geist aufgibt."

"Stimmt, aber wenn du eine Kamera für Nahaufnahmen ins Kampfgetümmel schickst, rechnest du auch nicht mit langer Lebensdauer."

"Wir wüssten nicht, wozu wir derartige Aufnahmen bräuchten."

"Überleg mal, Live-Feeds für Erlebnisreisende."

"Uns erscheint das immer noch sehr kostspielig - die Drohnen müssten die Technologie erweiterter Satelliten tragen, um das zu leisten. Für drei solche Drohnen kriegt Sie den Aufklärer in Grundausstattung."

"Na gut, überzeugt. - Wann schaffen wir uns so einen Aufklärer an?"

"Besser nicht. Wir würden Fea da nicht raushalten können, und was nützt uns ein Mechaniker, der mit einem zerbrechlichen Schiff Piraten jagt?"

"Och, ich denke mal, dass man Fea auch auf der Service-Brücke beschäftigen könnte, wenn er da die Steuerung des Aufklärers überwachen könnte. Fea ist einer der besten Kopiloten im Renngeschäft gewesen."

*****

Leo Danna trat nach einer Schlafperiode wieder seinen Dienst als Analyst in der Einsatzzentrale an Bord der Alphonsius Rockfellow auf. Euen Gardna hatte eine Doppelschicht geschoben und aus öffentlich zugänglichen Archiven sowie Verkehrsüberwachungsdaten eine unabhängige Akte über die No Worries angefertigt.

"Leo, die Akte, über die wir gesprochen haben, liegt in deinem Eingangsordner. Der Public Footprint ist ein echtes Meisterstück - alles andere als lückenlos, aber absolut glaubhaft. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass ständig Passagiere an Bord kommen und gehen..."

"Also eine so wasserdichte Legende, wie sie sonst nur Schläfer haben?"

"Das, oder aber die arbeiten weniger im Feld und mehr als Führungskader für Feldagenten. Für einen Personentransporter haben die sich erstaunlich oft in den Sektoren um Brennans Triumph aufgehalten."

"Wo war das denn protokolliert?

"Stationsdaten aus Weg zur Freiheit."

"Bekannt dafür, dass dort alles gehandelt wird, was Brennans Triumph oder Loomanckstraats Vermächtnis auch im Angebot haben. Insbesondere Technologie-Daten. Hast du schon eine Differenzanalyse laufen lassen?"

"Läuft noch. Der Trend der bisher registrierten Differenzen zeigt nach Trantor."

"Ah ja, diese wunderschöne Fiktion mit der argonischen Registrierung."

"Genau. Ich habe hier auch mal ein Register mit in den letzten zwei Jazuras noch in Trantor registrierten Schiffen angelegt. Fällt dir was auf?"

"Allerdings. Vierzig Prozent davon fliegen für uns, und mindestens die Hälfte der anderen ist für Kollegen der anderen Völker tätig."

"Und die restlichen dreißig Prozent haben zumeist Dreck am Stecken, oder aber die Registrierung kann nicht unabhängig bestätigt werden, da sie von kurz vor der Zerstörung Trantors datieren."

"Trifft aber nicht auf diesen Tukan zu. - Wie viele von diesem Register waren vor mehr als fünf Jazuras schon in Trantor registriert?"

"Anhand der Angaben in den Schiffspapieren, etwa dreißig Schiffe. Davon allein zwölf von unseren Tarnidentitäten."

"Dann werde ich wohl dreißig Public Footprints erstellen müssen, um sie mit denen des Tukans zu vergleichen."

"Zwölf davon sollten aktenkundig sein."

"Verwechsel nicht echte Öffentlichkeit mit von uns gemachter, Euen."

"Schon klar. Da fällt mir ein, unsere Geisterspurenleger könnten da brauchbare Daten gesammelt habe, während sie die Legenden in die Stationsdaten eingefügt haben."

"Ich kenne da eine Analystin in Argon Prime, die die Geisterspurenleger der Konkurrenz mit solchen Analysen jagt. Mal sehen, ob ich ihre Untestützung anfordern kann. - Gibt es sonst noch aktuelle Neuigkeiten von unserem Vogel?"

"Nicht viel. Die sind nach Aladnas Hügel gesprungen und liegen zur Zeit an der Kampfdrohenmanufaktur. Sind anscheinend vor einem Transpondervirus aus Hatikvahs Glaube geflohen, der auch unsere Split-Freunde vertrieben hat. Keine Ahnung, wo der herkam - Yaki, Piraten, andere Geheimdienste... Fisty hat drei Mann darauf angesetzt. Wenn das so weitergeht, müssen wir bald weitere Leute ranholen."

"Das, oder ohne Schlaf auskommen. Sieh zu, dass du noch etwas Ruhe bekommst, solange die uns zugestanden wird!"

*****

Hark Ohneaim und Tego Sahkarna saßen bereits seit fünf Stazuras an ihren Monitoren und versuchten, die nötigen Bauteile und Genehmigungen für die Aufnahmedroiden zu besorgen.

"Sag mal, Hark, könnten wir uns die nicht einfacher aus der Senderzentrale besorgen, wenn wir da hinspringen?"

"Negativ, Tego. Samita befürchtet, dass die unsere Spesen streichen, wenn wir da ohne Reportage auftauchen, und noch haben wir nicht genug."

"Und deshalb muss ich dir hier beim Basteln helfen. So, ich denke, das wärs. Ich habe Lieferzusagen für alles auf deiner Liste. Ich verzieh mich mal, bevor Samita wieder auf Deck ist und die nächsten Schritte ausgearbeitet haben will."

"Schon gut. Ich geh mal auf die Station und kümmere mich darum, dass die die Kupplungen richtig hinkriegen."

*****

Fea r'Ttg betätigte die Subraumkompressionskontrolle für den zweiten Konferenzraum. Auf seiner Schwebepalette stapelten sich die Displays und Eingabeeinheiten der ehemaligen Kommunikation-Einrichtung. Er steuerte seine Beute jetzt an der sonstigen Fracht vorbei Richtung Bugschleusen, wohin er bereits sämtliche Schiffsbetriebsdaten auf zusätzlichen Kanälen hingeroutet hatte.

Die fabrikneue KI bereitete ihm Probleme. Das Teladiunternehmen war geradezu paranoid, wenn es um den Schutz ihrer - generall nur mangelhaft dokumentierten - Schnittstellen ging, und das doppelte Auslesen der Rohdaten wurde als Versuch der Softwarepiraterie behindert, so gut es ging.

Schon aus diesem Grund verwendeten die Rennställe das - offiziell obsolete - Gates Experience-Betriebssystem, die vor den Khaaküberfällen der allgemeine Standard war. Inzwischen wurde das Betriebssystem nur noch für Systeme mit reduzierter Hardware ausgeliefert.

Als ob das irgendjemanden im Rennzirkus gehindert hätte, die minderwertigen KIs für Interaktion mit aktueller Hardware aufzuwerten. Die Hardwaretreiber blieben ein Problem, aber vieles ließ sich mit nicht-intelligenten Netzwerklösungen umbiegen. Für den Anfang hatte Fea einmal mehr eine ältere Spielekonsole als Kernstück der Interaktionskontrollen umgebaut. Mit einem KI-Kern wäre es wieder möglich, externe Einheiten auch per Sicht auf einem der Nebenmonitoren zu steuern. Für's erste musste die Gegenkontrolle für die Sensordaten ausreichen.

*****

Aldun Selek erwachte aus seinem wohlverdienten Schlaf zum Geräusch des Timers - da der noch auf Werkseinstellungen lief, zu einem unangenehm fröhlichen teladianischen Werbespot für Delexianisches Müsli. Die KI war zwar alles anderes als geistig begabt, aber zumindest konnte sie die Rasse ihrer Besatzung richtig ermitteln und die Werbeeinblendungen entsprechend anpassen. Aldun erinnerte sich, dass das Vorgängermodell ihm immer Schuppenpolitur oder die neuesten Nostrop-Snacks anpreisen wollte.

Der Skipper war überrascht und auch ein wenig irritiert, dass ihn niemand vor dem Timer aus dem Schlaf gerissen hatte. Ein Blick auf die Statusanzeigen des Schiffs zeigte keinen Handlungsbedarf, und auch der Terminkalender war für die nächste halbe Stazura leer. Selek begab sich in die Nasszelle und bestellte eine Dusche.

Fünf laute Flüche und diverse kleinere Hautabschürfungen später hatte er festgestellt, dass die KI zwar seinen Weckruf, aber nicht die Nasszelle an seine Rasse angepasst hatte. Oder dass die argonische Werbung nur zufällig eingespielt worden war? Jedenfalls hatte er sich gerade nach Paranidenart mit 60 Grad heißem Sand sandstrahlen lassen. Er öffnete das Kabinenmenu an der Statusanzeige und korrigierte alle Einstellungen. Dann befahl er einen Testlauf der Dusche, bevor er sich wieder der Gnade der KI aussetzte.

Geduscht und mit abgespülter Depiliercreme bereitete er mental sich auf den kommenden Arbeitstag vor. Erst einmal ein Frühstück - ein großer Topf heißen Powercaff mit viel Zucker und Weißer, dazu ein Sandwich und die aktuellen Nachrichten. Dann auf die Brücke. Von der Crew hatte er bisher niemanden gesehen, und so früh am Tazura war er auch ganz froh darüber.

Ds Schiff lag immer noch in der Andockklammer der Kampfdrohnenmanufaktur. Ein Protokolleintrag von Hwitnoarmanckimpeir besagte, dass die GalNet-Leute noch auf ihre umgebauten Drohnen warteten. Sobald die an Bord wären, sollte es losgehen zu den Trümmern des Sonnenkraftwerks.

Er überprüfte den Status der Crew. Fea hatte den Einbau der Kontrollbrücke beendet und führte jetzt einige Tests mit Tia und Trasulias durch, Hwitnoarmanckimpeir schob Bereitschaft in ihrem Büro, und Teta Nu war auf der Krankenstation. Moment mal: im Regenerationstank der Krankenstation? Was war denn da los?

Da er auf der Brücke nichts mehr zu erledigen hatte, stieg der Skipper auf die Ebene der Passagiere hinab. Hwitnoarmanckimpeir war in der Kombüse am Werkeln - sechs argonische Frühstücksportionen wartete darauf, mit heißem Powercaff in die Passagiermesse gebracht zu werden.

"Hwit, was ist denn schon wieder mit Teta Nu los?"

"Der hat sich eine BoGas-Therapie verordnet und sich in eine Trance versetzt. Näheres wissen wir auch nicht, aber Trasulias meint, dass die BoGas-Vorräte noch zwei Tazuras ausreichen sollten."

"Hat er uns Anweisungen gegeben, was wir mit ihm machen sollen?"

"Nur eine: eine Ammoniak-Sättigung aufrechtzuerhalten."

"Na schönen Dank. Was machen die Passagiere?"

"Warten immer noch auf ihre Drohnen. Wir sagen Ihm Bescheid, wenn sie neue Manöver vorhaben."

"Gut. Ich seh mir dann mal Feas Werk an."

*****

Tia saß in ihrem ehemaligen Büro und fühlte sich fast wie in ihrem ehemaligen Jäger.

"Einfach irre, Fea. Und bei den Rennen habt ihr das auch so gemacht?"

"Da in den Trainings sogar Schiff fernsteuern. Hier noch nicht können. Andere KI bräuchten, anderes Betriebssystem."

"Hmm. Die Anforderungen musst du mir mal geben, vielleicht habe ich da was..."

"Der Teladi noch nicht geschlüpft sein. Erstmal Ortungsdaten wieder lesbar machen."

"Gut, dass du deine Prioritäten kennst, Fea." Aldun Selek steckte den Kopf durch die Kabinentür. "Wie sieht's aus, haben wir hier die Rohdaten?"

"Daten noch blutig wenn hier eintrudeln. Auch haben Leitung auf Kommunikationsstand zwei auf Brücke, wenn KI da aussperren."

"Das ist doch schonmal was. Wisst ihr, was mit dem Doc los ist?"

"Ich wie Aquarianer aussehen? Doc blau machen."

"Sorry, Skipper, auch keine Ahnung."

"Na klasse. Einen Tazura können wir ihn da im Tank lassen, dann geht uns der Ammoniak aus."

"BoGas gibt's drei, vier Sektoren südlich..."

"Breiter Graben hat auch Ärzte. Im Zweifel fliegen wir die Forschungsstation an."

"Verdammte Boronen. Immer sich einbilden, Extrawurst brauchen..."

BierCraft
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Post by BierCraft » Wed, 16. Apr 08, 03:01

hehe geil...ich warte bereits auf den nächsten teil

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Sir Squallus
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Post by Sir Squallus » Wed, 16. Apr 08, 10:14

also ich muß sagen geniale Story :rofl:
weiter so !!

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jorganos
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Post by jorganos » Fri, 18. Apr 08, 14:01

Es kann weitergehen.


Teil 22

*****


Samita Verdun hatte die Pause und ihren Schlaf dringend benötigt. Nichtsdestoweniger war es jetzt an der Zeit, die Nachforschungen wiederaufzunehmen. Sie hielt den Kriegsrat mit ihrer Mannschaft beim Frühstück, das die Paranidin erstaunlich geschmackvoll - für argonischen Geschmack - angerichtet hatte.

"Tego, was machen die Übertragungsdrohnen?"

"Zwei hiesige Prototypen können wir übernehmen, die restlichen zehn dauern noch."

"Na gut, machen wir das. Wir sollten den Schauplatz dokumentieren. - Stewardess?"

Der Kopf der Paranidin erschien auf dem Kommunikationsdisplay in der Passagiermesse. "Sie wünscht?"

"Können wir die Position des zerstörten Solarkraftwerks M beta anfliegen, sobald wir die ersten Übertragungsdrohnen geladen haben?"

"Wir verständigen den Skipper. Einen Augenblick, bitte."

Hwitnoarmanckimpeir aktivierte den Brückenkanal. Die Kommunikationsdisplays sowohl auf der Brücke als auch auf der neien Kontrollbrücke übermittelten ihr Durchsage.

"Skipper, die Passagiere wollen zum zerstörten SKW geflogen werden."

"Geht klar, Hwit. Klar zum Abdocken in 5 Mizuras. Tia, Standby für Frachtübernahme."

Hwitnoarnanckimpeir schaltete auf den Passagierkanal zurück. "Abflugbereit in fünf Mizuras oder nach Erhalt der Fracht. Benötigt Sie besondere Vorrichtungen oder Ausstattungen?"

"Wir hatten eigentlich an Flyby-Aufnahmen von den Stationstrümmern gedacht."

"Unseren Scans zufolge sind einzelne Bereiche der Station noch betretbar. Wir empfehlen allerdings Bergungsausrüstung zusätzlich zu Ihrem normalen Raumanzug, und Sensoren und Handfeuerwaffen für den Fall illegaler Besetzungen der Trümmer."

"Wäre das Betreten noch möglich? In dem Fall werden wir einen Außenspaziergang machen. Auf Feuergefechte sind wir allerdings nicht eingestellt."

"Auch unsere Sicherheitsdienste sind nicht auf Feuergefechte außerhalb des Schiffs eingestellt. Üblicherweise engagieren wir für derartige Sondereinsätze externe Security-Fachleute."

"GalNet heuert dafür üblicherweise lokale Dienstleister an. - Tego, check mal die Liste der hiesigen Personenschutzunternehmen."

"Herzenslicht oder Thuruks Bart sind die nächsten Agenturen."

*****

Seava r'Sclt saß in einem seiner Skorpion-Jäger und verfolgte einen Schmuggler in einem schweren Jäger des Typs Falke, und zwar der Teladiversion. Der Rest seiner Flotte lag noch im Ausrüstungsdock von Thuruks Bart fest. Was auch immer in die Freund-Feind-Erkennung eingedrungen war, bisher hatte es sich nur durch den kompletten Austausch der Schiffs-KI entfernen lassen. Er hatte einen Kaiman chartern müssen, um wenigstens eine minimale Überwachung des Zielobjekts zu gewährleisten. In der Zwischenzeit lag seine Flotte im Dock, der Rest der Piloten bekam Gehalt für das Nichtstun, und er selbst versuchte, die nötigen Credits durch Polizeiarbeit hereinzuholen.

Dieser Schmuggler da kam ihm gerade recht. Die Schildstärke war groß genug, dass er lange Serien von Treffern erreichen musste, um die Hülle auch mal anzukratzen. Mit den 5000 Credits für einen Abschuss wäre seine finanzielle Situation allerdings auch nicht viel besser, deshalb bemühte sich Seava, den Piloten zum Aussteigen zu überreden - nonverbal, mit Hilfe seiner Energieplasmawerfer. Der Verkauf eines solchen Schiffs in halbwegs annehmbaren Zustand konnte mehr abwerfen als eine hochrangige Mission.

Der Pilot - ein Teladi - schien allerdings wenig geneigt, Seava den Gefallen zu tun. Auch über einen Abwurf seiner Fracht ließ er nicht mit sich verhandeln.

Seava entschloss sich, von der KI ein paar der voreingestellten Standard-Phrasen zu übermitteln. "Ich dir nun zeigen, was Schmerzen sein!" Hochbezahlte Psychologen hatten diese Phrasen entwickelt, damit sich Piloten in Raumkämpfen nicht durch eingehende Gespräche ablenken ließen. Die KI übernahm das Kommunikationsprofil mit der Pilotenakte.

Experimente hatten gezeigt, dass die KI auch eingehende Kommunikation in derartige Standardphrasen übersetzte. Sie übernahm allerdings die animierten Pilotenportraits des Absenders.

Manchmal fragte sich Seava, ob auch die Ankündigung zum Ausstieg von der Schiffs-KI generiert oder auch verhindert wurde. Einmal hatte er durch eine Cockpit-Kanzel beobachtet, wie ein Pilot verzweifelt zur Ausstiegsschleuse rannte, während dessen Kopf noch im Kommunikationsdisplay "Boronische Piloten ergeben sich nicht so einfach!" durchgesagt hatte.

Während sich also die KIs seines Skorpions und des Falken des Teladi Beleidigungen an die Computerkerne warfen, versuchten die Piloten an den Steuerknüppeln, den jeweiligen anderen zu beschießen, ohne selbst Treffer zu kassieren. Wie üblich war der leichtere Jäger bei diesem Spiel im Vorteil, solange er Treffer vermied. Seava kurvte fast nach Belieben um den schwerfälligen Falken herum, richtete aber mit seinen Waffen nur wenig Rumpfschaden an, da er gegen einen schweren Schildgenerator antrat. In einer eins-zu-eins-Situation wie dieser war das dem Kopfgeldjäger nur recht. Jedes erneute Zusammenbrechen der Schilde löste einen starken Appell an die Selbsterhaltungstriebe sowohl des Piloten als auch der KI aus.

Gerade, als er einen guten Anflug gegen den fast vollständig erloschenen Schild flog, verlor entweder der Pilot oder die KI des Schmugglers die Nerven. Oder die Ehefrau? Verwundert sah der Split ein halbes Dutzend Raumanzüge vom Schiff wegdriften, während er den Zielpunkt wegzog und mit Hilfe der Steuerdüsen den letzten Energiestößen auswich, die das Schiff noch abgegeben hatte.

Da er keinen Haftbefehl hatte und der Skorpion nicht genug Frachtraum für die gesamte Wolke von Raumanzügen bot, verzichtete Seava darauf, die Raumanzüge einzufangen. Stattdessen scannte er noch einmal das aufgegebene Schiff.

Mist, die letzte Salve hatte einen tiefen Krater in die Schildphalanx gegraben und den Schild abgeraucht. Die installierten Waffen waren wie meistens überladen worden und zu nichts mehr zu gebrauchen. Die Fracht - ein Dutzend Container mit Raumkraut - war noch an Bord. Seava scannte das System nach potentiellen Kollegen oder Schiffen der Obrigkeit. Ein "Waffenhändler" am Rand der Scannerreichweite, sonst nichts. Behutsam steuerte er mit geringer Geschwindigkeit auf den nun stillstehenden schweren Jäger zu und nahm eine Position in 35 Metern Entfernung des Schwerpunktes ein.

Ein letzter Blick auf die Raumanzüge - die drifteten mit ihrer jämmerlichen Maximalgeschwindigkeit auf die Handelsstation zu. Da seine KI noch nicht katatonisch war, brauchte er nicht zu befürchten, dass die Ausgestiegenen sein Schiff übernehmen würden. Seava schloss sein Visier und betrat die Ausstiegsschleuse.

Während er auf das Schiff zuschwebte, um die katatonische KI mit Hilfe der allgemeinen Override-Codes zu übernehmen, fragte er sich zum wiederholten Mal, warum die entsprechende Software, mit der das aus dem Cockpit heraus ermöglicht wurde, bei allen Völkern als illegal eingestuft wurde. Wahrscheinlich, weil sie nicht vom Teladi-Unternehmen exklusiv vertrieben wurde...

Die Schiffs-KI erwachte wieder zum Leben, und das Schiff erschien jetzt unter einer neuen Kennung als seiner Firma zugehörig. Seava steuerte zurück in die Schleuse seines Skorpions, um von dort aus den Autopiloten anzuweisen, das Ausrüstungsdock anzufliegen, wo der Rest seiner Flotte wartete.

Da der schwere Schild des Falken das Gefecht nicht überlebt hatte, übertrug Seava einen Ein-Megajoule-Schild, um weitere Schäden bei der Überführung zu vermeiden - Kollisionen mit Mikrometeoriten oder Markus-Raumfliegen würden den Wert des angeschlagenen Schiffes noch weiter vermindern.

Zu Beginn seiner Karriere war es noch möglich gewesen, eine Schiffs-KI ohne große Beachtung der Hardwarekomponenten zu transferieren. Seit der Einführung von Gates Experience wurde das erschwert, die KI verankerten ihre Identitäten in den unwahrscheinlichsten Systemkomponenten. Einmal hatte er eine Umwälzpumpe in seinem Leguan austauschen müssen und war danach einen halben Tazura damit beschäftig gewesen, das Betriebssystem wieder neu zu registrieren. Seitdem Neuschiffe nur noch mit Gates Vesta ausgeliefert wurden, war die Migration einer mitgelieferten KI ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang geworden.

Natürlich konnte man ungebundene KIs erwerben. Diese kosteten etwa so viel wie ein sparsam ausgerüstete schwerer Jäger. Aber auch diese wurden beim ersten Einbau in ein System auf die Hardware geprägt. Die Teladi wussten, wie man Credits druckt. Allerdings wussten Mechaniker auch, wie man Hardware dazu bringt, für die KI so auszusehen wie ihre Vorgänger...

*****

Bei seiner Rückkehr zum Aufrüstungsdock fand Seava eine Anfrage auf seinem Leguan vor - ein GalNet-Team suchte ein paar Security-Leute für einen Außeneinsatz. Der Split zögerte nicht lange - schließlich war das Zielobjekt auch dort. Da mittlerweile zwei Skorpione "entlaust" waren, sammelte Seava fünf seiner Leute um sich und brach nach Aladnas Hügel auf.

*****

Die No Worries steuerte behutsam auf die Trümmer des Solarkraftwerks zu. Auf der Brücke befanden sich neben Aldun Selek im Pilotensitz und Trasulias an Scannern und Kommunikation auch noch der Tontechniker des GalNet-Teams, der eine Steuerkonsole für die Aufzeichnungsdrohnen bediente. Der Rest des GalNet-Teams wurde von Tia und Hwitnoarmanckimpeir auf den Weltraumspaziergang vorbereitet. Tego und Luisa würden an Bord der No Worries die Aufnahmen koordinieren, während Samita und die beiden Kameraleute in Bergungsanzügen in die Station eindringen wollten. Tia verpasste den Presseleuten noch eine Einführungslektion für das Betreten von Wracks in Druckanzügen, während sie auf die Ankunft ihres Security-Teams warteten. Fea hockte in dem zum Wartungscockpit umgebauten Büro bei der vorderen Andockschleuse und justierte die Eingangssignale. Der Doc steckte noch immer im Regenerationstank.

Zwei Jäger vom Typ Skorpion näherten sich und identifizierten sich: "GalNet-Team, Seavas Kauti- äh, Seavas Security sich melden für Außeneinsatz. Rendezvouskoordinaten jetzt senden."

Tego betrachtete den Split mit der Narbe in seinem Kommunikator. "Seavas Security, gehen Sie längsseits zu unserem Schiff. Wir treffen uns in der Einstiegsschleuse des Transporters zur Einsatzbesprechung."

"Verstanden haben. Vier Mann an Bord kommen. Ein Schiff längsseits gehen, ein Schiff weiteren Abstand halten. Gleich sehen."

Samita hatte Bedenken geäußert, mit als schießwütig bekannten Split in die Station einzudringen, Tego hatte argumentiert, dass das Konkurrenzangebot - eine Teladi-Firma aus Firmenstolz - eher auf Personenschutz bei Großveranstaltungen spezialisiert war, während diese Firma schon Reporter im Fronteinsatz bewacht hatte.

Vier Raumanzüge schwebten auf die Einstiegsschleuse zu. Tia und Hwitnoarmanckimpeir machten ihre Handwaffen einsatzbereit und signalisierten Fea die Ankunft des Security-Teams. Alle drei trugen ebenfalls verstärkte Raumanzüge. Als zusätzliche Vorsorgemaßnahmen hatte Tia den Zugangskorridor und den zu diesem Anlass ausgefalteten Besprechungsraum mit Rauch- und Blendgranaten sowie fernsteuerbaren Disruptoren ausgestattet, die von Feas Wartungscockpit aus kontrolliert wurden. Ein Vierertrupp in voller Kampfmontur bedeutete ein beträchtliches Risiko für jedes zivile Schiff.

Tia nahm die vier Split in Empfang: "Bitte treten Sie ein. Wir bitten Sie, ihre Karabiner im Eingangsbereich abzulegen."

Die vier Split setzten in der offenen Einstiegsschleuse auf. Der Anführer antwortete per Helmkommunikator: "Einen Mann in Schleuse postieren, wird Waffen übernehmen. Rest kommen rein."

"Auch gut." Offensichtlich ging der Split kein Risiko ein, indem er die Waffen unbeaufsichtigt ließ. Tia schloss das äußere Schleusenschott und belüftete den Zugangsbereich. Die Außenmikrophone ihres Raumanzugs übermittelten das gewohnte Geräusch mit Orkanstärke einströmender Luft. Da beim Ein- und Ausschleusen prinzipiell Raumanzüge getragen wurden, waren die Windgeschwindigkeiten kein Problem. Als der Druckausgleich mit dem Frachtbereich abgeschlossen war, übergaben drei der Split ihre Karabiner an den vierten. Tia öffnete das innere Schott, hinter dem Hwitnoarmanckimpeir, Samita Verdun und Tego warteten.

"Die Kreaturen mögen folgen," intonierte Hwitnoarmanckimpeir und wies den Weg zum Besprechungsraum. Die Split öffneten ihre Helmvisiere und traten zu dem leisen Surren der Anzug-Servomotoren in den Korridor. Samita und Tego gingen voran.

*****

Seava betrachtete das Schiff aufmerksam. Ein fabrikneuer Teladi Tukan, mit diverser ein- und ausfaltbarer Ausstattung, als Frachter, Truppentransporter oder Luxusliner einsetzbar. Von Gebrauchspuren nichts zu sehen. Die Crewmitglieder waren beim Kontakt von Angesicht zu Angesicht schon interessanter. Die Argonin sah tough aus und hatte eine Körpersprache, die klar ihr Revier beanspruchte. Die Paranidin gab sich geschäftsmäßig. Falls sie seine Anwesenheit als Bedrohung ansahen, ließen sie sich das nicht anmerken.

Das GalNet-Team bestand nur aus Argonen. Das Weibchen aus dem Korridor schien das Sagen zu haben, ihr Gefährte die Verhandlungen zu führen. Die anderen machten den Eindruck erfahrener Techniker.

Im Zentrum des Raums schwebte ein Holodisplay, auf dem Scandaten der Stationruine mit einer Blaupause der Station überlagert waren. Die Auflösung der Daten war von guter, fast schon militärischer Qualität. Rund um das Display standen stabile Bänke, die der Belastung durch Kampfanzüge standhalten würden.

"Seava r'Sclt, ich bin Samita Verdun. Wir haben Sie engagiert, um uns bei Aufnahmen an Bord der Stationstrümmer Deckung zu geben. Um eins vorwegzunehmen, wir rechnen aufgrund unserer Scans nicht damit, auf bewaffnete Gegner zu stoßen, aber es besteht die Möglichkeit, dass wir es mit autonomen Systemen oder versteckten Gegnern zu tun bekommen."

Typisch für Argonenweibchen sprach sie in einer ähnlichen Stimmlage wie die meisten Split.

"Split verstehen. Gruppe in Mitte nehmen. Zwei Split vorangehen, einer in Gruppe bleiben, einer folgen. Portraitaufnahmen erst in gesicherten Räumen machen. Kameraleute in Gruppe bleiben."

"Wir beabsichtigen, unser Eindringen möglichst authentisch aufzuzeichnen. Wir haben dafür Helmkameras, die wir Ihnen geben wollen. Haben Sie dagegen irgendwelche Einwände?"

"Solange Bewegung nicht stören, machen können."

"Wir können unsere Haupt-Kameras auf kleinen Schwebern steuern, die Kameraleute brauchen also nicht die Gruppe zu verlassen. - Wir beabsichtigen, hier einzudringen -" in dem Display leuchtete der Andockbereich der Station auf - "und uns zu den Kontrollräumen, den Unterkünften und in diesen Teil der Produktion durchzuarbeiten." Entsprechende Sektionen wurden nach und nach markiert.

Das Männchen übernahm jetzt die Einweisung. "Das ganze überwachen wir von hier aus. Wie Sie sehen können, haben wir gute Scannerdaten. An Bord der Station werden wir ein Funkrelais verwenden. Ich übermittle Ihnen die Missionsfrequenzen." Die Helmdisplays bestätigten den Eingang der Daten.

"Wir Aktion auch scannen, von Schiff längsseits."

"Gut, zwei Sensoren sehen mehr als einer. Miss Silsarna, können wir die Scans überlagern?"

Das angesprochene Argonenweibchen der Crew betätigte ein paar Einstellungen an der Steuerung des Displays. "Kein Problem, wenn die Signale Standardkoordinaten verwenden. Ich gebe Ihnen die Frequenzen. - Fea, Kanal 7 zum Scorpion längsseits öffnen!" Eine Stimme in ihrem Helmkommunikator - möglicherweise ein Split - antwortete.

Seava gab seinerseits über Helmfunk die entsprechenden Anweisungen an den Piloten. "Colt 1, Scannerdaten über Kanal abgleichen. Du wissen, wann auf Kanal und wann Teamspeak senden."

Die Argonen wussten, was sie wollten, und er konnte seinen Teil dazu liefern. Alle Beteiligten machten einen routinierten Eindruck, was ihn zumindest bei der Besatzung des Tukans etwas verwunderte. Aber irgendeinen Grund musste die Versicherung ja haben, ihn für diese Sache angeheuert zu haben.

"Alles klar gemacht. Loslegen können. Für Übersetzen von Skorpion schleppen lassen, so schneller gehen."

Da es keine weiteren Einwände gab, trotteten Seava und seine beiden Begleiter wieder zur Einstiegsschleuse, gefolgt von dem GalNet-Weibchen und den beiden Kameraleuten. Die Besatzungsmitglieder bildeten den Abschluss.

In der Schleuse angekommen übernahmen die Split wieder ihre Karabiner. Die Argonin der Besatzung schleuste sich mit den anderen aus und übergab noch eine mobile Einheit mit tragbarem Generator und Werkzeugen zum Reaktivieren der Tore an einen Kameramann. Der Pilot der Colt 1 fuhr Handgriffe aus und schleppte die Expedition bis zum Andockbereich.

*****

Tupmanckellot überwachte das Einladen des argonischen Solarkraftwerks am Dockausleger der Werft in Herzenslicht. Seine Montagetechniker hatten die Anlagen geprüft und verstaut. Die Aufbauinstruktionen für die Installationsdrohnen schienen in Ordnung zu sein. Jetzt galt es nur noch, die Stationstrümmer einzusammeln und für das Recycling vorzubereiten.

"Kurs Aladnas Hügel. Wir haben eine Station zu ersetzen."

Ban
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Post by Ban » Fri, 18. Apr 08, 17:29

1. Die Fortsetzung gefällt mir.

2. Die Ausführungen zu "Gates Vesta" und absurden Ankündigungen der NPCs in X3 waren genial, hatte gut was zu lachen.

3. Der Teil, in dem du aus der Sicht des Split erzählst, ist gut gemacht.

4.
Du wissen, wann auf Kanal und wann Teamspeak senden."
Teamspeak? Der Split spielt zu viele Multiplayer Games.

Greetz Ban

Sammy88
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Post by Sammy88 » Sat, 19. Apr 08, 01:00

Kann Ban nur zustimmen :-)
Du bist Skripter aus Leidenschaft? Mach mit bei der ***modified*** und stolz drauf!-Initative!

***modified*** und stolz drauf! Sammy Software Inc., Xenon Sektor 596

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bonesawmcl
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Post by bonesawmcl » Mon, 21. Apr 08, 21:42

Hab die Story jetzt ganz gelesen und kann dazu nur sagen " :thumb_up: "
die einfälle sind echt genial und sehr gut umgesetzt (dein sprachstil gefällt mir)


mfg bonesaw



PS: nur eins frag ich mich... wieso sind die noch nicht auf die freie Lenox KI umgestiegen? :D (zumindest die Piraten...)
***modified*** und stolz drauf!

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jorganos
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Post by jorganos » Tue, 22. Apr 08, 22:59

Sorry, nächster Teil wird einfach noch nicht fertig.

Zum Teil entwickelt sich die momentan bearbeitete Situation nicht ganz so, wie ich mir das gedacht habe (bzw erscheint mir das verzapfte momentan nicht so doll), zum Teil liegt das vielleicht daran, dass ich gerade mal wieder etwas intensiver X3 spiele (und versuche, Bala Gi im Pirat-Buster zu überstehen, mit nem Orca als Zugmaschine).

Ansonsten erstmal danke für alles Lob und alle Kritik. Mich würde mal interessieren, wieviele Leute das hier lesen - die Zahl der Zugriffe (meine eigenen eingeschlossen) verschleiert das ja doch. Würde ein Poll sehr nerven?


@Ban:

2. Mit Gates Vesta bzw. Gates XPerience bin ich noch nicht fertig.

Battlestar Galactica ist zwar nicht mein Ding (ich habe das Original mit Papa Cartwright gesehen und mich über die Serie damals aufgeregt, und die neue Serie hat vieles ähnlich und einiges störend anders, ohne dabei weniger Logikfehler zu machen), aber die KI-Phobie im Xenon-Universum dürfte ähnlich ausgeprägt sein. Ich sehe die momentanen Schiffs-KIs bestenfalls auf dem Level der persönlichen Assistenten in "Red Mars", also brauchbare Heuristiken, und schlechtestenfalls auf dem Niveau eines aktuellen Mobiltelefons. Auf keinen Fall Schiffsavatare wie Andromeda. Außer für die Xenon.

3. Die Sichtwechsel geben mir noch mal die Chance, andere Details zu beschreiben, und es macht Spaß, die Argonen etc. mal als "Kreaturen" oder "unheilige Nomaden" zu analysieren.

4. Für die Charaktere im X-Universum ist das ein Multi-Player-Spiel. Wenn man derartige Einsätze so halbwegs wie in Cyberpunk durchziehen kann (bzw. wie in Alien 2), dann macht eine Teamspeak-artige Kommunikation doch Sinn. Warum das Baby umbenennen?



@bonesawmcl
Die Piraten sind die besten Kunden der Teladi - sie beziehen ihre Schiffe von deren Werften. Welche OEM haben die wohl drauf?

Bei den Yaki wäre ich mir da weniger sicher. (Und wer baut denen eigentliche die Schiffe? Nicht Don Maranis Marodeur.)

Lenox, Nonex, irgendwas in der Richtung wird gemacht. Aber das Problem mit den Softwarepatenten ist im X-Universum eher noch größer.

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jorganos
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Post by jorganos » Sat, 26. Apr 08, 17:28

So, es geht endlich weiter. Hat ein wenig gedauert, bis ich die Situation auf die Reihe gekriegt habe. Ich hoffe, die Story macht weiterhin Spaß und Sinn. Fortsetzungen folgen.


Teil 23

*****

Samita Verdun hielt sich an den Halterungen des Splitjägers fest. Eins musste man diesen Split lassen, sie hatten einen Sinn für das Praktische. An dem Skorpion dauerte die Passage gerade mal ein paar Mizuras, während sie aus eigener Kraft der Raumanzüge mindestens eine Drittel Stazura gebraucht hätten.

Der Skorpion verlangsamte behutsam und hielt unter den zerschossenen Andockklammern an, um seinen Reitern den Absprung zu erleichtern. Zwei der Split hatten den Sprung noch während des Anflugs gemacht und schwebten jetzt mit nicht unerheblichem Tempo auf die Öffnungen in der Stationswand zu. Kurz vor ihrer Ankunft feuerten sie ihre Steuerdüsen und verlangsamten sich auf normalere Geschwindigkeiten, dann waren sie durch die Öffnungen in das Innere der Station eingetaucht.

Samita folgte dem Anführer der Split, der mit gesenkter Stimme die Statusberichte seiner Vorhut sowie die Scannerdaten seines Jägers abfragte. Die Split bewegten sich wie grazile Raubtiere, und das trotz ihrer recht klobigen Kampfanzüge. Trotz ihrer anfänglichen Skepsis war sie jetzt heilfroh, dass die Split es zuerst mit jeglicher Gefahr in dieser Station aufnehmn würden, und wehe dieser Gefahr.

Sie erinnerte sich an ihre eigentliche Aufgabe und diktierte ihre Eindrücke auf ihren DA. "Die Trümmer des Solakraftwerks hängen bedrohlich über uns. Die Kollektorenfläche ist mit Einschüssen und Kollisionsspuren übersät. Die Schleusenschotts sind ausgerissen, sämtliche Luft dürfte aus der Station entwichen sein. Wir suchen hier nach Hinweisen, was sich in den letzten Sezuras auf dieser Station abgespielt hat."

Die beiden Split an der Spitze waren zum Hauptkorridor vorgestoßen. Da die künstliche Schwerkraft keine Energie mehr bekam, mußten die Magnetsohlen der Stiefel eingesetzt werden.

"Hark, gib mir eine Totale auf eure Gruppe! Etwa von dem Schott, wo eure Vorhut gerade sichert. Tonio, mach ein paar Detailschwenks von den Schäden. Eure Perspektive kriege ich schon von den Helmkameras. Samita, such du dir die besten Motive aus deiner Position." Tegos Regieanweisungen ging über den Gruppenkanal ein.

"Bring einem Teladi bei, aus einem Ei zu schlüpfen! Sag uns lieber, wo wir weiter müssen."

"Moment, Luisa gibt euch den Kurs auf euer Positionsdisplay. Sammi, mach du deine Kommentare!"

"Wir sind jetzt an dem Schauplatz der Evakuierung der Station angekommen. Keine herumtreibenden Gepäckstücke oder Überreste von Lebewesen, keine Frachtcontainer im Verladesystem. Wären hier nicht die Zerstörungen, könnte man eine reguläre Evakuierung vermuten."


*****

Das GalNet-Team hatte die ehemalige Steuerzentrale des Solarkraftwerks erreicht. Die Reporterin kommentierte die Bilder der Holokameras, die ein recht verwüstetes Großraumbüro zeigten: "Das ehemalige Hirn dieser Station ist offensichtlich seit der Explosion besucht worden. Sämtliche Terminals und Datenträger sind entfernt worden, Verschalungsteile und Büroartikel schweben wie ein Schneetreiben im Raum."

Die vordringenden Split hinterließen Wellen kleiner Gegenstände, die aus ihren Bahnen gerissen wurden. Alles war in Bewegung.

Wie nicht anders zu erwarten war, hatten alle Split Schwierigkeiten, ihre Reflexe unter Kontrolle zu halten, aber sie waren gut ausgebildet.

"Verdammte Unordnung. Jemand hier gesucht haben." Seava r'Sclt hatte genug luftleere Stationen und Schiffe gesehen, um zu wissen, dass die schwebenden Gegenstände sich erst nach dem Entweichen der Luft im Raum verteilt hatten. "Jemand wütend geworden. Akten durch Raum geworfen."

"Boss, Wärmesignatur gefunden. Türmotor gelaufen, nicht mehr als 2 Stazuras her."

"Colt Papa an Colt 2, sehen irgendwelche angedockten Schiffe? In Winkel gucken!"

"Colt 2 an Colt Papa, machen Scan nach deaktivierten Systemen. Nicht sehen aktive Schiffe an Station. Wenn Außenteam wie wir rübergehen, nix finden werden."

"Colt Papa an Colt 2: NavSat abrufen, ob Verkehr aufgezeichnet haben."

Seava bedeutete seiner Vorhut, sich beiderseits der Tür zu stationieren, während er Samita und den zweiten Kameramann aus der Schusslinie rausdrängte - der erste Kameramann hatte schon professionell Deckung gesucht und seine Aufnahmegeräte in Position gebracht.

Der vierte Split befestigte den mobilen Generator an der Türkontrolle, deren Verkleidung sich den vielen im Raum rumtreibenden Dingen angeschlossen hatte. Sobald er die Energieversorgung dran hatte, zog auch er sich in Schussposition zurück und betätigte die Stromversorgung für die Tür per Fernsteuerung.

Weil die Station keine Atmosphäre mehr hatte, öffnete sich das Schott lautlos - andernfalls hätte man das gequälte Aufheulen der Türservos und das heftige Knallen des Schotts gegen die Arretierung hören können.

Ansonsten passierte erstmal nichts. Seava suchte den dahinterliegenden Korridor auf Streustrahlung oder Wärmesignaturen ab und versuchte, auch das dort herumtreibende Zeug zu ignorieren.

Nichts im direkten Sichtfeld, aber im Quergang war irgendetwas, das Strahlung abgab. Seava tippte den Kameramann neben sich an und berührte dessen Sichtscheibe mit der seines Helms.

"Du schicken kleine Kamera in Korridor. Hinter Ecke gucken müssen."

Der Argone schien verstanden zu haben. Eine seiner kleinen Schwebekameras (von denen mehrere für die Surround-Aufnahmen erforderlich waren) bewegte sich knapp unter der Korridordecke den Gang entlang. Seava konnte auf dem geteilten Kontrolldisplay des Argonen verfolgen, wie sich die Perspektive im Gang allmählich änderte.

Tatsache! Links hinter der Ecke lagerte ein mobiler Generator, wie sie selbst einen geliehen hatten, auf einer großen Schweberpalette. Dahinter hingen mehrere Packnetze mit in Vakuumtüten gepackten Pflanzen oder ähnlichem. In dem Quergang purzelten die schwebenden Gegenstände teilweise recht munter durcheinander. Irgendjemand mußte sie kürzlich gestört haben.

Seava bedeutete seiner Vorhut, in den Korridor vorzustoßen, nachdem ein Schwenk und nachfolgende weitere Kameras in die andere Richtung des Quergangs auch keine sichtbaren Gegner gezeigt hatten. Die Split hatten Mühe, keine Welle schwebender Gegenstände vor sich her zu treiben. Schließlich nahm sich der zweite Split ein Packnetz aus seinem Anzugharnisch und sammelte sich einen freien Bereich.

Kaum waren die Split in Position, tat sich etwas im Quergang - mehrere Packnetze, die denen auf der Schwebepalette ähnelten, taumelten durch ein offenes Schott. Die Split hatten sich an Boden, Wand und Decke des Korridors verteilt, durch ihre Magnetstiefel gegen ein Abdriften gesichert.

Fünf Packnetze prallten träge von der Wand gegenüber des Schotts ab. Eine eher kleine Gestalt in einem Raumanzug schob ein sechstes, voluminöseres Packnetz aus dem Schott. Außer den Stiefeln war nicht viel zu erkennen. Die Gestalt stapfte etwas ungeschickt auf die Schwebepalette zu. Hinter ihr kam ein weiteres großes Bündel über zwei Beinen aus dem Schott.

Seava machte sich an seinem Tornister zu schaffen und zog einen kleinen Holoprojektor raus. Im Vakuum hört man keine Schreie, und auch keine Aufforderungen, die Waffen fallen zu lassen - beziehungsweise beiseitezustoßen, wenn man sich in der Schwerelosigkeit befand. Aus diesem Grund hatte Seava kleine Holodisplays, denen er die üblichen Floskeln über Helmfunk diktieren konnte. Der einzige Nachteil war, dass die so aufgeforderten Gegner nicht auf gleiche Weise antworten konnten, deshalb hatte der Kopfgeldjäger die Aufforderungen sorgfältig formuliert.

Seava warf drei der Projektoren in den Gang. Kleine Magnetplatten sorgten dafür, dass sie an Boden und Wänden haften blieben, während sie ein rotes Blinklicht über der den jeweiligen Texten aussandten, um die Aufmerksamkeit der potentiellen Leser zu erregen.

*****

"In Gangmitte begeben, alle Waffen wegstoßen, Arme ausbreiten, Funkkontakt einstellen!"

Samita, die diese Aktion auf ihrem Regiedisplay im Nachbarraum verfolgte, bemerkte erneut, dass die Split-Grammatik sich hervorragend für Kommandounternehmen eignete - diese Aufforderungen hätten von einem beliebigen Marine kommen können. Boronen vielleicht einmal ausgenommen, die hätten doppelt so viel Text benötigt und Höflichkeitsfloskeln eingefügt.

Wer auch immer in den Raumanzügen steckte, die Gestalten dachten nicht daran, den Aufforderungen nachzukommen. Die vorderste Gestalt versuchte, hinter der Palette in Deckung zu hechten, die beiden hinteren Gestalten schleuderten ihre Pakete auf die Projektoren zu und hasteten in den Raum zurück, aus dem sie gekommen waren.

Die Split eröffneten das Feuer mit Projektilwaffen und Fangnetzen, die sich beim Aufprall schnell über alle Oberflächen ausrollten und sich mit einer schaumartigen Substanz festklebten. Samita hörte in ihrem Empfänger Tonios Stimme auf dem GalNet-Privatkanal: "Typische Sklavenjägerwaffen - die Projektile durchlöchern die Anzüge, der Isolierschaum auf den Netzen dichtet die wieder ab."

"Ich hatte mich schon gewundert, was der Split hauptberuflich macht."

"Tego sagte, normalerweise arbeitet der als Kopfgeldjäger."

"Zumindest weiß er, was er tut."

Hark hatte seine Aufnahmegeräte in den Quergang vorgeschoben. Die neuen Perspektiven zeigten, dass die Gestalt hinter der Schweberpalette ein Teladi sein musste, der jetzt eine Handwaffe bereitmachte. Aus dem Nebenraum hatten sie noch keine Bilder. aber kurze Plasmastöße aus Handwaffen deuteten auf ähnliche Vorgänge hin.

*****

Hwitnoarmanckimpeir leistete Tego und Luisa in ihrem Studio Gesellschaft. Sie war überrascht, wie souverän die argonischen Zweiaugen mit der Flut von Holobildern umgingen - eine derart anspruchsvolle optische Verarbeitung hätte sie den kläglichen Gehirnen dieser gehandicapten Rasse gar nicht zugetraut. Natürlich halfen ihnen ihre Computer, aber trotzdem war dies eine enorme Anzahl an Perspektiven, die zu einem Ganzen zusammengefügt sein wollten.

Als die Split und das GalNet-Team auf die anderen Eindringlinge gestoßen war, hatte sie - wie auch die anderen Besatzungsmitglieder der No Worries, die einen Live-Feed hatten - sich von ihrer eigentlichen Aufgabe hier - der Übergabe der Sensordaten ihres eigenen sowie der beiden Splitschiffe - hatte ablenken lassen. Genaugenommen nur in der Überwachung dieser Daten. Dennoch fiel ihr im Winkel des rechten Auges auf dem Gravidar ein Großtransporter mit paranidischer Kennung auf, der vom Südtor aus in ihre Richtung unterwegs war. Sie prüfte den Vektor.

"Skipper, wir bekommen Besuch. Ein paranidischer TL mit Eskorte."

"Bemerkt. Recht große Eskorte. Sobald die auf Funkreichweite ran sind, nehmen wir Kontakt auf. Trasulias, informiere die Sicherheitsleute."

*****

"Colt Papa, Tukan sich melden. Langstreckenscan Besuch zeigen."

Seava verfluchte den argonischen Philosophen Murr Phi. "Boroneninnereien und Teladihirn, die Verstärkung gerufen haben. Colt 1, auf Abfangkurs gehen. Colt 2, Tukan Deckung geben. Tukan, bereitmachen für Übernahme! - Wir uns beeilen müssen. Sturmangriff!"

*****

"Bei der heiligen Dreidimensionalität, was ist denn hier los?"

Tupmanckellot traute seinen Anzeigen nicht. Ein mittlerer Jäger vom Typ Skorpion raste auf seinen Verband zu, zwei weitere Schiffe hielten sich in der Nähe der Stationstrümmer. Eine dritte Gruppe gemischter Jäger flog von der Ekliptik auf die Trümmer zu.

"Ruder, voller Stopp. Erstes Auge, Abfangkurs auf den Skorpion. Zweites Auge, Kurs auf die Neuankömmlinge aus der Ekliptik. Drittes Auge, Deckung bieten, lokales Militär in den Augen behalten. Alle Türme bemannen."

Je drei schwere Jäger der Perseus-Klasse verteilten sich in den drei Gruppen vor dem Stationstransporter. Tupmanckellot hatte jetzt nur noch zwei Kurier-Aufklärer an seinem Transporter angedockt, einen davon für ihn selbst reserviert.

"Erstes Auge, Ankömmling warnen. Verluste vermeiden!"

Das Führungsschiff der ersten Perseus-Gruppe nahm den Funkkontakt mit dem Skorpionjäger auf: "Unheiliger, verlasse Er diesen Kurs, oder wir befördern Ihn in die ewige Verdammnis!"

*****

"Tukan, Boss sagen, du klarmachen für Evakuierung. Wir dir Deckung geben."

"Bestätigt." Aldun Selek seufzte, als er die Boosterweiterung aktivierte. Die No Worries sprang wie von einem Riesen getreten auf die Trümmer der Andockklammern zu. Die Dinge wurden schon wieder interessant.

Trasulias klapperte nervös die Schiffs-IDs in der Sektorkarte ab. Noch war alles neutral dargestellt und nach Schiffstypen gegliedert alfabetisch aufgelistet.

"Die Paraniden sind mit 10 Schiffen dabei, drei Dreiergruppen Perseus und ein Herkules-Transporter. Vier andere Paraniden im System, aber zu weit weg, gehören wahrscheinlich nicht dazu. Ein Argon-Zentaur mit schwerer Eskorte kommt von Westtor, ein paar Zöllner am Osttor. Moment, da kommt ein Teladi-Waffenhändler mit Eskorte auf uns zu, aus der Ekliptik!"

"Der reinste Zirkus. Fea, siehst du das selbe, was wir hier haben?"

Der Split meldete sich aus der Kontrollbrücke: "Roger, Skipper. Haben noch einen Großtransporter am Südtor, mit schwerer Eskorte - Argonen."

"Tia, Heckkanzel bereit?"

"Bereit und geladen, Skipper. Wen darf ich anpeilen?"

"Konzentrier dich auf die Teladi, die Split spielen mit den Paraniden, und die argonischen Gastgeber halten sich noch zurück. Klingt nach multilateralen Verhandlungen."

Aldun stellte den Nullschub ein, als der Tukan noch 500 Meter von den Andockklammern entfernt war. Mit den Steuerdüsen versetzte er dem Schiff die zusätzlichen Impulse, um hinter dem Andockbereich Deckung zu suchen.

Fea meldete sich aus der Kontrollbrücke: "Nur ich sein, oder gerade Deja-Vu haben? Du gleichen Kurs wie letztes Mal nehmen?"

"Mit dem kleinen Unterschied, dass die Steuerung diesmal noch anspricht und wir nicht in einer Pfütze sitzen oder liegen. Und Xenon sind auch nicht beteiligt."

*****

Vier Split in Kampfanzügen hechteten in den Quergang und legten ein Sperrfeuer aus Projektilen. Die Spezialmunition zerpulverte kurz nach dem ersten harten Stoß, deshalb hatten sie keine Querschläger zu befürchten. Seava und seine Leute rannten die Wände entlang. Ein Split sprang quer über den Gang auf den in Deckung liegenden Teladi und klebte diesen mit einem aufgesetzten Fangnetzschuss in ein handliches Bündel, das er dann zu den anderen Packen auf die Schweberpalette warf, während er die Handwaffe in ein Haltenetz an seinem Anzug steckte. Seava und die anderen beiden Split überrannten die beiden Schützen im Nebenraum, die - wohl aus alter Gewohnheit in Schwerkraft - nur den Boden des Ganges mit ihren ungezielten Schüssen bestrichen hatten. Auch hier sorgten zwei Fangnetzschüsse aus kürzester Distanz dafür, dass die Gegner immobilisiert waren, allerdings folgte noch etwas Gerangel, bis sie auch entwaffnet waren. Seava sah sich in dem Raum um und bemerkte eine Bewegung in einer Nische.

"Deckung! Noch mehr da sein!"

Er zog eine Blendgranate aus seinem Gürtel und warf sie in die Nische, dann sprang er an die Wand. Und prallte ab, nachdem er die dünne Schicht Teladianium über dem Isoliermaterial zerbrochen hatte - irgendjemand hatte hier eine Behelfswand eingebaut, an der seine Magnetstiefel keinen Halt fanden.

Ein kurzer Schub seiner Steuerdüsen schob ihn zurück an die Wand, und ein Feuerstoß, der seinen Rumpf getroffen hätte, sengte gerade mal die Rüstung an seinem Wurfarm an.

"Beim Urschleim!" Jetzt war er richtig sauer. Über die Decke stürmte er auf die Nische zu und feuerte mit Dauerfeuer in den abgetrennten Raum. Ein paar Projektile trafen die beiden Raumanzüge, der Rest zersplitterte die Glaskolben und Destillationsapparaturen, die hier für den Abtransport verladen waren. Ein Handgriff, und aus der Verdickung unter dem Projektillauf schossen Fangnetze auf die leckgeschlagenen Raumanzüge.

"Alles klar sein. Drogenlabor hier bergen wollten. Glauben, alle erwischt haben. Alles schnappen und auf Palette schmeißen, dann raus hier!"

Als hätte er es geahnt, ertönte auf seinem Teamspeakkanal die Stimme von Colt 1: "Colt Papa, haben Kontakt mit Paranidenstaffel schwere Jäger. Drohen uns."

"Colt 1, Bündel Auroras vorschicken. Wenn das nicht fruchten, ganzes Magazin Hurrikan rausjagen. Nahkampf vermeiden."

*****

Hwitnoarmanckimpeir und Fea r'Ttg standen in Raumanzügen in der offenen Schleuse der No Worries und halfen den GalNet-Leuten, an mit dem mobilen Generator Bord zu kommen. Ihnen auf den Fersen steuerten die Split eine Schweberpalette, die mit diversem Stückgut beladen war, darunter fünf in Netze verzurrten Raumanzügen. Die Palette rauschte fast ungebremst gegen das innere Schleusenschott.

"Schott dicht, und nix wie weg von hier!"

Der Skipper liess sich sowas nicht zweimal sagen und jagte die No Worries mit Maximalbeschleunigung auf ein größeres Loch in der Kollektorenfläche der zerstörten Station zu. Ein unangenehmes metallisches Kreischen bestätigte Feas Befürchtungen, dass dort nicht genug Platz für das Schiff gewesen sein konnte.

"Die Kratzer du selber rausholen! Schiff nagelneu sein!"

Tia mischte sich von der Geschützkanzel aus ein: "Endlich bekommt der Pott etwas Charakter!"

Trasulias beobachtete auf der Sektorkarte, wie der entferntere Skorpion eine Rakete abschoss. Einen Augenblick später spielten die Anzeigen verrückt, die Schiffs-IDs sprangen hin und her, während die KI verzweifelt versuchte, die wechselnden Schiffsklassen alfabetisch zu ordnen.

"Tras, das hat keinen Zweck. Fea, sofort in die Kontrollbrücke!"

Der angesprochene Split programmierte einen Override, um das Schott der noch kaum belüfteten Schleuse zu öffnen, und versteifte seinen Anzug. Auch Hwitnoarmanckimpeir hatte die orkanartige Dekompression des Zugangskorridor erwartet und sich darauf vorbereitet, alle anderen Insassen der Schleuse wurden gegen das äußere Schott gewirbelt. Noch vor dem Zurückschwappen der Druckwelle hatte Fea den Anzug wieder entsteift und ließ sich in den Korridor schieben, um dann in Tias umgebautes Büro zu verschwinden. Hwitnoarmanckimpeir wartete den Druckausgleich ab, bevor sie in den Korridor ging und ihre Waffe bereitmachte.

"Wir empfehlen, sämtliche Waffen abzulegen, oder wir werden das Schott schließen und das Außenschott öffnen. Ihr Split könnt eine bewaffnete Wache in der Schleuse lassen, alle andere Waffen werden eingesammelt und abgeliefert. In diesen Dingen sind wir noch humorloser, als Paraniden es von Haus aus sind!"

*****

Fea r'Ttg hatte die Kontrollbrücke in Rekordzeit erreicht und ließ sich in den "Pilotensessel" fallen. Die Anzeige der KI war wie schon bei dem Zwischenfall in Hatikvahs Glaube das reinste Chaos. Der Mechaniker holte sich eine Version auf den Bildschirm, die nur die Transponder-IDs aller Schiffe im Sichtbereich darstellte. Ein ähnliches Bild - waren seine Computer auch korrumpiert? Er sah genauer hin, und beobachtete, wie die Transponder-IDs entfernterer Schiffe sich der Reihe nach umwandelten.

Ein dritter Monitor lieferte nur Geschwindigkeitsdaten und Schildstärken der georteten Objekte. Da war alles in Ordnung.

"Skipper, du schalten Erkennung runter auf Schilddaten, Freund-Feind aus. Alles andere nur ID-Müll. Alle Transponder in Nähe verrückt spielen."

"Copy, Fea. Verdammt, die KI weigert sich, die Transponder zu ignorieren!"

"Blöde Blechkiste. Ich der zeigen wo lang gehen. Wir rausfliegen hier, Akeelas Leuchtfeuer vorschlagen."

*****

Sammy88
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Post by Sammy88 » Sun, 27. Apr 08, 23:02

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jorganos
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Post by jorganos » Mon, 28. Apr 08, 09:40

Und es geht schon weiter...



Teil 24

*****

Seava sah sich einer Paranidin mit einem PBK-Karabiner gegenüber - ein hässliches Gerät, mit breiter Mündung und schwerer Beschleunigereinheit. "Paranidin, wir hier Gefangene haben. Schlagen vor, Fangnetzwerfer behalten. Ihr haben Zellen?"

"Dies ist kein Sklaventransporter. Wir können eine Lagerraumsektion bereitmachen."

"Gut. Gefangene befragen müssen. GalNet-Samita, du bei Befragung dabei sein. Für Protokoll: Inhaber der argonischen Polizeilizenz vernehmen auf frischer Tat erwischtes Drogensyndikat. Gefangene und konfiszierte Beweismittel auf Schweberpalette liegen."

"Wir haben ein Lagerraumabteil bereitgestellt." Hinter der Paranidin weitete sich der Korridor zu einem für Schweberpaletten dimensionierten Fahrweg, der in mehrere offene und eine geschlossene Frachtraumsektion führte. Am Ende des Fahrwegs war immer noch das Zugangsschott zum Besprechungsraum zu sehen.

Seava nominierte einen seiner Angestellten als Wache und verstaute seine Waffe in einer Transportkiste.

"Colt 1 an Colt Papa, Unterstützung brauchen. Anzeigen wieder verrückt spielen. Nach Sicht fliegen, Paraniden auch nicht klar sehen."

"Colt Papa an Colt 1 - weites Ausweichmanöver fliegen, zu uns aufschließen bei --- Paranidin, was Kurs sein?"

"Kurs auf Akeelas Leuchtfeuer, Teladi Handelsstation."

"Aufschließen bei Osttor. Colt 2, weiter Eskorte fliegen. Nur auf Sicht. Paranidin, müssen zum Besprechungsraum. Brauchen Sicht der Lage."

*****

Auf der Brücke der "Alphonsius Rockfellow" staunten Navigationscrew und Scannerspezialisten des Geheimdienst über das sich ausbreitende Datenchaos. Gerade hatte es die paranidische Gruppe erreicht - der schwere Transporter hatte gerade die Identität eines boronischen Taxidienstes angenommen.

Dann stellte sich auch die Anzeige der eigenen Begleitjäger um.

"An alle Begleitschiffe: Sofortiger Rückzug nach Herzenslicht. Nicht schießen, egal was die Anzeigen melden. Ich wiederhole: unter keinen Umständen schießen!"

Der Navigator stellte das Südtor als Ziel ein und gab dem Autopiloten den Befehl zum Durchflug.

"Andockerlaubnis verweigert." Die universelle Frauenstimme der KI überbrachte die verblüffende Nachricht ungerührt wie immer.

Der Navigator überprüfte seine Angaben, gab dann erneut den Befehl.

"Andockerlaubnis verweigert."

"Übernehme manuelle Kontrolle. Was soll denn das?"

Auf dem HUD erschien das Bild eines Frachters im Zielfokus. Das Sprungtor lag etwa siebzig Grad von dem Frachter entfernt. Ein Click auf die ID des Zielobjekts brachte die Ansage: "Raumtor. Herzenslicht."

Durand Fisty stürmte auf die Brücke, gefolgt von Leo Danna. "Was geht hier vor?"

Ein Scannerspezialist meldete sich: "Totale Umstellung aller IDs. Freund-Feind-Erkennung umdefiniert. Die Verkehrsüberwachungs-KIs drehen durch."

"Navigation, auf Sicht durch das Tor fliegen. Senden Sie militärischen Override-Code." Fisty sah sich um. "Haben wir unser Zielobjekt noch im Bild?"

Ein anderer Scantech meldete sich: "Nur auf der Monitorverfolgung, allerdings mit Störungen von der Verkehrsüberwachung. Gegenwärtige ID ist ein Geier Tiefkühltransport."

Danna mischte sich ein: "Und unsere Überwachungssignale?"

"Nach wie vor aktiv und verwertbar. So mit die einzigen Signale, über die ich das noch sagen kann."

*****

"Colt 2 an Colt Papa und Tukan: Gesellschaft haben. Drei Sonstwas von Ekliptik."

Hwitnoarmanckimpeir schaltete zur Brücke der No Worries durch: "Skipper, unsere Eskorte meldet drei Kontakte."

"Bestätigt, Hwit. Wir haben die im Fokus. Tia, anvisieren!"

"Anvisiert, Skipper. Noch nicht in Feuerreichweite. Wie wäre es mit Drohnen?"

"Negativ, Tia. Die Freund-Feind-Einstellungen sind hinüber. Die könnten genauso auf uns schießen."

Mac, der Tontechniker des GalNet-Teams, mischte sich ein: "Wir haben immer noch zwei Aufzeichnungsdrohnen draußen, die auch noch auf meine Befehle ansprechen. Allzulange machen die es nicht mehr."

Samita tauschte einen Blick mit Tego aus, der immer noch als Aufnahmeleiter fungierte. "Mac, schick sie den Kontakten auf den Hals. So kriegen wir wenigstens eine optische ID."

"Gebongt, Chefin."

Aldun Selek meldete sich zurück: "Die Kontakte reagieren auf die Drohnen und drehen etwas ab. Wir erreichen das Tor in drei Mizuras, wenn die keine Schildkiller tragen, sollten wir hier ohne weitere Kratzer rauskommen."

"Tukan-Pilot, du können einfärben Triebwerkgase?" Seava hatte sich einen Weg überlegt, wie zumindest die freundlichen Einheiten erkennbar blieben.

"Gute Idee, Split-Freund. Fea, haben wir das Nötige an Bord?"

"Können einspritzen Natriumsalz, geben orange Flamme."

"Ok. Erklär Trasulias, wo und wie."

*****

Tupmanckellot verstand die Welt nicht mehr. Seine eigenen Eskorten waren unkenntlich geworden, und auch alle anderen Schiffe zeigten ein unheiliges Pandämonium an Identifikationssignalen, die zu allem Überfluss auch noch wild hin- und herwechselten.

Etwa die Hälfte aller Frachter setzte ihren Weg ungerührt unter Autopilot oder SINZA fort. Der Rest trug zum allgemeinen Chaos bei, indem die Piloten versuchten, sich vor den vielen feindlich erscheinenden Kontakten mit Kampfdrohnen zu schützen. Nicht selten wurden sie von den eigenen Kampfdrohnen umgehend angegriffen. Die besonneneren Piloten versuchten, die Schiffe in ihrer Umgebung über Funk von ihrer wahren Identität zu überzeugen, was zu einer Überlastung der Kommunikationskanäle führte.

Die Gruppenkanäle seiner Geleitjäger waren noch offen. "An alle Piloten: Rendezvous bei den Koordinaten 14/8/-18!"

Auch in der Liste der firmeneigenen Schiffe, die seit dem letzten Generalupdate der Verwaltungssoftware keine Schiffs-IDs mehr enthielt, waren alle Geleitjäger noch klar identifizierbar.

"Alle Piloten: Identifiziert unsere ID über die Firmenliste, und erzeugt dort eine Zielerfassung. Anschließend dockt mit dem Landecomputer an."

*****

Die No Worries und die beiden Geleitjäger erreichten das Osttor mit strahlend orange-gefärbten Triebwerksgasen. Aldun Selek und die beiden Split-Piloten durchflogen das Tor manuell und unter Missachtung der Einflugvektoren.

Nach dem Austritt aus dem Ereignishorizont übertrugen die Transponder wieder die ordnungsgemäßen Identitätscodes. Soweit die Schiffe scannen konnten, waren nur neutrale Schiffe unterwegs. Der kleine Verband mit den markanten Abgasen nahm Kurs auf die Teladi-Handelsstation.

"Tia, auf die Brücke. Fea, bereite bitte einen Datentransfer zum Besprechungsraum vor. Mac, ich muss Sie bitten, mich zum Besprechungsraum zu begleiten, sobald meine Ablösung eingetroffen ist. Hwit, nichts anfangen lassen, bevor ich unten bin. Tras, bitte in die Kombüse, wir werden Snacks brauchen." Aldun Selek bemühte sich, den Zirkus auf seinem Schiff in geordnete Bahnen zu lenken.

Tia sprang die Treppe zum Brückendeck hinauf. "Irgendwas zu beachten, Skipper?"

"Bring uns einfach in die Teladi-Handelsstation. Sicherheitsstufe gelb, ok?"

Gelb bedeutete volle Videoüberwachung, und Kampfbereitschaft für Tia. "Geht klar. Zieh dir auch was an. Immerhin haben wir Gefangene und bewaffnete Gäste an Bord."

"Mach ich. Glücklicherweise hat das GalNet-Team gerade eigene Security dabei."

"Paragraph 14b der AGB, ich weiß. Was meinst du, warum ich noch so ruhig bin?"

Paragraph 14 befasste sich mit der Bewachung der Passagiere der No Worries. Im allgemeinen Fall war Tia als Sicherheitsbeauftragte für den Schutz der Passagiere vor Auseinandersetzungen verantwortlich, aber die Anwesenheit Dritter mit Security-Aufgaben übergab diesen die Verantwortung. Tia fragte sich, ob das GalNet-Team darüber wirklich glücklich war, aber bisher hatten die Split sich diszipliniert und professionell verhalten.

Aldun Selek deutete dem Tontechniker des GalNet-Teams, der jetzt keine Aufnahmedrohnen mehr zu betreuen hatte, den Weg zum Besprechungsraum, während er das Brückenschott auf biometrische und Code-Authentifizierung schaltete. Auf halber Höhe der Treppe zwischen Brückendeck und Hauptdeck hielt er beim Waffenschank an, der genauso codiert war, und entnahm ihm eine Kampfweste und eine kombinierte Projektil- und Schockwaffe samt Schulterhalfter.

An der Kombüse machte er kurz halt und übernahm den ersten Servierschweber, den Trasulias mit geeigneten Snacks vorbereitet hatte. "Tras, Sicherheitsstufe gelb. Zieh dir was an, bevor du nachkommst."

Er schob den Schweber an den Kabinen der GalNet-Leute vorbei in den Besprechungsraum.

Hwitnoarmanckimpeir hatte neben dem Zugang zu den Passagierquartieren Position bezogen. In ihrem gepanzerten Raumanzug mit dem PBK-Karabiner in Bereitschaft bot sie auc mit geöffnetem Helmvisier einen ausreichend bedrohlichen Eindruck. Die beiden Split in ihren Raumkampfrüstungen - ebenfalls mit geöffneten Visieren - sahen aber kein bisschen weniger bedrohlich aus, obwohl sie keine sichtbaren Feuerwaffen bei sich hatten.

Das GalNet-Team hatte sich auch noch nicht von seinen Raumanzügen getrennt. In ihrem Fall lag das weniger an Überlegungen zu ihrer persönlichen Sicherheit, sondern mehr daran, dass sie eifrig das Bild- und Datenmaterial der Ereignisse in Aladnas Hügel zusammentrugen.

In dem Korridor zum Frachtabteil - jedenfalls in der derzeitigen Konfiguration des Tukans - stand Fea r'Rttg, ebenfalls im gepanzerten Raumanzug, neben einem weiteren Split in Kampfrüstung, dieser aber mit einem Fangnetzwerfer in Bereitschaft.

"Ladies, Gentlemen und Fremdwesen, ich bitte Sie noch um einen Augenblick Geduld, bevor wir uns gemeinsam der Ereignisse annehmen. Bedienen Sie sich in der Zwischenzeit bei dieser Auswahl an Snacks und Erfrischungen." Ein - etwas verspäteter - prüfender Blick ergab, dass Trasulias an alle vertretenen Rassen gedacht hatte.

Selek drängelte sich so höflich wie möglich zum Frachtraum durch. "Seava r'Sclt, Sie können Ihren Mann aus der Schleuse mit in die Besprechung rufen, wenn Sie Ihre schweren Waffen in einem geschlossenen Frachtcontainer mitnehmen. Ich kümmere mich noch um die Gefangenen."

"Ich dich begleiten, Tukan-Pilot. Gefangene meiner Verantwortung unterstehen."

Paragraph 29 der AGB, lizensierte Polizeiaktionen an Bord, dachte Aldun Selek. "Sie verstehen, dass ich die Übernahme der Gefangenen quittieren muss?"

"Natürlich. Alle Ts gestrichen und Is gepunktet machen." Seava betätigte eine Außentasche seiner Kampfrüstung. "Hier Lizenz und Standardunterlagen."

"Gut. Unsere Rechtsabteilung bringt noch die Formulare für die beschlagnahmten Beweismittel - andernfalls läuft das Zeug ja als Kontrabande. - Tras, wir brauchen noch den Ordner 29 mit den Polizeiunterlagen. Dringend!"

"Kommt sssofort, Ssskipper!"

Selek marschierte weiter zu seinem Mechaniker. "Wie sieht es hier aus, Fea?"

"Haben fünf Echsen in Netzen und Schaum. Raumanzüge an Schiffslebenserhaltung angeschlossen, Kabine unter Schutzgas gesetzt, Schutzgasschleuse installiert. Soweit klar sein."

"Gut. Wie macht sich die Kontrollbrücke?"

"1A gemacht, Skipper. Kompletten Datensatz haben. Genug Stoff für lange Analysen."

"Prima. Geh schon mal vor in den Besprechungsraum, ich regele die Dinge hier. Schick Trasulias nach, wenn sie aus der Kombüse kommt."

"Machen werden."

*****

Bei der Ankunft im Sektor Herzenslicht flackerte der Transpondercode der "Alphonsius Rockfellow" kurzzeitig auf die mit ATL beginnende normale Bezeichnung, blieb aber kaum lange genug darauf stehen. Der Waffenschmuggler am Rande der Scannerreichweite, der von zwei Aufklärern des Zoll beschossen wurde, wandelte wie alle anderen Schiffe in Scannerreichweite seine Identität. Viel nützte ihm das nicht, als ein Stoß Feuerfalter-Raketen ohne Rücksicht auf ID oder Kursänderungen in seine Flanke rasten und ihn zerrissen.

Flaggkapitän Pico Terrell hatte gerade die operative Brücke der HL Hard Place von seinem zweiten Offizier übernommen, als die Welle von ID-Änderungen sich vom Nordtor aus ausbreitete.

"Scan, was passiert da?"

"Kompletter Ausfall der Transponder im System. Unsere eigenen Gruppen sind auch betroffen."

"Brücke an Flight Control: Habt ihr unsere Vögel noch?"

"Hier Flight Control. Bekommen weiterhin Telemetrie, aber die Transponder-IDs sind hinüber. Freund-Feind-Einstellungen zweifelhaft. Sieht nach einem großflächigen elektronischen Angriff aus!"

Terell wandte sich an den taktischen Offizier: "Ops, Meldung an Flagg-Brücke. Benötigen systemweite Befehle."

Noch während Ops bestätigte, meldete sich die Kommunikation. "Käptn, Prioritätsmeldung von der Alphonsius Rockwell, Code des Geheimdienst: Elektronische Ausfälle in Aladnas Hügel, anscheinend ausgelöst durch ein Scharmützel zwischen privatisierenden Split und Paraniden. Erbitten sofortige Konferenz mit dem Kommodore."

"Wecken Sie die Flaggbrücke, Comm. Ops, Alarmzustand. Systemweiter DefCon2."

*****

An Bord seines Herkules hatte Tupmanckellot seine Piloten in der taktischen Zentrale versammelt. Der Stationstransporter hatte eine Parkposition abseits der Hauptrouten in Aladnas Hügel bezogen.

Im System spielten die Transponder-IDs immer noch verrückt. Allein die Asteroiden boten noch ihre normalen Kennungen und Positionen an.

"Wir werden diesen Aufbau-Einsatz nicht im kalkulierten Zeitrahmen durchführen können," bemerkte der Pilot des Transporters.

"Korrekt, aber dafür haben wir wertvolle Daten für den Versicherungsfall aufnehmen können," antwortete Tupmanckellot. "Irgendwas oder irgendjemand hat hier einen Transpondervirus verbreitet. Unsere Analytiker gehen die Aufzeichnungen durch. Möglicherweise hängt das mit dem Raketenabschuss zusammen."

"Die Station wurde von Xenon zerstört. Wir konnten hier keine Xenon orten."

"Das ist richtig. Aber schließt das die Möglichkeit aus, dass die Maschinenintelligenzen hier eine Saat ausgestreut haben, die bei unserer Konfrontation mit dem Split aufging? Immerhin kam der Split von der zerstörten Station."

"Ihr meint ein Maja-Haus, das einen Baka verbirgt?"

"Genau. Das, was die unheiligen Argonen als einen Trojaner bezeichnen. Ein subversives Signal, das anderen Infektionen den Weg weist."

"Das wäre eine neue Stoßrichtung für die Maschinen."

"Nichtsdestoweniger müssen wir dieser Sache nachgehen. Und einen Kurier ins Imperium schicken."

"Mit der derzeitigen korrumpierten Transponder-ID?"

"Uns bleibt kaum etwas anderes übrig. Wir selbst werden diese Benachrichtigung übernehmen, durch die ehemaligen Xenonsektoren. In Priesters Gnade sollten die Betreiber des Kommunikationszentrums in der Lage sein, aus unseren Daten die Wahrheit zu extrahieren."

Sammy88
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Post by Sammy88 » Mon, 28. Apr 08, 09:54

Drei Sonstwas von Ekliptik.
Herrlich! :D
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Highlanderhgn732
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Post by Highlanderhgn732 » Mon, 28. Apr 08, 12:12

Klasse!! :D :D

Weiter so :lol:
sic semper tyrannis

AP Nova
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Post by AP Nova » Mon, 28. Apr 08, 14:30

Gut!

ABER:
"Natürlich. Alle Ts gestrichen und Is gepunktet machen."
Neojapanisch... mehr muss ich wohl nicht sagen.

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